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TECHNISCHES GEBIET
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Die vorliegende Erfindung betrifft ein modulares Lenkflugkörpersystem. Ein solches Lenkflugkörpersystem ist insbesondere für den Infanterieeinsatz vorgesehen und umfasst tragbare Module.
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HINTERGRUND DER ERFINDUNG
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Infanterietruppen, die im militärischen Einsatz gegen eine asymmetrische Bedrohung kämpfen müssen, sehen sich in bebautem Umfeld oder in stark strukturiertem, unübersichtlichen Gelände einem beträchtlichen Überwachungsproblem ausgesetzt, falls sie dort für längere Zeit Stellung beziehen müssen oder falls in der Bewegung überraschend Feindeinwirkung aus zunächst unbekannter Lokation auftritt. Eine wirksame Bekämpfung dieser unbekannten Quelle der Feindeinwirkung ist daher nur sehr schwer in effektiver Weise durchzuführen.
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Daraus ergibt sich das Problem, dass für Infanterietruppen leicht geschützte Gegner in unübersichtlichem Gelände derzeit nur eingeschränkt in der erforderlichen Präzision und Schnelligkeit bekämpfbar sind.
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Es sind bereits tragbare Lenkflugkörpersysteme, beispielsweise als Panzerabwehrwaffen, bekannt. Derartige herkömmliche tragbare Lenkflugkörpersysteme (zum Beispiel ”Spike” oder ”Javelin”) können nicht nur im Fire-and-forget-Modus abgeschossen werden, sondern lassen sich auch nach dem Abschuss noch fernsteuern. Für eine solche Fernsteuerung ist es allerdings erforderlich, dass der Bediener entweder selbst Sichtkontakt zum anvisierten Ziel besitzt oder dass eine Bildübertragung von einer im Flugkörper vorgesehenen Bilderfassungseinrichtung zum Bediener erfolgt.
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Ein modulares Lenkflugkörpersystem wurde auch bereits im MBDA ”Concept Vision”-Programm vorgeschlagen (http://defenseupdate.com/products/c/conceptvision_31122010.html – abgerufen am 23.04.2014). Dieses System wies eine von der Flugkörperstartanlage (”Shooter”) entfernte Bedienkontrolleinheit (”Thinker”) und eine Zielverfolgungseinheit (”Spotter”) auf.
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Aus der
US 2009/0039 197 A1 ist ein Flugkörpersystem bekannt, bei welchen ein Ziel von einem unbemannten Flugkörper aus mit einem eine Kodierung enthaltenden Lichtstrahl beleuchtet wird und wobei der Flugkörper einen optischen Empfänger aufweist, um das vom Ziel reflektierende optische Signal aufzunehmen und anhand der Kodierung im reflektierten optischen Signal das Ziel zu identifizieren.
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Aus der
US 4 267 562 A ist ein Bilderfassungssystem für ein Schlachtfeld bekannt, welches an einem Flugkörper angebracht ist und über dem Schlachtfeld Luftbilder aufnimmt, die per Funk an eine Kommandozentrale übertragen werden und zur Zieleinweisung von Distanzwaffen dienen.
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Aus der
US 6 924 838 B1 ist eine verschießbare Kamera bekannt, welche beispielsweise mittels eines Granatwerfers verschossen wird und welche sich am Landeort automatisch aufstellt um dort Bilder aufzunehmen und diese dann über eine Funkstrecke zu einem entfernten Empfänger zu übertragen.
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Aus der
US 5 917 442 A ist ein Zieleinweisungssystem für einen Lenkflugkörper bekannt, bei welchem eine bodengestützte Radarstation das Ziel erfasst und verfolgt und die Zielerfassungsdaten per Funk an den Lenkflugkörper überträgt.
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Aus der
DE 10 1012 218 746 A1 ist ein Waffenverbundsystem bekannt, das ein Beobachtungssystem mit einer Beobachtungssystem-Kontrollstation, ein Wirksystem mit einer Wirksystem-Kontrollstation und ein Verbundkontrollsystem aufweist, das mit den Kontrollstationen des Beobachtungssystems und des Wirksystems verbunden ist.
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Aus der die
DE 198 28 644 C2 ist ein gattungsgemäßes Lenkflugkörpersystem bekannt, bei dem zur Zieleinweisung des Lenkflugkörpers ein in Zielnähe fliegender ferngesteuerter Hubschrauber eine Zielerfassung vornimmt und die dabei ermittelten Zieldaten an eine Starteinrichtung für den Lenkflugkörper übersendet.
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DARSTELLUNG DER ERFINDUNG
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein tragbares und damit auch für Infanterietruppen nutzbares gattungsgemäßes Lenkflugkörpersystem anzugeben, mit welchem der Infanterist in der Lage ist, sich im Gefecht gegen unterschiedliche, auch gegen für ihn verborgene, Ziele +präzise und aus sicherer Entfernung durchsetzen zu können und welches auch bei einem länger andauernden Einsatz zuverlässig funktioniert.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch ein modulares Lenkflugkörpersystem mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
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VORTEILE
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Das erfindungsgemäße Lenkflugkörpersystem ist nicht nur modular aufgebaut, so dass es leicht transportierbar ist, sondern es ist darüber hinaus so ausgestaltet, dass einzelne Module entfernt voneinander eingesetzt werden können. Das modulare Lenkflugkörpersystem ist daher versehen mit einer Flugkörperstartanlage, die mit zumindest einer Lenkflugkörperstarteinrichtung funktional gekoppelt ist, zumindest einem mit einem Wirkmittel ausgestatteten und aus der zumindest einen Lenkflugkörperstarteinrichtung startbaren Lenkflugkörper, einer Bedienerkontrolleinheit zur Steuerung von Funktionen der Flugkörperstartanlage und einer Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung. Die Bedienerkontrolleinheit ist mittels einer elektrischen oder optischen Datenübertragungsverbindung oder mittels einer drahtlosen Datenübertragungsverbindung mit der Flugkörperstartanlage verbunden oder verbindbar. Dadurch kann der Bediener aus einer geschützten Position heraus die Flugkörperstartanlage und gegebenenfalls den Flug eines gestarteten Lenkflugkörpers mittels der Bedienerkontrolleinheit bedienen und steuern, ohne dass er sich selbst in eine exponierte Position und damit in Gefahr bringen muss. Alternativ oder zusätzlich ist die Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung mittels einer weiteren elektrischen oder optischen Datenübertragungsverbindung oder mittels einer weiteren drahtlosen Datenübertragungsverbindung mit der Flugkörperstartanlage oder der Bedienerkontrolleinheit verbunden oder verbindbar. Diese Ausgestaltung ermöglicht es, das Modul der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung entfernt von der Flugkörperstartanlage beziehungsweise der Bedienerkontrolleinheit anzuordnen, wodurch es möglich ist, die Zielüberwachung und Zielverfolgung aus einer ungeschützten, exponierten Lage heraus durchzuführen, ohne dabei den Bediener zu gefährden. Die Anbringung der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung an einem von der Flugkörperstartanlage und von der Bedienerkontrolleinheit entfernten Standort ermöglicht es, die Zielüberwachung und Zielverfolgung von einem dafür besonders geeigneten Ort vorzunehmen, wobei gleichzeitig der Bediener und die Flugkörperstartanlage an für sie jeweils geeigneten Orten platziert werden können.
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Da das Kleinfluggerät mit einer Greifeinrichtung, mit einer Befestigungseinrichtung oder mit einer Verankerungseinrichtung versehen ist, kann das Kleinfluggerät an einer Landestruktur hängend landen. Dadurch kann das Kleinfluggerät zur stationären Überwachung eines Geländes an einer geeigneten Landestruktur (beispielsweise einer Hauswand oder einem Baum) geparkt werden, ohne dass die Antriebe des Kleinfluggeräts laufen müssen. Dadurch wird Energie im Kleinfluggerät gespart und dessen Einsatzdauer verlängert. Derartige Ausgestaltungen von Kleinfluggeräten sind in der nicht vorveröffentlichten
DE 10 2014 001 702.8 und in der nicht vorveröffentlichten
DE 10 2014 005 838.7 beschrieben und deren jeweilige Offenbarung wird hiermit ausdrücklich in die Offenbarung der vorliegenden Patentanmeldung einbezogen.
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Eine besonders vorteilhafte Ausbildung der Erfindung besteht darin, dass die Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung an einem unbemannten Kleinfluggerät angebracht und damit mobil ist. Diese Anordnung der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung erlaubt es dem Bediener, die Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung an einem nahezu beliebigen Ort über den Gefechtsfeld zu positionieren und damit eine wesentlich verbesserte Übersicht über die Gefechtslage und die Position feindlicher Truppen zu erhalten. Eine Steuerung des Kleinflugkörpers kann dabei durch den Bediener von der Bedienerkontrolleinheit aus erfolgen.
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Vorzugsweise ist das unbemannte Kleinfluggerät als schwebefähiges, fernsteuerbares Drehflügel-Luftfahrzeug oder als aerostatisches Luftfahrzeug ausgebildet. Ein solches Kleinfluggerät ist in der Lage, an einem Punkt zu verharren und kann somit dem Bediener eine kontinuierliche Gefechtsfeldübersicht aus dieser einmal eingenommenen Position liefern.
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Dabei ist es besonders von Vorteil, wenn das Kleinfluggerät als Schwebeplattform, insbesondere als Quadrokopter, ausgebildet ist.
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Von Vorteil ist es auch, wenn die Flugkörperstartanlage auf oder an einem Fahrzeug angeordnet ist. Diese Anordnung ist insbesondere für Marschkolonnen von Vorteil, die sich, insbesondere bei einer asymmetrischen Bedrohung, gegen eine Bekämpfung von einem zunächst nicht sichtbaren Feind zur Wehr setzen müssen. Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn die Bedienerkontrolleinheit im Fahrzeug angeordnet ist.
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Es ist auch sinnvoll und vorteilhaft, wenn das Kleinfluggerät durch eine Fesselleine mit dem Fahrzeug (oder auch mit einer stationären Bodenstation) verbunden ist. Von Vorteil ist dabei, wenn die Fesselleine eine Datenübertragungsleitung aufweist, mit einer solchen verbunden oder von einer solchen gebildet ist. Auf diese Weise kann das Kleinfluggerät vom Fahrzeug (oder von der Bodenstation) aus mit der erforderlichen Energie versorgt werden, kann vom Boden aus gesteuert werden und Bildaufnahmen, die von einer beispielsweise im Kleinfluggerät vorgesehenen Bilderfassungseinrichtung aufgenommen werden, können über die Datenübertragungsleitung zur am Boden oder im Fahrzeug befindlichen Bedienerkontrolleinheit übertragen werden. Der im Fahrzeug befindliche Bediener kann daher während der Fahrt das Umfeld der Fahrstrecke kontrollieren, rechtzeitig Gefahren ausmachen und im Falle einer Feindeinwirkung den Feind identifizieren und unmittelbar mittels der von der Flugkörperstartanlage startbaren Lenkflugkörper bekämpfen. Auf diese Weise wird durch das modulare Lenkflugkörpersystem gemäß der Erfindung die Sicherheit der Marschkolonne, beispielsweise einer Patrouille, deutlich verbessert.
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Anstelle einer Fesselleine und einer leitungsgebundenen Datenübertragung zwischen dem Kraftfahrzeug (oder der Bodenstation) und dem Kleinfluggerät ist es auch möglich, das Kleinfluggerät ferngesteuert frei fliegen zu lassen und die Datenübertragung drahtlos, beispielsweise per Funk, vorzunehmen. Diese Ausgestaltung besitzt den Vorteil, dass ein so ausgestaltetes modulares Lenkflugkörpersystem auch dann einsetzbar ist, wenn oberhalb des Fahrwegs, also über dem Fahrzeug, Hindernisse auftreten, wie beispielsweise Brücken oder Stromleitungen.
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Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung mit zusätzlichen Ausgestaltungsdetails und weiteren Vorteilen sind nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher beschrieben und erläutert.
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KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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Es zeigt:
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1 eine schematische Darstellung eines modularen Lenkflugkörpersystems der Erfindung nach einer ersten Ausführungsform;
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2 eine schematische Darstellung eines modularen Lenkflugkörpersystems der Erfindung in einer zweiten Ausführungsform;
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3 eine erste Einsatzvariante des modularen Lenkflugkörpersystems gemäß 2;
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4 eine zweite Einsatzvariante des modularen Lenkflugkörpersystems aus 2;
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5 eine Einsatzvariante des modularen Lenkflugkörpersystems gemäß 1 und
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6 eine schematische Darstellung eines modularen Lenkflugkörpersystems der Erfindung in einer gegenüber der 1 vereinfachten Ausführungsform.
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DARSTELLUNG VON BEVORZUGTEN AUSFÜHRUNGSBEISPIELEN
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In 1 ist ein modulares Lenkflugkörpersystem der vorliegenden Erfindung gemäß einer ersten Ausführungsform schematisch dargestellt. Eine Flugkörperstartanlage 10 ist beispielsweise am Boden fest verankert. Die Flugkörperstartanlage 10 weist eine erste Lenkflugkörperstarteinrichtung 11 und eine zweite Lenkflugkörperstarteinrichtung 12 auf, die jeweils einen Lenkflugkörper 13, 14 aufnehmen. Die jeweilige Lenkflugkörperstarteinrichtung 11, 12 ist mit der Flugkörperstartanlage 10 mechanisch und elektrisch funktional gekoppelt. Aufbau und Funktionsweise derartiger Flugkörperstartanlagen sind dem Fachmann aus dem Stand der Technik bekannt.
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Eine Bedienerkontrolleinheit 20 ist mittels einer elektrischen oder optischen Leitung zur Datenübertragungsverbindung 21 mit der Flugkörperstartanlage 10 derart verbunden, dass eine Datenübertragung zwischen der Bedienerkontrolleinheit 20 und der Flugkörperstartanlage 10 möglich ist. Vorzugsweise ist auch die Übertragung von Daten aus der Flugkörperstartanlage 10 zur Bedienerkontrolleinheit 20 möglich. Die Datenübertragung kann mittels elektrischer oder optischer Signale erfolgen. Die Bedienerkontrolleinheit 20 kann entweder eine autonome Stromversorgung, beispielsweise eine Batterie, aufweisen oder sie kann von der Flugkörperstartanlage 10 aus über eine in der Datenübertragungsverbindung 21 vorgesehene elektrische Versorgungsleitung versorgt werden.
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Eine Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30, die beispielsweise mit zumindest einer Bilderfassungseinrichtung 31 versehen ist, ist an einem unbemannten Kleinfluggerät 40 angebracht. Eine Verbindungsleitung 32 verbindet die Flugkörperstartanlage 10 mit der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30. Diese Verbindungsleitung 32 kann eine Datenübertragungsverbindung 33 und eine Energieversorgungsleitung 34 aufweisen, über welche die Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 sowie das unbemannte Kleinfluggerät 40 von der Flugkörperstartanlage 10 aus mit elektrischer Energie versorgt werden. Über die Datenübertragungsverbindung 33 kann ein Datenaustausch zwischen der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 und der Flugkörperstartanlage 10 erfolgen. Die Verbindungsleitung 32 kann außerdem mechanisch zugfest ausgebildet sein und eine Fesselleine für das unbemannte Kleinfluggerät 40 bilden.
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Bilder, die von der Bilderfassungseinrichtung 31 aufgenommen werden, oder andere Informationen, die von anderen in der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 vorgesehenen Sensoren geliefert werden, können über die Datenübertragungsverbindung 33 in der Verbindungsleitung 32 zur Flugkörperstartanlage 10, beispielsweise zu einem in der Flugkörperstartanlage 10 vorgesehenen Waffensteuerungscomputer 15, als elektrische Bilddaten übertragen werden. Diese Bilddaten können vom Waffensteuerungscomputer 15 über die Datenübertragungsverbindung 21 zur Bedienerkontrolleinheit 20 geleitet und dort auf einer Bildwiedergabeeinrichtung 22 als Bild angezeigt werden. In der Gegenrichtung können über entsprechende Eingabeelemente der Bedienerkontrolleinheit 20 eingegebene Befehle an die Flugkörperstartanlage 10 und durch diese und über die Datenübertragungsverbindung 33 an die Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 sowie das unbemannte Kleinfluggerät 40 übertragen werden.
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In diesem Beispiel ist die Bedienerkontrolleinheit 20 von der Flugkörperstartanlage 10 abgesetzt positioniert, so dass sich der Bediener, beispielsweise ein Infanterist, in einer geschützten Stellung aufhalten kann. Die Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 ist an dem unbemannten Kleinfluggerät 40 angebracht wird und mittels der eine Nabelschnur bildenden Verbindungsleitung 32, die bis zu 100 m lang sein kann, von der Flugkörperstartanlage 10 mit Energie versorgt. Die Daten- und Videokommunikation zwischen der Bedienerkontrolleinheit 20 und der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 wird über die Flugkörperstartanlage 10 durchgeführt. Da das unbemannte Kleinfluggerät 40 von der am Boden befindlichen Flugkörperstartanlage 10 mit elektrischer Energie versorgt wird, kann das unbemannte Kleinfluggerät 40 einen langandauernden Schwebe- oder Bewegungsflug durchführen und ermöglicht so dem Bediener die Beobachtung und Überwachung der Szene aus erhöhter und variabler Position.
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Der Bediener beobachtet das Szenario, wählt das Ziel aus, schaltet eine Zielverfolgungseinrichtung (Tracker) auf das Ziel auf, beleuchtet das Ziel mit einem Laserstrahl, wählt eine Annäherungstrajektorie für einen Lenkflugkörper und startet den Lenkflugkörper. Die Beleuchtung des Ziels mittels des Laserstrahls wird bis zum Einschlag des Lenkflugkörpers im Ziel aufrecht erhalten. Der Laser 35 zur Beleuchtung des Ziels kann beispielsweise ebenfalls in der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 vorgesehen sein.
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In 2 ist eine Abwandlung des modularen Lenkflugkörpersystems aus 1 gezeigt. Der Aufbau dieses modularen Lenkflugkörpersystems entspricht größtenteils dem Beispiel aus 1, wobei lediglich die Verbindungsleitung 32 zwischen der Flugkörperstartanlage 10 und der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 durch eine Funkstrecke 36 ersetzt wurde. Dazu ist die Flugkörperstartanlage 10 mit einer ersten Sende-Empfangseinrichtung 16 und einer mit dieser verbundenen Antenne 17 versehen. Eine zweite Sende-Empfangseinrichtung 37 mit einer Antenne 38 ist in der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 vorgesehen. Zusätzlich ist das unbemannte Kleinfluggerät 40 mit einer Speichereinrichtung 41 für elektrische Energie versehen.
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Die Datenübertragung zwischen der Flugkörperstartanlage 10 und der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 und die Übertragung der Steuerdaten von der Flugkörperstartanlage 10 zum unbemannten Kleinfluggerät 40 erfolgt bei diesem Beispiel über die Funkstrecke 36. Auch die Datenübertragungsverbindung 21 zwischen der Bedienerkontrolleinheit und der Flugkörperstartanlage 10 kann als Funkstrecke ausgebildet sein.
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Die Bekämpfung des Ziels wird in gleicher Weise durchgeführt, wie dies in Verbindung mit dem Beispiel der 1 beschrieben worden ist.
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Die 3 zeigt ein Einsatzbeispiel des modularen Lenkflugkörpersystems aus 2, bei welchem das unbemannte Kleinfluggerät 40 mittels einer einen Greifer 43 aufweisenden Greifeinrichtung 42 an einem von einem Ast B eines eine Landestruktur L bildenden Baumes herabhängt. Ein solchermaßen ausgestaltetes Kleinfluggerät kann auch außerhalb von bebautem Gelände in der freien Natur eingesetzt und geparkt werden, indem es sich beispielsweise an einem Ast eines Baumes mit der Greifeinrichtung 42 fixiert. Auch kann sich ein solches Kleinfluggerät in einem Tunnel unter der Tunneldecke oder unter einer Brücke mittels anderer am Kleinfluggerät vorgesehener Verankerungseinrichtungen fixieren, wie dies beispielsweise in der nicht vorveröffentlichten DE .... [P7007775-DE-NP; E1296] gezeigt und beschrieben ist. Nach Beenden der Überwachungsaufgabe kann sich das Kleinfluggerät 40 wieder von der Landestruktur L lösen und weiterfliegen oder zum Bedienerstandort zurückfliegen.
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Ein anderes Einsatzbeispiel der in
2 gezeigten Ausführungsform des erfindungsgemäßen modularen Lenkflugkörpersystems ist in
4 dargestellt. Dort hat sich das unbemannte Kleinfluggerät
40 mittels (nicht gezeigter) am Kleinfluggerät
40 vorgesehener Verankerungseinrichtungen an einer senkrechten Hauswand W verankert. Die Hauswand W bildet hier eine Landestruktur L aus. Das an der Hauswand W verankerte Kleinfluggerät
40 ist im verankerten Zustand an der Wand W geparkt und nimmt dort eine erhöhte Beobachtungsposition ein, aus der die Bilderfassungseinrichtung
31 die Szene überwachen kann, ohne dass es dazu des Betriebs der Antriebseinrichtungen des Kleinfluggeräts
40 bedarf. Das Kleinfluggerät
40 kann auf diese Weise Energie sparen, wodurch die Einsatzdauer erheblich verlängert wird. Nach dem Lösen der Verankerungseinrichtungen und dem Ablegen des Kleinfluggeräts
40 von der Wand W kann das Kleinfluggerät
40 wieder in den Flugzustand übergehen und beispielsweise zum Bediener zurückfliegen. Der Aufbau des unbemannten Kleinfluggeräts
40 sowie die Prozedur des Anlegens und Ablegens von der Wand W sind in der nicht vorveröffentlichten
DE 10 2014 001 702.8 gezeigt und beschrieben.
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In 5 ist ein Einsatzbeispiel einer gegenüber der in 1 dargestellten Variante des erfindungsgemäßen modularen Lenkflugkörpersystems geringfügig abgewandelten Ausführungsform gezeigt. Die Flugkörperstartanlage 10 mit den Lenkflugkörperstarteinrichtungen 11 und 12 und den darin startbereit vorgesehenen Lenkflugkörpern 13, 14 ist am Heck eines nur schematisch dargestellten Fahrzeugs 50 befestigt. Die Bedienerkontrolleinheit 20 befindet sich im Inneren des Fahrzeugs, in welchem sich auch der Bediener befindet. Ist das Fahrzeug gepanzert, so sind der Bediener und die Bedienerkontrolleinheit 20 weitestgehend gegen Einwirkungen von außen geschützt. Die Bedienerkontrolleinheit 20 ist über die Datenübertragungsverbindung 21 mit der Flugkörperstartanlage 10 verbunden, wie dies auch in Verbindung mit dem Beispiel der 1 gezeigt und beschrieben worden ist. Das unbemannte Kleinfluggerät 40 mit der daran angebrachten Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 ist, wie im Beispiel der 1, mittels der Verbindungsleitung 32 mit der Flugkörperstartanlage 10 verbunden und führt auf diese Weise einen gefesselten Flug über oder hinter dem stehenden oder fahrenden Fahrzeug durch. Die einzelnen Module des Lenkflugkörpersystems werden vom Fahrzeug 50 mit Energie versorgt und die Datenübertragungsverbindungen des Lenkflugkörpersystems sind vorzugsweise mit einem Datenübertragungsnetzwerk des Fahrzeugs 50 verbunden.
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Der im Fahrzeug befindliche Bediener kann die von der Bilderfassungseinrichtung 31 der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 aufgenommenen Bilder auf der Anzeigeeinrichtung 22 der Bedienerkontrolleinheit 20 sehen und das unbemannte Kleinfluggerät 40 entsprechend steuern sowie bei Bedarf die Lenkflugkörper 13, 14 in der Weise, wie dies in Verbindung mit 1 beschrieben worden ist, starten und ins Ziel führen. Der Einsatz und die Steuerung des Lenkflugkörpersystems kann auch bei mit geringer Geschwindigkeit fahrendem Fahrzeug 50 erfolgen. Dabei wird der Flug des Kleinflugkörpers 40 automatisch mit dem fahrenden Fahrzeug 50 synchronisiert, so dass der Kleinflugkörper 40 selbsttätig dem Fahrzeug 50 folgt oder vorausfliegt. Dazu kann der Kleinflugkörper 40 entweder – wie in 5 gezeigt ist – am Fahrzeug mittels der Verbindungsleitung 32 gefesselt sein oder er kann frei fliegen, wobei dann die Datenübertragung wie im Beispiel der 2 über die Funkstrecke 36 erfolgt.
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Eine vereinfachte Ausführungsform der Erfindung ist in 6 dargestellt. Dabei ist die Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 an einem von der Flugkörperstartanlage und von der Bedienerkontrolleinheit 20 entfernten, stationären Standort angebracht. Ein solcher stationärer Standort kann beispielsweise erhöht auf einer Anhöhe liegen. Auch kann die Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 beispielsweise an einem Mast oder an einem Gebäude angebracht sein. In Verbindung mit dem Beispiel der 5 kann ein solcher Mast beispielsweise ein an dem Fahrzeug 50 vorhandener ausfahrbarer Mast sein, wie er häufig für die Anbringung von Antennen vorgesehen ist. Die jeweiligen Datenübertragungsverbindungen zwischen der Bedienerkontrolleinheit 20, der Flugkörperstartanlage 10 und der Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung 30 können, wie bereits beschrieben wurde, als Leitungsverbindungen oder als drahtlose Funkverbindungen ausgebildet sein.
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Bezugszeichen in den Ansprüchen, der Beschreibung und den Zeichnungen dienen lediglich dem besseren Verständnis der Erfindung und sollen den Schutzumfang nicht einschränken.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Flugkörperstartanlage
- 11
- erste Lenkflugkörperstarteinrichtung
- 12
- zweite Lenkflugkörperstarteinrichtung
- 13
- Lenkflugkörper
- 14
- Lenkflugkörper
- 15
- Waffensteuerungscomputer
- 16
- erste Sende-Empfangeinrichtung
- 17
- Antenne
- 20
- Bedienerkontrolleinheit
- 21
- Datenübertragungsverbindung
- 22
- Bildwiedergabeeinrichtung
- 30
- Zielüberwachungs- und Zielverfolgungsvorrichtung
- 31
- Bilderfassungseinrichtung
- 32
- Verbindungsleitung
- 33
- Datenübertragungsverbindung
- 34
- Energieversorgungsleitung
- 35
- Laser
- 36
- Funkstrecke
- 37
- zweite Sende-Empfangeinrichtung
- 38
- Antenne
- 40
- unbemanntes Kleinfluggerät
- 41
- Speichereinrichtung
- 42
- Greifeinrichtung
- 43
- Greifer
- 50
- Fahrzeug
- B
- Ast
- W
- Hauswand
- L'
- Landestruktur