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Die Erfindung betrifft ein Verfahren sowie eine Einrichtung zur Ansteuerung einer Kletterschalungsvorrichtung zum schrittweise oder kontinuierlichen Betonieren von horizontal aneinandergereihten Wandsegmenten eines Bauwerks, welche über eine Versetzeinrichtung an einem zuvor fertiggestellten Wandabschnitt arretiert wird, um eine darüber angeordnete Schalungsanordnung derart zu positionieren, dass ein Füllraum zum anschließenden Befüllen mit Frischbeton geschaffen wird, wobei die Positionierung der Schalungsanordnung entlang einer Vertikalen oder von der Vertikalen durch einen Neigungswinkel abweichenden geneigten oder gekrümmten Planungslinie durchgeführt wird. Außerdem betrifft die Erfindung auch ein dieses Ansteuerverfahren verkörperndes Computerprogrammprodukt.
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Hintergrund der Erfindung
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Das Einsatzgebiet der Erfindung erstreckt sich vornehmlich auf die Bautechnik. Zur Errichtung von Bauwerken kommen gewöhnlich Schalungsanordnungen in unterschiedlicher Gestalt und Abmessung zur Anwendung, wie beispielsweise Wandschalungen, Stützenschalungen, Treppenschalungen, Unterzugschalungen und dergleichen. Prinzipiell bilden derartige Schalungen eine Gussform, in die eine flüssige Füllmasse, vorzugsweise ein Frischbeton, zur Herstellung von Gebäudeteilen eingebracht wird. Nach dem Abbinden, also Erhärten, der Füllmasse wird die Schalung im Regelfall entfernt und wiederverwendet. Die Befüllung des durch eine Schalungsanordnung geschaffenen Füllraums mit vorzugsweise Ortbeton erfolgt auf der Baustelle meist über eine Betonpumpe.
LK:
- Eine besondere Schalungsanordnung bildet die im Rahmen der vorliegenden Erfindung interessierende sogenannte Kletterschalung. Eine Kletterschalung, hier Kletterschalungsvorrichtung genannt, wird vornehmlich für turmartige Bauwerke verwendet, die in mehreren Betonierschritten absatzweise nach oben gezogen werden. Ein Grundelement der Kletterschalung bildet ein großflächiges Schalungselement, wie es als Wandschalung bekannt ist. Die zusätzliche Kletterausrüstung besteht meist aus einer Versetzeinrichtung, die unterhalb des zu schalenden Abschnitts verankert wird und als Arbeitsbühne für das Ausrichten und Abstützen der Schalungsanordnung dient. Darunter kann im Bedarfsfall eine Hängebühne für Nacharbeiten angeordnet werden. Typische Einsatzgebiete der Kletterschalung sind beispielsweise Brückenpfeiler, Fahrstuhlschächte, Hochhäuser, Kamine, Silobauten und andere turmartige Bauwerke mit meist vertikaler Wanderstreckung.
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Stand der Technik
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Dagegen werden zur Realisierung von geneigten oder gekrümmten Wanderstreckungen, beispielsweise für die Erstellung von Bogenbrücken im sogenannten Bogenklappverfahren, gemäß dem allgemein bekannten Stand der Technik komplette Bogenhälften zunächst aufrecht in einer Kletterschalungsvorrichtung hergestellt und anschließend in ihre endgültige Lage abgelassen. Diese Methode erweist sich als recht umständlich und zeitaufwendig.
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Aus der
DE 24 62 066 A1 der Anmelderin geht ein mechanisiertes Verfahren zum schrittweise Betonieren von horizontal aneinandergereihten Wandsegmenten eines Bauwerkes hervor, dessen zu erstellende Wand von der Vertikalen abweicht. Die hier an einer Kletterschalungsvorrichtung angebrachte Schalungsanordnung lässt sich in verschiedenen Neigungswinkeln gegenüber der Vertikalen einstellen. Hierdurch lassen sich Bauwerke erstellen, deren Wände beispielsweise eine von der Vertikalen abweichende konvexe oder konkave Krümmung aufweisen, wie beispielsweise auch Kuppelbauten, Kühltürme, deren Außenfläche die Form eines Rotationsparaboloids oder -hyperboloids aufweist, und dergleichen. Hierfür weist die Schalungsanordnung der vorbekannten Kletterschalungsvorrichtung eine Außenschalung und eine Innenschalung auf, die unabhängig voneinander in ihrer Arbeitshöhe per Kran angehoben werden können. Die Außenschalung und die Innenschalung sind abgesehen davon, dass die Schalfläche der Innenschalung konvex gewölbt ist und die Schalungsanordnung an der Innen- und Außenschalung sich in ihrem Grundriss unterscheiden, ähnlich ausgebildet. Die Außenschalung weist eine als zylindrisches Stahlrohr ausgebildete Stütze auf, die in Führungskörpern, die in verschiedener Richtung übereinander an bereits fertig betonierten Wandabschnitten lösbar arretiert sind und höhenverschiebbar geführt ist. An einem oberhalb des obersten Führungskörpers verlaufenden Abschnitt der Stütze sind zu beiden Seiten dieses Abschnitts angeordnete Schalplatten der Außenschalung bzw. der Innenschalung schwenkbar gelagert, so dass diese türenartig an den zu betonierenden Wandabschnitt herangeschwenkt und nach dem Betonieren desselben von diesem wieder weggeschwenkt werden können.
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Zwar lässt sich die Schalungsanordnung dank dieses Aufbaus in einfacher Weise manuell bedienen; das Einrichten des planungsgerechten Neigungswinkels für den zu betonierenden Wandabschnitt gestaltet sich jedoch insbesondere wegen der schweren Bauteile in Verbindung mit der Multifunktionalität dieser Schalungsanordnung als recht zeitaufwendig und es ist hierfür ebenfalls eine Kranunterstützung erforderlich.
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Allgemein bekannt sind außerdem auch hydraulische Versetzeinrichtungen für Kletterschalungsvorrichtungen, welche jedoch ebenfalls manuell vor Ort bedient werden.
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Es ist daher die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren sowie eine Einrichtung zur Ansteuerung einer Kletterschalungsvorrichtung zum Betonieren von insbesondere geneigten oder gekrümmten Wanderstreckungen zu schaffen, welches/welche eine planmaßgerechte Errichtung des entsprechenden Bauwerks innerhalb einer minimalen Bauzeit gestattet.
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Offenbarung der Erfindung
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Die Aufgabe wird verfahrenstechnisch durch Anspruch 1 gelöst. Der nebengeordnete Anspruch 7 gibt eine das erfindungsgemäße Verfahren umsetzende Einrichtung zur Ansteuerung einer Kletterschalungsvorrichtung an. Der Anspruch 18 ist auf ein das Verfahren verkörperndes Computerprogramm(-produkt) gerichtet.
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Die Erfindung schließt die technische Lehre ein, dass zum Positionieren der Schalungsanordnung einer Kletterschalungsvorrichtung entlang einer von der Vertikalen V durch einen Neigungswinkel α abweichenden geneigten oder gekrümmten Planungslinie P der aktuelle Neigungswinkel α durch mindestens einen Neigungssensor an der Schalungsanordnung gemessen wird und an eine Auswerteeinheit übertragen wird, durch welche in Zugriff auf eine Bauplanungsdatenbank anhand der Neigung der Planungslinie P gemäß Ausführungsplanung korrekturrelevante Soll-Ist-Abweichungen in der aktuellen Positionierung der Schalungsanordnung ermittelt werden, welche durch eine Ansteuereinheit zum Ansteuern und Lenken der Versetzeinrichtung korrigiert werden. Hierfür beinhaltet die Versetzeinrichtung vorzugsweise hydraulische Aktuatoren, welche im Rahmen eines im Bereich der Kletterschalungsvorrichtung zumindest teilweise angeordneten Hydraulikkreises eine entsprechende Neigungskorrektur der Schalungsanordnung zur Erreichung der Solllage vornehmen. Die Neigungskorrektur kann daneben auch unabhängig von der Versetz-Hydraulik mit einer separaten Hydraulik, elektromechanisch oder auch manuell erfolgen, beispielsweise mittels Richtstütze und Spindelantrieb.
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Der Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung liegt insbesondere darin, dass hierdurch ein effizientes planungskonformes Betreiben der Kletterschalungsvorrichtung zum schrittweise oder kontinuierlichen Betonieren von geneigten, einfach oder mehrfach gekrümmten, überhängenden oder auch vertikalen Wandabschnitten ermöglicht wird, wobei sich die Schalungsanordnung innerhalb einer kurzen Einrichtzeit selbstständig - vorzugsweise ohne manuellen Eingriff - entlang der Planungslinie der Ausführungsplanung ausrichtet und auftretende Soll-Ist-Abweichungen korrigiert. Für eine teil-manuelle Anwendung ist es auch möglich, die Positionierinformationen per lokalem Anzeigegerät vorzugeben, beispielsweise in Form einer Smartphone-App. Hierdurch entfällt ein aufwendiges händisches Ausrichten der Kletterschalungsvorrichtung auf Grundlage der Bauzeichnung und eine Vermeidung aller damit verbundener menschlicher Fehlerquellen. In Ergebnis lässt sich auch die Bauzeit zur Erstellung geneigter oder gekrümmter Wandabschnitte eines Bauwerks signifikant verkürzen.
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Vorzugsweise wird die Korrektur auftretender Soll-Ist-Abweichungen hinsichtlich des Neigungswinkels α der Schalungsanordnung vor dem Einfüllen von Frischbeton in den geschaffenen Füllraum durchgeführt. Dies entspricht einem planungskonformen Einrichten der Schalungsanordnung. Darüber hinaus ist es jedoch optional möglich, auch während des Einfüllens von Frischbeton in den Füllraum der Schalungsanordnung eine Überwachung und Korrektur auftretender Soll-Ist-Abweichungen durch den erfindungsgegenständlichen Automatismus vorzunehmen, um beispielsweise belastungsabhängig auftretende Abweichungen der Ist-Position zu korrigieren. Denn durch die Belastung der Schalungsanordnung während des Einfüllvorgangs besteht ein Restrisiko, dass diese aus ihrer Soll-Position gelangt, so dass eine diesbezügliche Überwachung und Korrektur stattfindet. Dabei berücksichtigt die Auswerteeinheit auch zulässige Toleranzen, so dass nur signifikante Soll-Ist-Abweichungen nachreguliert werden. Ferner kann diese Überwachung und Korrektur auftretender Soll-Ist-Abweichungen hinsichtlich des Neigungswinkels der Schalungsanordnung auch nach dem Einfüllen des Frischbetons in den geschaffenen Füllraum so lange durchgeführt werden, bis der Frischbeton beginnt abzubinden. Ab diesem Zeitpunkt, welcher anhand einer Abbindungsüberwachung festgelegt werden kann, sollte die Schalungsanordnung nicht weiterbewegt werden, die automatische Nachkorrektur also ab diesem Zeitpunkt außer Kraft gesetzt werden. Die Positionierung der Schalungsanordnung lässt sich dank der durchgängigen Neigungswinkelüberwachung derart präzise in Bezug auf den zuvor fertiggestellten Wandabschnitt vornehmen, dass im Übergangsbereich zu dem aktuell zu fertigenden Wandabschnitt ein sauber fluchtender Anschluss realisierbar ist.
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Gemäß einer weiteren die Erfindung verbessernden Maßnahme wird vorgeschlagen, dass der Neigungssensor nicht allein den Neigungswinkel α erfasst, sondern in der Lage ist, dreidimensionale Raumdaten der aktuellen Positionierung der Schalungsanordnung zu messen, um neben dem Überwachen und Korrigieren hinsichtlich der Planungslinie P der Wandneigung auch andere geometrische Positionierungsparameter zur plangerechten Erstellung des Bauwerks zu überwachen. So ist es hiermit beispielsweise auch möglich, die waagerechte Positionierung W der Schalungsanordnung zu überwachen, um nach den Regeln der Baukunst gleich hohe Wandabschnitte möglichst präzise und übergangsfrei betonieren zu können.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform wird vorgeschlagen, den mindestens einen Neigungssensor seitens der Außenschalung der Schalungsanordnung anzubringen, beispielsweise auch an einer Verstrebung derselben. An dieser Stelle ist der Neigungssensor von außen her zugänglich und gegebenenfalls auch vor Ort ablesbar.
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In erster Linie kommt als Neigungssensor ein gyroskopischer Sensor zur digitalen Erzeugung dreidimensionaler Positionskoordinaten in Betracht, woraus sich der insbesondere hier interessierende Neigungswinkel α der Schalungsanordnung gewinnen lässt. Es ist jedoch auch möglich, den Neigungssensor einzusetzen, der auf Basis eines optischen, taktilen oder Ultraschall-Messprinzips funktioniert. Auch eine optische Positionserfassung der Ausrichtung eines Lots relativ zu einer Winkelskala ist denkbar. Es wird vorgeschlagen, dass sich der Neigungssensor nach einem Positionieren der Schalungsanordnung mittels Kletterschalungsvorrichtung im Rahmen des automatisierten Einrichtungsschritts anhand der Planungslinie P kalibriert, um alle anschließenden Lageabweichungen vom neu festgelegten Nullpunkt zu erfassen, so dass korrekturrelevante Soll-Abweichungen von diesem Nullpunkt ein Nachpositionieren der Schalungsanordnung innerhalb des zulässigen Zeitintervalls auslösen.
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Alternativ zu einem gyroskopischen Sensor kommt auch eine herkömmliche mechanische Dosenlibelle zur Nutzung als Neigungssensor in Betracht. Eine Dosenlibelle stellt ein mit einer Flüssigkeit und einer hierin eingeschlossenen Gasblase gefülltes Messinstrument mit Sichtscheibe dar, welche mit Instrumentenachsen oder Messlinien versehen werden kann. Eine solche mechanische Dosenlibelle ist dank ihrer Robustheit besonders baustellentauglich und lässt sich zur Kontrolle der erfindungsgemäßen Automatik vor Ort ablesen. Ferner kann eine solche mechanische Dosenlibelle zu einem elektrische Messdaten liefernden Sensor erweitert werden, indem diese mit einer Kameraeinheit zusammenwirkt, welche das Anzeigefeld der Dosenlibelle optisch erfasst und aus dieser Bildinformation das hier vornehmlich interessierende Messsignal für den Neigungswinkel α extrahiert.
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Vorzugsweise ist der gyroskopische Sensor oder die der Dosenlibelle zugeordnete Kameraeinheit mit einer Funkeinheit zur drahtlosen Übertragung des Messsignals an die Auswerteeinheit ausgestattet. Dieses kann beispielsweise per WLAN, Mobilfunk, Datenfunk oder dergleichen erfolgen.
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Vorzugsweise ist die das Messsignal verarbeitende Auswerteeinheit als ein softwaregesteuerter zentraler Rechenserver ausgebildet, der auf die ebenfalls zentrale Bauplanungsdatenbank zugreift und mit der lokal im Bereich der Kletterschalungsvorrichtung auf der Baustelle angeordneten Ansteuereinheit der hydraulischen Versetzeinrichtung in zumindest teilweise drahtloser Datenübertragung, beispielsweise via Internet, steht. Dabei kann die Datenübertragung zwischen dem zentralen Rechenserver und der lokalen Ansteuereinheit einerseits sowie zwischen dem lokalen Neigungssensor und dem zentralen Rechenserver andererseits auf demselben bidirektionalen Datenfernübertragungskanal stattfinden.
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Daneben ist es auch denkbar, beispielsweise die Ansteuereinheit ebenfalls dem zentralen Rechenserver zuzuordnen, so dass die Versetzeinrichtung bereits vorverarbeitete Ansteuersignale für jeden einzelnen Aktuator erhält.
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Die hydraulische Versetzeinrichtung weist vorzugsweise mehrere hydraulische Aktuatoren auf, die derart von der besagten Ansteuereinheit ansteuerbar sind, dass zum einen die Kletterschalungsvorrichtung in an sich bekannter Weise entlang des ansteigenden Wandabschnitts versetzbar ist, und dass zum anderen die Schalungsanordnung um den Neigungswinkel α neigbar ist, um die erfindungsgemäße Neigungsregulierung zur Erstellung geneigter oder gekrümmter Wandabschnitte zu realisieren. Zur Neigungseinstellung können alternativ auch separate Aktuatoren eingesetzt werden.
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Es sei darauf verwiesen, dass Komponenten der Ansteuerung in zentraler Serverfunktion oder lokal auf der Baustelle angeordnet sein können; die Wahl einer geeigneten Systemkonfiguration richtet sich nach den Infrastrukturrandbedingungen. So ist es beispielsweise auch denkbar, die erfindungsgemäße Einrichtung komplett lokal auf der Baustelle anzuordnen und einen die Auswerteeinheit sowie die Ansteuereinheit enthaltenen Baustellenrechner mit lokaler Bauplanungsdatenbank zu verwenden.
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Eine die erfindungsgemäße Lösung erweiternde optionale Maßnahme besteht darin, dass die durch die Auswerteeinheit ermittelten Daten hinsichtlich der aktuellen Soll-Ist-Abweichung der Schalungsanordnung, deren aktueller Neigungswinkel α und/oder die waagerechte Positionierung W der Schalungsanordnung per zumindest teilweise drahtloser Datenübertragung einem mobilen Endgerät zur Verfügung gestellt werden kann, welches diese Bauparameter zur Anzeige bringt. Hierdurch kann das verantwortliche Baupersonal vor Ort eine zusätzliche Kontrolle der korrekten Funktionsweise der Ausrichtungsautomatik der Schalungsanordnung vornehmen oder es wird hierdurch ein manuelles Justieren erleichtert.
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Figurenliste
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Weitere die Erfindung verbessernde Maßnahmen werden nachstehend gemeinsam mit der Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Figuren näher dargestellt. Es zeigt:
- 1 eine schematische Darstellung einer Einrichtung zur Ansteuerung einer Kletterschalungsvorrichtung zur Erstellung geneigter oder gekrümmter Wandabschnitte gemäß einer Planungsvorgabe,
- 2 eine schematische Darstellung einer ersten Ausführungsform in Form eines elektronischen Neigungssensors,
- 3 eine schematische Darstellung einer zweiten Ausführungsform in Form eines mechanischen Neigungssensors, und
- 4 ein Flussdiagramm zur Veranschaulichung der wesentlichen Verfahrensschritte zur Ansteuerung der Kletterschalungsvorrichtung.
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Gemäß 1 umfasst eine Kletterschalungsvorrichtung 1 eine hydraulische Versetzeinrichtung 2, mit welcher die Kletterschalungsvorrichtung 1 an einem zuvor fertiggestellten Wandabschnitt 3 eines - hier nicht weiter dargestellten - Bauwerks lösbar arretiert ist. Die hydraulische Versetzeinrichtung 2 beinhaltet mehrere hydraulische Aktuatoren 3 (exemplarisch), mit welchen die Kletterschalungsvorrichtung 1 durch koordinierte Ansteuerung in an sich bekannter Weise relativ zum Wandabschnitt 3 versetzbar ist, was insbesondere entsprechend des Baufortschritts der zu betonierenden Wand durch sequentielles „Klettern“ erfolgen kann. Die vorstehende Beschreibung der wandaußenseitigen zeichnerischen Darstellung gilt analog auch für die wandinnenseitigen Bestandteile der Versetzeinrichtung 2.
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Die Kletterschalungsvorrichtung 1 umfasst weiterhin eine oberhalb der Versetzeinrichtung 2 angeordnete Schalungsanordnung 5, bestehend aus Schalungsinnenteil 5a und Schalungsaußenteil 5b, welche einen Füllraum 6 oberhalb des bereits erstellten Wandabschnitts 4 einschließen, der im nächstfolgenden Arbeitsschritt mit bereitgestelltem Frischbeton 7 über ein Einfüllrohr 8 ausgehend von einem - hier ebenfalls nicht weiter dargestellten - Mischerfahrzeug zu befüllen ist.
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Vor dem Befüllen des Füllraums 6 mit dem Frischbeton 7 ist die Schalungsanordnung 5 gemäß den Planungsvorgaben zur Erstellung des Bauwerks, also entsprechend den Informationen aus der Ausführungsplanung, über die Versetzeinrichtung 2 zu positionieren. Erfindungsgemäß erfolgt die Positionierung der Schalungsanordnung 5 entlang einer von der Vertikalen V durch einen Neigungswinkel α abweichenden geneigten Planungslinie P. Hierfür ist an der Schalungsanordnung 5, im Ausführungsbeispiel außenseitig des Schalungsaußenteils 5b, ein Neigungssensor 9 zum Messen des aktuellen Neigungswinkels α der Schalungsanordnung 5 vorgesehen.
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Der Neigungssensor 9 steht bei diesem Ausführungsbeispiel über eine zumindest teilweise drahtlose Kommunikationsverbindung via Datenfernübertragungskanal 10 mit einer zentralen Auswerteeinheit 11 in Verbindung, welche in Zugriff auf eine ebenfalls zentral angeordnete Bauplanungsdatenbank 12 steht. Die Bauplanungsdatenbank 12 enthält in digitalisierter Form und je nach Bauprojekt in Datensätzen geordnete Informationen hinsichtlich des zu erstellenden Bauwerks, insbesondere die geometrischen Zeichnungsinformationen, die Materialinformationen, die Bauablaufplanung und dergleichen. Aus dieser Bauplanungsdatenbank 12 entnimmt die Auswerteeinheit 11 die für die Erstellung des fortschreitenden Wandabschnitts 4 relevanten Daten, insbesondere den Verlauf der geneigten Planungslinie P sowie den hiermit im Zusammenhang stehenden Neigungswinkel α als Neigungsmaß. Dabei ist es hinreichend, wenn die Auswerteeinheit 11 lediglich die Vektorinformationen der Planungslinie P erhält, da diese einen Rückschluss auf den vergleichsrelevanten Neigungswinkel α zulässt.
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Die Auswerteeinheit 11 ermittelt in Zugriff auf die Bauplanungsdatenbank 12 anhand der Neigung der Planungslinie P korrekturrelevante Soll-Ist-Abweichungen Δ in der aktuellen Positionierung der Schalungsanordnung 5 durch Vergleich mit dem über den Neigungssensor 9 ermittelten Ist-Zustand. Die so festgestellte Soll-Ist-Abweichung Δ geht einer nachgeschalteten elektronischen Ansteuereinheit 14 als Ansteuersignal zum Betätigen der hydraulischen Versetzeinrichtung 2 zu. Diese elektronische Ansteuereinheit 14 ist bei diesem Ausführungsbeispiel in den Bereich der hydraulischen Versetzeinrichtung 2 integriert.
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Die durch die Auswerteeinheit 11 in der Ausführung ihrer erfindungsgegenständlichen Funktion empfangenen beziehungsweise ermittelten Daten hinsichtlich der aktuellen Soll-Ist-Abweichung Δ, dem aktuellen Neigungswinkel α und/oder der waagerechten Positionierung W lassen sich daneben auch via Datenfernübertragungskanal 10 durch ein mobiles Endgerät 15 vor Ort auf der Baustelle zu Kontrollzwecken zur Anzeige bringen. Als mobiles Endgerät 15 kann dabei ein herkömmliches Smartphone dienen, das über eine entsprechend anwendungsspezifische Software ausgestattet ist und per Mobilfunkkanal Zugriff auf die vorgenannten Daten erhält.
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Die 2 zeigt ein erstes Ausführungsbeispiel eines Neigungssensors 9, der hier in Form eines elektronischen, gyroskopischen Sensors ausgebildet ist und an dem Schalungsaußenteil 5b befestigt ist. Dieser Neigungssensor 9 dient der Erfassung der dreidimensionalen Raumkoordinaten der aktuellen Position des Schalungsaußenteils 5b und damit der gesamten - hier nicht weiter im Detail dargestellten - Schalungsanordnung 5 zu dem vorstehend erläuterten Zweck. Die Datenübertragung der vom Neigungssensor 9 ermittelten Messdaten erfolgt hier über eine im Neigungssensor 9 integrierte Funkschnittstelle 16.
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In der 3 ist ein zweites Ausführungsbeispiel eines Neigungssensors 9' illustriert, welcher hier als mechanische Dosenlibelle ausgebildet ist. Der Neigungssensor 9' ist über eine Befestigungskonsole am Schalungsaußenteil 5b exemplarisch befestigt. Eine dem Neigungssensor 9' zugeordnete Kameraeinheit 18 ist auf ein Anzeigefeld 19 des Neigungssensors 9' gerichtet, um zumindest den Neigungswinkel α hiervon abzulesen und in ein entsprechendes Messsignal umzuwandeln. Das Messsignal wird hier ebenfalls über eine zugeordnete Funkschnittstelle 16' in Richtung Auswerteeinheit 11 übertragen.
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Gemäß 4 erfolgt die dreidimensionale Ansteuerung der vorstehend beschriebenen Kletterschalungsvorrichtung 1 zum schrittweise Betonieren von horizontal aneinandergereihten Wandsegmenten eines Bauwerks, indem die Kletterschalungsvorrichtung 1 in einem initialen Verfahrensschritt A an einem bereits fertiggestellten Wandabschnitt arretiert wird, um einen darüberliegenden Füllraum für Frischbeton zu schaffen. Danach erfolgt die dreidimensionale Positionierung der Schalungsanordnung entlang einer vertikalen, geneigten oder gekrümmten Planlinie, indem ein Neigungssensor in einem Schritt B den aktuellen Neigungswinkel der Schalungsanordnung in Echtzeit misst und an eine elektronische Auswerteeinheit überträgt. Dieser ermittelt in Zugriff auf eine Bauplanungsdatenbank in einem Schritt C korrekturrelevante Soll-Ist-Abweichungen und gibt diese in einem Schritt D als Ansteuersignal zum Ansteuern und Lenken einer hydraulischen Versetzeinrichtung der Kletterschalungsvorrichtung weiter.
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Ausgehend von dieser Grundfunktionalität beinhaltet die erfindungsgemäße Ansteuerung darüber hinaus auch die Möglichkeit, während oder nach dem Befüllen des Füllraums mit Frischbeton eine Nachkorrektur des Neigungswinkels der Schalungsanordnung vorzunehmen, falls dieser sich beispielsweise belastungsbedingt verstellt hat. Diese Nachkorrektur kann solange durchgeführt werden, bis der eingefüllte Frischbeton beginnt abzubinden.
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Die Erfindung beschränkt sich nicht auf das vorstehend beschriebene bevorzugte Ausführungsbeispiel, sondern beinhaltet auch Abwandlungen, welche vom Schutzbereich der nachfolgenden Ansprüche mit umfasst sind. So ist es beispielsweise auch möglich, die Komponenten der Einrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens vollständig lokal seitens der Baustelle anzuordnen oder - im Gegenteil - als weitestgehende zentrale Serverlösung zu realisieren. Natürlich sind auch systemtechnische Mischformen denkbar.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Kletterschalungsvorrichtung
- 2
- Versetzeinrichtung
- 3
- Aktuator
- 4
- Wandabschnitt
- 5
- Schalungsanordnung
- 6
- Füllraum
- 7
- Frischbeton
- 8
- Einfüllrohr
- 9
- Neigungssensor
- 10
- Datenfernübertragungskanal (Internet)
- 11
- Auswerteeinheit
- 12
- Bauplanungsdatenbank
- 13
- Rechenserver
- 14
- Ansteuereinheit
- 15
- mobiles Endgerät
- 16
- Funkschnittstelle
- 17
- Befestigungskonsole
- 18
- Kameraeinheit
- 19
- Anzeigefeld
- V
- Vertikale
- α
- Neigungswinkel
- P
- Planungslinie
- W
- Waagerechte
- Δ
- Soll-Ist-Abweichung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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