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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Elektrodenanordung zur Nervenstimulation gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Aus dem Stand der Technik ist die sogenannte transkutane Vagusnervstimulation (im Folgenden auch als t-VNS bezeichnet) als Behandlungsmethode bekannt, die darauf basiert, dass ein Ast des Vagusnervs, nämlich der Ramus auricularis nervi vagi (RANV), transkutan mit elektrischen Impulsen stimuliert wird. Das Verfahren wird beispielsweise bei der Behandlung der medikamentenresistenten Epilepsie (MRE) und der refraktären Depression eingesetzt.
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Die Behandlung erfolgt mit einem Gerät, das elektrische Impulse erzeugt, die durch eine Ohrelektrode, die wie ein Kopfhörer getragen wird, durch die Haut an den genannten Ast des Vagusnervs abgegeben werden.
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Herkömmliche Ohrelektroden weisen den Nachteil auf, dass sie unbequem zu tragen sind, keine gleichzeitige Verwendung von Kopfhörern ermöglichen und zudem leicht aus dem Ohr des Patienten herausfallen.
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Der vorliegende Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, die aus dem Stand der Technik bekannten Mängel abzumildern oder ganz zu beheben.
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Konkret liegt der vorliegende Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Elektrodenanordnung zur Nervenstimulation zu schaffen, welche bequem zu tragen ist, eine gleichzeitige Verwendung von Körperkopfhörern ermöglicht und zudem sicher am Ohr des Patienten verankert ist.
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Diese Aufgabe wird durch eine Elektrodenanordnung gemäß Anspruch 1 gelöst.
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Eine erfindungsgemäße Elektrodenanordnung zur Nervenstimulation, insbesondere zur transkutanen Vagusnervstimulation, weist mindestens eine Elektrode und einen bügelförmigen Halteabschnitt auf, welcher dazu ausgelegt ist, die Elektrodenanordnung am Ohr eines Patienten zu halten.
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Vorzugsweise ist die mindestens eine Elektrode über einen Verbindungsabschnitt mit dem Halteabschnitt verbunden, welchen ein Patient nach Art eines Brillenbügels hinter das Ohr klemmen kann, um die Elektrodenanordnung am Ohr des Patienten zu verankern.
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Da die Aktivität der Nervenstimulation maßgeblich von einem guten Kontakt zwischen der Elektrode und dem zu stimulierenden Gewebe abhängt, hat es sich in der Praxis als vorteilhaft erwiesen, wenn der Verbindungsabschnitt, mittels dessen die Elektrode mit dem Halteabschnitt verbunden ist, relativ zu dem Verbindungsabschnitt geneigt ist.
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In anderen Worten ist vorzugsweise die mindestens eine Elektrode über einen Verbindungsabschnitt mit dem Halteabschnitt verbunden, wobei der Verbindungsabschnitt relativ zu dem Halteabschnitt vorzugsweise zwischen ca. 5° und ca. 30°, besonders bevorzugt zwischen ca. 10° und ca. 20°, insbesondere ca. 15° geneigt ist.
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Ddurch die Neigung des Verbindungsabschnitts kann eine sichere Anlage der Elektrode an der Haut des Patienten und ein ausreichender Anpressdruck auch bei einer Bewegung des Patienten, beispielsweise im Schlaf oder beim Sport, gewährleistet werden.
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Die Neigung des Verbindungsabschnitts relativ zu dem Halteabschnitt bzw. einer senkrecht auf dem Halteabschnitt stehenden gedachten Geraden, ist derart, dass die Elektrode dem Patienten ausgehend von dem Halteabschnitt zugeneigt ist, wenn die Elektrodenanordnung am / im Ohr des Patienten angeordnet ist.
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Weiterhin hat es sich in der Praxis als vorteilhaft erwiesen, wenn der Halteabschnitt und der Verbindungsabschnitt aus Materialien ähnlicher Härte, insbesondere aus Materialien mit einer Shore-Härte im Bereich von ca. 30 ShoreD bis ca. 65 ShoreD, vorzugsweise im Bereich von ca. 40 ShoreD bis ca. 60 ShoreD, besonders bevorzugt im Bereich von ca. 45 ShoreD bis ca. 55 ShoreD gefertigt sind.
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Diese Ausführungsform ist besonders schnell und einfach zu fertigen, da der Halteabschnitt und der Verbindungsabschnitt in einem gemeinsamen Verfahrensschritt, beispielsweise im Spritzspritzgussverfahren, gefertigt werden können.
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Durch die Härte der verwendeten Materialien kann zudem eine gute strukturelle Stabilität und Steifigkeit der Elektrodenanordnung gewährleistet werden.
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Weiterhin hat es sich in der Praxis als vorteilhaft erwiesen, wenn zumindest ein Teil der Elektrodenanordnung aus einem relativ weichen Material gefertigt ist.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform sind somit der Halteabschnitt und der Verbindungsabschnitt zumindest teilweise aus Materialien unterschiedlicher Härte, insbesondere aus relativ harten Materialien mit einer Shore-Härte im Bereich von drei ca. 30 ShoreD bis ca. 65 ShoreD, vorzugsweise im Bereich von ca. 40 ShoreD bis ca. 60 ShoreD, besonders bevorzugt im Bereich von ca. 45 ShoreD bis ca. 55 ShoreD und / oder relativ weichen Materialien mit einer Shore-Härte im Bereich von ca. 70 ShoreA bis ca. 98 ShoreA, vorzugsweise im Bereich von ca. 75 ShoreA bis ca. 90 ShoreA, besonders bevorzugt im Bereich von ca. 80 ShoreA bis ca. 88 ShoreA gefertigt.
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Durch die Mischung / Verbindung härterer Materialien und weicherer Materialien können die Vorteile einer guten strukturellen Stabilität der Elektrodenanordnung aufgrund relativ harter Materialien mit einem erhöhten Tragekomfort aufgrund relativ weicher Materialien verbunden werden.
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Weiterhin hat es sich in der Praxis als vorteilhaft erwiesen, wenn der Halteabschnitt großteils aus einem relativ harten Material gefertigt ist und der Verbindungsabschnitt sowie ein an den Verbindungsabschnitt vorzugsweise unmittelbar angrenzender Teilbereich des Halteabschnitts aus Materialien unterschiedlicher Härte gefertigt sind.
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Vorzugsweise ist hierbei der aus relativ harten Material gefertigte Anteil in dem aus relativ weichem Material gefertigten Anteil eingelassen, eingebettet oder in diesem versenkt oder umgekehrt. Dies ermöglicht es, eine glatte Oberfläche zu erzeugen, was den Tragekomfort der Elektrodenanordnung erhöht und zudem hygienische Vorteile hat.
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Alternativ kann auch der Halteabschnitt großteils aus einem relativ weichen Material gefertigt sein und der Verbindungsabschnitt sowie ein an den Verbindungsabschnitt angrenzender Teilbereich des Halteabschnitts aus Materialien unterschiedlicher Härte gefertigt sein.
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Vorzugsweise ist auch hier der aus relativ harten Material gefertigte Anteil in dem aus relativ weichem Material gefertigt Anteil eingelassen, eingebettet oder in diesem versenkt oder umgekehrt.
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Es ist auch denkbar, lediglich ein Gerüst aus relativ hartem Material vorzusehen, welches in einem Abschnitt aus weichem Material vollständig oder teilweise integriert oder eingebettet ist. Beispielsweise kann der Halteabschnitt ein derartiges Gerüst aufweisen, welches von einem weicheren Material ummantelt ist.
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Weiterhin hat es sich in der Praxis als vorteilhaft erwiesen, wenn ein der mindestens einen Elektrode zugeordnetes Kabel entlang des Halteabschnitts oder innerhalb des Halteabschnitts verläuft und an einem der Elektrode entgegengesetzten Ende des Halteabschnitts den Halteabschnitt verlässt. Alternativ kann das Kabel den Halteabschnitt den Halteabschnitt auch an einer anderen Position verlassen.
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Vorzugsweise weist der Haltabschnitt an seiner Außenseite eine Führungsnut / Aufnahmerille zur Aufnahme / Führung des Kabels auf.
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Auf diese Weise kann verhindert werden, dass das Kabel den Tragekomfort der Elektrodenanordnung verringert.
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Des Weiteren hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Elektrodenanordnung zwei Elektroden aufweist. Vorzugsweise sind die Elektroden aus beschichtetem Titan gefertigt.
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Ein weiterer Vorteil der vorliegenden Elektrodenanordnung besteht darin, dass die mindestens eine Elektrode und der bügelförmige Halteabschnitt vorzugsweise derart angeordnet sind, dass der Zugang zum Gehörgang des Patienten durch die Elektrodenanordnung nicht versperrt oder behindert wird, wenn die Elektrodenanordnung am Ohr des Patienten angeordnet wird/ist.
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Dies wird dadurch erreicht, dass der bügelförmige Halteabschnitt nach Art eines Brillenbügels hinter das Ohr geklemmt wird, in dieser Position die Ohrmuschel des Patienten in Blickrichtung des Patienten vorne umläuft und die Elektrode oberhalb des Gehörgangs des Patienten an das Patientengewebe in Anlage bringt bzw. andrückt.
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In anderen Worten ist die Geometrie der Elektrodenanordnung derart ausgestaltet, dass sich keine Komponenten der Elektrodenanordnung vor dem Gehörgang des Patienten befinden, wenn die Elektrodenanordnung am / im Ohr des Patienten angeordnet ist. Vielmehr wird die Elektrode von vorne / oben in die Ohrmuschel des Patienten gehalten, sodass der Gehörgang frei bleibt.
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Ein weiterer Aspekt der Erfindung betrifft ein Gerät zur Durchführung einer Nervenstimulation, insbesondere einer transkutanen Vagusnervstimulation mit mindestens einer erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung.
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Vorzugsweise umfasst das Gerät zwei Elektrodenanordnungen gemäß der vorliegenden Erfindung, sodass eine Stimulation des Patienten in beiden Ohren möglich ist.
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Weitere Vorteile, Merkmale und Effekte der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden detaillierten Beschreibung einer ausgewählten Ausführungsform der Erfindung unter Bezugnahme auf die zugehörigen Figuren. Ähnliche oder gleiche Bauteile sind in den Figuren durch die gleichen Bezugszeichen bezeichnet.
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Hierbei zeigt:
- 1 eine erste Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung, bei der der halte Abschnitt und der Verbindungsabschnitt aus Materialien ähnlicher Härte gefertigt sind.
- 2 eine zweite Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung, bei der ein Großteil des Halteabschnitts aus einem relativ harten Material gefertigt ist und der Verbindungsabschnitt sowie ein Teilbereich des Halteabschnitts in der Nähe des Verbindungsabschnitts aus einer Mischung aus relativ harten und weichen Materialien gefertigt ist.
- 3 eine dritte Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung, bei der ein Großteil des Halteabschnitts aus einem relativ weichen Material gefertigt ist und der Verbindungsabschnitt sowie ein Teilbereich des Zeitabschnitts in der Nähe des Verbindungsabschnitts aus einer Mischung aus relativ harten und weichen Materialien gefertigt ist.
- 4 eine erfindungsgemäße Elektrodenanordnung, welche an einem Ohr angeordnet ist. Wie in 4 gezeigt, ist die gleichzeitige Benutzung eines Kopfhörers (In-ear Kopfhörer) problemlos möglich.
- 5 zeigt eine Ansicht einer erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung, in welcher die Neigung zwischen dem Halteabschnitt und dem Verbindungsabschnitt gut erkennbar ist.
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Wie in 1 gezeigt, weist eine erfindungsgemäße Elektrodenanordnung 1 in einer Ausführungsform zwei Elektroden 2 und einen bügelförmigen Halteabschnitt 3 auf. Die zwei Elektroden sind mit dem bügelförmigen Halteabschnitt 3 über einen Verbindungsabschnitt 4 verbunden.
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Der bügelförmigen Halteabschnitt 3 weist einen ersten Abschnitt 3a auf, welcher nach Art eines Brillenbügels gebogen ausgestaltet ist. Zudem weist der bügelförmigen Halteabschnitt 3 eine zweiten Abschnitt 3b auf, welcher unmittelbar an den Abschnitt 3a anschließt und hin zu dem Abschnitt 3a gebogen ist.
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Ein dritter Abschnitt 3c des bügelförmigen Halteabschnitt 3s erstreckt sich zwischen dem zweiten Abschnitt 3b und dem Verbindungsabschnitt 4 und ist im wesentlichen rechtwinklig zu dem zweiten Abschnitt 3b und dem Verbindungsabschnitt 4 angeordnet.
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Ein der Elektrode zugeordnetes Kabel kann in / an dem Halteabschnitt 3 angeordnet sein und verlässt den Halteabschnitt vorzugsweise an dessen den Elektroden 2 entgegengesetztem Ende 5.
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Die beiden Elektroden 2 erstrecken sich im Wesentlichen Y- oder T-förmig von dem Verbindungsabschnitt 4 aus weg.
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Wie in 2 gezeigt, ist bei einer zweiten Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung 1 ein Großteil des Halteabschnitts 3 aus einem relativ harten Material gefertigt und der Verbindungsabschnitt 4 sowie ein Teilbereich bzw. der Abschnitt 3c des Halteabschnitts 3 in der Nähe des Verbindungsabschnitts 4 ist aus einer Mischung aus relativ harten und weichen Materialien gefertigt.
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In 2 ist der aus relativ weichem Material gefertigte Anteil / Bereich des Abschnitts 3c des Halteabschnitts 3 und des Verbindungsabschnitts 4 schraffiert wiedergegeben.
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Wie in 3 gezeigt, ist bei einer dritte Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Elektrodenanordnung ein Großteil des Halteabschnitts 3 aus einem relativ weichen Material gefertigt und der Verbindungsabschnitt 4 sowie ein Teilbereich bzw. der Abschnitt 3c des Halteabschnitts 3 sind aus einer Mischung aus relativ harten und weichen Materialien gefertigt.
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In 3 ist der aus relativ weichem Material gefertigte Anteil / Bereich des Abschnitts 3c des Halteabschnitts 3 und des Verbindungsabschnitts 4 schraffiert wiedergegeben.
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Da bei dieser Ausführungsform ein Großteil des Halteabschnitts aus einem relativ weichen Material ist, kann es von Vorteil sein, mittels eines in dem Halteabschnitt 3 eingelassenen Gerüsts / Inlays aus einem relativ harten Material für die notwendige Steifigkeit des Halteabschnitts 3 zu sorgen.
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4 zeigt eine erfindungsgemäße Elektrodenanordnung, welche an einem Ohr angeordnet ist. Wie in 4 gezeigt, ist die gleichzeitige Benutzung eines Kopfhörers (In-ear Kopfhörer) problemlos möglich.
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Da der Halteabschnitt 3 das Ohr des Patienten oben / vorne (in 4, oben links) umläuft und die Elektroden 2 in der Ohrmuschel des Patienten gegen das Gewebe drückt, wird der Zugang zum Gehörgang des Patienten in keiner Weise durch die Elektrodenanordnung behindert oder versperrt.
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Wie in 5 gezeigt ist der Verbindungsabschnitt 4 vorzugsweise relativ zu dem Halteabschnitt, insbesondere Abschnitt 3c, um einen Winkel α geneigt. Dies ermöglicht einen besonders guten Anpressdruck.
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Weiterhin ist in 5 auch die Führungsnut 5 zur Aufnahme eines Kabels klar erkennbar.