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Die Erfindung betrifft eine Entriegelungsvorrichtung für einen Fahrzeugsitz nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie einen Fahrzeugsitz mit einer solchen Entriegelungsvorrichtung.
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Eine derartige Entriegelungsvorrichtung umfasst einen Aktuator, ein Betätigungsglied und eine mittels des Aktuators um eine Drehachse drehbare Kopplungseinrichtung. Dabei ist das Betätigungsglied durch eine Drehung der Kopplungseinrichtung um die Drehachse entlang einer (ersten) Drehrichtung derart betätigbar, dass eine mit dem Betätigungsglied gekoppelte oder koppelbare Arretiereinrichtung entriegelt werden kann. Die Arretiereinrichtung dient zum Verriegeln einer Funktionsbaugruppe des Fahrzeugsitzes.
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Eine solche Entriegelungsvorrichtung ist in der
DE 10 2015 204 273 A1 im Zusammenhang mit einer eine Easy-Entry-Funktion bereitstellenden Funktionsbaugruppe beschrieben.
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Die
DE 10 2016 103 860 A1 beschreibt einen Fahrzeugsitz mit einer Entriegelungsvorrichtung, die einen manuell drehbaren elektrischen oder elektronischen Schalter umfasst. Eine Drehung des Schalters in eine Drehrichtung bewirkt, dass eine Sitzverstellung durch einen mit dem Schalter gekoppelten Aktuator entriegelt wird. Eine Drehung des Schalters in die andere Drehrichtung bewirkt eine Entriegelung einer anderen Sitzverstellung. Hierbei ist für jede Sitzverstellung ein eigener Aktuator notwendig.
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Moderne Fahrzeugsitze umfassen oftmals eine Vielzahl an Funktionsbaugruppen. Die Funktionsbaugruppen ermöglichen z.B. eine Relativbewegung zwischen zumindest zwei Teilen. Dabei ist es regelmäßig nötig, diese Teile in einer bestimmten relativen Lage zueinander mittels entsprechender Arretiereinrichtungen zu verriegeln. Diese Verriegelung ist lösbar, z.B. um eine Einstellung oder Konfigurationsänderung vorzunehmen. Der Einsatz eines Aktuators zum Entriegeln einer Funktionsbaugruppe des Fahrzeugsitzes ermöglicht einen komfortablen Gebrauch der Funktionsbaugruppe und bietet einen Schutz vor Fehlbedienungen. Werden allerdings mehrere oder alle zu entriegelnden Funktionsbaugruppen mit einem Aktuator ausgestattet, nehmen diese Aktuatoren viel Bauraum am Fahrzeugsitz ein. Zudem führt dies zu einem komplexen Aufbau und zu einem hohen Gewicht des Fahrzeugsitzes.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Entriegelungsvorrichtung zum Entriegeln mehrerer Funktionsbaugruppen bereitzustellen, die einen möglichst einfachen Aufbau aufweist.
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Diese Aufgabe wird durch einen Gegenstand mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
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Demnach ist ein weiteres Betätigungsglied vorgesehen, das durch eine Drehung der Kopplungseinrichtung um die Drehachse entlang einer zur (ersten) Drehrichtung entgegengesetzten (zweiten) Drehrichtung betätigbar ist, um eine mit dem weiteren Betätigungsglied gekoppelte oder koppelbare weitere Arretiereinrichtung zu entriegeln.
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Hierdurch wird eine Entriegelungsvorrichtung bereitgestellt, die mit nur einem Aktuator mehrere, z.B. zwei, unabhängige Funktionsbaugruppen entriegeln kann. Die Funktionsbaugruppen können entriegelt werden, indem die Kopplungseinrichtung mittels des Aktuators entweder in die (erste) Drehrichtung oder in die entgegengesetzte (zweite) Drehrichtung rotiert wird.
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Bei dem Aktuator kann es sich insbesondere um einen elektromechanischen Aktuator handeln. Die Entriegelungsvorrichtung kann eine Komponente aufweisen, wobei die Drehung der Kopplungseinrichtung insbesondere bezüglich dieser Komponente erfolgt. Bei der Komponente handelt es sich z.B. um ein Gehäuse des Aktuators oder um eine Grundplatte, mittels der der Aktuator am Fahrzeugsitz befestigbar oder befestigt ist. Die Betätigungsglieder sind durch die Kopplungseinrichtung insbesondere mechanisch betätigbar. Beispielsweise übt die Kopplungseinrichtung zum Betätigen der Betätigungsglieder eine Kraft auf das jeweilige Betätigungsglied aus. Optional umfasst die Entriegelungsvorrichtung die Arretiereinrichtung und/oder die weitere Arretiereinrichtung. Die Arretiereinrichtung und die weitere Arretiereinrichtung sind jeweils binär schaltbar. Die Arretiereinrichtungen weisen jeweils einen arretierenden Zustand und einen nicht arretierenden Zustand auf. Beispielsweise sind die Arretiereinrichtung und/oder die weitere Arretiereinrichtung jeweils dazu ausgebildet, in ihrem arretierenden Zustand eine Bewegbarkeit, insbesondere Verstellbarkeit einer Funktionsbaugruppe des Fahrzeugsitzes zu begrenzen (z.B. in Form eines Begrenzungsanschlages, etwa für eine Längsverstelleinrichtung) oder ganz zu unterbinden (z.B. in Form eines Schlosses oder einer Verriegelung für die Längsverstelleinrichtung). Durch Betätigung des Betätigungsglieds durch die Kopplungseinrichtung sind die damit gekoppelten Arretiereinrichtungen entriegelbar, sodass die jeweilige Arretiereinrichtung aus dem arretierenden Zustand in den nicht arretierenden Zustand überführt wird. Optional sind die Arretiereinrichtung und/oder die weitere Arretiereinrichtung in den arretierenden Zustand vorgespannt, z.B. mittels einer Feder.
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Die Kopplungseinrichtung kann eine Nullstellung aufweisen, in der sie weder das Betätigungsglied noch das weitere Betätigungsglied betätigt. In der Nullstellung sind somit weder die mit dem Betätigungsglied gekoppelte Arretiereinrichtung noch die mit dem weiteren Betätigungsglied gekoppelte weitere Arretiereinrichtung entriegelt. Dies ermöglicht einen besonders einfachen Aufbau der Entriegelungsvorrichtung.
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In einer Ausgestaltung ist die Kopplungseinrichtung mittels des Aktuators aus der Nullstellung heraus um einen vorbestimmten oder vorbestimmbaren Winkelbetrag (z.B. weniger als 45 Grad oder weniger als 30 Grad) entlang der Drehrichtung in eine (erste) Entriegelungsstellung drehbar, in der das Betätigungsglied betätigt ist. Aus dieser Entriegelungsstellung heraus ist die Kopplungseinrichtung um denselben Winkelbetrag entlang der entgegengesetzten Drehrichtung zurück in die Nullstellung drehbar.
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In einer Ausgestaltung ist die Kopplungseinrichtung mittels des Aktuators aus der Nullstellung heraus um einen vorbestimmten Winkelbetrag (z.B. weniger als 45 Grad oder weniger als 30 Grad) entlang der entgegengesetzten (zweiten) Drehrichtung in eine (zweite) Entriegelungsstellung drehbar, in der das weitere Betätigungsglied betätigt ist. Aus dieser Entriegelungsstellung heraus ist die Kopplungseinrichtung um denselben Winkelbetrag entlang der (ersten) Drehrichtung zurück in die Nullstellung drehbar.
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Die Kopplungseinrichtung kann einen Bereich aufweisen, der zum Betätigen des Betätigungsglieds dazu ausgebildet ist, eine Kraft auf das Betätigungsglied auszuüben, und/oder einen weiteren Bereich, der zum Betätigen des weiteren Betätigungsglieds dazu ausgebildet ist, eine Kraft auf das weitere Betätigungsglied auszuüben. Der Bereich und der weitere Bereich können beabstandet voneinander angeordnet sein. Optional sind der Bereich und der weitere Bereich auf einander gegenüberliegenden Seiten der Drehachse angeordnet. Dies ermöglicht einen besonders kompakten Aufbau.
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In einer Ausgestaltung ist das Betätigungsglied (und/oder das weitere Betätigungsglied) als Bowdenzug ausgebildet, dessen eines Ende mit der Kopplungseinrichtung wirkverbunden ist. Hierdurch kann der Aktuator beabstandet zur Arretiereinrichtung angeordnet werden.
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Die Entriegelungsvorrichtung kann ferner einen Arretierhebel der Arretiereinrichtung (oder der weiteren Arretiereinrichtung) umfassen, wobei das Betätigungsglied, insbesondere in Form eines Bowdenzugs, mit dem Arretierhebel wirkverbunden ist. Dies ermöglicht eine sichere und einfache Arretierung einer Funktionskomponente.
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Die Kopplungseinrichtung kann einen Vorsprung aufweisen, der bei einer Drehung der Kopplungseinrichtung, insbesondere entlang der entgegengesetzten (zweiten) Drehrichtung, gegen das Betätigungsglied (insbesondere das weitere Betätigungsglied) drückt.
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Die Entriegelungsvorrichtung kann ferner eine Sperrklinke der weiteren Arretiereinrichtung (oder der Arretiereinrichtung) umfassen, wobei das weitere Betätigungsglied (oder das Betätigungsglied) in Form eines Vorsprungs an der Sperrklinke ausgebildet ist. Dies ermöglicht einen besonders einfachen und platzsparenden Aufbau.
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In einer Ausgestaltung ist zumindest ein Schalter oder Sensor zum Aktivieren des Aktuators vorgesehen. Mittels des Schalters kann ein Benutzer den Aktuator aktivieren und/oder die Drehrichtung des Aktuators vorgeben. Der Sensor erfasst z.B. eine Neigungsposition einer Lehne bezüglich eines Sitzteils des Fahrzeugsitzes und steuert in Reaktion darauf den Aktuator an. Hierdurch wird eine besonders komfortable Benutzung der Entriegelungsvorrichtung ermöglicht.
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Der Aktuator umfasst einen Motor, insbesondere einen Elektromotor. Optional ist der Motor in zwei Drehrichtungen betreibbar. Alternativ oder zusätzlich umfasst der Aktuator ein Getriebe. Das Getriebe kann derart umschaltbar sein, dass ein Abtrieb des Aktuators selektiv in beide Drehrichtungen drehbar ist.
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Die Entriegelungsvorrichtung umfasst optional eine Positionssteuerung, mittels welcher der Aktuator derart steuerbar ist, dass die Kopplungseinrichtung in vorbestimmte Winkelpositionen bezüglich einer Grundplatte und/oder eines Gehäuses des Aktuators drehbar ist. Dies ermöglicht eine präzise Betätigung der Betätigungsglieder, wobei auch ein Verschleiß reduzierbar ist, z.B. infolge eines Überdehnens von Bowdenzügen.
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Die Erfindung betrifft auch einen Fahrzeugsitz mit zwei oder mehr Funktionsbaugruppen. Der Fahrzeugsitz umfasst eine Entriegelungsvorrichtung nach einer beliebigen hierin beschriebenen Ausgestaltung. Die Entriegelungsvorrichtung ist dabei eingerichtet zum Entriegeln der Funktionsbaugruppen. Hierbei ist die Arretiereinrichtung zum Verriegeln einer der Funktionsbaugruppen ausgebildet und die weitere Arretiereinrichtung ist zum Verriegeln einer weiteren der Funktionsbaugruppen ausgebildet. Mittels der Entriegelungsvorrichtung sind die Arretiereinrichtung und die weitere Arretiereinrichtung selektiv entriegelbar. Da somit zwei Funktionsbaugruppen mit nur einem Aktuator entriegelbar sind, kann die Entriegelungsvorrichtung so ausgebildet werden. dass die nur wenig Bauraum am Fahrzeugsitz einnimmt und der Fahrzeugsitz kann mit einem besonders geringen Gewicht hergestellt werden.
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Die Funktionsbaugruppen des Fahrzeugsitzes sind beispielsweise in Form einer Längsverstelleinrichtung, eines Easy-Entry-Mechanismus, eines Beschlags, eines Sitzschlosses oder einer Crashverriegelung ausgebildet. Insbesondere können die Funktionsbaugruppen verschiedene Funktionen erfüllen. So kann etwa die Funktionsbaugruppe in Form einer Längsverstelleinrichtung ausgebildet sein, während die weitere Funktionsbaugruppe in Form eines Easy-Entry-Mechanismus ausgebildet ist.
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Der Aktuator der Entriegelungsvorrichtung ist in einer Ausgestaltung an einer Basis angeordnet, die ein Sitzteil des Fahrzeugsitzes trägt.
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Der der Erfindung zugrunde liegende Gedanke soll nachfolgend anhand der in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiele näher erläutert werden. Es zeigen:
- 1 eine Seitenansicht eines Ausführungsbeispiels eines Fahrzeugsitzes mit einer Entriegelungsvorrichtung, einer Längsverstelleinrichtung und einem Easy-Entry-M echanism us;
- 2 eine Ansicht auf die Unterseite des Fahrzeugsitzes mit der Entriegelungsvorrichtung gemäß 1;
- 3 eine perspektivische Explosionsdarstellung eines Aktuators für die Entriegelungsvorrichtung gemäß 1 und 2; und
- 4 eine Seitenansicht eines Ausführungsbeispiels eines Fahrzeugsitzes mit einer Entriegelungsvorrichtung, einem Sitzschloss und einem Beschlag.
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Die 1 und 2 zeigen zwei verschiedene Ansichten eines Fahrzeugsitzes 2 mit einer Entriegelungsvorrichtung 1. Der Fahrzeugsitz 2 weist ein Sitzteil 20 und eine schwenkbar am Sitzteil 20 angelenkte Lehne 21 auf. Der Fahrzeugsitz 2 umfasst mehrere Funktionsbaugruppen, vorliegend eine Funktionsbaugruppe in Form einer Längsverstelleinrichtung 22 und eine Funktionsbaugruppe in Form eines Easy-Entry-Mechanismus 23.
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Die Längsverstelleinrichtung 22 des Fahrzeugsitzes 2 umfasst zwei zueinander parallele Schienenanordnungen 220. Jede der Schienenanordnungen 220 weist eine mit einem Fahrzeugboden verbundene oder verbindbare Unterschiene auf, an der jeweils eine das Sitzteil 20 und die Lehne 21 abstützende Oberschiene entlang einer Längsrichtung verschiebbar gelagert ist. Die Oberschiene und die Unterschiene sind im Regelfall miteinander verriegelt, sodass die Oberschiene und die Unterschiene relativ zueinander fixiert sind. Diese Verriegelung ist mittels der Entriegelungsvorrichtung 1 lösbar, z.B. um die Längseinstellung des Fahrzeugsitzes 2 zu ändern.
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1 zeigt den Fahrzeugsitz 2 in einer durch den Easy-Entry-Mechanismus 23 bereitgestellten Easy-Entry-Stellung. 2 zeigt den Fahrzeugsitz 2 in einer einsitzbaren Gebrauchsstellung. Wenn der Easy-Entry-Mechanismus nicht verriegelt ist, ist der Fahrzeugsitz 2 von der Gebrauchsstellung in die Easy-Entry-Stellung und zurück bewegbar. Dabei werden das Sitzteil 20 und die Lehne 21 bezüglich der Schienenanordnungen 220 entlang der Längsrichtung verlagert, wobei das Sitzteil zusätzlich abgesenkt wird. Hierdurch ist es möglich, den Fahrzeugsitz 2 besonders weit nach vorn zu verlagern und einen möglichst großen Raum zum Einstieg in eine hintere Sitzreihe zu gewähren. Hierzu umfasst der Easy-Entry-Mechanismus 23 mehrere miteinander gekoppelte Hebel. In der Easy-Entry-Stellung ist der Easy-Entry-Mechanismus 23 verriegelbar, um einen möglichst komfortablen Einstieg zu gewährleisten. Diese Verriegelung ist mittels der Entriegelungsvorrichtung 1 lösbar, um den Fahrzeugsitz aus der Easy-Entry-Stellung zurück in die Gebrauchsstellung zu überführen.
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Die Entriegelungsvorrichtung 1 umfasst einen Aktuator 10. Der Aktuator 10 ist fest am Fahrzeugsitz 2 montiert, im vorliegenden Beispiel an einer Basis 26, die das Sitzteil 20 abstützt. Hierzu ist eine den Aktuator tragende Grundplatte 14 an der Basis 26 befestigt. Die Basis 26 ist an der Oberschiene von einer der beiden Schienenanordnungen 220 der Längsverstelleinrichtung 22 montiert. Für eine bessere Sicht auf den Aktuator 10 ist die Basis 26 in 1 nicht dargestellt.
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Der Aktuator 10 weist einen Abtrieb 100 auf. Eine Aktivierung des Aktuators 10 bewirkt eine Rotation des Abtriebs 100 (bezüglich eines anderen Teils des Aktuators, insbesondere der Grundplatte 14, und/oder bezüglich eines Teils des Fahrzeugsitzes 2, insbesondere der Basis 26). Der Abtrieb 100 erstreckt sich durch eine Öffnung in der Grundplatte 14 hindurch.
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Der Abtrieb 100 ist drehfest mit einer Kopplungseinrichtung 11 verbunden. Eine Drehung des Abtriebs 100 bewirkt damit eine Drehung der Kopplungseinrichtung 11 um eine Drehachse R.
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Wie nachfolgend beschrieben werden wird, sind durch eine Drehung der Kopplungseinrichtung 11 im oder gegen den Uhrzeigersinn wahlweise die Längsverstelleinrichtung 22 oder der Easy-Entry-Mechanismus 23 entriegelbar. Die Kopplungseinrichtung 11 weist dabei eine zentrale Nullstellung auf, in der sowohl die Längsverstelleinrichtung 22 als auch der Easy-Entry-Mechanismus 23 verriegelt sind. Diese Nullstellung ist in 1 gezeigt.
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An der Kopplungseinrichtung 11 sind exzentrisch zur Drehachse R ein Bereich 110 und ein weiterer Bereich 111 vorgesehen. Vorliegend sind die beiden Bereiche 110, 111 auf einander gegenüberliegenden Seiten der Drehachse R angeordnet, d.h. die Drehachse R ist zwischen den beiden Bereichen 110, 111 angeordnet. Die Kopplungseinrichtung 11 umfasst eine Scheibe 113, die mit dem Abtrieb 100 des Aktuators 10 verbunden ist, z.B. damit in Eingriff steht. Die Scheibe 113 weist einen im Wesentlichen kreisscheibenförmigen Abschnitt auf, von dem der Bereich 110 und der weitere Bereich 111 abstehen. Die Bereiche 110, 111 können an der Scheibe 113 befestigt sein oder alternativ einstückig damit ausgebildet sein.
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Der (erste) Bereich 110 stellt ein Lager für ein Betätigungsglied in Form eines Bowdenzugs 15 bereit. Vorliegend sind am ersten Bereich 110 die Enden (der Seelen) von zwei Bowdenzügen 15 befestigt, wobei im Allgemeinen auch nur ein einzelner Bowdenzug (genauer dessen Seele) am ersten Bereich 110 befestigt sein kann. Die Hüllen der Bowdenzüge 15 sind an einem hierzu vorgesehenen Abschnitt der Grundplatte 14 abgestützt. Wird die Kopplungseinrichtung 11 entlang einer (ersten) Drehrichtung D1 in eine erste Entriegelungsstellung rotiert, in der Ansicht gemäß 1 im Uhrzeigersinn, betätigt die Kopplungseinrichtung 11 die Bowdenzüge 15. Konkret werden dabei die Seelen der Bowdenzüge 15 gezogen.
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An ihren anderen Enden sind die Bowdenzüge 15 jeweils mit einer entriegelbaren Arretiereinrichtung 12A zum Verriegeln der Längsverstelleinrichtung 22 gekoppelt und wirkverbunden. Vorliegend sind die Enden (der Seelen) der Bowdenzüge 15 jeweils an einem Arretierhebel 120 der Arretiereinrichtung 12A befestigt. Die Hülle der Bowdenzüge 15 stützt sich jeweils an der Oberschiene ab. Die Arretierhebel 120 sind schwenkbar gelagert, vorliegend jeweils an einem Bolzen 122 an der entsprechenden Oberschiene. Jeder der Arretierhebel 120 weist Zähne 124 auf. Die Zähne 124 greifen zum Verriegeln der Schienenanordnung 220 und damit der Längsverstelleinrichtung 22 durch eine Lochreihe 221 in der Unterschiene. Die Arretierhebel 120 werden jeweils von einer Feder in Richtung eines Eingriffs mit der entsprechenden Lochreihe 221 gedrückt.
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Ein Zug an den Seelen der Bowdenzüge 15 durch eine Drehung der Kopplungseinrichtung 11 bewirkt, dass die Arretierhebel 120 (gegen die Kraft der jeweiligen Feder) verschwenkt werden. Hierdurch geraten die Zähne 124 außer Eingriff mit der entsprechenden Lochreihe 221, sodass die Längsverstelleinrichtung 22 entriegelt wird (und somit längsverstellbar ist). Solange die Längsverstelleinrichtung 22 entriegelt bleiben soll, behält die Kopplungseinrichtung 11 die erste Entriegelungsstellung bei.
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Um die Längsverstelleinrichtung 22 wieder zu verriegeln, dreht der Aktuator 10 die Kopplungseinrichtung 11 in einer zur vorherigen Drehung entgegengesetzten (zweiten) Drehrichtung D2, in der Ansicht gemäß 1 entgegen dem Uhrzeigersinn, zurück in die Nullstellung.
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Die Entriegelungsvorrichtung 1 umfasst zum Verriegeln des Easy-Entry-Mechanismus 23 eine weitere (zweite) Arretiereinrichtung 12B. Die weitere Arretiereinrichtung 12B umfasst eine Sperrklinke 121. Die Sperrklinke 121 ist (im vorliegenden Beispiel an der Basis 26) schwenkbar gelagert. Die Sperrklinke 121 weist eine Verzahnung 125 auf. Der Easy-Entry-Mechanismus 23 umfasst ebenfalls eine Verzahnung 230, vorliegend an einem seiner Hebel 231. Die Verzahnung 231 erstreckt sich im gezeigten Beispiel entlang eines Abschnitts um ein Drehlager des Hebels 231 herum. Die Verzahnung 125 der Sperrklinke 121 ist passend zur Verzahnung 230 des Easy-Entry-Mechanismus 23 ausgebildet. Eine Feder 123 spannt die Sperrklinke 121 in eine Position vor, in der die Verzahnungen 125, 230 miteinander in Eingriff stehen. Die miteinander in Eingriff stehenden Verzahnungen 125, 230 verriegeln den Easy-Entry-Mechanismus 23 in der Easy-Entry-Stellung.
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Zum Entriegeln des Easy-Entry-Mechanismus 23 umfasst der weitere (zweite) Bereich 111 der Kopplungseinrichtung 11 einen Vorsprung 112. Der Vorsprung 112 wird durch eine Drehung der Kopplungseinrichtung 11 entlang der zweiten Drehrichtung D2 (gegen den Uhrzeigersinn in der Ansicht gemäß 1) in eine zweite Entriegelungsstellung gegen ein Betätigungsglied in Form eines Vorsprungs 16 an der Sperrklinke 121 gedrückt. Hierdurch wird die Sperrklinke 121 (gegen die Kraft der Feder 123) verschwenkt, sodass die Verzahnungen 125, 230 außer Eingriff geraten und der Easy-Entry-Mechanismus 23 entriegelt wird. Sodann kann der Fahrzeugsitz 2 aus der Easy-Entry-Stellung in die Gebrauchsstellung überführt werden.
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Wird die Kopplungseinrichtung 11 aus der zweiten Entriegelungsstellung heraus wieder entlang der (ersten) Drehrichtung D1 zurück in die Nullstellung gedreht, geraten die Vorsprünge 112, 16 außer Kontakt und die Feder 123 zieht die Sperrklinke 121 wieder gegen den Hebel 231 des Easy-Entry-Mechanismus 23. Die Verzahnungen 125, 230 sind angeschrägt, sodass der Easy-Entry-Mechanismus 23 aus der Gebrauchsstellung in die Easy-Entry-Stellung verschwenkt werden kann, wobei die Zähne der Verzahnungen 125, 230 durchrutschen, in entgegengesetzter Richtung aber verriegeln.
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Die Kopplungseinrichtung 11 umfasst somit eine erste Entriegelungsstellung und eine zweite Entriegelungsstellung, zwischen denen die Nullstellung liegt.
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3 zeigt einen Aktuator 10 für die Entriegelungsvorrichtung 1 gemäß 1 und 2 in einer Explosionsdarstellung. Der Aktuator 10 ist ein elektromechanischer Aktuator. Der Aktuator 10 umfasst einen Antriebsmotor 101 in Form eines Elektromotors mit einem Motorgehäuse und einer Motorwelle. Der Aktuator 10 umfasst ferner ein selbsthemmendes Getriebe, vorliegend ein Schneckengetriebe. Auf der Motorwelle ist drehfest eine Antriebsschnecke 103 des selbsthemmenden Schneckengetriebes befestigt. Ein Gehäuse 104 des Aktuators 10 weist eine hohlzylindrische erste Ausnehmung zur Aufnahme der Antriebsschnecke 103 des Schneckengetriebes und zur Lagerung der Motorwelle des Antriebsmotors 101 sowie eine topfförmige zweite Ausnehmung zur Aufnahme eines Schraubrades 105 des Schneckengetriebes und eines mit dem Schraubrad 105 einteilig verbundenen Exzenters auf. Der Exzenter dient als Koppelglied zwischen der aus dem Schneckengetriebe bestehenden ersten Untersetzungsgetriebestufe und einer zweiten, als Taumelgetriebe ausgebildeten zweiten Untersetzungsgetriebestufe. In einer Bohrung des Exzenters ist eine die Bauteile des Taumelgetriebes durchgreifende Welle gesteckt, die abtriebsseitig des Taumelgetriebes und damit abtriebsseitig des Antriebsmotors 101 einen Abtrieb 100 aufweist. In 1 ist der Abtrieb als Bolzen mit einem radial nach außen weisenden Zapfen für einen drehfesten Eingriff mit der Kopplungseinrichtung 11 ausgebildet. Gemäß 3 ist der Abtrieb 100 als Alternative in Form eines Ritzels ausgebildet, das mit einer entsprechend geformten Ausnehmung der Kopplungseinrichtung 11 in Eingriff bringbar ist.
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Der Aktuator umfasst ferner eine Positionssteuerung 102, mittels der der Antriebsmotor 101 derart steuerbar ist, dass er die Kopplungseinrichtung 11 in eine vorgegebene Stellung, nämlich entweder die Nullstellung, die erste Entriegelungsstellung oder die zweite Entriegelungsstellung dreht. Die Positionssteuerung umfasst hierzu z.B. einen Sensor zur Positionsbestimmung und/oder eine Regelelektronik.
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4 zeigt ein Ausführungsbeispiel eines Fahrzeugsitzes 2' mit einer Entriegelungsvorrichtung 1. Der Fahrzeugsitz umfasst mehrere Funktionsbaugruppen, vorliegend eine Funktionsbaugruppe in Form eines Beschlages 24 und eine Funktionsbaugruppe in Form eines Sitzschlosses 25. Mittels des Beschlages 24 ist eine Lehne 21 bezüglich eines Sitzteils 20 des Fahrzeugsitzes 2' verschwenkbar. Der Beschlag 24 ist zum Beibehalten einer eingestellten Lage der Lehne 21 bezüglich des Sitzteils 20 verriegelbar. Mittels des Sitzschlosses 25 ist der Fahrzeugsitz 2' mit einem Fahrzeugboden 3 eines Fahrzeugs verriegelbar.
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Die Entriegelungsvorrichtung 1 umfasst zwei Arretiereinrichtungen 12C, 12D, im gezeigten Beispiel jeweils in Form einer Sperrklinke. Beide Arretiereinrichtungen sind mit einer Kopplungseinrichtung 11' wirkverbunden, vorliegend mittels Bowdenzügen 15. Die Kopplungseinrichtung 11' gemäß 4 entspricht der Kopplungseinrichtung 11 gemäß 1 und 2 mit dem Unterschied, dass zwei Bereiche der Kopplungseinrichtung als Lager für jeweils einen der Bowdenzüge dienen. Je nachdem, in welche Richtung das Kopplungselement 11' aus seiner Nullstellung heraus gedreht wird, wird entweder der Beschlag 24 oder das Sitzschloss 25 entriegelt.
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Ein Schalter 13 steht elektrisch oder drahtlos mit einem Aktuator 10 der Entriegelungsvorrichtung 1 in Wirkverbindung, der dem Aktuator 10 gemäß 1 und 2 entspricht. Eine Betätigung des Schalters 13 durch einen Benutzer aktiviert den Aktuator 10. Der Schalter 13 erlaubt eine Auswahl der zu entriegelnden Funktionsbaugruppe.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Entriegelungsvorrichtung
- 10
- Aktuator
- 100
- Abtrieb
- 101
- Antriebsmotor
- 102
- Positionssteuerung
- 103
- Antriebsschnecke
- 104
- Gehäuse
- 105
- Schraubrad
- 106
- Gehäusedeckel
- 11, 11'
- Kopplungseinrichtung
- 110
- Bereich
- 111
- weiterer Bereich
- 112
- Vorsprung
- 113
- Scheibe
- 12A-12D
- Arretiereinrichtung
- 120
- Arretierhebel
- 121
- Sperrklinke
- 122
- Bolzen
- 123
- Feder
- 124
- Zähne
- 125
- Verzahnung
- 13
- Schalter
- 14
- Grundplatte
- 15
- Bowdenzug (Betätigungsglied)
- 16
- Vorsprung (Betätigungsglied)
- 2, 2'
- Fahrzeugsitz
- 20
- Sitzteil
- 21
- Lehne
- 22
- Längsverstelleinrichtung (Funktionsbaugruppe)
- 220
- Schienenanordnung
- 221
- Lochreihe
- 23
- Easy-Entry-Mechanismus (Funktionsbaugruppe)
- 230
- Verzahnung
- 231
- Hebel
- 24
- Beschlag (Funktionsbaugruppe)
- 25
- Sitzschloss (Funktionsbaugruppe)
- 26
- Basis
- 3
- Fahrzeugboden
- R
- Drehachse
- D1
- Drehrichtung
- D2
- entgegengesetzte Drehrichtung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102015204273 A1 [0003]
- DE 102016103860 A1 [0004]