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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung sowie ein Verfahren zur Prüfung medizinischer Thromboseprophylaxestrümpfe.
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Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe der hier betroffenen Art werden auch als MTpS, MTS oder ATS bezeichnet und insbesondere bei immobilen Patienten zur Unterstützung der Venenpumpe in der Thromboseprophylaxe eingesetzt. Eine sich ausbildende Thrombose ist nicht nur schmerzhaft und bedarf einer langwierigen Behandlung, sie kann in extremen Fällen sogar eine lebensbedrohliche Gefährdung des betroffenen Patienten bedeuten. Aus diesem Grund werden beispielsweise bettlägerigen Patienten mit Bewegungsarmut regelmäßig neben der bekannten medikamentösen Behandlung auch Thromboseprophylaxestrümpfe verordnet, weil bei diesen Patienten die Venenaktivität infolge der überwiegenden Immobilität erheblich reduziert ist. Es kommt zudem nicht selten vor, dass es überhaupt nicht möglich ist, eine Behandlung mit Medikamenten vorzunehmen, um das Blut zu verdünnen. In derartigen Fällen wird der Einsatz von Thromboseprophylaxestrümpfen unumgänglich. Von besonderer Bedeutung ist dabei, dass die Thromboseprophylaxestrümpfe den erforderlichen gleichmäßigen, auf den Umfang der Gliedmaßen bezogenen Druck an definierten Stellen ausüben, weil sie nur dadurch eine sachgerechte Funktion erfüllen können. Aus diesem Grund stellen Beschädigungen der Thromboseprophylaxestrümpfe Risiken für die zu behandelnden Patienten dar und sind folglich unbedingt zu vermeiden. Da Thromboseprophylaxestrümpfe mehrfach wieder verwendet werden können, ist zudem eine mehrfache Reinigung erforderlich. Es kann jedoch vorkommen, dass Befleckungen am Strumpf verbleiben, was aus ästhetischen Aspekten heraus zur Aussonderung führen kann. Bisher erfolgt eine manuelle Kontrolle der Thromboseprophylaxestrümpfe während der Behandlung des Patienten, also vor oder während des Anlegens des Thromboseprophylaxestrumpfes. Häufig wird jedoch diese Kontrolle von der Klinik an Dienstleister vergeben. In der Krankenhauspraxis werden zumeist Thromboseprophylaxestrümpfe ausgewählt, deren Größe und Fehlerfreiheit ausschließlich anhand der Erfahrungen des Pflegepersonals bestimmbar sind. Werden Störungen im Gewebe oder Befleckungen nicht erkannt, so kann der Thromboseprophylaxestrumpf seine Wirkung nicht vollständig entfalten und das Risiko für den Patienten steigt enorm, eine Thrombose, mit der Spätfolge beispielsweise einer Embolie, zu erleiden und möglicherweise gesundheitliche Schäden davonzutragen beziehungsweise sogar zu versterben.
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Aus der
DE 41 28 346 C2 ist bereits eine Prüfvorrichtung zur Qualitätskontrolle von Maschenware, insbesondere von Strümpfen, bekannt, die ein Prüfbein und drei Kameras sowie einen Rechner zur elektronischen Erfassung und Auswertung der Prüfdaten umfasst. Mit dieser Vorrichtung ist keine Funktionsprüfung möglich, mit der beispielsweise die Dehnfähigkeit des zu prüfenden Strumpfes bestimmt werden kann.
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Aus der
US 2,865,542 ist darüber hinaus ein Prüfbein bekannt, das aus zwei aufspreizbaren Sektoren besteht. Diese werden nach dem Aufziehen eines Strumpfes auseinander bewegt, um auf diese Weise eine Dehnung des Strumpfes zu erreichen. Das Prüfbein kann um seine Achse rotieren, sodass auf diese Weise eine Sichtprüfung durch eine Person erfolgen kann. Auch hierbei handelt es sich um eine reine Qualitätskontrolle und nicht um eine Funktionsprüfung eines Strumpfes.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur Prüfung medizinischer Thromboseprophylaxestrümpfe zu entwickeln, die möglichst weitgehend automatisiert ist und zuverlässig eine Fehleranalyse der zu prüfenden Strümpfe ermöglicht. Darüber hinaus ist ein Verfahren zur Prüfung medizinischer Thromboseprophylaxestrümpfe bereitzustellen.
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Diese Aufgabenstellung wird durch die Merkmale der unabhängigen Ansprüche 1 und 7 gelöst.
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Weitere Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand der sich jeweils anschließenden Unteransprüche.
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Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Prüfung medizinischer Thromboseprophylaxestrümpfe weist ein in mehrere, radial und zentripetal bewegbare Sektoren unterteiltes Prüfbein, mindestens einen bewegbaren Drucksensor, mehrere um das Prüfbein herum verteilt angeordnete Prüfkameras, eine Videokamera und eine elektronische Verarbeitungseinheit zur Erfassung und Auswertung der Daten des geprüften, Strumpfes auf. Durch die Unterteilung des Prüfbeins in mehrere Sektoren besteht die vorteilhafte Möglichkeit, dass Prüfbein aufzuweiten und damit die Dehnfähigkeit des Stumpfes zu testen. Neben dieser Testmöglichkeit wird mittels der ebenfalls vorhandenen Prüfkameras ein optisches Abtastverfahren durchgeführt, wobei die Bilder der einzelnen Prüfkameras zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden, sodass der medizinische Strumpf von allen Seiten zusätzlich optisch geprüft wird. Die Prüfung erfolgt dabei auf, gegebenenfalls vorhandene Schäden, wie Laufmaschen oder andere Fehler im Strumpf. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, eine Ermittlung der Befleckung der Strümpfe zu erreichen, wobei hierzu eine Farbwerterfassung durchgeführt wird. Durch die Auswertung dieser Farbwerterfassung kann zudem auf die Ursache der Befleckung geschlossen werden, was einen entscheidenden Vorteil für die Ursachenermittlung darstellt und damit die Möglichkeit gibt, künftig derartige Befleckung zu vermeiden.
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Zusätzlich zu der optischen Abtastung der Thromboseprophylaxestrümpfe (MTpS) erfolgt eine Druckmessung, wozu der Drucksensor vorhanden ist. Dieser Drucksensor wird in das Strumpfmaterial hineingeführt, wodurch dessen Widerstandskraft ermittelbar ist. Aufgrund dieser Druckprüfung lässt sich ein Rückschluss ziehen, ob der Strumpf in Ordnung ist oder ersetzt werden muss. Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist damit zwei unterschiedliche Testmethoden auf, um die Sicherheit der Prüfung eines medizinischen Stumpfes insgesamt zu verbessern.
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Die Videoüberwachung mittels einer separaten Videokamera erfolgt hauptsächlich, um die Daten des Prüfvorganges zu archivieren und eine sichere Kontrolle zu gewährleisten. Die Videokamera dient folglich zur Verfilmung des Prüfvorganges. Erfahrungsgemäß ist ein Videosignal langsamer, als die optischen Abtastverfahren der Prüfkameras. Mit der Videokamera wird folglich lediglich der Prüfvorgang und das Ergebnis der Prüfung festgehalten.
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Die Bearbeitung der erfassten Daten sowie die Speicherung erfolgt in der ebenfalls vorhandenen elektronischen Verarbeitungseinheit, bei der es sich im einfachsten Fall um einen Computer (PC) handeln kann.
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Mit der Erfindung wird folglich eine sehr einfache und dennoch zuverlässige Vorrichtung bereitgestellt, die eine Prüfung der Thromboseprophylaxestrümpfe gewährleistet und damit die Sicherheit der Betreuung der betroffenen Patienten wesentlich, verbessert. Die aus nur wenigen Elementen bestehende Vorrichtung ist zudem kostengünstig und damit sehr wirtschaftlich.
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Gemäß einer ersten Ausgestaltung der Erfindung wird vorgeschlagen, dass die Prüfkameras stationär um das Prüfbein herum angeordnet sind. Somit ist neben einer Relativbewegung zwischen dem Prüfbein und den Prüfkameras auch eine stationäre Anordnung der Prüfkameras vorgesehen, wobei es von Vorteil ist, wenn in diesem Fall das Prüfbein an den Prüfkameras vorbei bewegt wird. Dennoch lässt sich mit dieser Maßnahme eine erhebliche Vereinfachung der Vorrichtung erreichen.
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Zur Messung des Widerstandsmomentes des Thromboseprophylaxestrumpfes kommt ein Drucksensor zum Einsatz, der entweder in den Freiraum zwischen zwei Segmenten des aufgeweiteten Prüfbeins eingeführt wird oder gemäß einer Weiterbildung der Erfindung in einen elastisch verformbaren Abschnitt des Prüfbeins eingedrückt werden kann, um somit den Widerstand des Thromboseprophylaxestrumpfes zu testen.
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Da der gesamte Testvorgang ohnehin einer elektronischen Verarbeitung unterliegt, geht ein anderer Vorschlag dahin, zur Identifizierung und Zuordnung des zu prüfenden Strumpfes ein Barcodelesegerät einzusetzen. Somit lässt sich der gesamte Weg des medizinischen Stumpfes von der Anlieferung bis zur Auslieferung oder Entsorgung vollautomatisch verfolgen und lassen sich die Thromboseprophylaxestrümpfe ebenfalls exakt einem Empfänger oder Patienten zuordnen.
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Um die einzelnen Schritte des Verfahrens weiter zu automatisieren und manuelle Tätigkeiten einzusparen, wird ferner vorgeschlagen, dass zum Aufziehen des zu prüfenden Strumpfes eine Aufziehvorrichtung und zum Abziehen des Strumpfes eine Abziehvorrichtung vorhanden sind.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur Prüfung medizinischer Thromboseprophylaxestrümpfe, welches unter Einsatz einer zuvor beschriebenen Vorrichtung erfolgt, ist gekennzeichnet durch folgende Verfahrensschritte:
- – Aufziehen des Strumpfes auf das Prüfbein,
- – Abtastung des Strumpfes durch die Prüfkameras,
- – Druckprüfung des Strumpfes mittels des mindestens einen Drucksensors,
- – Abziehen des Strumpfes vom Prüfbein.
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Diese wenigen grundsätzlichen Arbeitsschritte ermöglichen bereits eine zuverlässige Prüfung des Thromboseprophylaxestrumpfes und stellen damit ein besonders einfaches Prüfwerfahren dar.
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Eine Ausgestaltung des Verfahrens sieht darüber hinaus vor, dass der Drucksensor in die Öffnung zwischen zwei auseinander bewegten Sektoren oder in den elastischen Abschnitt des Prüfbeins hineinbewegt wird, wie dies bereits zuvor angedeutet wurde. Dabei wird entsprechend einem weiterführenden Gedanken der Erfindung zur Druckmessung die Zeit sowie der vom Drucksensor zurückgelegte Weg erfasst, bis ein vordefinierter Druck mittels des Drucksensors bestimmt ist und anschließend aus den erfassten Werten die Druckkraft des Stumpfes berechnet. Anhand des für die Druckkraft ermittelten Wertes kann eine eindeutige Aussage getroffen werden, ob der Strumpf in Ordnung ist und weiter verwendet werden kann oder ob er aussortiert werden muss.
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Das gesamte Verfahren der Prüfung wird dabei die Videokamera gefilmt, sodass der Prüfvorgang vollständig zu Archivierungs- und Nachweiszwecken festgehalten wird.
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Nach Beendigung des Verfahrens der Prüfung eines Thromboseprophylaxestrumpfes wird der Strumpf vom Prüfbein abgezogen und verpackt, sofern der als fehlerfrei identifiziert wurde. Anderenfalls erfolgt die Aussortierung des geprüften Stumpfes.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand der beigefügten Zeichnungen näher erläutert. Die gezeigten Ausführungsbeispiele stellen keine Einschränkung auf die dargestellten Varianten dar, sondern dienen lediglich der Erläuterung eines Prinzips der Erfindung. Dabei sind gleiche oder gleichartige Bauteile mit denselben Bezugsziffern bezeichnet. Um die erfindungsgemäße Funktionsweise veranschaulichen zu können, sind in den Figuren nur stark vereinfachte Prinzipdarstellungen gezeigt, bei denen auf die für die Erfindung nicht wesentlichen Bauteile verzichtet wurde. Dies bedeutet jedoch nicht, dass derartige Bauteile bei einer erfindungsgemäßen Lösung nicht vorhanden sind.
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Es zeigt:
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1: einen Querschnitt durch eine Vorrichtung zur Prüfung eines Thromboseprophylaxestrumpfes und durch ein Prüfbein in einer ersten Ausführungsvariante,
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2: einen Querschnitt durch eine Vorrichtung zur Prüfung eines Thromboseprophylaxestrumpfes und durch ein Prüfbein in einer weiteren Ausführungsvariante
und
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3: einen Ablaufplan für ein Verfahren zur Prüfung eines Thromboseprophylaxestrumpfes.
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Die in der 1 dargestellte Vorrichtung zur Prüfung von Thromboseprophylaxestrümpfen weist als wesentliches Element ein Prüfbein 5 auf, das vorliegend in vier einzelne Sektoren 1, 2, 3, 4 unterteilt ist. Auf das Prüfbein 5 ist ein Thromboseprophylaxestrumpf 11 aufgezogen. Die jeweils um etwa 90° zueinander versetzt angeordneten Sektoren 1, 2, 3, 4 sind hierbei als Kreissegmente ausgeführt und mittig in einer Weise miteinander verbunden, die eine radiale und eine zentripetale Bewegung der Sektoren 1, 2, 3, 4 ermöglicht. Mit anderen Worten können Sektoren 1, 2, 3, 4 auseinander bewegt und wieder zusammengeführt werden. Bei auseinander bewegten Sektoren 1, 2, 3, 4 entsteht zwischen den einzelnen Sektoren 1, 2, 3, 4 ein Abstand, der vorliegend dazu genutzt wird, einen Drucksensor 6 in Richtung auf den Strumpf zu zu bewegen, um dadurch eine Druckfestigkeitsprüfung des Thromboseprophylaxestrumpfes 11 durchzuführen. Zur Druckmessung wird die Zeit sowie der vom Drucksensor 6 zurückgelegte Weg erfasst, bis ein vordefinierter Druck mittels des Drucksensors 6 bestimmt ist und anschließend aus den erfassten Werten die Druckkraft des Stumpfes 11 rechnerisch ermittelt.
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Um das Prüfbein 5 herum sind ferner insgesamt drei Prüfkameras 7, 8, 9 angeordnet, deren Einzelbilder in einer nicht dargestellten elektronischen Verarbeitungseinheit zu einem Gesamtbild des zu prüfenden medizinischen Stumpfes 11 zusammengefügt werden. Erfindungsgemäß ist eine Bewegung des Prüfbeins 5 entlang der Prüfkameras 7, 8, 9 möglich. Eine andere Variante besteht darin, die Prüfkameras 7, 8, 9 beweglich auszuführen und am Prüfbein 5 entlang zu führen. Darüber hinaus ist die Vorrichtung mit einer Videokamera 10 ausgestattet, um den gesamten Prüfvorgang abzubilden und zu Nachweis- und Archivierungszwecken zu speichern.
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Eine im grundsätzlichen Aufbau zu der Ausführungsvariante in 1 identische Vorrichtung geht aus der Darstellung in 2 hervor. Auch hierbei ist das Prüfbein 5 in vier unterschiedliche Sektoren 1, 2, 3, 4 unterteilt. Im Unterschied zu der Ausführung in 1 weist jedoch der Sektor 2 einen verformbaren Abschnitt 12 auf, der beispielsweise aus einem weichelastischen Material besteht. Dieser verformbare Abschnitt 12 kann benutzt werden, um ein Eindringen des Drucksensors 6 zu ermöglichen, so dass in der zuvor beschriebenen Weise eine Messung des Druckes erfolgen kann.
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Die 3 zeigt beispielhaft einen Ablaufplan, der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens. Mittels einer Aufziehvorrichtung wird zunächst der Thromboseprophylaxestrumpf 11 auf das Prüfbein 5 aufgezogen. Anschließend erfolgt unter Nutzung der Prüfkameras 7, 8, 9 eine Farbwerterfassung des Thromboseprophylaxestrumpfes 11, die eine Aussage über den Zustand des Thromboseprophylaxestrumpfes 11 erlaubt. In Auswertung des Ergebnisses der Prüfkameras 7, 8, 9 wird der Thromboseprophylaxestrumpf 11 aussortiert, sofern er nicht den vorgeschriebenen Kriterien entspricht und Fehler erkannt wurden oder er wird einer Druckprüfung durch den Drucksensor 6 unterzogen, sofern die optischen Werte in Ordnung sind. Im Anschluss an diese Druckprüfung besteht erneut die Möglichkeit, den Thromboseprophylaxestrumpf 11 auszusortieren oder für den Fall, dass der Thromboseprophylaxestrumpf 11 den gewünschten Kriterien entspricht, die Weiterverarbeitung vorzunehmen. Eine Abziehvorrichtung entfernt den Thromboseprophylaxestrumpf 11 in jedem Fall vom Prüfbein 5 und führt ihn gegebenenfalls einer Verpackungseinrichtung zu, wo er verpackt wird.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Sektor
- 2
- Sektor
- 3
- Sektor
- 4
- Sektor
- 5
- Prüfbein
- 6
- Drucksensor
- 7
- Prüfkamera
- 8
- Prüfkamera
- 9
- Prüfkamera
- 10
- Videokamera
- 11
- Thromboseprophylaxestrumpf
- 12
- Verformbarer Abschnitt