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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Anzeigevorrichtung eines Kraftfahrzeugs in Abhängigkeit von einer Geschwindigkeitsänderung des Kraftfahrzeugs. Unter einer Anzeigevorrichtung wird dabei ein Gerät, eine Gerätekomponente oder eine Gerätegruppe verstanden, die zum Anzeigen von Bildinhalten eingerichtet ist. Die Erfindung betrifft ebenfalls eine Steuereinrichtung, die dazu ausgestaltet und eingerichtet ist, eine Ausführungsform des Verfahrens durchzuführen, eine Anzeigevorrichtung mit einer solchen Steuereinrichtung und ein Kraftfahrzeug mit einer solchen Steuereinrichtung.
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Ein Problem beim Autofahren, insbesondere beim hochautomatisierten und vollautonomen Fahren, ist Reisekrankheit (Kinetose, „Motion Thickness“). Dem Insassen wird dabei übel und unter Umständen muss die Fahrt abgebrochen werden. Reisekrankheit kann entstehen, wenn die Sinnesorgane widersprüchliche Informationen zur räumlichen Lage und Bewegung des Körpers liefern. Man geht davon aus, dass andauernde Widersprüche zwischen der so erfahrenen Bewegung und Lage des Eigenkörpers ein Fehlersignal im Hirnstamm auslösen. Das Gehirn kann sich jedoch adaptieren, denn nach zwei bis drei Tagen lassen die Symptome bei den meisten Menschen nach. Bei Autofahrten jedoch, die in der Regel weniger als eine Stunde oder nur einige Stunden lang sind, ist diese Reisezeit zu kurz, dass sich das Gehirn adaptieren könnte.
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Bekannt ist eine Brille gegen Reisekrankheit, in der sich eine Flüssigkeit in Ringen vor den Augen (entlang der Frontalachse, rechts/links) und seitlich der Augen (Sagittalachse, vor/zurück) bewegt. Die Brille erzeugt dadurch einen künstlichen Horizont, der dem Konflikt der Sinnesorgane entgegenwirkt. Diese Brille („SEETROEN“, https://www.citroen.de/citroenmarkenwelt/aktuelles-und-events/seetroen-erste-brille-gegenreisekrankheit.html) beinhaltet also eine Flüssigkeit, die einen natürlichen Horizont repräsentiert, an dem sich der Benutzer orientieren kann. Bei mehreren Insassen im Kraftfahrzeug müssen im Kraftfahrzeug jedoch auch mehrere Brillen mittransportiert werden. Bewegt der Benutzer der Brille in einem Kraftfahrzeug jedoch seinen Kopf und das Kraftfahrzeug rollt, nickt oder giert gleichzeitig, können die Rezeptoren weiterhin widersprüchliche Signale senden.
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Weiterhin sind fahrwerkseitige Maßnahmen bekannt, die zum Beispiel das Wankverhalten des Fahrzeugs beeinflussen und abschwächen. Diese Maßnahmen sind aber nur bedingt wirksam.
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Das Lösen der Kinetose-Problematik ist ein wichtiges Ziel zum Einführen vollautonomen (automatisierten) Fahrens.
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Die
DE 101 56 219 C1 beschreibt ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Reduzierung des Kinetose-Effekts bei Passagieren von Verkehrs- und Transportmitteln.
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Die
DE 201 16 469 U1 beschreibt ein System zur Unterdrückung der Reisekrankheit im Fahrzeug mit mindestens einem Sensor zur Erfassung der Fahrzeugbeschleunigung und/oder der Fahrzeuggeschwindigkeit und/oder eines Fahrzeugabstands; mindestens einer Steuereinrichtung; mindestens einer im Fahrzeug vorhandenen Anzeigevorrichtung, wobei die Steuereinrichtung aus den Informationen des Sensors beziehungsweise der Sensoren die Fahrsituation errechnet und wobei die Anzeigevorrichtung zur Darstellung der Fahrsituation vorgesehen ist.
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Die
DE 10 2014 112 077 A1 beschreibt ein Verfahren zum Bereitstellen einer Orientierungshilfe für einen Fahrgast in einem Rücksitzbereich eines Kraftfahrzeugs, um eine Reisekrankheit des Fahrgasts zu lindern.
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Die
WO 2017/195200 A2 beschreibt ein System zur Verhinderung von Reisekrankheit bei mindestens einem Passagier in einem fahrenden Fahrzeug, umfassend mindestens einen Flüssigkristallfilm; mindestens eine Leistungsdimmervorrichtung, die den mindestens einen Flüssigkristallfilm mit Wechselstrom versorgt; mindestens einen Sensor, der die Bewegung des Fahrzeugs erfasst; und mindestens ein nicht vorübergehendes computerlesbares Medium zum Erzeugen eines Signals zum Aktivieren und Deaktivieren des mindestens einen Flüssigkristallfilms in einer bestimmten Frequenz mittels der mindestens einen Leistungsdimmervorrichtung, wobei das Aktivieren und Deaktivieren des mindestens einen Flüssigkristallfilms in Form von visuellen Hinweisen erfolgt, die direkt durch bewegungssensorische Eingaben koordiniert sind, die von dem mindestens einen Sensor bereitgestellt werden.
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Die
DE 10 2018 216 409 A1 beschreibt ein Verfahren für eine kinetosevermeidende Darstellung einer virtuellen Flüssigkeit in einem Fortbewegungsmittel umfassend die Schritte: Ermitteln einer Lage und/oder einer Beschleunigung des Fortbewegungsmittels mittels einer Sensorik des Fortbewegungsmittels, Erzeugen einer ersten Bewegbildsequenz der virtuellen Flüssigkeit in Abhängigkeit der Lage und/oder der Beschleunigung des Fortbewegungsmittels, und Anzeigen der ersten Bewegtbildsequenz in einem ersten Display im Fortbewegungsmittel.
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Die aus dem Stand der Technik beschriebenen Lösungen sehen eine Horizontdarstellung direkt in Blickrichtung vor, also entlang einer Frontachse.
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Beim vollautonomen Fahren kann es jedoch wünschenswert sein, dass der Fahrgast oder die Fahrgäste die Reisezeit mit einer anderen Aktivität verbinden, zum Beispiel einen Film auf einem Bildschirm des Kraftfahrzeugs anschauen. Ein Gerät oder Hilfsmittel, das man aufsetzen muss, kann dabei hinderlich sein. Ist beim vollautonomen Fahren zum Beispiel das Kraftfahrzeuginnere abgedunkelt und/oder sind die Scheiben lichtundurchlässig, so kann eine noch effizientere Methode zum Vorbeugen einer Reisekrankheit wünschenswert sein.
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Eine der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe ist das Erhöhen einer Effizienz beim Vorbeugen der Reisekrankheit.
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Die gestellte Aufgabe wird durch das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäßen Vorrichtungen gemäß der nebengeordneten Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind durch die Unteransprüche gegeben.
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Bei einem Fahrzeug, dass aufgrund seiner Fahrwerks wenig zur Neigung oder Rollen zulässt, kann es trotzdem zu Übelkeit kommen. Die Erfindung basiert auf der Idee, durch eine Anzeigevorrichtung eines Kraftfahrzeugs einen künstlichen Horizont, der einem Insassen eine Orientierungshilfe gibt, in einem äußeren Gesichtsfeld bereitzustellen, also seitlich der Augen an einer Sagittalachse, beispielsweise auf den Seitenscheiben oder in der Türverkleidung des Kraftfahrzeugs. Der künstliche Horizont wird damit im äußeren peripheren Gesichtsfeld angezeigt. Durch Einbeziehung der Beschleunigung oder Verzögerung in die Berechnung der Horizontdarstellung wird die Wirkung des Systems verbessert. Primär werden unterbewusst eine Beschleunigung oder Verzögerungsinformation und optional ein Nickverhalten des Fahrzeugs passend zu den Beschleunigungsrezeptoren im Innenohr dargestellt. Zusammen mit den Informationen aus dem direkten Blickfeld werden optional alle Beschleunigungsinformationen auch in drei Dimensionen optisch zur Verfügung gestellt, was der Realität und der Wahrnehmung der Rezeptoren im Innenohr entspricht. Dieser Vorteil ergibt sich insbesondere in der Kombination der Darstellung eines Horizonts im äußeren Gesichtsfeld zusätzlich zu der Darstellung eines künstlichen Horizonts in Blickrichtung, also vor den Augen des Insassen. Insbesondere eine solche gesamthafte Darstellung reduziert die Ursachen, die zur Reisekrankheit führen, oder kann sogar der Reisekrankheit gänzlich vorbeugen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betreiben einer Anzeigevorrichtung eines Kraftfahrzeugs kann auch als computerimplementiertes Verfahren zum Betreiben der Anzeigevorrichtung bezeichnet werden. Die Anzeigevorrichtung kann vorzugsweise einen Bildschirm eines Kombiinstruments umfassen, insbesondere einen oder mehrere Bildschirme in einer oder mehreren Seitenscheiben und/oder in einer oder mehreren Türverkleidungen.
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Das Verfahren wird durch eine Steuereinrichtung durchgeführt, also durch ein Gerät, eine Gerätekomponente oder eine Gerätegruppe zum Empfangen und Auswerten von Signalen, sowie zum Erzeugen von Steuersignalen. Die Steuereinrichtung kann vorzugsweise eine Steuereinrichtung des Kraftfahrzeugs sein, zum Beispiel ein Steuergerät des Kraftfahrzeugs.
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Die Steuereinrichtung führt ein Feststellen einer Geschwindigkeitsänderung des Kraftfahrzeugs in einer Längsrichtung des Kraftfahrzeugs durch. Mit anderen Worten kann die Steuereinrichtung zum Beispiel eine Beschleunigung oder eine negative Beschleunigung, das heißt insbesondere eine Bremsverzögerung, des Kraftfahrzeugs feststellen.
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Durch die Steuereinrichtung erfolgt erfindungsgemäß ein Ermitteln eines Verlaufs einer lateralen Horizontlinie, die die festgestellte Geschwindigkeitsänderung repräsentiert und entlang einer lateralen Kraftfahrzeugseite verläuft. Eine laterale Kraftfahrzeugseite ist dabei eine seitliche Kraftfahrzeugseite, also eine Seite, die lateral zu einer Kraftfahrzeugfront und einem Kraftfahrzeugheck ist. Die Kraftfahrzeugseite umfasst, mit anderen Worten, eine laterale, also seitliche Wandung des Kraftfahrzeugs. Die laterale, ermittelte Horizontlinie verläuft, mit anderen Worten, in einer Sagittalebene des Kraftfahrzeugs, in der die Längsachse des Kraftfahrzeugs verläuft, oder parallel dazu. Die laterale Kraftfahrzeugseite kann vorzugsweise eine Kraftfahrzeugseite sein, in der die Türen angebracht sind.
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Es erfolgt ein Bereitstellen eines Bilds mindestens eines lateralen Horizonts, der die ermittelte laterale Horizontlinie repräsentiert. Es wird also die Geschwindigkeitsänderung und damit eine Verschiebung eines natürlichen Horizonts verbildlicht. Der bereitgestellte, laterale Horizont steht dabei in Bezug auf die Orientierung des Kraftfahrzeugs.
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Durch die Steuereinrichtung erfolgt ein Ausgeben des bereitgestellten Bilds der ermittelten lateralen Horizontlinie auf einem Bildschirm der Anzeigevorrichtung, der entlang einer Längsachse des Kraftfahrzeugs und/oder entlang einer lateralen Kraftfahrzeugseite angeordnet ist. Vorzugsweise kann der Bildschirm in einer laterale Kraftfahrzeugscheibe integriert sein oder in eine Türverkleidung, oder als laterale Kraftfahrzeugscheibe ausgestaltet sein.
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Es ergeben sich die oben genannten Vorteile. Den Insassen wird ein künstlicher Horizont im äußeren peripheren Gesichtsfeld dargestellt. Den Insassen wird nicht mehr so schnell oder überhaupt gar nicht übel. Durch die genannten Vorteile wird auch eine Akzeptanz insbesondere von autonom fahrenden Kraftfahrzeugen erhöht.
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Sitzt nur eine Person im Kraftfahrzeug, kann es sinnvoll sein, dass das bereitgestellte Bild eine laterale Horizontlinie beschreibt. Dies wirkt auf den Fahrer sehr authentisch. Bei einer Mehrzahl an Passagieren ist es jedoch vorteilhafter, wenn auf einem Bildschirm ein segmentierter Horizont angezeigt wird, also ein Bild ausgegeben wird, das mehrere Horizonte bzw. Horizontlinien beschreibt, vorzugsweise zwei. Jeder Insasse schaut dann also auf seinen eigenen künstlichen Horizont. Bei einer starken Geschwindigkeitsänderung des Kraftfahrzeugs kann die Geschwindigkeitsänderung besser wahrgenommen werden, da der schmalere, insassenspezifische Horizont besser in seiner gesamten Ausdehnung sichtbar ist und damit die Geschwindigkeitsänderung deutlicher veranschaulichen kann. Hierzu führt die Steuereinrichtung ein Feststellen einer aktuellen Anzahl an nebeneinander sitzenden Insassen auf einer Sitzbank des Kraftfahrzeugs durch, wobei das bereitgestellte Bild eine entsprechende Anzahl an nebeneinander liegenden ermittelten Horizontlinien beschreibt, vorzugsweise also eine gleiche Anzahl an nebeneinander liegenden ermittelten Horizontlinien.
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Mit anderen Worten wird die Horizontdarstellung in mehrere Segmente unterteilt. Dies hat Vorteile bezüglich der Wirksamkeit der Funktion zu dem Insassen und bietet eine Reduktion von Einschränkungen bezüglich der Durchsicht, falls der Bildschirm zum Beispiel an oder in einer Kraftfahrzeugscheibe angeordnet ist.
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Vorzugsweise kann der ermittelte Verlauf der lateralen Horizontlinie eine durch die festgestellte Geschwindigkeitsänderung bewegte (virtuelle) Flüssigkeit repräsentiert, und/oder als Parabel oder Hyperbel ausgestaltet sein. Mit anderen Worten kann der ermittelte Verlauf der lateralen Horizontlinie eine Flüssigkeitsbewegung repräsentieren, und/oder als Parabel oder Hyperbel ausgestaltet sein. Bei einer Ausgestaltung als Parabel kann die ermittelte Horizontlinie zum Beispiel als „Berg“ einer durch die Geschwindigkeit aufgestauten virtuellen Flüssigkeit erscheinen. Diese Ausgestaltungen repräsentieren die Geschwindigkeitsänderung besonders anschaulich und unterstützen deswegen den Insassen des Kraftfahrzeugs bei der Wahrnehmung und Zuordnung der Geschwindigkeitsänderung besonders gut.
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Bei einer Kombination der Darstellung eines künstlichen Horizonts im äußeren Gesichtsfeld zusätzlich zu einem künstlichen Horizont, der direkt in der Blickrichtung liegt, ergibt sich synergistisch, dass alle Beschleunigungsinformationen in drei Dimensionen optisch zur Verfügung gestellt werden, was der Realität und der Wahrnehmung der Rezeptoren im Innenohr entspricht. Die bereits genannten Vorteile werden synergistisch verstärkt und der Reisekrankheit wird nicht nur additiv, sondern synergistisch vorgebeugt.
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Gemäß einer Ausführungsform des Verfahrens kann die Steuereinrichtung ein Ermitteln einer apikalen Horizontlinie durchführen, die die festgestellte Geschwindigkeitsänderung repräsentiert und entlang einer Kraftfahrzeugfront und/oder Kraftfahrzeugrückseite verläuft; also eine Horizontlinie, die frontal vor dem Kraftfahrzeug (beziehungsweise frontal vor dem Insassen) verläuft. Mit anderen Worten verläuft die ermittelte apikale Horizontlinie auf oder parallelen zu einer Frontalebene des Kraftfahrzeugs, die im Folgenden auch als Kraftfahrzeugquerebene bezeichnet wird, in der die Querachse des Kraftfahrzeugs verläuft. Durch die Steuereinrichtung kann dann ein Bereitstellen eines Bilds der ermittelten apikalen Horizontlinie erfolgen. Das bereitgestellte Bild kann dann durch einen an der Kraftfahrzeugquerebene angeordneten Bildschirm ausgegeben werden, zum Beispiel einem Bildschirm, der in eine Windschutzscheibe, eine Rückscheibe oder in ein Armaturenbrett integriert sein kann, oder der als Windschutzscheibe oder Rückscheibe ausgestaltet sein kann.
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In einer Weiterbildung hierzu kann die Steuereinrichtung ein Feststellen eines Rollens des Kraftfahrzeugs, insbesondere eines Rollwinkels, um eine vorgegebene Rollachse durchführen. Zum Beispiel kann dies durch Auswerten von Sensorsignalen aus entsprechenden Sensoren erfolgen, die im Kraftfahrzeug zum Beispiel im Rahmen einer Fahrwerkstabilisierung bereits verortet sein können. Gemäß dieser Ausführungsform kann das Ermitteln des Verlaufs der apikalen Horizontlinie anhand des festgestellten Rollens erfolgen, wobei die apikale Horizontlinie das festgestellte Rollen repräsentieren kann.
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Mit anderen Worten kann die apikale Horizontlinie zusätzlich entsprechend das festgestellte Rollen repräsentieren, insbesondere einen optional festgestellten Rollwinkel.
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Optional kann die Steuereinrichtung ein Feststellen einer Neigung des Kraftfahrzeugs um eine vorgegebene Nickachse durchführen, die quer zu einer Längsachse des Kraftfahrzeugs verläuft. Das Ermitteln des Verlaufs der lateralen Horizontlinie kann dann zusätzlich anhand der festgestellten Neigung erfolgen, wobei die ermittelte laterale Horizontlinie die festgestellte Neigung repräsentieren kann. Hierdurch werden die bereits genannten Vorteile verstärkt, denn eine Neigung kann häufig durch die Beschleunigung einhergehen und wird vom Gleichgewichtssinn des Insassen wahrgenommen.
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Der Bezug oder die Referenz beim Feststellen der Neigung kann dabei insbesondere eine vorgegebene Horizontalebene sein, die zum Beispiel eine geografische oder geodätische Horizontalebene sein kann, also eine Niveaufläche; oder eine Ausgangsebene einer vorangegangenen Position des Kraftfahrzeugs. Im ersten Fall kann dabei ein Bergab- oder Bergauffahren des Kraftfahrzeugs festgestellt werden, im zweiten Fall ein Nicken des Kraftfahrzeugs um eine Querachse des Kraftfahrzeugs, wobei im zweiten Fall die Querachse des Fahrzeugs die Nickachse ist.
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Optional kann zusätzlich ein Feststellen des Nickwinkels des Kraftfahrzeugs um die vorgegebene Nickachse erfolgen, zum Beispiel anhand der festgestellten Neigung. Der Nickwinkel beschreibt die Neigung des Kraftfahrzeugs um die vorgegebene Nickachse, zum Beispiel in Bezug auf die vorgegebene Horizontalebene. Damit kann also festgestellt werden, inwieweit eine Längsausrichtung des Kraftfahrzeugs von einem Verlauf der beispielhaften vorgegebenen Horizontalebene als Referenzebene oder Bezugsebene geneigt ist.
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Die Neigung kann gemäß einer anderen Weiterbildung ein Bergauf- oder Bergabfahren des Kraftfahrzeugs repräsentieren. Hierzu kann durch die Steuereinrichtung ein Feststellen einer geografischen oder geodätischen Horizontalebene erfolgen, wobei die geodätische oder geografische Horizontalebene steigungslos und auf gleichbleibendem Normalhöhennull verläuft. Dann kann das Vorgeben der festgestellten geodätischen oder geografischen Horizontalebene als Bezugsebene für das Feststellen der Neigung erfolgen, optional auch als Bezugsebene zum Feststellen des Nickwinkels. Mit anderen Worten ist dann die vorgegebene Horizontalebene die festgestellte geodätische oder geografische Horizontalebene. Eine geografische oder geodätische Horizontalebene wird auch als Niveaufläche bezeichnet, also eine Äquipotentialfläche des Schwerepotentials. Eine Niveaufläche ist annähernd parallel zum Meeresspiegel und ist senkrecht auf die örtliche Lotrichtung, also auf die Lotrichtung des aktuellen Standorts oder der aktuellen Position des Kraftfahrzeugs.
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In dieser Weiterbildung kann dann die durch Steuereinrichtung ein Vorgeben einer durch die festgestellte Horizontalebene verlaufende Nickachse erfolgen. Die Nickachse ist dann ein natürlicher Horizont oder parallel dazu. In einem zum Beispiel ein autonom fahrenden Kraftfahrzeug das vollständig abgedunkelt ist und/oder dessen Kraftfahrzeugscheiben alle blickdicht sind, führt ein Bergab- und Bergauffahren deutlich weniger wahrscheinlich zu einer Reisekrankheit.
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Optional kann zusätzlich durch die Steuereinrichtung ein Vorgeben einer durch die festgestellte geodätische oder geografische Horizontalebene verlaufende Rollachse erfolgen. Die optionale Rollachse kann dann eine Longitude sein, also eine Achse parallel oder auf der Längsachse des Kraftfahrzeugs verlaufende Achse.
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Alternativ zum Ausgleich einer Bergab- oder Bergaufbewegung des Kraftfahrzeugs in Bezug auf eine geografische oder geodätische Horizontalebene kann durch das erfindungsgemäße Verfahren, gemäß einer anderen Variante, eine relative Neigung des Kraftfahrzeugs und damit eine Neigungsänderung des Kraftfahrzeugs durch den künstlichen Horizont repräsentiert werden. Hierzu kann die Steuereinrichtung ein Feststellen einer Ausgangsebene durchführen, in der das Kraftfahrzeug vor einer Neigungsänderung liegt, wobei beim Feststellen der Neigung zum Beispiel dabei die Neigungsänderung festgestellt werden kann. Beim Feststellen der Neigung kann also festgestellt werden, dass sich das Kraftfahrzeug um die vorgegebene Nickachse aus der Ausgangsebene hinausdreht oder hinausneigt. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, falls das Kraftfahrzeug schon länger bergab fährt, sich jedoch der Grad des Gefälles auf einmal ändert. Durch die Steuereinrichtung kann dann ein Vorgeben der festgestellten Ausgangsebene als Bezugsebene zum Feststellen der Neigung erfolgen. Mit anderen Worten kann die vorgegebene Horizontalebene dann die festgestellte Ausgangsebene sein. Als Nickachse kann die Nickachse des Kraftfahrzeugs, also eine Querachse des Kraftfahrzeugs, vorgegeben werden. Vorzugsweise kann zusätzlich ein Vorgeben der durch die festgestellte Ausgangsebene verlaufenden Rollachse erfolgen, die dann die Längsachse des Kraftfahrzeugs sein kann.
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Durch die Steuereinrichtung kann gemäß einer weiteren Ausführungsform ein Empfangen eines Sensorsignals aus einer Sensoreinrichtung des Kraftfahrzeugs erfolgen, das die Geschwindigkeitsänderung des Kraftfahrzeugsbeschreibt. Anhand des empfangenen Sensorsignals kann das Feststellen der Geschwindigkeitsänderung erfolgen.
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Optional kann das Ausgeben des bereitgestellten Bilds (oder der bereitgestellten Bilder) erfolgen, falls das Kraftfahrzeug in einem vollautonomen Fahrmodus betrieben wird. Idealerweise kann das Ausgeben des bereitgestellten Bilds (oder der bereitgestellten Bilder) nur dann erfolgen, falls das Kraftfahrzeug in einem vollautonomen Fahrmodus betrieben wird. In einem vollautonomen Fahrmodus ist das Verfahren besonders effizient und hilfreich. In einem vollautonomen Fahrmodus kann die Sicht nach draußen eingeschränkt sein, wenn zum Beispiel die Scheiben abgedunkelt sind oder großflächig als Bildschirm für zum Beispiel einen Film genutzt werden. Der Insasse kann sich dann weniger oder gar nicht an der Außenumgebung des Kraftfahrzeugs orientieren, wird durch gerade dann also besonders gut durch das erfindungsgemäße Verfahren unterstützt.
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Um einem weiteren Faktor der Reisekrankheit abzuschwächen oder sogar vorzubeugen, kann das Ausgeben des bereitgestellten Bilds (oder der bereitgestellten Bilder) erfolgen, falls eine aktuelle Geschwindigkeit und/oder die festgestellte Geschwindigkeitsänderung einen vorgegebenen Schwellenwert überschreitet. Vorzugsweise kann das Ausgeben des bereitgestellten Bilds oder der bereitgestellten Bilder nur dann erfolgen, falls der vorgegebene Schwellenwert überschritten wird.
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Ein Insasse des Kraftfahrzeugs kann sich im Kraftfahrzeug besonders gut fühlen, wenn der künstliche Horizont (oder die künstlichen Horizonte) einen besonderen Sinneseindruck gibt und die gefühlten Bewegungen mit der Umwelt verbindet. Hierzu kann das bereitgestellte Bild vorzugsweise eine Landschaft als Horizontlinie repräsentieren oder beschreiben, vorzugsweise kann das bereitgestellte Bild ein Bild einer aktuellen Umgebung des Kraftfahrzeugs sein und ein Bild mindestens einer Außenkamera des Kraftfahrzeugs.
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Eine insassenspezifische Nutzung mehrerer Bildschirme im Kraftfahrzeug wird ermöglicht, falls durch die Steuereinrichtung ein Feststellen einer aktuellen Anzahl an Insassen im Kraftfahrzeug erfolgt, ein Feststellen eines jeweiligen belegten Sitzplatzes, auf dem ein Insasse sitzt, und, anhand des jeweiligen festgestellten Sitzplatzes, ein Festlegen jeweils eines seitlich am jeweiligen festgestellten Sitzplatz angeordneten Bildschirms der Anzeigevorrichtung. Dabei kann jeder der festgelegten Bildschirme das bereitgestellte Bild ausgeben. Andere, nicht benutzte Bildschirme können für andere Zwecke benutzt werden, zum Beispiel zum Zeigen eines Films oder zum Darstellen von Informationen über die Fahrt, idealerweise in einem vollautonomen Fahrmodus.
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Für eine Feinjustierung der Horizontdarstellung kann die Steuereinrichtung optional ein Feststellen einer Position eines Kopfes und/oder einer Neigung eines Kopfes eines Insassen durchführen, und/oder eine Ausrichtung der Augen des Insassen. Dabei kann ein Verlauf der ermittelten Horizontlinie, insbesondere der lateralen Horizontlinie, die festgestellte Position des Kopfes und/oder die festgestellte Neigung des Kopfes und/oder die festgestellte Ausrichtung der Augen berücksichtigen.
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Die oben gestellte Aufgabe wird gelöst durch eine Steuereinrichtung, die dazu eingerichtet ist, ein Verfahren nach einer der oben beschriebenen Ausführungsformen durchzuführen. Die Steuereinrichtung kann dabei zum Beispiel als Steuergerät oder Steuerchip ausgestaltet sein. Vorzugsweise kann die Steuereinrichtung eine Prozessoreinrichtung aufweisen, also eine Gerätekomponente zur elektronischen Datenverarbeitung mit mindestens einem Mikrocontroller und/oder mindestens einem Mikroprozessor. Optional kann die Steuereinrichtung einen Datenspeicher aufweisen, auf dem ein Programmcode abgelegt sein kann, der, bei Ausführung durch die Prozessoreinrichtung, die Steuereinrichtung dazu veranlassen kann, eine der oben beschriebenen Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Verfahrens durchzuführen.
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Die oben gestellte Aufgabe wird gelöst durch ein Speichermedium, zum Beispiel eine Speicherkarte oder einen Speicherchip, der eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Steuereinrichtung aufweist. Es ergeben sich die genannten Vorteile.
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Die oben gestellte Aufgabe wird gelöst durch eine Anzeigevorrichtung, die eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Steuereinrichtung aufweist (und/oder eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Speichermediums). Auch hier ergeben sich die oben genannten Vorteile.
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Die oben gestellte Aufgabe wird gelöst durch ein Kraftfahrzeug mit einer Anzeigevorrichtung, wobei das Kraftfahrzeug eine Ausführungsform der erfindungsgemäßen Steuereinrichtung aufweist, und/oder eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Speichermediums. Es ergeben sich die oben genannten Vorteile.
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Insbesondere kann das Kraftfahrzeug eine Anzeigevorrichtung haben, die mindestens eine als Bildschirm ausgestaltete Kraftfahrzeugscheibe umfasst, insbesondere eine derart ausgestaltete Seitenscheibe.
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Das erfindungsgemäße Kraftfahrzeug ist bevorzugt als Kraftwagen, insbesondere als Personenkraftwagen oder Lastkraftwagen, oder als Personenbus oder Motorrad ausgestaltet.
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Zu der Erfindung gehören auch Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Vorrichtungen, die Merkmale aufweisen, wie sie bereits im Zusammenhang mit den Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens beschrieben worden sind. Aus diesem Grund sind die entsprechenden Weiterbildungen der erfindungsgemäßen Vorrichtungen hier nicht noch einmal beschrieben.
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Die Erfindung umfasst auch die Kombinationen der Merkmale der beschriebenen Ausführungsformen.
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Im Folgenden sind Ausführungsbeispiele der Erfindung beschrieben. Hierzu zeigt:
- 1 eine schematische Darstellung zu einem ersten Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen Vorrichtungen;
- 2 eine schematische Darstellung zu einem weiteren Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen Vorrichtungen; und
- 3 eine schematische Darstellung zu einem weiteren Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen Vorrichtungen.
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Bei den im Folgenden erläuterten Ausführungsbeispielen handelt es sich um bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung. Bei den Ausführungsbeispielen stellen die beschriebenen Komponenten der Ausführungsformen jeweils einzelne, unabhängig voneinander zu betrachtende Merkmale der Erfindung dar, welche die Erfindung jeweils auch unabhängig voneinander weiterbilden.
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Daher soll die Offenbarung auch andere als die dargestellten Kombinationen der Merkmale der Ausführungsformen umfassen. Des Weiteren sind die beschriebenen Ausführungsformen auch durch weitere der bereits beschriebenen Merkmale der Erfindung ergänzbar.
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In den Figuren bezeichnen gleiche Bezugszeichen jeweils funktionsgleiche Elemente.
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Die 1 veranschaulicht das Prinzip des erfindungsgemäßen Verfahrens und der erfindungsgemäßen Vorrichtungen anhand eines ersten Ausführungsbeispiels. Hierzu zeigt die 1 ein beispielhaftes Kraftfahrzeug 10, zum Beispiel einen Personenkraftwagen. Eine Anzeigevorrichtung 12 des Kraftfahrzeugs 10 kann vorzugsweise mehrere Bildschirme aufweisen, die vorzugsweise jeweils als Kraftfahrzeugscheibe 14 ausgestaltet sein können oder in die jeweilige Kraftfahrzeugscheibe 14 integriert sein können. Alternativ kann die Anzeigevorrichtung 12 zum Beispiel einen Projektor aufweisen, der ein Bild auf eine Projektionsfläche im Innenraum des Kraftfahrzeugs 10 werfen kann, vorzugsweise auf die seitlichen Scheiben 14, optional zusätzlich auf die Windschutzscheibe 14.
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Das Kraftfahrzeug 10 weist eine Steuereinrichtung 16 auf, die zum Beispiel als Steuergerät oder Steuerchip ausgestaltet sein und zum Beispiel eine Prozessoreinrichtung 18 und/oder einen Datenspeicher 20 aufweisen kann. Die Datenkommunikationsverbindungen 22 sind in der 1 als schwarze Verbindungslinien gezeigt und können zum Beispiel drahtgebundene Datenkommunikationsverbindungen 22 sein, zum Beispiel jeweils ein Datenbus des Kraftfahrzeugs 10, oder zum Beispiel eine gängige drahtlose Datenkommunikationsverbindung 22.
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Das Kraftfahrzeug 10 kann optional eine oder mehrere Außenkameras 24 aufweisen, die ein Bild der Umgebung des Kraftfahrzeugs 10, zum Beispiel einer Landschaft, aufnehmen können.
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Das Kraftfahrzeug 10 kann optional eine Sensoreinrichtung 28 aufweisen, die die Geschwindigkeitsänderung und optional ein Nicken des Kraftfahrzeugs erfassen kann, optional zusätzlich ein Rollen des Kraftfahrzeugs 10, und die zum Beispiel einen oder mehrere Sensoren aufweisen kann, die dem Fachmann aus dem Stand der Technik bekannt sind, zum Beispiel ein oder mehrere bekannte (Chassis-) Beschleunigungssensoren und/oder eine Fahrdynamikregelung (elektronisches Stabilitätsprogramm, „ESP“, „ESC“) verbaut werden. Optional kann die Sensoreinrichtung 28 einen oder mehrere Crashsensoren aufweisen.
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Im Beispiel der 1 kann die Steuereinrichtung 16 im Verfahrensschritt S1 eine starke Beschleunigung feststellen, zum Beispiel anhand eines entsprechenden Sensorsignals. Im Beispiel der 1 kann zum Beispiel eine Beschleunigung von über einem Meter pro Quadratsekunde oder zum Beispiel ein Überschreiten eines Schwellenwertes von einem Meter pro Quadratsekunde festgestellt werden (S1). Ein Insasse kann diese Beschleunigung zum Beispiel fühlen, jedoch anhand der Außenumgebung nicht sehen, weil die Seitenscheiben zum Beispiel opak eingestellt sein können.
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Die 1 zeigt zusätzlich eine Variante, in der das Kraftfahrzeug 10 optional durch die Beschleunigung bedingt zum Beispiel in einem Nickwinkel 26 um eine Nickachse N nicken und sich dabei zum Beispiel mit einer Kraftfahrzeugfront aus einer optional vorgegebenen Horizontalebene H nach unten drehen kann. In einem anderen Kraftfahrzeug 10, das aufgrund seiner Fahrwerks wenig Neigung und Rollen zulässt, kann nur die Geschwindigkeitsänderung festgestellt werden (S1).
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Die Horizontalebene H, also die optionale Referenzebene oder Bezugsebene zum Feststellen der Neigung und des Nickwinkels, kann zum Beispiel als Standardeinstellung vorgegeben sein. Ist die optionale vorgegebene Horizontalebene H eine Ausgangsebene, in der das Kraftfahrzeug zu einem ersten Zeitpunkt fährt, durch die Steuereinrichtung 16 eine Neigungsbewegung festgestellt werden (S16). Die Ausrichtung der Ausgangsebene und/oder das Drehen aus der Ausgangsebene hinaus kann zum Beispiel durch eine digitale Wasserwaage des Kraftfahrzeugs 10 festgestellt werden.
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Alternativ kann in einer weiteren Variante ein Bergab- oder Bergauffahren des Kraftfahrzeugs 10 durch den künstlichen Horizont repräsentiert werden, wobei die Horizontalebene H dann eine geodätische Horizontalebene, also eine Niveaufläche, sein kann.
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Das optionale Feststellen der Neigung des Kraftfahrzeugs 10 (Verfahrensschritt S16) kann beispielsweise mithilfe eines oder mehrerer zuvor genannten Crashsensoren oder Sensoren einer Fahrdynamikregelung erfolgen. Der Nickwinkel 26 um die vorgegebene Nickachse N kann optional durch die Sensoreinrichtung 28 ermittelt und nach dem Empfangen (S8) und Auslesen durch die Steuereinrichtung 12 festgestellt werden (S2). Alternativ kann der Nickwinkel 26 zum Beispiel anhand der festgestellten Neigung abgeleitet werden.
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Erfolgt das optionale Feststellen der Neigung (S16) (und optional das Feststellen des Nickwinkels (S2)) anhand einer vorgegebenen Horizontalebene H, kann diese zum Beispiel durch die Steuereinrichtung 12 festgestellt werden (S3), indem aktuelle Standortdaten, zum Beispiel GPS-Daten, ausgelesen werden. Diese Daten können analysiert und die Horizontalebene H kann als geodätische Horizontalebene festgestellt werden (S3). Alternativ kann die Horizontalebene H oder zum Beispiel als Ausgangsebene zu einem ersten Zeitpunkt festgestellt oder festgelegt werden (S4). Die festgestellte Horizontalebene H kann zum Beispiel durch ihre Koordinaten und ihre Erstreckung durch zum Beispiel Vektoren beschrieben und als Bezugsebene vorgegeben werden (S5). Anhand der Beschreibung der vorgegebenen Horizontalebene H kann dann die Nickachse N vorgegeben werden (S6), optional auch eine entsprechende Rollachse R (S7).
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Im Beispiel der 1 kann das Kraftfahrzeug 10 zum Beispiel ein Verlauf einer lateralen Horizontlinie ermittelt werden (S9), der die festgestellte Geschwindigkeitsänderung zum Beispiel als zusammengestauchte virtuelle Flüssigkeit repräsentiert, die entlang einer lateralen Kraftfahrzeugseite verläuft.
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Nickt das Kraftfahrzeug 10 mit einer Kraftfahrzeugfront optional zum Beispiel nach unten, kann der Verlauf einer lateralen Horizontlinie zum Beispiel auch den festgestellten Nickwinkel repräsentieren und damit zum Beispiel ein Gefälle/eine Steigung entsprechend dem Nickwinkel 26 haben kann, kann dann zum Beispiel virtuell von einem Kraftfahrzeugheck zu der Kraftfahrzeugfront um den Nickwinkel steigend bezüglich zum Beispiel der vorgegebenen Horizontalebene H verlaufen.
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Alternativ oder zusätzlich kann die virtuelle laterale Horizontlinie zu einer unteren Scheibenkante der Kraftfahrzeugscheibe 14 in Bezug stehen. Im Verfahrensschritt S10 kann die Steuereinrichtung 12 dann ein Bild 30 bereitstellen, das zum Beispiel auf die Kraftfahrzeugscheibenfläche der seitlichen Kraftfahrzeugscheibe 14 abgestimmt ist, und das Bild 30 kann derart in dem als Kraftfahrzeugscheibe 14 ausgestalteten, beispielhaften Bildschirm positioniert werden, dass das Bild 30 zum Beispiel die zusammengestauchte virtuelle Flüssigkeit verbildlicht. Das Bild 30 wird dann durch den Bildschirm an zum Beispiel der vorderen Kraftfahrzeugscheibe 14 ausgegeben (S11).
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Zusätzlich kann ein weiteres Bild 32 bereitgestellt werden (S13), dass die festgestellte Geschwindigkeitsänderung auf zum Beispiel der Windsschutzscheibe repräsentiert. Hierzu kann eine apikale Horizontlinie als zum Beispiel Parabel einer Kosinusfunktion die Geschwindigkeitsänderung repräsentieren. Hierzu kann die Steuereinrichtung 16 im optionalen Verfahrensschritt S14 zunächst eine entsprechende apikale Horizontlinie ermitteln (S9).
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Optional kann durch die Steuereinrichtung 16 zusätzlich ein Rollen festgestellt werden (S12), optional zusätzlich ein Rollwinkel, falls das Kraftfahrzeug 10 um seine Längsachse rollt. Ein das Rollen repräsentierendes weiteres Bild 32 kann optional bereitgestellt werden (S13), wobei das weitere Bild 32 eine apikale Horizontlinie repräsentieren kann, die, in Bezug auf die vorgegebene Horizontalebene H oder einen Rand einer Windschutzscheibe 34 den Rollwinkel repräsentieren kann (2). Beim Repräsentieren des Rollwinkels muss dabei der Rollwinkel nicht maßstabsgetreu wiedergegeben werden, sondern kann durch den in der 2 gezeigten rechts liegenden spitzen Winkel lediglich versinnbildlicht sein. Analoges gilt für die optionale Repräsentation des Nickwinkels 26.
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Die 3 veranschaulicht eine Variante, in der die Anzahl dargestellter Horizonte von einer Anzahl nebeneinander sitzender Personen abhängt, wobei unter „nebeneinander sitzend“ das Sitzen in einer Reihe entlang einer der vier Kraftfahrzeugseiten bedeutet. Mit anderen Worten sitzen zum Beispiel Beifahrer und Fahrer nebeneinander, jedoch auch der Beifahrer und der hinter dem Beifahrer sitzende Passagier. In zum Beispiel einem vollautonom fahrenden Kraftfahrzeug 10, das keinen Fahrer und damit kein Lenkrad mehr benötigt, können die Sitzbänke im Interieur anders gestaltet sein als in herkömmlichen Personenkraftwagen, zum Beispiel so, dass eine Sitzbank entlang der Seitenfenster oder einem einzigen langen Seitenfenster angeordnet sein kann.
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Zum Feststellen einer aktuellen Anzahl an nebeneinander sitzenden Insassen, und optional deren Positionen auf einer Sitzbank (S14), können zum Beispiel Signale aus Gewichtssensoren in der Sitzbank ausgewertet werden und/oder Kamerabilder von Innenraumkameras. Während die Windschutzscheibe 34 der 3 den segmentierten Horizont durch die beiden weiteren Bilder 32 darstellt, ist die 3 auch repräsentativ zum Veranschaulichen der Variante, in der die Kraftfahrzeugscheibe 14 zum Beispiel ein durchgängiges Seitenfenster sein kann.
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Optional kann die Steuereinrichtung 16 einen aktuellen Fahrmodus des Kraftfahrzeugs 10 feststellen (S15), wobei zum Beispiel vorgesehen sein kann, dass im Beispiel der 1 das Kraftfahrzeug 10 in einem vollautonomen Fahrmodus betrieben wird, und das Ausgeben des bereitgestellten Bilds 30, 32 zum Beispiel nur nach einem erfolgreichen Aktivieren des vollautonomen Fahrmodus erfolgen kann.
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Idealerweise kann eine Bedingung sein, dass das Kraftfahrzeug 10 in einem teilautonomen oder, vorzugsweise, in einem vollautonomen Fahrmodus betrieben wird. Bei zum Beispiel Überschreiten des beispielhaften Schwellenwerts und zum Beispiel nur in einem vollautonomen Fahrmodus können dann das Bild 30 auf mindestens einer Seitenscheibe und/oder das Bild 32 auf zum Beispiel der Frontscheibe ausgegeben werden (S1 1).
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Nimmt die Außenkamera 24 (oder die Außenkameras 24) ein Bild von der Außenumgebung des Kraftfahrzeugs 10 auf, vorzugsweise eine Landschaft, kann das Bild 30 (und/oder das Bild 32) zum Beispiel auf eine Form des Bildes des lateralen Horizonts (und/oder des apikalen Horizonts) skaliert werden, also auf dessen Form zugeschnitten werden. Alternativ kann ein Bild einer Landschaft als Horizont auch eine von der Steuereinrichtung 16 generierte Landschaft sein, wobei eine solche generierte Landschaft zum Beispiel durch Rendern bereitgestellt werden kann.
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Um den lateralen Horizont (optional den apikalen Horizont) noch besser an die Insassen anzupassen, kann zum Beispiel im Verfahrensschritt S17 eine Ausrichtung der Augen eines Insassen festgestellt werden. Hierzu kann beispielsweise ein Kamerabild der genannten optionalen Innenraumkameras ausgewertet werden. Schaut der Insasse beispielsweise nach schräg unten, kann die Horizontlinie entsprechend angepasst werden.
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Umfassen beispielsweise alle Kraftfahrzeugscheiben 14 einen Bildschirm, können nur diejenigen Kraftfahrzeugscheiben 14 als Bildschirm für die Bilder 30, 32 des lateralen Horizonts und des optionalen apikalen Horizonts angesteuert werden, an denen auch ein Passagier sitzt. Im Beispiel der 1 kann zum Beispiel nur eine Person auf dem Fahrersitz sitzen, was zum Beispiel durch Auswerten des Kamerabildes der optionalen Innenraumkamera und/oder eines optionalen Gewichts- oder Drucksensors am entsprechenden Sitz festgestellt werden kann (S18). Bei diesem Beispiel kann der Fahrersitz als belegter Sitzplatz festgestellt werden (S19). Als seitlicher Bildschirm kann dann zum Beispiel die Kraftfahrzeugscheibe 14 vorne links (durch die Perspektive der 1 verdeckt) als derjenige Bildschirm festgelegt werden (S20), bei dem das Bild 30 des lateralen Horizonts ausgegeben werden soll.
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In Abhängigkeit von einer Anordnung eines darstellenden Bildschirms im Kraftfahrzeug 10 kann das Bild 30 des lateralen Horizonts bereitgestellt werden (S10), sodass die Darstellung zum Beispiel die tatsächliche Neigung wiedergibt. So ist bei einer Neigung des Kraftfahrzeugs 10 um die Nickachse N nach vorne ein Bild 30 auf einem Bildschirm an der rechten Kraftfahrzeugseite spiegelbildlich zu dem eines Bildes 30 an einem Bildschirm an einer linken Kraftfahrzeugseite.
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Insgesamt zeigen die Beispiele, wie durch die Erfindung ein Verfahren und Vorrichtungen zum Unterdrücken von Reisekrankheit bereitgestellt werden kann.
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Zum Beispiel können vor und seitlich des Passagiers Monitore angebracht werden, zum Beispiel Bildschirme, LED-Cluster und/oder OLED-Folien. Auf den Monitoren kann ein künstlicher Horizont dargestellt werden (S11). Dieser bewegt sich beschleunigungsabhängig vor den Augen, seitlich der Augen (Sagittalachse, vor/zurück) und optional entlang der Frontalachse (rechts/links) und löst den Konflikt der Sinnesorgane, welcher die Kinetose-Symptome hervorruft. Die Funktion kann dauerhaft und/oder proaktiv oder bei Auftreten von Kinetose-Symptomen automatisch oder durch den Passagier erfolgen. Wahlweise kann der Horizont auch mittels Lichtprojektionen auf die Fahrzeugausstattung dargestellt werden, zum Beispiel mittels eines Beamers und/oder eines Lasers.
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Es ergeben sich die oben genannten Vorteile.
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In einem weiteren Ausführungsbeispiel einer technischen Umsetzung können zur Horizontdarstellung vor den Augen wahlweise durchsichtige Monitore in die Front-/Heck- und/oder an den Vordersitzen angebracht oder integriert sein und seitlich der Augen an zum Beispiel den Seitenscheiben und/oder in die Türverkleidungen als Monitore angebracht oder integriert sein.
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Wahlweise kann der Horizont auch mittels Lichtprojektion, zum Beispiel mittels eines Beamers oder eines Lasers, dargestellt werden (S11).
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In einer optionalen Ergänzung kann die Position/Neigung des Kopfes beziehungsweise eine Ausrichtung der Augen des Passagiers beispielsweise mittels eines oder mehrerer Kamerasysteme erfasst werden (S17). Diese Informationen können zur optimalen Regelung der Horizont-Darstellung verwendet werden.
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Neben einer einfachen Horizont-Darstellung in Form von zum Beispiel Linien oder Halbkreisen können auch zum Beispiel Bilder projiziert werden, zum Beispiel Landschaften.
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Die Horizont-Darstellung kann optional in mehrere Segmente unterteilt werden (Beispiel der 3). Das hat Vorteile bezüglich der Wirksamkeit der Funktion für den Passagier, bietet aber auch weniger Einschränkung bezüglich der Durchsicht.
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Die 2 zeigt ein Beispiel einer Frontscheibe 34 mit einer Horizont-Darstellung (Bild 32).
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Die 3 zeigt ein Beispiel einer Kraftfahrzeugscheibe 14, zum Beispiel einer Frontscheibe 34, mit zum Beispiel zwei Horizont-Darstellungen (Bilder 32).