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Die vorliegende Erfindung betrifft einen Reitsattel gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
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Traditionell umfasst ein Reitsattel, insbesondere für Pferde, einen Sattelbaum und ein daran gehaltenes Sattelkissen. Dieser Sattelbaum ist bei industriell hergestellten Satteln als Kunststoffschale ausgebildet, während ein handwerklich gefertigter Sattelbaum als Holzstahlfederbaum ausgebildet ist. Dieser Holzstahlfederbaum umfasst einen Rahmen aus Holz, an dem zwei vom Sattelkopf bis zum Aefterbereich reichende Stahlfedern angebracht sind und wobei der Holzstahlfederbaum mittels zweier vom Sattelkopf bis zum Aefterbereich reichender Zuggurte verspannt ist.
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Derartige handwerklich gefertigte Reitsättel werden auf Maß gearbeitet, wobei der Schwung, die Länge und die Breite, die Ortweite, der Ortgangwinkel, das Kammermaß und auch die Stärke des Twists individuell entsprechend dem Tier angepasst sind. Gleichzeitig wird der Sattelbaum in Bezug auf die Sitzgröße, die Sitzkurve und den Sitzkomfort des Reiters entsprechend angepasst.
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In der Praxis kommt es vor, dass sich die Anforderungen an einen derartig individuell an Tier und Reiter angepassten Reitsattels im Laufe der Zeit verändern, zum Beispiel, weil sich Größe und Gewicht des Reiters ändern, und/oder weil sich Größe und Körpermaße des Pferdes ändern oder aber auch weil sich der Muskelaufbau des Pferdes verändert. Nach einer solchen Veränderung kommt es vor, dass der ursprünglich passgenau sitzende Reitsattel eben nicht mehr passgenau sitzt und insbesondere beim Tier, hier beim Pferd, Druckstellen verursacht werden oder aber dass sich eine muskuläre oder orthopädische Beeinträchtigung des Pferdes entwickelt. Insbesondere kann es vorkommen, dass einzelne Muskelpartien anschwellen. In der folge nimmt das Pferd eine Schonhaltung ein, welche den Reitablauf stört.
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Wird nun ein Reitsattel passgenau auf das Reittier abgestimmt, so können sich die betroffenen Muskelpartien erholen und die Schwellung geht zurück. Zu gegebener Zeit muss dann der Reitsattel, insbesondere im Bereich des Sattelkopfes, auf diese neue Situation angepasst werden. Dies geschieht in der Regel dadurch, dass der Ortgangwinkel des Sattelkopfes angepasst wird. Bei Reitsätteln mit einem Sattelkopf aus Holz ist dies aber nur in geringem Umfang möglich, weil sonst der Sattelkopf im Bereich des Widerrist bricht. Dies führt dazu, dass dann ein neuer den geänderten Gegebenheiten entsprechender Reitsattel angefertigt werden muss.
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Davon ausgehend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen Reitsattel der eingangs genannten Art zu schaffen, dessen Ortgangwinkel im notwendigen Maße angepasst werden kann.
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Als technische Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß ein Reitsattel mit den Merkmalen des Anspruches 1 vorgeschlagen. Vorteilhafte Weiterbildungen dieses Reitsattels sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
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Ein nach dieser technischen Lehre ausgebildeter Reitsattel hat den Vorteil, dass aufgrund der Zweiteilung des Sattelkopfes und der Beabstandung des rechten Sattelkopfelementes vom linken Sattelkopfelement das Kopfeisen und, ggf. das Sandwichgegenstück, so weit gebogen werden kann, wie es erforderlich ist, damit der Reitsattel wieder passgenau sitzt, ohne dass der Sattelkopf beschädigt wird.
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In der Praxis kommt es vor, dass in den dabei im Bereich der Beabstandung des rechten vom linken Sattelkopfelementes entstandenen Freiraum im Sattelkopf oberhalb des Kopfeisens angeordnete Teile des Sattels hineingelangen und beschädigt werden können. Auch fehlt in diesem Freiraum oberhalb des Kopfeisens befindlichen Teilen des Reitsattels der notwendige Unterbau, zum Beispiel zur Aufnahme eines Teiles des Sattelkissens oder dergleichen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass die Zuggurte zum Verspannen des Rahmens normalerweise am Sattelkopfmitte befestigt sind, dass aber durch die Beabstandung der beiden Sattelkopfelemente nun keine Befestigungsmöglichkeit mehr besteht.
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Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß vorgeschlagen, an dem rechten und dem linken Sattelkopfelement ein Gelenk vorzusehen. Dieses Gelenk verbindet das rechte mit dem linken Sattelkopfelement im Bereich des Freiraumes und verhindert, dass oberhalb des Sattelkopfes befindliche Teile in den Freiraum gelangen und gewährleistet gleichzeitig eine ausreichende Verschwenkbarkeit des rechten Sattelkopfelementes gegenüber dem linken Sattelkopfelement im Falle einer Anpassung des Kopfeisens.
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Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass gleichzeitig eine Basis für die darüberliegenden Teile des Reitsattels gegeben ist, sodass diese Teile ihrer Funktion in gewohnter Weise nach kommen können.
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Noch ein weiterer Vorteil des Gelenkes besteht darin, das die Zuggurte an diesem Gelenk angebracht werden können und dass somit die Zuggurte wie aus dem Stand der Technik bekannt eingesetzt werden können.
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Die Ausbildung des Gelenkes in Leder hat den Vorteil, dass ein solches Ledergelenk kostengünstig hergestellt werden kann, die Bewegungen des Sattels mitgeht und so stabil ausgebildet ist, dass es als Basis für die darüberliegenden Teile fungieren kann. Dabei hat sich ein handelsübliches Sohlenleder als besonders geeignet erwiesen, weil des besonders zugfest, langlebig und dennoch ausreichend biegsam ist.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist das Gelenk, insbesondere das aus Leder gebildete Gelenk, so groß ausgebildet, dass es den Freiraum zwischen dem rechten und dem linken Sattelkopfelement vollständig oder nahezu vollständig überdeckt. Hierdurch wird sichergestellt, dass kein oberhalb angeordnetes Teil auch nur teilweise in den Freiraum gelangen kann. Auch wird hierdurch sichergestellt, dass die Zuggurte in der gewohnten Weise am Sattelkopf angebracht werden können.
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Weitere Vorteile des erfindungsgemäßen Reitsattels ergeben sich aus der beigefügten Zeichnung und den nachstehend beschriebenen Ausführungsformen. Ebenso können die vorstehend genannten und die noch weiter ausgeführten Merkmale erfindungsgemäß jeweils einzeln oder in beliebigen Kombinationen miteinander verwendet werden. Die erwähnten Ausführungsformen sind nicht als abschließende Aufzählung zu verstehen, sondern haben vielmehr beispielhaften Charakter. Es zeigen:
- 1 eine schematisch dargestellte Unteransicht auf einen Sattelbaum einer ersten Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Reitsattels;
- 2 eine schematisch dargestellte rückwärtige Ansicht des Reitsattels gemäß 1;
- 3 eine schematisch dargestellte Vorderansicht des Reitsattels gemäß 1;
- 4 eine schematisch dargestellte Draufsicht des Reitsattels gemäß 1.
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In den 1 bis 4 ist eine erste Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Reitsattels umfassend einen Sattelbaum 10 dargestellt, der in dieser Ausführungsform als Holzstahlfederbaum ausgeführt ist. Dies bedeutet, dass dieser Reitsattel 10 einen aus Holz gefertigten U-förmigen Rahmen 12 aufweist, wobei an den beiden freien Enden des Rahmens 12 ein geschwungen ausgebildeter Sattelkopf 14 ebenfalls aus Holz vorgesehen ist. Die höchste Stelle dieses geschwungenen Sattelkopfs 14 wird als Sattelkopfmitte 16 bezeichnet, während das rechte und das linke, freie Ende des Sattelkopfes 14 auch als Ort 18 bezeichnet wird. Dieses linke und rechte freie Ende des Sattelkopfes 14 bilden die Schenkel des Ortgangswinkels 19.
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Der U-förmig gebogene Rahmen 12 weist in seinem hinteren Bereich einen nach oben geschwungenen Aefterbereich 20 auf, der ein Zurückrutschen des Reiters nach hinten verhindert. Die Mitteltracht 22 befindet sich im Mittelbereich des U-förmigen Rahmens 12.
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Auf der Unterseite des U-Rahmens 12 ist ein Halteband 24 aus Metall befestigt, an dem wiederum eine rechte und eine linke, metallene Stahlfeder 26 angebracht ist. In diese Stahlfeder 26 ist aus einem elastischen Federstahl gebildet und reicht vom Aefterbereich 20 über die Mitteltracht 22 bis zum Sattelkopf 14. Des Weiteren ist vom Aefterbereich 20 bis zur Sattelkopfmitte 16 ein rechter und ein linker Zuggurt 28 angebracht und derart verspannt, dass der Zuggurt 28 den Sattelbaum 10 im Ruhezustand stabilisiert, während die Stahlfedern 26 während des Verdrehens des Sattelbaums (Twist) gegen ihre Federkraft ausgelenkt werden und aufgrund ihrer innewohnenden Federkraft den Sattelbaum 10 wieder in die Ausgangsposition zurückbewegen.
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Auf der Unterseite des Sattelkopfes 14 ist ein aus einem Bandstahl gefertigtes Kopfeisen 30 angebracht, welches sich über den gesamten Sattelkopf 14 und gegebenenfalls auch die Ortpunkte 18 hinaus erstreckt. An der Oberseite des Sattelkopfes 14 ist ein aus Bandstahl gefertigtes Sandwichgegenstück 31 befestigt, so dass das Kopfeisen 30 zusammen mit dem Sattelkopf 14 und dem Sandwichgegenstück 31 ein Sandwich bilden. Dabei ist das Sandwichgegenstück 31 über durch den Sattelkopf 14 hindurchreichende Schrauben, Nieten, Klammern oder dergleichen am Kopfeisen 30 befestigt.
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Wie insbesondere aus 3 gut ersichtlich ist, ist der Sattelkopf 14 zweigeteilt ausgeführt und umfasst ein rechtes Sattelkopfelement 32 und ein linkes Sattelkopfelement 34, die beide auf dem Kopfeisen 30 fest montiert sind. Die beiden Sattelkopfelemente 32, 34 sind so weit voneinander beabstandet angebracht, dass diese bei einer Veränderung des Ortgangswinkels 19 nicht aneinander stoßen. Der zwischen dem rechten 32 und linken Sattelkopfelement 34 vorhandene Freiraum 36 wird zum großen Teil von einem Gelenk 38 überdeckt, welches das rechte Sattelkopfelement 32 mit dem linken Sattelkopfelement 34 verbindet. Dieses Gelenk 38 ist aus einem Leder, vorzugsweise aus Sohlenleder, gefertigt und rechts und links an den Sattelkopfelementen 32, 34 befestigt. An diesem Gelenk 38 aus Leder sind die Zuggurte 28 befestigt.
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In der in den 1 bis 4 gezeigten Ausführungsform erstreckt sich das Gelenk 38 von einer Vorderkante des Sattelkopfes 14 bis zu einer Hinterkante des Sattelkopfes 14. In einer anderen, hier nicht dargestellten Ausführungsform kann das Gelenk aus Leder auch kleiner sein und beabstandet von der Vorderkante und/oder der Hinterkante enden.
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Zum Anpassen des Reitsattels an die geänderte Körperform des Tieres wird der Sattelkopf mit seinen beiden Sattelkopfelementen 32, 34 in eine Umformmaschine, zum Beispiel eine Metallbiegevorrichtung, eingelegt, so dass dann das metallene Kopfeisen 30 und das metallene Sandwichgegenstück 31 derart gebogen werden, dass der Ortgangswinkel 19 des Reisattels wieder der Körperform des Tieres entspricht.