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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Pfropfpolymeren aus radikalisch polymerisierbaren siliciumhaltigen, insbesondere siloxanhaltigen Monomeren und tert-Alkylazocyanocarbonsäureestern von Stärke als Initiator. Ebenso betrifft die Erfindung Pfropfcopolymere von Stärke, biomedizinische Formteile sowie die Verwendung der Pfropfcopolymere. Diese können in der Ophthalmologie, beispielsweise als Kontaktlinsenmaterial, eingesetzt werden. Durch geeignete Derivatisierung lassen sich die Kompatibilitäten der Azostärken an die verschiedensten Monomersysteme anpassen.
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Stärke ist ein viel genutztes natürliches Polymer. Sie ist leicht und in großem Umfang zu gewinnen. Die Stärke hat in ihrer natürlichen Form zahlreiche Anwendungen sowohl im technischen Bereich als auch in der Lebensmittelindustrie gefunden. Dieses vielfältige Anwendungspotential kann durch eine Modifizierung der Stärkemoleküle erweitert und optimiert werden.
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Im Handbuch der Optometrie, Kontaktlinsenchemie (C. F. Kreiner, median-Verlag Heidelberg, Heidelberg 1990, S. 107 ff.) ist beschrieben, dass Silikon-Kontaktlinsen aus Polydiorganosiloxan, sog. Silikonkautschuk, bestehen und eine hohe Sauerstoffdurchlässigkeit besitzen. Aufgrund ihrer Hydrophobie sind sie aber kaum oder nur schwer mit wässrigen Flüssigkeiten, beispielsweise der Tränenflüssigkeit des Auges, benetzbar. Um diesem Nachteil zu begegnen, werden aufwändige Verfahren zur Oberflächenmodifikation, beispielsweise durch Aufpolymerisieren einer hydrophilen Monomerschicht im Gasplasma, durchgeführt. Auch das Copolymerisieren von vinylisch ungesättigten Siloxanen mit hydrophilen Monomeren in Substanz ist eine bekannte Möglichkeit. Diese ist aber aufgrund der unterschiedlichen Polaritäten (hydrophil-hydrophob) der Monomere stark limitiert.
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Die
WO 2006/039467 A2 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von biomedizinisch anwendbaren Formulierungen, die amphiphile Blockcopolymere enthalten. Diese Blockcopolymere werden als interne Benetzungsmittel für biomedizinische Anwendungen, beispielsweise Implantate, ophthalmologische Teile und in einer Ausführung als Kontaktlinsen verwendet.
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In der
DE 101 34 560 A1 ist die Herstellung von Pfropfcopolymerisaten durch die Verwendung von Stärkemakroinitiatoren in der Emulsionspolymerisation dargestellt.
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Die
DE 34 30 676 A1 betrifft ein Verfahren zur Herstellung von im wesentlichen homopolymerisatfreien Saccharid-Pfropfpolymeren und dadurch erhältliche Saccharid-Pfropfpolymere mit einem Saccharid-Backbone aus mindestens zwei α-glukosidisch miteinander verknüpften Saccharid-Einheiten.
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Nachteilig bei den genannten Verfahren ist die mehrstufige Synthese. Hier wird in Abhängigkeit von der Zahl der Reaktionsschritte ein Materialverlust generiert. Ein weiterer Nachteil ist der Gebrauch von Lösungsmitteln oder Lösungsmittelgemischen während der Synthese zur Homogenisierung der Monomermischungen. Weiterhin ist nachteilig, dass aktive Wirkstoffe, wie z. B. Medikamente, nicht eingebunden werden können. Für diese werden entsprechende chemische Eigenschaften der Matrix, in die sie eingebracht werden sollen, vorausgesetzt.
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Es war daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die genannten Nachteile des Standes der Technik in Bezug auf Einfachheit der Herstellung sowie der Möglichkeit zur Anbindung von aktiven Wirkstoffen zu überwinden. Ferner sollten die Materialien, um in der Ophthalmologie verwendet werden zu können, eine gute Wasseraufnahmefähigkeit besitzen, mechanisch stabil und transparent im sichtbaren Wellenlängenbereich des Lichtes sein. Für andere Anwendungen, wie z. B. Implantate, ist die optische Transparenz nicht unbedingt erforderlich.
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Diese Aufgabe wird durch das Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Der Anspruch 10 betrifft Pfropfcopolymere, der Anspruch 11 ein biomedizinisches Formteil und in Anspruch 12 wird die Verwendung der erfindungsgemäßen Pfropfcopolymere dargestellt. Die weiteren abhängigen Ansprüche zeigen vorteilhafte Weiterbildungen auf.
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Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur Herstellung von Pfropfpolymeren bereitgestellt, bei dem mindestens ein radikalisch polymerisierbares siliciumhaltiges Monomer, mindestens ein siloxanhaltiges Monomer mit einem Initiator zur Reaktion gebracht wird, der einen tert-Alkyl-azo-cyano-carbonsäure-ester von Stärke und/oder deren Derivaten ausgehend von Amylose der allgemeinen Formel I
und/oder dem sich hiervon ableitenden Amylopektin enthält. Hierbei können R
1 bis R
5 unabhängig voneinander H, SO
3Na, PO(ONa)
2, C(S)-SNa, Alkyl oder Acyl mit 1-20 C-Atomen oder Aryl sein, wobei R
3 auch derart gewählt sein kann, dass hierüber eine Verknüpfung zu weiteren Glucoseeinheiten unter Bildung eines Amylopektins erfolgt. Einer der Reste R
1 bis R
5 gehört der Gruppe der allgemeinen Formel II
mit R
6 = Alkyl oder Carboxyalkyl mit 1-20 C-Atomen, die sowohl durch Heteroatome unterbrochen als auch substituiert sein können, an. Die Reste R
7, R
8 und R
9 bestehen unabhängig voneinander aus Alkyl mit 1-5 C-Atomen oder Phenyl. Die Zahl der Struktureinheiten n reicht von 300 bis 60.000.
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Bevorzugt können die Reste R1 bis R5 unabhängig voneinander aus der Gruppe (Alkyl)amino-alkyl, Ammoniumalkyl, Carboxyalkyl, Arylalkyl und Hydroxyalkyl ausgewählt sein.
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Vorzugsweise liegt die gewichtsgemittelte Molmasse Mw des tert-Alkylazocyanocarbonsäureesters zwischen 5.000 und 10.000.000 g/mol, bevorzugt zwischen 10.000 und 5.000.000 g/mol.
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Der DS-Wert (d. h. die Reste R1 bis R5 sind unabhängig voneinander von H verschieden) der Reste R1 bis R5 liegt bevorzugt, unabhängig voneinander, zwischen 0 und 0,9 und der DS-Wert der Gruppe der allgemeinen Formel II liegt zwischen 0,01 und 0,9.
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Bevorzugte siliciumhaltige Monomere, die beim erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzt werden können sind dabei a-g-b-a 2-Trialkylsilylethyl(meth)acrylat, Bis(trialkylsilyl)methylacrylat, Allyltrialkylsilane, Allyldialkylsilane, Allyldialkylchlorsilane, Allylalkyldichlorsilane, Allyldialkyl(diisopropylamino)silane, Allyltrichlorsilan, Allylphenyldichlorsilan, Allyltriisopropylsilan, Allyltriphenylsilan, 1,1-Bis(trichlorsilylmethyl)ethylen, 2-(Chlormethyl)allyltrichlorsilan, Cyclopentadienyltrimethylsilan, (2-Methylpropenyl)trimethylsilan, Allyl(diisopropyl)(4-methoxyphenyl)silan sowie Mischungen hiervon
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Vorzugsweise ist das siliciumhaltige Monomehr ein siloxanhaltiges Monomer und insbesondere ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Verbindungen der allgemeinen Formel III
wobei jeweils unabhängig voneinander R
10 H oder ein linearer oder verzweigter Alkylrest mit 1 bis 12 C-Atomen ist, a und b einen Wert von 0 oder 1 aufweisen und Z ein zweiwertiges organisches Radikal ist, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus linearen oder verzweigten Alkylenresten mit 1 bis 36 Kohlenstoffatomen oder aromatischen Resten mit 6 bis 30 Kohlenstoffatomen, wobei die Kohlenstoffatome gegebenenfalls durch Heteroatome wie N, O und/oder S ersetzt sein können, sowie R
20 gleich R
10 und/oder Si(R
10)
3 ist, wobei R
10 die oben angegebene Bedeutung hat.
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Die siloxanhaltigen Monomere sind vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus (Meth)acryloxypropyl-tris(trimethylsiloxy)silan, Allyltrialkoxysilane, 1-Allyl-1,1,3,3-tetramethyldisiloxan, Allyltris(trimethylsiloxy)silan und/oder Mischungen hieraus.
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Vorzugsweise ist zusätzlich zu siloxanhaltigen Monomeren mindestens ein Comonomer zugesetzt, das bevorzugt aus der Gruppe bestehend aus hydrophilen Monomeren, hydrophoben Monomeren, Vernetzern und/oder Kombinationen ausgewählt ist, das mit dem Initiator zur Reaktion gebracht wird.
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Bevorzugt weist das hydrophile Monomer die allgemeine Formel IV
auf, wobei R
10 H oder einen linearen oder verzweigten Alkylrest mit 1 bis 12 C-Atomen und R
11 einen Rest ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Resten gemäß Formel V und/oder VI
darstellt. Hierbei ist R
10 H oder ein linearer oder verzweigter Alkylrest mit 1 bis 12 C-Atomen, a und b weisen einen Wert von 0 oder 1 auf, c liegt im Bereich von 0 bis 12. Z steht für ein zweiwertiges organisches Radikal, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus linearen oder verzweigten Alkylenresten mit 1 bis 36 Kohlenstoffatomen oder aromatischen Resten mit 6 bis 30 Kohlenstoffatomen, wobei die Kohlenstoffatome gegebenenfalls durch Heteroatome, wie N, O bzw. S ersetzt sein können. R
12 bedeutet H, OR
10, SR
10, N(R
10)
2, P(=O)(OR
10)
2, P(=O)(OM)
2, SO
3H oder SO
3M, mit M ausgewählt aus Li, Na, K, ½Mg, ½Ca, ½Zn.
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In einer bevorzugten Ausführungsform ist das mindestens eine radikalisch polymerisierbare hydrophile Monomer ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus N-Vinyl-2-pyrrolidon, N-Vinylcaprolactam Hydroxyethyl(meth)acrylat, Acrylsäure, (Meth)acrylsäure, quaternären oder neutralen Estern oder Amiden der Acrylsäure oder Methacrylsäure, Styrensulfonsäure, Vinylsulfon-säure, Acrylamid, N-Vinylformamid, N-Methyl-N-vinylacetamid, N-Hydroxyethyl(meth)acrylamid, N-(3-Aminopropyl)(meth)acrylamid-hydrochlorid, Hydroxyethyl(meth)acrylat, Hydroxybutylacrylat, 2-(N,N-Dimethylamino)ethyl(meth)acrylat, N-Vinyl-2-pyrrolidon, Poly(ethylenglykol)monomethylethermono(meth)acrylat und/oder Mischungen hieraus.
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Das mindestens eine radikalisch polymerisierbare hydrophobe Monomer weist vorzugsweise die allgemeine Formel VII
auf. Hier ist R
10 H oder ein linearer oder verzweigter Alkylrest mit 1 bis 12 C-Atomen. a und b weisen einen Wert von 0 oder 1 auf. Z ist ein zweiwertiges organisches Radikal, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus linearen oder verzweigten Alkylenresten mit 1 bis 36 Kohlenstoffatomen oder aromatischen Resten mit 6 bis 30 Kohlenstoffatomen, wobei die Kohlenstoffatome gegebenenfalls durch Heteroatome wie N, O bzw. S ersetzt sein können. R
13 ist ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Wasserstoff, linearen oder verzweigen Alkylresten mit 1 bis 18 C-Atomen, aromatischen Resten mit 6 bis 18 Kohlenstoffatomen oder Si(R
10)
3.
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Eine weitere bevorzugte Ausführungsform weist mindestens ein radikalisch polymerisierbares hydrophobes Monomer ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Alkyl(meth)acrylaten, Styrol, Methylstyrol Acrylamide, z. B. N-Benzyl(meth)acrylamid, N-Hydroxyhexyl(meth)acrylamid, N-(Phthalimidomethyl)acrylamid, (Meth)acryloyl-L-Lysine, Alkyl/Aryl-Acrylate, z. B. iso-Butyl(meth)acrylat, Methyl(meth)acrylat, n-Alkyl(meth)acrylat, Hydroxyheptyl(meth)acrylat, Cinnamyl(meth)acrylat, 2-Cinnamoyloxyethyl(meth)acrylat, Benzyl(meth)acrylat, Phenyl(meth)acrylat, 2-Phenylethyl(meth)acrylat, Naphthyl(meth)acrylat, Benzhydryl(meth)acrylat, 4-Methacryloxy-2-hydroxybenzophenon, 4-(Acryloxyalkoxy)-2-hydroxybenzophenon, 2-(2'-Methacryloxy-5'-methylphenyl)benzotriazol, Fluor-alkyl/arylacrylate, z. B. Heptadecafluordecyl(meth)acrylat, Hexafluorbutyl(meth)acrylat, Hexafluor-isopropyl(meth)acrylat, Octafluorpentyl(meth)acrylat, Dodecafluorheptyl(meth)acrylat, Trifluorethyl(meth)acrylat, Pentafluorphenyl(meth)acrylat, Brom-Alkyl/Aryl-Acrylate bzw. Chlor-Alkyl/Aryl-Acrylate, z. B. Pentabromphenyl(meth)acrylat, Tribromphenyl(meth)acrylat, Chlorphenyl(meth)acrylat, N-Vinylcarbazol, Chlorstyrol, Allylphenylether und/oder Mischungen hieraus, auf.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens weist der mindestens eine radikalisch polymerisierbare Vernetzer die allgemeine Formel VIII
auf. Für R
10 wird H oder ein linearer bzw. verzweigter Alkylrest mit 1 bis 12 C-Atomen eingesetzt. A weist einen Wert von 0 oder 1 auf. d steht für 1 bis 3 Molekülbausteine. R
14 ist ein linearer oder verzweigter Alkylenrest mit 1 bis 12 C-Atomen, NR
10, N
+(R
10)
2/Cl
– oder einen Rest der allgemeine Formel IX
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Hier steht R15 für R10, OR10 und/oder OSi(R10)3, c ist 0 bis 12 und e weist einen Wert von 0 bis 1000 auf.
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Bevorzugt ist der mindestens eine radikalisch polymerisierbare Vernetzer ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Ethylenglycoldi(meth)acrylat, 1,3-Bis(3-(meth)acryloxypropyl)tetrakis(trimethylsiloxy)disiloxan, Diallyldimethylammoniumchlorid, Butadien N,N-Alkylenbisacrylamid, N,N-Diallylacrylamid, Alkandiol-di(meth)acrylat, Phenylendi(meth)acrylat, Bis-[(meth)acryloxyphenyl]propan, Bis[(acryloxyethoxy)phenyl]propan, Bis[(hydroxymethacryloxypropoxy)phenyl]propan, Dimethylpropandiol-di(meth)acrylat, Diacryloylpiperazin, Bis[(meth)acryloxyethyl]-N,N'-alkylen-biscarbamat, Bis[(meth)acryloxyethyl]phosphat, Diethylenglykol-di(meth)acrylat, Ethylenglykoldi(meth)acrylat, Tetraethylenglykol-di(meth)acrylat, Cyclohexandioldi(meth)acrylat, Tricyclodecandimethanol-diacrylat, Triethylenglykol-di(meth)acrylat, 1-(Acryloyloxy)-3-((meth)acryloyloxy)-2-propanol, 1,1,1-Trimethylolpropantri(meth)acrylat, Pentaerythritol-tetra(meth)acrylat, Pentaerythritol-tri(meth)acrylat, Diallyldiphenylsilan, 1,5-Divinyl-3,3-diphenyl-1,1,5,5-tetra-methyltrisiloxan, Diallyldimethylsilan, 1,3-Diallyltetrakis(trimethylsiloxy)disiloxan, 1,3-Diallyltetramethyldisiloxan, Tetraallylsilan und/oder Mischungen hieraus.
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In einer bevorzugten Ausführungsform enthält der Initiator einen weiteren Azoinitiator, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus
- a) hydrophilen/wasserlöslichen Azoinitiatoren (bevorzugt für Anwendungen zwischen 40–90°C), wie z. B. 2,2'-Azobis[2-(2-imidazolin-2-yl)propan]dihydrochlorid, 2,2'-Azobis[2-(2-imidazolin-2-yl)propan]disulfat-dihydrat, 2,2'-Azobis(2-methylpropionamidin)dihydrochlorid, 2,2'-Azobis[N-(2-carboxyethyl)-2-methylpropionamidin]hydrat, 2,2'-Azobis{2-[1-(2-hydroxyethyl)-2-imidazolin-2-yl]propan}dihydrochlorid, 2,2'-Azobis[2-(2-imidazolin-2-yl)propan], 2,2'-Azobis(1-imino-1-pyrrolidino-2-ethylpropan)dihydrochlorid, 2,2'-Azobis{2-methyl-N-[1,1-bis(hydroxymethyl)-2-hydroxyethyl]propionamid}, 2,2'-Azobis[2-methyl-N-(2-hydroxyethyl)propionamid], 1-[(1-Cyano-1-methylethyl)azo]formamid sowie Mischungen hiervon,
- b) hydrophoben/öllöslichen Azoinitiatoren (bevorzugt für Anwendungen zwischen 30–120°C), wie z. B. 2,2'-Azobis(4-methoxy-2.4-dimethylvaleronitril), 2,2'-Azobis(2.4-dimethylvaleronitril), Dimethyl-2,2'-azobis(2-methylpropionat), 2,2'-Azobis(2-methylbutyronitril), 1,1'-Azobis(cyclohexan-1-carbonitril), 2,2'-Azobis[N-(2-propenyl)-2-methylpropionamid, 2,2'-Azobis(N-butyl-2-methylpropionamid}, 2,2'-Azobis(N-cyclohexyl-2-methylpropionamid) sowie Mischungen hiervon, und/oder
- c) Makroazoinitiatoren, wie z. B. Polyethylenglykolmonomethylether-4,4'-azobis(4-cyano-)valerat, Polydimethylsiloxan-4,4'-azobis(4-cyano-)valerat sowie Mischungen hiervon.
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Die Reaktion wird bei einer Temperatur zwischen 30 und 200°C, bevorzugt zwischen 50 und 150°C, besonders bevorzugt zwischen 70 und 110°C durchgeführt und/oder mittels UV-Bestrahlung initiiert. Gegebenenfalls können in diesem Fall Peroxy- und/oder UV-Initiatoren zugesetzt werden.
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In einer Ausführungsform wird die Reaktion lösungsmittelfrei oder in einem wässrigen oder organischen Lösungsmittel durchgeführt.
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Bevorzugt wird dem Reaktionsgemisch mindestens ein Arzneistoff, Wirkstoff, Medikament und/oder dessen Salze bzw. dessen Precursor zugesetzt.
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Erfindungsgemäß wird auch ein Pfropfcopolymer bereitgestellt, das nach einem der vorhergehenden Verfahren herstellbar ist.
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Erfindungsgemäß wir ebenso ein biomedizinisches Formteil bereitgestellt, das ein Pfropfcopolymer wie vorhergehend beschrieben enthält. Es stellt insbesondere ein Formteil ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus Implantaten, Kathetern, endoluminalen Gefäßprothesen, ophthalmischen medizinischen Gegenständen, intraokularen Linsen, Kontaktlinsen, Gel-Formteile für Medizinprodukte, Pflaster bzw. Gelverbände, medizinische Einlagen und/oder Sohlen. dar.
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Erfindungsgemäß werden die Pfropfcopolymere in der Medizin, als Implantat, Katheter, endoluminale Gefäßprothese, ophthalmisches Teil, als intraokulare Linse wie auch als Kontaktlinse, Gel-Formteile für Medizinprodukte, Pflaster bzw. Gelverbände, medizinische Einlagen und/oder Sohlen verwendet.
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Die folgenden Ausführungsbeispiele stellen verschiedene Möglichkeiten dar, ohne die Erfindung einschränken zu wollen.
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Die Herstellung von funktionalisierten Stärke-Azoinitiatoren ist beispielsweise in der
DE 101 34 560 A1 beschrieben.
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Beispiel 1
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Hydrophiles Polymermaterial:
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HEMA-Polymerisation mit Zusatz an kationischen Stärkeinitiatoren
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Als kationische Stärkeinitiatoren werden azo-funktionalisierte Trimethylammoniumpropylstärken mit einem Kationisierungsgrad von 0,1 und einem Substitutionsgrad DSN=N von 0,05 (Ammoniumstärkeinitiator 1) bzw. DSN=N von 0,13 (Ammoniumstärkeinitiator 2) eingesetzt.
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Zur Herstellung der Stärkeinitiatorlösung wird 0,125 g Ammoniumstärkeinitiator 1 bzw. 2 mit 11,125 g dest., nicht entgastem Hydroxyethylmethacrylat (HEMA) versetzt und ca. 2 h geschüttelt.
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11,25 g Ammoniumstärkeinitiator 1- bzw. 2-Lösung wird mit 1,25 g an Initiator-/Vernetzer-Lösung vermischt. Diese besteht aus 0,25 Azoinitiator, 0,2 Ethylenglycoldimethacrylat und 1% Ammoniumstärkeinitiator (im Ansatz). Anschließend wird die Lösung zur Entfernung des Ammoniumstärkeinitiators 1 über einen 5 μm-RC-Filter filtriert, wodurch eine klare Lösung erhalten wird. Die Trübstoff-Abtrennung der Lösung des Ammoniumstärkeinitiators 2 erfolgt durch Zentrifugation (10 min bei 10.000 rpm). Je 70 μl der Lösung werden in die vorliegenden Kunststoff-Formschalen zur Linsenherstellung pipettiert und anschließend im Wärmeofen bei 100°C ohne Umluft polymerisiert. Nach ca. 1 h wird die Polymerisation unterbrochen. Die entformte Testlinse ist transparent.
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Beispiel 2
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Hydrogel:
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25 mg azo-funktionalisierte Trimethylammonium-propylstärken mit einem Kationisierungsgrad von 0,1 und einem DSN=N von 0,05 werden in 0,5 g N-Vinylpyrrolidon und 25 mg Ethylenglycoldimethacrylat gelöst und 12 h bei 80°C polymerisiert. Es wird ein transparentes, mit Wasser quellbares Hydrogel erhalten.
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Beispiel 3
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Hydrophobes Polymermaterial:
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Herstellung von Polysiloxan durch Initiierung mit funktionalisierten Stärke-Azoinitiatoren
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50 mg tert-Butylazocyanverleriansäurestärkeester mit einem DS-Wert von 0.6 und MW > 100 kD werden in 1,0 g Methacryloxypropyltris(trimethylsiloxy)silan (97%, ABCR) und 50 mg 1, 3-Bis(3-methacryloxypropyl)tetrakis(trimethylsiloxy)disiloxan (ABCR) gelöst und verbleiben für 12 h im Kühlschrank. Ungelöste Bestandteile werden abfiltriert. Das Filtrat wird bei 80°C für 12 h polymerisiert. Es wird ein transparentes Polymer erhalten.
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Beispiel 4
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Silikonhydrogel:
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50 mg azo-funktionalisierte Trimethylammonium-propylstärken mit einem Kationisierungsgrad von 0,1 und einem DSN=N von 0,05 werden in einer Mischung von 0.677 g N-Vinylpyrrolidon, 0.35 g Meth-acryloxypropy-ltris(trimethylsiloxy)silan (97%, ACBR) und 50 mg Ethylenglycoldimethacrylat gelöst und bei 80°C für 12 h polymerisiert. Es wird ein mit Wasser quellbares Silikonhydrogel erhalten.
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Es wurde überraschenderweise gefunden, dass bei der Verwendung von geeignet synthetisierten Stärke-Makroinitiatoren durch Copolymerisation mit hydrophilen, hydrophoben sowie speziell siloxanhaltigen Monomeren Hydrogele erhalten werden, die sich sowohl im trockenen Zustand als auch im mit Wasser quellbaren Zustand durch eine sehr hohe optische Transparenz im sichtbaren Wellenlängenbereich auszeichnen.
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Diese Silikonhydrogele eignen sich demnach auch in besonderem Maße für den Einsatz in der Ophthalmologie, beispielsweise für Kontaktlinsen oder Intraokularlinsen.
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Ein weiterer möglicher Anwendungsbereich sind generell Implantate, bei denen Hydrogele besonders geeignet sind.
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Die Erfindung ist nicht nur auf siloxanhaltige Comonomere beschränkt. Es wurde überraschenderweise festgestellt, dass sich auf diese Weise auch rein hydrophile bzw. rein hydrophobe Polymerisate herstellen lassen, abhängig von der Derivatisierung (Kompatibilisierung) der Azostärke.