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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Umbau eines Walzenaggregats zur Behandlung einer Faserstoffbahn innerhalb einer Papier- oder Kartonmaschine, bei welchem Walzenaggregat zumindest zwei Walzen, deren Walzenlager auf bearbeiteten Auflageflächen wenigstens eines Ständers unter Zuhilfenahme von Passelementen, wie beispielsweise Passfeder-Nut-Verbindungen, positionsgenau angebracht sind, im Betriebszustand in Kontakt mit der Faserstoffbahn gebracht sind, hin zu einem umgebauten Walzenaggregat mit Zusatzelementen, das eine andere Funktionsweise als das (ursprüngliche) Walzenaggregat ausübt.
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Es gibt zahlreiche Walzenaggregate innerhalb einer Papier- oder Kartonmaschine, bei denen zumindest zwei Walzen im Betrieb Kontakt mit der Faserstoffbahn haben. Darunter fallen beispielsweise Kalander, Glättwerke oder Pressen. Sollte es bei dieser Art von Aggregaten zu produktionsbedingten Änderungswünschen in der Funktionsweise und dadurch bedingt zu einem Umbau kommen, so müssen häufig die Ständer ausgebaut und in einer Werkstatt mit neuen Bearbeitungs- bzw. Bezugsflächen versehen werden. Dies nimmt relativ viel Zeit in Anspruch, in der die Papier- oder Kartonmaschine nicht produzieren kann und der Betreiber einen enormen wirtschaftlichen Verlust erfährt.
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Man kann sich beispielsweise vorstellen, dass an einem Kalanderständer Zusatzaggregate wie beispielsweise Befeuchtungs- oder Induktionsheizgeräte angebracht werden müssen, die einen exakt eingestellten Abstand zur Faserstoffbahn haben müssen. Für solche Zusatzaggregate müssen dann genau positionierte Befestigungsflächen an dem Ständer gefräst werden.
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Vielfach kommt es vor, dass Betreiber von Papierfabriken eine vorhandene Leimpresse in eine Filmpresse umrüsten wollen. Dieser Wunsch ergibt sich aus den technischen Grenzen der Leimpressen. Bei den Leimpressen besteht eine höhere Abrissgefahr, eine ungenauere Dosiermöglichkeit des Leimauftrags und in der Regel eine zu hohe Befeuchtung der Faserstoffbahn, was zu Problemen führen kann. Bei einem Umbau auf eine moderne Filmpresse entsteht der gleiche Nachteil wie bei dem vorgenannten Kalander, nur in noch viel deutlicherem Maß. Es muss nämlich seitlich der beiden Walzen eine Vielzahl von Zusatzaggregaten an dem Ständer angebracht werden, wozu beispielsweise die Halterungen der Filmpresswalzen, Spritzwasserrinnen, Hebelsysteme und Dosiersysteme gehören. Auch hier wäre die nachträgliche Bearbeitung der Walzenständer enorm aufwändig.
Weitere Verfahren zum Umbau von Papiermaschinen sind in den Dokumenten
DE 20 2014 104 981 U1 ,
DE 102 28 113 A1 oder
DE 10 2010 061 903 A1 beschrieben.
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Man erhält zwar in den Beispielen eine verbesserte und neue Funktionsweise des Walzenaggregats, aber die Nachteile des langen Produktionsausfalls sind vielfach nicht hinnehmbar. Alternativ müsste das Walzenaggregat durch ein komplett neues Walzenaggregat inklusive neuer Ständer, Verrohrung und Verkabelung ersetzt werden, was die Umbaumaßnahmen in der Regel in unwirtschaftliche Höhe treibt.
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Es ist deshalb die Aufgabe der Erfindung ein Verfahren aufzuzeigen, mit dem der Umbauvorgang eines vorhandenen Ständers deutlich beschleunigt werden kann.
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Die Aufgabe wird durch die Merkmale des Anspruchs 1 und insbesondere dadurch gelöst, dass
- - zunächst zumindest ein Walzenlager von seiner bearbeiteten Auflagefläche am Ständer beabstandet wird,
- - weiterhin auf die bearbeitete Auflagefläche ein Bauteil aufgesetzt und fixiert wird, dessen Auflageseite auf der Auflagefläche geeignete Aussparungen und/oder Erhebungen für Passelemente und auf dessen der Auflageseite gegenüberliegenden Seite ebenfalls Passelemente für das Lagergehäuse eingebracht sind,
- - und vorher, gleichzeitig oder nachher das beabstandete Walzenlager auf der der Auflageseite gegenüberliegenden Seite des Bauteils als neuer Auflagefläche positioniert und fixiert wird,
- - wobei das Bauteil vor dem Einbau mit weiteren bearbeiteten Zusatzflächen versehen wurde, an die positionsgenau die für die neue Funktionsweise notwendigen Zusatzaggregate angebracht werden.
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Durch diesen Vorgang wird der Umbau des Walzenaggregats erheblich verkürzt. Man schafft quasi schon im Vorfeld zu dem Umbau ein Bauteil, das die Bezugs- und Zusatzflächen für die Zusatzaggregate in genauer Relation zu den Walzenpositionen aufweist. Der Umbau erfolgt dann so, dass die Walzenlager einfach mit dem Bauteil unterlegt werden und damit die Zusatzflächen für die Zusatzaggregate ebenfalls in der richtigen Lage vorhanden sind.
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Am Beispiel des Umbaus einer Leimpresse zu einer Filmpresse werden also Bauteile an den bestehenden Ständern montiert, die es erlauben, weitere Zusatzaggregate anzubinden und somit eine Wiederverwendung des Ständers. Hierfür sollen vorhandene Referenzflächen (bearbeitete Flächen) und Passelemente, wie Passfedern, Passstifte, Nuten oder Fixierkeile der vorhandenen Lagergehäuse der Auftrags- oder Leimpresswalzen zur Ausrichtung verwendet werden. Dies ermöglicht eine genaue Positionierung der Adapterplatten und stellt so eine exakte Ausrichtung der neuen Zusatzaggregate zur Walze, in diesem Fall einer Auftragwalze, sicher.
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Vorteilhafterweise können z.B. für die geeigneten Aussparungen und/oder Erhebungen auf der Auflagefläche die gleichen Aussparungen und/oder Erhebungen verwendet werden, wie sie das entfernte Lagergehäuse aufweist.
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Bevorzugt werden die auf der der Auflageseite gegenüberliegenden Seite angeordneten Passelemente in analoger Lage wie bei der Auflagefläche des Ständers eingebracht.
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Dadurch erspart man sich Bearbeitungsschritte am Lagergehäuse, weil es auf dem Bauteil in gleicher Weise fixiert werden kann wie ehemals auf der Auflagefläche des Ständers. In der Regel befindet sich das Lagergehäuse dann senkrecht oberhalb seiner vorherigen Position.
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Es ist von Vorteil, wenn das Bauteil einen plattenförmigen Teil aufweist.
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Und besonders bevorzugt ist, dass der plattenförmige Teil waagrecht auf dem Ständer aufgelegt wird.
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Der plattenförmige Teil kann dann beispielsweise eine Dicke von 50 mm haben und somit als neue Unterlage für die Walzenlager dafür sorgen, dass die Gesamthöhe des Walzenaggregats nicht wesentlich zunimmt.
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Bevorzugt wird an dem plattenförmigen Teil auch eine insbesondere rechtwinkelig angesetzte weitere Platte angebracht, die für die Befestigung der Zusatzaggregate vorgesehen ist.
Alternativ kann die weitere Platte auch direkt in dem plattenförmigen Teil integriert sein. Dies kann zum Beispiel mittels eines gebogenen Blechs realisiert sein.
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Damit wird es möglich, auf einfache und platzsparende Weise seitlich des Ständers in einem von der Faserstoffahn unberührten Bereich Zusatzaggregate zu befestigen oder unterzubringen.
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Vorzugsweise weisen der plattenförmige Teil und die weitere Platte Versteifungsbleche auf.
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Mit den Versteifungsblechen wird die Last der Zusatzaggregate abgefangen. Diese Kräfte können aufgrund der Bewegung der Zusatzaggregate auch dynamische Anteile haben, so dass das Versteifungsblech dazu beitragen kann, Schwingungen zu vermeiden.
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Es ist von Vorteil, zumindest einen Teil der Zusatzaggregate gemeinsam mit dem Bauteil am Ständer zu fixieren.
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Das bedeutet, das Bauteil wird bereits vor seinem Einbau mit Zusatzaggregaten ausgerüstet und sobald die Walze von dem Ständer beabstandet ist, als komplette Zusatzeinheit zeitsparend am Ständer befestigt. Erst danach wird das Walzenlager auf das Bauteil gesetzt, wo es die Passelemente in der gleichen Anordnung findet, wie vorher am Ständer.
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Bevorzugt bezieht sich das Verfahren auf den Umbau von einer Leimpresse auf eine Filmpresse.
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Die Erfindung soll anhand eines Ausführungsbeispiels unter Berücksichtigung der Figuren näher erläutert werden. Dabei zeigen
- 1 das Walzenaggregat in Form einer Leimpresse vor ihrem Umbau zu einer Filmpresse und
- 2 das Walzenaggregat als umgebaute Filmpresse jeweils in der Seitenansicht, und
- 3 ein Beispiel für Passelemente an den Bezugsflächen Ständerplattenförmiger Teil und plattenförmiger Teil-Lagergehäuse in stark schematischer Darstellung.
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Im dargestellten Ausführungsbeispiel wird eine bestehende Leimpresse 30 auf eine Filmpresse 31 umgerüstet.
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1 zeigt das Walzenaggregat 1 einer Leimpresse 30 mit zwei Walzen 3, 4, die in Walzenlagern 5, 6 gelagert sind. Selbstverständlich befinden sich derartige Walzenlager auf beiden Seiten der Faserstoffbahn 2. Die zu behandelnde Faserstoffbahn 2 wird nach einer Faserbahnumlenkung 22 von oben in den Walzenspalt der zwei Walzen 3, 4, in diesem Fall sogenannten Auftragswalzen, geführt. In den Zwickeln oberhalb des Kontaktpunktes und unterhalb der bekannten Dosiereinrichtungen 21 für den Leim befindet sich der Leimsumpf zwischen Walze 3, 4 und Faserstoffbahn 2.
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Die Walzenlager 5, 6 stehen mit Passelementen 11 in einer festgelegten Position fixiert auf der Auflagefläche 12 des Ständers 7. Der bestehende Ständer 7 der Leimpresse 30 gemäß 1 hat keinerlei Befestigungsmöglichkeiten für weitere Zusatzaggregate 8, in diesem Fall Auftragwerke einer Filmpresse 31 gemäß 2.
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Für den Umbau der Leimpresse 30 gemäß 1 auf eine Filmpresse 31 gemäß 2 werden die Walzen 3, 4 mit ihren Lagergehäusen 5, 6 vom Ständer 7 gelöst und angehoben. In den Zwischenraum werden nun Bauteile 10 mit einem plattenförmigen Teil 18 an der Stuhlung befestigt, die entsprechende Passelemente 11 aufweisen. Die Bauteile 10 besitzen außerdem wenigstens eine weitere Platte 19 mit einer bearbeiteten Zusatzfläche 15, an der die zum Umbau benötigten Zusatzaggregate 8, zu denen auch die Filmpresswalzen gehören, in exaktem räumlichen Bezug zur Walzenlagerposition befestigt werden können, und bieten somit Aufnahmemöglichkeiten zum Montieren von Auftragwerken einer Filmpresse 31.
In alternativen Ausführungen können das plattenförmige Teil 18 sowie die wenigstens eine weitere Platte auch einstückig realisiert sein. Dies kann vorzugsweise mittels eines gebogenen, bzw. abgewinkelten Blechs geschehen. Der Winkel wird hierbei häufig in etwa 90° betragen, jedoch sind je nach Anwendung auch andere Winkel möglich.
Zur Stabilisierung des Bauteils bei Bewegungen der Zusatzaggregate 8 in möglicherweise an den Zusatzflächen 15 angebrachten Drehlagern können Versteifungsbleche 20 vorgesehen sein.
Die Bauteile 10 werden mit ihrem plattenförmigen Teil 18 unter den Walzenlagern 5, 6 montiert und verwenden die dort befindlichen bearbeiten Flächen der Stuhlung als Referenz. Die Reihenfolge, ob die Bauteile 10 zunächst an dem Ständer 7 oder zuerst am Walzenlager 5, 6 befestigt werden, spielt für die Erfindung keine Rolle. Dies wird schematisch noch in 3 erläutert. Nach der Befestigung des Bauteils 10 auf dem Ständer 7 werden die Walzenlager 5, 6 auf der der Auflageseite 13 gegenüberliegenden Seite 14 befestigt.
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Dies erläutert 3. Es wird dort der Zustand angedeutet, in dem die Walze 3, 4 mit ihrem Walzenlager 5, 6 abgehoben wurde. Das Walzenlager 5, 6 besitzt Passelemente 11, in diesem Ausführungsbeispiel eine Nut 17.1, die gegenüber (in diesem Fall senkrecht oberhalb) einer Nut 17.2 im Ständer 7 angeordnet ist. In diesen Nuten 17.1 und 17.2 befand sich vor der Anhebung der Walzen 3, 4 eine Passfeder 16.2, so, dass sich das Lager gegenüber dem Ständer in einer vorgegebenen Position befand.
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Zwischen das Lagergehäuse 5, 6 und den Ständer 7 wird nun das Bauteil 10 eingeschoben, das einen plattenförmigen Teil 18 besitzt. In diesem plattenförmigen Teil 18 sind an der bearbeiteten Auflageseite 13 und der bearbeiteten der Auflageseite gegenüberliegenden Seite 14 ebenfalls Nuten eingefräst, in die bereits jeweils eine Passfeder 16.1 bzw. 16.2 eingelegt sind. Die Anzahl der Passelemente kann selbstverständlich variieren und den Gegebenheiten angepasst sein.
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Nach dem Zusammenfahren und Fixieren von Walzenlagern 5,6, Bauteil 10 und Ständer 7 ist das Lager 5,6 in einer ebenfalls zum Ständer festgelegten Position, genau wie vorher, nur eben um die Bauteildicke höher gelegt. Da an dem Bauteil aber eine bearbeitete, in diesem Ausführungsbeispiel senkrecht zum plattenförmigen Teil stehende Zusatzfläche 15 vorgesehen ist, gibt es eine neue Befestigungsfläche für Zusatzaggregate 8 mit genauer Referenz zum Walzenlager. Es lassen sich also beispielsweise Auftragwerke einer Filmpresse 31 in der erforderlichen Genauigkeit anbringen. Vielfach kann man weitere Zeit für den Umbau einsparen, indem die Zusatzflächen 15 beim Einbau der Bauteile 10 bereits mit Zusatzaggregaten 8 bestückt sind.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Walzenaggregat
- 2
- Faserstoffbahn
- 3
- Walze 1
- 4
- Walze 2
- 5
- Walzenlager 1
- 6
- Walzenlager 2
- 7
- Ständer
- 8
- Zusatzaggregat
- 10
- Bauteil
- 11
- Passelement
- 12
- Auflagefläche
- 13
- Auflageseite
- 14
- der Auflageseite gegenüberliegende Seite
- 15
- Zusatzfläche
- 16, 16.1, 16.2
- Passfeder
- 17, 17.1, 17.2
- Aussparung, Nut
- 18
- plattenförmiger Teil
- 19
- weitere Platte
- 20
- Versteifungsblech
- 21
- Leimdosierung
- 22
- Faserbahnumlenkung
- 30
- Leimpresse (Walzenaggregat)
- 31
- Filmpresse (umgebautes Walzenaggregat mit Zusatzelementen)