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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines Druckprodukts mit den Merkmalen von Anspruch 1.
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Die Erfindung liegt auf dem technischen Gebiet des Druckens, also des Übertragens von Druckmedien, insbesondere Druckflüssigkeiten, auf einen Bedruckstoff bzw. auf ein Substrat. Es sind bereits verschiedene Druckverfahren bekannt, zum Beispiel der lithographische Offsetdruck oder der Flexodruck. Des Weiteren ist es auch bereits bekannt, Druckprodukte zu veredeln, z.B. durch Lackauftrag, und dabei verschiedene Druckverfahren einzusetzen.
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Die
DE 103 60 050 B3 offenbart bereits ein Offsetdruckverfahren und eine Offsetdruckmaschine mit mehreren Offsetdruckwerken und einem nachgeschalteten Lackwerk. Der Bedruckstoff wird in einem der Offsetdruckwerke mit einer ölbasierenden Offsetdruckfarbe bedruckt und in einem nachfolgenden Offsetdruck werden Teile der bereits bedruckten Fläche mit einem transparenten ölbasierenden Mattlack beschichtet. Schließlich wird in einem Lackwerk auf der gesamten bedruckten Fläche einschließlich der mit dem Mattlack beschichteten Teilfläche, also vollflächig, ein transparenter Glanzlack überzogen. Ein solches Druckverfahren wird auch als „Drip-off“-Verfahren bezeichnet.
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Weiterhin ist aus der
DE 2010/047926A1 ein Verfahren zum gerasterten Aufbringen von Fluiden auf Substrat beschrieben. Es kann eine drucktechnische Rasterung auf das Substrat aufgebracht werden. Danach wird ein verschieden gerastertes erstes Bild durch Auftragen eines ersten Fluides erzeugt. Dies erfolgt vorzugsweise im Offsetdruck. Danach wird ein ungerastertes, zweites Bild durch vollflächiges Auftragen eines zweiten Fluids, vorzugsweise eines transparenten Lacks, erzeugt. Dies erfolgt vorzugsweise im sogenannten Flexodruck. Das zweite Fluid perlt von dem ersten Fluid ab und formiert in den Lücken zwischen dem ersten Fluid. Mit diesem letztgenannten Verfahren lassen sich effektvolle Druckprodukte gestalten.
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Aufgabenstellung
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren zum Herstellen von Druckprodukten zu beschreiben, wobei das Druckprodukt eine dreidimensionale visuelle Anmutung aufweisen soll. Weitere Aufgabe ist es, ein solches Verfahren zu beschreiben, welches auf üblichen Druckmaschinenkonfigurationen ausgeführt werden kann.
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Gelöst wird diese Aufgabe durch ein Verfahren zum Herstellen von Druckprodukten mit den Merkmalen von Anspruch 1.
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Das erfindungsgemäße Verfahren dient dem Herstellen eines Druckproduktes und weist die nachfolgenden Schritte auf: In einem ersten Schritt wird ein Substrat bereitgestellt, wobei es sich insbesondere um ein bahnförmiges oder bogenförmiges Substrat, insbesondere aus Papier, Karton oder Kunststoff handeln kann. In einem zweiten Schritt wird mit einer ersten Druckflüssigkeit ein Bild auf das Substrat gedruckt, wobei das Bild Linien von einer Breite von mindestens 0,35 mm, das entspricht einer Breite von einem Punkt (1pt), und insbesondere von mindestens 1,06 mm, das entspricht einer Breite von etwa 3 Punkt (3pt), aufweist. Unter dem Begriff Linien werden Linien mit beliebig langer oder kurzer Längserstreckung, nicht notwendig konstanter Quererstreckung, d.h. Breite verstanden. Die Linien können gerade oder gekrümmt sein. Die unbedruckten Teilflächen, an welche die gedruckten Linien angrenzen, besitzen eine Breite von mindestens 1,2 mm, insbesondere jedoch von mindestens 3 mm, und eine Fläche von mindestens 1,13 mm2, insbesondere jedoch von mindestens 7 mm2. Im nächsten Schritt wird flächig mit einer zweiten Druckflüssigkeit auf das Substrat im Bereich des im vorherigen Schritt gedruckten Bildes gedruckt. Flächig meint dabei, dass ein ungerastertes Bild gedruckt wird, und dass ein gleichmäßiger flächiger Auftrag der zweiten Druckflüssigkeit erfolgt. Erste und zweite Druckflüssigkeit sind dabei so gewählt, dass die zweite Druckflüssigkeit von der ersten Druckflüssigkeit abperlt und sich in den nicht mit der ersten Druckflüssigkeit bedruckten Teilflächen sammelt. Es ist vorgesehen, dass die zweite Druckflüssigkeit Effektpigmente enthält. Eine Berücksichtigung der vorgenannten Werte führt zu einem Druckprodukt, dessen visueller 3D-Effekt besonders stark ist.
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Besonders vorteilhaft ist es, wenn das Drucken mit der ersten Druckflüssigkeit im Offset-Druck erfolgt und/oder dabei eine dünne Schichtdicke von 0,5 bis 1,5 µm erzeugt wird. Das heißt, hierbei wird keine dreidimensionale, fühlbare bzw. tastbare Struktur erzeugt. Da die erste Druckflüssigkeit im Offset-Druck gedruckt werden kann, muss die dazu verwendete Druckmaschine keine spezielle Konfiguration aufweisen.
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In vorteilhafter Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird im zweiten Schritt mit der ersten Druckflüssigkeit ein Bild mit wiederkehrenden Mustern, nämlich mit regelmäßigen Strukturen, zum Beispiel Gitter, Kacheln oder Ornamente, oder von unregelmäßigen wiederkehrenden Texturen, zum Beispiel mit holzartiger Anmutung, gedruckt.
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Besonders vorteilhaft ist es, wenn als erste Druckflüssigkeit ein Drip-off-Effekt-Lack, auch bezeichnet als UV-Offset-Paste, verwendet wird. Von der Heidelberger Druckmaschinen AG wird eine solche UV-Offset-Paste unter dem Namen Saphira O555 angeboten. Als Effektpigmente der zweiten Druckflüssigkeit können beispielsweise Perlglanzpigmente, Interferenzpigmente oder Metalleffektpigmente zum Einsatz kommen. Die zweite Druckflüssigkeit kann dabei ein UV-Lack sein, wie er beispielsweise von der Heidelberger Druckmaschinen AG unter dem Namen Saphira U555 angeboten wird. Als besonders vorteilhaft wird es angesehen, wenn die Effektpigmente plättchenförmig sind und /oder die Effektpigmente eine Pigmentgröße von 5 bis 60 µm aufweisen und/oder die Druckflüssigkeit 5 bis 15 Gewichtsprozent (Gew.%) Effektpigmente enthält. Als Effektpigment kann beispielsweise das von der Firma Merck angebotene Pigment Iriodin Rutil Feingrün verwendet werden. Die zweite Druckflüssigkeit kann dabei im Flexodruck oder in einem Lackierwerk gedruckt werden. Ein solches Lackierwerk ist in üblichen Konfigurationen von Bogenoffset-Druckmaschinen häufig vorhanden, sodass das Verfahren zum Herstellen eines Druckproduktes auf einer Bogenoffset-Druckmaschine mit üblicher Konfiguration ausgeführt werden kann. Bevorzugt wird von der zweiten Druckflüssigkeit eine Menge von 3 bis 8 g/m2 aufgebracht.
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In Weiterbildung des Verfahrens zum Herstellen eines Druckproduktes wird das Substrat vor dem Bedrucken mit der ersten Druckflüssigkeit mit einem farbigen Bild als Unterdruck versehen, wobei das farbige Bild ein gerastertes, Motiv tragendes Bild oder ein flächiger Farbauftrag sein kann. Ein starker visueller 3D-Effekt kann beispielsweise erzeugt werden, indem ein Unterdruck in schwarzer Farbe flächig aufgebracht wird.
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In Weiterbildung dieses Verfahrens erfolgt der Unterdruck in einer ersten Farbe und die zweite Druckflüssigkeit weist Effektpigmente in einer zweiten, anderen Farbe auf. Das heißt erste und zweite Farbe besitzen einen Farbabstand. Dies dient der Erzeugung eines sogenannten Farbflops, auch als Farbtonflop oder Color Flop bezeichnet. Bei einem Farbflop ändert sich der Farbeindruck abhängig vom Betrachtungswinkel, zum Beispiel von Blau auf Rot.
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Die beschriebene Erfindung und die beschriebenen vorteilhaften Weiterbildungen der Erfindung stellen auch in Kombination miteinander – soweit dies technisch sinnvoll ist – vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung dar.
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Hinsichtlich weiterer Vorteile und in konstruktiver und funktioneller Hinsicht vorteilhafter Ausgestaltungen der Erfindung wird auf die Unteransprüche sowie die Beschreibung von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die beiliegenden Figuren verwiesen.
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Ausführungsbeispiel
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Die Erfindung soll an Hand beigefügter Figuren noch näher erläutert werden. Einander entsprechende Elemente und Bauteile sind in den Figuren mit gleichen Bezugszeichen versehen. Zugunsten einer besseren Übersichtlichkeit der Figuren wurde auf eine maßstabsgetreue Darstellung verzichtet. Es zeigen in schematischer Darstellung
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1 die Entstehung des Druckproduktes in mehreren Verfahrensschritten
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2a und b Detailansichten des fertigen Druckproduktes
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3a und b zwei mögliche gedruckte Strukturen in detaillierter, realistischer Darstellung
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4a und b die Mindestabmessungen von möglichen gedruckten Strukturen
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In 1 ist der Ablauf des erfindungsgemäßen Verfahrens dargestellt: In einem ersten Verfahrensschritt A wird ein Substrat 1 bereitgestellt. In einem fakultativen Schritt A' kann dieses Substrat 1 mit einem farbigen Bild, insbesondere vollflächig, mit einem Unterdruck versehen werden. Im nachfolgenden Verfahrensschritt B werden mit einer ersten Druckflüssigkeit 3 Linien 11 gedruckt, welche ein Druckbild ergeben. Zwischen den gedruckten Linien 11 gibt es unbedruckte Teilflächen 12. In einem nächsten Verfahrensschritt C erfolgt ein flächiger Auftrag einer zweiten Druckflüssigkeit 4, welche Effektpigmente 9 enthält. Im Bereich der gedruckten Linien 11 perlt die zweite Druckflüssigkeit 4 ab und zieht sich in die unbedruckten Teilflächen 12 zurück. Dieser Zustand des fertigen Druckprodukts 10 ist im Verfahrensschritt D dargestellt.
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In 2a ist ein Schnitt durch das Druckprodukt 10 dargestellt. Zu erkennen ist das Substrat 1, auf welchem ein farbiges Bild als Unterdruck 2 aufgedruckt wurde. An den Stellen, an welchen erste Druckflüssigkeit 5 aufgebracht wurde, findet sich abgeperlte, zweite Druckflüssigkeit 7. In den Bereichen, in welchen keine erste Druckflüssigkeit 5 aufgebracht wurde, zieht sich die zweite Druckflüssigkeit 6 zurück. Wie in 2b in einer Draufsicht angedeutet ist, sammeln sich in einem Übergangsbereich 8 zwischen den gedruckten Linien 11 und den unbedruckten Teilflächen 12 Effektpigmente 9 in einer anderen räumlichen Verteilung und Ausrichtung an. Die Breite dieses Übergangsbereichs 8 bestimmt die erforderliche Mindestflächenbreite y.
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3a zeigt die realistische Darstellung eines Druckprodukts 10 in einer Detailaufnahme mit Lichteinfall von oben. Nur im Bereich einer Kreisscheibe liegt zweite Druckflüssigkeit 6 zusammenhängend, mit einer geschlossenen Materialschicht vor, in den übrigen Bereichen ist die zweite Druckflüssigkeit abgeperlt 7. Um einen starken visuellen 3D-Effekt zu erzeugen, weist der Ring eine Flächenbreite y auf, das heißt, die unbedruckte Teilfläche 12, wo keine erste Druckflüssigkeit 5 gedruckt wurde, besitzt eine Flächenbreite y. Die Mindestflächenbreite beträgt mindestens 1,2 mm und die Mindestfläche 1,13 mm2. Bei einer Flächenbreite y von mindestens 3 mm, und eine Fläche von mindestens 7 mm2 wird der visuelle 3-D-Effekt noch verstärkt. In 3b ist ein zweites Beispiel eines Druckprodukts 10 in realistischer Darstellung gezeigt bei einem Lichteinfall von oben. Die fliesenartige Struktur mit quadratischem Gittermuster des Druckprodukts 10 ergibt sich dadurch, dass mit der ersten Druckflüssigkeit Linien 11 gedruckt wurden und sich die zweite Druckflüssigkeit 6 in die unbedruckten Teilflächen 12, wo keine erste Druckflüssigkeit 5 verdruckt wurde, zurückziehen kann. Die gedruckten Linien 11 weisen eine Linienbreite x von mindestens 0,35 mm auf, welche auch als Fugenbreite bezeichnet werden kann. Die unbedruckten Teilflächen 12 besitzen eine Flächenbreite y, welche mindestens 1,2 mm beträgt. Bei diesen Mindestmaßen wird eine gute plastische visuelle Wirkung erzielt.
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In den 4a und 4b ist am Beispiel eines quadratischen und eines kreisförmigen, in zweiter Druckflüssigkeit 6 gedruckten Objektes, das Maß der Flächenbreite y verdeutlicht. Im Falle des Quadrats von 4a entspricht die Flächenbreite y der Kantenlänge des Quadrats und im Fall der Kreisfläche von 4b entspricht die Flächenbreite y dem Durchmesser des Kreises. Das Prinzip der Mindestgrößen der Flächenbreite y gilt auch für Objekte anderer Form.
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In den 5a und 5b sind die schematischen Darstellungen von 3a und 3b in einer fotografischen Aufnahme dargestellt.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Substrat
- 2
- farbiges Bild, insbesondere vollflächig
- 3
- Bild, gedruckt mit erster Druckflüssigkeit
- 4
- flächiger Auftrag zweiter Druckflüssigkeit
- 5
- erste Druckflüssigkeit
- 6
- zweite Druckflüssigkeit
- 7
- abgeperlte zweite Druckflüssigkeit
- 8
- Übergangsbereich
- 9
- Effektpigment
- 10
- Druckprodukt
- 11
- gedruckte Linie
- 12
- unbedruckte Teilfläche
- x
- Linienbreite
- y
- Flächenbreite
- A, A', B, C, D
- Verfahrensschritte
- L
- Lichteinfall
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 10360050 B3 [0003]
- DE 2010/047926 A1 [0004]