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Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der räumlichen Darstellung, im speziellen der mit Hilfsmittel räumlich wahrnehmbaren Darstellung. Die Erfindung betrifft konkreter ein Verfahren zur räumlichen Darstellung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 und eine Anordnung zur räumlichen Darstellung nach dem Oberbegriff des Anspruchs 4.
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Seit geraumer Zeit existieren Ansätze zu dem vorgenannten Fachgebiet. Ein Pionier auf diesem Gebiet war Frederic Ives, der in der Schrift
GB190418672 A ein System mit einem „Linienschirm“ zur 3D-Darstellung vorstellte. Weiterhin sind in der Schrift von
Sam H. Kaplan „Theory of parallax barriers", Journal of SMPTE Vol. 59, No 7, pp 11-21, July 1952 grundlegende Erkenntnisse zur Verwendung von Barriereschirmen für die 3D-Darstellung beschrieben.
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Lange Zeit gelang jedoch keine umfassende Verbreitung von autostereoskopischen Systemen. Erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts konnte auf Grund der nunmehr zur Verfügung stehenden Rechenleistung und neuartigen Displaytechnologien eine gewisse Renaissance der 3D-Systeme einsetzen. In den 90er Jahren schnellte die Anzahl von Patentanmeldungen und Veröffentlichungen zu brillenfreien 3D-Visualisierungen förmlich in die Höhe. Herausragende Ergebnisse wurden erzielt von den folgenden Erfindern bzw. Anbietern:
- In der JP H08 - 331 605 A beschreiben Masutani Takeshi et al. (Sanyo) eine Stufenbarriere, bei der ein transparentes Barriereelement in etwa die Abmaße eines Farbsubpixels (R, G oder B) aufweist. Mit dieser Technik war es erstmals möglich, den bei den meisten autostereoskopischen Systemen auf Grund der Darstellung gleichzeitig mehrerer Ansichten (mindestens zwei, bevorzugt mehr als zwei Ansichten) auftretenden Auflösungsverlust in der horizontalen Richtung teilweise auch auf die vertikale Richtung umzulegen. Nachteilig ist hier wie bei allen Barriereverfahren der hohe Lichtverlust. Außerdem verändert sich der Stereokontrast bei seitlicher Bewegung des Betrachters von nahezu 100% auf etwa 50% und dann wieder ansteigend auf 100%, was eine im Betrachtungsraum schwankende 3D-Bildqualität zur Folge hat.
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Pierre Allio gelang mit der Lehre nach den
US 5,808,599 A ,
US 5,936,607 A und
WO 00/10332 A1 eine beachtenswerte Weiterentwicklung der Lentikulartechnologie, wobei auch er eine subpixelbasierte Ansichtenaufteilung nutzt.
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Ein weiteres herausragendes Ergebnis wurde von Cees van Berkel mit der
EP 791 847 A1 zum Patent angemeldet. Dabei liegen gegenüber der Vertikalen geneigte Lentikularlinsen über einem Display, das ebenso verschiedene Perspektivansichten zeigt. Charakteristisch werden hier n Ansichten auf mindestens zwei Bildschirmzeilen aufgeteilt, so dass wiederum der Auflösungsverlust von der Horizontalen teilweise auf die Vertikale umgelegt wird.
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Lentikularlinsen lassen sich jedoch nur aufwendig herstellen und der Produktionsprozess für ein darauf basierendes 3D-Display ist nicht trivial.
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Gleich mehrere Meilensteine für die Autostereoskopie begründete Jesse Eichenlaub mit den Schriften
US 6,157,424 A und
WO 02/35277 A1 sowie etlichen weiteren Erfindungen, die jedoch nahezu alle 3D-Systeme für nur einen Betrachter darstellen und/oder oftmals nicht zu akzeptablen Kosten herstellbar sind.
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Mit der
DE 10 003 326 C2 gelang Armin Grasnick et al. eine Weiterentwicklung der Barrieretechnologie in Bezug auf zweidimensional strukturierte wellenlängenselektive Filterarrays zur Erzeugung eines 3D-Eindrucks. Nachteilig ist jedoch auch hier die gegenüber einem 2D-Display stark verminderte Helligkeit derartiger 3D-Systeme.
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Armin Schwerdtner gelang mit der
WO 2005/027534 A2 ein neuartiger technologischer Ansatz für eine in allen (in der Regel zwei) Ansichten vollauflösende 3D-Darstellung. Allerdings ist dieser Ansatz mit hohem Justageaufwand verbunden und für größere Bildschirmdiagonalen (ab etwa 25 Zoll) nur extrem schwer implementierbar.
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Die Schrift
GB 24 05 043 A zeigt eine Barriere mit zur Mitte hin geschrumpfter Struktur zum Ausgleich von optischen Problemen, welche von Brechungsindexunterschieden verursacht werden. Eine weitergehende Verbesserung des 3D-Eindrucks durch diese spezielle Barriereausprägung wird jedoch nicht erreicht.
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In der Schrift
WO 04 / 077 839 A1 wird eine Barriere mit erhöhter Lichtdurchlässigkeit (dort genannt „ Filterarray“) beschrieben. Diese erhöhte Helligkeit wird jedoch mit einem Verlust an Kanaltrennung, mithin einem stärkeren Übersprechen der Kanäle, erkauft, was die 3D-Bildqualität mindern kann.
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Schließlich offenbart Wolfgang Tzschoppe in der Schrift
DE 102 61 657 A1 ein 2D/3D umschaltbares Display, welches zur Erzielung ebenjener Umschaltbarkeit verschiedene Barrieremuster vorschlägt, um die Helligkeitsverteilung des Displays zu beeinflussen. Die entsprechenden Barrieremuster dienen daher zuallererst einer homogenen Ausleuchtung in den beiden Betriebsmodi 2D und 3D.
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Aus der
US 2012 / 0 105 806 A1 ist ein Verfahren zur räumlichen Darstellung nahegelegt, bei dem Teilbilder in Transmission und andere Teilbilder in Reflexion dargestellt werden.
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Ein gattungsgemäßes Verfahren und eine gattungsgemäße Anordnung sind aus der
WO 2004 / 008 779 A2 bekannt.
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Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, Verfahren und Anordnung zur hilfsmittelfrei räumlich wahrnehmbaren Darstellung anzugeben, die auf einfache Weise und in voller Bildschirmauflösung umzusetzen ist. Dabei soll eine normale, vollauflösende 2D-Darstellung nicht gestört werden, falls diese gewünscht ist.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst von einem Verfahren zur räumlichen Darstellung, umfassend die folgenden Schritte
- - Darstellung eines ersten Bildes A(1) auf einem transmissiven oder selbst leuchtenden Bildschirm (1), wobei der besagte Bildschirm (1) betrachterseitig aus mindestens einem Winkelbereich (2) einfallendes Licht reflektiert,
- - Darstellung eines zweiten Bildes A(2) vor dem Bildschirm derart, dass dieses zweite Bild A(2) betrachterseitig aus dem besagten Winkelbereich (2) auf den Bildschirm (1) einfällt und entsprechend reflektiert wird,
- - so dass ein Betrachter (3) mit beiden Augen jeweils eines der Bilder A(1) und A(2) sieht und einen räumlichen Eindruck erhält.
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Das Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass der Bildschirm (1) ein LCD-Display (Liquid Crystal Display - Flüssigkristall-Bildschirm) oder ein OLED-Bildschirm (Organic Light Emitting Diode Bildschirm - Organische-Leuchtdioden-Bildschirm) ist.
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Optional kann dabei die Augenposition des Betrachters (3) wiederkehrend ermittelt und die Position der Darstellung des zweiten Bildes A(2) entsprechend nachgeführt werden.
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Vorteilhaft enthält der Bildschirm (1) auf seiner Oberfläche Linsen, Prismen, Polarisationsfilter und/oder teilverspiegelte Schichten, um aus mindestens einem Winkelbereich (2) einfallendes Licht zu reflektieren.
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Die Aufgabe der Erfindung wird auch gelöst von einer Anordnung zur räumlichen Darstellung, umfassend
- - einen transmissiven oder selbst leuchtenden Bildschirm (1) zur Darstellung eines ersten Bildes A(1), wobei der besagte Bildschirm (1) so ausgebildet ist, dass er betrachterseitig aus mindestens einem Winkelbereich (2) einfallendes Licht reflektiert,
- - eine zweite Bildquelle zur Darstellung eines zweiten Bildes A(2) vor dem Bildschirm (1) derart, dass dieses zweite Bild A(2) betrachterseitig aus dem besagten Winkelbereich (2) auf den Bildschirm einfällt und entsprechend reflektiert wird,
- - so dass wenigstens ein Betrachter (3) mit beiden Augen jeweils eines der Bilder A(1) und A(2) sieht und einen räumlichen Eindruck erhält.
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Die Anordnung zeichnet sich dadurch aus, dass der Bildschirm (1) ein LCD-Display (Liquid Crystal Display - Flüssigkristall-Bildschirm) oder ein OLED-Bildschirm (Organic Light Emitting Diode Bildschirm - Organische-Leuchtdioden-Bildschirm) ist.
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Bevorzugt enthält die Oberfläche des Bildschirms (1) auf seiner betrachterseitigen Oberfläche Linsen, Prismen, Polarisationsfilter und/oder teilverspiegelte Schichten, um aus mindestens einem Winkelbereich (2) einfallendes Licht geeignet zu reflektieren.
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Die zweite Bildquelle kann beispielsweise ein Projektor oder ein Flachbildschirm sein. Im Falle eines Projektors kann dieser ggf. Kopf des Betrachters 3 geschnallt und „getrackt“ werden, um den Winkelbereich 2 genau zu definieren.
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Optional kann auch die Augenposition des Betrachters (3) wiederkehrend ermittelt und die Position der Darstellung des zweiten Bildes A(2) entsprechend nachgeführt werden.
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Ferner kann es sinnvoll sein, dass die Eigenschaft des Bildschirms (1), mindestens aus einem Winkelbereich (2) einfallendes Licht zu reflektieren, ein- oder ausgeschaltet werden kann. Hierzu könnte ggf. eine temporäre Optik (z.B. ein teilverspiegeltes Substrat) auf dem Bildschirm 1 vorgesehen sein, welche bei Bedarf abgenommen werden kann.
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In einer weiteren Ausgestaltung ist es möglich, dass mehr als ein Betrachter (3) einen räumlichen Eindruck erhält, in dem die Reflektion des zweiten Bildes A(2) in gleichzeitig verschiedene Raumwinkel erfolgt.
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Die Erfindung soll nachstehend anhand einer Zeichnung näher erläutert werden. Die Zeichnung 1 zeigt den schematischen Aufbau zur Umsetzung einer ersten Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens und der Anordnung. Die Zeichnung ist nicht maßstäblich. Dies betrifft insbesondere auch, sofern vorhanden, jedwede Winkelmaße und Abstände.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur räumlichen Darstellung umfasst die folgenden Schritte
- - Darstellung eines ersten Bildes A(1) auf einem transmissiven oder selbst leuchtenden Bildschirm 1, wobei der besagte Bildschirm 1 betrachterseitig aus mindestens einem Winkelbereich 2 einfallendes Licht reflektiert,
- - Darstellung eines zweiten Bildes A(2) vor dem Bildschirm derart, dass dieses zweite Bild A(2) betrachterseitig aus dem besagten Winkelbereich 2 auf den Bildschirm 1 einfällt und entsprechend reflektiert wird,
- - so dass ein Betrachter 3 mit beiden Augen jeweils eines der Bilder A(1) und A(2) sieht und einen räumlichen Eindruck erhält.
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In 1 ist zu sehen, wie das Bild A(2) derart auf den Bildschirm 1 unter einem Winkelbereich 2 einfällt, dass es auf das eine Auge des Betrachters 3 reflektiert wird. Die entsprechenden Winkel sind mit Strichlinien angedeutet.
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Das andere Auge des Betrachters 3 sieht dabei das auf dem Bildschirm 1 dargestellte Bild A(1). Somit entsteht der räumliche Eindruck.
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Als Bilder A(1) und A(2) kommen insbesondere Stereobildpaare (auch Folgen von Stereobildpaaren, also Stereovideos) in Frage.
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Vorteilhaft enthält der Bildschirm 1 auf seiner Oberfläche mindestens eine teilverspiegelte Schicht, um aus mindestens einem Winkelbereich (2) einfallendes Licht entsprechend zu reflektieren.
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Eine anhand von 1 ebenso zu illustrierende erfindungsgemäße Anordnung zur räumlichen Darstellung umfasst
- - einen transmissiven oder selbst leuchtenden Bildschirm 1 zur Darstellung eines ersten Bildes A(1), wobei der besagte Bildschirm 1 so ausgebildet ist, dass er betrachterseitig aus mindestens einem Winkelbereich 2 einfallendes Licht reflektiert,
- - eine zweite Bildquelle zur Darstellung eines zweiten Bildes A(2) vor dem Bildschirm 1 derart, dass dieses zweite Bild A(2) betrachterseitig aus dem besagten Winkelbereich 2 auf den Bildschirm einfällt und entsprechend reflektiert wird,
- - so dass wenigstens ein Betrachter 3 mit beiden Augen jeweils eines der Bilder A(1) und A(2) sieht und einen räumlichen Eindruck erhält.
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In 1 ist zu sehen, wie das Bild A(2) derart auf den Bildschirm 1 unter einem Winkelbereich 2 einfällt, dass es auf das eine Auge des Betrachters 3 reflektiert wird. Die entsprechenden Winkel sind mit Strichlinien angedeutet.
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Das andere Auge des Betrachters 3 sieht dabei das auf dem Bildschirm 1 dargestellte Bild A(1). Somit entsteht der räumliche Eindruck.
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Als Bilder A(1) und A(2) kommen insbesondere Stereobildpaare (auch Folgen von Stereobildpaaren, also Stereovideos) in Frage.
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Bevorzugt enthält die Oberfläche des Bildschirms (1) auf seiner betrachterseitigen Oberfläche eine teilverspiegelte Schicht, um aus mindestens einem Winkelbereich 2 einfallendes Licht geeignet zu reflektieren.
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Die zweite Bildquelle für das Bild A(2) kann beispielsweise ein Projektor sein.
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Optional kann auch die Augenposition des Betrachters (3) wiederkehrend ermittelt und die Position der Darstellung des zweiten Bildes A(2) entsprechend nachgeführt werden.
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Die Vorteile der Erfindung sind vielseitig. Herkömmliche Monitore können nachträglich umgerüstet werden, um die Erfindung umzusetzen. Mit der Erfindung werden Verfahren und Anordnung zur hilfsmittelfrei räumlich wahrnehmbaren Darstellung angegeben, die auf einfache Weise und in voller Bildschirmauflösung umzusetzen sind. Dabei wird eine normale, vollauflösende 2D-Darstellung nicht gestört und die Stereo-3D-Darstellung bietet ebenfalls die volle Auflösung.