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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Einrichtung zur Herstellung von Linkshänder- oder Beidhänder-Collegeblöcken gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Rechtshänder-Collegeblöcke werden in vollautomatischen Fertigungsstraßen hergestellt. Dabei werden von großen Papierrollen zunächst durch Querschneiden mehrnutzige zusammenhängende Papierbahnen abgeschnitten. Diese Papierbahnen laufen dann mehrlagig, z. B. fünf Lagen übereinander, in eine Stanzstation ein. In dieser Stanzstation werden entsprechend der Anzahl der in der Papierbahn enthaltenen Nutzen parallel zu einem virtuellen Seitenrand jedes Nutzens mit Stanzwerkzeugen gleichzeitig Bindungs- und Abheftlöcher eingebracht. An die Stanzstation schließt sich in Papierlaufrichtung gesehen eine Längsschneidstation an, in der die nun mit Abheftlöchern und Bindungslöchern versehenen Papierbahnen entlang der virtuellen Seitenränder der Nutzen getrennt werden, so dass die Nutzen nun nicht mehr zusammenhängen, sondern voneinander separiert sind. In einer anschließenden Sammelstation wird für jeden Nutzen ein kompletter Blattstapel bzw. Block gebildet, der anschließend durch ein Deckblatt und ein Bodenblatt komplettiert wird. Der so gebildete, aus losen Blättern bestehende Stapel wird dann in eine Bindestation gefördert, in der in einer Bindetrommel Spiralen oder Drahtkämme durch die Bindungslöcher geführt werden, so dass die Blöcke gebunden sind.
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Auf dem Weg zur Bindestation passiert der Blattstapel eine Längsschneidstation, in der der zugeführte Nutzen ggf. in einen Doppelnutzen geteilt werden kann (z. B. entstehen dadurch aus einem Nutzen im DIN A4-Format zwei Nutzen im DIN A5-Format).
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Die Bindungslöcher und die Abheftlöcher sind bei Rechtshänder-Collegeblöcken und Linkshänder-Collegeblöcken unterschiedlich verortet. Während die Bindungslochreihe und die Abheftlochreihe bei Rechtshänder-Collegeblöcken in der Nähe des linken Blattrandes und parallel zu diesem angeordnet sind, ist bei Linkshänder-Collegeblöcken die Abheftlochreihe in der Nähe des linken Blattrandes und parallel zu diesem und die Bindungslochreihe in der Nähe des rechten Blattrandes und parallel zu diesem angeordnet.
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Beidhänder-Collegeblöcke besitzen eine Bindungslochreihe in der Nähe des oberen schmalen Blattrandes und parallel zu diesem und haben nach dem Stand der Technik keine Abheftlöcher, da diese in den bekannten Fertigungsstraßen nicht herstellbar sind (Die Orientierungsangaben "links", "rechts" und "oben" sind jeweils aus der Schreibposition gesehen).
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Aufgrund der oben aufgezeigten unterschiedlichen Anordnungen der Abheftlöcher und der Bindungslöcher bei Rechtshänder- und Linkshänder-Collegeblöcken kann eine Einrichtung zur Herstellung von Rechtshänder-Collegeblöcken nicht ohne weiteres für die Produktion von Linkshänder-Collegeblöcken verwendet werden. Da die Anzahl der Linkshänder in der Bevölkerung statistisch mit etwa 10 bis 15 % angegeben wird, die Losgrößen von zu fertigenden Linkshänder-Collegeblöcken also signifikant kleiner sind als die Losgrößen für Rechtshänder-Collegeblöcke, macht es ökonomisch keinen Sinn, eine spezielle Einrichtung zur Herstellung von Linkshänder-Collegeblöcken zu konzipieren, sondern vielmehr bietet es sich an, eine schon vorhandene Einrichtung zur Produktion von Rechtshänder-Collegeblöcken entsprechend umzurüsten.
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Eine naheliegende Maßnahme für eine derartige Umrüstung könnte darin bestehen, dass in der Stanzstation je Nutzen die Stanzwerkzeuge so angeordnet werden, dass die Bindungslöcher in der Nähe eines Seitenrandes und die Abheftlöcher in der Nähe des gegenüberliegenden Seitenrandes angeordnet sind. Abgesehen davon, dass eine derartige Umrüstung der Stanzstation relativ teuer wäre, würde durch eine derartige Maßnahme auch die Anzahl der gleichzeitig zu bearbeitenden Nutzen reduziert werden, z. B. von 5 auf 4 Nutzen, was einer Leistungsminderung der Anlage von 20 % entspräche.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, eine Einrichtung zur Herstellung von Linkshänder-Collegeblöcken oder Beidhänder-Collegeblöcken mit Abheftlöchern gattungsgemäßer Art zur Verfügung zu stellen, die durch eine kostengünstige und eine effektivitätserhaltende Umrüstung einer Einrichtung zur Herstellung von Rechtshänder-Collegeblöcken entstanden ist.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß mit einer Einrichtung gelöst, die die Merkmale des Anspruchs 1 aufweist.
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Erfindungsgemäß werden also in einer Einrichtung zur Herstellung von Rechtshänder-Collegeblöcken folgende Umrüstungen vorgenommen, um eine vollautomatische Produktion von Linkshänder-Collegeblöcken bzw. von Beidhänder-Collegeblöcken mit Abheftlöchern zu ermöglichen: Eine erste Umrüstung erfolgt in der Stanzstation. Dort werden die für die Einbringung der Abheftlöcher vorgesehenen Stanzwerkzeuge ausgebaut, so dass in dieser Station nur noch die Bindungslöcher in die Nutzen eingebracht werden. Anschließend folgen in Papierlaufrichtung gesehen unverändert die Längsschneidstation und die Sammelstation. Eine zweite Umrüstung erfolgt dann in einer Bearbeitungsstation, die zwischen der Sammelstation und der Bindestation angeordnet ist. Diese Bearbeitungsstation enthält Werkzeuge, die für die Produktion der Linkshänder-Collegeblöcke bzw. Beidhänder-Collegeblöcke nicht erforderlich sind. Für diese Bearbeitungsstation wird im Austausch eine Papierbohrstation eingewechselt. Diese Papierbohrstation ist mit vier Bohrköpfen ausgestattet, so dass wahlweise Zweifach- und Vierfach-Abheftlochungen vorgenommen werden können. Mit dieser Papierbohrstation können problemlos Löcher in die bis zu 80 Blatt aufweisenden Stapel eingebracht werden, was mit einer Stanzvorrichtung nicht möglich ist.
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Durch die erfindungsgemäße Einwechselung einer Papierbohrstation in eine Fertigungsstraße, die sonst für die Herstellung von Rechtshänder-Collegeblöcken genutzt wird, wird es möglich, vollautomatisch Linkshänder-Collegeblöcke bzw. Beidhänder-Collegeblöcke mit Abheftlöchern herzustellen.
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Im Falle der Herstellung von Linkshänder-Collegeblöcken sind die Bohrköpfe der Papierbohrstation quer zur Papierlaufrichtung und im Falle der Herstellung von Beidhänder-Collegeblöcken mit Abheftlöchern in Papierlaufrichtung angeordnet.
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In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung weist die Papierbohrstation die gleichen Schnittstellen zum Unterbau auf wie die ausgewechselte Arbeitsstation. Beim Einwechseln der Papierbohrstation in die Einrichtung werden die neu angebrachten und programmierten Anschlüsse mit dem Versorgungsnetz (Strom, Pressluft, Datenleitungen) gekoppelt.
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Die Erfindung wird nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert. In der dazugehörige Zeichnung zeigt:
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1 eine schematisch und nur ausschnittsweise dargestellte Ferti gungsstraße zur Herstellung von Linkshänder-Collegeblöcken und das in deren Bearbeitungsstationen jeweils vorliegende Produkt,
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2 eine schematisch und nur ausschnittsweise dargestellte Ferti gungsstraße zur Herstellung von Beidhänder-Collegeblöcken und das in deren Bearbeitungsstationen jeweils vorliegende Produkt,
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3 eine Draufsicht auf eine üblicherweise in einer Fertigungsstraße für Rechtshänder-Collegeblöcke vorhandene Längsschneid- und Eckenrundungsstation,
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4 eine Draufsicht auf die Darstellung gemäß 3 bei unbestück ter Station,
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5 eine Draufsicht auf die Darstellung gemäß 4 bei einge wechselter Papierbohrmaschine mit quer zur Papierlaufrich tung angeordneten Bohrköpfen, und
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6 eine Draufsicht auf die Darstellung gemäß 4 bei einge wechselter Papierbohrmaschine mit in Papierlaufrichtung angeordneten Bohrköpfen.
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In der in 1 dargestellten Fertigungsstraße zur Herstellung von Linkshänder-Collegeblöcken laufen in mehreren Lagen übereinander geschobene Papierbahnen 1, die fünf im Längsformat angeordnete Nutzen 2 aufweisen, in eine Stanzstation 3 ein. Die Papierbahnen 1 sind zuvor von einer großen Papierrolle durch Querschneiden abgetrennt worden. In der Stanzstation 3 werden in jeden Nutzen 2 parallel zu einem virtuellen Seitenrand 4 Bindungslöcher 5 eingebracht.
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In einer der Stanzstation 3 nachfolgenden Längsschneidstation 6 werden die Nutzen 2 entlang der virtuellen Seitenränder 4 voneinander getrennt. Es schließt sich eine Sammelstation 7 an, in der die Nutzen 2 zu Teillagen gesammelt werden, die anschließend in einer Vereinzelungsstation 8 durch Stauvereinzeln in separate Blattstapel 9 voneinander getrennt werden, wobei die Blattstapel 9 jetzt die Seitenzahl des fertigen Blockes aufweisen. In einer nachfolgenden Anlegestation 10 werden die Blattstapel 9 mit einem Deckblatt und einem Bodenblatt versehen. Die so komplettierten Blattstapel 9 laufen dann in eine Papierbohrstation 11 ein. In dieser Papierbohrstation 11 werden in der Nähe des den Bindungslöchern 5 gegenüberliegenden Seitenrandes 4 Abheftlöcher 12 eingebracht. Dazu ist die Papierbohrstation 11 mit vier quer zur Papierlaufrichtung 18, die in den Figuren mit einem Pfeil angegeben ist, angeordneten Bohrköpfen 17 ausgestattet. Die Papierbohrstation 11 ist im Austausch mit einer für die Produktion von Rechtshänder-Collegeblöcken benötigten, in 3 dargestellten Längsschneid- und Eckenrundungsstation 16 in die Fertigungsstraße eingewechselt worden.
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Nach dem Einbringen der Abheftlöcher 12 werden die Papierstapel 9 einer Bindestation 13 zugeführt, in der sie durch Einziehen einer Spirale 14 oder alternativ eines Drahtkammes in die Bindungslöcher 5 zu einem fertigen Block 15 gebunden werden.
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2 zeigt in analogerweise zu 1 eine Fertigungsstraße zur Herstellung von Beidhänder-Collegeblöcken mit Abheftlöchern 12, wobei die Fertigungsabfolge im Wesentlichen der der Linkshänder-Collegeblöcke entspricht. Gleiche Teile oder Stationen werden daher mit den gleichen Bezugszeichen versehen.
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Auch hier laufen in mehreren Lagen übereinander geschobene Papierbahnen 1, die zuvor von einer großen Papierrolle durch Querschneiden abgetrennt wurden, in eine Stanzstation 3 ein, wobei die Nutzen 2 im Querformat angeordnet sind. Dadurch können bei dieser Fertigung nur drei Nutzen 2 gleichzeitig bearbeitet werden. In der Stanzstation 3 werden in jeden Nutzen 2 parallel zu einem virtuellen Seitenrand 4 Bindungslöcher 5 eingebracht.
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In einer der Stanzstation 3 nachfolgenden Längsschneidstation 6 werden die Nutzen 2 entlang der virtuellen Seitenränder 4 voneinander getrennt und in einer nachfolgenden Sammelstation 7 zu Teillagen gesammelt, die anschließend in einer Vereinzelungsstation 8 durch Stauvereinzeln in separate Blattstapel 9 voneinander getrennt werden, wobei die Blattstapel 9 jetzt die Seitenzahl eines fertigen Blockes aufweisen. In einer nachfolgenden Anlegestation 10 werden die Blattstapel 9 mit einem Deckblatt und einem Bodenblatt versehen. Die so komplettierten Blattstapel 9 laufen dann in eine Papierbohrstation 11 ein.
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In dieser Papierbohrstation 11 werden in der Nähe eines langen Seitenrandes 24 jedes Blattstapels 9 und parallel zu diesem, also quer zu den Bindungslöchern 5, Abheftlöcher 12 eingebracht. Dazu ist die Papierbohrstation 11 mit vier in Papierlaufrichtung 18 angeordneten Bohrköpfen 17 ausgestattet. Die Papierbohrstation 11 ist, wie im vorherigen Ausführungsbeispiel, im Austausch mit der für die Produktion von Rechtshänder-Collegeblöcken benötigten, in 3 dargestellten Längsschneid- und Eckenrundungsstation 16 in die Fertigungsstraße eingewechselt worden.
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Nach dem Einbringen der Abheftlöcher 12 werden die Papierstapel 9 einer Bindestation 13 zugeführt, in der sie durch Einziehen einer Spirale 14 oder alternativ eines Drahtkammes in die Bindungslöcher 5 zu einem fertigen Block 15 gebunden werden.
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Wie oben schon dargelegt, zeigt 3 eine in eine Fertigungsstraße für Rechtshänder-Collegeblöcke eingebaute Längsschneid- und Eckenrundungsstation 16, die für die Zwecke der vorliegenden Erfindung aus der Fertigungsstraße ausgebaut wird. 4 ist eine Darstellung des Einbauortes bei ausgebauter Längsschneid- und Eckenrundungsstation 16. Dieser Darstellung kann man entnehmen, dass an den Innenseiten von auf vertikalen Füßen 19 aufgeständerten Längsträgern 20 jeweils zwei voneinander beabstandete hohlzylindrische Halbschalen 21 als Montageschnittstellen befestigt sind.
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Die einzuwechselnden Papierbohrstationen 11 besitzen einen Grundrahmen 22, an dessen Außenseiten jeweils zwei Lagerzylinder 23 befestigt sind, deren Abstand voneinander und deren Abmessungen so gewählt sind, dass sie passende Schnittstellen zu den Halbschalen 21 bilden. Beim Einbau der Papierbohrstationen 11 werden deren Lagerzylinder 23 in die Halbschalen 21 eingelegt, wodurch ein passgenaue Lage der Papierbohrstation 11 in der Fertigungsstraße hergestellt ist. Der Einbau wird dadurch komplettiert, dass eine weitere Halbschale bei einliegendem Lagerzylinder 23 an die am Längsträger 20 befestigten Halbschalen 21 angeschraubt wird, wodurch die Lagerzylinder 23 allseitig gekammert sind. Anschließend werden die programmierten Anschlüsse der Papierbohrstation 11 mit dem Versorgungsnetz der Fertigungsstraße gekoppelt.
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5 zeigt eine eingewechselte Papierbohrstation 11 für die Herstellung von Linkshänder-Collegeblöcken, bei der die Bohrköpfe 17 quer zur Papierlaufrichtung 18 angeordnet sind. 6 zeigt eine eingewechselte Papierbohrstation 11 für die Herstellung von Beidhänder-Collegeblöcken mit Abheftlöchern 12, bei der die Bohrköpfe 17 in Papierlaufrichtung 18 angeordnet sind.