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Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß Anspruch 1 und eine Vorrichtung gemäß Ansprüchen 2 bis 9 zur Behandlung von angeborenen oder erworbenen Harnröhrenfehlbildungen bzw. -verletzungen. Zu diesen zählen z. B. die sog. Hypo- und Epispadien mitsamt den nach einem konventionellen Verschluss dieser Fehlbildungen als Komplikation auftretenden Fisteln. Ebenso anwendbar sind das Verfahren und die Vorrichtung nach Verletzungen/Beschädigungen der Harnröhre bei allen Altersgruppen (auch bei Frauen, z. B. nach OP der weiblichen Genitalorgane oder Bestrahlung).
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Hypospadien sind angeborene Fehlmündungen der Harnröhre. Die Harnröhre mündet dabei nicht an der Penisspitze sondern verfrüht in wechselnder Entfernung von der Eichel zum Körper hin.
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Es gibt zur Behandlung sehr viele verschiedene OP-Verfahren. Allen ist jedoch das bisherige Problem zu eigen, dass es auch in dafür ausgewiesenen Zentren in bis zu 30% zu einer Fistel, d. h. einem Neuauftritt der Fehlmündung durch Wiedereröffnung der operativ verschlossenen bzw. neukonstruierten Harnröhre kommt. Hierbei versagt heute in der Regel nicht der zum Nähen verwendete Faden, als das Nahtlager aus Körpergewebe. Hierfür bedeutsame Faktoren sind die Blut- und Sauerstoffversorgung des Gewebes, der Zug an der Naht durch die regelmäßig auftretende postoperative Schwellung des Penis und die allgemeine Heilungskompetenz des Patienten (z. B. Fresszellaktivität, Eiweißvernetzungsfähigkeit etc.) verantwortlich.
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Es scheint, dass es für die Komplikation der Wundheilungsstörung nach Harnröhrennaht oder -verletzung ein erhebliches „underreporting” in der Literatur gibt und das wahre Ausmaß des Problems zwar allen bekannt ist aber nicht voll berichtet wird.
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Ist eine Fistel erst einmal aufgetreten, ist die operative Behandlung häufig langwierig und erfordert aufgrund häufiger Fehlschläge nicht selten bis zu 5 und mehr Folgeoperationen. Dies ist dementsprechend belastend und sehr teuer. Man kann zusammenfassend sagen, dass man nur einen guten Versuch hat. Danach ist das Gewebe vernarbt und hat folglich nur eine deutlich geringere Heilungsfähigkeit, was sich insbesondere bei den subtilen neukonstruierten Harnröhren ohne nennenswerte eigene Blutversorgung sehr negativ auswirkt.
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Bisher sind Geräte bekannt, mit denen sogenannte Vakuumtherapien von großen, offenen Wunden durchgeführt werden können.
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Zeitlich vor der Vakuumtherapie und zum Teil bis heute wurden/werden große Weichteilwunden mit täglichem Wechseln von Verbänden aus Kompressen und Salben bzw. Kolloidauflagen behandelt. Das tägliche Wechseln ist schmerzhaft, zeit- und materialaufwändig und teuer (Pflegezeit).
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In den letzten Jahren hat es sich zunehmend durchgesetzt, einen Vakuumverband zu verwenden, der nur ca. alle 5 Tage gewechselt werden muss und Vorteile bei der Wundgranulation bietet (Benech A, Arcuri F, Poglio G, Brucoli M, Guglielmetti R, Crespi MC, Pia F. Vacuum-assisted closure therapy in reconstructive surgery. Acta Otorhinolaryngol Ital. 2012 Apr; 32 (3): 192–7). Bei diesem Verfahren wird die offene Wunde chirurgisch gründlich gesäubert und dann ein Schaumstoffschwamm aufgelegt. Darüber wird dann eine selbstklebende Klarsichtfolie geheftet, die bis auf die umgebende gesunde Haut reicht und die Wunde nach oben und seitlich hermetisch abdichtet. Die Folie wird dann an einer Stelle perforiert und ein Saugschlauch mit Grundplatte aufgeklebt, bzw. es wird von seitlich unter diese Folie die Mündung eines Saugschlauches in Kontakt mit dem Schaumstoff gebracht. Durch diesen Schlauch wird dann mittels einer Pumpe oder einer luftleer gemachten Fertig-Drainageflasche mäßig gesogen. So wird in der Wunde ein Unterdruck erzeugt. Hierdurch wird der Schwamm ähnlich einem Päckchen Vakuumkaffee zusammengezogen und modelliert sich innig an die Wundkontur an. In der Wunde herrscht nun Unterdruck. Dies verbessert die Durchblutung und den Gewebspartialdruck für Sauerstoff in dem Bereich entscheidend und kann auch Schwellungen schneller zum Abklingen bringen. Das Verfahren hat die Ergebnisse der Wundbehandlung deutlich verbessert.
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Die Vakuumtherapie wird ebenso bei der Behandlung des sogenannten Kompartmentsyndroms der Extremitäten angewandt, woran man die Wirkung gegen Schwellungen veranschaulichen kann: Bei Weichteilverletzungen bzw. nach OPs schwillt das Muskelgewebe im straffen Faszienmantel etwa des Unterschenkels an. Da die Faszie nicht elastisch ist, drücken sich die Muskeln quasi selbst die Blutversorgung ab. Zur Behandlung wird die Faszie chirurgisch geschlitzt und dann ein Vakuumschwamm aufgebracht, der die verhängnisvolle Schwellung schneller zum Abklingen bringt.
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Nach und nach ist das Verfahren auch auf die sogenannte endoluminale Behandlung von Läsionen in der Speiseröhre und im Enddarm (EndoSponge®, Fa. Braun Melsungen AG) ausgedehnt worden, wo man versucht, Nahtbrüche nach Operationen zu behandeln.
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Für den Penis ist die Unterdrucktherapie bislang nur im Sinne einer Erzeugung eines Unterdrucks von außen mittels eines für wenige Minuten über das Organ gestülpten Zylinders bekannt, nämlich zur Erzeugung einer künstlichen Erektion bzw. als Erektionshilfe. Eine endourethrale Vakuumtherapie für die Harnröhre bzw. ein spezialisierter Katheter sind per 07.08.2012 nicht unter www.pubmed.gov bzw. der Datenbank für neue klinische Studien, www.clinicaltrials.gov für die Suchbegriffe „endourethral” und „vacuumtherapy” bzw. „hypospadia” und „vacuum therapy” bekannt. Ebensolches gilt für die entsprechenden deutschen Suchworte und die Adresse unter www.google.de.
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Bei den OPs zum Aufbau wird die Harnröhre mit lokalem Material bzw. aus Vorhaut aufgebaut. Damit die neue Harnröhre nicht zuklebt bzw. bei der Heilung zuwächst und eine Enge bildet (sog. Stenose oder Synechie) wird sie stets von innen mit einem Harnblasenkatheter (Stent) geschient, über den gleichzeitig der Urin aus der Blase abfließen kann. Bei aufwändigeren Rekonstruktionen wird zusätzlich der Urin aus der Blase über einen sogenannten suprapubischen Katheter (z. B. Cystofix®) abgeleitet, um eine Sicherheit gegen Verstopfung zu haben, und es zu ermöglichen, das Wasserlassen über die neue Harnröhre zu trainieren, wenn nach Abschluss der ersten Wundheilung der Stent (Platzhalter) aus der Harnröhre gezogen wird. Für die Liegedauer dieses Stents hat der Patient/das Kind gemeinhin zwischen 3–12 Tagen strenge Bettruhe mit Immobilisation einzuhalten.
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Mit der Erfindung werden nun ein spezielles Verfahren und ein neuartiger Harnröhrenkatheter vorgeschlagen, um die Stelle der chirurgischen Naht bzw. des Defektes in der Urethra zu behandeln. Der aus weichem Kunststoff bestehende Harnröhrenkatheter, z. B. aus einer Siliconmischung, der von außen in die Harnröhre einschiebbar ist, hat außen den bislang üblichen Durchmesser von z. B. 10 Charrière bei einem 4-jährigen Kind. Dabei entspricht 1 Charrière ca. 1/3 mm. Vom Bereich des Peniseintritts (Eichel) nach blasenwärts ist er in wechselnder Länge (Varianten je nach Alter, Geschlecht und Einsatzzweck) dann jedoch von einem feinen Schaumstoffvlies aus geeignetem Material ummantelt. Dieses kann sich an die Stelle der chirurgischen Naht in der Harnröhre bzw. der Defektstelle anschmiegen und ist gleichzeitig flüssigkeitsdurchlässig (für Flüssigkeiten mäßiger Viskosität, wie z. B. bei Wundsekret) und gasdurchlässig (Luft). Hierzu verschmälert sich im Bereich des Schaumstoffes der von außen ankommende Katheterschlauch zu einem innen liegenden Saugkanal. Dieser Kanal hat Perforationen zum außen liegenden Schaumstoff hin, um so den ankommenden Sog auf den Schaumstoff übertragen zu können. Der Schaumstoff nimmt den Rest des ursprünglichen Katheterdurchmessers ein bzw. steht sogar etwas über Niveau. Somit wird bei Saugen am Katheter die Harnröhrenwand nach einer primären Rekonstruktion bzw. nach der operativen Behandlung einer Fistel vakuumgeschient.
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Die Nahtstelle der Harnröhre wird entsprechend dem erfindungsgemäßen Verfahren mit Unterdruck versorgt, der über den Schaumstoff gleichmäßig auf die Harnröhrenwand verteilt wird. Dadurch sollen die Naht der Harnröhre bzw. ihr Aufbau aus körpereigenem Material (Vorhaut, Mundschleimhaut) besser heilen.
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Als Schaumstoffmaterial kann Polyurethan („Plastikschaumstoff”) oder biologisches Material (z. B. Polylactid, z. B. Ethisorb® der Fa. Ethicon/Norderstedt, ein handelsüblicher Schaumpatch zum Verschluss von Hirnhautdefekten aus ähnlichem Material wie resorbierbares chirurgisches Nahtmaterial) zum Einsatz kommen. Ein biologischer Schaum hat den Vorteil, dass er sich im Körper innerhalb von Tagen abbaut und deshalb der Katheter nach Ablauf der Behandlungsdauer leichter gezogen werden kann. Auch kann er mit Antibiotika (sog. „chemicals” als Pharmakonklasse) oder Wachstumshormonen (z. B. Fibroblastenwachstumsfaktor, bFGF, Epithelzellenwachstumsfaktor, EGF, sog. „biologicals” als Pharmakonklasse) imprägniert werden. Der neuartige Harnröhrenkatheter wird wie ein gewöhnlicher Harnblasenkatheter durch Herausziehen entfernt und dies gemeinhin nach 3–12 Tagen. Ebenfalls können die Schwämme Zellen (Stammzellen oder Wachstumshormone produzierende, gentechnisch modifizierte Zellen wie z. B. Fibroblasten vom Typ NIH 3T3 oder andere Zellen) in ihren Maschen enthalten bzw. aufnehmen. Somit dienen die Schwämme im Mittelteil auch als Träger von Medikamenten und therapeutischen Zellen.
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Der erfindungsgemäße Katheter wird ähnlich wie ein Katheter zu Interventionen in/an Blutgefäßen (z. B. Herzkatheter) mit feinen Kanälen versorgt und hat einen äußeren Teil, der zu einem Sauggerät führt, das einen konstanten, variablen, oder undulierenden negativen Druck (ca. –10 bis –20 cm Wassersäule) erzeugt. Im Mittelteil, das im Penis platziert wird, findet sich im Katheterquerschnitt außen gelegen der Schaumstoff. In der Längsansicht ist der Schaumstoffteil in der Richtung nach blasenwärts (proximal) und nach außen (distal) jeweils durch eine weiche Verdickung der Katheterwand (etwa aus Silicon) wie bei einem O-Ring verschlossen, damit durch den Unterdruck nicht zuviel Luft von außen bzw. Urin aus der Blase in das Vlies/den Schaumstoff angesaugt wird.
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Der Urin aus der Blase wird entweder über eine zweiten kleinen Kanal im Vakuum-Katheter abgeleitet (nur bei höheren Katheterdurchmessern möglich) bzw. wie auch bisher über einen sog. suprapubischen Katheter (alle Katheter unter dem Diameter von ca. 10 Charrière, da ja der Fliesswiderstand mit der 4. Potenz des Radius steigt). Zu kleine Lumina für den Urinableitungskanal bergen die Gefahr des Verstopfens was zum schmerzhaften Harnverhalt führen würde.
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Außerhalb des Penis soll der Katheter Riffel für eine Annaht per Faden am Penis haben, um gegen Dislokation geschützt zu sein. Bei höheren Kathetergrößen ist im Katheterquerschnitt Platz für einen Kanal, der zu einem Blockerballon führt, der wie bei einem herkömmlichen Urinkatheter in der Blase als Dislokationsschutz aufgeblasen wird. Der Ballon wird mit Flüssigkeit befüllt.
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Zum Erleichtern des Einführens kann der Vakuumkatheter wie herkömmliche weiche Urinkatheter (etwa aus einer Siliconmischung) zunächst eine innere Seele aus PVC im Sauglumen haben, die nach dem Einführen/Positionieren des Katheters in der Harnröhre heraus gezogen und weggeworfen werden kann.
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Das erfindungsgemäße Verfahren soll nachfolgend an drei fiktiven Beispielen erläutert werden.
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Ein Kind, Alter sechs Jahre, erhielt einen primären Aufbau seiner Harnröhre vom Ort der Fehlmündung an der Penisbasis bis zur Spitze unter plastischer Umformung der köpereigen Vorhaut. In der sogenannten Neourethra findet sich einliegend der erfindungsgemäße Katheter zur endourethralen Vakuumtherapie. Der Katheter liegt unter Sog für 5–7 Tage ein und wird nach Abnehmen des Sogs gezogen. Das Kind kann über die neue Harnröhre Wasser lassen, während der zur Urinableitung durch die Bauchdecke gelegte, sogenannte suprapubische Katheter abgeklemmt wird, aber als „back up” noch 1–2 Tage liegen bleibt, bis das Wasserlassen durch die neue Harnröhre schmerzfrei und zuverlässig möglich ist.
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Ein Jugendlicher, 13 Jahre alt hat nach einer Hypospadieoperation mit Schaftaufrichtung und nachfolgendem Harnröhrenaufbau aus Vorhaut im Alter von 8 Jahren eine Fistel erlitten. Es wird bei dem Übernähen des Loches im schlecht durchbluteten, von den vorangegangenen Eingriffen herrührenden Narbengewebe operiert und ein endourethraler Vakuumkatheter der Größe Charrière 14 gelegt. Dieser ist im kritischen Nahtbereich von Schaumstoff ummantelt. Er hat einen Saugkanal für die Vakuumpumpe sowie einen Kanal, der Urin aus der Blase ableitet. Es erfolgt die Vakuumtherapie für 5 Tage, dann erfolgen Abnahme des Katheters und Miktion.
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Eine Frau, 47 Jahre alt mit Harnröhren-Scheidenfistel nach Operation und Strahlentherapie für ein Karzinom des Muttermundes. Nach erfolgter operativer Fistelkorrektur mit einem Verschiebelappen wird der Vakuumkatheter für etwa 10 Tage in die neugeformte, reparierte Harnröhre gebracht und durch Sog die Abheilung gefördert.
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Zum besseren Verständnis der Erfindung in Bezug auf die erfindungsgemäße Vorrichtung soll diese im Folgenden anhand der acht Zeichnungsfiguren näher erläutert werden.
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1 zeigt schematisiert einen sog. medianen Saggitalschnitt1
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- Deutsch: ein Längsschnitt (von Kopf bis Fuß und von vorn nach hinten) durch den Körper, der hier genau in der Mittellinie liegt.
durch einen männlichen Körper nach Applikation eines erfindungsgemäßen Harnröhrenkatheters.
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In 2 ist ein Längsschnitt des erfindungsgemäßen Harnröhrenkatheters dargestellt.
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Drei Querschnitte des Katheters im proximalen, im mittleren und im distalen Segment sind in den 3, 4 und 5 zu sehen.
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In 6 wird der Saggitalschnitt eines weiblichen Unterleibs zur Illustration eines fiktiven Anwendungsbeispiels in vereinfachter Darstellungsweise wie in 1 präsentiert.
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7 und 8 zeigen jeweils einen Querschnitt zu dem in 6 dargestellten Beispiel.
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Die 1 zeigt das Schema eines Ausführungsbeispiels der Erfindung in Gestalt eines saggitalen Schnitts durch einen männlichen Körper, also durch die Körperlängsachse, nach Applikation eines erfindungsgemäßen Harnröhrenkatheters. Dabei wurden anatomische Strukturen mit Buchstaben bezeichnet. Dementsprechend steht B für Harnblaseninneres, E für Eichel, H für Hoden, N für Niere, NA für Nabel, P für Prostata, PE für Penis und SY für Symphysenknochen. Die Nahtstelle 1 nach dem chirurgischen Eingriff ist etwa im mittleren Bereich des Penis PE positioniert (und kann in der Realität auch längerstreckig sein). Das durchlässige Segment 2 des Katheters in der Harnröhre erstreckt sich von dieser Stelle noch ein Stück nach blasenwärts und in Richtung Harnröhrenmündung außen am Penis. Das proximale2
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- proximal = körperseitig, hier blasenseitig.
Segment 3 des Katheters ist durch die Prostata P hindurch bis in die Harnblase B hinein geschoben. Um das unerwünschte Ansaugen von Urin aus der Harnblase zu unterbinden, ist im Grenzbereich zwischen mittlerem und proximalem Segment eine umlaufende Verdickung 7 ähnlich einen O-Ring bzw. einem Stopper vorhanden. Am Übergang des mittleren Segments zum distalen3 - 3
- distal: korperfern, hier zur Harnröhrenmündung hin bzw. nach außen.
Segment 4 ist im Bereich der Eichel E eine ähnliche Dichtung positioniert, welche das Ansaugen von Nebenluft verhindern soll. Im Bereich des Austritts des Katheters aus der Eichel ist eine Naht 6 gelegt, um die Gefahr einer Dislokation zu unterbinden. Der erfindungsgemäße Katheter steht über eine steckbare Kupplung 5 in Verbindung zum ableitenden Schlauch 8, welcher in einer Vakuumpumpe 9 (oder einem anderen Erzeuger eines milden Vakuums mit Reservoir, etwa einer Vakuumdrainageflasche) endet. Die Zeichnungsfigur 1 weist ferner einen suprapubischen Katheter 10 aus, dessen Aufgabe in der Harnableitung während der Therapie besteht.
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Das durchlässige Segment 2 besitzt außen ein durchlässige Umhüllung aus Vlies, etwa aus Polylactidbiovlies, (also wie biologisch kompatibles, resorbierbares Nahtmaterial (z. B. Ethisorb®, Vicryl®, PDS bzw. anderen Biovliesen) oder die durchlässige Umhüllung besteht aus Schaumstoff aus erdölbasierten, synthetischen Materialen wie Polyurethan.
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2 zeigt das Beispiel eines erfindungsgemäßen Harnröhrenkatheters 11 in einer gekürzten, geschnittenen und stark vergrößerten Darstellungsweise. Es sind ein proximales Segment 12, ein mittleres Segment 13 und ein distales Segment 14 realisiert. Das proximale Segment besitzt an seiner Stirn eine Verrundung 15, um Verletzungen beim Einschieben in die Harnröhre auszuschließen. In diesem Segment ist das Ende 16 des inneren Lumens 17 positioniert. Im gleichen Bereich sind umlaufende Verdickungen 18 vorhanden, denen die Aufgabe zufällt, den Eintritt von Urin aus der Blase in das Lumen zu unterbinden. An das proximale Segment schließt sich der Übergang auf das mittlere, für die Funktion der Vorrichtung bedeutsamste Segment an. Dieses besitzt einen inneren Schlauch 17, welcher über seine Erstreckung mit Perforationen in seiner Wand 19 versehen ist. Der innere Schlauch ist mit einem für ein Flüssigkeit oder Gas durchlässigen Material 20, z. B. einem biologischen oder synthetischen Vlies oder Schaumstoff umhüllt. Dem mittleren Segment mit je nach Einsatzart wechselnder Länge folgt nach außen hin das distale Segment 14, welches eine mehr oder weniger rohrförmige Gestalt besitzt. Auch dieses Segment ist zum Mittelteil hin mit umlaufenden Verdickungen 21 ausgestattet, um das Ansaugen von Nebenluft zu verhindern. Die Sogrichtung 22 ist hier mit einem Pfeil eingetragen. Das weiche Kunststoffmaterial des eigentlichen Vakuumkatheters hat im proximalen, harnblasenseitigen Teil den größten Durchmesser, im Mittelteil verschmälert es sich um einige Charrière (z. B. von 4 auf 6), während der restliche Anteil des Durchmessers nun von Vlies/Schaumstoff ausgefüllt bleibt. Im distalen Teil zur Vakuumpumpe nimmt der Katheter wieder einen Durchmesser wie an seiner Spitze in der Blase an, während der extrakorporale, distale Anteil einen nahezu beliebigen Durchmesser erhalten kann. Die Größe des inneren Lumens bleibt dabei in allen Abschnitten idealerweise konstant. Der Katheter kann schließlich optional therapeutische Zellen 23 in den Maschen seines Vlieses/Schaumstoffs beherbergen, wodurch dem Vakuumprinzip ein zweites Therapieprinzip (das des Katheters als Zell- und Medikamententräger) hinzugefügt wird. Der Katheter muss in diesen Fällen vor dem Einsatz in/mit Zellkulturmedien bzw. -verfahren konditioniert (besiedelt) werden. Für die Adsorption von biologischen oder chemischen Pharmaka an den Katheter zwecks späterer Freisetzung ins anliegende Gewebe ist eine entsprechende Konditionierung mit Wirkstofflösungen oder Pulver vorgesehen. In 2 sind ferner drei verschiedene Schnittebenen 24-24, 25-25, und 26-26 mittels jeweils punktierter Linien markiert, welche in den 3, 4, und 5 im einzelnen gezeigt werden.
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In 3 ist die Situation im proximalen (harnblasenseitigen) Segment 12 des Harnröhrenkatheters 11 anhand des Schnittes 24-24 aus 2 dargestellt. Der in etwa kreisrunde Querschnitt ist hier massiv, ein Lumen zur Vakuumapplikation ist nicht mehr vorhanden. Der Diameter des Katheters leitetet sich aus dem (altersentsprechenden) Harnröhrendiameter ab. Er reicht etwa von 4–22 Charrière.
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Die Situation ändert sich im mittleren Segment, so wie in der 4 mittels des Querschnitts 25-25 aus der 2 gezeigt. Hier ist nun das Lumen 17 zentriert, welches durch die schlauchartige innere Wandung 19 umschlossen ist. Die Perforation der Wandung ist wegen deren geringer Dicke der Zeichnung nur schwer zu entnehmen. Die Wandung ist mit durchlässigem Material 20 umhüllt, etwa mit Vlies oder Schwamm.
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Das dritte Schnittbild aus 2 wurde in der 5 für das distale Segment in der Schnittebene 26-26 herausgezeichnet. Der Katheter weist nun im Querschnitt eine kreisringförmige Fläche auf, welche im Zentrum das Lumen 17 einschließt.
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Die 6 zeigt ein fiktives Anwendungsbeispiel bei einer Harnröhrenscheidenfistel der Frau nach Strahlentherapie und Operation wegen eines Karzinoms des Muttermundes. Zur besseren Verständlichkeit der Lagebeziehungen sind der Muttermund und die Gebärmutter, die in dieser Situation oft bereits entfernt sind, noch mit eingezeichnet. Für die Darstellung wurde ein vereinfachter saggitaler Schnitt durch die Körperlängsachse eines weiblichen Körpers gewählt, nach Applikation eines erfindungsgemäßen Harnröhrenkatheters 11. Wie schon zuvor bei 1 wurden anatomische Strukturen dabei mit Buchstaben bezeichnet. Entsprechend steht B für Harnblaseninneres, G für Gebärmutter mit unten anhängendem Muttermund, R für Rektum, SY für Symphyse (Schambeinknochen), U für Urethra (Harnröhre) und V für Vagina (Scheide). In der Zeichnungsfigur ist der erfindungsgemäße Harnblasenkatheter in der Harnröhre platziert. Im Bereich mit gepünktelter Schraffur des sehr dünnen Septums (Trenngewebes) zwischen Harnröhre und Vaginalwand treten die hartnäckigen Harnröhrenscheidenfisteln F auf, durch die Urin in die Scheide gelangt. Der Bereich wird durch den erfindungsgemäßen Katheter vakuumgeschient, der die Bildung von Heilgewebe fördert.
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Die 7 und die 8 zeigen die Optionen für weitere Kanäle, die bei bei größeren Katheterdurchmessern (etwa ab Charrière 14) bestehen. Das Lumen zur Vakuumpumpe 17 wird in 7 durch ein zweites Lumen 27 ergänzt, welches zu einem an der blasenseitigen Katheterspitze liegenden Blockerballon führt, der hier hindurch befüllt bzw. entleert werden kann. In 8 werden diese beiden Lumina zusätzlich ergänzt durch ein Lumen 28 zur Ableitung des Urins von der Blase nach außen wie bei einem herkömmlichen transurethralen Urinkatheter.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- www.pubmed.gov [0011]
- www.clinicaltrials.gov [0011]