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Die vorliegende Erfindung betrifft eine überstreichbare Tapete mit einem Flächenmuster sowie ein Verfahren zu ihrer Herstellung.
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Unterschiedlich strukturierte Tapeten, die mit funktionellen Merkmalen ausgestaltet sind, sind im Stand der Technik bekannt. So beschreibt
DE 10 2010 020 922 A1 eine magnetische Tapete.
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Neben solchen funktionellen Eigenschaften soll eine Tapete auch dekorative Eigenschaften besitzen. Um eine besondere Gestaltung eines Raumes zu erzielen, kann die Tapete beispielsweise einfarbige oder mehrfarbige Muster aufweisen, welche auf der Tapete bei der Herstellung aufgebracht werden. Häufig sind die Tapeten derart ausgestaltet, dass sie nach dem Anbringen an eine Wand oder Decke eines Raumes mit einer Überstreichfarbe überstrichen werden. Durch das Überstreichen der Tapete können beispielsweise kleinere Schönheitsfehler oder Beschädigungen ausgebessert oder versteckt werden. Die Tapete kann zudem individualisiert und in einer vom Verbraucher gewünschten Farbe gestaltet werden. Durch das Überstreichen werden die Tapeten selbst unempfindlich gegenüber mechanischer Belastung und können gut gereinigt bzw. nachträglich, also nach dem Anbringen an eine Wand oder Decke, ausgebessert werden. Zudem sind solche Tapeten meist preisgünstig verfügbar.
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Soll eine Raumgestaltung derart erfolgen, dass die Tapete nicht nur eine einzige Farbe aufweist, so besteht eine Möglichkeit der Gestaltung darin, die Tapete mit zwei unterschiedlichen Formen in unterschiedlichen Bereichen zu streichen. Dies erfordert jedoch einen großen materiellen und zeitlichen Aufwand, da zwei unterschiedliche Farben nicht gleichzeitig aufgebracht werden können, sondern mit dem Aufbringen der zweiten Farbe so lange gewartet werden muss, bis die erste Farbe getrocknet ist.
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Alternativ ist es auch möglich, Tapeten zu verwenden, auf welche bereits ein Muster aufgedruckt ist. Hier ist man jedoch an die farblichen Vorgaben des Tapetenherstellers gebunden. Überstreicht man eine solche Tapete mit einer Überstreichfarbe, wird das Muster üblicherweise verdeckt, so dass am Ende nur eine klassische einfarbige Wandgestaltung vorliegt. Verwendet man eine Farbe, die das Muster nicht vollständig überdeckt, so erhält man einen hell/dunkel Kontrast der Farbe.
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Um eine überstreichbare Tapete mehrfarbig zu gestalten, sind unterschiedliche Techniken zur Farbauftragung bekannt, wie zum Beispiel die Wischtechnik oder die Schwammtechnik. So können zum Beispiel Strukturen dadurch zweifarbig gestaltet werden, in dem zuerst die auf einer Wand angebrachte Tapete vollflächig mit einer Farbe angestrichen wird und in einem weiteren Arbeitsgang die erhabenen Stellen beispielsweise mit einem Schwammbrett mit wenig Farbe gestrichen werden. Hierbei werden allerdings auch für die farbige Gestaltung zwei Arbeitsgänge benötigt. Zudem wird ein Verschmutzen der Tapetenfläche mit der Höhenabnahme der erhabenen Stellen immer wahrscheinlicher.
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Filigrane Muster oder Glitzereffekte können ebenfalls auf eine Tapete mit geeigneter Farbe aufgebracht werden. Dies erfordert jedoch entweder ein großes Geschick der Person, die dieses Muster aufbringt. Alternativ sind besondere Schablonen oder Werkzeuge notwendig, wodurch der materielle und auch der finanzielle Aufwand sehr hoch sind. Um eine mit einem aufwendigen Muster ausgestattete größere Fläche zu erhalten, ist eine lange Arbeitszeit einzuplanen. Ein Muster kann so zudem nur zweidimensional abgebildet werden. Weist die Tapete schon zuvor eine dreidimensionale Struktur auf, wird das Aufbringen des Musters erschwert oder sogar unmöglich.
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Insbesondere eine zweifarbige Gestaltung einer Tapete stellt eine Herausforderung dar. Wie bereits ausgeführt, kann hierzu entweder zunächst eine erste und anschließend eine zweite Farbe auf eine Tapete aufgebracht werden, was jedoch einen erhöhten finanziellen, materiellen und auch zeitlichen Bedarf bedeutet. Alternativ kann eine schon zweifarbig produzierte Tapete mit einer Überstreichfarbe überstrichen werden. Je nach Deckkraft der Farbe wird hierdurch die Farbe der Tapete abgeschwächt. Entsprechend muss der Farbunterschied bei der produzierten Tapete möglichst groß sein. Idealerweise handelt es sich um eine schwarz und weiß strukturierte Tapete. Auf diese Art kann bei einem überstrichenen Endprodukt lediglich eine hell/dunkel Farbabstufung durch die Überstreichfarbe erreicht werden. Kontrastreiche Farbunterschiede, wie beispielsweise eine rot-gelb-Farbabstufung, können auf diese Weise nicht dargestellt werden. Zudem kann nur eine solche Überstreichfarbe eingesetzt werden, die nicht vollständig deckend ist.
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Eine hell/dunkel Farbabstufung kann auch dadurch erreicht werden, dass Granulate in Mustern auf eine Tapete aufgebracht werden. Nach dem Aufbringen einer Überstreichfarbe ergibt sich durch Schatteneffekte, welche durch die in den Mustern aufgebrachten Granulate bedingt sind, ein anderer Farbton als auf dem übrigen Bereich der Tapete. Eine echte Zweifarbigkeit kann auf diese Art jedoch ebenfalls nicht erreicht werden.
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Eine weitere Möglichkeit eine zweifarbige Tapete auf einer Wand zu erhalten, besteht darin, dass die Seite der Tapete, die später an der Wand oder der Decke angebracht wird, überstrichen wird. Eine auf der Sichtseite der Tapete, also der Sichtseite, aufgebrachten Tapete wird hierdurch nicht überstrichen. Ein zweifarbiger Effekt, der nicht auf eine hell/dunkel Farbabstufung beschränkt ist, kann so erreicht werden. Durch die Wahl der Farbe des gedruckten Musters auf der Sichtseite der Tapete und der Farbe, welche auf die Rückseite aufgebracht wird, ist eine Kombination von zwei vollständig unterschiedlichen Farben möglich. Allerdings ist das Anstreichen der Tapete schwierig. Die Tapete muss hier zuerst in der benötigten Länge zugeschnitten werden. Beim Aufbringen der Überstreichfarbe auf der Rückseite der Tapete muss darauf geachtet werden, dass die Unterlage, auf die die Tapete zum Überstreichen gelegt wird, nicht verschmutzt wird. Beim erneuten Benutzen der Unterlage zum Streichen einer zweiten Tapetenbahn kann es ansonsten zum Beschmutzen der Sichtseite der zweiten Tapetenbahn kommen. Zudem muss die rückseitig überstrichene Tapete vor dem Anbringen auf eine Wand oder Decke getrocknet werden. Das Trocknen dieser rückseitig überstrichenen Tapeten benötigt abhängig von der mit den Tapeten auszustattenden Fläche sehr viel Platz. Zudem kann während des Trockenvorgangs nicht gearbeitet werden, so dass ein nicht unbedeutender zeitlicher Aufwand hinzukommt. Abhängig vom Material der Tapete und der Auswahl der Überstreichfarbe, kann die von der Sichtseite dann sichtbare Farbe sehr ungleichmäßig wirken. Die Überstreichfarbe muss durch das Trägermaterial hindurch diffundieren. Nur wenn dieses homogen ausgestaltet ist, ist die Sichtseite homogen eingefärbt. Üblicherweise weist das Trägermaterial jedoch in sich deutliche Schwankungen hinsichtlich Beschaffenheit und Qualität auf, so dass entsprechend auch eine ungleichmäßige Farbgestaltung der Sichtseite erreicht wird. Ist zudem ein Wechsel der Farbe gewünscht, so müsste die Tapete auf der Sichtseite überstrichen werden, wodurch dann wieder nur eine hell/dunkel Farbabstufung erreicht würde, wenn das auf die Sichtseite der Tapete gedruckte Muster nicht vollständig durch die dann aufgebrachte Überstreichfarbe überdeckt wird.
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Es besteht daher Bedarf an einer Tapete, welche zweifarbig gestaltet werden kann, wobei zum Erreichen einer Zweifarbigkeit nur ein Farbanstrich notwendig sein soll. Zudem soll ein auf der Tapete befindliches Muster auch nach dem Überstreichen deutlich erkennbar sein und durch das Überstreichen mit einer Überstreichfarbe farblich nicht oder nur wenig verändert werden.
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Die der vorliegenden Erfindung zugrundeliegende Aufgabe wird gelöst durch eine überstreichbare Tapete mit einem Trägermaterial und einer gegebenenfalls strukturierten Sichtoberfläche mit einem Flächenmuster, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sich die Hafteigenschaften des Flächenmusters für eine Überstreichfarbe partiell unterscheiden.
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Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass eine erfindungsgemäße Tapete eine zweifarbige Gestaltung ermöglicht, wobei nur ein Farbanstrich mit einer Überstreichfarbe notwendig ist. Die erfindungsgemäße Tapete umfasst ein Trägermaterial. Als Trägermaterial der Tapete kann Papier, Textil, Vlies oder ein anderes vorzugsweise saugfähiges Material, wie beispielsweise offenzellige Schäume, zum Einsatz kommen. Hierbei hat Vlies den besonderen Vorteil, dass es zum einen flexibel verarbeitbar ist und andererseits auch eine gute Reißfestigkeit aufweist. Das Trägermaterial kann ein Flächengewicht im Bereich von 40 bis 300 g/m2, insbesondere in einem Bereich von 75 bis 90 g/m2 aufweisen. Insbesondere handelt es sich daher bei dem Trägermaterial im Sinne der vorliegenden Erfindung um ein offenes ungestrichenes Vlies mit einem Flächengewicht von 60 bis 130 g/m2.
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Dieses Trägermaterial weist eine Sichtseite und eine Rückseite auf. Die Rückseite des Trägermaterials bildet die Seite der Tapete, die sich später auf der Wand oder Decke befindet, auf die die Tapete aufgebracht wird. Die Sichtseite ist dann einem potentiellen Betrachter zugewandt. Die Vorderseite des Trägermaterials stellt üblicherweise die Sichtoberfläche der Tapete dar. Diese kann strukturiert sein. Es ist jedoch auch möglich eine Tapete mit einer glatten Sichtoberfläche bereitzustellen.
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Die Sichtoberfläche der Tapete weist ein Flächenmuster auf. Bei diesem handelt es sich um ein beliebiges Muster, welches die Sichtoberfläche teilweise bedeckt. Der erste optische Eindruck der erfindungsgemäßen Tapete kann somit gleich einer konventionellen Mustertapete sein. Das Flächenmuster der erfindungsgemäßen Tapete ist jedoch derart ausgestaltet, dass sich die Hafteigenschaften des Flächenmusters für eine Überstreichfarbe partiell unterscheiden. Dies bedeutet, dass eine Überstreichfarbe auf dem Flächenmuster nicht oder nur wenig haftet, wohingegen die Sichtoberfläche der Tapete, welche nicht von dem Flächenmuster bedeckt ist, die für eine Überstreichfarbe übliche gute Hafteigenschaften aufweist. Dabei ist es möglich die Sichtoberfläche der Tapete mit einem Flächenmuster derart auszugestalten, dass die Hafteigenschaften für eine Überstreichfarbe in einzelnen Bereichen variieren.
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Bringt man nun auf eine erfindungsgemäße Tapete eine Überstreichfarbe auf, so haftet diese auf der Sichtoberfläche in den Bereichen, die gute Hafteigenschaften aufweisen, wohingegen in den Bereichen mit schlechteren Hafteigenschaften die Deckkraft der Überstreichfarbe geringer ist oder gar nicht vorhanden ist. In Bereichen, in denen die Hafteigenschaften für die Überstreichfarbe sehr schlecht sind, findet keine Haftung statt, so dass das hier auf der Tapete aufgebrachte Flächenmuster nicht von der Überstreichfarbe überdeckt wird. Die ursprüngliche Farbe und Struktur des auf der Tapete befindlichen Flächenmusters wird durch Überstreichfarbe daher nicht oder nur wenig beeinflusst.
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Gute Hafteigenschaften im Sinne der vorliegenden Erfindung sind solche, wie sie von konventionellen überstreichbaren Tapeten bekannt sind. Die Hafteigenschaften des erfindungsgemäßen Flächenmusters sind diesen gegenüber schlechter. Die Überstreichfarbe kann somit nicht oder nur schlecht auf dem Flächenmuster haften. Dies bedeutet, dass das Flächenmuster den Farbton der Überstreichfarbe nicht oder nur wenig davon annimmt. Der ursprüngliche Farbton des Flächenmusters bleibt somit im Wesentlichen auch nach dem Aufbringen der Überstreichfarbe erhalten.
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Die Hafteigenschaften des Flächenmusters können beispielsweise über eine nanostrukturierte Oberfläche, beispielsweise mittels Prägen oder Einarbeitung strukturgebender Additive beeinflusst werden. Vorzugsweise werden die Hafteigenschaften mittels einer oberflächenaktiven Substanz unterschieden. Die oberflächenaktive Substanz ist vorzugsweise ausgewählt aus fluorhaltigen Tensiden, Silikonadditiven und Mineralöladditiven. Überraschenderweise hat sich gezeigt, dass fluorhaltige Kohlenwasserstoffharze besonders geeignet sind, um die Hafteigenschaften eines Flächenmusters für eine Überstreichfarbe einzustellen. Insbesondere nichtionische fluorhaltige Kohlenwasserstoffharze führen dazu, dass eine Überstreichfarbe nicht auf dem Flächenmuster haftet.
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Die Sichtoberfläche einer erfindungsgemäßen Tapete ist mit einem Flächenmuster ausgestaltet. Dieses Flächenmuster kann einen Farbton aufweisen, der sich vom Farbton der übrigen Sichtoberfläche unterscheidet. Es ist jedoch auch möglich, dass das Flächenmuster farblich nicht von der restlichen Sichtoberfläche zu unterscheiden ist. Die gewünschte zweifarbige Ausgestaltung ergibt sich dann nach dem Aufbringen der Überstreichfarbe. In den Bereichen in denen die Haftungseigenschaften für eine Überstreichfarbe schlecht sind, haftet die Farbe nicht, so dass der ursprüngliche Farbton der Tapete beibehalten wird. In den Bereichen, in denen die Hafteigenschaften des Flächenmusters für eine Überstreichfarbe gut sind, haftet diese Farbe auf dem Flächenmuster, so dass die Tapete in diesen Bereichen die neue Farbe und damit einen neuen Farbton annimmt.
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Um deutliche Farbkontraste zu ermöglichen, ist es möglich, dass das Flächenmuster einen oder mehrere Füllstoffe aufweist. Diese Füllstoffe sind vorzugsweise ausgewählt aus anorganischen Pigmenten, organischen Pigmenten, phosphoreszierenden Pigmenten, fluoreszierenden Pigmenten, metallischen Pigmenten, Flitter und Glass Flakes. Durch das Einbringen farbiger organischer oder anorganischer Pigmente kann ein Farbkontrast zwischen dem Flächenmuster und der Überstreichfarbe ermöglicht werden. Dieser Farbkontrast besteht nicht nur in einem hell/dunkel Unterschied. Vielmehr können so auch zwei von einander völlig verschiedene Farben in nur einem Arbeitsgang auf einer Tapete erreicht werden. Durch phosphoreszierende Pigmente, fluoreszierenden Pigmenten, metallischen Pigmenten, Flitter und Glass Flakes können weitere optische Effekte auf der Sichtoberfläche der Tapete erzielt werden. Erfindungsgemäß ist es möglich, dass der oder die Füllstoffe homogen auf der Sichtoberfläche der Tapete verteilt sind. Es ist jedoch auch möglich, dass bestimmte Bereiche der Sichtoberfläche betont werden, in dem in diesen Bereichen die Konzentration an Füllstoffen im Vergleich zu angrenzenden Bereichen erniedrigt wird.
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In einer weiteren Ausführungsform wird die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung einer überstreichbaren Tapete. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass man eine Zusammensetzung, die wenigstens eine Druckfarbe und die oberflächenaktive Substanz enthält, partiell auf ein Trägermaterial aufbringt, die Zusammensetzung geliert und anschließend die Tapete trocknet. Bevorzugt weist die Zusammensetzung 0,1 Gew.-% bis 25 Gew.-%, insbesondere 0,5 Gew.-% bis 20 Gew.-% der oberflächenaktiven Substanz auf.
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Die Gelierung der Druckfarbe erfolgt bevorzugt bei einer Temperatur im Bereich von 120 °C bis 180 °C, insbesondere von 150 °C bis 170 °C für eine Dauer von 3 bis 20 Sekunden, insbesondere von 5 bis 10 Sekunden. Hierdurch bekommt die Zusammensetzung eine gewisse Festigkeit, wodurch das Flächenmuster, welches von der Zusammensetzung gebildet wird, bei der weiteren Verarbeitung der Tapete nicht mehr zerfließt oder verändert wird. Durch das Gelieren wird die Haftung der Zusammensetzung daher verbessert. Nach Abschluss des Aufbringens des Flächenmusters und gegebenenfalls weiterer Muster wird die fertig gestaltete Tapete getrocknet. Die Trocknung erfolgt insbesondere bei einer Temperatur im Bereich von 180 °C bis 250 °C, insbesondere von 200 °C bis 210 °C für eine Dauer von 20 bis 60 Sekunden, insbesondere von 30 bis 40 Sekunden. Bei der Trocknung werden alle Schichten, welche auf das Trägermaterial aufgebracht werden, vollständig getrocknet. Eventuell noch vorhandene Lösungsmittel werden entfernt. Nach dem Trocknen kühlt die Tapete auf Raumtemperatur ab und kann dann für den Verkauf vorbereitet, beispielsweise in die gewünschte Größe gebracht und verpackt werden. Sowohl die Trocknung als auch die Gelierung können beispielsweise in einem Heißluftofen oder in einem Feld mit Infrarot-Licht (IR-Feld) getrocknet werden, wobei vorzugsweise sowohl während dem Trocknen im Heißluftofen als auch im IR-Feld eine Absaugung der Abluft erfolgt. Lösungsmittel, die während dem Trocknen/Gelieren entfernt werden, gelangen so nicht in die Umgebungsluft.
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Die Zusammensetzung bildet dann das Flächenmuster auf der Sichtoberfläche der erfindungsgemäßen Tapete. Die Zusammensetzung wird daher nicht vollflächig, sondern nur partiell auf das Trägermaterial aufgebracht. In einer besonderen Ausführungsform wird die Oberfläche des Flächenmusters nach dem Trocknen geprägt. Hierdurch ist es möglich, weitere Gestaltungselemente in das Flächenmuster einzubringen. Die Prägung des Flächenmusters ist auch dann möglich, wenn das Flächenmuster ein oder mehrere Füllstoffe aufweist.
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In einer alternativen Ausführungsform wird die der vorliegenden Erfindung zugrundeliegende Aufgabe gelöst durch ein Verfahren, das dadurch gekennzeichnet ist, dass man eine Zusammensetzung, welche eine Druckfarbe umfasst, auf ein Trägermaterial zur Ausbildung eines Flächenmusters aufbringt, die Druckfarbe geliert und anschließend die Oberfläche des Flächenmusters nanostrukturiert. Nach der Nanostrukturierung werden die Haftungseigenschaften des Flächenmusters beeinflusst. Beispielsweise kann so ein Effekt erreicht werden, wie der von der Lotus-Pflanze bekannt ist. Eine Überstreichfarbe kann dann auf dem Flächenmuster nicht mehr haften. Nach der Nanostrukturierung wird die Tapete getrocknet. Trocknung und Gelierung erfolgen unter den gleichen Bedingungen, wie weiter oben bereits beschrieben.
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Das Aufbringen der Zusammensetzung auf das Trägermaterial erfolgt dabei mit im Stand der Technik bekannten Verfahren. Die Zusammensetzung ist in gewöhnlichen Druckverfahren wie zum Beispiel Sieb- oder Tiefdruck verdruckbar. Mit der Zusammensetzung ist es erfindungsgemäß auch möglich zwei- und dreidimensionale Muster zu drucken.
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Erfindungsgemäß handelt es sich bei der Druckfarbe vorzugsweise um eine transparente Farbe. Diese kann dann beispielsweise mit Pigmenten gefärbt werden. Erfindungsgemäß ist es auch möglich, dass nach dem Gelieren der Druckfarbe auf die Sichtoberfläche der Tapete ein weiteres Flächenmuster aufgebracht wird. Dieses weitere Flächenmuster kann das zuerst aufgebrachte Flächenmuster teilweise überdecken. Hierdurch wird die Farbgestaltung durch die Überstreichfarbe beeinflusst, wodurch entweder ein mehrfarbiger Effekt erreicht wird, wenn auch im zweiten Flächenmuster sich die Hafteigenschaften partiell unterscheiden, oder neben der Zweifarbigkeit ein hell/dunkel Farbkontakt erreicht wird, wenn die Hafteigenschaften des zweiten Flächenmusters den der übrigen Sichtfläche entsprechen.
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Neben einer Prägung kann das Flächenmuster beispielsweise durch das Applizieren von Granulaten, Flittern oder einer Beflockung veredelt werden. Entsprechende Verfahren sind im Stand der Technik bekannt.
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Bei der Druckfarbe handelt es sich vorzugsweise um ein Gemisch, insbesondere um ein Bindemittel, das in einer Flüssigkeit gelöst oder dispergiert ist. Typische Gemische sind zum Beispiel Plastisole, Organosole oder Dispersionen. Als Bindemittel werden üblicherweise Kunststoffe, wie zum Beispiel Polyvinylchloride (PVC), Acetate oder Acrylate verwendet. Während PVC üblicherweise mit Weichmachern vermischt in Form von PVC-Plastisolen verwendet werden kann, werden Acetat- und Acrylatdispersionen üblicherweise mit Wasser als Dispersionsmittel eingesetzt. Alternativ kann die Druckfarbe einen UV-härtenden Lack oder Polyurethan umfassen. Auch der Einsatz von solchen lösemittelfreien Systemen ist erfindungsgemäß möglich.
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Die Auswahl des Bindemittels und der zugehörigen Flüssigkeit ermöglicht die grafische Gestaltung der Tapete. Insbesondere mit PVC-Plastisolen kann mittels Prägen oder Aufschäumen eine Dreidimensionalität des Flächenmusters erreicht werden. Bei den PVC-Plastisolen kann es sich um PVC-Homopolymer- oder um PVC-Copolymer Plastisole handeln. Die PVC-Plastisole weisen üblicherweise neben dem Polyvinylchlorid einen Stabilisator auf. Bei dem Stabilisator kann es sich um handelsübliche Stabilisatoren handeln. Es können auch solche Stabilisatoren eingesetzt werden, welche zusätzlich ein Treibmittel kicken. Entsprechende Stabilisatoren mit und ohne Treibmittel kickender Wirkung sind im Stand der Technik bekannt.
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Zusätzlich zu den gestalterischen Aspekten des Flächenmusters verleiht die Zusammensetzung der Tapete eine verbesserte mechanische Belastbarkeit und eine vereinfachte Reinigungsmöglichkeit.
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Erfindungsgemäß weist die Zusammensetzung wenigstens eine Druckfarbe, die in einer besonders bevorzugten Ausführungsform ein PVC-Homopolymer-Plastisol umfasst, sowie eine oberflächenaktive Substanz auf. Die oberflächenaktive Substanz ist in der Zusammensetzung vorzugsweise in einem Bereich von 0,1 Gew.-% bis 25 Gew.-%, insbesondere in einem Anteil von 0,5 Gew.-% bis 20 Gew.-% bezogen auf 100 Gew,-% der Zusammensetzung enthalten. Ein Anteil von 0,1 Gew.-% der oberflächenaktiven Substanz ist notwendig, um die Haftungseigenschaften des Flächenmusters für eine Überstreichfarbe zu beeinflussen. Der Effekt wird bei einem Anteil 0,5 Gew.-% besonders deutlich. Hier zeigt sich ein Farbunterschied nach dem Aufbringen der Überstreichfarbe auf der erfindungsgemäßen Tapete deutlich.
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Weist die Zusammensetzung mehr als 20 Gew.-% der oberflächenaktiven Substanz auf, so zeigt sich keine Veränderung in der Hafteigenschaft des Flächenmusters für die Überstreichfarbe. Enthält die Zusammensetzung daher mehr als 20 Gew.-% der oberflächenaktiven Substanz, so führt dies lediglich zu einer Erhöhung der Kosten für die Herstellung der Tapete. Zudem wird die Verarbeitbarkeit der Druckfarbe beeinflusst. Das Aufbringen filigraner Muster kann dann mit üblichen Verfahren nicht mehr sichergestellt werden.
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Wird die Zusammensetzung erfindungsgemäß mittels Druckverfahren oder Streichverfahren auf das Trägermaterial aufgebracht, ist zu beachten, dass eine geschlossene Oberfläche des Flächenmusters auf dem Trägermaterial vorhanden ist. Bilden sich Risse in dem Flächenmuster, so ist es möglich, dass hier die Haftungseigenschaften für die Überstreichfarbe variieren. Das Flächenmuster kann dann nach dem Aufbringen der Überstreichfarbe gegebenenfalls nicht mehr homogen sichtbar sein. Die Überstreichfarbe kann sich in den Rissen ansammeln, wodurch ein schmutziger, ungepflegter Eindruck entsteht.
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Die Menge an der Zusammensetzung, die auf das Trägermaterial aufgebracht wird, muss daher so gewählt werden, dass eine geschlossene Oberfläche des Flächenmusters ermöglicht wird. Dies ist jedoch abhängig von der Untergrundbeschaffenheit, also dem gewählten Trägermaterial. Das Flächengewicht des Flächenmusters kann daher im Bereich von 1 bis 600 g/m2 liegen.
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Bei der Überstreichfarbe kann es sich um eine konventionelle Innenraumfarbe, zum Beispiel um eine Lasur, Latexfarbe oder Dispersionsfarbe handeln. Durch die Wahl der Überstreichfarbe wird die Farbigkeit der Tapete beeinflusst. Beispielsweise ist es möglich, eine Überstreichfarbe mit einem Lösungsmittel, beispielsweise Wasser, zu verdünnen. Dabei führt eine zunehmende Verdünnung dazu, dass die Hafteigenschaften des Flächenmusters für die Überstreichfarbe sehr gering sind, das heißt die Farbe haftet nicht an dem Flächenmuster. Auf der anderen Seite führt dies jedoch dazu, dass Bereiche der Sichtoberfläche der Tapete, welche nicht mit dem Flächenmuster bedeckt sind, mit einer geringeren Deckkraft der Überstreichfarbe bedeckt werden. Der Anteil an Lösungsmittel, welcher der Farbe zugegeben werden kann ist dabei ebenfalls abhängig von der Wahl des Trägermaterials. Erfindungsgemäß sind solche Trägermaterialien bevorzugt, welche saugfähig und damit besonders gut für die Farbaufnahme der Überstreichfarbe geeignet sind. Hierdurch wird der Unterschied zu den Bereichen, in denen das Flächenmuster aufgetragen ist, besonders deutlich.
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Ausführungsbeispiel:
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Als Trägermaterial wurde ein offenes ungestrichenes Vlies mit einem Flächengewicht von 120 g/m2 der Firma Neu Kaliss, Neu Kaliß (Deutschland) eingesetzt.
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Als Druckfarbe wurde ein PVC-Plastisol verwendet. Dieses enthielt in Gewichtsprozent:
33 % DINP | (Diisononylphthalat) |
2 % Stabilisator | |
4 % Isoparaffin | |
61 % Vestolit® E7012 | (Polyvinylchlorid der Firma Vestolit, Marl (Deutschland) |
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Die Zusammensetzung bestand aus 80 Gew.-% dieses PVC-Plastisol sowie 20 Gew.-% eines nicht-ionischen fluorhaltigen Kohlenwasserstoffharzes, welches unter der Bezeichnung Tubigard® 44N von der Firma CHT, Tübingen (Deutschland) vertrieben wird.
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Die Zusammensetzung wurde auf das Trägermaterial gedruckt. Nach dem Gelieren der Druckfarbe wurde die Tapete getrocknet.
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Als Überstreichfarbe wurde die Farbe Herbol-Zenit® Power blau der Akzo Nobel Deco GmbH, Köln (Deutschland), verwendet. Diese wurde zu gleichen Teilen mit Wasser verdünnt (50 Gew.-% Herbol Zenit® Power blau abgefärbt und 50 Gew.-% Wasser). Der Bereich der Sichtoberfläche, der nicht mit dem Flächenmuster aus der erfindungsgemäßen Zusammensetzung bedruckt war, wurde von der Überstreichfarbe homogen Blau eingefärbt. Das Flächenmuster wurde hingegen nicht eingefärbt. Mit einem Farbanstrich konnte so eine zweifarbige gemusterte Tapete erhalten werden.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102010020922 A1 [0002]