-
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Blondieren von keratinischen Fasern und insbesondere von Haaren und eine Blondierungszusammensetzung. Derartige Verfahren zum Blondieren von keratinischen Fasern und insbesondere von menschlichen Haaren sind aus dem Stand der Technik bekannt. Dabei wird üblicherweise durch die sequenzielle Anwendung oxidativer und reduktiver Anwendungsschritte eine effektive Aufhellleistung für die Haare erzielt. Üblicherweise werden derartige Haarfärbungen oder Blondierungen vorgenommen, um dem Haar andere Farbnuancen zu geben. Bei diesem Blondieren wird üblicherweise Wasserstoffperoxid in Konzentrationen zwischen 1,9 bis 20% eingesetzt.
-
Dabei erfolgt das Blondieren in mehreren Schritten. In einem ersten Schritt wird auf das Haar eine Zusammensetzung aufgetragen, welche Wasserstoffperoxid enthält. Anschließend wird nach einer bestimmten Einwirkzeit diese Wasserstoffperoxidmischung aus den Haaren ausgewaschen und anschließend das Haar noch mit einem Pflegemittel behandelt.
-
Das Haar besteht aus mehreren Peptidketten, deren Grundbausteine einzelne Aminosäuren sind. Die Aminosäuren in Peptiden enthalten funktionelle Gruppen, die durch Wechselwirkungen (beispielsweise Wasserstoffbrückenbindungen) mit anderen Säuren, insbesondere Aminosäuren bzw. deren funktionellen Gruppen und Salzen dem Haar eine bestimmte Festigkeit und Elastizität verleihen. Beim Blondieren wird das Farbpigment Melanin gelöst und dabei verlieren zahlreiche Wasserstoffbrücken ihren Halt. Daneben zerstört jedoch eine Blondierung nicht nur Farbpigmente, sondern die Substanz des Cortex. Daher ist eine Blondierung nur von Fachpersonal einzusetzen. Anderenfalls kann es durch eine unsachgemäße Anwendung einer Blondierung sogar zum Haarausfall kommen.
-
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Blondieren von Haaren zur Verfügung zu stellen sowie auch eine Blondierungszusammensetzung, welche für das zu behandelnde Haar schonender ist. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Gegenstände der unabhängigen Ansprüche erreicht.
-
Vorteilhafte Ausführungsformen und Weiterbildungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
-
Bei einem erfindungsgemäßen Verfahren zum Blondieren und/oder Färben von keratinischen Fasern und insbesondere von Haaren wird zunächst eine aufzutragende Mischung hergestellt bzw. zur Verfügung gestellt, welche Wasserstoffperoxid und/oder eines seiner Anlagerungsprodukte an organische oder anorganische Träger enthält. Anschließend wird diese Mischung auf das zu behandelnde Haar aufgetragen. Weiter erfolgt ein Einwirkenlassen der Mischung auf das Haar während eines vorgegebenen Zeitraums. Schließlich wird die Mischung aus dem Haar ausgespült.
-
Erfindungsgemäß wird mit der Mischung eine Haarpflegesubstanz auf das Haar aufgetragen.
-
Während bei aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren die Auftragung auf das Haar bzw. die Behandlung in zwei Schritten erfolgt, wird im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgeschlagen, die Pflegesubstanz gleich mit der Auftragung des Wasserstoffperoxids auf die Haare aufzutragen. Damit erfolgt bevorzugt eine Vorabanwendung, beispielsweise im Bereich der zweikomponentigen Haarcoloration (Oxidationsfärbung) einschließlich eines Produktinhalts. Durch Beigeben diverser Pflegekomponenten bereits in den für die Färbung nötigen Wasserstoff ergeben sich mehrere Vorteile. Es entsteht auf diese Weise ein weicheres Haar durch eine bessere, effektive Pflege und eine schonendere Behandlung. Weiterhin ist auch nicht die im Stand der Technik üblicherweise vorgesehene zusätzliche Kurpackung nach dem Färben nötig. Auch kann das Auftreten von Haarbrüchigkeit verringert werden und es ergibt sich auch eine schnellere und effizientere Anwendung. Weiterhin entfällt auch ein Arbeitsgang beim Färben.
-
Durch die Einbringung von Wasserstoffperoxid wird die Schuppenschicht des Haares geöffnet und die Haarpigmente werden gelöst. Während des gesamten Färbevorgangs bleiben diese auch offen. Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren lagern sich nunmehr die in dem Wasserstoffperoxid beigemengten Pflegekomponenten zwischen den Schuppenschichten ein und umschließen das Haar.
-
Vorteilhaft handelt es sich bei der Mischung, welche das Wasserstoffperoxid enthält, um eine Mischung, welche eine Oxidationsmittelzubereitung aufweist und welche bevorzugt auch eine Blondieraktivatorzubereitung enthält. Dabei kann die Oxidationszubereitung Bestandteile aufweisen, welche aus einer Gruppe von Bestandteilen ausgewählt sind, welche Ammoniak (25%), Dipicolinsäure, Dinatriumpyrophosphat, HEDP (60%), Natrium-Laurethsulfat (2 EO), Dow Corning DB-110A, Aculyn 33 A, Wasserstoffperoxid (50%) sowie Wasser enthält. Die Bestandteile dieser Substanzen können dabei beispielsweise wie folgt vorliegen:
| Menge |
Ammoniak, 25% | 0,4–0,8 |
Dipicolinsäure | 0,05–0,2 |
Dinatriumpyrophosphat | 0,01–0,05 |
HEDP, 60% | 1,0–2,0 |
Natrium Laurethsulfat (2 EO) | 0,3–0,7 |
Dow Corning DB 110 A | 0,05–0,09 |
Aculyn 33A | 10,00–20,0 |
Wasserstoffperoxid, 50% | 20,0–25,0 |
Wasser, vollentsalzt | Ad 100 |
-
Es ist dabei möglich, dass die Haarpflegesubstanz in der Wasserstoffperoxidmischung enthalten ist und/oder in diese eingemischt ist. Daneben kann die Haarpflegesubstanz auch in der Blondieraktivatorzubereitung enthalten sein. Bevorzugt ist die Haarpflegesubstanz entweder in der Wasserstoffperoxidmischung enthalten oder in der Blondieraktivatorzubereitung, es wäre jedoch auch möglich, dass sowohl in der Wasserstoffperoxidmischung als auch in der Blondieraktivatorzubereitung die Haarpflegesubstanz enthalten ist. Bevorzugt sind jedoch nicht alle genannten Komponenten d.h. die Wasserstoffperoxidmischung, die Blondieraktivatorzubereitung und die Haarpflegesubstanz zusammengemischt. Der Grund hierfür liegt in der begrenzten chemischen bzw. zeitlichen Reaktionszeit, welche in einem Bereich von 45 Minuten liegen kann.
-
Daneben enthält die aufzutragende Mischung auch bevorzugt eine Blondieraktivatorzubereitung. Diese Blondieraktivatorzubereitung kann sich dabei bevorzugt aus folgenden Bestandteilen (ggfs zzgl. Wasser ad 100) zusammensetzen:
| Anteil |
Ammoniumpersulfat | 12,0–13,0 |
Silica | 0,3–0,7 |
Britesil C 20 | 25,0–30,0 |
Kaliumpersulfat | 40,0–45,0 |
Natriumpersulfat | 12,0–18,0 |
EDTA Na2 | 0,40–0,80 |
-
Daneben kann die Blondieraktivatorzubereitung auch Substanzen aufweisen wie Siliciumdioxid, Ammoniumchlorid, Natriumcarbonat, Natriumetasilikat und Phthalimidoperoxyhexansäure.
-
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verbleibt die Haarpflegesubstanz, nachdem sich die Schuppenschicht bei Abschluss der Coloration geschlossen hat, direkt im Haar und wird nicht, wie bisher üblich, nur oberflächlich aufgetragen.
-
Es ist dabei auch möglich, dass auf reinigende Zusätze, Duftstoffe oder Konservierungsstoffe verzichtet wird.
-
Bevorzugt enthält die Haarpflegesubstanz wenigstens eine Substanz, welche aus einer Gruppe von Substanzen ausgewählt ist, welche Triglyceride, Vitamine, Glycerin, Depanthenol, Keratin und/oder Niacinamide enthält. Vorteilhaft enthält die Zusammensetzung die Vitamine A, C und/oder H. Bevorzugt enthält die Haarpflegesubstanz mehrere dieser genannten Substanzen oder Komponenten.
-
Die folgende Tabelle gibt eine mögliche Zusammensetzung für diese Pflegezusammensetzung an (auch hier kann noch Wasser ad 100 vorhanden sein).
Triglyceride | 10,0–25,0 |
Vitamine | 3,0–8,0 |
Depanthenol | 10,0–18,0 |
Niacin | 20,0–25,0 |
Keratin | 3,0–5,0 |
Natürliche Zusatzstoffe | 1,0–2,0 |
-
Bei einem weiteren vorteilhaften Verfahren wird die Haarpflegesubstanz mit der Wasserstoffperoxid enthaltenen Mischung vor dem Auftragen auf die Haare zu einer Auftragungsmischung gemischt. Dabei ist es möglich, dass diese Mischung bereits als vorgefertigte Substanz erhältlich ist, bzw. zur Verfügung gestellt wird. Es wäre jedoch auch möglich, dass diese Mischung erst durch das Haarbehandlungspersonal aufbereitet bzw. hergestellt wird. Üblicherweise erfolgt bevorzugt das Mischen dieser Haarpflegesubstanz direkt vor dem Auftragen auf die Haare, da in diesem Falle die genauen Komponentenzusammensetzungen, welche sich letztlich auch auf den Blondierungseffekt auswirken, festgelegt werden können.
-
Es wäre jedoch auch möglich, dass eine Vielzahl von vorgefertigten Substanzen in Abhängigkeit von dem gewünschten Blondierungsgrad zur Verfügung stehen.
-
Bei einem weiteren vorteilhaften Verfahren weist diese Auftragungsmischung einen Gewichtsanteil von Wasserstoffperoxid auf, der zwischen 2% und 18%, bevorzugt zwischen 2% und 15%, besonders bevorzugt zwischen 2% und 12% liegt.
-
Bei einem weiteren vorteilhaften Verfahren liegt ein Mengenverhältnis zwischen der Haarpflegesubstanz und dem Wasserstoffperoxid zwischen 1:10 und 1:2, bevorzugt zwischen 1:8 und 1:3, besonders bevorzugt zwischen 1:6 und 1:3 und besonders bevorzugt bei etwa 1:4.
-
Vorteilhaft ist dieses Verhältnis dabei unabhängig von den Wasserstoffperoxidanteilen bzw. dieses Verhältnis bleibt auch bei höher prozentigen Wasserstoffperoxidanteilen gleich.
-
Bei einem weiteren vorteilhaften Verfahren ist die Wasserstoffperoxidzusammensetzung eine wässrige Wasserstoffperoxidzusammensetzung. Die oben erwähnten Blondierungsmittel bzw. Blondieraktivatorzubereitungen können dabei einen Anteil von 0,1 Gewichts-% bis 10 Gewichts-%, berechnet auf die Gesamtzusammensetzung, ausmachen. Vorteilhaft liegt der Anteil an Per-Verbindungen insgesamt zwischen etwa 5 Gewichts-% und etwa 75 Gewichts-%, bevorzugt bei zwischen 25 Gewichts-% und 60 Gewichts-%, bezogen auf die Aufhellung bzw. Blondiersubstanz.
-
Bei einem weiteren vorteilhaften Verfahren liegen die Teilchengrößen der Blondiermittel bzw. der Blondieraktivatorzubereitungen bei weniger als 1 mm, vorzugsweise bei weniger als 500 µm, bevorzugt bei weniger als 400 µm und besonders bevorzugt in einem Bereich von etwa 25 bis etwa 150 µm. Auf diese Weise ergibt sich eine gute Verarbeitbarkeit und auch eine gute Mischbarkeit mit einer wässrigen Wasserstoffperoxidlösung vor Anwendung auf das menschliche Haar.
-
Bei einem weiteren vorteilhaften Verfahren ist die Wasserstoffperoxidzusammensetzung eine wässrige Wasserstoffperoxidzusammensetzung.
-
Bevorzugt kann es sich bei der Blondieraktivatorzubereitung um eine pulverförmige Substanz handeln. Diese kann wiederum mit der Wasserstoffperoxidlösung gemischt werden. Weiterhin wäre es möglich, dass diese Mischung wiederum mit einer Creme-Grundlage vermischt wird. Diese Creme-Grundlage kann dabei Komponenten aufweisen, wie beispielsweise Cetylstearylalkohol, Oleth-5, Ölsäure, Stearamide MEA, Cocoamide MEA, Natriumcetylstearylsulfat, 1,2-Propylenglycol, 1,2-Propylenglycolstearat, Weizenproteinhydrolysat, Panthenol, Organopolysiloxan, Parfum, Komplexbildner und Wasser. Auch kann dieses erwähnte Blondierpulver bzw. die Blondieraktivatorzubereitung staubfrei ausgebildet sein.
-
Bei einem weiteren vorteilhaften Verfahren ist es auch möglich, dass die Haarpflegesubstanz Harnstoff enthält. Bei einem weiteren vorteilhaften Verfahren ist es möglich, dass die Pflegesubstanz für sich genommen einen pH-Wert aufweist, der zwischen 1,5 und 7,0, bevorzugt zwischen 2,5 und 6,0 und besonders bevorzugt zwischen 3,0 und 5,5 liegt.
-
Bei einem weiteren vorteilhaften Verfahren liegt eine Zeitdauer zwischen dem Aufbringen der Mischung und dem Ausspülen der Mischung zwischen 25 min und 45 min, bevorzugt zwischen 25 min und 40 min besonders bevorzugt zwischen 30 min und 40 min bei vorbehandelten Haar.
-
Die vorliegende Erfindung ist weiterhin auf eine Blondierungszusammensetzung zur Aufhellung von Haaren gerichtet, welche – insbesondere in einem Träger – Wasserstoffperoxid und/oder eines seiner Ausgangsprodukte an organische oder anorganische Träger enthält. Erfindungsgemäß enthält die Blondierungszusammensetzung eine Pflegesubstanz für Haare und insbesondere menschliche Haare. Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung enthält die Pflegesubstanz ein Reduktionsmittel.
-
Es wird daher auch vorrichtungsseitig vorgeschlagen, dass die Blondierungszusammensetzung, welche ursprünglich auf die Haare aufzutragen ist, bereits den Pflegezusatz enthält. Vorteilhaft handelt es sich bei dem Träger für die Wasserstoffperoxidsubstanz um einen kosmetisch verträglichen Träger. Dieses Trägermaterial kann dabei die oben beschriebenen Komponenten aufweisen und ist insbesondere auch wasserenthaltend.
-
Bevorzugt liegt ein Mengenverhältnis zwischen der Haarpflegesubstanz und dem Wasserstoffperoxid zwischen 1:10 und 1:2, bevorzugt zwischen 1:8 und 1:3, bevorzugt zwischen 1:6 und 1:3 und besonders bevorzugt bei etwa 1:4.
-
Bei einer weiteren Ausgestaltung kann die Pflegesubstanz anorganische oder organische schwefelhaltige Reduktionsmittel enthalten. Weiterhin ist es denkbar, dass ein Reduktionsmittel in der Pflegesubstanz ausgewählt ist aus Salzen, der Thiomilchsäure, beispielsweise Ammonium Thiolactat und/oder Salzen der Dithionidsäure, beispielsweise Natriumdithionid.
-
Dabei ist es weiterhin möglich, dass ein Reaktionsmittel innerhalb der Pflegesubstanz mit einem Anteil von 0,1 bis 15 Gewichts-%, bevorzugt einem Anteil zwischen 0,3 und 12 Gewichts-%, besonders bevorzugt einem Anteil von 0,7 bis 10 Gewichts-% und besonders bevorzugt mit einem Anteil zwischen 1,5 und 8 Gewichts-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der Pflegesubstanz enthalten ist.
-
Weitere Vorteile und Ausführungsformen ergeben sich aus den beigefügten Zeichnungen.
-
Darin zeigen:
-
1a–1c Drei vergrößerte Darstellungen eines menschlichen Haars zur Veranschaulichung des Verfahrens.
-
Wie in 1a gezeigt, wird das Wasserstoffperoxid an das Haar 10 gebracht und dadurch wird die Schuppenschicht 12 des Haares 10 geöffnet. Wie oben erwähnt, werden die Haarpigmente gelöst (Pfeile P1). 1a zeigt eine Darstellung, bei der die Schuppenschicht 12 offen ist und die Pigmente gerade gelöst werden. Wie in 1b gezeigt, werden die der Mischung bzw. der Blondierungszusammensetzung beigemengten Pflegekomponenten bzw. die Pflegesubstanz zwischen den Schuppenschichten des Haares eingelagert (Pfeile P2) und umschließen bevorzugt das Haar.
-
Nachdem sich, wie in 1c gezeigt, die Schuppenschicht nach Abschluss der Coloration geschlossen hat, verbleiben die Pflegesubstanzen vorteilhaft direkt im Haar und werden nicht nur, wie im Stand der Technik üblich, oberflächlich aufgetragen. Hierdurch ergibt sich auch für die Anwendung eine Zeitersparnis in einem Bereich von zirka 15 Minuten.
-
Die Anmelderin behält sich vor, sämtliche in den Anmeldungsunterlagen offenbarten Merkmale als erfindungswesentlich zu beanspruchen, sofern sie einzeln oder in Kombination gegenüber dem Stand der Technik neu sind.
-
Bezugszeichenliste
-
- 10
- Haar
- 12
- Schuppenschicht
- P1, P2
- Pfeile