-
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Ermitteln einer Unfallursache eines Fahrzeugs und zum Melden der Unfallursache des Fahrzeugs, mit den oberbegrifflichen Merkmalen nach Anspruch 1 und ein Unfalldatenspeichersystem mit den oberbegrifflichen Merkmalen nach Anspruch 3.
-
Für Straßenfahrzeuge aller Art ist es bekannt, sogenannte Black Box Systeme einzusetzen, die bereits während der Fahrt Daten zu Fahrereingriffen, Straßenzuständen, Umgebungsdaten, und Fahrzeugzuständen aufzeichnen und speichern. Diese Daten können aus der Black Box im Falle eines Unfalls ausgelesen werden und bei der Ermittlung der Unfallursache wichtige Erkenntnisse liefern.
-
Aus
DE 10 2008 032 397 A1 ist ein Verfahren und ein Bausatz zur Unfallverhütung bekannt. Im Falle eines Unfalls sendet das Unfallfahrzeug fahrzeugspezifische Daten, wie z. B. genaue Ortskoordinaten und einen Unfallcode. Die fahrzeugeigene Black Box speichert Daten zum Unfall ab. Weitere Fahrzeuge können gewarnt werden. Das Verfahren nutzt z. B. Mobilfunkstandards.
-
Aus
WO 2004 092876 A2 ist ein System bekannt, dass Daten zur Infrastruktur, zu Fahrzeugeigenschaften, zu Fahrereingriffen, zur Umwelt, zu Fahrbahneigenschaften aufzeichnet, abspeichert und an eine übergeordnete Speicherzentrale und/ oder an weitere Fahrzeuge sendet.
-
Aus
US 5 311 197 A ist eine Vorrichtung für ein Fahrzeug bekannt, die im Falle eines Unfalls des Fahrzeugs eine Warnung an weitere Verkehrsteilnehmer über den Unfall und den Ort des Unfalls sendet.
-
Aus
US 2007 / 0 067 079 A1 ist eine Speichervorrichtung für ein Fahrzeug bekannt. Falls ein fahrzeuginterner Sensor einen unregelmäßigen Fahrzustand feststellt, zeichnet eine Kamera die Situation auf, die zu dem unregelmäßigen Fahrzustand geführt hat. Diese Aufzeichnung wird zusammen mit weiteren Informationen in der Speichervorrichtung gespeichert.
-
Aus
US 2009 / 0 105 902 A1 ist eine Speichervorrichtung zum Speichern von Unfalldaten für ein Fahrzeug bekannt. Während eines Fahrbetriebs werden Informationen zum Fahrbetrieb aufgezeichnet und in der Speichervorrichtung gespeichert. Bei einem Unfall werden Unfalldaten, z. B. Daten über weitere Fahrzeuge, aufgezeichnet und in der Speichervorrichtung gespeichert.
-
Aus
DE 103 44 433 A1 ist ein Verkehrsüberwachungssystem bekannt, das die Umgebung eines Verkehrsmittels erfasst und Informationen über die Umgebung und/oder das Verkehrsmittel an eine Zentrale übermittelt, wobei die Informationen ausgewertet werden und bei Erkennen einer Gefahrensituation oder eines Unfalls das Verkehrsmittel lokalisiert wird und Folgemaßnahmen eingeleitet werden.
-
Aus
FR 2 988 937 A1 ist ein Verfahren zur Übermittlung eines Notrufs zwischen einem Unfallfahrzeug und einer Zentrale bekannt. Es ist gezeigt, dass der Notruf von dem Unfallfahrzeug an ein weiteres Fahrzeug weitergeleitet wird, wobei das weitere Fahrzeug den Notruf an die Zentrale weiterleitet.
-
Der vorliegenden Erfindung liegt ausgehend vom Stand der Technik die Aufgabe zu Grunde, ein Verfahren vorzuschlagen, mit welchem nicht nur die Sensordaten des Fahrzeugs aufgezeichnet und gespeichert werden, sondern aus diesen Daten eine Unfallursache festgestellt werden kann. Zudem soll die Unfallursache einer Zentraleinrichtung mitgeteilt werden, um mögliche Unfallgegner oder Unfallverursacher ausfindig machen zu können.
-
Die vorliegende Erfindung schlägt ausgehend von der vorgenannten Aufgabe ein Verfahren zum Ermitteln einer Unfallursache eines Fahrzeugs und zum Melden der Unfallursache des Fahrzeugs mit den Merkmalen nach Patentanspruch 1, und ein Unfalldatenspeichersystem mit den Merkmalen nach Patentanspruch 3 vor. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen gehen aus den Unteransprüchen hervor.
-
Bei einem Verfahren zum Ermitteln einer Unfallursache eines Fahrzeugs und zum Melden der Unfallursache des Fahrzeugs, wobei das Fahrzeug ein Unfalldatenspeichersystem, ein Sensorsystem, das mit dem Unfalldatenspeichersystem verbunden ist, aufweist, wobei das Unfalldatenspeichersystem eine Speichervorrichtung, eine Kommunikationsvorrichtung, die mit einer Zentraleinrichtung verbunden ist, ein Gehäuse und eine Energieversorgungseinrichtung aufweist, erkennt das Sensorsystem des Fahrzeugs ein anderes Fahrzeug in einem vorbestimmten Umkreis um das Fahrzeug. Das Sensorsystem des Fahrzeugs ermittelt ausgehend von dem Erkennen des anderen Fahrzeugs Umweltdaten, Umgebungsdaten, Fahrzustandsdaten, Fahrereingriffsdaten und leitet diese an das Unfalldatenspeichersystem weiter. Das Unfalldatenspeichersystem wertet diese Daten aus und speichert diese für eine vorbestimmte Zeitspanne in seiner Speichervorrichtung. Das Unfalldatenspeichersystem erkennt einen Unfall des Fahrzeugs ausgehend von den ausgewerteten Daten. Aus den ausgewerteten Daten wird eine Unfallursache ermittelt. Die Unfallursache wird, sobald der Unfall detektiert ist, mittels der Kommunikationsvorrichtung an die Zentraleinrichtung weitergeleitet und in einem Langzeitspeicher des Unfalldatenspeichersystems gespeichert. In einem Bereich, in welchem nur lokales Senden von Daten möglich ist, wird die Unfallursache mittels der Kommunikationsvorrichtung an das wenigstens eine andere Fahrzeug, welches ein Unfalldatenspeichersystem aufweist, in einer Sendereichweite des Fahrzeugs weitergeleitet, wobei dieses wenigstens eine andere Fahrzeug die Unfallursache an die Zentraleinrichtung weiterleitet, sobald das wenigstens eine andere Fahrzeug sich außerhalb des Bereichs, in welchem nur lokales Senden von Daten möglich ist, befindet.
-
Das Fahrzeug und das andere Fahrzeug sind hierbei Landfahrzeuge, z. B. PKWs, LKWs, NKWs, Motorräder etc. Jedes Fahrzeug, das in dieser Beschreibung erwähnt wird, weist ein Unfalldatenspeichersystem auf. Dieses Unfalldatenspeichersystem ist ein fahrzeuginternes System, welches drahtlos oder kabelgebunden mit weiteren fahrzeuginternen Systemen verbunden ist. Dieses Unfalldatenspeichersystem weist ein Gehäuse auf, welches die weiteren Bauelemente des Unfalldatenspeichersystems umgibt. Das Gehäuse ist hierbei äußerst stabil ausgestaltet und hält Umwelteinflüssen, Witterungseinflüssen, Gewalteinwirkung, starken Temperaturschwankungen, und anderen schädlichen Einflüssen stand. Ein Bauelement des Unfalldatenspeichersystems ist die Energieversorgungseinrichtung, die beispielsweise als eine Batterie oder ein Akkumulator ausgeformt ist, und das Unfalldatenspeichersystem mit Energie versorgt, selbst, wenn das Fahrzeug, in welchem das Unfalldatenspeichersystem verwendet wird, keine Energie an das Unfalldatenspeichersystem mehr weiterleiten kann. Ein weiteres Bauelement des Unfalldatenspeichersystems ist die Speichervorrichtung. Diese ist derart dimensioniert, dass diese eine große Datenmenge speichern kann. Ein weiteres Bauelement des Unfalldatenspeichersystems ist eine Auswerteeinheit, die die Daten, die das Unfalldatenspeichersystem, empfängt, auswertet. Hierzu weist die Auswerteeinheit eine ausreichend große Rechenkapazität auf. Ein weiteres Bauelement des Unfalldatenspeichersystems ist die Kommunikationsvorrichtung. Die Kommunikationsvorrichtung dient dazu Daten von Unfalldatenspeichersystemen anderer Fahrzeuge und von der Zentraleinrichtung zu empfangen oder Daten an Unfalldatenspeichersysteme anderer Fahrzeuge oder die Zentraleinrichtung zu senden. Die Kommunikationsvorrichtung kann innerhalb des Gehäuses angeordnet sein oder außen an diesem angebracht sein. In jedem Fall ist die Kommunikationsvorrichtung gegen dieselben Umwelteinflüsse, Witterungseinflüsse, Gewalteinwirkungen, starken Temperaturschwankungen, und gegen dieselben anderen schädlichen Einflüsse geschützt wie das übrige Unfalldatenspeichersystem innerhalb des Gehäuses. Die Kommunikationsvorrichtung kann beispielsweise als eine Sende-Empfangs-Antenne ausgebildet sein. Die Kommunikationsvorrichtung kann alternativ dazu als mehrere Sende-Empfangs-Antenne ausgebildet sein, um bei einem Ausfall einer der Sende-Empfangs-Antennen auf ein Backupsystem zurückgreifen zu können. Das Unfalldatenspeichersystem kann weitere Bauelemente aufweisen.
-
Die Kommunikationsvorrichtung ist mit der Zentraleinrichtung drahtlos verbunden. Diese Verbindung wird beispielsweise durch einen Funkstandard wie UMTS, LTE, HSPA, ZigBee, oder durch WLAN, Bluetooth, Infrarot, oder andere Funkstandards oder Kommunikationswege realisiert. Die Zentraleinrichtung ist ein fahrzeugexternes System, an welches das Fahrzeug und die anderen Fahrzeuge Daten senden können und von welchem das Fahrzeug und die anderen Fahrzeuge Daten empfangen können. Die Zentraleinrichtung ist z. B. eine Cloud. Die Zentraleinrichtung weist einen ausreichend großen Datenspeicher auf und kann die an sie übermittelten Daten z. B. mittels eines Auswertesystem und/ oder mittels einer künstlichen Intelligenz auswerten. Daher weist die Zentraleinrichtung eine ausreichend große Rechenkapazität auf.
-
Das Unfalldatenspeichersystem ist mit weiteren fahrzeuginternen Systemen drahtlos oder kabelgebunden verbunden. Eines dieser weiteren fahrzeuginternen Systeme ist das Sensorsystem. Das Sensorsystem weist die fahrzeuginternen Sensoren auf und kann Umweltdaten, Umgebungsdaten, Fahrzustandsdaten, Fahrereingriffsdaten erfassen. Diese sind beispielsweise eine Federung des Fahrwerks, eine Geschwindigkeit des Fahrzeugs, eine Beschleunigung des Fahrzeugs, eine Dämpfung des Fahrzeugs, einen Lenkwinkel des Fahrzeugs, ein Reifendruck der Reifen des Fahrzeugs, eine Umgebungstemperatur, eine Umgebungsfeuchtigkeit, eine Umgebungshelligkeit, eine Reaktion des Fahrers, ein Spurhalten des Fahrzeugs, ein Abstand des Fahrzeugs zu Objekten der Umgebung, Positionsdaten (z. B. GPS-Koordinaten eines Navigationssystems) des Fahrzeugs und weitere Daten. Zudem erfasst das Sensorsystem ein anderes Fahrzeug oder andere Fahrzeuge in einem vorbestimmten Umkreis um das Fahrzeug, z. B. anhand von Positionsdaten des anderen Fahrzeugs, welches seine Positionsdaten an die Zentraleinrichtung sendet, die diese Positionsdaten an weitere Fahrzeuge wie das Fahrzeug weiterleitet, oder anhand von Abstandssensordaten, oder anhand von Kameradaten. Das Sensorsystem des Fahrzeugs erkennt das andere Fahrzeug in dem vorbestimmten Umkreis um das Fahrzeug. Der vorbestimmte Umkreis um das Fahrzeug ist eine unmittelbare Umgebung des Fahrzeugs, beispielsweise weist der Umkreis nur einen Durchmesser von wenigen Metern auf. Der Umkreis kann angepasst werden an eine Fahrgeschwindigkeit des Fahrzeugs. Beispielsweise kann der Umkreis bei einer niedrigen Fahrgeschwindigkeit kleiner vorbestimmt sein als bei einer höheren Fahrgeschwindigkeit.
-
Ein anderes der weiteren fahrzeuginternen Systeme kann beispielsweise eine Ausgabevorrichtung innerhalb des Fahrgastraumes, beispielsweise ein Display, ein Navigationssystem, ein Head-Up-Display, ein Unterhaltungselektroniksystem oder ähnliche ausgabefähige Systeme sein. Beispielsweise kann aufgezeichnet werden, ob der Fahrzeugnutzer zum Unfallzeitpunkt das Navigationssystem oder das Unterhaltungselektroniksystem bedient hat. Selbstverständlich kann das Unfalldatenspeichersystem mit noch weiteren fahrzeuginternen Systemen verbunden sein.
-
Erst wenn das Sensorsystem des Fahrzeugs das andere Fahrzeug erkannt hat, werden die Umweltdaten, Umgebungsdaten, Fahrzustandsdaten und Fahrereingriffsdaten ermittelt und an das Unfalldatenspeichersystem weiterleitet. Zu den Umgebungsdaten gehören die Positionsdaten des anderen Fahrzeugs. Beispielsweise kann eine Fahrzeugsignatur von dem anderen Fahrzeug abgestrahlt werden, die das Fahrzeug mittels des Sensorsystems aufzeichnet. Beispielsweise kann eine Außenkamera des Fahrzeugs das andere Fahrzeug aufzeichnen. Beispielsweise kann das andere Fahrzeug und der Abstand zu diesem von dem Sensorsystem mittels eines Abstandssensors ermittelt werden. In anderen Worten besteht, sobald das andere Fahrzeug in dem vorbestimmten Umkreis des Fahrzeugs ist, eine erhöhte Unfallgefahr. Eine Fahrzeugsignatur ist jedem Fahrzeug individuell zugeordnet und für das jeweilige Fahrzeug eindeutig.
-
Die ermittelten Daten werden an das Unfalldatenspeichersystem weitergeleitet, das Unfalldatenspeichersystem wertet diese Daten aus und speichert diese für eine vorbestimmte Zeitspanne in seiner Speichervorrichtung. Die vorbestimmte Zeitspanne ist individuell festlegbar. Die Daten werden, wenn kein Unfall passiert, von neueren Daten überschrieben, damit die Speichervorrichtung nicht mit unnötigen Daten gefüllt ist. Dies ist auch aus Datenschutzgründen wichtig. So können z. B. keine Bewegungsprofile einzelner Fahrzeuge rekonstruiert werden. Die vorbestimmte Zeitspanne kann hierbei je nach Situation variieren. Ist kein Unfall passiert, ist die vorbestimmte Zeitspanne kürzer als bei Detektion eines Unfalls. Das Auswerten der Daten erfolgt mittels der Auswerteeinheit des Unfalldatenspeichersystems. Das Unfalldatenspeichersystem erkennt einen Unfall des Fahrzeugs ausgehend von den ausgewerteten Daten. Beispielsweise kann eine plötzliche Bremsung, ein Schleudern, ein Auslösen der Airbags, ein plötzliches Versagen von Fahrzeugsystemen etc. ein Zeichen für einen Unfall sein. Beispielsweise können unfalltypische Sensordaten in einer Datenbank des Unfalldatenspeichersystems hinterlegt sein und mit den ausgewerteten Daten verglichen werden.
-
Das Unfalldatenspeichersystem ermittelt aus den ausgewerteten Daten eine Unfallursache. Es kann eine Statistik geführt werden, welche ausgewerteten Daten im Zusammenhang mit dem Unfall relevant und auffällig sind. Die auffälligen Daten sind mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ein Hinweis auf die Unfallursache. Das ermitteln der Unfallursache erfolgt in Echtzeit. Wurde beispielsweise in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Unfall Straßenglätte und ein Schleudern des Fahrzeugs festgestellt, ist dies die Ursache für den Unfall. Wurde beispielsweise in einem zeitlichen Zusammenhang mit dem Unfall das andere Fahrzeug in sehr dichtem Abstand hinter oder neben dem Fahrzeug registriert, so kann dieses andere Fahrzeug die Ursache für den Unfall gewesen sein, z. B. durch Drängeln oder Abdrängen von der Straße. Es kann auch eine Fehlfunktion eines fahrzeuginternen Systems des Fahrzeugs die Ursache für den Unfall sein, beispielsweise ein Versagen des Tempomaten oder ein Motorschaden. Selbstverständlich können mehrere Faktoren gemeinsam die Unfallursache sein, z. B. gefährliche Witterungsverhältnisse in Zusammenhang mit einem drängelnden anderen Fahrzeug. Es kann vorkommen, dass das andere Fahrzeug den Unfall verursacht, jedoch selbst nicht registriert, dass es einen Unfall verursacht hat. In diesem Fall ist das Abspeichern der ausgewerteten Sensorsystemdaten besonders wichtig. Das Unfalldatenspeichersystem zeichnet also aus den Sensorsystemdaten auf, welches Fahrzeug sich wo befindet und was macht. Bei einem folgenden Gerichtsverfahren oder Versicherungsverfahren können die Daten des Unfalldatenspeichersystems von Nutzen sein.
-
Sobald der Unfall detektiert ist, wird die Unfallursache mittels der Kommunikationsvorrichtung an die Zentraleinrichtung weitergeleitet und zudem in einem Langzeitspeicher des Unfalldatenspeichersystems gespeichert. Die Zentraleinrichtung speichert die Unfallursache ebenfalls ab. Dieses doppelte Abspeichern ist vorteilhaft, da die Daten zur Unfallursache keinesfalls verlorengehen, selbst wenn das Unfalldatenspeichersystem auf Grund des Unfalls zerstört wird oder die Zentraleinrichtung gehackt wird. Das Senden der Unfallursache an die Zentraleinrichtung kann beispielsweise mehrere Male hintereinander in einem bestimmten Zeitabstand erfolgen, damit sichergestellt werden kann, dass die Daten zur Unfallursache tatsächlich empfangen werden können. Um Energie für das Unfalldatenspeichersystem zu sparen, kann die Verbindung zu der Zentraleinrichtung zwischen zwei Sendezeitpunkten gekappt werden. Der Langzeitspeicher des Unfalldatenspeichersystems ist ein Bestandteil der Speichervorrichtung des Unfalldatenspeichersystems. Dieser Langzeitspeicher behält die darauf gespeicherten Daten bei, auch wenn eine Energieversorgung nicht mehr gewährleistet ist.
-
Ein Bereich, in dem nur das lokale Senden von Daten möglich ist, kann beispielsweise ein Bereich mit mangelnder Netzabdeckung durch die Netzbetreiber sein. Beispielsweise kann das Senden von Daten mittels eines Funkstandards nicht möglich sein, z. B. in abgelegenem Gelände, in Tunneln, auf Pässen etc. Das lokale Senden von Daten erfolgt z. B. mittels WLAN, Bluetooth oder Infrarot, d. h. über eine kurze Strecke. Das wenigstens eine andere Fahrzeug sammelt in anderen Worten während eines Vorbeifahrens an dem Unfallfahrzeug die Unfallursachendaten ein und speichert diese in seinem eigenen Unfalldatenspeichersystem zwischen. Es wird unterschieden, ob es sich um eigene Unfallursachendaten oder fremde Unfallursachendaten handelt. Verlässt das wenigstens eine andere Fahrzeug den Bereich, in welchem nur lokales Senden von Daten möglich ist, leitet es diese Unfallursachendaten des Fahrzeugs weiter an die Zentraleinrichtung.
-
Um Energie des Unfalldatenspeichersystems des Fahrzeugs zu sparen, kann dieses Unfalldatenspeichersystem die Unfallursachendaten in kurzen Zeitabständen lokal immer wieder senden (Datenimpulse) und das Senden über eine große Distanz, z. B. mittels eines Funkstandards deaktivieren. Zwischen dem Senden der Daten kann die lokale Verbindung unterbrochen werden. Vorteilhaft hierbei ist, dass die Unfallursache an die Zentraleinrichtung übermittelt wird, obwohl keine direkte Verbindung zwischen dem Unfalldatenspeichersystem des Fahrzeugs und der Zentraleinrichtung besteht. Somit kann ein Datenverlust verhindert werden, wenn das Unfalldatenspeichersystem des Fahrzeugs z. B. in Folge des Unfalls vollständig zerstört oder unauffindbar oder unerreichbar wird.
-
Nach einer Ausführungsform wird nach dem Erkennen des Unfalls des Fahrzeugs durch das Unfalldatenspeichersystem eine Unfallwarnung an wenigstens ein anderes Fahrzeug in einem vorbestimmten Bereich um das Fahrzeug ausgegeben. Der vorbestimmte Bereich um das Fahrzeug kann hierbei gleich dem vorbestimmten Umkreis sein. Alternativ dazu kann der vorbestimmte Bereich größer oder kleiner als der vorbestimmte Umkreis sein. Innerhalb des vorbestimmten Bereichs sendet das Unfalldatenspeichersystem mittels seiner Kommunikationsvorrichtung eine Unfallwarnung an das wenigstens eine andere Fahrzeug. Selbstverständlich kann das Unfalldatenspeichersystem mittels seiner Kommunikationsvorrichtung die Unfallwarnung an alle anderen Fahrzeuge, welche sich innerhalb des vorbestimmten Bereichs aufhalten senden.
-
Das wenigstens eine andere Fahrzeug oder die anderen Fahrzeuge empfangen die Unfallwarnung mittels der Kommunikationsvorrichtung ihres jeweiligen Unfalldatenspeichersystems. Das jeweilige Unfalldatenspeichersystem des wenigstens einen anderen Fahrzeugs oder der anderen Fahrzeuge können die jeweiligen Ausgabevorrichtungen des wenigstens einen anderen Fahrzeugs oder der anderen Fahrzeuge ansteuern, woraufhin diese die Unfallwarnung an einen Fahrzeugnutzer ausgeben. Beispielsweise kann die Unfallwarnung als akustisches Signal, optisches Signal, haptisches Signal oder eine Kombination aus diesen ausgegeben werden.
-
Das Unfalldatenspeichersystem für ein Fahrzeug führt das Verfahren zum Ermitteln einer Unfallursache eines Fahrzeugs und zum Melden der Unfallursache des Fahrzeugs, welches bereits in der vorangehenden Beschreibung beschrieben wurde, aus. Das Unfalldatenspeichersystem weist ein Gehäuse, eine Kommunikationsvorrichtung, eine Energieversorgungseinrichtung, eine Speichervorrichtung und eine Auswerteeinheit auf und ist mit einem Sensorsystem des Fahrzeugs kabelgebunden oder drahtlos verbunden. Zudem kann das Unfalldatenspeichersystem mit einer Ausgabevorrichtung des Fahrzeugs verbunden sein. Mittels der Kommunikationsvorrichtung ist das Unfalldatenspeichersystem drahtlos mit der Zentraleinrichtung verbunden.
-
Anhand der im Folgenden erläuterten Figur wird ein Ausführungsbeispiel und Details der Erfindung näher beschrieben. Es zeigt:
- 1 eine schematische Übersichtsdarstellung eines Fahrzeugs mit einem Unfalldatenspeichersystem nach einem Ausführungsbeispiel.
-
1 zeigt eine schematische Übersichtsdarstellung eines Fahrzeugs 1 mit einem Unfalldatenspeichersystem 2 nach einem Ausführungsbeispiel. Dargestellt ist das Fahrzeug 1, das das Unfalldatenspeichersystem 2 und das Sensorsystem 3 aufweist, und in eine Fahrtrichtung 8 fährt. Dargestellt ist weiterhin ein anderes Fahrzeug 5, das ebenfalls ein Unfalldatenspeichersystem 2 und ein Sensorsystem 3 aufweist, und in eine andere Fahrtrichtung 9 fährt. Außerdem ist eine Zentraleinrichtung 4 dargestellt.
-
Das Unfalldatenspeichersystem 2 des Fahrzeugs 1 und das Unfalldatenspeichersystem 2 des anderen Fahrzeugs 5 weisen ein Gehäuse, eine Energieversorgungseinrichtung, eine Kommunikationsvorrichtung, eine Auswerteeinheit und eine Speichervorrichtung auf. Das Gehäuse umschließt die Energieversorgungseinrichtung, die Kommunikationsvorrichtung, die Auswerteeinheit und die Speichervorrichtung und schützt diese gegen schädliche äußere Einflüsse, wie beispielsweise Witterungsverhältnisse, Gewalteinwirkung oder Temperaturschwankungen.
-
Die Energieversorgungseinrichtung ist beispielsweise eine Batterie, die unabhängig von einer Energieversorgung des Fahrzeugs 1 bzw. des anderen Fahrzeugs 5 ist. Das Unfalldatenspeichersystem 2 des Fahrzeugs 1 ist mittels seiner Kommunikationsvorrichtung durch eine drahtlose Verbindung 7 mit der Zentraleinrichtung 4 verbunden. Das Unfalldatenspeichersystem 2 des anderen Fahrzeugs 5 ist mittels seiner Kommunikationsvorrichtung durch eine drahtlose Verbindung 7 mit der Zentraleinrichtung 4 verbunden. Die Unfalldatenspeichersysteme 2 des Fahrzeugs 1 und des anderen Fahrzeugs 5 sind untereinander mittels ihrer Kommunikationsvorrichtungen durch eine drahtlose Verbindung 7 verbunden, sofern sich das andere Fahrzeug 5 in einem vorbestimmten Umkreis 6 um das Fahrzeug 1 aufhält.
-
Das Unfalldatenspeichersystem 2 des Fahrzeugs 1 ist mittels einer drahtlosen oder kabelgebundenen Verbindung 7 mit dem Sensorsystem 3 des Fahrzeugs 1 verbunden. Das Unfalldatenspeichersystem 2 des anderen Fahrzeugs 5 ist mittels einer drahtlosen oder kabelgebundenen Verbindung 7 mit dem Sensorsystem 3 des anderen Fahrzeugs 5 verbunden. Die jeweiligen Sensorsysteme 3 ermitteln Umweltdaten, Umgebungsdaten, Fahrzustandsdaten und Fahrereingriffsdaten. Diese sind beispielsweise eine Federung des Fahrwerks, eine Geschwindigkeit des Fahrzeugs 1 bzw. des anderen Fahrzeugs 5, eine Beschleunigung des Fahrzeugs 1 bzw. des anderen Fahrzeugs 5, eine Dämpfung des Fahrzeugs 1 bzw. des anderen Fahrzeugs 5, einen Lenkwinkel des Fahrzeugs 1 bzw. des anderen Fahrzeugs 5, ein Reifendruck der Reifen des Fahrzeugs 1 bzw. des anderen Fahrzeugs 5, eine Umgebungstemperatur, eine Umgebungsfeuchtigkeit, eine Umgebungshelligkeit, eine Reaktion des Fahrers des Fahrzeugs 1 bzw. des anderen Fahrzeugs 5, ein Spurhalten des Fahrzeugs 1 bzw. des anderen Fahrzeugs 5, ein Abstand des Fahrzeugs 1 bzw. des anderen Fahrzeugs 5 zu Objekten der Umgebung, Positionsdaten (z. B. GPS-Koordinaten eines Navigationssystems) des Fahrzeugs 1 bzw. des anderen Fahrzeugs 5 und weitere Daten. Zudem erfasst das Sensorsystem 3 des Fahrzeugs 1 das andere Fahrzeug 5 in dem Umkreis 6 um das Fahrzeug 1, z. B. anhand von Positionsdaten des anderen Fahrzeugs 5, welches seine Positionsdaten an die Zentraleinrichtung 4 sendet, die diese Positionsdaten an weitere Fahrzeuge wie das Fahrzeug 1 weiterleitet, oder anhand von Abstandssensordaten, oder anhand von Kameradaten. Umgekehrt ist dies selbstverständlich ebenso, d. h. dass das andere Fahrzeug 5 mittels seines Sensorsystems 3 das Fahrzeug 1 in einem anderen Umkreis, welcher hier nicht eingezeichnet ist, erfasst.
-
Sobald sich das andere Fahrzeug 5 in dem Umkreis 6 des Fahrzeugs 1 befindet, zeichnet das Unfalldatenspeichersystem 2 die Daten des Sensorsystems 3 auf, wertet diese mittels seiner Auswertevorrichtung aus und speichert diese in seiner Speichervorrichtung ab. Verunfallt das Fahrzeug 1, ermittelt das Unfalldatenspeichersystem 2 aus den ausgewerteten Daten des Sensorsystems 3 des Fahrzeugs 1 eine Unfallursache. Diese Unfallursache leitet das Unfalldatenspeichersystem 2 mittels seiner Kommunikationsvorrichtung über die Verbindung 7 an die Zentraleinrichtung 4 weiter und speichert die Unfallursache zusätzlich in einem Langzeitspeicher seiner Speichervorrichtung ab. Durch das Aufzeichnen und Abspeichern der Positionsdaten des anderen Fahrzeugs 5 und der anderen Daten des Sensorsystems 3 kann bei der Ermittlung der Unfallursache festgestellt werden, wo sich das Fahrzeug 1 und wo sich das andere Fahrzeug 5 zu diesem Unfallzeitpunkt befand. Es kann ein Zusammenhang zwischen der Position des anderen Fahrzeugs 5 und dem Unfall ermittelt werden. Somit kann bei einem Versicherungsfall festgestellt werden, ob das andere Fahrzeug 5 ursächlich für den Unfall des Fahrzeugs 1 war oder an dem Unfall des Fahrzeugs 1 möglicherweise unwissentlich beteiligt war.
-
Dies ist vor allem von Vorteil, wenn autonom fahrende Fahrzeuge gleichzeitig mit nicht autonom fahrenden Fahrzeugen auf denselben Streckenabschnitten unterwegs sind. Verursacht beispielsweise das andere Fahrzeug 5 als autonom fahrendes Fahrzeug einen Unfall, weil es in einer Gefahrensituation falsch reagiert, z. B. einem Hindernis ausweicht, obwohl das Fahrzeug 1 mit einer gewissen Geschwindigkeit entgegenkommt, so dass der Fahrer des Fahrzeugs 1 ausweichen muss und verunfallt, können die ausgewerteten Daten und die Unfallursache, die auf der Speichervorrichtung des Unfalldatenspeichersystems 2 gespeichert sind, bei der Aufklärung des Unfalls eingesetzt werden.