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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Feuerwaffe, die zum Einsatz in einem Waffensimulator ausgebildet und für Übungszwecke umgerüstet ist. Die Feuerwaffe weist einen zwischen einer Ausgangsstellung und einer nach hinten gefahrenen Endstellung hin- und herbewegbaren Verschluss auf. Ferner umfasst die Feuerwaffe eine Vorrichtung zur Simulation eines Rückstoßes der Feuerwaffe mit Mitteln zur Betätigung des Verschlusses.
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Auf Grund der tödlichen Gefahren, die mit dem Betrieb von Waffen verbunden sind, ist ein umfangreiches Training der Benutzung von Waffen erforderlich. Ein solches Training umfasst üblicherweise das Abfeuern von Platzpatronen oder echter Munition. Die Geräusche beim Laden, der Abfall verbrauchter Patronen, gesundheitsschädliche Rückstände von verbranntem Schießpulver, wiederholtes Nachladen, Einschränkungen auf Grund von Umweltschutz, hohe Kosten und eine der Verwendung von Schusswaffen inhärente Gefahr sind alles wesentliche Nachteile der Verwendung von Platzpatronen oder echter Munition.
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Um diese Nachteile zu überwinden, sind sogenannte Waffensimulatoren geschaffen worden, die das Abfeuern von Waffen simulieren. Dabei kommen Feuerwaffen zum Einsatz, die für Übungszwecke umgerüstet worden sind. Die Waffensimulatoren werden hauptsächlich im militärischen Umfeld eingesetzt. Aus der
US 4,302,190 ist ein Rückstoßsimulator für ein Gewehr bekannt, wobei komprimierte Luft durch Öffnungen in dem Gewehrlauf hindurchtritt, um den Gewehrlauf in einer simulierten Rückstoßbewegung nach oben zu bewegen. Ein Schalter am Auslöser aktiviert ein elektromagnetisches Luftventil, um den Luftfluss zu den Öffnungen in dem Gewehrlauf zu steuern. Bei diesem Stand der Technik wird also der Rückstoß nicht durch einen hin- und herbewegbaren Verschluss simuliert, sondern allein durch einen gesteuerten Luftstrom.
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Ferner ist aus der
WO 2004/015357 A2 eine umgebaute Feuerwaffe für einen Waffensimulator bekannt, bei der ein hin- und herbewegbarer Verschluss mittels Druckluft beim Betätigen des Auslösers pneumatisch ausgelöst wird. Damit soll eine möglichst realistische Benutzung der umgebauten Feuerwaffe möglich sein. Da die umgebaute Feuerwaffe in der Regel keine Munition verschießt, fehlt es an einem durch das Abfeuern der Munition ausgelösten Rückstoß und einer dadurch ausgelösten Hin- und Herbewegung des Verschlusses. Der Rückstoß kann durch die bekannte umgebaute Feuerwaffe simuliert werden. Zur Realisierung der pneumatischen Bewegung des Verschlusses ist in der bekannten Feuerwaffe ein Druckluftreservoir enthalten, aus dem über elektromagnetisch betätigte Luftventile beim Betätigen des Auslösers Luft entweichen und zur Hin- und Herbewegung des Verschlusses genutzt werden kann.
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Die Ansteuerung der elektromagnetischen Ventile in der Feuerwaffe erfolgt computergesteuert. Die umgebaute Feuerwaffe steht über eine Datenkommunikationsverbindung mit einem zentralen Steuerungsrechner des Waffensimulators in Verbindung, welche die Ablaufsteuerung der Feuerwaffe übernimmt. Die Intelligenz der bekannten Feuerwaffe beschränkt sich somit darauf, Zustandsinformationen über den aktuellen Zustand der Feuerwaffe an den zentralen Steuerungsrechner zu senden, Ansteuerbefehle von dem Steuerungsrechner zu empfangen und die elektromagnetischen Hydraulikventile zur Steuerung des Druckluftflusses in der Feuerwaffe damit anzusteuern.
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Eine andere umgebaute Feuerwaffe zur Verwendung in einem Waffensimulator ist beispielsweise aus der
EP 2 385 337 A2 bekannt. Auch hier wird der Verschluss hydraulisch in eine Hin- und Herbewegung versetzt, um einen Rückstoß beim „Abfeuern“ der Waffe zu simulieren. Als Hydraulikmedium wird auch hier Druckluft verwendet, die über einen Druckluftschlauch zugeführt wird, der an der Feuerwaffe angeschlossenen ist. Eine abrupte Hin- und Herbewegung des Verschlusses wird durch eine an Stelle eines Magazins in die Magazinaufnahme der Feuerwaffe einsetzbare rein mechanische Vorrichtung realisiert. Die Vorrichtung ist ohne jegliche Elektronik ausgebildet und weist eine hydraulische Steuermechanik auf. Verschiedene Hydraulikkammern in der Vorrichtung bewirken im Zusammenspiel mit Hydraulikventilen und deren besonderer Ansteuerung eine schlagartige Beschleunigung des Verschlusses der Feuerwaffe mittels eines hydraulisch betriebenen Arbeitskolbens der Vorrichtung.
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Durch eine spezielle Ausgestaltung der Steuermechanik werden ein Druckventil und ein Auslassventil nacheinander betätigt, um die Hin- und Herbewegung des Verschlusses zu realisieren. Dabei ist in der Vorrichtung ein geschlossener Hydraulikkreislauf ausgebildet, so dass während der Funktion der Vorrichtung bzw. während des „Abfeuerns“ der Waffe keinerlei Hydraulikmedium nach außen entweichen kann. Die Vorrichtung wird zunächst mit Hydraulikmedium befüllt. Dabei wird unter hohem Druck Druckluft als Hydraulikmedium in eine Gasdruckkammer eingefüllt. Durch Ansteuern der Hydraulikventile wird eine bestimmte Menge des Hydraulikmediums aus der Gasdruckkammer zur Betätigung des Verschlusses genutzt. Das zum Auslösen einer Bewegung des Verschlusses genutzte Hydraulikmedium sammelt sich anschließend in einer Rücklaufkammer und gelangt von dort zurück in die Gasdruckkammer, wo es dann für eine erneute Betätigung des Verschlusses wieder zur Verfügung steht.
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Grundsätzlich hat sich eine hydraulische bzw. pneumatische Betätigung des bewegbaren Verschlusses als besonders geeignet für die simulierten Feuerwaffen herausgestellt, da es eine besonders realitätsnahe Betätigung des Verschlusses und Simulation eines Rückstoßes ermöglicht. Dabei ist es unerheblich, ob die verwendete Druckluft in einer Druckluftpatrone im Inneren der umgebauten Feuerwaffe oder der Vorrichtung vorgehalten oder über einen an die Feuerwaffe bzw. die Vorrichtung anschließbaren Druckluftschlauch zugeführt wird. Die für eine Bewegung des Verschlusses genutzte Druckluft wird über mechanisch und/oder elektrisch ansteuerbare Ventile an eine hydraulische Steuermechanik geleitet, die dann die Hin- und Herbewegung des Verschlusses realisiert.
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Ferner ist bspw. aus der nachveröffentlichten
DE 10 2013 225 966 (Anmeldetag 13.12.2013) eine zu Simulationszwecken umgebaute Feuerwaffe bekannt, bei der beim "Abfeuern" der Feuerwaffe ein Verschluss aus einer vorderen Ausgangsstellung hydraulisch nach hinten in eine Endstellung bewegt werden kann. Um bei Bedarf, beispielsweise nach dem "Abfeuern" des letzten Schusses, den Verschluss in seiner nach hinten bewegten Endposition zu halten, ist in der bekannten Feuerwaffe ein Verschlussfang mit einem pneumatisch betätigten Verschlussfanghebel vorgesehen. Der Fanghebel wird bei Bedarf durch Druckluft aus einem Druckluftkreislauf betätigt, der gleichzeitig auch für die Bewegung des Verschlusses sorgen muss. Dazu wird ein im Druckluftkreislauf befindliches Sperrventil geöffnet, so dass Druckluft aus dem Druckluftkreislauf zu dem Fanghebel gelangt, der in Folge der Druckluftbeaufschlagung nach oben in den Bewegungsbereich des Verschlusses ausfährt, mit dem Verschluss in Eingriff tritt und diesen in der nach hinten bewegten Endstellung festhält.
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Eine hydraulische oder pneumatische Betätigung des Verschlussfanghebels ist insofern problematisch als dass zum Halten des Verschlusses in der rückwärtigen Endposition relativ hohe Kräfte von dem Betätigungselement zu dem Verschlussfanghebel übertragen werden müssen. Das ist auf hydraulischem oder pneumatischem Wege sehr schwierig. Zudem können nur relativ geringe Betätigungsgeschwindigkeiten realisiert werden, was mit der Kompressibilität des pneumatischen oder hydraulischen Mediums zusammenhängt. Ausgehend von den bekannten Feuerwaffen liegt der vorliegenden Erfindung deshalb die Aufgabe zugrunde, eine schnelle Betätigung des Verschlussfanghebels und gleichzeitig die Übertragung auch größerer Betätigungskräfte von dem Betätigungselement zu dem Verschlussfanghebel zu ermöglichen.
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Zur Lösung dieser Aufgabe wird ausgehend von der Feuerwaffe der eingangs genannten Art vorgeschlagen, dass die Feuerwaffe einen Verschlussfang aufweist, um bei Bedarf den Verschluss in oder nahe der Endstellung zu halten, wobei der Verschlussfang einen mit dem Verschluss in Eingriff bringbaren beweglichen Verschlussfanghebel, ein dazu beabstandet angeordnetes Betätigungselement und Mittel zur mechanischen Übertragung einer Bewegung des Betätigungselements auf den Verschlussfanghebel aufweist.
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Echte Feuerwaffen können nur eine begrenzte Anzahl von Schüssen abgeben, die von der Anzahl der in dem Magazin enthaltenen Patronen, insbesondere von der maximalen Kapazität des Magazins, abhängt. Wenn in eine echte Feuerwaffe ein Magazin mit einer bestimmten Anzahl an Patronen eingeführt ist, kann mit der Feuerwaffe folglich auch nur höchstens eine der bestimmten Anzahl an Patronen entsprechende Anzahl an Schüssen abgegeben werden. Nach dem letzten Schuss verbleibt der Verschluss bei einer echten Waffe in seiner hinteren Endstellung. Auch aus anderen Gründen kann es wünschenswert sein, den Verschluss in der Endstellung zu halten. Um einen möglichst realitätsnahen Betrieb der zu Simulationszwecken umgebauten Feuerwaffe zu ermöglichen, sollte auch die umgebaute Feuerwaffe ein entsprechendes Verhalten aufweisen. Dies kann durch die vorliegende Erfindung besonders sicher und zuverlässig realisiert werden.
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Erfindungsgemäß ist erkannt worden, dass ein Verschlussfang besonders gut in einer zu Simulationszwecken umgebauten Feuerwaffe angeordnet werden kann, wenn die verschiedenen Bauteile des Verschlussfangs nicht als eine einzige integrale Einheit in der Feuerwaffe verbaut werden, sondern als separate Bauteile räumlich verteilt in der Waffe angeordnet werden. Dadurch ist es möglich, den Verschlussfanghebel an einer besonders gut geeigneten Stelle im Bewegungsbereich des Verschlusses anzuordnen. Das Betätigungselement kann an einer nahezu beliebigen Stelle in der Feuerwaffe angeordnet werden. Vorzugsweise ist das Betätigungselement in einem Griff oder einer Schulterstütze der Feuerwaffe angeordnet. Die mechanischen Übertragungsmittel können ebenfalls nahezu beliebig in der Feuerwaffe verlaufen. Vorzugsweise verlaufen die Mittel zur mechanischen Übertragung der Bewegung des Betätigungselements auf den Verschlussfanghebel im Inneren eines Fingerschutzes oder Abzugsbügels, der einen Auslöser oder Abzug der Feuerwaffe umgibt, bspw. um ein unbeabsichtigtes "Abfeuern" der Feuerwaffe zu verhindern.
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Die mechanischen Übertragungsmittel erlauben besonders kurze Ansprechzeiten und eine schnelle Wirkbewegung sowie die Übertragung von großen Kräften. Im Rahmen der Wirkbewegung wird der Verschlussfang vorzugsweise aus einer Ruheposition, in der der Verschlussfanghebel außerhalb des Bewegungsbereichs des Verschlusses angeordnet ist, in eine Eingriffsposition bewegt, in der der Verschlussfanghebel in dem Bewegungsbereich des Verschlusses angeordnet ist. Die Bewegung des Verschlussfangs aus der Eingriffsposition zurück in die Ruheposition kann ebenfalls durch eine Betätigungsbewegung des Betätigungselements bewirkt werden. Alternativ oder zusätzlich kann diese Bewegung auch durch ein Federelement bewirkt oder unterstützt werden.
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Der Verschlussfanghebel kann um eine Drehachse schwenkbar, linear verschiebbar oder bspw. mittels einer Kulissenführung in beliebiger Weise zwischen der Ruheposition und der Eingriffsposition bewegbar sein.
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Die umgebaute Feuerwaffe kann die Form einer Pistole oder eines Gewehres haben. In all diesen Waffen lässt sich der Verschlussfang mit den mechanischen Übertragungsmitteln zwischen dem Betätigungselement und dem Verschlussfang einbauen, um bei Bedarf den Verschluss in seiner hinteren Endstellung zu fangen.
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Die mechanischen Übertragungsmittel übertragen die Bewegung der Betätigungsmittel auf beliebige mechanische Art und Weise (also nicht elektrisch, pneumatisch oder hydraulisch) auf den Verschlusshebel. Sie können einen Hebel, ein Getriebe o.ä. umfassen. Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der vorliegenden Erfindung wird vorgeschlagen, dass die Mittel zur Übertragung der mechanischen Bewegung des Betätigungselements auf den Verschlussfanghebel einen Bowdenzug oder Seilzug umfassen. Ein Bowdenzug ist ein bewegliches Maschinenelement zur Übertragung einer mechanischen Bewegung bzw. einer (Zug-)Kraft mittels einer flexibel verlegbaren Kombination aus einem Drahtseil und einer in Verlaufsrichtung stabilen Hülle.
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Ein Bowdenzug besteht aus einem Stahldraht oder Drahtseil (sog. Bowdenzugseele, Zugseil, Innenzug oder Innenseil), der bzw. das in einer flexiblen, aber in Zugrichtung druckfesten Hülle (Bowdenzughülle oder Zughülle) verlegt wird. Die Hülle wirkt als mechanische Führung des Zugs und als Gegenlager für die übertragenen Zugkräfte, so dass der Bowdenzug Kräfte auch über Biegungen übertragen kann. Anstelle einer Übertragung von Zugkraft durch das Bowdenzugseil kann man gleichwertig von einer durch die Hülle ausgeübten Druckkraft sprechen. Die Hülle muss dabei einer Längenveränderung (Verkürzung) widerstehen können. Zwischen Hülle und Zugseil kann ein flexibles Gleitrohr (Innenauskleidung, Gleitinnenrohr) z.B. aus Polyoxmethylen POM, Polyethylen PE oder Polytetrafluorethylen Teflon eingebracht sein. Bei den Hüllen gibt es folgende Grundausführungen:
- – Spiralhülle: Eine eng gewickelte Spirale, meist aus Vierkantdraht, seltener aus (rundem) Draht gewährleistet die Druckfestigkeit. Als Material für den Draht wird Federstahl verwendet, bei gewichtsoptimierten Ausführungen eine Alu-Legierung.
- – Kompressionslose Hülle: Hier verlaufen ringförmig angeordnete Stahldrähte linear längs der Hülle. Der Zusammenhalt der Drähte erfolgt durch eine Einbettung zwischen der äußeren und inneren Hülle aus flexiblem Material. Anstelle der linearen Stahldrähte können bei geringeren Ansprüchen an die Druckfestigkeit auch Fiberglasdrähte verwendet werden. Besteht die Bowdenzugseele aus einem Einzeldraht, können zusätzlich Druckkräfte übertragen werden. Dies wird gelegentlich als Push-Pull Bowdenzug oder Zug-Druck Betätigungszug bezeichnet.
- – Gliederartige Hülle: Hier werden einzelne feste Hülsensegmente aus Stahl, Alu oder Kunststoff gelenkig zusammengesteckt. Innerhalb dieser Gliederhülle ist zur Stabilisierung und zur Optimierung der Gleitfähigkeit ein flexibler Schlauch eingezogen. Als Vorteil gelten das geringe Gewicht im Vergleich zur Spiralhülle, die Möglichkeit zur Verlegung enger Radien sowie eine lageunabhängige konstante Länge der Mittelachse (vergleichbar zur Kompressionslosen Hülle).
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Die Verbindung des Zugseils mit dem Verschlussfanghebel geschieht entweder durch kraftschlüssige Klemmung oder durch Einhängen eines Nippels in eine passend geformte Öse. Wichtig ist dabei, dass Biegemomente an der Bowdenzugseele vermieden und reine Zugkräfte übertragen werden, um frühzeitigen Bruch zu verhindern. Die Nippel können an der Bowdenzugseele durch Pressen, Löten oder Anschrauben befestigt werden.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird vorgeschlagen, dass das Betätigungselement einen elektrisch ansteuerbaren Hubmagneten umfasst. Um den Verschlussfanghebel zu aktivieren, wird der Hubmagnet mit einer Steuerspannung beaufschlagt. Dadurch schiebt der Hubmagnet den Verschlussfanghebel über die mechanischen Übertragungsmittel in den Bewegungsbereich des Verschlusses. Diese Bewegung kann zusätzlich noch durch ein Federelement unterstützt werden.
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Sobald der Verschluss dann beim nächsten "Abfeuern" eines Schusses die hintere Endstellung erreicht, wird dieser durch den aktivierten Verschlussfanghebel an seiner weiteren Vorwärtsbewegung gehindert bzw. "gefangen". Zum Lösen des Verschlussfangs wird der Verschluss wie bei herkömmlichen "echten" Schusswaffen gewohnt nach hinten gezogen. Durch kurzes Ansteuern des Hubmagneten wird der Fanghebel wieder gelöst, indem der Fanghebel über die mechanischen Übertragungsmittel aus dem Bewegungsbereich des Verschlusses heraus bewegt bzw. zurückgezogen wird. Zum Lösen des Fanghebels wird der Hubmagnet mit einer umgekehrt polarisierten Spannung wie beim Aktivieren des Fanghebels beaufschlagt.
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Vorteilhafterweise umfasst das Betätigungselement einen Dauermagnetkern. Der Dauermagnetkern kann teil eines Hubmagneten des Betätigungselements sein. Der Verschlussfanghebel wird mit Hilfe des Hubmagneten über die mechanischen Übertragungsmittel nach unten aus dem Bewegungsbereich des Verschlusses gezogen und durch den Dauermagnetkern im Hubmagnet in dieser Ruheposition gehalten. Um den Verschlussfang wieder zu lösen, wird der Verschluss wie gewohnt nach hinten gezogen und durch kurzes Ansteuern des Hubmagneten der Fanghebel wieder gelöst, indem über die mechanischen Übertragungsmittel der Fanghebel zurückgezogen und durch den Dauermagnetkern im Hubmagneten gehalten wird.
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Weitere Merkmale und Vorteile der vorliegenden Erfindung werden nachfolgend anhand der Figuren näher erläutert. Die Erfindung ist jedoch nicht auf die beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt. Es zeigen:
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1 eine erste Ausführungsform einer erfindungsgemäßen umgerüsteten Feuerwaffe zur Verwendung in einem Waffensimulator mit einem zwischen einer vorderen Ausgangsstellung und einer hinteren Endstellung bewegbaren Verschluss mit dem Verschluss in der vorderen Ausgangsstellung;
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2 eine weitere Ausführungsform einer erfindungsgemäßen Feuerwaffe im Ausschnitt mit einem Verschlussfang in einer Ruheposition; und
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3 die erfindungsgemäße Feuerwaffe aus 2 mit dem Verschlussfang in einer Eingriffsposition.
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In 1 ist eine erfindungsgemäße Feuerwaffe in ihrer Gesamtheit mit dem Bezugszeichen 10 bezeichnet. Die Feuerwaffe 10 umfasst einen zwischen einer vorderen Ausgangsstellung und einer nach hinten gefahrenen Endstellung hin- und herbewegbaren Verschluss 12 und einen Verschlussfang, um bei Bedarf den Verschluss in oder nahe der Endstellung zu halten. Der Verschlussfang ist in seiner Gesamtheit mit dem Bezugszeichen 18 bezeichnet. Die Feuerwaffe 10 ist hier als eine umgebaute Pistole dargestellt. Der Verschlussfang 18 kann jedoch auch in einer beliebig anders ausgestalteten Feuerwaffe eingebaut werden. Insbesondere ist es denkbar, den Verschlussfang 18 auch in einem Gewehr einzubauen.
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Die umgebaute Feuerwaffe 10 ist Teil eines Waffensimulators (nicht dargestellt). Der Waffensimulator umfasst beispielsweise einen zentralen Steuerungsrechner, bei dem alle im Umfeld des Waffensimulators verwendeten, für Übungszwecke umgerüsteten Feuerwaffen, beispielsweise die Feuerwaffe 10 und andere Feuerwaffen, angemeldet sind. Der Waffensimulator dient zum Trainieren möglichst realitätsnaher Einsätze unter Verwendung von Feuerwaffen. Bei Verwendung von erfindungsgemäßen Feuerwaffen 10 in dem Waffensimulator kann auf den Einsatz des zentralen Steuerungsrechners auch ganz verzichtet werden.
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Die Feuerwaffe 10 ähnelt von ihrem Aussehen und Gewicht her, sowie von ihrer Haptik und er Bedienbarkeit her echten Feuerwaffen. Die Feuerwaffe 10 wurde jedoch so umgerüstet, dass sie keine Platzpatronen oder echte Munition verschießt. Die verschiedenen Aktionen, die in einer echten Feuerwaffe vor, während und nach einer Abgabe eines Schusses ablaufen, werden in der umgerüsteten Feuerwaffe 10 simuliert. Eine solche Aktion ist bspw. das Hin- und Herbewegen des Verschlusses 12 der Feuerwaffe 10 während des "Abfeuerns" eines Schusses. Um die verschiedenen Aktionen simulieren zu können, sind in der Feuerwaffe 10 Sensoren, die einen aktuellen Betriebszustand der Feuerwaffe 10 erfassen, und Aktuatoren vorgesehen, die in Abhängigkeit von dem aktuellen Betriebszustand entsprechende Aktionen vornehmen, so dass eine möglichst realitätsnahe Benutzung der Feuerwaffe 10 gegeben ist. Auf die Sensoren und Aktuatoren in der Feuerwaffe 10 wird hier nicht im Detail eingegangen.
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Die umgebaute Feuerwaffe 10 wird durch Betätigung eines Auslösers 11 "abgefeuert". Der Auslöser 11 ist durch einen Fingerschutz oder Abzugsbügel 19 umgeben. Die Betätigung des Auslösers 11 kann durch einen Sensor (nicht dargestellt) detektiert werden. Zur Simulation eines Rückstoßes der Feuerwaffe 10 wird der Verschluss 12 der Waffe 10 aus der in 1 gezeigten Ausgangsstellung nach hinten, in 1 also nach rechts, bewegt. Die Bewegung des Verschlusses 12 kann durch einen Sensor (nicht dargestellt) detektiert werden.
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Zur Bewegung des Verschlusses
12 kann nicht die Energie einer abgefeuerten Patrone genutzt werden, da die umgerüstete Feuerwaffe
10 des Waffensimulators keine Patronen oder andere Munition verschießt. Stattdessen wird zur Betätigung des Verschlusses
12 ein Hydraulikmedium, beispielsweise Druckluft oder eine Flüssigkeit, verwendet. In der Feuerwaffe
10 sind eine Hydraulikversorgung, Hydraulikleitungen, Hydraulikkammern und Hydraulikventile vorgesehen, so dass sich in der Feuerwaffe
10 gesteuert über die Hydraulikventile ein Hydraulikkreislauf einstellt, der beispielsweise bei Betätigung des Auslösers
11 zu einer Hin- und Herbewegung des Verschlusses
12 führt. Auf die einzelnen Hydraulikkomponenten der Feuerwaffe
10, deren Zusammenwirken und Funktion wird hier nicht näher eingegangen. Vielmehr wird auf die diesbezüglichen Ausführungen im Stand der Technik, beispielsweise in der
WO 2004/105357 A2 oder
EP 2 385 337 A2 verwiesen. Bezüglich der Ausgestaltung und Funktionsweise des Hydraulikkreislaufes zum Hin- und Herbewegen des Verschlusses
12 in der Feuerwaffe
10 werden diese Druckschriften ausdrücklich zum Inhalt der vorliegenden Beschreibung gemacht. Außer hydraulisch kann die Bewegung des Verschlusses
12 auch auf beliebig andere Weise erfolgen, sogar mittels Elektromagneten oder Elektromotoren.
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Ein Gehäuse der Feuerwaffe 10 ist mit dem Bezugszeichen 13 bezeichnet. Das Gehäuse 13 der Feuerwaffe 10 umfasst einen Griff 17. Dieser kann an seiner unteren Stirnseite eine Öffnung aufweisen, hinter der sich eine im Inneren des Griffs 17 ausgebildete Magazinaufnahme verbirgt. Bei echten Feuerwaffen ist in die Magazinaufnahme ein Magazin mit einer oder mehreren darin enthaltenen Patronen eingeführt und lösbar festgelegt. In dem vorliegenden Fall der umgerüsteten Feuerwaffe 10 zur Verwendung in dem Waffensimulator kann statt des echten Magazins ein umgebautes Magazin eingeführt und festgelegt werden, das statt der Patronen zumindest einen Teil des Hydraulikkreislaufs zum Hin- und Herbewegen des Verschlusses 12 und/oder – sofern vorhanden – die gesamte oder einen Teil einer Steuerungselektronik enthält. Es kann ein Sensor (nicht dargestellt) vorgesehen sein, um ein ordnungsgemäßes Einführen und Festlegen des umgebauten Magazins in der Magazinaufnahme zu detektieren.
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Die Hydraulikventile des Hydraulikkreislaufes umfassen beispielsweise ein Rückstoßventil 14, um den Verschluss 12 in eine hin- und hergerichtete Bewegung zu versetzen. Hydraulikleitungen des Hydraulikkreislaufs zum Bewegen des Verschlusses 12 sind lediglich schematisch und teilweise eingezeichnet und insgesamt mit dem Bezugszeichen 15 bezeichnet. Wenn das Rückstoßventil 14 öffnet, gelangt Hydraulikmedium aus dem Hydraulikkreislauf über die Hydraulikleitungen 15 zu einer Rückstoßzylinder/Kolben-Anordnung 16, die durch den Druck des Hydraulikmediums nach hinten bewegt wird und eine entsprechende Bewegung des Verschlusses 12 nach hinten in die Endstellung auslöst.
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Die in der Feuerwaffe 10 enthaltenen Bauteile für eine Versorgung der Waffe 10 mit dem Hydraulikmedium zum Betätigen des Verschlusses 12 sind in 1 lediglich schematisch und nicht vollständig dargestellt. Außer den in 1 gezeigten und oben beschriebenen Bauteilen, können noch weitere Bauteile, insbesondere weitere Gasdruckkammern, Hydraulikleitungen und/oder Hydraulikventile vorgesehen sein.
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Die Anzahl der mit der Feuerwaffe 10 ab einem bestimmten Zeitpunkt (z.B. dem Beginn einer Trainingseinheit) "abgefeuerten Schüsse" kann von der Steuerelektronik erfasst und gezählt werden. In der Steuerelektronik ist zudem eine bestimmte Maximalzahl an mit der Feuerwaffe 10 abzufeuernden "Schüssen" gespeichert. Die Maximalzahl entspricht bspw. der Anzahl an Patronen, die ein Magazin einer entsprechenden echten Waffe maximal aufnehmen kann, oder einer geringeren Anzahl, wenn ein nur teilweise gefülltes Magazin simuliert werden soll. Die Steuerelektronik kann die aktuelle Anzahl an "abgefeuerten Schüssen" mit der gespeicherten Maximalzahl vergleichen und auf diese Weise feststellen, wann der letzte "Schuss abgefeuert" worden ist.
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Unter bestimmten Bedingungen, bspw. nach dem "Abfeuern" des letzten Schusses durch die Feuerwaffe 10 oder zur Simulation einer Ladehemmung der Feuerwaffe 10, kann es wünschenswert sein, den Verschluss 12 in oder nahe seiner hinteren Endstellung zu halten. Zu diesem Zweck ist in der Feuerwaffe 10 der Verschlussfang 18 vorgesehen. Dieser umfasst ein Betätigungselement 22 und einen in den Bewegungsbereich des Verschlusses 12 bewegbaren Verschlussfanghebel 20. Der Verschlussfanghebel 20 ist in dem dargestellten Beispiel Teil eines Wirkkolbens 5 und kann in Richtung 5' linear in den Bewegungsbereich des Verschlusses 12 bzw. eines damit starr verbundenen Bauteils 12' bewegt werden. Auch eine Schwenk- oder sonstige Bewegung des Fanghebels 20 in den Bewegungsbereich des Verschlusses 12 ist denkbar. Zur mechanischen Übertragung der Bewegung des Betätigungselements 22 auf den Verschlussfanghebel 20 sind geeignete Mittel 21 vorgesehen. Das Betätigungselement 22 umfasst vorzugsweise einen Hubmagneten und einen Dauermagnetkern. Die mechanischen Übertragungsmittel 21 umfassen vorzugsweise einen Bowden- oder Seilzug.
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Es wird zunächst von einer Situation der Feuerwaffe 10 ausgegangen, wie sie in 1 gezeigt ist. Der Verschluss 12 befindet sich in seiner vorderen Ruhe- oder Ausgangsstellung. In der gezeigten Stellung des Verschlussfanghebels 20 ist der Verschluss 12 frei hin- und herbewegbar und fährt, bspw. durch die Kraft einer Rückstellfeder, unmittelbar nach Erreichen der Endstellung wieder in seine Ruhe- oder Ausgangsstellung zurück. Wenn ein "Schuss abgefeuert" wird, wird der Verschluss 12 nach hinten in seine hintere Endstellung bewegt (sog. Rücklauf 12') und kann dort bei Bedarf durch den in den Bewegungsbereich des Verschlusses 12 hinein bewegten Verschlussfanghebel 20 gehalten werden.
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In den 2 und 3 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen umgebauten Feuerwaffe 10 bzw. ein Ausschnitt der Waffe 10 gezeigt. Dabei ist in 2 der Verschlussfanghebel 20 in einer Ruheposition gezeigt, in der der Fanghebel 20 außerhalb des Bewegungsbereichs des Verschlusses 12 angeordnet ist. In 3 ist der Verschlussfanghebel 20 in einer Eingriffsposition gezeigt, in der der Fanghebel 20 in dem Bewegungsbereich des Verschlusses 12 angeordnet ist. In diesem Beispiel sind ein Hubmagnet 22 und ein Dauermagnet 23 des Betätigungselements 22 dargestellt. Ferner ist gezeigt, dass das Betätigungselement 22 in dem Griff der Waffe 10 und der Verschlussfanghebel 20 vor dem Auslöser 11 angeordnet ist. Die mechanischen Übertragungsmittel 21 umfassen auch in diesem Beispiel einen Bowden- oder Seilzug, der durch den Fingerschutz oder Abzugsbügel 19 verläuft. Die Betätigungsbewegung des Betätigungselements 22 ist durch einen Doppelpfeil 25 symbolisiert. Die entsprechende, über die mechanischen Übertragungsmittel 21 auf den Verschlussfanghebel 20 übertragene Wirkbewegung ist durch einen Doppelpfeil 26 symbolisiert.
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Um den Verschlussfanghebel 20 zu aktivieren, wird der Hubmagnet 23 mit einer Steuerspannung beaufschlagt. Besonders bevorzugt legt die Steuerelektronik der Feuerwaffe 10 die Steuerspannung an. Dadurch schiebt der Hubmagnet 23 den Verschlussfanghebel 20 über die mechanischen Übertragungsmittel 21 in den Bewegungsbereich des Verschlusses 12 (vgl. 3). Diese Bewegung kann zusätzlich noch durch ein Federelement 5" unterstützt werden. Sobald der Verschluss 12 dann beim nächsten "Abfeuern" eines Schusses die hintere Endstellung erreicht, wird dieser durch den aktivierten Verschlussfanghebel 20 an seiner weiteren Vorwärtsbewegung gehindert bzw. "gefangen". Zum Lösen des Verschlussfangs wird der Verschluss 12 – wie bei herkömmlichen "echten" Schusswaffen gewohnt – nach hinten gezogen. Durch kurzes Ansteuern des Hubmagneten 23 wird der Fanghebel 20 wieder gelöst, indem der Fanghebel 20 über die mechanischen Übertragungsmittel 21 aus dem Bewegungsbereich des Verschlusses 12 heraus bewegt bzw. zurückgezogen wird. Zum Lösen des Fanghebels 20 wird der Hubmagnet 23 mit einer umgekehrt polarisierten Spannung wie beim Aktivieren des Fanghebels 20 beaufschlagt.
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Wenn das Betätigungselement einen Dauermagnetkern 24 aufweist, kann dieser Teil des Hubmagneten 23 des Betätigungselements 19 sein. Der Verschlussfanghebel 20 wird mit Hilfe des Hubmagneten 23 über die mechanischen Übertragungsmittel 21 nach unten aus dem Bewegungsbereich des Verschlusses 12 gezogen und durch den Dauermagnetkern 24 in dieser Ruheposition gehalten (vgl. 2). Um im Anschluss an einen Verschlussfang den Verschluss 12 wieder zu lösen, wird der Verschluss 12 wie gewohnt nach hinten gezogen und durch kurzes Ansteuern des Hubmagneten 23 der Fanghebel 20 wieder gelöst, indem über die mechanischen Übertragungsmittel 21 der Fanghebel 20 zurückgezogen und durch den Dauermagnetkern 24 gehalten wird.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 4302190 [0003]
- WO 2004/015357 A2 [0004]
- EP 2385337 A2 [0006, 0031]
- DE 102013225966 [0009]
- WO 2004/105357 A2 [0031]