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Die vorliegende Erfindung betrifft eine teleskopierbare Schiebeholmvorrichtung, eine Arbeitsmaschine mit einer derartigen Schiebeholmvorrichtung sowie ein Verfahren zur Nutzung der Schiebeholmvorrichtung.
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Teleskopierbare Schiebeholmvorrichtungen sind aus dem Stand der Technik bekannt und finden beispielsweise bei der Abstützung von Arbeitsmaschinen Verwendung. Dabei können Arbeitsmaschinen wie z. B. Krane von einem Verfahrzustand in einen Arbeitszustand überführt werden. Im Arbeitszustand eines Krans kann es notwendig sein, dessen Stabilität zu erhöhen, um so einen sicheren Kranbetrieb zu gewährleisten. Hierzu werden die am Kran bereitgestellten Schiebeholme ausgefahren und die daran vorgesehenen Stützen auf dem Untergrund abgestützt.
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Hierdurch wird die Grundfläche des Krans, welche mit der Abstützbasis korreliert, vergrößert. Der Kran kann so stabilisiert werden und die Gefahr eines Absinkens, Kippens oder Schwankens des Krans kann verglichen mit einem nicht abgestützten Kran wesentlich verringert werden.
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Um die stabilisierende Wirkung der Schiebeholme zu maximieren, ist es dabei bekannt, diese als möglichst lange Abschnitte auszuführen, um so eine möglichst große Abstützbasis für den Kran zu schaffen. Da gleichzeitig aus Transportgründen die Schiebeholme möglichst kompakt gehalten werden sollen, ist es dabei ebenfalls bekannt, diese als teleskopierbare Schiebeholme einer Schiebeholmvorrichtungen auszuführen.
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Die einzelnen Schiebeholme der Schiebeholmvorrichtung weisen dabei üblicherweise Schubklötze auf, über welche eine Kraftübertragung zwischen den Schiebeholmen ermöglicht wird. Problematisch ist dabei, dass durch die stufige Anordnung der Schubklötze nur ein stufiges Ausfahren der Schiebeholme möglich ist, insbesondere, da in bekannten Schiebeholmvorrichtungen die Antriebe der einzelnen Schiebeholme miteinander gekoppelt sind und gemeinsam bewegt werden. Damit einhergehend kann entsprechend auch die Abstützbasis nur stufig dargestellt werden. Dabei ist es z. B. möglich, dass eine voll ausgefahrene Schiebeholmvorrichtung zwar eine Abstützbasis maximaler Größe ermöglicht, jedoch je nach Anzahl von Schubklötzen immer nur entsprechende kleinere Stufen oder Teilbereiche der Abstützbasis zur Abstützung genutzt werden können und eben nicht die zwischen diesen Stufen liegenden Bereiche.
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Dies ist besonders dann nachteilig, wenn der Einsatz der Schiebeholmvorrichtung in einer räumlich eingeschränkten Position stattfindet, in der gleichzeitig eine möglichst große Abstützbasis erforderlich ist. Wenn hierbei beispielsweise eine 90-prozentige Abstützbasis erforderlich ist, auf Grund der oben geschilderten stufigen Bauart aber nur entweder eine 100-prozentige oder eine 75-prozentige Abstützbasis möglich ist, so kann es bei ungünstigem räumlichen Umfeld, das heißt, wenn für eine 100-prozentige Abstützung der Raum fehlt, unmöglich werden, in der gegebenen Position die benötigte Abstützung zu erreichen. Die Prozentangaben der Abstützung oder der Abstützbasis beziehen sich dabei auf die maximal mögliche Abstützung, die bei voll ausgefahrenen Schiebeholmen erreichbar ist. Sind beide Schiebeholme voll ausgefahren, so entspricht dies einer 100-prozentigen Abstützung, sind beide Schiebeholme ganz eingefahren, so beträgt die Abstützung 0%.
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In der gattungsgemäßen
EP 1 749 789 A1 wird beispielsweise eine teleskopierbare Schiebeholmvorrichtung offenbart, in der zwei Schiebeholme teleskopiert werden können. Dabei werden die Schiebeholme zueinander so verstellt, dass in bestimmten Einstellungen der Schiebeholme vorher festgelegte Lasteinleitungsstellen angefahren werden können und hierdurch eine Kraftübertragung durch die Schiebeholme ermöglicht wird. Allerdings sind hierbei die zwei Hydraulikzylinder, die den beiden Schiebeholmen zugeordnet sind, über eine Druckfolgesteuerung miteinander gekoppelt, so dass kein unabhängiges Bewegen der beiden Schiebeholme möglich ist. Somit ist es auch nicht möglich, andere als die durch die Lasteinleitungsstellen definierten Einstellungen der Schiebeholme vorzunehmen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Schiebeholmvorrichtung der eingangs genannten Art, eine Arbeitsmaschine mit Schiebeholmvorrichtung, sowie ein Verfahren zur Nutzung der Schiebeholmvorrichtung derart weiterzubilden, dass ein stufenloses Einstellen der gesamten Abstützbasis ermöglicht wird.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Schiebeholmvorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst, wonach eine teleskopierbare Schiebeholmvorrichtung vorgesehen ist, mit einem Schiebeholmkasten, mindestens einem ersten Schiebeholm und mindestens einem zweiten Schiebeholm, die ineinander teleskopierbar sind, wobei erfindungsgemäß der zweite Schiebeholm im Schiebeholmkasten stufenlos teleskopierbar gelagert ist, wobei in einem ersten Abstützbereich der erste Schiebeholm eingefahren ist und ein stufenloses Verstellen der Schiebeholmvorrichtung durch Verstellen des zweiten Schiebeholms durchführbar ist und wobei in einem zweiten Abstützbereich der erste Schiebeholm ausgefahren ist und ein stufenloses Verstellen der Schiebeholmvorrichtung durch Verstellen des zweiten Schiebeholms durchführbar ist.
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Eine derartige Vorrichtung ermöglicht es vorteilhafterweise, einen Schiebeholm, der stufenlos verstellbar ist, zum stufenlosen Verstellen der gesamten Schiebeholmvorrichtung in beiden Abstützbereichen zu nutzen. Während also in einem Ausführungsbeispiel die beiden Schiebeholme untereinander stufig verstellbar sind, ist einer der beiden Schiebeholme relativ zum Schiebeholmkasten stufenlos verstellbar. Da beide Schiebeholme erfindungsgemäß unabhängig voneinander ansteuerbar sind, ergibt sich somit eine Kombination von stufig und stufenlos verstellbaren Abschnitten, welche in der Summe ein stufenloses Verstellen der Schiebeholmvorrichtung über den gesamten Abstützbereich, das heißt den ersten und den zweiten Abstützbereich, ermöglicht.
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Im genannten Ausführungsbeispiel kann der erste Abstützbereich als der kleinere Abstützbereich angesehen werden, bei dem einer der Schiebeholme ganz eingefahren bleiben kann und bei dem somit nicht der maximale Abstützbereich erreichbar ist. Der zweite Abstützbereich kann demgegenüber als der größere Abstützbereich angesehen werden, bei dem einer der Schiebeholme zumindest zum Teil und vorzugsweise ganz ausgefahren ist, und in dem somit der maximale Abstützbereich erreichbar ist.
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Es ist dabei nicht erfindungswesentlich, ob die Schiebeholme untereinander stufig verstellbar und einer der Schiebeholme relativ zum Schiebeholmkasten stufenlos verstellbar sind oder umgekehrt. Ebenso ist es denkbar, drei, vier oder mehr Schiebeholme in der genannten Weise miteinander zu koppeln. Hierbei können unterschiedliche Konfigurationen bezüglich der stufigen und der stufenlosen Verstellbarkeit der Schiebeholme untereinander und bezüglich des Schiebeholmkastens umgesetzt werden, ohne vom Erfindungsgedanken abzuweichen.
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Erfindungsgemäß ist vorgesehen, dass eine Abstützkraft zwischen dem zweiten Schiebeholm und dem Schiebeholmkasten in jeder beliebigen Stellung des zweiten Schiebeholms relativ zum Schiebeholmkasten übertragbar ist. Hierdurch ist vorteilhaft gewährleistet, dass der zweite Schiebeholm in jedem Ausfahrzustand, also stufenlos, zur Kraftübertragung zwischen Stütze und Schiebeholmkasten einstellbar und nutzbar ist.
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Bevorzugte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den sich an den Hauptanspruch anschließenden Unteransprüchen.
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In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel ist es denkbar, dass die Schiebeholme durch Ausschiebezylinder bewegbar sind, die unabhängig voneinander aktiv ansteuerbar sind. Eine solche unabhängige Ansteuerung ermöglicht es insbesondere, einen der Schiebeholme entweder ganz ein- oder ganz auszufahren, während der andere Schiebeholm davon unabhängig bewegt oder auch in Ruhe gehalten werden kann. Als nächstes oder währenddessen kann dann der andere Schiebeholm unabhängig stufenlos verstellt werden. Hierbei ist es ebenfalls nicht erfindungswesentlich, ob zunächst der stufig verstellbare Schiebeholm und dann der stufenlos verstellbare Schiebeholm verstellt werden oder umgekehrt. Erfindungswesentlich ist lediglich, dass die beiden Schiebeholme unabhängig voneinander verstellbar sind. Hierbei spielt auch die zeitliche Abfolge keine erfindungswesentliche Rolle, da es denkbar ist, die beiden Schiebeholme ganz oder zum Teil gleichzeitig, jedoch unabhängig voneinander zu verstellen.
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In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel ist es möglich, dass der erste Schiebeholm in dem zweiten Abstützbereich komplett ausgefahren ist. Dieses Beispiel stellt eine besonders einfache Ausführungsform der Vorrichtung dar, da hier die Lösung der Aufgabe mit der kleinstmöglichen Anzahl an Verstellstufen zwischen den Schiebeholmen erreicht wird. Es ist auch möglich, den ersten Schiebeholm nur teilweise ausgefahren vorzusehen, um dann mittels des stufenlos verstellbaren zweiten Schiebeholms ein stufenloses Verstellen innerhalb des zweiten Abstützbereichs zu ermöglichen. Dafür ist lediglich erforderlich, dass die Schiebeholme zueinander in weiteren Positionen als nur der komplett eingefahrenen und der komplett ausgefahrenen Position einstellbar sind.
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Zur relativen Positionierung der Schiebeholme zueinander ist in einem weiteren bevorzugten Ausführungsbeispiel vorgesehen, dass eine Kraft zwischen erstem Schiebeholm und zweitem Schiebeholm über wenigstens zwei Schubklötze übertragbar ist. Generell ist die Anzahl der Schubklötze hierbei frei wählbar, sichergestellt werden muss lediglich, dass diese darauf ausgerichtet sind, Kräfte von einem Schiebeholm in den anderen zu übertragen. In einer besonders einfachen Ausführungsform sind dabei gerade so viele Schubklötze vorgesehen, dass Kräfte zwischen den Schiebeholmen in den beiden Positionen, in denen der erste Schiebeholm komplett eingefahren und komplett ausgefahren ist, übertragen werden können.
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Die Erfindung betrifft ferner eine Arbeitsmaschine, vorzugsweise einen Fahrzeugkran oder einen Bagger, mit mindestens einer teleskopierbaren Schiebeholmvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4.
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Weiterhin betrifft die Erfindung ein Verfahren zum Abstützen einer Arbeitsmaschine, vorzugsweise eines Fahrzeugskrans oder eines Baggers, mit mindestens einer teleskopierbaren Schiebeholmvorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei der erste Schiebeholm relativ zum zweiten Schiebeholm festgestellt wird, und wobei der zweite Schiebeholm stufenlos relativ zum Schiebeholmkasten teleskopiert wird.
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Wiederum ist es möglich, hierbei die Schiebeholme umgekehrt anzuordnen, d. h. den zweiten Schiebeholm relativ zum Schiebeholmkasten stufig verstellbar auszugestalten und den ersten Schiebeholm relativ zum zweiten Schiebeholm stufenlos verstellbar bereitzustellen.
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In einem besonderen Ausführungsbeispiel ist es dabei möglich, dass der erste Schiebeholm relativ zum zweiten Schiebeholm komplett eingefahren wird. Dies ist insbesondere bei der Nutzung des Verfahrens im ersten Abstützbereich vorteilhaft, da so der erste Schiebeholm überhaupt nicht verstellt werden muss und ein stufenloses Verstellen der Schiebeholmvorrichtung nur mittels des stufenlos verstellbaren zweiten Schiebeholms erfolgen kann.
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In einem anderen bevorzugten Ausführungsbeispiel ist es möglich, dass der erste Schiebeholm relativ zum zweiten Schiebeholm komplett ausgefahren wird. Dies ist insbesondere bei der Nutzung der Schiebeholmvorrichtung im zweiten Arbeitsbereich vorteilhaft, da so das komplette Spektrum des zweiten Arbeitsbereichs stufenlos mittels des stufenlos verstellbaren ersten Schiebeholms angefahren werden kann.
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Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung werdend folgend anhand eines in den Figuren dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Es zeigen:
- 1: eine schematische Darstellung der Schiebeholmvorrichtung mit Abstützbasis 0%,
- 2: eine schematische Darstellung der Schiebeholmvorrichtung mit Abstützbasis 25%,
- 3: eine schematische Darstellung der Schiebeholmvorrichtung mit Abstützbasis 50%, erste Möglichkeit,
- 4: eine schematische Darstellung der Schiebeholmvorrichtung mit Abstützbasis 50%, zweite Möglichkeit,
- 5: eine schematische Darstellung der Schiebeholmvorrichtung mit Abstützbasis 75%, und
- 6: eine schematische Darstellung der Schiebeholmvorrichtung mit Abstützbasis 100%.
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1 zeigt eine Schiebeholmvorrichtung mit minimaler Abstützbasis, d. h. beide Schiebeholme 1, 2 sind ineinander und im Schiebeholmkasten 4 eingefahren. Der Abstützzylinder 5 erstreckt sich unterhalb der Schiebeholme 1, 2 und des Schiebeholmkastens 4.
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Um die Abstützbasis zu vergrößern, kann nun, wie in 2 gezeigt, die Schiebeholmvorrichtung ausgefahren werden. Im gezeigten Ausführungsbeispiel würde die maximale Abstützbasis erreicht werden, wenn beide Schiebeholme 1, 2 maximal ausgefahren sind (siehe 6). Die halbe, d. h. 50-prozentige, Abstützbasis würde erreicht werden, wenn entweder einer der beiden Schiebeholme 1, 2 voll ausgefahren und der andere ganz eingefahren ist oder wenn beide Schiebeholme 1, 2 jeweils zur Hälfte ausgefahren sind (siehe 3 und 4). Da letzerer keine neue Abstützbasis liefert, könnte er auch eingespart werden, wodurch auch der Schubklotz 3' entfallen könnte.
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In 2 wird eine 25-prozentige Abstützbasis erreicht, wobei Schiebeholm 1 komplett eingefahren bleibt und Schiebeholm 2 zu 50% ausgefahren wird.
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In 3 wird eine 50-prozentige Abstützbasis erreicht, indem Schiebeholm 1 komplett eingefahren bleibt und Schiebeholm 2 zu 100% ausgefahren wird. Da Schiebeholm 2 stufenlos relativ zum Schiebeholmkasten 4 verstellbar ist, kann somit durch stufenloses Teleskopieren des Schiebeholms 2 bei gleichzeitig eingefahrenem Schiebeholm 1 der Bereich der Abstützbasis von 0% bis 50% stufenlos eingestellt werden. Dieser Bereich stellt den ersten Abstützbereich der Vorrichtung dar.
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Eine Abstützbasis von 50% kann alternativ auch durch vollständiges Ausfahren des Schiebeholms 1 und komplettes Einfahren des Schiebeholms 2, wie in 4 gezeigt, erreicht werden.
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Soll die Schiebeholmvorrichtung im zweiten Abstützbereich stufenlos eingestellt werden, wird, wie in 5 gezeigt, Schiebeholm 1 zu 100% ausgefahren und Schiebeholm 2 stufenlos in den gewünschten Bereich teleskopiert. Im gezeigten Ausführungsbeispiel der 5 ist dabei Schiebeholm 2 zu 50% ausgefahren und Schiebeholm 1 zu 100%, so dass sich insgesamt eine Abstützbasis von 75% ergibt.
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Das in 6 gezeigte Ausführungsbeispiel zeigt die maximale Abstützbasis, d. h. eine 100-prozentige Abstützbasis, wobei sowohl Schiebeholm 1 als auch Schiebeholm 2 zu je 100% ausgefahren sind. Erkennbar bzw. angedeutet sind hierbei Schubklötze 3, 3', 3" und 6, über die eine Kraftübertragung zwischen den Schiebeholmen 1, 2 stattfinden kann. Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist Schiebeholm 1 komplett ausgefahren, so dass eine Kraftübertragung zwischen Schiebeholm 1 und Schiebeholm 2 über den Schubklotz 3" am Schiebeholm 1 und den angedeutetem Schubklotz 6 am Schiebeholm 2 stattfinden kann.