DE102012004503A1 - Verfahren zum Betreiben eines elektronischen Servolenksystems - Google Patents
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Abstract
Bei einem Verfahren zum Betreiben eines elektronischen Servolenksystems (7) in einem Kraftfahrzeug (1), bei welchem mittels einer Lenkhandhabe (6) ein Lenkradwinkel als Maß für einen Radlenkwinkel eines lenkbaren Rads (3) des Kraftfahrzeugs (1) eingestellt wird, und bei welchem ein Lenkhub einer Zahnstange (8) in einem Bereich vor einem mechanischen Endanschlag (10) der Zahnstange (8) durch Aufbringen einer der Lenkkraft entgegengerichteten Gegenkraft begrenzt wird, wird die Gegenkraft bei geringen Lenkwinkelgeschwindigkeiten begrenzt.
Description
- Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben eines elektronischen Servolenksystems in einem Kraftfahrzeug, bei welchem mittels einer Lenkhandhabe ein Lenkradwinkel als Maß für einen Radlenkwinkel eines lenkbaren Rads des Kraftfahrzeugs eingestellt wird, nach der im Oberbegriff der Ansprüche 1 und 3 näher definierten Art.
- Ein gattungsgemäßes Verfahren ist beispielsweise aus der
DE 10 2008 040 202 A1 bekannt. - Derartige Servolenksysteme weisen einen mechanischen Endanschlag auf, durch den verhindert wird, dass ein mit der Zahnstange in Eingriff stehendes Zahnrad in denjenigen Bereich der Zahnstange gelangen kann, in dem keine Verzahnung mehr vorhanden ist, was ansonsten zu Beschädigungen des Zahnrads und der Zahnstange führen könnte. Auch ein im mechanischen Lenkgestänge vorhandener Kugelgewindetrieb könnte ohne eine solche Begrenzung des Lenkhubs beschädigt werden. Üblicherweise wird bei elektronischen Servolenksystemen der Lenkhub in einem Bereich vor dem mechanischen Endanschlag der Zahnstange begrenzt, indem eine der Lenkkraft entgegengerichtete Gegenkraft aufgebracht wird. Dies kann als softwaremäßige Begrenzung der Bewegung der Zahnstange angesehen werden. Durch die Begrenzung des Lenkhubs mittels dieser der Lenkkraft entgegengerichteten Gegenkraft wird verhindert, dass die Zahnstange an den mechanischen Endanschlägen anschlägt.
- Nachteilig bei dieser softwaremäßigen Begrenzung des Lenkhubs ist allerdings die Tatsache, dass die durch das Servolenksystem gelenkten Räder nicht so stark eingeschlagen werden können, wie dies theoretisch möglich wäre, da die Gegenkraft bereits einen gewissen Winkelbereich vor dem Erreichen des Endanschlags aufgebracht wird und der Fahrer dann nicht mehr in der Lage ist, diese Gegenkraft zu überwinden. Dadurch wird der Wendekreis des Fahrzeugs stark eingeschränkt. Ein weiterer Nachteil der bekannten Lösungen ist die verhältnismäßig unsanfte Wirkung der Gegenkraft, die im Bereich ihres Einsetzens zu einer Verunsicherung des Fahrers beitragen kann.
- Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Betreiben eines elektronischen Servolenksystems in einem Kraftfahrzeug zu schaffen, bei dem das Aufbringen einer Gegenkraft gegen die Lenkkraft in einem Bereich vor einem mechanischen Endanschlag einerseits einen Schutz der mechanischen Bauteile bietet und andererseits den Lenkwinkel nicht unnötig einschränkt.
- Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch die in Anspruch 1 genannten Merkmale gelöst.
- Durch die erfindungsgemäße Begrenzung bzw. Verringerung der Gegenkraft bei geringen Lenkgeschwindigkeiten ist es insbesondere bei Wende- bzw. Ein- oder Ausparkmanövern, die üblicherweise mit geringen Lenkwinkelgeschwindigkeiten durchgeführt werden, möglich, die Zahnstange weiter in den Bereich ihres Endanschlags zu bringen und dadurch den maximalen Lenkwinkel zu erhöhen, um ein stärkeres Einschlagen der Räder und damit einen geringeren Wendekreis des Fahrzeugs zu ermöglichen. Der Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens macht sich jedoch auch bei sehr engen Kurven bemerkbar, bei denen der Lenkwinkel so gewählt ist, dass sich die Zahnstange im Bereich ihres mechanischen Endanschlags befindet, da solche Kurven noch enger umfahren werden können.
- Dabei werden jedoch auch weiterhin Beschädigungen der Zahnstange bzw. des Zahnrads verhindert, da die Gegenkraft nicht aufgehoben, sondern lediglich in den Fällen begrenzt wird, in denen mit einer geringen Lenkwinkelgeschwindigkeit gelenkt wird, so dass ein Erreichen des Endanschlags sehr unwahrscheinlich ist bzw. ein solches Erreichen des Endanschlags keine Beschädigungen an den beteiligten Bauteilen auslöst. Im Grunde genommen wird mit dem erfindungsgemäßen Verfahren der durch die Aufbringung der Gegenkraft erzeugte ”Software-Anschlag” verschoben.
- Eine alternative Lösung der Aufgabe ist in Anspruch 3 angegeben.
- Bei dieser Vorgehensweise, bei der vorgesehen ist, die der Lenkkraft entgegengerichtete Gegenkraft bei höheren Fahrgeschwindigkeiten bei geringeren Lenkwinkeln und bei niedrigeren Fahrgeschwindigkeiten erst bei größeren Lenkwinkeln aufzubringen, wird der Umstand ausgenutzt, dass bei geringen Fahrgeschwindigkeiten ein Erreichen des Bereichs vor dem mechanischen Endanschlag der Zahnstange weniger problematisch ist als bei höheren Fahrgeschwindigkeiten, bei denen ein solches Erreichen des Endanschlags zu größeren Beschädigungen des Lenkgestänges führen kann. Daher wird bei höheren Fahrgeschwindigkeiten die Gegenkraft früher aufgebracht. Grundsätzlich ist eine Begrenzung des Lenkwinkels bei höheren Fahrgeschwindigkeiten des Kraftfahrzeugs weniger problematisch, da das Fahrzeug bei höheren Geschwindigkeiten und großen Lenkwinkeln in Kurven meist untersteuert, d. h. über die Vorderräder rutscht, so dass ein höherer Lenkwinkel ohnehin keine wesentlich geringeren Kurvenradius ermöglichen würde. Dagegen kann durch das spätere Aufbringen der Gegenkraft bei geringeren Fahrgeschwindigkeiten des Kraftfahrzeugs eine erhebliche Verringerung des Wendekreises erzielt werden.
- Besonders vorteilhaft ist es, wenn die beiden Verfahren miteinander kombiniert werden, da auf diese Weise die sich jeweils ergebenden Vorteile optimal ausgenutzt werden können.
- Nachfolgend sind Ausführungsbeispiele der Erfindung anhand der Zeichnung prinzipmäßig dargestellt.
- Es zeigt:
-
1 ein Kraftfahrzeug, mit dem die erfindungsgemäßen Verfahren ausgeführt werden können; -
2 ein Schaubild, das die Begrenzung der der Lenkkraft entgegengerichteten Gegenkraft bei geringen Lenkwinkelgeschwindigkeiten darstellt; und -
3 ein Schaubild, das die geschwindigkeitsabhängige Aufbringung der Gegenkraft darstellt. -
1 zeigt ein Kraftfahrzeug1 , von dem nur die hier relevanten Bauteile dargestellt sind, nämlich eine lenkbare Vorderachse2 , die zwei an den beiden Enden der Vorderachse2 angebrachte Vorderräder3 aufweist, eine Hinterachse4 , die zwei an den Enden der Hinterachse4 angebrachte Hinterräder5 aufweist, sowie eine im vorliegenden Fall auf die Vorderachse2 wirkende Lenkhandhabe6 , die auch als Lenkrad bezeichnet werden kann. Die Darstellung der Verbindung der Lenkhandhabe6 mit der Vorderachse2 gemäß1 ist als rein schematisch anzusehen und kann auf eine an sich bekannte Art und Weise realisiert werden. In dieser Verbindung der Lenkhandhabe mit der gelenkten Vorderachse2 befindet sich ein elektronisches Servolenksystem7 , das neben der Lenkhandhabe6 selbst eine Zahnstange8 umfasst, die sich auf einem Ritzel bzw. Zahnrad9 abwälzt. An beiden Enden der Zahnstange8 ist jeweils ein mechanischer Endanschlag10 für die Zahnstange8 vorgesehen, der verhindert, dass das Zahnrad9 in den Bereich der Zahnstange8 gelangt, in dem diese keine Verzahnung aufweist. - In an sich bekannter Weise wird mittels der Lenkhandhabe
6 ein Lenkradwinkel als Maß für einen Radlenkwinkel eines der lenkbaren Vorderräder3 eingestellt. Des Weiteren ist es an sich bekannt, den Lenkhub der Zahnstange8 in einem Bereich vor einem der mechanischen Endanschläge10 durch Aufbringen einer der Lenkkraft entgegengerichteten Gegenkraft zu begrenzen, um zu verhindern, dass die Zahnstange8 mit einer zu großen Kraft auf einen der Endanschläge10 auftrifft. - Gemäß dem hierin beschriebenen Verfahren wird bei geringen Lenkwinkelgeschwindigkeiten die Gegenkraft, welche der über die Lenkhandhabe
6 aufgebrachten Lenkkraft entgegengerichtet ist, begrenzt bzw. verringert. Dadurch kann sich die Zahnstange8 weiter in Richtung des jeweiligen Endanschlags10 bewegen. In dem Schaubild von2 ist dies dargestellt, indem die Endanschlagskraft bzw. das Endanschlagsmoment über dem Lenkwinkel aufgetragen ist. Des Weiteren ist dabei zu erkennen, dass im Bereich des Endanschlags, der mit der Linie E10 bezeichnet ist, die Endanschlagskraft von der maximalen Kraft Fmax auf ein niedrigeres Niveau, nämlich die reduzierte Kraft Fred verringert wird. Dabei ist die übliche Endanschlagskraft Fmax mittels einer gestrichelten und die mit dem erfindungsgemäßen Verfahren aufgebrachte Endanschlagskraft Fred mit der durchgezogenen Linie dargestellt. Es ist zu erkennen, dass die Reduzierung nur ab einem bestimmten Lenkwinkel vollzogen wird, d. h. dass bei Unterschreiten dieses Lenkwinkels die bislang verwendete Endanschlagskraft auch weiterhin verwendet wird. - In
3 ist mittels eines Schaubilds ein Verfahren zum Betreiben des elektronischen Servolenksystems7 dargestellt, bei welchem bei höheren Fahrgeschwindigkeiten des Kraftfahrzeugs1 die Gegenkraft bei einem geringeren Lenkwinkel aufgebracht wird als bei geringeren Fahrgeschwindigkeiten des Kraftfahrzeugs. Dabei ist mit der Linie V1 eine Fahrgeschwindigkeit des Kraftfahrzeugs1 von 10 km/h und mit der Linie V2 eine Fahrgeschwindigkeit des Kraftfahrzeugs1 von 40 km/h dargestellt. Es ist zu erkennen, dass bei höheren Fahrgeschwindigkeiten die Endaschlagskraft bereits bei geringeren Lenkwinkeln aufgebracht wird als bei niedrigeren Fahrgeschwindigkeiten. Zwischen 10 km/h und 40 km/h liegende Geschwindigkeiten des Kraftfahrzeugs1 können selbstverständlich ebenfalls auftreten, wobei die zugehörigen Kurven dann in dem Bereich zwischen den Linien V1 und V2 liegen. - Durch das frühere Einleiten der Gegenkraft wird eine stärkere Dämpfung und durch das spätere Einleiten der Gegenkraft eine schwächere Dämpfung erreicht, es lässt sich also eine Variation der Dämpfung erzielen.
- Die beiden in den
2 bzw.3 beschriebenen Verfahren können miteinander kombiniert werden. Des Weiteren sind die beiden Verfahren unabhängig davon durchführbar, ob das Kraftfahrzeug1 mit einem Vorderrad-, Hinterrad- oder Allradantrieb versehen ist. - ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
- Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
- Zitierte Patentliteratur
-
- DE 102008040202 A1 [0002]
Claims (4)
- Verfahren zum Betreiben eines elektronischen Servolenksystems in einem Kraftfahrzeug, bei welchem mittels einer Lenkhandhabe ein Lenkradwinkel als Maß für einen Radlenkwinkel eines lenkbaren Rads des Kraftfahrzeugs eingestellt wird, und bei welchem ein Lenkhub einer Zahnstange in einem Bereich vor einem mechanischen Endanschlag der Zahnstange durch Aufbringen einer der Lenkkraft entgegengerichteten Gegenkraft begrenzt wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Gegenkraft bei geringen Lenkwinkelgeschwindigkeiten begrenzt wird.
- Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei höheren Fahrgeschwindigkeiten des Kraftfahrzeugs (
1 ) die Gegenkraft bei einem geringeren Lenkwinkel aufgebracht wird als bei geringeren Fahrgeschwindigkeiten des Kraftfahrzeugs (1 ). - Verfahren zum Betreiben eines elektronischen Servolenksystems in einem Kraftfahrzeug, bei welchem mittels einer Lenkhandhabe ein Lenkradwinkel als Maß für einen Radlenkwinkel eines lenkbaren Rads des Kraftfahrzeugs eingestellt wird, und bei welchem ein Lenkhub einer Zahnstange in einem Bereich vor einem mechanischen Endanschlag der Zahnstange durch Aufbringen einer der Lenkkraft entgegengerichteten Gegenkraft begrenzt wird, dadurch gekennzeichnet, dass bei höheren Fahrgeschwindigkeiten des Kraftfahrzeugs (
1 ) die Gegenkraft bei einem geringeren Lenkwinkel aufgebracht wird als bei geringeren Fahrgeschwindigkeiten des Kraftfahrzeugs (1 ). - Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Gegenkraft bei geringen Lenkwinkelgeschwindigkeiten begrenzt wird.
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