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Die Erfindung betrifft eine elektronische Sanitärarmatur, insbesondere für Waschtische. Die modular aufgebaute, elektromotorisch gesteuerte Armatur weist dabei eine automatische Temperaturreglung auf. Aus der Druckschrift 10 2006 054 131 A1 ist eine fluidtechnische Steuerung und Regelung von Druck, Temperatur und Volumen für das Medium Wasser bekannt, die in der Gebäudetechnik Anwendung findet. Bei dieser Lösung sind 2 Antriebe mit jeweils einem Getriebe erforderlich, wovon ein Antrieb zur Verstellung eines Proportionalventils und ein Antrieb für das wamseitige Ventil dient, womit die Lösung sehr aufwendig gestaltet ist und einen großen Platzbedarf und hohen Installationsaufwand erfordert. Die Armatur ist durch die große Bauform nicht auf dem Waschtisch montierbar. Weiterhin ist nachteilig, dass Druck- und Temperatursensoren warmwasser-, kaltwasser- und mischwasserseitig erforderlich sind, wodurch sich die Kosten und der Wartungsaufwand erhöhen. Die Regelung von Durchfluss und Temperatur erfolgt in mindestens zwei Baugruppen, wobei eine echte Durchfluss/Mengenregelung möglich ist und ein flinkes Regelverhalten gewährleistet ist. Es werden die Sensordaten der Vergangenheit erfasst sowie die Ist- und Sollzustandsdaten. Daraus und aus der hinterlegten Regelkennlinie erfolgt die Verstellung des Proportionalventils einschließlich des übergeordneten Ventils. Weiterhin ist nachteilig, dass sich in der Armatur eine große Menge von Stagnationswasser befindet und in den Ventileinsätzen, durch welche Trinkwasser strömt, Kunststoff verwendet wird.
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In der Druckschrift
DE 10 2008 053 879 A1 wird eine elektrische Sanitärarmatur beschrieben, die eine Baugruppe mit Motor für Warmwasser und eine Baugruppe mit Motor für Kaltwasser beinhaltet und daher ebenfalls einen großen Platzbedarf erfordert. Es sind zwei motorisch angetriebene Ventile vorhanden, die als Absperrventil, Membranventil, Keramikscheibenventil, Kegelventil, Schieberventil, Proportionalventil oder Kolbenventil ausgebildet sein können. Die Ventile sind räumlich voneinander getrennt, wodurch eine verzögerte Reaktionszeit zu verzeichnen ist. Insgesamt ist das Regelverhalten träge. Es ist jeweils ein Temperatursensor im Warm- und Kaltwasserzulauf erforderlich oder mindestens ein Temperatursensor, der die Temperatur ausgangsseitig der Mischkammer erfasst und der optional mit einem Durchflussmesser, welcher die Mischwassertemperatur ermittelt und regeln soll, gekoppelt sein kann. Ein großer Nachteil dieser Lösung besteht darin, dass kein Verbrühschutz gewährleistet ist.
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Aufgabe der Erfindung ist es, eine elektronische Sanitärarmatur, insbesondere für Waschtische zu entwickeln, die ein flinkes Regelverhalten gewährleistet sowie einen Verbrühschutz sicherstellt, einen geringen Platzbedarf benötigt und einen einfachen konstruktiven Aufbau aufweist.
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Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des ersten Patentanspruchs gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.
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Die elektronische Sanitärarmatur, welche insbesondere für Waschtische Verwendung findet, weist ein Gehäuse mit Zuführungen für Kalt- und Warmwasser, eine Mischkammer und einen Abgang, der das in der Mischkammer bereitgestellte Mischwasser zum Auslauf führt, auf, wobei das Gehäuse erfindungsgemäß ein Stellelement und einen Temperatursensor aufnimmt und der Temperatursensor in die Mischkammer reicht bzw. in diese integriert ist oder nach der Mischkammer in Richtung zum Abgang des Mischwassers angeordnet ist und das Stellelement mit einem Motor verbunden und in Bezug auf ein feststehendes Element, welches einen Durchfluss von den Zuführungen für Kalt- und Warmwasser und vom Abgang zur Mischkammer herstellt, verstellbar ist, wobei dem Drehwinkel des Stellelements eine Temperatur (insbesondere die mit dem Temperatursensor erfasste Temperatur) und/oder eine Durchflussmenge zuordenbar ist. Durch diese konstruktive Gestaltung wird ein flinkes Regelverhalten und einen Verbrühschutz gewährleistet, das die Sanitärarmatur sofort schließt, wenn die Temperatur des Mischwassers einen vorbestimmten Wert übersteigt. Bevorzugt ist die Mischkammer zwischen dem feststehenden Element und dem Stellelement ausgebildet, wobei das feststehende Element Durchbrüche und/oder Kanäle aufweist, die einerseits mit der Mischkammer und andererseits mit den Zuführungen für Kalt- und Warmwasser und dem Abgang für das Mischwasser in Verbindung stehen. Durch die Gestaltung der Mischkammer werden bei Drehung des Stellelementes je nach Drehrichtung die Zuführungen für Kalt- und Warmwasser weiter bzw. ganz geöffnet bzw. weiter oder ganz verschlossen, so dass sich das Mischungsverhältnis von Warm- und Kaltwasser nach der geforderten Temperatur des Mischwassers schnell ändert. Das Stellelement und/oder das feststehende Element sind bevorzugt scheibenartig ausgebildet, wodurch ein einfacher konstruktiver Aufbau gewährleistet wird, und bestehen bevorzugt aus Keramik, metallischem Werkstoff, Kunststoff oder einer Kombination dieser Materialien.
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Je nach Betätigungskraft zum Bewegen der Spindel und den Motorkenngrößen kann der Motor mit einem Getriebe gekoppelt sein, welches die Drehbewegung des Motors auf das Stellelement überträgt. Der Motor kann beispielsweise als Schrittmotor und das Getriebe als Stirnradgetriebe oder Planetengetriebe ausgebildet sein.
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Die Ansteuerung des Motors erfolgt von einem auf einer Platine angeordneten Prozessor, in dem die Einspeisung und Verarbeitung von Signalen in Form von Temperatur, Kaltwasser/Wassermwasser/Mischwasser und bedarfsweise von weiteren Signalen wie Füllstandsbegrenzung des Waschtisches oder Nutzererkennung erfolgt Die Steuerung von Funktionen „ein/aus”, „kälter”, „wärmer” und bedarfsweise weiterer Funktionen wird mittels ein oder mehrerer Bedienelemente realisiert, die mit der Sanitärarmatur gekoppelt sind.
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Vorteilhafter Weise sind in den mit der elektronischen Sanitärarmatur ausgestatteten Waschtisch optische Systeme zur Nutzerführung integriert, die mit der elektronischen Sanitärarmatur gekoppelt sind. Als optische Systeme werden bevorzugt leuchtende und/oder blinkende Bedienelemente und/oder eine Orientierungsbeleuchtung verwendet. Damit wird eine komfortable Bedienung der Sanitärarmatur gewährleistet.
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Als optischen Systeme können LEDs verwendet werden, die einen geringe Leistungsaufnahme aufweisen. Vorteilhaft ist es, wenn mit den LEDs durch deren Farbwechsel die Temperaturänderung des durch die Sanitärarmatur bereitgestellten Mischwassers signalisierbar ist, wozu mit dem/den optischen System/en der Wasserstrahl ausgeleuchtet werden kann.
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Der Aufbau der Armatur ist dabei so gestaltbar, dass der Auslauf, insbesondere auf Waschtischen, als sichtbares Teil der Installation ein individuelles Design erhalten kann. Er muss sich nicht an innen liegende Funktionselemente anpassen und stellt nur die Hülle für die Wasserführung dar. Der Auslauf kann entsprechend Nutzerwünschen variiert werden oder auch direkt im Waschtisch integriert sein.
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Die Erfindung wird nachfolgend an zwei Ausführungsbeispielen und zugehörigen Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine erste Variante einer Armatur, bei welcher zwischen Motor und Stellelement ein Getriebe in Form eines Stirnradgetriebes angeordnet ist,
die 2 bis 4 eine zweite Variante, bei welcher das Stellelement über ein Getriebe in Form eines Planetengetriebes mit dem Motor gekoppelt ist und dabei
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2 eine Armatur, bei welcher der Motor durch ein Planetengetriebe mit einer keramische Scheibe gekoppelt ist in der Seitenansicht mit Teilschnitt durch das Gehäuse,
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3 den Schnitt A-A gemäß 2,
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4 die dreidimensionale Darstellung gemäß 2,
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5 die Explosivdarstellung von Stellelement und feststehendem Element gemäß 2 bis 4.
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Die eigentliche Armatur ist bevorzugt verdeckt, vorzugsweise unter dem Waschtisch angeordnet. Sie besteht bei beiden Varianten aus einem Gehäuse 1, welches das Stellelement, z. B. eine von Sanitärarmaturen bekannte Kartusche und einen Temperatursensor 4 aufnimmt. Der Sensor ist unmittelbar nach dem Mischelement angeordnet. An das Gehäuse werden die Zuführungen 3, z. B. flexible Panzerschläuche, für Kalt- und Warmwasser angeschlossen, ebenso der Abgang 2, der das in einer Mischkammer bereitgestellte Mischwasser zum nicht dargestellten Auslauf am ebenfalls nicht dargestellten Waschtisch führt.
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Die Spindel S des Stellelementes wird gemäß 1 über ein Getriebe 5 in Form eines Stirnradgetriebes und nach den 2 bis 4 über ein Getriebe 5 in Form eines Planetengetriebes mit einem Motor, der hier in Form eines Schrittmotors 7 ausgebildet ist, verbunden. Je nach Betätigungskraft zum Bewegen der Spindel S und den Motorkenngrößen kann gemäß eines nicht dargestellten Beispiels auch auf ein Getriebe verzichtet werden, wobei dann das Stellelement bevorzugt über die Spindel S direkt mit dem Motor gekoppelt ist. Der Elektromotor, der hier als Schrittmotor 7 ausgebildet ist, wird von einem auf einer Platine 9 angeordneten (nicht separat dargestellten) Prozessor angesteuert.
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Die Steuerung der Funktionen „ein/aus”, „kälter”, „wärmer” usw. durch den Nutzer erfolgt beispielsweise durch einen oder mehrere Taster und/oder durch andere Bedienelemente wie z. B. Drehknopf, Hebel und dergleichen.
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Das Stellelement ist bevorzugt scheibenartig, insbesondere in Form einer Keramikscheibe K (s. 2 bis 5) ausgebildet, die im Verhältnis zu einer feststehenden Scheibe K1 drehbar ist. Die feststehende Scheibe K1 weist Durchströmöffnungen und/oder Kanäle auf, die mit dem Kaltwasseranschluss, dem Warmwasseranschluss und dem Mischwasseranschluss in Verbindung stehen. Durch eine über den Motor 7 und das Getriebe 5 hervorgerufene Drehung der Keramikscheibe K werden die Durchströmöffnungen so reduziert oder freigegeben, dass das erforderliche Mischungsverhältnis von Kalt- und Warmwasser zum Erreichen einer bestimmten Temperatur des Mischwassers erzielt wird. Somit erfolgt eine Veränderung des Mischungsverhältnisses Kaltwasser/Warmwasser bei Verstellung der Keramikscheibe K. Über den Drehwinkel des Motors und somit den Drehwinkel des Stellelementes in Form der Keramikscheibe K wird die Regelkurve der Armatur bestimmt bzw. eingestellt. Während des Betriebs wird ein programmierter Steueralgorithmus in einem selbstlernenden Prozess nachjustiert. Die zuletzt vom Nutzer gewählte Auslauftemperatur des Mischwassers und die Temperaturen von Warm- und Kaltwasser, die anliegen, werden der Berechnung der Neujustierung der Regelkurve zugrunde gelegt.
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Bevorzugt ist die feststehende Scheibe K1 auch aus Keramik oder aus metallischem Werkstoff (bevorzugt Edelstahl) ausgebildet. Anstelle einer Keramikscheibe K kann auch eine Stellelement aus metallischem Werkstoff (bevorzugt Edelstahl) eingesetzt werden.
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Es ist selbstverständlich auch möglich, das Stellelement und/oder das feststehende Element aus Kunststoff oder einem Hybridmaterial zu fertigen, wobei Kunststoff jedoch gesundheitliche Risiken in Bezug auf den Einsatz im Trinkwasser in sich bergen kann und das Hybridmaterial meist kostenintensiv ist.
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Vorteilhafter Weise wird jedoch, wie vorgenannt bereits beschrieben, eine Keramikscheibe verwendet, die verschleißfest ist und keine negativen Auswirkungen auf das Trinkwasser aufweist. Das Getriebe, welches zwischen Motor und Stellelement angeordnet ist, kann beispielsweise in Form eines Planetengetriebes ausgebildet sein, wobei dann das Gehäuse als Träger der Getriebestufe dient (2 bis 4).
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Eine Prinzipdarstellung von feststehendem Element K und Stellelement in der Explosivdarstellung ist in 5 dargestellt:
Das feststehende Element K1 ist gehäusefest und in Richtung zu den Anschlüssen für Warm- und Kaltwasser und in Richtung zum Abgang für das Mischwasser (nicht dargestellt) angeordnet. Durch das scheibenartige feststehende Element K1, welches hier eine zylinderförmige Außenkontur aufweist, führen zwei Durchbrüche D1, von denen einer mit dem Kaltwasseranschluss und einer mit dem Warmwasseranschluss in Verbindung steht. Ein dritter Durchfluss D2 steht mit dem Abgang für das Mischwasser in Verbindung. Das Element K1 weist eine erste Stirnseite K1a auf, die in Richtung zum Stellelement in Form einer Keramikscheibe K ausgerichtet ist und eine dieser gegenüberliegende zweite Stirnseite K1b.
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In der Keramikscheibe K ist die Mischkammer M ausgebildet, die in diesem Ausführungsbeispiel eine im Wesentlichen kreissegmentartige Ausnehmung M1 aufweist, von welcher sich zwei weitere Ausnehmungen M2, M3, die im Winkel zueinander versetzt angeordnet sind, radial nach außen erstrecken. Zwischen den Ausnehmungen M2, M3 wird ein Steg M4 ausgebildet. Die Keramikscheibe K besitzt in Richtung zum Element K1 eine erste Stirnseite Ka und gegenüberliegend eine zweite Stirnseite Kb. Aus Richtung der zweiten Stirnseite Kb wird die Mischkammer M mit einem Boden B verschlossen, der hier an einer scheibenartigen Durchmessererweiterung S1 der Spindel S ausgebildet ist. Die radiale Durchmessererweiterung S1 und die Keramikscheibe K werden über korrespondierende und in Eingriff bringbare (nicht bezeichnete Elemente) miteinander verbunden.
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Der Boden B kann auch unmittelbar an der Keramikscheibe ausgebildet sein und auch die Spindel S mit dem Stellelement einstückig gefertigt werden, z. B. wenn das Stellelement aus metallischem Werkstoff (Messing, Edelstahl) oder aus Kunststoff gefertigt ist (nicht dargestellt).
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Im montierten Zustand sitzt das feststehende Element K1 gestellfest im hier nicht dargestellten Gehäuse und das Stellelement, hier in Form der Keramikscheibe K liegt mit seiner ersten Stirnseite Ka an der ersten Stirnseite K1a des Elements K1 an. Dabei ist immer eine Verbindung von der Mischkammer M zum Durchbruch D2, aus dem das Mischwasser in Pfeilrichtung abgegeben wird, vorhanden. Über die zwei Durchbrüche D1 werden der Mischkammer M das Kaltwasser und das Warmwasser zugeführt und darin gemischt. Die Geometrie der Ausnehmungen M1, M2, M3 hat Einfluss darauf, wie sich das Mischungsverhältnis bei Drehung des Stellelementes ändert und somit Einfluss auf die Regelkurve. Die Ausnehmungen M1, M2, M3 können je nach Anforderung konstruktiv anders gestaltet sein. Werden die Durchbrüche D1 von der Keramikscheibe K verdeckt, fließt kein Wasser. Die Armatur befindet sich im geschlossenen Zustand. Durch Drehen der Keramikscheibe K über deren Spindel S mittels des hier nicht dargestellten Schrittmotors wird durch die erste Stirnfläche Ka der Durchbruch D1 für das Kaltwasser oder der Durchbruch D1 für das Warmwasser je nach Drehrichtung weiter bzw. ganz verschlossen und der jeweils andere Durchbruch D1 weiter bzw. ganz geöffnet, wodurch sich das Mischungsverhältnis von Kalt- und Warmwasser und damit die Temperatur des durch den Durchbruch D2 abgegebenen Mischwassers entsprechend ändert. Die Temperatur des Mischwassers wird in der Mischkammer oder vorzugsweise unmittelbar hinter der Mischkammer erfasst, wobei der Temperatursensor in die Mischkammer, oder den Durchbruch D2 führt oder in Richtung zum Auslauf kurz hinter dem Durchbruch D2 im Ablauf des Mischwassers angeordnet ist (nicht dargestellt).
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Der Prozessor erlaubt neben der Erfassung und Verarbeitung der Temperatur des Mischwassers die Einspeisung und Verarbeitung weiterer Signale, z. B. für Füllstandbegrenzung oder Nutzererkennung. Es ist möglich, auch die Temperaturen von Kalt- und Warmwasser zu erfassen und dem Prozessor zur Verarbeitung zuzuführen.
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Optische Systeme zur Nutzerführung sind integrierbar, z. B. leuchtende und/oder blinkende Bedienelemente, die zur Betätigung der Armatur dienen und beispielsweise eine Orientierungsbeleuchtung am Waschtisch.
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Mit dem beschriebenen System ist es möglich über eine Signalleitung 10, LEDs anzusteuern, die bevorzugt im nicht dargestellten Waschtisch integriert sind und die dem Nutzer durch Farbwechsel die Temperaturänderung des Mischwassers signalisieren, z. B. kann der Wasserstrahl ausgeleuchtet werden. Über die Signalleitung 10 werden ebenfalls Signale der Bedienelemente an den Prozessor weitergeleitet, der dann beispielsweise ein Signal zur Betätigung des Schrittmotors 7 bereitstellt. Zur Stromversorgung ist ein Netzkabel 11 vorgesehen, welches mit einem Netzstecker 11.1 verbindbar ist. Über eine Stützbatterie 8 wird die Stromversorgung bei Ausfall des Stromnetzes abgesichert.
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Die Funktion der Armatur ist folgende: bei herkömmlichen Mischersystemen, wie Einhebelmischern oder berührungslosen IR-Armaturen, wird die Temperaturobergrenze des Mischwassers mechanisch begrenzt. Bei einer Kartuschenlösung kann der Anschlag durch den Installateur vor Ort individuell eingestellt werden. Voraussetzung für die Einhaltung der maximalen bzw. geforderten Mischtemperatur ist die Bereitstellung von Kalt- und Heißwasser mit gleichbleibenden Temperaturen und konstantem Druck. Schwierigkeiten treten dort auf, wo plötzlich weitere Verbraucher zugeschaltet werden oder keine Zirkulationsleitungen installiert sind. Das nicht sofort anliegende Heißwasser verlangt hier ein ständiges manuelles Nachregeln der Mischwassertemperatur auf den gewünschten Wert.
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Bei dem beschriebenen System hat der Nutzer die Möglichkeit über Bedienelemente, den Wasserfluss zu starten und dann eine gewünschte Temperatur anzuwählen, z. B. durch Taster „Kälter” und „Wärmer”. Das System lässt die Erhöhung der Mischwassertemperatur bis zu einer softwareseitig eingestellten Grenze zu. Diese kann den in diversen Regelwerken, z. B. für Pflegeeinrichtungen und Kindergärten festgelegten Werten entsprechen.
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Die Temperaturänderung des Mischwassers wird bestimmt durch eine in Versuchen ermittelte Idealkurve für das Temperatur-Zeit-Verhalten des Temperatursensors 4 in der Armaturenbaugruppe. Dem Drehwinkel des Stellelementes lässt sich somit eine Temperatur zuordnen. Um ein so genanntes Überschwingen und damit Zeitverlust zu Vermeiden, wird nahe an den Soll-Wert heran gefahren und erst dann ein noch bestehender Restfehler ausgeregelt. Durch die Kombination von Steuerung und Reglung wird ein schnelles Erreichen der Wunschtemperatur ohne Regelverluste ermöglicht. Im weiteren Verlauf überwacht der Prozessor die Temperatur und stellt bei Abweichungen die Wunschtemperatur automatisch nach. Die werksseitig vorgegebene Temperatur-Zeit-Kurve wird während der Nutzung verfeinert und an die betreffende Installation angepasst. Durch diesen Lernprozess wird die Temperatureinstellung nochmals beschleunigt.
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Gelingt es dem beschriebenen System nicht, die maximale Mischtemperatur einzuhalten, d. h. steigt die Temperatur unzulässig hoch, z. B. bei Ausfall der Kaltwasserversorgung, besteht Verbrühgefahr. In diesem Fall sperrt das Stellelement den Wasserfluss sofort ab und signalisiert eine Serviceanforderung. Dieser thermische Verbrühschutz gewährleistet besonders in öffentlichen Bereichen ein hohes Maß an Sicherheit. Im Gegensatz zu bekannten thermostatischen Mischern wird der Wasserfluss sofort vollständig und nicht nur nahezu abgesperrt.
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Auf Grundlage des bekannten Temperaturverhaltens kann der Prozessor Abweichungen vom normalen Verhalten (z. B. ungewöhnlicher Anstieg der Mischtemperatur) bewerten und Funktionen auslösen. Der Temperatursensor besitzt eine Messverzögerung (definiert durch die Zeitkonstante), d. h. der endgültige Messwert wird erst nach einer gewissen Zeit erreicht. Um trotzdem schnell, vor Ablauf der Messzeit reagieren zu können, werden die anliegenden Werte für eine Vorausberechnung der Mischtemperatur verwendet. Damit kann der Zeitverlust kompensiert werden.
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Eine einfach zu startende Servicefunktion, z. B. durch Anhalten eines Magneten, macht es möglich, die Temperaturbegrenzung außer Kraft zusetzen und eine so genannte thermische Desinfektion durchzuführen. Hierbei muss Wasser einer konstant hohen Temperatur über einen vorgegebenen Zeitraum ausfließen. Die Zeit wird erst ab Erreichen dieser Temperatur an der Entnahmestelle gestartet. Nach Ablauf wird kühler gespült und schließlich abgesperrt.
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Durch eine programmierte Nachlaufzeit wird abgesichert, dass das Wasser auch abgesperrt wird, wenn der Nutzer den Waschtisch verlassen hat, ohne es selbst zu tun.
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Der Wasserfluss kann ebenfalls gestoppt werden, wenn eine festgelegte Füllhöhe im Waschtisch erreicht ist.
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Eine Stützbatterie 8 sorgt für eine Notabschaltung des Wasserflusses bei Stromausfall.
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Ein Serviceanschluss ermöglicht es geschultem Personal, einen PC anzuschließen und individuelle Einstellungen, z. B. für Temperaturen oder Zeitvorgaben vorzunehmen und einen Steueralgorithmus vorzugeben.
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Mit der erfindungsgemäßen Lösung wird eine elektronische Sanitärarmatur, insbesondere für Waschtische, bereitgestellt, die ein insbesondere scheibenartiges Stellelement (z. B. Keramikscheibe, wie bei Einhebelmischern bekannt) beinhaltet, ein flinkes selbstlernendes Regelverhalten und einen zuverlässigen Verbrühschutz gewährleistet und bei einem geringen Platzbedarf einen einfachen, kostengünstigen sowie wartungsarmen Aufbau aufweist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Gehäuse mit Stellelement und Mischkammer
- 2
- Abgang für Mischwasser
- 3
- Anschluss für Kalt- und Warmwasser
- 4
- Temperatursensor
- 5
- Getriebe
- 6
- Lagerung
- 7
- Schrittmotor
- 8
- Stützbatterie
- 9
- Platine
- 10
- Signalleitung
- 11
- Netzkabel
- 11.1
- Netzstecker
- B
- Boden
- K
- Keramikscheibe
- D1
- zwei Durchflüsse für Kaltwasser und Warmwasser
- D2
- dritter Durchfluss für Mischwasser
- Ka
- erste Stirnseite der Keramikscheibe
- Kb
- zweite Stirnseite der Keramikscheibe
- K1
- feststehende Scheibe
- K1a
- erste Stirnseite der feststehenden Scheibe
- K1b
- zweite Stirnseite der feststehenden Scheibe
- M1
- Ausnehmung
- M2
- Ausnehmung
- M3
- Ausnehmung
- M4
- Steg zwischen den Ausnehmungen M2, M3
- S
- Spindel des Stellelements
- S1
- Durchmessererweiterung der Spindel
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102008053879 A1 [0002]