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Einleitung
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Die Erfindung betrifft das Gebiet der Entkeimung von landwirtschaftlichen Produkten. Insbesondere betrifft die Erfindung ein Verfahren zum verbesserten Entkeimen von rieselfähigem Saatgut und eine Vorrichtung zur verbesserten Entkeimung derartigen Saatguts.
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Stand der Technik und Nachteile
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Entkeimungsanlagen für landwirtschaftliche Produkte dienen der Abtötung von gesundheitsschädlichen oder die Lagerfähigkeit beeinträchtigenden Keimen, die sich u.A. auf Produkten wie Saatgut, Gemüse, Kräutern, Nüssen und dergleichen befinden können. Mit dem Oberbegriff „Keim“ werden beispielsweise Bakterien und Viren, sowie Pilze und deren Sporen bezeichnet. Die Keime können während des natürlichen Wachstumsvorgangs in den Produkten entstehen, und/oder durch äußerliche Einwirkung (z.B. Lagerung, Transport) auf die Produkte übertragen worden sein.
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Um Gesundheitsschäden sowie eine Verkürzung der Lagerbarkeit der Produkte zu vermeiden, sind aus dem Stand der Technik verschiedene Methoden zur Entkeimung bekannt.
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Bekanntermaßen führen erhöhte Temperaturen zu einer Eliminierung bestimmter Keimarten. Werden die Produkte beispielsweise heißem Wasserdampf ausgesetzt, führt dies zu einer guten Entkeimung der Oberflächen. Allerdings sind z.B. Viren und Sporen mittels dieser thermischen Behandlung weniger gut abzutöten, da sie hitzebeständiger als Bakterien und Pilze sind. Zudem können sich durch die Behandlung Ursprungsstoffe in weiterhin gesundheitsschädliche Stoffe umwandeln. Die behandelten Oberflächen können durch die Wärmeeinwirkung geschädigt werden. Der Energieverbrauch einer thermischen Behandlung ist hoch, und u.U. müssen die behandelten Produkte anschließend wieder getrocknet werden.
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Eine weitere Methode basiert auf einer Bestrahlung der Produkte mit energiereicher Strahlung wie insbesondere Ultraviolett-(UV-)Strahlung. Dabei werden im Vergleich zur thermischen Behandlung geringere Mengen an Energie benötigt, und die Produkte werden nur unwesentlich erwärmt.
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Eine zur Durchführung dieser Methode vorgesehene Vorrichtung ist z.B. in der Druckschrift
DE 38 28 185 A1 offenbart. Rieselfähiges Gut wird mittels Förderwalzen an einseitig angebrachten UV-Strahlern vorbeigefördert, so dass es während des Transportes entkeimt werden kann. Die Förderwalzen bewirken eine Rotation des Gutes, so dass es allseitig von der UV-Strahlung behandelt wird. Allerdings ist hierfür eine im Wesentlichen runde Form des Gutes vonnöten.
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Eine vorteilhafte allseitige Behandlung kann auch auf weitere Arten erreicht werden.
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Die Druckschrift
DE 902 450 B schlägt Förderbänder vor, welche für die zur entkeimenden Wirkung führende Strahlung durchlässig sind. Ein Wenden ist somit überflüssig. Allerdings muss mit einer größeren Anzahl von Strahlungsquellen oder Reflektoren gearbeitet werden, um das Gut allseitig zu erreichen.
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Druckschrift
DE 38 314 19 A1 offenbart mechanische Wendeelemente, die sich auf einer schiefen Ebene befinden und entgegen der Rieselrichtung des Gutes bewegt werden, so dass sich dieses umwendet. Demnach muss das Gut auf der Ebene gleitfähig sein, und eine nicht zu flache Form (wie z.B. Flocken) aufweisen.
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Aus der Druckschrift
DE 892 541 B ist eine Vorrichtung mit schiefer Ebene bekannt, auf welcher dachförmig oder ähnlich ausgebildete Verteilungsprofile angeordnet sind, so dass an ihnen entlang gleitendes Saatgut umgewendet werden kann.
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Die Druckschrift
DE 10 2004 050 493 A1 offenbart abschüssige Gleitflächen. Zur Umschichtung des Gutes sind mehrere Fallstrecken zwischengeschaltet. Zudem sind die Gleitflächen mit mindestens einer Vibrationseinrichtung verbunden, so dass das Gut verteilt, gefördert und umgeschichtet werden kann. Nachteilig ist auch hier der verhältnismäßig große mechanische Aufwand sowie die Bauhöhe der Entkeimungsstrecke. Zudem kann das Gut je nach Fallhöhe Schaden nehmen.
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Aus der Druckschrift
DE 17 74 221 U , Druckschrift
DE 10 2009 055 731 A1 und Druckschrift
US 2004/052702 A1 sind trommelförmige, rotierende Behältnisse bekannt, in welche das Gut gefüllt und mittels der fortdauernden Rotation unter gleichzeitiger UV-Bestrahlung gewendet wird. Nachteilig an derartigen Vorrichtungen ist der verhältnismäßig hohe mechanische Aufwand, der mit entsprechenden Kosten verbunden ist.
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Aus der Druckschrift
JP 2000-304 900 A ist Vorrichtung zum Entkeimen von Saatgut, wobei dieses über eine Wendefläche fortlaufend stoßartige Impulse erhält. Beim Transport mit derartigen Vibrationsförderern kann es jedoch ebenfalls zu Beschädigungen des Saatguts kommen.
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Aufgabe der Erfindung und Lösung
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht demnach in der Bereitstellung eines alternativen Verfahrens zur Entkeimung von rieselfähigem Saatgut, sowie einer zur Durchführung dieses Verfahrens geeigneten Vorrichtung. Die Vorrichtung und das Verfahren sollen für verschiedene Größen und Formen des Saatguts geeignet sein. Der Energieverbrauch soll möglichst gering gehalten werden, und eine Beschädigung des Gutes soll vermieden werden.
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Die Aufgabe wird durch ein Verfahren nach Anspruch 1 sowie eine Vorrichtung nach nebengeordnetem Anspruch 5 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen sind den jeweils abhängigen Unteransprüchen, der nachfolgenden Beschreibung sowie den Figuren zu entnehmen.
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Beschreibung
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Nachfolgend wird zunächst das erfindungsgemäße Verfahren detailliert beschrieben. Anschließend erfolgt eine Beschreibung der erfindungsgemäßen Vorrichtung.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zum Entkeimen von Saatgut erfolgt mittels eines keimtötenden Mediums, und vorzugsweise mittels ultravioletter Strahlung. Es ist jedoch auch möglich, das Verfahren mittels anderer keimtötender Methoden (Gas, Ozon, Plasma, etc.) auszuführen, da es lediglich das effektive Wenden des Saatguts oder anderer, zu entkeimender Produkte betrifft.
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Zur allseitigen Bestrahlung und somit effektiven Entkeimung wird das Saatgut gewendet, wobei das Saatgut zum Wenden von einer Stoßflächen umfassenden Wendefläche fortlaufend stoßartige, also mechanische, Impulse erhält, welche es im Wege einer ersten mechanischen Berührung von der Wendefläche ab- und somit anheben.
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Anders ausgedrückt, die Wendefläche ist in typischerweise rhythmischer Bewegung. Auf der Wendefläche ist das Saatgut ausgestreut. Die Wendefläche umfasst besondere Bereiche, „Stoßflächen“ genannt, von denen mechanische Stöße auf das Saatgut ausgeübt werden. Dies führt zu einem Anheben des Saatguts. Es ist vollkommen klar, dass die Größe eines Stoßes so groß sein muss, dass sich das Saatgut tatsächlich von der Stoß- und somit der Wendefläche abhebt.
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Anschließend fällt das Saatgut auf einen es auffangenden Bereich herab, wo es eine zweite mechanische Berührung erfährt. Je nach Steighöhe des Saatguts dauert dies wenige Millisekunden bis max. eine Sekunde. Eine größere Steighöhe (und somit längere Flugzeit) kann nötig sein, wenn es sich um dickes oder flaches Saatgut handelt (z.B. Flocken). Eher rundes Saatgut benötigt eine geringere Steighöhe, da es sich besonders leicht wenden lässt.
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Zum effektiven Wenden ist vorgesehen, dass das Saatgut durch die erste und/oder zweite mechanische Berührung einen Drehimpuls erhält. Das bedeutet, dass das Saatgut zusätzlich zu einer typischerweise auf einer Wurfparabel liegenden linearen Bewegung auch in eine Rotation versetzt wird. Aufgrund dieser Rotation wendet sich das Saatgut im Flug und kommt auf einer anderen Stelle zu liegen, als es vorher lag.
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Der Drehimpuls kann wahlweise durch die erste oder die zweite mechanische Berührung (erster bzw. zweiter Drehimpuls), oder durch beide mechanische Berührungen auf das Saatgut übertragen werden. Vermieden werden sollten zwei gleich starke, jedoch genau entgegengesetzt wirkende Drehimpulse, da sich diese gegenseitig aufheben können, was lediglich zu einem Hin- und Herdrehen des Saatgutes führen könnte.
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Wirkt sowohl beim Abheben als auch beim Auftreffen ein Drehimpuls auf das Saatgut, so kann der erste Drehimpuls größer sein als der zweite, so dass sich das Saatgut u.U. bevorzugt in die Richtung des ersten Drehimpulses zu bewegen sucht. Gleiches gilt im umgekehrten Fall. Ebenso kann der erste Drehimpuls in einem flacheren Winkel als der zweite Drehimpuls auf das Saatgut einwirken, was ebenfalls - bei gleichem Betrag der Impulse - zu einer Bewegung in eine bestimmte (Vorzugs-)Richtung führt. Es sei jedoch explizit darauf hingewiesen, dass das Verfahren dem Wenden, und nicht etwa dem transportieren von Saatgut dient.
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Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die Stoßflächen wellenartig gewölbte Seitenwände (Profile) aufweisen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren stellt somit ein alternatives Verfahren zur Entkeimung von rieselfähigem Saatgut bereit, wobei ein Wenden des Saatgutes mittels wiederholtem (zyklischem) Aufbringen von Drehimpulsen erfolgt. Weder muss das Saatgut mechanisch aufwändig durch Rollen gewendet, noch durch transparente Schichten von Förderbändern hindurch mittels beidseitiger Bestrahlung behandelt werden. Auch spezifische, an einer hoch bauenden schrägen Ebene befindliche Wendeelemente sind nicht nötig; ebenso tritt kein Herabfallen des Saatgutes aus größerer Höhe auf. Besonders gute Gleiteigenschaften des Saatguts auf der Unterlage sind nicht nötig. Die Konstruktion ist im Vergleich zu aus dem Stand der Technik bekannten Trommeln einfach. Eine Beschädigung des Saatgutes wird vermieden.
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Nach einer Ausführungsform wird der Drehimpuls erzeugt, indem zum Zeitpunkt der ersten und/oder zweiten mechanischen Berührung die „globale“ Bewegungsrichtung der Wendefläche und die Flächennormale der das Saatgut anstoßenden und/oder es auffangenden Stoßfläche nicht parallel zueinander verlaufen.
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Mit „globaler“ Bewegungsrichtung ist die Bewegungsrichtung der Wendefläche gemeint; diese kann beispielsweise in vertikaler Richtung auf und ab schwingen. Die Stoßfläche, die nicht zwangsläufig in derselben Ebene liegen muss wie die Wendefläche, sondern beispielsweise geneigt zu dieser verläuft, weist demnach eine eigene Flächennormale auf, welche aufgrund der Neigung nicht parallel zur Flächennormalen der Wendefläche liegt.
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Demnach ist es bevorzugt, dass zwischen der Flächennormalen einer das Saatgut anstoßenden und/oder eines es auffangenden Stoßfläche einerseits, und der Richtung der Schwerkraft andererseits ein Winkel ungleich Null besteht. Stattdessen stehen beide Flächennormalen in einem Winkel zueinander, der typischerweise zwischen 5° und 85°, vorzugsweise zwischen 15° und 75°, und besonders bevorzugt zwischen 30° und 60° liegt.
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Aufgrund der Neigung der Stoßfläche wird ein auf ihr befindliches Saatgut trotz vertikaler Bewegung der Wendefläche auf eine schräg verlaufende Wurfbahn gebracht, wobei es - aufgrund der zwischen Außenhaut des Saatguts einerseits und Oberfläche der Stoßfläche andererseits herrschenden Reibung andererseits, und/oder aufgrund des ganz überwiegend auftretenden Falles, dass der Stoßvektor nicht durch den Massenmittelpunkt des Saatgutes verläuft - zum Aufprägen eines Drehmoments kommt. Dieses führt zu der erfindungsgemäß erwünschten Drehbewegung des Saatguts.
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In analoger Weise ist vorgesehen, dass herabfallendes Saatgut in einem Winkel auf die Wendefläche auftrifft, der nicht der Bewegungsrichtung derselben entspricht. Sofern das Saatgut einer Wurfparabel folgt, wird es in etwa in demselben Winkel auf die Wendefläche auftreffen, in welchem es sie verlassen hat. Da es somit beim Auftreffen bereits eine Flugrichtung aufweist, welche von der Vertikalen verschieden ist, kann die Stoßfläche, auf welche das Saatgut herabfällt, durchaus einen flacheren Winkel, oder einen Winkel gleich Null, zur Ebene der Wendefläche haben.
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Nach einer weiteren Ausführungsform ist der Drehimpuls in eine (somit konstruktiv vorgebbare) Transportrichtung am größten, so dass das Saatgut - neben dem erfindungsgemäßen Wenden - im Zuge vielfacher wiederholter mechanischer Impulse in diese Richtung gefördert wird. Anders ausgedrückt, durch Aufprägen in verschiedene Richtungen unterschiedlich großer Drehimpulse bewegt sich das Saatgut in die Richtung fort, welche sich aus der Summe der Vektoren der Impulse ergibt.
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Es ist klar, dass ein derartiger Transport auch durch linear wirkende Impulse erreicht werden kann. Die vorliegende Erfindung macht jedoch insbesondere von den erfindungsgemäßen Drehimpulsen Gebrauch.
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Nachfolgend wird eine erfindungsgemäße Vorrichtung unter Zuhilfenahme der Figuren beschrieben. Dabei zeigt
- 1 eine beispielhafte Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Vorrichtung;
- 2 die Seitenansicht eines Details der Vorrichtung aus 1;
- 3 einen Ausschnitt einer exemplarischen ersten Ausführungsform der Wendefläche;
- 4 eine solche Mehrzahl von Vertiefungen aus 3;
- 5 eine weitere Ausführungsform einer Wendeebene;
- 6 eine andere Ausführungsform einer Wendeebene;
- 7 noch eine weitere Ausführungsform einer Wendeebene;
- 8 eine weitere Ausführungsform einer Wendeebene mit Stoßflächen, die wellenartig gewölbte Seitenwände aufweisen;
- 9 eine Aufsicht auf eine Wendfläche mit linearen Vertiefungen;
- 10 eine derartige Aufsicht mit bogenförmig verlaufenden Vertiefungen.
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Eine zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens geeignete, beispielhaft in 1, in geöffneter Stellung gezeigte Vorrichtung zur Entkeimung von Saatgut mittels eines entkeimenden Mediums umfasst eine Entkeimungseinrichtung 1 zum Bereitstellen des entkeimenden Mediums, eine Fördereinrichtung 2 zum Fördern, sowie eine Wendeeinrichtung 3 zum Wenden des Saatguts 4, wobei mit der Wendeeinrichtung 3 mechanische Kräfte auf das Saatgut 4 ausübbar sind. Sie ermöglicht, dass eine zum mechanischen Kontakt mit dem Saatgut 4 vorgesehene, in einer Wendeebene 5 liegende Wendefläche 6 der Wendeeinrichtung 2 in mechanische Schwingungen versetzbar ist und weist eine Mehrzahl von Stoßflächen auf, welche Flächennormalen N haben, die mit der Wendeebene 5 einen Winkel ungleich Null bilden.
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Die gezeigte Vorrichtung umfasst als Entkeimungseinrichtung 1 eine Einrichtung zu Bereitstellung ultravioletter Strahlung. Es ist jedoch auch möglich, das mittels der Entkeimungseinrichtung ein anderes keimtötendes Medium (Gas, Ozon, Plasma, etc.) bereitstellbar ist. Vorzugsweise ist die Wirkungsweise der Entkeimungseinrichtung jedoch (zumindest vorwiegend) einseitig. Dann ist ein Wenden des Saatgutes besonders vorteilhaft, da so die Bereitstellung eines von der anderen Seite einwirkenden Mediums entfallen kann. Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass die Stoßflächen wellenartig gewölbte Seitenwände aufweisen.
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In der 2 ist die Seitenansicht eines Details der Vorrichtung aus 1 dargestellt. Gut erkennbar ist die Wendeebene 5, welche sich auf der plattenförmigen Oberseite der Wendeeinrichtung 3 befindet. In dieser Ebene findet das Wenden des Saatgutes 4 statt, wobei das Saatgut 4 mit jedem mechanischen Impuls aus dieser Ebene 5 herausgeschleudert wird.
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Die 3 schließlich zeigt einen Ausschnitt einer exemplarischen ersten Ausführungsform der Wendefläche 6 (Oberseite der Wendeeinrichtung 3) in einer Schnittansicht (die wellenartig gewölbten Seitenwände sind zur Verdeutlichung des Grundprinzips nicht dargestellt). Die Oberseite der Wendefläche 6 bildet zugleich die Wendeebene 5. Bezugszeichen S deutet die mechanischen Schwingungen an, in welche die Wendefläche 6 mittels einer nicht dargestellten Vibrationseinrichtung versetzt wird.
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In der Wendefläche 6 ist (mindestens) eine Vertiefung vorhanden. Diese wird durch einander gegenüberliegende Stoßflächen 7A, 7B gebildet. Diese haben Flächennormalen N (nur eine dargestellt), die jeweils mit der Wendeebene 5 einen Winkel W bilden.
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Nach der gezeigten Ausführungsform sind die Winkel W beider Stoßflächen 7A, 7B gleich groß und entgegen gerichtet.
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Nach einer bevorzugten Ausführungsform sind die Stoßflächen 7A, 7B nach einem bestimmten Muster auf der Wendefläche angeordnet.
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Anders ausgedrückt, die Stoßflächen 7A, 7B sind nicht zufällig angeordnet.
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Vorzugsweise bilden die Stoßflächen 7A, 7B längliche Vertiefungen in der Wendefläche 6, und sind in gleich bleibenden, anwachsenden oder sich verringernden Abständen zueinander platziert. Durch anwachsende oder sich verringernde Abstände ist es möglich, bei ansonsten gleich ausgestalteten Vertiefungen (z.B. gleiche Winkel W, gleiche Tiefen) Bereich mit unterschiedlichem Wendeverhalten zu erzeugen, um beispielsweise die Einwirkzeit des entkeimenden Mediums auf bestimmte Seiten des Saatguts 4 zu beeinflussen.
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Besonders bevorzugt ist dieses Muster wiederkehrend oder regelmäßig.
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Die 4 zeigt eine solche Mehrzahl von Vertiefungen aus 3, welche in regelmäßigen Abständen zueinander auf der Wendefläche 6 angeordnet sind. Auch die Tiefen (in vertikaler Richtung, ohne Bezugszeichen) der Vertiefungen sind identisch; dies ist jedoch nicht zwingend notwendig.
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Nach der gezeigten Ausführungsform grenzen die Vertiefungen nicht unmittelbar aneinander an, sondern zwischen ihnen sind (vorliegend gleichmäßige) Zwischenräume 8 (nur eine mit Bezugszeichen versehen). Nach einer nicht gezeigten Ausführungsform können diese Zwischenräume 8 ihrerseits Vertiefungen oder andere, z.B. erhabene Strukturen beinhalten, die das Wendeverhalten beeinflussen können.
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Die 4 dient auch der Illustration des erfindungsgemäßen Verfahrens. Hierfür ist davon auszugehen, dass die Vertiefung links den Zustand zu Beginn des Wendevorgangs darstellt, die Vertiefung in der Mitte einen späteren Zustand, und die Vertiefung rechts den Zustand kurz vor dem Ende des Wendevorgangs.
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Das als ovale Scheibe dargestellte Saatgut 4 wird aufgrund der in vertikaler Richtung wirkenden mechanischen Schwingung S im Wege einer ersten mechanischen Berührung nach oben angehoben. Da die Ausrichtung der Stoßfläche 7A schräg zur Wendeebene 5 verläuft, bewegt sich das Saatgut 4 außerdem zur Seite (im Bild nach rechts). Dabei wird es außerdem in Drehung versetzt. Gleichzeitig steigt es höher, wie im mittleren Teil der 4 gezeigt, wobei es sich aufgrund seiner Massenträgheit weiterdreht. Schließlich fällt es herab (rechter Teil der 4), wo es eine zweite mechanische Berührung erfährt (gezeigt ist der Zustand kurz davor). Diese zweite mechanische Berührung wird ebenfalls zu einer (Rück-) Rotation des Saatguts 4 führen, und zwar insbesondere dann, wenn das Saatgut von der Form einer idealen Kugel oder Rolle abweicht, was praktisch immer der Fall ist. Natürliche Verschiebungen des Massenmittelpunktes des Saatguts in Richtung der seine Oberfläche Umhüllenden führen in der Praxis dazu, dass immer ungleichmäßige Kräfte auf die verschiedenen Stellen der Oberfläche einwirken, wenn diese die Stoßfläche berührt. Dies führt zwangsläufig zu einer Rotation des Saatgutes 4.
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Wie in 5 gezeigt, können die Stoßflächen 7A, 7B mit der Wendeebene 5 auch unterschiedlich große, aber entgegengesetzt ausgerichtete Winkel bilden (Bezugszeichen W weggelassen). Daraus resultiert ein unterschiedliches Verhalten in Bezug auf die Stoßflächen 7A, 7B. Beispielsweise kann der Drehimpuls einer steileren Stoßfläche 7A eine stärkere horizontale Komponente haben als der Drehimpuls einer flacheren Stoßfläche 7B.
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In 6 (Bezugszeichen weggelassen) sind Vertiefungen gezeigt, deren einer Winkel W 90° beträgt. Eine derartige Formgebung kann auch als „Sägezahn“ bezeichnet werden.
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Wie bereits erwähnt, können die Stoßflächen 7A, 7B in Form von linearen oder nicht-linearen Rillen mit mindestens oder genau zwei ebenen Seitenwänden vorliegen. Die bisher gezeigten Ausführungsformen haben je Vertiefung genau zwei Seitenwände. Nach einer nicht gezeigten Ausführungsform hat jede Vertiefung zusätzlich beispielsweise einen flachen Bodenbereich, so dass drei Seitenwände existieren. Nach einer anderen Ausführungsform kann eine Stoßfläche 7A, 7B mehrere Abschnitte mit unterschiedlichen Winkeln aufweisen. Die 7 zeigt eine solche Ausführungsform (Bezugszeichen weggelassen).
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Schließlich ist es auch möglich, dass die Stoßflächen 7A, 7B in Form von linearen oder nicht-linearen Vertiefungen vorliegen. Erfindungsgemäß weisen die Stoßflächen jederzeit wellenartig gewölbte Seitenwände (Profile) auf.
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8 zeigt beispielhaft wellenartig gewölbte Seitenwände.
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„Linear“ bedeutet hier, dass die Vertiefungen in einer Aufsicht auf die Wendefläche 6 einer geraden Linie folgen. „Nicht-linear“ bedeutet, dass die Vertiefungen z.B. auf bogenförmigen Linien liegen. In 9 ist eine Aufsicht mit linearen, in 10 eine Aufsicht mit bogenförmig verlaufenden Vertiefungen dargestellt.
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Nach einer weiteren Ausführungsform ist die Neigung der Stoßflächen 7A, 7B in eine Transportrichtung T am größten, so dass die Wendefläche 6 auch als Förderfläche einer Fördereinrichtung 2 verwendbar ist. Hierzu sei nochmals auf 5 verwiesen; die Transportrichtung T verläuft dabei von links nach rechts. Ferner sei auf 1 verwiesen, bei welcher die Fördereinrichtung 2 (jedenfalls teilweise) identisch mit der Wendeeinrichtung 3 ist. Insbesondere sind Förderfläche (ohne Bezugszeichen) und Wendefläche 6 durch dasselbe, plattenartige Bauteil bereitgestellt.
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Eine derartige Ausführungsform hat den Vorteil, dass auf eine separate Fördereinrichtung 2 verzichtet werden kann. Die erfindungsgemäße Wendefläche 6 dient demnach optional auch zum Transport des Saatguts 4.
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Die bisher beschriebenen Ausführungsformen verwenden rillenartige Vertiefungen, welche die Stoßflächen 7A, 7B bereitstellen. Nach weiteren, nicht dargestellten Ausführungsformen können letztere auch durch Erhebungen, welche auf einer ansonsten planen Wendefläche 6 angeordnet sind, bereitgestellt werden. Diese Erhebungen können (von einer zur anderen Seite) durchgehend sein („Grat“), oder unterbrochen ausgestaltet sein („Kamm“). Sie können auch als separate Zapfen oder dergleichen vorliegen. Ausschlaggebend für ein erfindungsgemäßes Wenden ist lediglich, dass es Stoßflächen gibt, welche dazu geeignet sind, dem Saatgut auf mechanischem Wege einen Drehimpuls aufzuprägen, wobei die Seitenwände wellenartig gewölbt sind.
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Die vorgeschlagene Vorrichtung zur Entkeimung von Saatgut mittels eines entkeimenden Mediums stellt somit eine einfache und effektive Alternative zu den Vorrichtungen des Standes der Technik dar. Sie ist kostengünstig realisierbar, benötigt keine komplex geformten oder empfindlichen Teile, und erlaubt das Wenden beliebig geformten Saatguts mit (nahezu) beliebigen Gleiteigenschaften auf dem Untergrund. Eine Beschädigung des Saatgutes wird vermieden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Bestrahlungseinrichtung
- 2
- Fördereinrichtung
- 3
- Wendeeinrichtung
- 4
- Saatgut
- 5
- Wendeebene
- 6
- Wendefläche
- 7A,7B
- Stoßfläche
- 8
- Zwischenraum
- S
- mechanische Schwingungen
- W
- Winkel
- N
- Flächennormale
- T
- Transportrichtung