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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verschlusssystem für automatische und halbautomatische Handfeuerwaffen mit einem in Längsrichtung der Handfeuerwaffe beweglichen, als Masseverschluss ausgebildeten Verschluss. Das Verschlusssystem eignet sich insbesondere zum Verschießen von Trainingsmunition, wie beispielsweise Plastik Training (PT) Munition und Farbmunition (FX).
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Verschlusssysteme bei Handfeuerwaffen dienen im Allgemeinen dazu, eine Handfeuerwaffe mit einem Verschlussmechanismus zur Abgabe eines Schusses zu verschließen, anschließend wieder zu öffnen, mit einem Lademechanismus nachzuladen, um erneut die Abgabe eines Schusses zu ermöglichen.
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Aus dem Stand der Technik sind Verschlusssysteme mit unterschiedlichen Lademechanismen bekannt. Bei Gasdruckladern wird bei der Schussabgabe ein Teil des Treibgases durch eine oder mehrere Gasentnahmen aus dem Rohr abgeleitet und einem Selbstlademechanismus zugeführt. Die Energie dieses unter sehr hohem Druck stehenden Treibgases entriegelt, öffnet den Verschluss und leitet einen Nachladevorgang ein. Gasdruckladesysteme werden beispielsweise bei den Gewehren M4 und M16 eingesetzt. Weiterhin sind Rückstoßlader bekannt, die die Energie zum Auswerfen der Patronenhülse und zum erneuten Nachladen direkt aus der Rückstoßenergie des Schusses erhalten. Die Rückstoßenergie wirkt direkt auf die Stirnseite eines Verschlusskopfes. Der Verschlusskopf bewegt den gesamten Verschluss so weit nach hinten, dass die leere Patronenhülse ausgeworfen und erneut nachgeladen wird.
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Aus der
DE 20 2006 007 925 U1 ist ein Waffenverschlusssystem bekannt, welches einen Verschlussträger und einen relativ zu diesem drehbaren Verschlusskopf umfasst. Innerhalb des Verschlusskopfes ist ein Schlagbolzen mit einem Schlagbolzenkopf entlang der Längsachse der Waffe beweglich geführt. Zur Schussauslösung wird der Schlagbolzen über einen Abzugsmechanismus freigegeben, wenn das Verschlusssystem vollständig verriegelt ist. Der Abzugsmechanismus schlägt dann, beispielsweise mit einem Hammer bzw. Schlagstück auf den Schlagbolzenkopf. Der Schlagbolzen stößt infolge dessen auf den Patronenboden einer sich innerhalb eines Patronenlagers befindlichen Patrone und zündet diese.
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Die
DE 39 15 547 A1 zeigt eine Vorrichtung für eine Waffe zum Verschießen von kleinkalibriger Munition, welche einen Waffenlauf mit einer Laufbohrung und einen Verschlussschlitten aufweist. Von der Laufbohrung zweigt in dessen hinteren Bereich aus dessen Umfangswand eine Gasdruckbohrung ab, die zur hinteren Stirnseite des Waffenlaufes führt. Die Gasdruckbohrung wirkt mit einem an dem Verschlussschlitten angeordneten Gegenglied zusammen, welches die durch die Gasdruckbohrung erzeugte Gasdruckkraft aufnimmt.
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In der
DE 694 15 825 T2 ist eine Pistole mit einem Rahmen, einer Laufeinheit und einem auf dem Rahmen befestigten Schlitten beschrieben. Der Schlitten kann zwischen einer vorderen Position und einer hinteren Position relativ zu dem Rahmen in Längsrichtung vor- und zugrückbewegt werden. Nach einer über eine vorbestimmte Distanz verlaufenden rückwärtigen Bewegung tritt der Schlitten mit einer Anschlagfläche in Eingriff, und zwar mit einem beim Abfeuern einer Übungsmunition entwickelten Schlittenimpuls. Der Schlittenimpuls ist ausreichend, um die Laufeinheit zumindest rückwärts zu einer Position zu bewegen, die ein Laden einer Patrone in einen Lauf-Kammerabschnitt gestattet.
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Die
US 5,140,893 A betrifft einen leeren Zündadapter, welcher in einer automatischen oder halbautomatischen Feuerwaffe installierbar ist. Mittels Zündadapter kann der Gegendruck des Treibstoffs erhöht werden, um die Feuerwaffe effizient mit leerer oder üblicher Munition betreiben zu können.
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Um bei Handfeuerwaffen zu Trainingszwecken auch kostengünstigere Trainingsmunition verwenden zu können, kommen derzeit spezielle, an die jeweils verwendete Trainingsmunition angepasste, Verschlusssysteme zum Einsatz. Diese Verschlusssysteme nutzen in der Regel als Masseverschluss ausgeführte Verschlüsse, welche durch die Rückstoßenergie des abgegebenen Schusses angetrieben werden. Bislang ist es nötig, für unterschiedliche Arten von Trainingsmunition unterschiedlich dimensionierte Verschlusssysteme vorzuhalten, die jeweils an die Energie der verwendeten Trainingsmunition angepasst sind. PT-Munition hat beispielsweise wesentlich mehr Energie als FX-Munition. Daher muss ein zum Verschießen von PT-Munition verwendetes Verschlusssystem mehr Masse aufweisen als ein für FX-Munition geeignetes Verschlusssystem.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, ein Verschlusssystem für automatische und halbautomatische Handfeuerwaffen zur Verfügung zu stellen, welches aufwandsarm an unterschiedliche Trainingsmunitionen anpassbar ist.
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Zur Lösung der erfindungsgemäßen Aufgabe dient ein Verschlusssystem für automatische und halbautomatische Handfeuerwaffen gemäß dem beigefügten Anspruch 1.
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Das erfindungsgemäße Verschlusssystem umfasst einen in Längsrichtung der Handfeuerwaffe beweglichen Verschluss, welcher als Masseverschluss ausgebildet ist. Erfindungswesentlich ist, dass das Verschlusssystem mindestens einen Wechseleinsatz aufweist, welcher lösbar mit dem Verschluss verbunden werden kann.
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Ein wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Verschlusssystems besteht darin, dass durch den genutzten Wechseleinsatz ein äußerst flexibles System zur Verfügung steht, welches mit geringem Aufwand an unterschiedlichste Trainingsmunition adaptierbar ist. Mittels Wechseleinsatz kann die Masse des Verschlusses an die jeweils genutzte Munition angepasst werden. Bei energiereicher Munition kommen Wechseleinsätze mit größerer Masse zum Einsatz als bei energiearmer Munition. Vorzugsweise werden mehrere Wechseleinsätze vorgehalten, die sich in ihrer Masse unterscheiden, um eine massemäßige Anpassung des Verschlusses an unterschiedliche Munition zu ermöglichen. Beim Wechsel der Munition muss somit lediglich der Wechseleinsatz ausgetauscht werden, statt wie bislang der komplette Verschluss. Dies erleichtert den Umbau der Handfeuerwaffe, wodurch nicht zuletzt Zeit und Kosten eingespart werden können.
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Der Verschluss weist vorzugsweise einen Verschlussträger und einen Verschlusskopf auf. Der Verschlusskopf kann drehbar oder fest am Verschlussträger gelagert sein. Innerhalb des Verschlusskopfes befindet sich ein Schlagbolzen, welcher beim Abfeuern der Handfeuerwaffe auf den Teil einer Patrone trifft, in dem das Zündmittel untergebracht ist.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform ist der Wechseleinsatz zumindest abschnittsweise innerhalb des Verschlussträgers anordenbar. Es sind natürlich ebenso Ausführungen möglich, welche eine Anordnung des Wechseleinsatzes am Außenumfang des Verschlussträgers vorsehen.
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Der Wechseleinsatz weist vorzugsweise einen Grundkörper und eine sich axial von dem Grundkörper erstreckende Erweiterung auf, wobei die Erweiterung in den Verschlussträger einschiebbar ist. Der mit dem Verschluss verbundene Wechseleinsatz schließt bevorzugt bündig an den Verschluss an. Bei alternativen Ausführungsformen kann der Verschlussträger mit einer axialen Erweiterung ausgestattet sein, welche in eine entsprechende Ausnehmung des Wechseleinsatzes einschiebbar ist.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform ist zwischen dem Verschluss und dem Wechseleinsatz eine formschlüssige und / oder kraftschlüssige Verbindung herstellbar. Zwischen dem Verschluss und dem Wechseleinsatz kann beispielsweise eine Rastverbindung, Bajonettverbindung oder Schraubverbindung bestehen. Es soll jedoch keine Einschränkung auf die genannten Verbindungsarten erfolgen. Wesentlich bei der gewählten Verbindungsart ist, dass diese eine lösbare und gleichzeitig sichere Verbindung zwischen Wechseleinsatz und Verschluss ermöglicht.
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Der Wechseleinsatz kann als Hohlkörper ausgeführt sein. Als vorteilhaft hat sich die Verwendung eines Hohlkörpers aus einem Leichtmetall, wie beispielsweise Aluminium erwiesen. Andere geeignete Materialien sind ebenso möglich. Ein derart ausgebildeter Wechseleinsatz eignet sich insbesondere zum Verschießen von FX-Munition, welche ein vergleichsweise geringe Energie aufweist. Ein erprobter Wechseleinsatz für FX-Munition wurde beispielsweise als Aluminiumholkörper mit einer Masse von etwa 19 Gramm realisiert.
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Eine alternative Ausführung nutzt einen Wechseleinsatz in Form eines massiven Körpers. Ein derartiger Wechseleinsatz ist insbesondere für energiereiche Trainingsmunition, wie PT-Munition, verwendbar. Der Wechseleinsatz kann beispielsweise als ein mit Wolfram gefüllter Stahlkörper ausgebildet sein. Ein als mit Wolfram gefüllter Stahlkörper mit einer Masse von 190 Gramm wurde als Wechseleinsatz für PT-Munition erfolgreich getestet. Die genannten Materialien für die Wechseleinsätze und deren Masse tragen lediglich beispielhaften Charakter. Je nach verwendeter Munition sind andere Ausführungen möglich. Es ist ersichtlich, dass durch die Verwendung unterschiedlicher Wechseleinsätze die Gesamtmasse des Verschlusses in einem großen Bereich an die jeweils genutzte Munition angepasst werden kann.
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Ein Verschlusssystem-Set besteht aus einem Verschlusssystem und mehreren dazu passenden Wechseleinsätzen mit unterschiedlicher Masse.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sowie deren Vorteile und Einzelheiten werden nachfolgend anhand der beigefügten Figuren näher erläutert. Es zeigen:
- 1: eine perspektivische Ansicht eines erfindungsgemäßen Verschlusssystems;
- 2: eine Längsschnittansicht des erfindungsgemäßen Verschlusssystems; und
- 3: eine Längsschnittansicht eines Wechseleinsatzes.
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Nachfolgend aufgeführte Lagebezeichnungen wie „vorne“ und „hinten“ usw. beziehen sich auf eine Waffe in normaler, horizontaler Schusslage, wobei die Schussrichtung nach vorne weist.
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1 zeigt eine perspektivische Ansicht eines erfindungsgemäßen Verschlusssystems 01, während in 2 eine Längsschnittansicht des Verschlusssystems 01 gezeigt ist. Das Verschlusssystem 01 umfasst einen in Längsrichtung der Handfeuerwaffe beweglichen Verschluss 02, welcher aus einem Verschlussträger 03 und einem Verschlusskopf 04 besteht. Der Verschluss 02 ist als Masseverschluss ausgeführt. Der Verschlusskopf 04 ist drehbar oder fest am Verschlussträger 03 gelagert. Innerhalb des Verschlusskopfes 04 befindet sich ein Schlagbolzen 05, welcher an seinem dem hinteren Ende der Handfeuerwaffe zugewandten Ende einen Schlagbolzenkopf 07 aufweist. Der Schlagbolzen 05 ist üblicherweise ein Metallstift, der beim Abfeuern der Handfeuerwaffe auf den Teil der Patrone trifft, in dem das Zündmittel untergebracht ist.
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Das Verschlusssystem 01 umfasst weiterhin einen Wechseleinsatz 09, welcher lösbar mit dem Verschlussträger 03 verbunden ist. In 1 ist der Wechseleinsatz lediglich zur Verdeutlichung sowohl am Verschlussträger 03 als auch gelöst von diesem dargestellt. Eine Längsschnittansicht des am Verschlussträger angebrachten Wechseleinsatzes 09 ist in 2 gezeigt. Mittels Wechseleinsatz 09 kann die Masse des Verschlusses 02 an die verwendete Munition angepasst werden. Im Falle energiearmer Munition, wie beispielsweise FX-Munition, kommt vorzugsweise ein als Hohlkörper, beispielsweise als Aluminiumhohlkörper, ausgeführter Wechseleinsatz 09 zum Einsatz. Zur Adaption des Verschlusses 02 an energiereichere Munition, wie zum Beispiel PT-Munition, hat sich ein massiv ausgeführter Wechseleinsatz 09 als vorteilhaft erwiesen. Der Wechseleinsatz 09 kann beispielsweise als ein mit Wolfram gefüllter Stahlkörper ausgebildet sein.
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Der Wechseleinsatz 09 besitzt in der gezeigten Ausführungsform einen zylindrischen Grundkörper 10 und eine sich axial von dem Grundkörper 10 erstreckende Erweiterung 12. Die Erweiterung 12 weist einen kleineren Außendurchmesser als der Grundkörper 10 auf. Der Außendurchmesser der Erweiterung 12 ist an den Innendurchmesser des Verschlussträgers 03 angepasst. Wie in 1 gezeigt, befindet sich die Erweiterung 12 in ihrem mit dem Verschluss 02 verbundenen Zustand innerhalb des Verschlussträgers 03. Der mit dem Verschlussträger 03 verbundene Wechseleinsatz 09 schließt mit seinem Grundkörper 10 bündig an den Verschlussträger 03 an. Zwischen dem Wechseleinsatz 09 und dem Verschlussträger 03 besteht eine lösbare formschlüssige und/oder kraftschlüssige Verbindung. Die Verbindung kann beispielsweise eine Rastverbindung, Bajonettverbindung, Schraubverbindung oder ähnliche Verbindung sein. Wesentlich ist, dass einerseits eine sichere Verbindung zwischen dem Verschlussträger 03 und dem Wechseleinsatz 09 herstellbar ist und andererseits diese Verbindung aufwandsarm getrennt werden kann, um die Montage eines alternativen Wechseleinsatz 09 zu ermöglichen.
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Der Wechseleinsatz ist in seinen Abmessungen an das Verschlusssystem und die zugehörige Waffe angepasst. Üblicherweise besitzen die zu einem Verschlusssystem gehörenden mehreren Wechseleinsätze dieselbe Länge und denselben Durchmesser, d.h. die Wechseleinsätze unterscheiden sich nur in ihrer Masse und ggf. im Material.
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Der Wechseleinsatz 09 weist vorzugsweise eine Kennzeichnung auf, welche auf den Munitionstyp hinweist, für welchen der Wechseleinsatz 09 geeignet ist. So kann beispielsweise an der Stirnseite des Grundkörpers 10 eine Beschriftung 13 (siehe 1) aufgebracht sein oder die Wechseleinsätze sind farblich markiert.
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Bezugszeichenliste
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- 01 -
- Verschlusssystem
- 02 -
- Verschluss
- 03 -
- Verschlussträger
- 04 -
- Verschlusskopf
- 05 -
- Schlagbolzen
- 06 -
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- 07 -
- Schlagbolzenkopf
- 08 -
- Schlagbolzensperre
- 09 -
- Wechseleinsatz
- 10 -
- Grundkörper des Wechseleinsatzes
- 11 -
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- 12 -
- Erweiterung des Grundkörpers