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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Fortbewegungsmittel sowie ein Verfahren zur Bereitstellung mobil erfasster Sensordaten auf einem stationären Server. Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung eine verbesserte Architektur zur temporären Verwendung von Sensoren in Fortbewegungsmitteln.
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Üblicherweise sind die Bordnetze von Fahrzeugen und anderen Fortbewegungsmitteln geschlossene Systeme. Die Architektur und der Zugriff auf die Informationen obliegen dem Fahrzeughersteller. Zwar können Geräte wie z. B. Smartphones und Tablet-PCs mit dem Fahrzeug verbunden werden (z. B. via Bluetooth), jedoch beschränkt sich die damit realisierbare Funktionalität auf solche Funktionen, die der Automobilhersteller (im Rahmen der Auslieferung) bereits vorgesehen hat. Jede im Fahrzeug vorgesehene Schnittstelle hat einen bestimmten Zweck und kann bestenfalls zweckentfremdet zu einer alternativen Verwendung herangezogen werden.
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Für die globale Erhebung von Messdaten besteht der Bedarf, Geräte mit Sensoren mit einer zentralen Datenwolke („Cloud”) zu verbinden. Beispielsweise wurde nach dem Atomreaktor-Unfall in Fukushima Geigerzähler des sog. „Safecast-Netzes” aufgebaut und verteilt. Die Geigerzähler selbst verfügen über keine Mobilfunk-Kommunikationsvorrichtung weshalb eine zusätzliche Komponente zur Kommunikation mit einer „machine-to-machine(M2M)-Infrastruktur” erforderlich ist. Ein anderes Beispiel für eine solche Datensammlung stellt das Unternehmen „Weather Cloud” in den USA dar, welches Fahrzeuge mit Wetter-Sensoren ausstattet und ebenfalls eine eigene M2M-Infrastruktur zur Sammlung der Daten in der Cloud betreibt.
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Indes haben Automobilhersteller wie die BMW AG mitunter hochkomplexe M2M-Infrastrukturen (im Falle von BMW „ConnectedDrive” genannt) aufgebaut. Durch den Aufbau zusätzlicher M2M-Infrastrukturen wird die Fahrzeugherstellerspezifische M2M-Infrastruktur nicht bestmöglich ausgelastet. Auf diese Weise entgeht den Fahrzeugherstellern Einnahmepotential. Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die vorstehend genannten Nachteile des Standes der Technik auszuräumen.
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Die vorstehend genannte Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den Merkmalen gemäß Anspruch 1 sowie ein Fortbewegungsmittel mit den Merkmalen gemäß Anspruch 7 gelöst.
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Das erfindungsgemäße Verfahren dient der Bereitstellung von Sensordaten oder aus den Sensordaten ermittelter Daten (im Folgenden zusammengefasst unter dem Begriff „Sensordaten”) auf einem stationären Server. Zunächst wird hierzu ein elektronisches Gerät mit einem Sensor in ein Fortbewegungsmittel eingebracht. Das elektronische Gerät kann insbesondere ein tragbares elektronisches Gerät sein, welches nicht dem Auslieferungszustand des Fortbewegungsmittels zugehörte. Der Sensor dient der Bereitstellung von Sensordaten, welche im laufenden Betrieb des Fortbewegungsmittels erzeugt werden. Die Sensordaten können Beschleunigungswerte, Radioaktivitätswerte, die Vitaldaten eines Anwenders o. ä. sein. Anschließend wird ein Datentunnel zwischen dem Fortbewegungsmittel und dem stationären Server aufgebaut. Der Datentunnel dient der Absicherung der Daten vor unbefugtem Zugriff sowie zur Vermeidung von unerwünschten Rückwirkungen zwischen den versendeten Sensordaten und den im Fahrzeugbordnetz enthaltenen Steuergeräten. Der Datentunnel kann sich dabei insbesondere von einem zur Bereitstellung einer Schnittstelle zum elektronischen Gerät vorgesehenen elektronischen Steuergerät bis hin zum stationären Server erstrecken, so dass die gesamte Kommunikation zwischen dem elektronischen Steuergerät und dem stationären Server durch den Datentunnel erfolgt. Anschließend werden die Sensordaten durch den Datentunnel an den stationären Server versendet. Dies kann insbesondere durch Verwendung einer Drahtloskommunikationseinrichtung als auch drahtgebundenen Kommunikationseinrichtung (z. B. in Form von sogenannter Energieleitungskommunikation (engl. „PowerLineCommunication” beim Ladevorgang, etc.) des Fortbewegungsmittels erfolgen. Mit anderen Worten ist eine separate Drahtloskommunikationsschnittstelle des elektronischen Gerätes nicht für den Versand der Sensordaten erforderlich. Die vorliegende Erfindung ermöglicht hierdurch eine wirtschaftlich interessante und unkomplizierte Verfahrensweise zur Sammlung von Sensordaten, welche durch mobile elektronische Geräte erfasst werden.
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Die Unteransprüche zeigen bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung.
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Bevorzugt kann zusätzlich eine aktuell dem Datentunnel zur Verfügung stehende Datenrate ermittelt und die vom Sensor erzeugte Datenrate an die zur Verfügung stehende Datenrate angepasst werden. Da die zur Verfügung stehende Datenrate in Abhängigkeit eines Betriebszustandes des Fortbewegungsmittels variieren kann, kann so eine Beeinträchtigung der übrigen Bordnetzfunktionalität sichergestellt werden, während die vom Sensor ermittelten Daten pro Zeiteinheit reduziert und/nicht übertragene Daten gegebenenfalls gespeichert und später übertragen werden. Dies vermindert das Erfordernis, einen größeren Aufwand bei der Realisierung der Rechenkapazität zu unternehmen.
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Bevorzugt kann das Verfahren eine aktuelle Position des Fortbewegungsmittels ermitteln. Die Position kann beispielsweise geographisch (z. B. nach Längen- und Breitengraden) oder postalisch (z. B. unter Verwendung einer digitalen Straßenkarte aufgeschlüsselt nach Hausnummer, Straße, Postleitzahl, Ort, Land) oder nach anderen Referenzgrößen (z. B. Identifikationsnummern) erfolgen. Anschließend werden die Sensordaten vor dem Versenden mit den Positionsdaten assoziiert, indem den Sensordaten die zum Zeitpunkt ihrer Erstellung aktuelle Position hinzugefügt wird. Auf diese Weise kann der Sensorwert mit anderen Sensorwerten zur Erstellung einer Landkarte bezüglich der ermittelten Größe verwendet werden.
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Gemäß einem zweiten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Verfahren zur Übertragen von Daten an ein vorbestimmtes elektronisches Gerät vorgeschlagen. Das elektronische Gerät umfasst einen Sensor und ist eingerichtet, in ein Fortbewegungsmittel, insbesondere in dessen Bordnetz (temporär) eingebracht zu werden. Wenn das elektronische Gerät in eine hierfür vorgesehene Schnittstelle des Fortbewegungsmittels integriert ist, kann ein Zugriff auf das tragbare elektronische Gerät bzw. auf dessen Sensor von außerhalb des Fortbewegungsmittels unter Verwendung des nachfolgend beschriebenen erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgen. Zunächst wird eine Nachricht an ein vorbestimmtes elektronisches Gerät adressiert. Mit anderen Worten wird ein bekanntes elektronisches Gerät als Ziel einer Datenverbindung ausgewählt und eine Nachricht mit einer entsprechenden Kennung des elektronischen Gerätes versehen. Diese Nachricht wird nachfolgend an einen stationären Server gesendet, der beispielsweise einem Fahrzeughersteller und/oder einem Fahrzeugbetreiber unterstehen kann. Alternativ kann die Nachricht an jede Instanz gesendet werden, welche imstande ist, eine Zuordnung der Nachricht an ein das elektronische Gerät enthaltene Fortbewegungsmittel vorzunehmen. Im stationären Server wird eine Kommunikationsadresse des elektronischen Gerätes ermittelt. Dies kann durch eine abgespeicherte Zuordnung zwischen der Identifikationsnummer des elektronischen Geräts und einer Identifikationsnummer des Fortbewegungsmittels erfolgen. Solche Zuordnungen werden auch als Lookup-Table (zu deutsch: „Nachschlagetabelle”) bezeichnet. Mit anderen Worten wird in der Lookup-Table festgehalten, welches elektronische Gerät in welches Fahrzeug eingebracht worden ist und unter welcher Kommunikationsadresse das Fahrzeug und somit das elektronische Steuergerät erreichbar ist. Anschließend wird die Nachricht mittels der Kommunikationsadresse an eine Drahtloskommunikationsvorrichtung des Fortbewegungsmittels weitergeleitet. Dies kann beispielsweise ein fest im Fahrzeug verbautes Modul zur terrestrischen Telekommunikation sein. Von dort aus gelangt die Nachricht über ein Bordnetz des Fortbewegungsmittels an das adressierte elektronische Gerät. Die Nachricht kann beispielsweise ein Steuersignal umfassen, mittels dessen ein Erfassen eines Sensorwertes ausgelöst und/oder eine vorbestimmte Auswertung eines Sensorwertes innerhalb des elektronischen Gerätes angestoßen oder abgeändert wird. Auf diese Weise ist es möglich, ein gemäß dem ersten erfindungsgemäßen Aspekt in ein Fortbewegungsmittel integriertes elektronisches Gerät von außerhalb des Fortbewegungsmittels anzusprechen und in seiner Betriebsweise zu beeinflussen. Die Merkmale, Merkmalskombinationen und die sich aus diesen ergebenden Vorteile entsprechen dem in Verbindung mit dem erstgenannten Erfindungsaspekt ausgeführten derart ersichtlich, dass zur Vermeidung von Wiederholungen auf die obige Ausführung verwiesen wird.
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Weiter kann das Verfahren ein Aufbauen eines Datentunnels umfassen, welcher sich zwischen dem Server des Fahrzeugherstellers und dem elektronischen Steuergerät erstreckt. Auf diese Weise ist die gesamte, das Bordnetz des Fahrzeugherstellers betreffende Kommunikation isoliert und gefährdet die datentechnische Sicherheit des Fahrzeugbordnetzes nicht. Zudem ist es möglich, die Kommunikation zwischen dem stationären Server und dem elektronischen Gerät durch Protokolle abzuwickeln, welche das Fahrzeugbordnetz nicht beherrscht. Mit anderen Worten stellt der Datentunnel lediglich eine gesicherte Verbindung zwischen dem elektronischen Steuergerät und dem stationären Server dar, ohne dass die verwendete Kommunikationshardware mit den Signalen im eigentlichen Sinne interagiert.
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Gemäß einem dritten Aspekt der vorliegenden Erfindung wird ein Fortbewegungsmittel vorgeschlagen, welches eine Schnittstelle für ein elektronisches Gerät aufweist. Die Schnittstelle kann beispielsweise Bluetooth, WLAN, RFID, USB, Ethernet, HDMI, Lightning oder mobile Datenprotokolle zwischen einem elektronischen Gerät und dem Fortbewegungsmittel ermöglichen. Die Schnittstelle kann beispielsweise als Teil der sog. Headunit des Infotainmentsystems des Fortbewegungsmittels ausgeführt sein. Zusätzlich umfasst das Fortbewegungsmittel eine Sendeeinrichtung und bevorzugt auch eine Verschlüsselungseinrichtung. Während dem Fachmann bekannt ist, dass ein Tunnel auch ohne Verschlüsselung aufgebaut werden und funktionieren kann, indem Pakete entsprechend verpackt werden, wird im Rahmen der vorliegenden Erfindung der Aufbau des Tunnels einer Instanz namens „Verschlüsselungseinrichtung” zugeschrieben, ohne dass diese notwendigerweise auch eine Datenverschlüsselung im klassischen Sinne vornehmen muss. Die Verschlüsselungseinrichtung ist eingerichtet, einen Datentunnel mit einem stationären Server aufzubauen. Die Sendeeinrichtung kann zum Versand mobiler Daten an außerhalb des Fortbewegungsmittels angeordnete Instanzen eingerichtet sein. Sie ist eingerichtet, Sensordaten des elektronischen Gerätes über die Schnittstelle zu empfangen. Dies kann drahtgebunden oder drahtlos erfolgen. Sobald die Sensordaten über die Schnittstelle empfangen worden sind, werden sie über die Sendeeinrichtung durch den Datentunnel an den stationären Server gesendet. Durch den Datentunnel wird das Bordnetz des Fortbewegungsmittels nicht durch die zwischen dem elektronischen Gerät und dem Server ausgetauschten Nachrichten in seiner datentechnischen Sicherheit beeinträchtigt, da die übermittelten Daten nicht mit sonstigen, auf den Bussystemen des Fortbewegungsmittels kommunizierten Daten und Signalen zu verwechseln ist. Der Datentunnel verhindert bevorzugt jede informationstechnische Interaktion zwischen den Sensordaten des elektronischen Gerätes und anderen Steuergeräten des Fortbewegungsmittels mit Ausnahme der Sendeeinrichtung und der Verschlüsselungseinrichtung.
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Weiter bevorzugt umfasst das Fortbewegungsmittel auch eine Empfangseinheit und eine Auswerteeinheit. Die Empfangseinheit kann als Teil der Sendeeinrichtung zu einer Sendeempfangseinheit zusammengefasst sein. Sie ist eingerichtet, Steuerdaten von dem stationären Server zu empfangen. Diese können von einem Dritten versendet werden, um die Auswertung der Sensordaten des elektronischen Gerätes zu beeinflussen oder zusätzliche Sensordaten zu erfassen. Vor der Weiterleitung der Steuerdaten von dem stationären Server an das Fortbewegungsmittel kann im Server des Fahrzeugherstellers bzw. des Fahrzeugbetreibers eine Autorisierung des Absenders erfolgen, um nicht autorisierten Parteien den Zugriff auf das tragbare elektronische Gerät zu verwehren. Die Auswerteeinheit ist eingerichtet, im Zusammenwirkung mit der Sendeeinrichtung einen Versand der Sensordaten und/oder eine Ermittlung der Sensordaten entsprechend den Steuerdaten durchzuführen. Beispielsweise können eine Versandrate geändert oder Versandzeitpunkte neu definiert werden. Alternativ oder zusätzlich können weniger Sensordaten, mehr Sensordaten oder Daten anderer Sensoren im Ansprechen auf die Steuerdaten ermittelt werden. Auch ein Update der Software und/oder der Firmware des elektronischen Gerätes oder im elektronischen Gerät enthaltener Komponenten (z. B. Sensoren) ist durch den entfernten Zugriff über die Empfangseinheit und die Auswerteeinheit möglich. Ohne eine aktive Interaktion des Fahrzeugherstellers/des Fahrzeugbetreibers kann ein berechtigter Dritter über dessen Kommunikationsinfrastruktur komfortabel Zugriff auf sein elektronisches Gerät und dessen Funktionsweise nehmen.
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Die Schnittstelle des Fortbewegungsmittels kann eine drahtgebundene Schnittstelle (z. B. eine OBD-Schnittstelle und/oder eine CAN-Schnittstelle und/oder eine Ethernet-Schnittstelle und/oder eine LIN-Schnittstelle und/oder eine PLC-Schnittstelle, eine USB-Schnittstelle und/oder eine Lightning-Schnittstelle) sein. Alternativ oder zusätzlich kann die Schnittstelle eine drahtlose Schnittstelle umfassen, welche beispielsweise als Bluetooth-Schnittstelle, WLAN-Schnittstelle und/oder RFID-Schnittstelle und/oder Mobilfunk-Schnittstelle ausgestaltet ist. Auf diese Weise sind eine flexible Integration des elektronischen Steuergeräts und eine Kommunikation auf unterschiedlichen Kommunikationspfaden möglich.
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Der Sensor kann beispielsweise ein Geigerzähler, ein Feinstaub-Messgerät, ein Beschleunigungssensor, ein Erschütterungssensor, ein Lautstärkesensor, ein Lichtsensor, eine Videokamera, ein Mikrofon, ein Ultraschallsensor, ein Entfernungsmesser, eine Waage, ein Geruchssensor, ein Gassensor, ein Temperatursensor, ein Magnetfeldsensor, ein Sensor bzw. Empfangsgerät für elektromagnetische Wellen und/oder ein Sensor zur Erfassung von Vitaldaten eines Insassen des Fortbewegungsmittels sein. Alternativ oder zusätzlich kann der Sensor zur Erfassung von Wetterdaten eingerichtet sein.
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Weitere Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung und den Figuren. Es zeigen:
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1 eine schematische Ansicht eines Kommunikationsszenarios zwischen einem Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Fortbewegungsmittels mit stationären Servern;
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2 eine schematische Darstellung eines im Rahmen der vorliegenden Erfindung verwendbaren Lookup-Tables; und
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3 ein Flussdiagramm veranschaulichend Schritte eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens.
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1 zeigt einen PKW 10 als Fortbewegungsmittel, in welchem ein Geigerzähler 1 als elektronisches Gerät mit einem Sensor 1a zur Erfassung radioaktiver Strahlung angeordnet ist. Über eine Schnittstelle 14 ist der Geigerzähler 1 an ein elektronisches Steuergerät 2 angeschlossen, welches eine Verschlüsselungseinrichtung 2a aufweist. Die Verschlüsselungseinrichtung 2a ist eingerichtet, einen Datentunnel 12 zwischen dem elektronischen Steuergerät 2 und einem stationären Server 6 des Fahrzeugherstellers aufzubauen. Dieser erstreckt sich über das Fahrzeugbordnetz 3, welches elektronische Steuergeräte 3a, 3b, 3c und eine Sendeempfangseinrichtung 3d aufweist. Über eine an die Sendeempfangseinrichtung 3d angeschlossene Antenne 4 führt der Datentunnel 12 zu einem Sendemasten 5 und von diesem drahtgebunden weiter zum stationären Server 6. Der stationäre Server 6 ist an einen Datenspeicher 7 und an einen Adressennachschlageserver (Adress-Lookup-Server) 8 angeschlossen. Der Datenspeicher 7 dient dem Zwischenspeichern der empfangenen Sensordaten. Der Adressennachschlageserver 8 dient dem Aufbau einer Kommunikationsverbindung von einem Server 11 einer dritten Partei zum Geigerzähler 1. Der Server 11 der dritten Partei ist über eine Prüfeinrichtung 9 mit dem stationären Server 6 des Fahrzeugherstellers verbunden, welche im Falle einer Anfrage des Servers 11 die Autorisierung der dritten Partei überprüft.
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2 zeigt ein Schaubild zum Aufbau einer Kommunikationsverbindung des Servers 11 der dritten Partei mit dem Geigerzähler 1. Eine Nachricht 13 wird vom Server 11 an den (in 2 nicht dargestellten) stationären Server 6 des Fahrzeugherstellers gesendet. In der Nachricht 13 ist eine Identifikationsnummer ID1_1 enthalten, welche durch den Adressennachschlageserver 8 in einer ersten Adressennachschlagetabelle 15 (englisch: address Lookup-Table) gefunden wird. Der Identifikationsnummer ID1_1 der Nachricht 13 ist eine Identifikationsnummer ID10_1 des Fortbewegungsmittels, in welchem der gesuchte Geigerzähler 1 verbaut ist, zugeordnet. Über die Identifikationsnummer ID10_1 wird auf einen zweiten Eintrag in einer zweiten Adressennachschlagetabelle 16 verwiesen, in welchem die Identifikationsnummer ID1_1 des Fortbewegungsmittels 10 einer Identifikationsnummer ID3_1 der Drahtloskommunikationsvorrichtung 3d des Fortbewegungsmittels 10 zugeordnet ist. Die Identifikationsnummer ID3_1 der Sendeempfangseinrichtung 3d ist eine Kommunikationsadresse in Form einer IP-Adresse zugeordnet oder die Identifikationsnummer ID3_1 besteht selbst aus der IP-Adresse, über welche die Nachricht 13 an den Geigerzähler 1 weitergeleitet werden kann. In 2 nicht dargestellte Steuersignale innerhalb der Nachricht 13 oder in folgenden Nachrichten können somit Einfluss auf die Auswertung und sonstige Funktionsweise des elektronischen Gerätes 1 nehmen und seine Software/Firmware aktualisieren.
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3 zeigt Schritte eines Ausführungsbeispiels eines erfindungsgemäßen Verfahrens in Form eines Flussdiagramms. In Schritt 100 wird ein elektronisches Gerät, umfassend einen Sensor zur Bereitstellung von Sensordaten in ein Datenbordnetz eines Fortbewegungsmittels eingebracht. Dies kann durch drahtloses und/oder drahtgebundenes Vermitteln einer Schnittstelle des Fortbewegungsmittels erfolgen. In Schritt 200 werden die Sensordaten an ein elektronisches Steuergerät des Fortbewegungsmittels übertragen. Das Steuergerät ist dabei selbst nicht notwendigerweise imstande, die Sensordaten zu interpretieren. Zusätzlich wird in Schritt 300 eine aktuelle Position des Fortbewegungsmittels bezüglich einer Straßenkarte ermittelt und in Schritt 400 die Position mit den ermittelten Sensordaten assoziiert. In Schritt 500 wird ein Datentunnel von dem elektronischen Steuergerät zu dem stationären Server aufgebaut. Dieser dient der Kapselung der zu übertragenden Sensordaten und ihrem Schutz vor unberechtigtem Zugriff. In Schritt 600 wird eine aktuell dem Datentunnel zur Verfügung stehende Datenrate ermittelt und in Schritt 700 die Datenrate der übertragenen Sensordaten an die zur Verfügung stehende Datenrate vor dem Übertragen durch den Datentunnel angepasst. Auf diese Weise kann eine Überbeanspruchung des Fahrzeugbordnetzes verhindert werden und eine Anhäufung zu vieler Daten im elektronischen Gerät vermieden werden. In Schritt 800 werden die Sensordaten durch den Datentunnel an den stationären Server versendet. Der stationäre Server steht unter der Kontrolle des Fahrzeugherstellers. Von hier aus können die Sensordaten durch eine dritte Partei abgerufen oder der dritten Partei automatisch zugesandt werden. In Schritt 900 ermittelt die dritte Partei einen Bedarf zur Anpassung der Datenermittlung im elektronischen Gerät und adressiert hierzu eine Nachricht mit Steuersignalen an das tragbare elektronische Gerät. In Schritt 1000 wird die Nachricht an den stationären Server des Fahrzeugherstellers gesendet, wobei dem Absender (die dritte Partei) der Aufenthaltsort und die Adresse des betreffenden Fahrzeugs unbekannt ist. Daher liest der Fahrzeughersteller die Nachricht zumindest dahingehend, dass er das adressierte tragbare elektronische Gerät identifizieren kann. Im Ansprechen hierauf ermittelt der Fahrzeughersteller in Schritt 1100 eine Kommunikationsadresse des elektronischen Gerätes mittels einer abgespeicherten Zuordnung zwischen einer Identifikationsnummer des elektronischen Gerätes und einer Identifikationsnummer des Fortbewegungsmittels, in welchem sich das elektronische Gerät befindet. Mittels dieser Zuordnung ist der Fahrzeughersteller in der Lage, die Nachricht in Schritt 1200 mittels der Kommunikationsadresse an eine Drahtloskommunikationsvorrichtung des Fortbewegungsmittels und über ein Bordnetz des Fortbewegungsmittels an das elektronische Gerät weiterzuleiten. Die in der Nachricht enthaltenen Steuersignale werden durch das tragbare elektronische Gerät interpretiert, im Ansprechen worauf es die Erhebung der Sensordaten weisungsgemäß anpasst.
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Die vorliegende Erfindung führt dazu, dass der Datentunnel die Sensordaten aus dem elektronischen Gerät einer dritten Partei durch das Fahrzeugsteuergerät (umfassend die Schnittstelle) virtuell mit einer Gegenstelle im Backend-Server des Fahrzeugherstellers verbindet. Dadurch wird sichergestellt, dass die Komplexität des Fahrzeugbordnetzes nicht an die dritte Partei exponiert wird. Für die Abrechnung der Übertragung gegenüber der dritten Partei erfolgt optional eine Messung der übertragenen Daten durch eine Abrechnungseinheit, welche am stationären Server des Fahrzeugherstellers bzw. an einer Schnittstelle zum Server der dritten Partei angeordnet sein kann. Diese Abrechnungseinheit kann auch als „accounting unit” bezeichnet werden. Auf diese Weise ermöglicht die vorliegende Erfindung möglichst viele Anwendungsfälle ohne jeweilige Modifikationen an der Hardware im Fahrzeug. Insbesondere werden Werkstattaufenthalte zum Wechseln der Hardware durch die vorliegende Erfindung für die adressierten Fälle nicht mehr erforderlich sein.
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Durch Verwendung der vorliegenden Erfindung ergeben sich unter Anderem die folgenden Anwendungsfälle und -szenarien:
Gemäß einem ersten Anwendungsfall können Zustandsinformationen über die Straße (z. B. Schlaglöcher, Reibungswerte usw.) durch einen Straßennetzbetreiber mittels crowdsourcing (massenbasierte Informationserhebung) ermittelt werden. Hierbei können Sensoren des Fahrzeugs (z. B. eines Steuergerätes zur Fahrdynamikregelung) oder zusätzlich in das Fahrzeug eingebrachte Sensoren verwendet werden. Ein entsprechender Auswertealgorithmus wird gemäß der Erfindung im Fahrzeug ausgeführt, so dass nur noch die festgestellten Zustandsinformationen an den Straßennetzbetreiber übertragen werden.
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Gemäß einem zweiten Anwendungsfall kann ein Straßennetzbetreiber mit Hilfe der vorliegenden Erfindung sicherstellen, dass alle vorgesehenen Verkehrszeichen noch vorhanden und lesbar sind. Dazu wird ein Algorithmus im Fahrzeug ausgeführt, der die aus der Verkehrszeichenerfassung stammenden Daten mit den Solldaten vergleicht und Abweichungen meldet. Gemäß einem dritten Anwendungsfall kann ein Kartenanbieter mit Hilfe der vorliegenden Erfindung die Gültigkeit der Karte verifizieren. Dazu wird ein Algorithmus im Fahrzeug ausgeführt, der Abweichungen zwischen Fahrtstrecke und Karte meldet. Zudem werden für eine Anreicherung der Karte über die Außenkameras des Fahrzeugs Bildinformationen aufgenommen, welche zusammengefügt und zu dreidimensionalem Kartenmaterial zusammengesetzt werden können.
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Gemäß einem vierten Anwendungsfall kann mit Hilfe der vorliegenden Erfindung die Sicherheit von Straßen und Reifen überprüft werden. Hierzu soll festgestellt werden, ob es Straßen gibt, auf welchen besonders häufig Reifendruckverluste auftreten. Dazu wird ein Algorithmus im Fahrzeug ausgeführt, der mittels eines (z. B. satellitenbasierten) Ortungssystems und Reifendrucksensoren des Fahrzeugs Positionen erfasst, an denen plötzliche Reifendruckverluste festgestellt wurden.
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Gemäß einem fünften Anwendungsfall kann ein Wetterdienst mit Hilfe der vorliegenden Erfindung viele Umweltdaten sammeln, sowie vor lokalem Glatteis warnen. Hierzu kann ein Algorithmus im Fahrzeug ausgeführt werden, der Sensordaten wie z. B. Außentemperatur, Regenmenge und Staubmenge erfasst, sowie aus den Fahrerassistenzsystemen Daten über Reibungswerte der Straße erhält. Die Daten werden aggregiert und mit der jeweiligen Position an den Wetterdienst übertragen.
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Gemäß einem sechsten Anwendungsfall kann ein Anbieter eines Nachbarschaftsautodienstes mit Hilfe der vorliegenden Erfindung Fahrzeuge mehreren Personen bereitstellen. Hierzu kann ein Algorithmus im Fahrzeug ausgeführt werden, der gefahrene Entfernungen und Informationen über den Fahrer (als „elektronisches Fahrtenbuch”) erfasst, um die Abrechnung der Fahrten zu ermöglichen. Zudem werden Daten über die Fahrbereitschaft (z. B. Tankstand) erfasst. Weiterhin kann der Algorithmus das Fahrzeug öffnen, wenn ein berechtigter Fahrer das Fahrzeug nutzen möchte.
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Gemäß einem siebten Anwendungsfall kann sich ein Serviceunternehmen für Fahrzeuge mit Hilfe der vorliegenden Erfindung um die Fahrbereitschaft und Sauberkeit des Fahrzeugs kümmern. Dazu wird ein Algorithmus im Fahrzeug ausgeführt, über den Daten zur Fahrbereitschaft (z. B. Tankstand), Störungsmeldungen (z. B. fehlendes Wischwasser) gesammelt werden. Zudem wird ein Verschmutzungswert aus der gefahrenen Strecke, befahrenen Straßentypen, verwendete Parkmöglichkeiten, erfassten Staub- und Regenwerten und ggf. Bildern aus Kameras usw. berechnet Das Serviceunternehmen kann somit die Betreuung des Fahrzeugs planen und dazu geeignete Parkmöglichkeiten und Parkdauern auswählen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Geigerzähler
- 1a
- Sensor zur Messung radioaktiver Strahlung
- 2
- elektronisches Steuergerät
- 2a
- Verschlüsselungseinrichtung
- 3
- Fahrzeugbordnetz
- 3a, 3b, 3c
- elektronische Steuergeräte des Fahrzeugbordnetzes
- 3d
- Sendeempfangseinrichtung
- 4
- Antenne
- 5
- Sendemast
- 6
- stationärer Server des Fahrzeugherstellers
- 7
- Datenspeicher
- 8
- Adressnachschlageserver
- 9
- Prüfeinrichtung
- 10
- PKW
- 11
- stationärer Server der dritten Partei
- 12
- Datentunnel
- 13
- Nachricht
- 14
- Schnittstelle
- 15, 16
- Adressnachschlagetabelle
- 100–1200
- Verfahrensschritte
- ID1_1, ID1_2, ID10_1, ID10_2, ID3_1, ID3_2
- Identifikationsnummern