-
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum gezielten, automatischen Aktivieren oder Deaktivieren von Spreng- oder Brandvorrichtungen mit mindestens einer in der Spreng- oder Brandvorrichtung enthaltenen, elektrisch auslösbaren Zündkapsel, wobei an oder in dem Zündkapselkörper ein Ultraschall-, Niederfrequenz- und/oder Hochfrequenzempfänger und eine Einheit zur Bereitstellung eines elektrischen Zündimpulses vorgesehen sind, gemäß Oberbegriff des Anspruchs 1.
-
Aus der
DE 10 2012 021 754 A1 ist eine Zerstörungseinheit sowie ein Verfahren zur Unbrauchbarmachung einer Schusswaffe vorbekannt. Die Zerstörungseinheit umfasst vorzugsweise einen Füllsatz mit einem oder mehreren Stoffen, der bei Aktivierung der Zerstörungseinheit in Füllmaterial umgesetzt wird. Darüber hinaus kann ein Anzündsatz vorgesehen sein, der thermische Energie erzeugt, die einem Treibsatz zu dessen Aktivierung zugeführt wird.
-
Bei einer Ausbildung der Lehre nach
DE 10 2012 021 754 A1 umfasst die Schusswaffe eine elektrisch und/oder elektronische Komponente und eine dieser zugeordneten Zerstörungsladung. Eine diesbezügliche Steuerung weist einen Empfangsteil auf, der in der Lage ist, drahtlose Informationen zu verarbeiten. Anhand diesbezüglicher Informationen kann ein Aktivieren der Zerstörungseinheiten ausgelöst werden.
-
Die Steuerung der Schusswaffe erfolgt derart, dass nur unter bestimmten Bedingungen, z. B. in oder außerhalb vorbestimmter geografischer Bereiche und/oder in vorbestimmten Richtungen von autorisierten Personen eine Schussabgabe möglich ist. Darüber hinaus kann die Zerstörungseinheit zeitabhängig aktiviert werden. So besteht die Möglichkeit zu prüfen, ob eine vorbestimmte Zeit abgelaufen ist. Im positiven Fall wird die Zerstörungseinheit aktiviert.
-
Bei dem Verfahren zum Sichern von Patronen für Schusswaffen nach
DE 102 57 901 B4 ist die jeweilige Patrone durch Übermitteln von Daten entsicherbar. Diesbezüglich erfolgt zunächst ein Auslesen einer Patronenkennung, die Bestimmung eines Patronenpassworts auf Basis der Patronenkennung und ein Übermitteln des Patronenpassworts an die Patrone. Die Patrone lässt nur dann eine Zündung zu, wenn das richtige Passwort ermittelt wurde. Für das Ausführen der Bestimmung des Patronenpassworts und/oder für die korrekte Bestimmung des Patronenpassworts sind Benutzer-, Waffen- und/oder Umgebungsdaten erforderlich.
-
Bekannt ist darüber hinaus ein Verfahren zur Installation und zum überwachen eines Sperrsystems gemäß
DE 100 45 354 A1 , wobei das Sperrsystem Waffen umfasst, die für eine vorgegebene Zeit geschärft in ihren Wirkungsbereich eindringende Fahrzeuge selbsttätig bekämpfen können.
-
Um zu verhindern, dass die betreffenden Waffen verschleppt werden, ohne dass der Verlust bemerkt wird, ist nach
DE 100 45 354 A1 vorgeschlagen worden, dass der durch die Waffen zu sperrende Bereich des entsprechenden Geländes unter ständiger Beobachtung durch einen Beobachter steht, wobei die Meldungen des Beobachters an eine Leitstelle übermittelt und dort ausgewertet werden. Das Ergebnis der Auswertung einer Beobachtung ist ein Kriterium dafür, welche der Waffen mit Hilfe der in der Leitstelle bereitgehalten Adressen, gebildet durch den jeweiligen Identifizierungscode und den jeweiligen Koordinaten der Position der Waffen, angesprochen wird zum Schärfen, Zünden oder zum Rückgängigmachen eines Schärfebefehls.
-
Aus dem Vorgenannten ist es daher Aufgabe der Erfindung, ein weiterentwickeltes Verfahren zum gezielten, automatischen Aktivieren oder Deaktivieren von Spreng- oder Brandvorrichtungen mit mindestens einer in der Spreng- oder Brandvorrichtung enthaltenen elektrisch auslösbaren Zündkapsel anzugeben, wobei das Verfahren zu einer erhöhten Sicherheit bei der Handhabung von Spreng- oder Brandvorrichtungen führt, insbesondere mit dem Ziel, eine nicht bestimmungsgemäße Anwendung mit höchster Wahrscheinlichkeit auszuschließen, so dass letztendlich nur autorisierte Personen unter definierten Bedingungen in der Lage sind, die Spreng- oder Brandvorrichtung bestimmungsgemäß einzusetzen.
-
Die Lösung der Aufgabe der Erfindung erfolgt durch ein Verfahren zum gezielten, automatischen Aktivieren oder Deaktivieren von Spreng- oder Brandvorrichtungen mit mindestens einer in der Spreng- oder Brandvorrichtung enthaltenen, elektrisch auslösbaren Zündkapsel, wobei an oder in dem Zündkapselkörper ein Empfänger und eine Einheit zur Bereitstellung eines elektrischen Zündimpulses vorgesehen sind, gemäß der Lehre des Patentanspruchs 1.
-
Bei der Spreng- oder Brandvorrichtung handelt es sich um klassische Vorrichtungen, deren Bestimmungszweck ohne weiteres erkennbar ist, aber auch um sogenannte unkonventionelle Spreng- oder Brandvorrichtungen. Die Spreng- oder Brandvorrichtungen können verschossen werden, aber auch selbsthaftend ausgebildet sein.
-
Erfindungsgemäß besitzt die Einheit zur Bereitstellung des elektrischen Zündimpulses eine spezielle Schnittstelle, um in Abhängigkeit von einem Positionssignal ein Auslösen der Zündkapsel freizugeben oder aber zu sperren, wobei das Freigeben oder Sperren prioritär bezüglich eines vom z. B. hochfrequenten Empfängers ermittelten bzw. diesem übermittelten Zündbefehl ist.
-
Weiterhin erfolgt die Bereitstellung des Positionssignals von einer Empfangseinrichtung, welche eine Positionsbestimmung mittels GPS, Glonass oder dergleichen satellitengestützten Systemen ermöglicht, wobei grundsätzlich ein Auslösen der Zündkapsel gesperrt ist oder bleibt, bis ein vorgegebenes Territorium im Sinne eines Aufenthaltsorts der entsprechenden Spreng- oder Brandvorrichtung erreicht ist oder wieder erreicht wird.
-
Bei einer erfindungsgemäßen Ausgestaltung ist mittels eines integrierten Hochfrequenzsenders die jeweilige Position der Spreng- oder Brandvorrichtung bestimmbar. Hierbei kann es sich um einen Sender im GSM- oder UMTS- bzw. LTE-Frequenzbereich handeln. Im einfachsten Fall wird eine Sendeeinheit analog derjenigen eines Mobilfunkgeräts eingesetzt.
-
Im vorgenannten Sinn kann die Positionsbestimmung ergänzend oder alternativ über die Auswertung von Funkzellen üblicher Mobilfunkbetreiber erfolgen.
-
Bei einer Ausführungsform der Erfindung findet ein Vernetzen der ermittelten Positionsdaten einerseits aus GPS-Signalen und andererseits aus einem GSM- oder UMTS-Netz statt.
-
Wird beispielsweise der Hochfrequenzempfänger der Spreng- oder Brandvorrichtung über die Schnittstelle nach Erkennen eines vorbestimmten, positiv definierten Territoriums freigeschalten, erfolgt eine laufende Überwachung auf mögliche Positionsveränderungen oder aber auch auf ein Unterdrücken oder Wegbleiben von GPS-, GSM- und/oder UMTS-Signalen. Tritt dieser Fall über einen vorgegebenen oder vorgebbaren Zeitraum ein, wird die Spreng- oder Brandvorrichtung gesperrt. Alle diesbezüglich relevanten Daten werden intern in einem geschützten Speicher abgelegt, um eine spätere Nachverfolgung von Ereignissen zu ermöglichen.
-
Insofern erfolgt beim Verlassen oder Erreichen eines programmierbaren Territoriums eine nicht reversible Beeinflussung der Einheit zur Bereitstellung des elektrischen Zündimpulses, insbesondere erfolgt deren Abschalten oder eine bevorzugt elektrische Zerstörung. Dies kann auch mit einer Zeitsteuerung verbunden sein.
-
Bei einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung werden leitfähige oder grundsätzlich als Strahler geeignete Bauteile oder Elemente der Spreng- oder Brandvorrichtung, der Zündkapsel und/oder von vorhandenen Umhausungen als getarnte Antennen verwendet.
-
Über eine Magnetfeldsensorik wird bei erkannter Positionsveränderung das System zum automatischen Aktivieren oder Deaktivieren in Betriebsbereitschaft, insbesondere Empfangsbereitschaft gesetzt. Diesbezüglich erfolgt also ein Umschalten von einem sogenannten Sleep-Modus in einen Aktiv-Modus.
-
Jedes erfindungsgemäße System verfügt über eine dieses System eineindeutig kennzeichnende Adresse zum Ansprechen der Einheit zur Bereitstellung des elektrischen Zündimpulses. Hierdurch ist sichergestellt, dass mittels der Adressierung, die üblicherweise kodiert erfolgt, nur bestimmte Spreng- oder Brandvorrichtungen von bestimmten Nutzerkreisen aktivierbar und damit einsetzbar sind.
-
Dabei können bestimmte Adressenbereiche mit einer zusätzlichen Subadresse verknüpft werden, die eine Gültigkeit der Basisadressierung nur dann erlaubt, wenn ein bestimmtes Territorium erreicht ist oder verlassen wurde.
-
Zusätzlich können in jedem System topografische Daten verschiedener Territorien abgespeichert werden, quasi im Sinne einer zwei- oder bevorzugt dreidimensionalen Landkarte, wobei die aktuell empfangenen Positionsimpulse auf Plausibilität zu den abgespeicherten Daten geprüft werden.
-
Diese Plausibilitätsprüfung kann laufend erfolgen, z. B. bei einem Transportweg der betreffenden Vorrichtungen von einem Ort A zu einem entfernten Ort B.
-
Ergibt die interne Überprüfung empfangener Positionssignale Unstimmigkeiten bezogen auf abgespeicherte kartografische bzw. topografische Daten, erfolgt eine Systemsperrung oder Systemzerstörung.
-
Zum Zweck der Plausibilitätsprüfung können ergänzend klimatische Daten mittels einer diesbezüglichen Sensorik bestimmt und herangezogen werden, wobei zusätzlich im System Mittel zum Empfang von Zeitzeichen-Signalen ausgebildet sind.
-
Die Plausibilitätsprüfung umfasst diesbezüglich eine ergänzende Analyse von Zeitzonen und/oder Klimazonen, wobei überprüft wird, ob relevante Positionssignale zu erwarteten Daten in Sachen Klimazone und/oder Zeitzone sich als passfähig und stimmig erweisen. Bezüglich der Klimadaten können Luftdruck, Umgebungstemperatur und/oder Luftfeuchtigkeit bestimmt werden. Bei einer Unterwasseranwendung wird als Prüfparameter der Wasserdruck genutzt.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren kann auch Anwendung finden in Einrichtungen zum realitätsnahen Training des Entschärfens von unkonventionellen Spreng- oder Brandvorrichtungen mit einer oder mehreren beliebig ausgeführten simulierten Spreng- oder Brandvorrichtungen sowie mindestens einer in der Spreng- oder Brandvorrichtung enthaltenen elektrischen Zündkapsel, wobei die Zündkapsel in ihrem Kapselkörper einen Hochfrequenzsender aufweist und der Zustand am elektrischen Eingang der Zündkapsel laufend überwacht und bei signifikanten Veränderungen vom Hochfrequenzsender ein redundantes und kodiertes Signal erzeugt wird, welches über eine Antenne abgestrahlt und dieses abgestrahlte Signal mittels eines zugehörigen Empfängers ausgewertet wird.
-
Der zugehörige Empfänger ist in der Lage, jede der verbauten Zündkapseln bei Aktivieren dieser zu selektieren und ein Auslösen der jeweiligen Zündkapsel optisch und/oder akustisch darzustellen. Der Hochfrequenzsender strahlt dabei kodierte Signale auch dergestalt ab, dass von einem Trainer erkannt werden kann, ob die simulierte unkonventionelle Spreng- oder Brandvorrichtung aufgenommen und damit bewegt bzw. transportiert wird.
-
Bei einer Weiterbildung der Erfindung sind Mittel vorgesehen, die in der Lage sind, Manipulationen an der Umverpackung bzw. einer Einhausung von Spreng- oder Brandvorrichtungen zu erkennen. Diese Mittel können sowohl auf das Entfernen, aber auch das zusätzliche Umhüllen und ein Erkennen dieser Handlungen gerichtet sein. Beispielsweise kann eine Umverpackung einen Sicherheitsstreifen, auch nach Art eines Transponders, umfassen, bei dessen Zerstörung eine Registrierung erfolgt. Dabei besteht die Möglichkeit, dass Teile der Umverpackung als Antennenstrahler eines Transponders wirken oder aber Bestandteile eines Schwingkreises eines Transponders sind, wobei Manipulationen an der Umverpackung zu einer Veränderung der Eigenschaften des Antennenstrahlers und/oder eines diesbezüglichen Schwingkreises führen. Diese Änderungen der Eigenschaften sind detektierbar und lösen ein Signal aus. Auch wenn womöglich die Spreng- oder Brandvorrichtung zur Beeinflussung der beschriebenen erfindungsgemäßen Funktionen mit einer abschirmenden Umhüllung, z. B. aus einer leitfähigen Folie versehen ist, bewirkt dies eine Veränderung von dielektrischen Eigenschaften, welche registriert werden und beispielsweise bewirken, dass ein Auslösen der Zündkapsel dauerhaft gesperrt bleibt.
-
ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
-
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
-
Zitierte Patentliteratur
-
- DE 102012021754 A1 [0002, 0003]
- DE 10257901 B4 [0005]
- DE 10045354 A1 [0006, 0007]