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Die Erfindung bezieht sich auf einen Tretroller umfassend eine im Wesentlichen vertikal ausgerichtete Lenkstange mit einem daran geführten Vorderrad zur Fahrtrichtungsbeeinflussung, ein relativ zur Lenkstange bewegliches Standbrett und ein Hinterrad, das eine Öffnung im Standbrett durchgreift.
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Tretroller sind seit langem als Spielzeug für Kinder und Jugendliche bekannt. Zunehmend werden mit Tretrollern zum Beispiel in Halfpipes artistische Tricks und Übungen ausgeführt. Dabei steht ein Nutzer mit zumindest einem Fuß auf einem im Wesentlichen horizontal ausgerichteten Standbrett, auch „Deck“ genannt. Mit dem anderen Fuß kann er sich zum Anfahren und Beschleunigen vom Untergrund abstoßen und in Fahrt dann beide Füße auf das Standbrett stellen. An dem Standbrett, das oftmals schwenkbar an der Lenkstange befestigt ist, um den Tretroller einfach trasportieren oder Platz sparend lagern zu können, ist ein Hinterrad angeordnet, das üblicherweise nicht lenkbar ist. Zur Fahrtrichtungsbeeinflussung dient eine im Wesentlichen vertikal ausgerichtete Lenkstange, die relativ zum Standbrett drehbar und/oder kippbar bzw. schwenkbar ist. Durch Drehen und/oder Kippen der Lenkstange wird die Ausrichtung des Vorderrads beeinflusst und somit die Fahrtrichtung des Tretrollers verändert. Dabei kann die Lenkstange entweder unmittelbar mit dem Standbrett verbunden sein oder es ist ein Rahmen vorhanden, der die Lenkstange mit dem Hinterrad verbindet und auf den das Standbrett aufgesetzt ist. An der Lenkstange ist ein Vorderrad beispielsweise in einer Gabel geführt. An der Lenkstange kann entsprechend einem Fahrrad ein im Wesentlichen horizontal ausgerichteter Lenker mit Griffen angeordnet sein.
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Von der Firma Berg Toys B.V., Ede, Niederlande, ist ein Tretroller „Kick 360“ mit drehbarer Lenkstange bekannt, bei dem das Hinterrad eine Öffnung im Standbrett durchgreift. Das Standbrett umfasst das nach oben überstehende Hinterrad, wobei in Fahrtrichtung gesehen hinter dem Hinterrad das Standbrett nur eine sehr kleine Auflagefläche bietet. Das nach oben über das Standbrett überstehende Hinterrad ist mit einer haubenartigen Abdeckung vollständig abgedeckt. Eine Beeinflussung des Fahrverhaltens ist nur durch herkömmliches Anschieben mit einem Fuß oder durch Drehen der Lenkerstange möglich.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Tretroller der eingangs genannten Art zu schaffen, der es einem Nutzer ermöglicht, ihn vielfältiger anzuwenden und dessen Fahrverhalten in einfacher Weise beeinflusst werden kann.
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Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch die Merkmale der Ansprüche 1 oder 2 gelöst.
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Ein Tretroller umfasst eine im Wesentlichen vertikal ausgerichtete Lenkstange mit einem daran geführten Vorderrad zur Fahrtrichtungsbeeinflussung, ein relativ zur Lenkstange bewegliches Standbrett und ein Hinterrad, das eine Öffnung im Standbrett durchgreift. Das die Öffnung durchgreifende Hinterrad ist von oben her frei zugängig und hinter dem Hinterrad ist ein Abschnitt des Standbretts ausgebildet, der eine Standfläche für zumindest einen Fuß eines Nutzers bietet.
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Alternativ oder zusätzlich ist bei einem Tretroller mit einer im Wesentlichen vertikal ausgerichteten Lenkstange mit einem daran geführten Vorderrad zur Fahrtrichtungsbeeinflussung, einem relativ zur Lenkstange beweglichen Standbrett und einem Hinterrad das Standbrett mit einer Federung ausgestattet.
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Ein Gedanke der Erfindung besteht darin, dass der Tretroller in an sich bekannter Weise ein Standbrett aufweist, das insbesondere relativ dazu drehbar an einer im Wesentlichen vertikal ausgerichteten Lenkstange angeordnet ist. Mit der Lenkstange wird ein Vorderrad geführt, das beispielsweise in einer Gabel gehaltert ist. Die Lenkstange ist mehr oder weniger vertikal ausgerichtet oder zum Beispiel in Fahrtrichtung leicht nach hinten geneigt. An der Lenkstange kann ein im Wesentlichen horizontal ausgerichteter Lenker oder ein kugeliger Knauf vorgesehen sein. Weiterhin ist ein vorzugsweise nicht lenkbares Hinterrad vorgesehen, das eine Öffnung im Standbrett durchgreift, wobei das Hinterrad allerdings frei liegt. Das bedeutet, dass der Nutzer auf das nach oben über das Standbrett überstehende Hinterrad frei zugreifen kann. Er kann beispielsweise mit seiner Schuhsohle das Hinterrad bremsen oder blockieren. Ebenso kann er das Hinterrad mit einem Fuß durch entsprechende Bewegungen zum Beschleunigen antreiben. Zudem ist das Standbrett derart ausgebildet, dass es in Fahrtrichtung gesehen hinter dem Hinterrad eine ausreichend große Standfläche für zumindest einen Fuß des Nutzers bietet. Dies wird durch einen ausreichend großen Abschnitt des Standbretts hinter dem Hinterrad ermöglicht. Somit kann der Nutzer in Fahrt mit einem Fuß vor und mit einem Fuß hinter dem Hinterrad stehen und erhält dadurch ein neuartiges Fahrgefühl.
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Es versteht sich, dass Lenkstange und Hinterrad auch über eine Rahmenkonstruktion verbunden sein können, auf die das Standbrett dann aufgesetzt ist.
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Der Vorteil der Erfindung besteht darin, dass durch den Zugriff auf das Hinterrad neue Brems- und Beschleunigungsmöglichkeiten gegeben sind, die es gemeinsam mit der erweiterten Standfläche hinter dem Hinterrad ermöglichen, dass der Tretroller balanciert, gekippt und sogar in entgegengesetzter Fahrtrichtung genutzt werden kann.
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Der Tretroller mit einem gefederten Standbrett ermöglicht Sprünge, die von einem Skateboard bekannt, da sich durch die Rotation des Standbretts und die Federung zuerst das Standbrett neigt und danach der Rest des Tretrollers nachgezogen wird. Das Standbrett kann über eine Zugfeder an der Lenkstange aufgehängt sein, um dadurch Unebenheiten im Untergrund auszugleichen. Dabei kann die Verbindung zwischen Lenkstange und Hinterrad entweder über einen starren Rahmen erfolgen, zu dem das Standbrett relativ beweglich ist oder das gefederte Standbrett selbst stellt die Verbindung dar. Alternativ oder zusätzlich kann auch das Hinterrad relativ zum Standbrett oder zum Rahmen gefedert sein, beispielsweise mit Teleskopfedern.
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Die Unteransprüche stellen vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung dar.
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Bevorzugt ist die Federung zwischen einem der Lenkstange zugeordneten Ende des Standbretts und der Lenkstange derart wirksam, dass das Standbrett relativ um das Hinterrad verschwenkt. Belastet ein Benutzer das Standbrett, beispielsweise durch sein Körpergewicht bei einem Sprung bzw. der Landung nach einem Sprung, bewegt sich das Standbrett in Richtung des Bodens und federt anschließend in eine Ausgangslage zurück. Wenn bei einem Sprung die Belastung auf dem hinteren Teil des Standbretts liegt, dann federt das Standbrett nach oben, da sich ein Gelenkarm der Federung nach oben dreht und die Federung in eine andere Richtung wirkt.
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Um den Tretroller wahlweise auch mit einem starren Standbrett benutzen zu können, ist nach einer Weiterbildung die Federung lösbar arretierbar, insbesondere mittels eines Seilzuges, dem verlagerbare Arretierbolzen, die in der verriegelten Lage mit Schlössern zusammenwirken, wobei die Verriegelung zwischen dem Standbrett und einem Rahmen wirksam ist.
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Der Abschnitt des Standbretts hinter dem Hinterrad kann auch nach oben gebogen sein, um den Tretroller über das Hinterrad nach hinten abzukippen. Dabei wird der Tretroller in dieser verkippten Position vom darauf stehenden Nutzer in Balance gehalten.
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Vorzugsweise ist die Lenkstange mit einem im Wesentlichen horizontal ausgerichteten Lenker mit Griffen ausgestattet, der beispielsweise entsprechend einem Fahrradlenker ausgebildet sein kann. Somit kann die Fahrtrichtung bei einer drehbaren Lenkstange in einfacher Weise beeinflusst werden.
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Zur Verbesserung der Fahreigenschaften ist eine Bremse angeordnet. Beispielsweise können am Lenker ein oder zwei Bremshebel angeordnet sein, die in an sich bekannter Weise über Bowdenzüge oder dergleichen eine Felgen- und/oder Scheibenbremse an Vorder- und/oder Hinterrad betätigen.
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Um den Nutzungskomfort zu erhöhen, ist das Standbrett in Längsrichtung gesehen tailliert, das heißt von oben gesehen ist es in Fahrtrichtung vorne und hinten breiter als in der Mitte. Somit kann der Nutzer seinen Fuß zum Abstoßen nahe der Längsachse des Tretrollers aufsetzen und sich abstoßen, ohne eine zu große seitliche Kraftkomponente auszuüben. Die taillierte Form des Standbretts erleichtert es im Weiteren die Füße rechts und links neben das Standbrett zu stellen.
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Um weitere artistische Übungen mit dem Tretroller ausführen zu können, ist vorgeschlagen, dass an Vorder- und/oder Hinterrad an den Naben jeweils links und rechts Trittstützen, auch „BMX-Pegs“ genannt, angebracht sind, auf denen ein Nutzer seinen Fuß abstellen kann.
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Um das Fahren des Tretroller in unebenem Gelände zu ermöglichen, sind bevorzugt das Vorderrad und/oder das Hinterrad als Luftreifen ausgebildet.
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Es versteht sich, dass die vorstehend genannten und nachstehend noch zu erläuternden Merkmale nicht nur in der jeweils angegebenen Kombination, sondern auch in anderen Kombinationen verwendbar sind. Der Rahmen der Erfindung ist nur durch die Ansprüche definiert.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die zugehörige Zeichnung näher erläutert. Es zeigt:
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1 eine perspektivische Darstellung des Tretrollers nach der Erfindung von schräg vorne,
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2 eine Seitenansicht des Tretrollers nach 1,
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3 eine vergrößerte Darstellung der Einzelheit III nach 1,
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4 eine vergrößerte Darstellung der Einzelheit IV nach 1,
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5 eine vergrößerte Darstellung der Einzelheit IV nach 1 in alternativer Ausgestaltung,
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6 eine Seitenansicht des Tretrollers nach 1 in alternativer Ausgestaltung und
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7 eine Teildarstellung des Tretrollers nach 6.
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Der Tretroller 1 umfasst eine im Wesentlichen vertikal ausgerichtete Lenkstange 2, an der über eine Gabel 3 ein Vorderrad 4 geführt ist. Durch Drehen der Lenkstange 2 und somit des damit verbundenen Vorderrads 4 kann eine Fahrtrichtung des Tretrollers 1 beeinflusst werden. An der Lenkstange 2 ist ein Rahmen 5 drehbeweglich gelagert, an dem ein Hinterrad 6 angeordnet ist. Der Rahmen 5 ist beispielsweise durch ein oder zwei Rohre 15 gebildet, die beispielsweise über eine Gabel das Hinterrad 6 führen und relativ zur Lenkstange 2 drehbeweglich an dieser gelagert sind. Um die Lenkstange 2 in einfacher Weise handhaben zu können ist an dieser oberseitig ein im Wesentlichen horizontal ausgerichteter Lenker 7 mit Griffen 8 angeordnet.
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Zur Vereinfachung der Darstellung sind an dem Lenker 7 keine Bremshebel abgebildet, die beispielsweise über Bowdenzüge jeweils Bremsen an Vorderrad 4 und/oder Hinterrad 6 betätigen.
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Weiterhin verfügt der Tretroller 1 über ein Standbrett 9, auf das sich ein Nutzer mit einem oder beiden Füßen stellen kann. Das Standbrett 9 ist mit einer an sich beliebigen Federung 10 ausgestattet. Beispielsweise ist das Standbrett 9 einerseits über eine Zugfeder 16 oder alternativ über eine Druckfeder 17 und eine entsprechende Verschwenkmechanik 11 an der Lenkstange 2 und andererseits im Bereich des Hinterrades 6 aufgehängt. Somit kann sich die Höhe des Standbretts 9 relativ zum Rahmen 5 verändern, wie durch den Doppelpfeil F angedeutet. Alternativ oder zusätzlich kann das Standbrett 9 auch relativ zum Hinterrad 6 gefedert sein.
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Um die Federung zu arretieren, ist ein mit einem Seilzuges 18 gekoppelter Feststellhebel 19, beispielsweise am Lenker 7 angeordnet, wobei der Seilzuges 18 in einem an dem Rahmen 5 festgelegten Führungsrohr 22 mündet und mit axial zu dem Führungsrohr 22 verlagerbaren Arretierbolzen 20 gekoppelt ist, die zur Arretierung in zugeordnete Öffnungen von standbrettseitigen Schlössern 21 eingreifen. Um das Standbrett 9 zu arretieren, wird es durch Kraftbeaufschlagung in Richtung des Rahmens 5 verschwenkt, bis die federbelasteten Arretierbolzen 20 mit den Schlössern 21 in Eingriff gelangen. Zum Lösen der Arretierung wird der Feststellhebel 19, der beispielsweise an einem Bremshebel angeordnet sein kann, derart betätigt, dass die Arretierbolzen 20 durch den Seilzug 18 derart verlagert werden, dass sie die Schlösser 21 freigeben.
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Das Standbrett 9 verfügt über eine Öffnung 12, die vom Hinterrad 6 durchgriffen wird, so dass ein Nutzer von oben her frei auf das Hinterrad 6 zugreifen kann. Er kann es zum Beispiel mit seiner Schuhsohle abbremsen oder blockieren oder antreiben. Weiterhin ist das Standbrett 9 derart ausgebildet, dass es hinter dem Hinterrad 6 einen Abschnitt 14 aufweist, der eine ausreichend große Standfläche für zumindest einen Fuß eines Nutzers bietet. Somit kann der Nutzer sich beispielsweise während der Fahrt mit seinen Füßen vor und hinter das Hinterrad stellen.
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Um eine Verletzungsgefahr zu reduzieren, ist das Hinterrad 6 als ein Scheibenrad ausgebildet oder umfasst einen scheibenförmigen Speichenschutz 23.
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Weiterhin ist der hintere Abschnitt 14 des Standbretts 9 nach oben gebogen, so dass der Tretroller 1 durch Verkippen auf diesen Abschnitt gestellt und balanciert werden kann. Das Standbrett 9 ist mit einer Taillierung versehen, um ein Absetzen des Fußes nahe der Längsachse des Tretrollers zu ermöglichen. Zudem ist der Tretroller 1 mit Trittstützen 13 ausgestattet, um weitere artistische Übungen zu ermöglichen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Tretroller
- 2
- Lenkstange
- 3
- Gabel
- 4
- Vorderrad
- 5
- Rahmen
- 6
- Hinterrad
- 7
- Lenker
- 8
- Griffe
- 9
- Standbrett
- 10
- Federung
- 11
- Verschwenkmechanik
- 12
- Öffnung
- 13
- Trittstütze
- 14
- Abschnitt von 9
- 15
- Rohr
- 16
- Zugfeder
- 17
- Druckfeder
- 18
- Seilzug
- 19
- Feststellhebel
- 20
- Arretierbolzen
- 21
- Schloss
- 22
- Führungsrohr
- 23
- Speichenschutz
- F
- Doppelpfeil