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Als sogenannte Rettungskarte wird gemeinhin eine graphische Darstellung eines Kraftfahrzeugs bezeichnet, aus welcher die Positionen derjenigen Komponenten des Fahrzeugs hervorgehen, welche für die Bergung von Fahrzeuginsassen eines verunfallten Kraftfahrzeugs von Bedeutung sind. Derartige Komponenten werden im Folgenden als „sicherheitsrelevante Komponenten” bezeichnet. Unter diesen Begriff fallen beispielsweise Airbags oder Gurtstraffer, also Vorrichtungen, die speziell zum Schutz der Fahrzeuginsassen gegen Verletzungen entwickelt wurden. Diese gilt aber auch für Komponenten mit eigentlich anderer Funktion wie etwa dem Kraftstofftank oder der Batterie des Fahrzeugs. Auch Karosserieteile und in diesem Zusammenhang in besonderem Maße Verstärkungselemente, die im Crash-Fall deformiert werden und somit kinetische Energie des Kraftfahrzeugs aufzunehmen vermögen, werden vorliegend als sicherheitsrelevanten Komponenten bezeichnet.
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Herkömmliche Rettungskarten unterstützen Rettungskräften dabei, alle Fahrzeuginsassen während eines Rettungseinsatzes möglichst schnell aus dem Kraftfahrzeug zu bergen, was insbesondere von enormer Bedeutung ist, wenn ein Insasse sich infolge des Unfalls schwere oder gar lebensbedrohliche Verletzungen zugezogen hat. In diesem Fall erleichtern besagte Rettungskarten den Rettungskräften die Bestimmung von geeigneten Angriffspunkten im Fahrzeug, an welchen Rettungsgeräten wie Spreizer oder Rettungsscheren angebracht werden.
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Vor diesem Hintergrund beschreibt die
DE 10 2013 014 980 ein Verfahren, um Rettungskarten auf mobilen elektrischen Geräten wie beispielsweise Smartphones bereitzustellen. Hierzu wird im Bedarfsfall eine Kommunikationsverbindung mit einem Server hergestellt, über welchen die gewünschten Rettungskarten auf das mobile elektronische Gerät übertragen und dort angezeigt werden können.
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Nachteilig an solchen herkömmlichen, aus dem Stand der Technik bekannten Rettungskarten ist deren zumeist einfacher graphischer Aufbau, welcher den betroffenen Rettungskräften gerade bei der im Rettungsfall typischerweise vorhandenen hohen Streßsituation die schnelle Entnahme der gewünschten Informationen erschwert.
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Es ist daher eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein verbessertes Verfahren zur Darstellung von Rettungskarten, insbesondere auf elektronischen Endgeräten, zu schaffen.
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Diese Aufgabe wird durch das Verfahren gemäß dem unabhängigen Patentanspruch 1 gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen sind Gegenstand der abhängigen Patentansprüche.
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Grundgedanke der Erfindung ist demnach, eine Rettungskarte in Form eines dreidimensionalen Modells des betroffenen Kraftfahrzeugs darzustellen, so dass die bereits erwähnten, sicherheitsrelevanten Komponenten des Kraftfahrzeugs auf besonders übersichtliche Weise gezeigt werden. Dies erleichtert Rettungskräften im Rettungsfall die Verwendung einer solchen Rettungskarte erheblich. Insbesondere eignet sich eine Darstellung in Form eines Flächen- oder Gittermodells.
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Erfindungswesentlich ist darüber hinaus die Darstellbarkeit der sicherheitsrelevanten Komponenten im 3D-Modell auf eine Benutzeranforderung hin auch in einem deformierten Zustand des Kraftfahrzeugs. Eine derartige Deformation einzelner oder mehrerer Komponenten des Fahrzeugs kann im Crashfall, also bei einem Zusammenstoß mit einem Hindernis, auftreten. Dies bedeutet, dass sich die geometrische Formgebung der betroffenen Komponente, beispielsweise einem Karosserieteil des Kraftfahrzeugs, gegenüber ihrer ursprünglichen Gestalt erheblich ändern kann. Dies wiederum kann deutliche Auswirkungen auf die tatsächliche Position der bereits genannten Angriffspunkte für Rettungsgeräte haben. Ebenso kann sich die Lage von nicht-deformierten, gleichwohl sicherheitsrelevanten Komponenten wie etwa einem Gurtstraffer oder Airbags infolge besagter Deformationen ändern. Insofern ist auch eine entsprechende Berücksichtigung etwaige Fahrzeugdeformationen im dreidimensionalen Modell des Kraftfahrzeugs von erheblicher Bedeutung, damit die Anwendung der Rettungskarte durch die Rettungskräfte auch in einem geringfügig oder auch stark deformierten Kraftfahrzeug gewährleistet werden kann.
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Aus dem Stand der Technik ist es seit langer Zeit bekannt, die in einem modernen Kraftfahrzeug im Crashfall zu erwartenden Deformationen mittels geeigneter experimenteller und/oder theoretischer Methoden zu ermitteln. Somit ist es ohne weiteres möglich, ein entsprechendes dreidimensionales Modell eines Kraftfahrzeugs mit deformierten Komponenten zu erstellen, welches im Rahmen des hier vorgestellten Verfahrens zur Anwendung gebracht werden kann.
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Das hier vorgestellte, erfindungsgemäße Verfahren kann auf einem geeigneten Anzeigegerät, insbesondere einem mobilen elektronischen Gerät wie beispielsweise einem Smartphone oder Tablet-Computer, ausgeführt werden. Die Darstellung der betreffenden Komponenten des Kraftfahrzeugs in Form eines dreidimensionalen Modells kann dann auf dem Display des Geräts erfolgen. Die Darstellung besagter Komponenten in einem deformierten Zustand des Kraftfahrzeugs kann auf eine Benutzeranforderung hin erfolgen. Dies kann mittels einer geeigneten Eingabeeinheit geschehen, im Falle eines Smartphones oder Tablet-Computers kann etwa das typischerweise berührungsempfindlich gestaltete Display verwendet werden. Alternativ dazu kann die Darstellung der sicherheitsrelevanten Komponenten simultan sowohl in ihrem deformierten als auch im nicht-deformierten Zustand erfolgen.
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Dem einschlägigen Fachmann eröffnen sich vielfältige Erweiterungs- und/oder Variationsmöglichkeiten des hier vorgestellten, erfindungsgemäßen Verfahrens. Denkbar ist etwa, dass der Benutzer den Betrachtungswinkel des in 3D-Darstellung gezeigten Kraftfahrzeugs variieren kann. Vorstellbar ist auch, dass vom Benutzer unter verschiedenen Deformationsgraden ausgewählt werden kann.
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In einer weiteren Variante kann das Verfahren in Verbindung mit einem als sogenannte „Augmented Reality” (AR) bekannten Bilderkennungsverfahren eingesetzt werden. In diesem Fall wird ein reales Bild des gegebenenfalls deformierten Kraftfahrzeugs aufgezeichnet und ausgewertet. Basierend auf einer solchen Auswertung werden dann die sicherheitsrelevanten Bauteile des Kraftfahrzeugs in der durch einen Unfall tatsächlichen, also deformierten Position auf das Originalbild des Fahrzeugs in Echtzeit. In einer speziellen Variante dieser Umsetzung kann die augmentierte Darstellung der sicherheitsrelevanten Bauteile inkl. der originalen Kontur auf dem verunfallten Fahrzeug dargestellt werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht also im Ergebnis eine verbesserte Darstellung einer Rettungskarte, beispielsweise auf einem mobilen Endgerät, auch im Falle eines geringfügig oder sogar stark deformierten Kraftfahrzeugs.
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In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens können alle sicherheitsrelevanten Komponenten in einer Komponenten-Liste dargestellt werden, wobei jeder sicherheitsrelevanten Komponente ein Listenelement zugeordnet wird. Eine solche Listendarstellung führt zu einer zusätzlichen Verbesserung der Übersichtlichkeit der Rettungskarte. Gemäß dieser Ausführungsform wird nun bei Auswahl eines Listenelements durch den Benutzer die diesem Listenelement zugeordnete Komponente im dreidimensionalen Modell angezeigt. Gleiches gilt im umgekehrten Fall: Wird vom Benutzer eine bestimmte Komponente direkt im dreidimensionalen Modell angewählt, was beispielsweise durch Berührung des entsprechenden Touchscreen-Bereichs eines Displays geschehen mag, wenn das erfindungsgemäße Verfahren in einem Smartphone ausgeführt wird, so wird das zugeordnete Listenelement angezeigt. Der Benutzer kann auf diese Weise besonders einfach feststellen, welche sicherheitsrelevanten Komponenten im 3D-Modell dargestellt werden.
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In einer anderen bevorzugten Ausführungsform kann die Anzeige der Komponente im dreidimensionalen Modell durch graphische Hervorhebung der ausgewählten Komponente erfolgen. Auch diese Maßnahme sorgt für eine verbesserte Übersichtlichkeit der Rettungskarte.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung können zur ausgewählten Komponente zusätzliche Sicherheitshinweise angezeigt werden. Dies erlaubt es, Rettungskräfte mit speziellen Hinweisen zu versorgen, die im Rettungsfall den Einsatz von Rettungsgerät erleichtern.
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Weitere wichtige Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen, aus den Zeichnungen und aus der zugehörigen Figurenbeschreibung anhand der Zeichnungen.
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Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und die nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen oder in Alleinstellung verwendbar sind, ohne den Rahmen der vorliegenden Erfindung zu verlassen.
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Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in den Zeichnungen dargestellt und werden in der nachfolgenden Beschreibung näher erläutert, wobei sich gleiche Bezugszeichen auf gleiche oder ähnliche oder funktional gleiche Komponenten beziehen.
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Es zeigen, jeweils schematisch:
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1 ein Display eines Smartphones, in welchem das erfindungsgemäße Verfahren ausgeführt wird,
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2 eine grobschematische Darstellung eines Kraftfahrzeugs in einem deformierten und in einem nicht-deformierten Zustand.
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Um die einem verunfallten Kraftfahrzeug zugeordnete Rettungskarte auf dem Display des Smartphones anzeigen zu können, ist es zunächst erforderlich, den Fahrzeugtyp zu ermitteln. Hierzu kann mit Hilfe eines im Smartphone integrierten QR-Scanners ein am Kraftfahrzeug angebrachter QR-Code gescannt werden. Mit Hilfe des QR-Codes wird der vorliegende Fahrzeugtyp identifiziert. Ist dies geschehen, so kann über eine Datenverbindung des Smartphones mit einem Server, auf welchem die gewünschte Rettungskarte abgespeichert ist, diese auf das Smartphone übertragen und in dessen Speicher abgelegt werden, so dass sie zur Anzeige auf dem Display des Smartphones im Zuge des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Verfügung steht. Alternativ dazu kann die Identifikation auch manuell durch den Benutzer der Rettungskarte erfolgen. In einer weiteren Variante können die Rettungskarten verschiedenster Fahrzeugtypen bereits auf dem Smartphone vorgespeichert sein, so dass im Zuge der Identifikation des Fahrzeugtyps nur noch die gewünschte Rettungskarte ausgewählt werden muss. Eine zeitaufwändige Datenübertragung vom Server zum Smartphone entfällt in diesem Fall.
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Die 1 zeigt nun ein Display 1 des Smartphones während der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens. Man erkennt, dass die Rettungskarte 2 in einem ersten Displaybereich 1a des Displays 1 in Form eines dreidimensionalen Modells 7 des betreffenden Kraftfahrzeugs 3 angezeigt wird. Denkbar ist eine Darstellung des Kraftfahrzeugs 3 in Form eines 3D-Gittermodells, oder aber, wie in 1 gezeigt, eine gerenderte Darstellung. Im dreidimensionalen Modell 7 sind alle sicherheitsrelevanten Komponenten des Kraftfahrzeugs 3 enthalten. Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist im Beispiel der 1 im 3D-Modell 7 des Displaybereichs 1a nur eine solche Komponente 5 in Form eines Gasgenerators dargestellt.
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Die Darstellung des Kraftfahrzeugs 3 auf der Rettungskarte 2 in dreidimensionaler Darstellung erleichtert Rettungskräften die Verwendung der Rettungskarte 2 erheblich, wenn Fahrzeuginsassen aus einem verunfallten Kraftfahrzeug 2 geborgen werden sollen.
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Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit kann in einem zweiten Displaybereich 1b optional und wie in 1 gezeigt ein Längsschnitt des Kraftfahrzeugs 3 dargestellt. In einer vereinfachten Variante kann auf die Schnittdarstellung der 1b auch verzichtet werden, oder die beiden Darstellungen der 1a und 1b werden in einem einzigen Displaybereich zusammengefasst.
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In einem dritten Displaybereich 1c werden schließlich die sicherheitsrelevanten Komponenten des Kraftfahrzeugs 3 in einer Komponenten-Liste aufgeführt, wobei jeder sicherheitsrelevanten Komponente 5 ein Listenelement 6 zugeordnet wird. Eine solche Listendarstellung führt zu einer weiteren Verbesserung der Übersichtlichkeit der Rettungskarte 2. Bei Auswahl eines bestimmten Listenelements 6 durch den Benutzer die diesem Listenelement 6 zugeordnete Komponente 5 im dreidimensionalen Modell 7 angezeigt. Gleiches gilt im umgekehrten Fall: Wird vom Benutzer eine bestimmte Komponente 5 direkt im dreidimensionalen Modell 7 angewählt, was beispielsweise durch Berührung des entsprechenden Bereichs des berührungsempfindlichen Displays 1 geschehen mag, so wird das zugeordnete Listenelement 6 angezeigt. Der Benutzer kann auf diese Weise besonders einfach feststellen, welche sicherheitsrelevanten Komponenten 5 im 3D-Modell 7 dargestellt sind. Wird ein bestimmtes Listenelement 6 ausgewählt, so kann die Anzeige der Komponente 5 im dreidimensionalen Modell 7 durch graphische Hervorhebung der ausgewählten Komponente erfolgen. Auch diese Maßnahme sorgt für eine verbesserte Übersichtlichkeit der Rettungskarte 2. Optional können zur ausgewählten Komponente 5 – falls vorhanden – zusätzliche Sicherheitshinweise in einem der drei Displaybereiche 1a, 1b, 1c angezeigt werden (nicht gezeigt). Dies erlaubt es, Rettungskräfte mit speziellen Hinweisen zu versorgen, die im Rettungsfall etwa den Einsatz von Rettungsgerät erleichtern mögen.
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In 1 ist das Kraftfahrzeug 3 in einem nicht-deformierten Zustand gezeigt. Im Crashfall, also bei einem Zusammenstoß des Kraftfahrzeugs 3 mit einem Hindernis, kann das Kraftfahrzeug 3 jedoch erheblich deformiert werden. Dies bedeutet, dass sich die geometrische Formgebung der betroffenen Komponente 5, beispielsweise einem Karosserieteil des Kraftfahrzeugs, gegenüber ihrer ursprünglichen Gestalt erheblich ändern kann. Daher ist auch eine entsprechende Berücksichtigung etwaiger Bauteil-Deformationen im dreidimensionalen Modell 7 des Kraftfahrzeugs 3 von erheblicher Bedeutung, damit die Anwendung der Rettungskarte durch die Rettungskräfte auch in einem deformierten Kraftfahrzeug 3 gewährleistet werden kann.
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Dieser Tatsache wird beim erfindungsgemäßen Verfahren Rechnung getragen, indem auf eine Benutzeranforderung hin das Kraftfahrzeug 3 in einem deformierten Zustand dargestellt wird.
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2 zeigt zur Illustration in einer grobschematischen Darstellung das Kraftfahrzeug 3 in einem Längsschnitt, wobei die Linienkontur 4a das Fahrzeug im nicht-deformierten Zustand und die Linienkontur 4b im deformierten Zustand wiedergibt. Man erkennt, dass sich deformationsbedingt die Lage von sicherheitsrelevanten Komponenten ändern kann. In 2 ist diese Komponente 5 exemplarisch der bereits genannte Gasgenerator 5. Auch das Umschalten zwischen deformierter und nicht deformierter Darstellung durch den Benutzer des Smartphones kann durch Betätigung des berührungsempfindlichen Displays erfolgen.
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Zur Darstellung im Displaybereich 1a kann ein vorberechnetes dreidimensionales Modell 7 eines Kraftfahrzeugs 3 im Speicher des Smartphones abgelegt werden. In einer bevorzugten Variante kann jedoch auch ein als „Augmented Reality” (AR) bekanntes Bilderkennungsverfahren herangezogen werden. In diesem Fall wird ein reales Bild des deformierten Kraftfahrzeugs 3 durch eine im Smartphone verbaute Kamera aufgezeichnet und vom Smartphone ausgewertet. Basierend auf einer solchen Auswertung werden die sicherheitsrelevanten Komponenten 5 auf das im Display 1 gezeigte Bild des Fahrzeugs 3 augmentiert. Dabei ist es denkbar, basierend auf einer solchen Augmentierung die Lageänderung der sicherheitsrelevanten Teile – relativ zum nicht-deformierten Zustand – zu berechnen und anzuzeigen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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