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Die Erfindung liegt auf den Gebieten der Medizintechnik und der Informatik und betrifft insbesondere die bildgestützte Befundung von MRT-Aufnahmen oder Aufnahmen von anderen Modalitäten.
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Im Rahmen der bildgestützten medizinischen Befundung müssen in der Regel eine Vielzahl von Bilddaten gesichtet, analysiert und zur Erzeugung eines medizinischen Berichts bewertet werden. Die Bilddaten können einerseits zwar von demselben Patienten, aber von unterschiedlichen Erfassungszeitpunkten stammen; sie können andererseits auch mit unterschiedlichen Bildakquisitionsgeräten (MRT, CT, etc.) erfasst worden sein. Dies erschwert die Vergleichbarkeit der zu bewertenden Datensätze.
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Das Befundungssystem ist bei heutigen modernen Systemen computer-basiert und liest über eine Schnittstelle Daten von einem oder mehreren Akquisitionssystemen ein. An dem Befundungsarbeitsplatz, der in der Regel physikalisch und örtlich von dem Akquisitionssystem getrennt ist, arbeitet ein Radiologe, der über ein Netzwerk auf die akquirierten Bilddatensätze zugreifen kann. Der Radiologe kann insbesondere mit Hilfe eines picture archiving and communications Systems (im Folgenden kurz PACS genannt) von seinem computer-basierten Arbeitsplatz (in der Regel in einer Radiologieabteilung oder in einer radiologischen Praxis eines niedergelassenen Arztes angeordnet) auf die akquirierten Bilddaten zugreifen.
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Bisherige Vorgehensweisen sehen vor, dass der Anwender die Befundung an einem Computerarbeitsplatz durchführt (z.B. an einer Viewing-Workstation einer Klinikabteilung, wie z.B. der Radiologie). Dabei muss er die mit den Bilddaten angezeigten anatomischen oder sonstigen Strukturen (z.B. Knie, insbesondere Meniskus) analysieren und einen Vergleich mit einem normativen und/oder einem pathologischen Zustand der jeweiligen Struktur durchführen.
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Ein wesentlicher Nachteil bisheriger Systeme ist darin zu sehen, dass es kein standardisiertes Vorgehen gibt. Die Ergebnisse sind somit tendenziell subjektiv und schlecht vergleichbar, was die Qualität des generierten Reports verringert. Des Weiteren erhält der Anwender keine Struktur, an der er sich orientieren kann und/oder somit nur wenig Unterstützung.
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Aus
US 2007 0 127 795 A1 ist ein Bildregistrierungssystem für medizinische Bilddaten bekannt. Hierbei wird ein aktuelles Bild mit früheren oder vorherigen Bilddaten in Beziehung gesetzt.
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Des Weiteren ist aus
US 2009 0 245 609 A1 ist ein Verfahren offenbart zur Auswahl von anatomischen Abbildungen zum Vergleich mit medizinischen Bilddaten.
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Die vorliegende Erfindung hat sich deshalb zur Aufgabe gestellt, die Ablaufsteuerung bei einer bildgestützten, medizinischen Befundung zu verbessern und zu standardisieren. Des Weiteren soll ein Verfahren zur optischen Referenzierung, das im Rahmen der Berichterstellung verwendbar ist, automatisiert und verbessert werden. Bisherige computer-basierte Befundungssysteme sind zu verbessern und insbesondere durch ein Steuermodul zu erweitern. Des Weiteren soll eine normierbare Steuerung des Ablaufs eines Prozesses im Rahmen des Workflows der Befundung möglich sein.
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Diese Aufgabe wird durch die beiliegenden nebengeordneten Ansprüche gelöst, insbesondere durch ein computer-basiertes Verfahren zur visuellen Referenzierung, durch ein Ablaufsteuerungssystem mit einem Steuermodul, durch das Steuermodul selbst und durch ein Computerprogramm und durch eine Datenstruktur.
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Nachstehend wird die Lösung der Aufgabe in Bezug auf das beanspruchte Verfahren beschrieben. Hierbei erwähnte Merkmale, Vorteile und/oder alternative Ausführungsformen sind ebenso auch auf die anderen beanspruchten Gegenstände zu übertragen und umgekehrt. Mit anderen Worten können auch das Ablaufsteuerungssystem, die Datenstruktur und/oder das Produkt bzw. das Computerprogrammprodukt mit den Merkmalen weitergebildet sein, die im Zusammenhang mit dem Verfahren beschrieben und/oder beansprucht sind. Die entsprechenden funktionalen Merkmale des Verfahrens werden dabei durch entsprechende gegenständliche computer-implementierte Module, insbesondere Mikroprozessormodule des Systems ausgebildet. Das Ablaufsteuerungssystem kann auch als eingebettetes System (embedded system) in die Akquisitionsanlage und/oder in eine Workstation (z.B. des Befundungssystems) integriert sein.
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Gemäß einem Aspekt betrifft die Erfindung ein Verfahren zur optischen Referenzierung von Bilddaten, die im Rahmen einer bildgestützten, medizinischen Befundung verarbeitet werden müssen und eine diesbezügliche Ablaufsteuerung, umfassend folgende Verfahrensschritte:
- - Anzeigen eines Bildes mit einem oder mehreren anatomischen Bereich(en) (z.B. Kniegelenk) auf einem Anzeigegerät (z.B. auf einem Monitor einer Befundungskonsole)
- - Automatische Detektion eines Identifikators für den angezeigten anatomischen Bereich
- - Einblenden zumindest eines Referenzbildes zu dem detektierten Identifikator, das als Referenz (bzw. als Vergleichsmetrik) zu dem ebenfalls angezeigten anatomischen Bereich dient, wobei über das Einblenden von jeweils dem Bild (B) zugeordneten zumindest einem Referenzbild (RB) ein vorkonfigurierbarer Vergleichsstandard ermöglicht wird, und eine einheitliche Metrik zum Vergleich von im Bild (B) angezeigten Strukturen berücksichtigt wird und somit die Befundung standardisiert wird, wobei nach einem vorkonfigurierbaren statistischen Kriterium die häufigsten Schädigungsformen der Struktur des anatomischen Bereichs gewählt werden und als zumindest ein Referenzbild (RB) dargestellt werden.
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Mit dem zusätzlich eingeblendeten Referenzbild wird eine Struktur bereitgestellt, die zur Ablaufsteuerung eines Befundungsvorganges verwendbar ist. Der Befundungsprozess kann somit vorteilhafterweise anhand einer vordefinierbaren Ablaufstruktur vereinheitlicht und so auch für unterschiedliche Anwender und/oder Systeme (z.B auch international oder klinik-übergreifend) objektivierbar gesteuert werden.
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Mit der erfindungsgemäßen Lösung werden eine Reihe von sich in der Praxis als relevant erweisenden Vorteilen erreicht.
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Wie vorstehend erwähnt, erweist es sich als insgesamt qualitätssteigernd und sehr vorteilhaft, dass die einzelnen Analyseprozesse im Rahmen der Befundung vergleichbar gemacht werden können. Es wird eine einheitliche Ablaufstruktur definiert, die dann auf alle Vorgänge angewendet werden muss (kann) .
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Ein weiterer Vorteil ist darin zu sehen, dass auch ein unerfahrener Anwender auf dieselbe Datenbasis zur Einordnung der Bilddaten und somit zur Referenzierung zurückgreifen kann wie ein erfahrener Befunder mit einem umfangreichen Erfahrungswissen. Des Weiteren können die Ergebnisse des Befundungsvorganges, z.B. in textueller Form als Report/Bericht, auch direkt in andere computer-basierte Systeme übergeben werden können (z.B. in dem System syngo.via der Firma Siemens AG können die Ergebnisse unmittelbar an den sogenannten Findings Navigator gesendet und dort eingelesen werden).
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Im Folgenden werden die im Rahmen dieser Anmeldung verwendeten Begrifflichkeiten näher erläutert.
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Das Verfahren ist üblicherweise vollständig oder teilweise auf einem Befundungssystem installiert. Bei dem Befundungssystem handelt es sich um einen Computerarbeitsplatz (Workstation) des Radiologen. Üblicherweise arbeitet der Radiologe in einer Radiologieabteilung, die sich auch entfernt von dem jeweiligen bildgebenden Gerät befinden kann. Die Befundung der mittels eines Akquisitionssystems akquirierten Bilddaten erfolgt an einem separaten, spezifischen Arbeitsplatz des Radiologen, nachdem die Bilder auf dem jeweiligen Computer über eine Schnittstelle übertragen worden sind. Auf dem Befundungscomputer ist in der Regel ein Client einer radiologischen Befundungssoftware installiert. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform handelt es sich um einen Client des syngo.via Client/Server-Systems. Dieses System ist zur Sichtung, Analyse bzw. Auswertung und Speicherung der medizinischen Bilder ausgelegt.
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Der Begriff „Referenzierung“ soll im Rahmen eines Vergleichs verstanden werden. Die Referenzierung basiert insbesondere auf Bilddaten. Für eine Befundung bzw. zur Erstellung eines medizinischen Berichts müssen die aktuellen Falldaten (z.B. aktuelles Bild des untersuchten Knies des Patienten) mit Vergleichsdaten (gesundes Knie und/oder typische pathologisch verändertes Knie) auf Übereinstimmung und/oder Abweichung verglichen werden. Dazu wird eine Metrik angewendet. Erfindungsgemäß wird dieser Prozess insofern standardisiert, als dass sichergestellt werden kann, dass stets ein einheitlicher Vergleichsmaßstab und/oder eine einheitliche Datenbasis für die Referenzbilder angewendet werden kann.
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Die Befundung ist bildbasiert. Üblicherweise werden also Bildinformationen zur Befundung des aktuellen Falls auf einem Monitor oder auf einem sonstigen Anzeigegerät des Befundungssystems dargestellt. Die Art der Bilddaten ist für die Erfindung unerheblich. So kann die Erfindung grundsätzlich auf alle unterschiedlichen Bildakquisitionsgeräte angewendet werden, wie MRT (Magnetresonanztomographie), CT (Computertomographie), herkömmliche Röntgensysteme mit Röntgenbildern, US (Ultraschall), PET (Positronen-Emissions-Tomographie) oder andere (darunter auch funktionelle) bildgebende Verfahren. Darüber hinaus können die Bilddaten auch weitere Metadaten umfassen, die teilweise oder in ausgewählter Form ebenfalls dargestellt werden (z.B. Metadaten der Bilddaten über den Patienten, Alter, Geschlecht, Aufnahmezeitpunkt etc.).
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Der Begriff „anatomischer Bereich“ ist umfassend zu verstehen und bezieht sich auf Körperbereiche oder Körperstrukturen eines Patienten, die mittels eines bildgebenden Verfahrens untersucht bzw. gemessen worden sind. Der anatomische Bereich ist in dem Bild repräsentiert. Es kann sich um ein Gelenk, ein Organ oder um deren Bereiche oder Abschnitte handeln, wie z.B. um mehrere einzelne oder zusammenhängende Bereiche einer pathologisch veränderten Leber. Dabei kann das Bild eine 2- oder 3-dimensionale Repräsentation sein. Ebenso ist es möglich das Bild als 4-dimensionalen Datensatz (z.B. als Video oder Film) anzuzeigen. Die Referenzbilder werden üblicherweise mit derselben Dimension eingeblendet, um eine möglichst gute Übereinstimmung und Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Es ist jedoch auch möglich, dass sich das Format zwischen Bild und Referenzbild unterscheidet, so dass beispielsweise nur 2-D Referenzbilder für ein 4D-Bild eingeblendet werden. Darüber hinaus kann der im Bild angezeigte anatomische Bereich auch physiologische Werte umfassen. Vorzugsweise werden die Bilder in einem speziellen Format verarbeitet und angezeigt, nämlich in DICOM-Format (DICOM: Digital Imaging and Communications in Medicine). Im DICOM-Format sind die Bilddaten in zwei Kategorien aufgeteilt: in die eigentlichen Pixeldaten und in Metadaten. Die Metadaten umfassen unter anderem als Bildlabel eine Orientierung des Bildes (z.B. transversal, saggital, coronal/frontal etc., ggf. mit weiteren räumlichen Bestimmungen) und/oder ein DICOM-Attribut „body part examined“. Aus diesen Metadaten kann dann automatisch das jeweilige Organ bzw. die jeweilige anatomische Struktur abgeleitet werden (z.B. Patella, rechts). Die Erfindung ist jedoch nicht auf ein solches Protokoll beschränkt und kann beispielsweise alternativ andere Netzwerkprotokolle (z.B. internetbasierte Protokolle, wie http/ip oder dergleichen) umfassen. Die Schnittstelle ist zum Austausch von Bilddaten, von Steuerbefehlen und/oder von Identifikatordaten bestimmt. Die Art der Datenübertragung ist grundsätzlich nicht beschränkt. In der Regel ist es jedoch vorgesehen, dass die Bilddaten, Steuerbefehle und/oder Identifikatordaten als separate Nachrichten über die Schnittstelle übertragen werden. Alternativ können sie auch jeweils gebündelt werden und in einem gemeinsamen Paket - als Nachrichtenpaket - zusammengefasst übertragen werden.
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Der Identifikator charakterisiert den Inhalt des angezeigten Bildes und insbesondere der anatomischen Struktur (z.B. im orthopädischen Anwendungsfall: Kniegelenk mit Meniskus). Der Identifikator ist ein digitaler Datensatz, der vorzugweise die im Kern der Untersuchung bzw. Bildaufnahme stehende Struktur eindeutig kennzeichnet. Über den Identifikator können dann Referenzbilder (also z.B. Vergleichsbilder von gesunden und/oder pathologisch veränderten Kniegelenken) in einer Datenstruktur gefunden und bereitgestellt werden.
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Das Referenzbild kann als einzelnes Vergleichsbild oder als eine Menge von Bildern bereitgestellt werden. Es hat dieselbe anatomische Struktur zum Inhalt wie das angezeigte (zu befundende) Bild. Ein wesentlicher Aspekt der Erfindung ist darin zu sehen, dass das Einblenden des Referenzbildes automatisch - also ohne eine Benutzerinterkation - ausgeführt wird. Insbesondere erfolgt auch das Erfassen (die Detektion) des Identifikators automatisch und/oder auf Basis eines dem Bild zugeordneten DICOM-Attributes (z.B. body part examined) und/oder auf Basis einer Bildorientierung. Das Referenzbild bzw. die Gruppe von Referenzbildern wird vorzugsweise zeitgleich oder parallel zu dem Bild auf dem Anzeigegerät dargestellt. Damit kann der Anwender das angezeigte (zu befundende) Bild mit dem/n Referenzbild/ern unmittelbar in einer Bildschirmdarstellung vergleichen.
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Das Referenzbild wird auf dem Anzeigegerät eingeblendet; die Einblendezeit ist voreinstellbar. Das Einblenden kann auf ein vordefinierbares Benutzersignal hin ausgelöst werden, z.B. dann, wenn die Maus oder ein anderes UI-Gerät über das angezeigte Bild gefahren wird (mouse hover, mouseover). Alternativ kann auch voreingestellt sein, dass das Referenzbild - vorzugsweise in einem separaten Fenster - für eine vorbestimmbare Zeit dargestellt bleibt. Die Zeit wird vorzugsweise so voreingestellt, dass sie mit der Anzeigezeit für das Bild übereinstimmt, so dass die Referenzbilder maximal so lange angezeigt werden, wie das Bild an sich und keinesfalls länger. Dies hat den Vorteil, dass das Verfahren einerseits dynamisch auf die Anforderungen des Anwenders und Falles angepasst werden kann und, dass andererseits eingestellt werden kann, dass der Anwender nicht unnötig aber hinreichend lange mit Zusatzinformationen konfrontiert ist.
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In einer alternativen Ausführungsform wird das Referenzbild in transparenter aber sichtbarer Darstellung dem Bild überlagert, so dass sofort und auf einen Blick Unterschiede zwischen Bild und Referenzbild sichtbar werden. Dabei muss aber gewährleistet sein, dass das (originale, zu befundende) Bild vollständig sichtbar bleibt. Dies hat den Vorteil, dass der Anwender die Unterschiede noch einfacher und schneller erkennen kann. Vorzugweise erfolgt hier eine automatische Größenadaption und Orientierungsanpassung an den jeweiligen Fall. Das Referenzbild wird somit einem automatischen Transformationsvorgang unterzogen, so dass es in annähernd derselben Orientierung und oder Größe wie das Bild dargestellt werden kann.
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Das Referenzbild kann je nach gewählter Ausführungsform der Erfindung unterschiedliche Strukturen zum Inhalt haben. Zum Einen kann das Referenzbild zumindest einen pathologischen Zustand des anatomischen Bereichs umfassen. In der bevorzugten Ausführungsform werden nach einem vorkonfigurierbaren statistischen Kriterium die häufigsten Schädigungsformen der Struktur (im Knie-Beispiel oben: medialer Einriss des Meniskus, teilweiser Einriss, Längsriss, Dislokation etc.) gewählt und als Referenzbild dargestellt. Dies hat den Vorteil, dass der Anwender nicht mit unnötig vielen Vergleichsdarstellungen konfrontiert wird. Zum Anderen kann das Referenzbild eine gesunde Version der anatomischen Struktur (gesundes Kniegelenk) umfassen. Damit kann die Sicherheit des Systems erhöht werden, indem der Anwender die Gelegenheit erhält, den aktuellen Körperzustand mit gesunden/normalen Zuständen zu vergleichen, um auch kleinere Läsionen oder Schädigungen mit höherer Sicherheit ausschließen zu können. Ebenso ist es möglich, dass das Referenzbild textuelle Daten umfasst, die typische Schädigungsformen des jeweils angezeigten anatomischen Bereichs kennzeichnen. Dies kann insbesondere den Befunder unterstützen, einfach und schnell eine Beschreibung der Läsion vorzunehmen (z.B. bei Meniskusschäden: Dislokation, teilweiser Riss, Einriss etc.). Diese Textdaten werden ebenfalls auf dem Monitor eingeblendet und der Anwender kann einzelne Einträge durch Benutzerinterkation (z.B. Mausklick) auswählen und in seinen Bericht integrieren.
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Gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung wird zur Suche nach dem zumindest einen Referenzbild auf eine Datenstruktur zugegriffen, in der jeweils einem Bild über einen Identifikator zumindest ein Referenzbild zugeordnet ist. Die Datenstruktur kann auf dem Befundungssystem bereitgestellt oder über ein Netzwerk zugreifbar sein. Dies hat den wesentlichen Vorteil, dass die Zuordnung zwischen Bild und Referenzbild dynamisch anpassbar ist. Bei neuen Befundergebnissen, können diese sogleich in der Datenstruktur abgebildet werden, um so bereits unmittelbar allen folgenden Untersuchungen und Befundungen zur Verfügung zu stehen. Ebenso kann durch das separate Bereitstellen der Datenstruktur die Modularität des Systems erhöht werden. Die Zuordnung kann somit auch - z.B. von zentraler Stelle - jederzeit geändert werden.
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Die zeitliche Abfolge der Verfahrensschritte: Anzeige des Bildes, Detektion des Identifikators und Einblenden des Referenzbildes muss nicht zwangsläufig sequentiell ausgebildet sein, wie dies die Nennung der Schritte möglicherweise nahelegt. Die Schritte können sich auch insbesondere zeitlich überschneiden oder gar zeitgleich ausgeführt werden.
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Darüber hinaus ist es möglich, dass einzelne Abschnitte des vorstehend beschriebenen Verfahrens als einzelne verkaufsfähige Einheiten und restliche Abschnitte des Verfahrens als andere verkaufsfähige Einheiten ausgebildet werden können. Damit kann das erfindungsgemäße Verfahren als verteiltes System auf unterschiedlichen computer-basierten Instanzen (z.B. Client-Server-Instanzen) zur Ausführung kommen. So ist es beispielsweise möglich, dass das Steuerungsmodul seinerseits unterschiedliche Sub-Module umfasst, die teilweise auf einem zentralen System, teilweise auf dem Befundungssystem und/oder teilweise auf anderen computer-basierten Instanzen implementiert sind.
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Die Erfindung betrifft ebenfalls eine Datenstruktur zur Speicherung einer Mappingtabelle. Die Datenstruktur kann direkt in einem Speicher des Befundungssystems ausgebildet sein oder als separate Instanz und über eine Netzwerkverbindung zugreifbar sein. Die Datenstruktur umfasst die Mappingtabelle mit einer Zuordnung zwischen einem anatomischen Bereich, der über einen detektierbaren den zumindest einen anatomischen Bereich identifizierenden Identifikator adressiert und zugreifbar ist, und zumindest einem Referenzbild, wobei nach einem vorkonfigurierbaren statistischen Kriterium die häufigsten Schädigungsformen einer Struktur des anatomischen Bereichs als mindestens ein Referenzbild (RB) bereitstellbar sind.
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Des Weiteren bezieht sich die Erfindung auf ein Ablaufsteuerungssystem zur bildgestützten, medizinischen Befundung, umfassend:
- - Ein Anzeigegerät, das zur Anzeige eines anatomischen Bereiches eines Bildes und zum Einblenden zumindest eines Referenzbildes bestimmt ist
- - Eine Datenstruktur, in der eine Mappingtabelle mit einer Zuordnung zwischen jeweils einem Bild und zumindest einem Referenzbild abgelegt ist, wobei das Bild und/oder Referenzbild über eine Identifikator adressierbar ist/sind, wobei nach einem vorkonfigurierbaren statistischen Kriterium die häufigsten Schädigungsformen einer Struktur des anatomischen Bereichs als mindestens ein Referenzbild (RB) bereitstellbar sind; und
- - Ein Steuerungsmodul, das in einer Berechnungseinheit implementiert sein kann und dazu dient, einen vorkonfigurierbaren Vergleichsstandard über das Einblenden von jeweils dem Bild zugeordneten Referenzbildern zu ermöglichen, und eine einheitliche Metrik zum Vergleich von im Bild (B) angezeigten Strukturen berücksichtigt wird und somit die Befundung standardisierbar ist.
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Die Datenstruktur und das Steuermodul können auf derselben computer-basierten Instanz implementiert sein. Das Steuerungsmodul ist ein computer-basiertes Modul. Es kann als Software-Modul oder als Hardware-Modul (als Modul eines Microprozessors) ausgebildet sein. Das Steuerungsmodul dient zur Erweiterung des Befundungssystems. Das Steuerungsmodul ist vorzugsweise unmittelbar in das Befundungssystem integriert und kann auch als embedded system auf dem Befundungssystem bereitgestellt werden. In einer alternativen Ausführungsform ist das Steuerungsmodul nicht direkt in das Befundungssystem integriert, sondern als separate Instanz vorgesehen. Das Steuerungsmodul kann dann auf einer separaten computer-basierten Instanz ausgeführt werden, die beispielsweise dem Befundungssystem über eine Schnittstelle zuschaltbar ist.
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Eine weitere Aufgabenlösung sieht ein Computerprogramm vor, das Computerinstruktionen umfasst. Die Computerinstruktionen sind auf einem Speicher eines Computers gespeichert und umfassen von dem Computer lesbare Befehle, die zur Ausführung des vorstehend beschriebenen Verfahrens bestimmt sind, wenn die Befehle auf dem Computer ausgeführt werden. Das Computerprogramm kann auch auf einem Speichermedium gespeichert sein oder es kann über ein entsprechendes Netzwerk von einem Server heruntergeladen werden.
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In der folgenden detaillierten Figurenbeschreibung werden nicht einschränkend zu verstehende Ausführungsbeispiele mit deren Merkmalen und weiteren Vorteilen anhand der Zeichnung besprochen. In dieser zeigen:
- 1 Eine schematische Darstellung eines medizinischen Befundungssystems, das mit einem Steuerungsmodul erweitert ist gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung, und
- 2 Ein Ablaufdiagramm des erfindungsgemäßen Verfahrens gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung.
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Im Folgenden wird die Erfindung gemäß bevorzugten Ausführungsformen unter Bezugnahme auf die 1 und 2 näher erläutert.
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Wie aus 1 ersichtlich, umfasst ein Befundungssystem einen Monitor M, der über entsprechende Schnittstellen mit einer Workstation 10 verbunden ist. Als Ein- und Ausgabeschnittstelle sind weitere Geräte, wie Maus und Tastatur vorgesehen. Auf dem Monitor M werden Bilder B eines Patienten angezeigt, die zu befunden sind, wie z.B. das Bild eines Knies bei einer Knieschädigung, wie dies in 1 angedeutet sein soll.
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Erfindungsgemäß ist die Workstation 10 mit einem Steuerungsmodul S erweitert. Die Workstation 10 steht über ein Netzwerk NW in Datenaustausch mit einer Datenstruktur DS, in der eine Mappingtabelle abgelegt ist. Die Mappingtabelle umfasst Einträge, die über einen Identifikator I eindeutig addressierbar sind. Die Einträge umfassen wiederum Bilder und Referenzbilder. So können über die Zuordnung zu einem Bild B, alle zugehörigen Referenzbilder RB gefunden werden.
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In den Bildern B und/oder Referenzbildern RB sind anatomische Strukturen repräsentiert, wie Organe (z.B. Herz, Leber, Milz, Lunge etc.) oder Organteile. Ebenso könne bei chirurgischen und/oder orthopädischen Anwendungsfällen einzelne (z.B. gebrochene oder ansonsten geschädigte Körperstrukturen (z.B. Kniegelenk, Elle, Speiche, Knochen des Beines etc.) als anatomischer Bereich in dem Bild B repräsentiert sein. Das Bild B wird mit einem bildgebenden Akquisitionsgerät (z.B. CT, MRT, Ultraschall etc.) akquiriert oder über eine Datenschnittstelle eingelesen. Dabei umfassen die Bilddaten neben den reinen Pixeldaten auch Metadaten, in denen der untersuchte Körperbereich des Patienten näher definiert wird (z.B. umfassen die Metadaten Daten zum Geschlecht, Alter und weiteren Daten des Patienten, Aufnahmezeitpunkt, Art der Aufnahme (z.B. kontrastmittelgestützte Mammographie), Kennzeichnung des untersuchten Organs/Körperstruktur). Bei Röntgenaufnahmen befindet sich beispielsweise immer zugleich ein Identifikationssatz für den Patienten und für die Art der Aufnahme (z.B. Meniscus, rechts, saggital, Datum) auf dem Bild B. Z.B. wird im DICOM-Format ein Attribut (<body part examined>) mitgeführt, das den untersuchten Körperbereich identifiziert. Dieses Attribut kann dann als Identifikator verwendet werden. Alternativ oder kumulativ können weitere Identifikationsdatensätze (Bildorientierung, vererbte Identifikatoren von der dem Bild zugeordneten Studie oder Serie) als Identifikator herangezogen werden. Über den Identifikator kann der im Bild B abgebildete Körperbereich oder die Körperstruktur eineindeutig identifiziert werden.
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In der Datenstruktur DS sind nun zu jeweils einem Identifikator I zumindest eine Instanz von Referenzbildern RB abgelegt. Vorzugsweise werden zu einem Identifikator I eine Menge von Referenzbildern RB gespeichert (in 1: dem Identifikator 11 ist RB1, dem Identifikator 12 ist RBi,... dem Identifikator In ist RB1 zugeordnet).
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Bei den Referenzbildern RB handelt es sich um Bilder, die denselben anatomischen Bereich betreffen wie das Bild B, die aber einen anderen Status haben (gesund, degenerativ verändert in mehreren Stufen, übliche pathologische Veränderung etc.). Es können auch andere Versionen desselben Körperbereichs als Referenzbild RB herangezogen werden (z.B. Referenzbild desselben Organs/Bereichs in einer anderen Altersstufe, bei unterschiedlichen Grunderkrankungen etc.). Die Referenzbilder RB können jederzeit an neue Erkenntnisse angepasst werden. Sie sollen als Vergleichsmaßstab für das zu befundende Bild B dienen. Damit kann der Arzt beispielsweise leichter bestimmen, ob es sich bei einer im Bild B dargestellten, bestimmten Knochendeformation um eine typische Änderung bei einer Arthrose (wie dann aus den eingeblendeten Referenzbildern RB ersichtlich) oder um eine anders verursachte Deformation handelt.
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Ein wichtiger Aspekt der vorliegenden Erfindung ist darin zu sehen, den Anwender bei seiner Tätigkeit zu unterstützen und ihm eine Leitstruktur oder Ablaufstruktur als Norm zur Verfügung zu stellen, an der er sich orientieren kann. Insbesondere kann er seine Befundungsaufgabe unter Rückgriff auf eine zentral abgelegte Datenbasis erledigen, die als Metrik für seine Bewertung dient. Damit kann sichergestellt werden, dass zwei unterschiedliche Ärzte in unterschiedlichen klinischen Einheiten (möglicherweise auch über Ländergrenzen verteilt) dieselben Beurteilungskriterien anlegen, indem dieselbe Vergleichsgrundlage mit denselben Vergleichsbildern berücksichtigt werden.
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Im Folgenden wird unter Bezugnahme auf 2 ein Ablauf gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung näher beschrieben.
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Nach Start des Systems werden in Schritt 1 die Bilddaten des Akquisitionssystems eingelesen und auf dem Monitor M des Befundungscomputers 10 dargestellt. Dazu werden die Daten über eine bereitgestellte Schnittstelle zwischen Akquisitionssystems und Befundungssystem eingelesen. Der Nachrichtenaustausch kann dabei wahlweise vom Akquisitionssystem oder vom Befundungssystem initiiert werden.
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In Schritt 2 erfolgt das Erfassen des Identifikators I von dem im Bild B dargestellten anatomischen Bereich. Dies wird vorzugsweise automatisch und kann durch Auslesen eines DICOM-Attributes ausgeführt werden. Alternativ kann der Anwender hier auch eine Auswahl auf einer ihm angezeigten Liste (halbautomatisches Erfassen) oder eine manuelle Eingabe (manuelles Erfassen) tätigen.
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Nach dem Erfassen des Identifikators I wird ein Zugriff auf die Datenstruktur DS ausgeführt, um alle Referenzbilder RB zu finden, die dem Identifikator I zugeordnet sind.
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In Schritt 3 werden dann alle oder ausgewählte der gefundenen Referenzbilder RB auf dem Monitor M eingeblendet.
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Das Verfahren kann hier enden. In einer in 2 gezeigten Weiterbildung der Erfindung kann der Anwender in Schritt 4 aus der Menge der Referenzbilder RB einige als relevant auswählen, so dass dann nur die relevanten Referenzbilder RB auf dem Monitor eingeblendet werden. Diese Ausführungsform hat den Vorteil, dass der Anwender nicht durch unnötige, verwirrende Informationen abgelenkt oder gestört wird.
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In Schritt 5 können Ergebnisdaten der Referenzierung erfasst und - optional - gespeichert werden. Die Ergebnisdaten beziehen sich auf die vom Anwender als übereinstimmend ausgewählten oder bestimmten Referenzbilder RB. Dies hat den Vorteil, dass demselben oder auch einem anderen Befunder - möglicherweise auch zu einem späteren Zeitpunkt - die Grundlage für die Beurteilung vorliegt. Danach endet das Verfahren.
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Die Erfindung lässt sich wie folgt kurz zusammenfassen:
- Die Erfindung implementiert eine automatische Einblendung von als relevant identifizierten Referenzbildern RB zu einem zu befundenden Bild B. Damit kann eine einheitliche Metrik zum Vergleich der im Bild B angezeigten Strukturen berücksichtigt werden, die auch für unterschiedliche Anwender und über Klinikgrenzen hinaus einheitlich ist. Die Befundung kann somit standardisiert werden. Des Weiteren kann erfindungsgemäß leicht und einfach eine Anpassung der Befundstruktur (etwa aufgrund von technischen Verbesserungen bei den bildgebenden Verfahren) realisiert werden.
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Durch die erfindungsgemäße Lösung können mehrere Vorteile erzielt werden. Zum Einen ist es möglich, eine Leitstruktur mit einem einheitlichen Beurteilungsmassstab im Rahmen der Befundung bereitzustellen. Zum Anderen können direkt und automatisch alle relevanten Referenzbilder RB berücksichtigt werden, auch wenn die Referenzbilder an anderen Orten (andere Klinik oder anderes Befundungssystem) erfasst worden sind, um damit die Qualität der Befundung zu verbessern. Des Weiteren kann die Befundung auch über Klinikgrenzen hinaus und für unterschiedliche Anwender vereinheitlicht werden. Die Referenzbilder RB können vorteilhafterweise automatisch und direkt eingeblendet werden, ohne dass das Einberufen eines medizinischen Konsils mit Autorisierungsmaßnahmen notwendig ist und/oder andere Kommunikationskanäle aktiviert werden müssen. Dies hat den Vorteil, dass der befundende Arzt direkt von seinem Arbeitsplatz aus auf entfernte Referenzbilder RB zurückgreifen kann, ohne dass er seinen Arbeitsplatz verlassen oder andere Applikationen aufrufen muss. Dies führt insgesamt zu einer höheren Befundungsqualität, zu einer effizienteren Befundung (Zeitersparnis) und erhöht den Bedienkomfort.
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Abschließend sei darauf hingewiesen, dass die vorstehende Beschreibung der Erfindung mit den Ausführungsbeispielen grundsätzlich nicht einschränkend im Hinblick auf eine bestimmte physikalische Realisierung der Erfindung zu verstehen ist. So ist es für einen Fachmann insbesondere offensichtlich, dass die Erfindung grundsätzlich nicht auf MR-Messungen oder Röntgenaufnahmen beschränkt ist, sondern ebenso auch für andere bildgebende Anlagen verwendet werden kann. Darüber hinaus ist es auch nicht zwingend notwendig, auf DICOM-basierte Kommunikationstechnologie zurückzugreifen. Beispielsweise können hier auch proprietäre Protokolle zur Prozesskommunikation verwendet werden. Darüber hinaus kann die Erfindung teilweise oder vollständig in Software und/oder in Hardware implementiert sein. Darüber hinaus kann das erfindungsgemäße Verfahren bzw. das Steuerungssystem auch auf mehrere physikalische Produkte, umfassend Computerprogrammprodukte, verteilt realisiert werden. Somit ist es möglich, einen Teil der Steuerung auf dem Befundungssystem zu implementieren und einen restlichen Teil der Steuerung auf einer zentralen Instanz.