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Die Erfindung betrifft ein Saug- und/oder Spülfahrzeug mit einem einen Saug- und/oder Spülschlauch tragenden Gelenkarm.
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Es ist bekannt, Kanalspülfahrzeuge mit hydraulisch betätigten, bevorzugt als Teleskoparm ausgestalteten Auslegern auszustatten, die Saug- und Spülschläuche vom Fahrzeug zum Ort ihrer Verwendung führen. Der Kopf der bekannten Ausleger dient dabei auch als Anschlagpunkt für ein Höhenrettungsgerät, mit dem Personen aus Kanalschächten geborgen werden können. Darüber hinaus kann der Ausleger diverse Zusatzaggregate, beispielsweise Seilwinden, Haspeln, Arbeitsscheinwerfer etc., aufnehmen.
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Es ist auch bekannt, die Ausleger derartiger Fahrzeuge als Gelenkarm auszubilden, wobei der Gelenkarm - ähnlich einem Baggerarm - aus einem am Fahrzeug befestigten Tragarm, der bevorzugt ein Schwenkarm ist, und einem mittels eines Drehgelenks mit dem Tragarm verbundenen Knickarm besteht.
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Ein Beispiel eines solchen Kanalrreinigungsfahrzeugs ist aus der
DE 195 12 115 A1 bekannt. Andere Gelenkarme, die für Fahrzeuge geeignet sind, sind beispielsweise in der
US 4 623 067 A offenbart.
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Der Nachteil derartiger Ausleger, einschließlich der als Gelenkarm ausgebildeten Ausleger - im folgenden auch Multifunktionsausleger genannt -, besteht einerseits aufgrund der Gelenkfunktion in einer Ausbildung von unvorteilhaft auf den Spülschlauch wirkenden Biegekräften, andererseits aufgrund statischer Beschränkungen in der geringen Reichweite der Ausleger.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Saug- und/oder Spülfahrzeug mit einem einen Saug- und/oder Spülschlauch tragenden Gelenkarm zu schaffen, das in Bezug auf die Biegeradien der verwendeten Spülschläuche eine materialschonende Führung der Schläuche gewährleistet und eine möglichst großen Arbeitsbereich abdeckt.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch das Saug- und/oder Spülfahrzeug mit den Merkmalen von Anspruch 1 gelöst. Die Unteransprüche geben vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung wieder.
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Grundgedanke der Erfindung ist es, den einen Saug- und/oder Spülschlauch tragenden Ausleger eines Saug- und/oder Spülfahrzeugs als dreigliedrigen Gelenkarm auszugestalten, sodass eine harmonische und materialschonende Führung eines Spülschlauchs erreicht werden kann. Dabei ist ein Stellglied vorgesehen, das drehbar mit dem Drehgelenk zwischen erstem und zweitem Knickarm verbunden ist und an dem mit dem Tragarm und dem zweiten Knickarm verbundene Aktuatoren ansetzen, die ein Heben und Senken des zweiten und dritten Knickarms bewirken. Die erfindungsgemäße Ausgestaltung des vorgenannten Fahrzeugs stellt die materialschonende Biegung des Spülschlauchs sicher und wirkt bei gleichzeitig vergrößertem Arbeitsbereich einem erhöhten Materialverschleiß entgegen.
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Erfindungsgemäß ist also ein Saug- und/oder Spülfahrzeug mit einem einen Saug- und/oder Spülschlauch tragenden Gelenkarm vorgesehen, wobei der Gelenkarm aus einem Tragarm, einem mittels eines ersten Drehgelenks mit dem Tragarm gelenkig verbundenen ersten Knickarm, einem mittels eines zweiten Drehgelenks mit dem ersten Knickarm gelenkig verbundenen zweiten Knickarm und einem Stellglied, das einerseits gelenkig mit dem zweiten Drehgelenk und andererseits mittels eines ersten Arbeitszylinders mit dem Tragarm und mittels eines zweiten Arbeitszylinders mit dem zweiten Knickarm verbunden ist, gebildet ist, wobei der erste Knickarm sowohl kürzer als der Tragarm als auch kürzer als der zweite Knickarm ist.
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Insbesondere ist der erste Knickarm maximal halb so lang wie der Tragarm ausgebildet.
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Das Stellglied ist bevorzugt als Platte ausgebildet, wobei besonders bevorzugt zwei Platten beidseits des Gelenkarms vorgesehen sind, die gemeinsam an die Arbeitszylinder angebunden sind.
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Das Stellglied erstreckt sich insbesondere quer zur Längsachse des ersten Knickarms. Dabei ist das Stellglied an seinem einen Ende drehbar an das zweite Drehgelenk angebunden und an seinem anderen Ende jeweils drehbar mit den Arbeitszylindern verbunden.
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Der Tragarm ist bevorzugt als Schwenkarm ausgebildet und weist zu diesem Zweck ein Schwenklager auf, das an dem Fahrzeug befestigt ist.
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Der erste Arbeitszylinder und/oder der zweite Arbeitszylinder sind bevorzugt als Hydraulikzylinder ausgebildet.
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Nach einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung ist der zweite Knickarm als Teleskoparm ausgebildet.
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Das Saug- und/oder Spülfahrzeug nach der Erfindung weist mit seinem Gelenkarm aufgrund der verbesserten Statik eine vergrößerte Reichweite und eine verbesserte Schlauchführung gegenüber den bisherigen Multifunktionsauslegern auf. Statt einer einzigen Knickfunktion verfügt der neue Gelenkarm über zwei in räumlicher Nähe zueinander vorgesehene Knickfünktionen, die eine sanfte, materialschonende Schlauchführung unter Einhaltung der minimalen Biegeradien gewährleisten. Das erfindungsgemäß ausgestaltete Fahrzeug erlangt dadurch eine größere Reichweite, im Prototypen beispielsweise von über 5 m ab der Mitte des bevorzugt vorgesehenen Drehkranzes (statt üblicherweise 4 m).
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Durch das Doppelgelenk ist bei Einhaltung des minimalen Biegeradius für den Saugschlauch ein Gesamtknickwinkel von über 90° möglich. Dadurch ist auch die Verwendung längerer Teleskopeinheiten möglich, ohne die zulässige Fahrzeugumgrenzung zu verlassen.
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Durch die neue Anordnung des Multifunktionsauslegers mit dem Doppelgelenk wird der entsprechend Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (STVZO) zulässige Raum besser ausgenutzt und bietet mehr freien Raum für Haspeln und weitere Zusatzteile, die am Deckel befestigt werden können. Der Behälterdeckel kann weiterhin auch mit zusammen geklapptem Ausleger geöffnet werden.
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Der Gelenkarm des Fahrzeugs nach der Erfindung kann sich zusätzlich durch das Doppelgelenk bevorzugt 10° nach oben strecken und erlangt dadurch eine erhöhte maximale Höhe des Auslegerkopfes in Bezug auf die Straßenkante.
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Aufgrund der Kombination von großem Knickwinkel und langem Teleskop kann mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung jeder Punkt auf einer deutlich größeren Arbeitsfläche erreicht werden.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand eines in den beigefügten Zeichnungen dargestellten, besonders bevorzugt ausgestalteten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
- 1 eine Rückansicht eines besonders bevorzugt ausgestalteten Spülfahrzeugs mit dem Gelenkarm im eingefahrenen Zustand (a) und eine Seitenansicht des Spülfahrzeugs (b); und
- 2 eine Rückansicht eines besonders bevorzugt ausgestalteten Spülfahrzeugs mit dem Gelenkarm im ausgefahrenen Zustand.
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1 zeigt eine Rückansicht eines besonders bevorzugt ausgestalteten Spülfahrzeugs mit dem Gelenkarm im eingefahrenen Zustand (a) und eine Seitenansicht des Spülfahrzeugs (b).
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1 zeigt insbesondere ein Spülfahrzeug 200, das mit einem als Multifunktionsausleger verwendeten Gelenkarm 100 ausgerüstet ist. Der Gelenkarm 100 wird zum Tragen und Führen eines nicht dargestellten Spülschlauchs verwendet und weist einen mit dem Fahrzeug verbundenen Tragarm 10, einem mittels eines ersten Drehgelenks 20 mit dem Tragarm 10 gelenkig verbundenen ersten Knickarm 30, einem mittels eines zweiten Drehgelenks 40 mit dem ersten Knickarm 30 gelenkig verbundenen zweiten Knickarm 50 und ein Stellglied 60 auf, das einerseits gelenkig mit dem zweiten Drehgelenk 40 und andererseits mittels eines ersten Arbeitszylinders 70 mit dem Tragarm 10 und mittels eines zweiten Arbeitszylinders 80 mit dem zweiten Knickarm 50 verbunden ist.
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Es ist deutlich zu erkennen, dass der erste Knickarm 30 kürzer als der Tragarm 10 und auch kürzer als der zweite Knickarm 50 ist, wobei die Arbeitszylinder 70, 80 als Hydraulikzylinder ausgebildet sind.
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Das Stellglied 60 ist als Platte ausgebildet, die sich quer zur Längsachse des ersten Knickarms 30 erstreckt.
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Aus 2, die eine Rückansicht eines Spülfahrzeugs mit dem Gelenkarm im ausgefahrenen Zustand zeigt, ist deutlich ersichtlich, dass der zweite Knickarm 50 als Teleskoparm ausgebildet ist.
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Des Weiteren ist zu erkennen, dass der Gelenkarm aufgrund der Ausstattung mit dem Stellglied 30 überstreckt werden kann, d.h. dass der erste Knickarm 30 und der zweite Knickarm 50 über die Flucht mit dem Tragarm 10 hinaus angehoben werden können. Hierfür weist das Stellglied 60 bevorzugt eine Länge auf, die größer ist als die Höhe des ersten Knickarms 30 und besonders bevorzugt größer ist als die Länge des ersten Knickarms. Dabei befindet sich der Drehpunkt des Stellglieds 60 um das zweite Drehgelenk 40 an dem einen Ende des Stellglieds 60 und die Befestigungspunkte der Arbeitszylinder 70, 80 an dem anderen Ende des Stellglieds 30.