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Die Erfindung betrifft ein Bremsverfahren für ein Fahrzeug gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1, eine Bremseinrichtung für ein Fahrzeug gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 7, eine hydraulische Bremsanlage für ein Fahrzeug mit einer hydraulisch betätigbaren Betriebsbremse gemäß Anspruch 14 sowie ein Fahrzeug mit der Bremseinrichtung bzw. mit der hydraulischen Bremsanlage gemäß Anspruch 15.
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Hydraulische Bremsanlagen weisen einen Hauptbremszylinder auf, der in Erwiderung auf die Betätigung eines Bremspedals einen Bremspedaldruck in einen hydraulischen Druck umsetzt, der mittels Bremsflüssigkeit bereitgestellt wird.
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Bei einer ersten bekannten Bremsanlage wird der hydraulische Druck im Hauptbremszylinder direkt zwei Betriebsbremskreisen bereitgestellt, wobei der Druck durch einen zwischengeschalteten Betriebsbremsmodulator an die Betriebsbremse eines die Bremsanlage aufweisenden Fahrzeugs übertragen wird. Der Betriebsbremsmodulator weist mehrere Elektromagnetventile und Rückförderpumpen für eine Antiblockierfunktion auf. Weiter kann der Betriebsbremsmodulator zusätzliche Elektromagnetventile aufweisen, die in Verbindung mit den Rückförderpumpen einen aktiven Bremsdruckaufbau ermöglichen. Im Allgemeinen werden hierfür zumindest vier Elektromagnetventile und zwei Druckbehälter sowie eine entsprechende Auslegung der Rückförderpumpen im Betriebsbremsmodulator benötigt, was aufwendig und teuer ist.
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Es ist bekannt, dass Fahrzeuge zumindest einen Hydraulikkreis führen, der Hydraulikflüssigkeit mit einem Hydraulikkreisdruck aufweist. Mittels der Hydraulikflüssigkeit mit dem Hydraulikkreisdruck wird bspw. eine Lenkunterstützung betrieben.
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Bei einer zweiten bekannten Bremsanlage werden die Betriebsbremskreise nicht durch den Hauptbremszylinder mit Bremsflüssigkeit gespeist. Der mittels des Hauptbremszylinders bereitgestellte Bremsdruck dient hier lediglich zur Betätigung von Relaisventilen, mittels denen der Bremsdruck in den Betriebsbremskreisen ausgesteuert wird. Der Druckaufbau in den Betriebsbremskreisen erfolgt dabei technisch aufwendig und teuer mittels Hydraulikpumpen. Mittels Elektromagnetventilen ist dabei auch ein aktiver Bremsdruckaufbau in den Betriebsbremskreisen möglich.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes Bremsverfahren und eine verbesserte Bremseinrichtung sowie eine Bremsanlage und ein Fahrzeug bereitzustellen.
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Die Erfindung löst diese Aufgabe, ausgehend von der eingangs genannten ersten Bremsanlage mit den kennzeichnenden Merkmalen der Ansprüche 1 und 7 sowie mit der hydraulischen Bremsanlage nach Anspruch 14 und mit dem Fahrzeug nach Anspruch 15.
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Insbesondere weist die Bremseinrichtung den Hauptbremszylinder auf, der gemäß dem Bremsverfahren in Erwiderung auf seine Betätigung in wenigstens einem Betriebsbremskreis einen Betriebsbremsdruck erzeugt und zur Betätigung einer Betriebsbremse bereitstellt. Weiter weist die Bremseinrichtung einen Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang auf, über den gemäß dem Bremsverfahren Hydraulikflüssigkeit mit einem Hydraulikkreisdruck bereitgestellt wird. Der Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang ist mit einem Hydraulikkreis verbunden, der die Hydraulikflüssigkeit mit dem aufgebauten Hydraulikdruck führt.
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Die Bremseinrichtung weist weiter eine Ventileinrichtung auf, die gemäß dem Bremsverfahren einen Hauptbremszylinderbetätigungsdruck und/oder einen Feststellbremslösedruck mittels der über den Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang mit dem Hydraulikkreisdruck bereitgestellten Hydraulikflüssigkeit aktiv aussteuert. Der Hauptbremszylinder wird mittels des Hauptbremszylinderbetätigungsdrucks für einen aktiven Bremseingriff hydraulisch betätigt. Alternativ oder zusätzlich wird eine Feststellbremse mittels des Feststellbremslösedrucks hydraulisch gelöst.
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Damit ermöglicht die Erfindung einen aktiven Bremsdruckaufbau bzw. einen aktiven Bremseingriff bzw. eine Betätigung der Parkbremse ohne die eingangs genannten Nachteile des Standes der Technik. Dabei erfolgt das Aussteuern des Hauptbremszylinderbetätigungsdrucks bzw. des Feststellbremslösedrucks nicht in einer dem Hauptbremszylinder nachgeschalteten Einrichtung bzw. in einem Bremskreis oder anderen Kreis, der Bremsflüssigkeit führt, sondern vor dem Hauptbremszylinder, wobei der hierfür notwendige Druck aus dem Hydraulikkreis bereitgestellt wird, nämlich der Hydraulikkreisdruck ist.
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Der Hauptbremszylinder kann somit nicht nur manuell mechanisch mittels des Bremspedals, sondern zusätzlich für den aktiven Bremseingriff hydraulisch mit einem Druck, der mittels des Hydraulikkreisdruckes aus dem Hydraulikkreis bereitgestellt wird, betätigt werden.
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Die Feststellbremse wird dabei nicht mit Bremsflüssigkeit eines Bremskreises, sondern direkt mit der Hydraulikflüssigkeit des Hydraulikkreises, insbesondere mittels eines Hydrauliköls, betätigt. Die Hydraulikflüssigkeit fließt dabei bis in den Zylinder der Feststellbremse, um diese gegen die Federkraft zu lösen.
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Vorzugsweise wird der Hydraulikkreisdruck im Hydraulikkreis mittels einer Lenkhilfepumpe aufgebaut. Der Hydraulikkreis ist in diesem Fall auch zur Versorgung einer Lenkunterstützung, insbesondere einer hydraulischen Servolenkung, ausgebildet. Es wird somit keine zusätzliche Pumpe zum Aufbauen des Hauptbremszylinderbetätigungsdrucks bzw. des Feststellbremslösedrucks benötigt. Die Lenkhilfepumpe wird bevorzugt direkt vom Verbrennungsmotor eines die Bremsanlage aufweisenden Fahrzeugs angetrieben. Alternativ wird die Lenkhilfepumpe elektrisch angetrieben.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist das Bremsverfahren eine Aktivierungsfunktion auf, die das aktive Aussteuern des Hauptbremszylinderbetätigungsdrucks in Erwiderung auf einen ermittelten Fahrzustand aktiviert. Dieser Fahrzustand ist dabei ein Fahrzustand, für den die Notwendigkeit eines aktiven Bremseingriffs bestimmt ist. Bspw. ermittelt eine elektronische Stabilitätskontrolle oder eine Kippneigungskontrolle oder ein Notbremsassistent die Notwendigkeit eines aktiven Bremseingriffs. Eine Verteilung der Bremseingriffe auf einzelne Bremsen bzw. Räder des Fahrzeugs erfolgt mittels des Betriebsbremsmodulators, der den Bremsdruck für einzelne Bremsen bzw. Räder gegenüber dem mittels des Hauptbremszylinders ausgesteuerten Bremsdruck reduzieren kann. Die Bremseinrichtung weist Aktivierungsmittel, insbesondere eine Elektronik, auf, welche die Aktivierungsfunktion ausführen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist die Bremseinrichtung Deaktivierungsmittel, insbesondere eine Elektronik, zum Ausführen einer Deaktivierungsfunktion auf. Die Deaktivierungsfunktion deaktiviert gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Bremsverfahrens das aktive Aussteuern des Hauptbremszylinderbetätigungsdrucks in Erwiderung auf eine mittels eines Kraftsensors sensierte Bremspedalbetätigungskraft. Insbesondere dann, wenn die sensierte Bremspedalbetätigungskraft über einem Grenzwert liegt, wird das aktive Aussteuern des Hauptbremszylinderbetätigungsdrucks deaktiviert. Damit wird der überlagerte aktive Bremseingriff deaktiviert.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist die Bremseinrichtung einen Bremskraftverstärker auf, der gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Bremsverfahrens eine zur Betätigung des Hauptbremszylinders aufgebrachte Hauptbremszylinderbetätigungskraft mittels der über den Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang mit dem Hydraulikkreisdruck bereitgestellten Hydraulikflüssigkeit verstärkt. Die zur Betätigung des Hauptbremszylinders bzw. zur Betätigung der Feststellbremse verwendete Hydraulikflüssigkeit aus dem Hydraulikdruckkreis wird somit zusätzlich für die Bremskraftverstärkung verwendet, die vorzugsweise im Bereich des Hauptbremszylinders erfolgt. Insbesondere wird der Hauptbremszylinder über den Bremskraftverstärker vom Bremspedal betätigt. Ein aktiver Bremseingriff erfolgt mit Unterstützung des Bremskraftverstärkers. Für den aktiven Bremseingriff muss daher nicht mittels leistungsfähiger, großer und teurer Pumpen ein Druck für die direkte Betätigung der Betriebsbremse bereitgestellt werden.
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Vorzugsweise sind der Hauptbremszylinder und der Bremskraftverstärker in eine gemeinsame Einheit, insbesondere in eine Booster genannte Verstärkereinheit und/oder in eine Verstärker-Betätigungseinrichtung, integriert. Der Booster bzw. die Verstärker-Betätigungseinrichtung weist zudem den Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang auf. Vorzugsweise weist die Verstärker-Betätigungseinrichtung auch die Ventileinrichtung oder Teile der Ventileinrichtung auf. Alternativ oder zusätzlich ist die Ventileinrichtung bzw. sind Teile der Ventileinrichtung außerhalb der Verstärker-Betätigungseinrichtung angeordnet. Insbesondere das Aussteuern des Feststellbremslösedrucks kann gemäß einer Ausführungsform der Erfindung auch außerhalb der Verstärker-Betätigungseinrichtung erfolgen.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist die Ventileinrichtung ein Feststellbremsventil auf. Das Feststellbremsventil kann vorzugsweise zwei Schaltstellungen einnehmen, zwischen denen es wechseln kann. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Bremsverfahrens löst das Feststellbremsventil in einer ersten bzw. bestromten Schaltstellung die Feststellbremse mittels der Hydraulikflüssigkeit mit dem Feststellbremsbetätigungsdruck. Die Feststellbremse weist vorzugsweise wenigstens einen Federspeicherbremszylinder auf. Durch das Drücken der Hydraulikflüssigkeit in eine Kammer des Federspeicherbremszylinders wird die Feststellbremse gegen die Kraft der Feder gelöst. In der alternativ einnehmbaren zweiten bzw. unbestromten Schaltstellung legt das Feststellbremsventil mittels Rückführen von Hydraulikflüssigkeit die Feststellbremse ein. Somit wird lediglich ein Elektromagnetventil, jedoch keine zusätzliche Pumpe und kein zusätzlicher, eine Bremsflüssigkeit führender Bremskreis zum Einlegen oder Lösen der Feststellbremse benötigt.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform weist die Bremseinrichtung eine Aufweckelektronik auf, die gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des Bremsverfahrens eine die Betriebsbremse und/oder die Feststellbremse steuernde Steuereinrichtung oder Teile dieser Steuereinrichtung in Erwiderung auf eine sensierte Bremsbetätigung von ihrem Ruhezustand in ihren Betriebszustand versetzt. Die Bremsbetätigung wird bevorzugt mittels eines elektromechanischen Schalters sensiert, wobei ein elektrisches Schaltsignal generiert wird, das die Aufweckelektronik einschaltet, insbesondere einen Prozessor aufweckt. Gemäß einer alternativen Ausführungsform kann die Aufweckelektronik jedoch auch ständig in Bereitschaft sein und mittels einer Softwarefunktion das Aufwecken durchführen.
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Gemäß einer besonderen Ausführungsform wird ein Teil der Steuereinrichtung aufgeweckt, der für die Steuerung bzw. Ansteuerung des Hydraulikkreises verantwortlich ist. Insbesondere bewirkt ein Aufwecken der Steuereinrichtung bzw. von Teilen der Steuereinrichtung mittels der Aufweckelektronik ein Anlaufen der Pumpe, insbesondere der Lenkhilfepumpe, die den Druck im Hydraulikkreis aufbaut, wenn diese Pumpe gemäß dieser besonderen Ausführungsform elektrisch betrieben wird. Ferner wird vorzugsweise die Ventileinrichtung in Erwiderung auf das Aufwecken der Steuereinrichtung bzw. von Teilen der Steuereinrichtung mittels der Aufweckelektronik angesteuert, so dass der Hauptbremszylinderbetätigungsdruck bzw. der Feststellbremslösedruck ausgesteuert werden kann.
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Weitere Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den Ansprüchen sowie aus den anhand der Zeichnung näher erläuterten Ausführungsbeispielen. In der Zeichnung zeigen:
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1 eine Bremsanlage mit einer Bremseinrichtung gemäß einem ersten Ausführungsbeispiel der Erfindung,
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2 eine Bremsanlage mit einer Bremseinrichtung gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel der Erfindung,
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3 ein Blockschaltbild zur Veranschaulichung eines Bremsverfahrens gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung und
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4 Verfahrensschritte in einem Bremsverfahren, insbesondere im entsprechend erweiterten Bremsverfahren des Ausführungsbeispiels gemäß 3 bei ausgeschalteter Zündung gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung.
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1 zeigt eine Bremsanlage 1 mit einer Bremseinrichtung 2 gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung. Die Bremsanlage 1 weist ein Bremspedal 4, eine Verstärker-Betätigungseinrichtung 6 und einen Betriebsbremsmodulator 8 mit der Funktionalität eines Antiblockiersystems bzw. ein Hydroaggregat auf. Weiter weist die Bremsanlage 1 eine Betriebsbremse 10 mit einem ersten Bremszylinder 12, einem zweiten Bremszylinder 14, einem dritten Bremszylinder 16 und einem vierten Bremszylinder 18 sowie eine Steuereinrichtung 20 auf. Der erste Bremszylinder 12 und der zweite Bremszylinder 14 werden über einen ersten Betriebsbremskreis 22 betätigt. Der dritte Bremszylinder 16 und der vierte Bremszylinder 18 werden über einen zweiten Betriebsbremskreis 24 betätigt. Die Betriebsbremskreise 22 und 24 sind hydraulische Bremskreise, in denen Bremsflüssigkeit als druckübertragendes Medium verwendet wird. Die Bremskreise 22 und 24 werden durch einen zweifach ausgebildeten Hauptbremszylinder 26 bzw. durch einen sog. Tandem Master Cylinder mit der Hydraulikflüssigkeit aus einem Vorratstank 28 bzw. einem Ausgleichsbehälter gespeist. Der Hauptbremszylinder 26 kann Teil eines sog. Boosters sein.
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In Erwiderung auf eine Betätigung des Bremspedals 4 wird der Hauptbremszylinder 26 betätigt, so dass Bremsflüssigkeit in die Betriebsbremskreise 22 und 24 gedrückt wird. Insbesondere wird der für den ersten Betriebsbremskreis 22 ausgesteuerte erste Betriebsbremsdruck über einen ersten Boosterausgang 30, einen ersten Verbindungskanal 32 und einem ersten Betriebsbremsmodulatoreingang 34 dem Betriebsbremsmodulator 8 bereitgestellt. Weiter wird ein Idealerweise gleich ausgesteuerter zweiter Betriebsbremsdruck vom Hauptbremszylinder 26 über einen zweiten Boosterausgang 36, einen zweiten Verbindungskanal 38 und einen zweiten Betriebsbremsmodulatoreingang 40 dem Betriebsbremsmodulator 8 bereitgestellt. Der erste bzw. zweite Boosterausgang 30, 36 ist zugleich ein erster bzw. zweiter Ausgang der Verstärker-Betätigungseinrichtung 6.
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Der Betriebsbremsmodulator 8 weist ein erstes Einlassventil 42, ein zweites Einlassventil 44, ein drittes Einlassventil 46 und ein viertes Einlassventil 48 auf, das jeweils als 3/2-Wege-Elektromagnetventil ausgebildet ist und jeweils im unbestromten Zustand mittels der Kraft einer Feder eine Durchgangsstellung einnimmt. Durch das unbestromte erste Einlassventil 42 bzw. zweite Einlassventil 44 ist der erste Betriebsbremsmodulatoreingang 34 mit einem ersten Betriebsbremsmodulatorausgang 50 bzw. zweiten Betriebsbremsmodulatorausgang 52 verbunden, an den der erste Bremszylinder 12 bzw. der zweite Bremszylinder 14 angeschlossen ist. Analog zum ersten Betriebsbremskreis 22 ist im zweiten Betriebsbremskreis 24 der zweite Betriebsbremsmodulatoreingang 40 durch das unbestromte dritte Einlassventil 46 bzw. vierte Einlassventil 48 mit einem dritten Betriebsbremsmodulatorausgang 54 bzw. vierten Betriebsbremsmodulatorausgang 56 verbunden, an den der dritte Bremszylinder 16 bzw., vierte Bremszylinder 18 angeschlossen ist.
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An den Bremszylindern 12, 14, 16 und 18 sind ein erster Drehzahlsensor 58, ein zweiter Drehzahlsensor 60, ein dritter Drehzahlsensor 62 und ein vierter Drehzahlsensor 64 angeordnet. Die Drehzahlsensoren 58 bis 64 erfassen Drehzahlen von Rädern, die den Bremszylinder 12 bis 18 zugeordnet sind und mittels dieser Bremszylinder 12 bis 18 abgebremst werden können. Erfasste Sensordaten werden von den Drehzahlsensoren 58 bis 64 über nicht dargestellte elektrische Leitungen an die Steuereinrichtung 20 oder an eine andere Steuereinrichtung weitergeleitet. Die Steuereinrichtung 20 bzw. die andere Steuereinrichtung erkennt ein Blockieren oder eine Blockierneigung eines Rades und steuert in Erwiderung auf eine erkannte Blockierneigung den Betriebsbremsmodulator 8 zum Lösen des jeweiligen Bremszylinders 12, 14, 16 oder 18 an. Bspw. wird im Fall einer erkannten Blockierneigung eines dem ersten Bremszylinder 12 zugeordneten Rades das erste Einlassventil 42 bestromt, so dass dieses erste Einlassventil 42 gegen die Kraft seiner Feder seine bestromte Stellung einnimmt, in der ein Nachfließen von Bremsflüssigkeit durch dieses erste Einlassventil 42 zum ersten Betriebsbremsmodulatorausgang 50 unterbunden ist.
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Das erste Einlassventil 42, wie auch das zweite Einlassventil 44, das dritte Einlassventil 46 und das vierte Einlassventil 48, weist jeweils im bestromten Zustand die Funktion eines Rückschlagventils auf. Ein Rückströmen von Bremsflüssigkeit vom ersten Betriebsbremsmodulatorausgang 50 durch das erste Einlassventil 42 zum ersten Betriebsbremsmodulatoreingang 34 wäre folglich möglich, wenn bspw. das Bremspedal 4 nicht mehr betätigt wird.
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Der Betriebsbremsmodulator 8 weist darüber hinaus ein jeweils als 3/2-Wege-Elektromagnetventil ausgebildetes erstes Auslassventil 66, zweites Auslassventil 68, drittes Auslassventil 70 und viertes Auslassventil 72 auf. Im unbestromten Zustand nehmen die Auslassventile 66, 68, 70 und 72 jeweils mittels der Kraft einer Feder eine Sperrstellung ein, wohingegen diese Auslassventile 66, 68, 70 und 72 im bestromten Zustand gegen die Kraft der Feder eine Durchgangsstellung einnehmen und den ersten Betriebsbremsmodulatorausgang 50 bzw. den zweiten Betriebsbremsmodulatorausgang 52 durch das bestromte erste Auslassventil 66 bzw. zweite Auslassventil 68 und durch eine erste Rückförderleitung 74 mit einem ersten Rücklauftank 75 und mit dem Eingang einer ersten Rückförderpumpe 76 des Betriebsbremsmodulators 8 verbinden. Entsprechend verbindet das bestromte dritte Auslassventil 70 bzw. vierte Auslassventil 72 den dritten Betriebsbremsmodulatorausgang 54 bzw. vierten Betriebsbremsmodulatorausgang 56 durch eine zweite Rückförderleitung 78 mit einem zweiten Rücklauftank 79 und mit dem Eingang einer zweiten Rückförderpumpe 80. Die erste Rückförderpumpe 76 und die zweite Rückförderpumpe 80 werden von einem gemeinsamen Pumpenmotor 82 angetrieben. Der erste Rücklauftank 75 bzw. zweite Rücklauftank 79 fungiert als Reservoir für die rückströmende Bremsflüssigkeit.
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Die Verstärker-Betätigungseinrichtung 6 weist einen Bremskraftverstärker 88 auf, der die mittels des Bremspedals 4 auf den Hauptbremszylinder 26 bzw. auf eine Kolbenstange des Hauptbremszylinders 26 ausgeübte Kraft hydraulisch verstärkt. Der Bremskraftverstärker 88 wird über einen Hydraulikkreis 90 betrieben, der keine Bremsflüssigkeit, sondern Hydraulikflüssigkeit führt und mittels einer Lenkhilfepumpe 92 mit einem Hydraulikkreisdruck beaufschlagt wird. An den Hydraulikkreis 90 ist ferner eine Lenkhilfe 94 angeschlossen, die ebenfalls mittels der Lenkhilfepumpe 92 bzw. mittels des Hydraulikkreises 90 betrieben wird. Die Hydraulikflüssigkeit mit dem Hydraulikkreisdruck wird der Bremseinrichtung 2 bzw. der Verstärker-Betätigungseinrichtung 6 durch einen Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang 96 der Bremseinrichtung 2 bzw. der Verstärker-Betätigungseinrichtung 6 bereitgestellt.
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Die Bremseinrichtung 2 bzw. die Verstärker-Betätigungseinrichtung 6 weist ferner ein sowohl mechanisch als auch hydraulisch betätigbares und als 2/2-Wegeventil ausgebildetes Betätigungsventil 98 auf. Das Betätigungsventil 98 ist dem Bremspedal 4 und dem Bremskraftverstärker 88 bzw. Hauptbremszylinder 26 zwischengeschaltet. Die Bremse kann somit nicht nur mechanisch mittels des Bremspedals 4, sondern zusätzlich hydraulisch betätigt werden. In jedem Fall ist dabei die Bremskraftverstärkung mittels des Bremskraftverstärkers 88 nachgeschaltet, so dass das Betätigungsventil 98 mit vergleichsweise geringen hydraulischen Drücken betätigt werden kann und der mittels der Lenkhilfepumpe 92 bereitgestellte Druck hierfür ausreichend ist.
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Die Verstärker-Betätigungseinrichtung 6 kann eine bauliche Einheit, insbesondere mit einem gemeinsamen Gehäuse, sein oder alternativ mehrere diskrete Komponenten, bspw. den Hauptbremszylinder 26, den Bremskraftverstärker 88 und die Ventile 98, 104 und 106, aufweisen. Der Hauptbremszylinder 26, der Bremskraftverstärker 88 und das Betätigungsventil 98 können in dem sog. Booster zusammengefasst sein bzw. gemeinsam den Booster bilden.
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Hinter dem Bremspedal 4 ist in der Verstärker-Betätigungseinrichtung 6 bzw. ggf. im Booster ein Kraftsensor 99 angeordnet, der eine Bremspedalbetätigungskraft sensiert. Mittels des Kraftsensors 99 sensierten Daten bzw. Signale werden über nicht dargestellte elektrische Leitungen der Steuereinrichtung 20 oder einer anderen Steuereinrichtung zugeführt, ausgewertet und zur Entscheidung herangezogen, ob ein Bremswunsch des Fahrers vorliegt. Für das Aktivieren des aktiven Bremseingriffs führt die Steuereinrichtung 20 eine Aktivierungsfunktion aus und weist hierfür Aktivierungsmittel 100 auf. Die Aktivierungsmittel 100 und somit die Aktivierungsfunktion werden bevorzugt von der Steuereinrichtung 20 bereitgestellt. Die Aktivierungsmittel 100 umfassen Regelfunktionen, die dazu ausgebildet sind, die Fahrstabilität eines die Bremsanlage 1 aufweisenden Fahrzeugs aufrechtzuerhalten bzw. wieder herzustellen bzw. günstig zu beeinflussen. Insbesondere aktiviert die Aktivierungsfunktion den aktiven Bremseingriff in Erwiderung auf eine erkannte Abweichung einer gemessenen von einer berechneten Gierrate oder in Erwiderung auf ein erkanntes Durchdrehen eines oder mehrerer Räder des Fahrzeugs. Die Aktivierungsfunktion verhindert bspw. das ungewollte Durchdrehen der Räder oder einen Verlust der Fahrstabilität. Das Deaktivieren erfolgt mittels einer Deaktivierungsfunktion bzw. mittels Deaktivierungsmitteln 101 der Steuereinrichtung 20, insbesondere in Erwiderung auf eine erkannte Bremspedalbetätigung.
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Der Hauptbremszylinderbetätigungsdruck wird mittels des Hydraulikkreisdrucks sowie mittels einer Ventileinrichtung 102 der Bremseinrichtung 2 ausgesteuert. Soweit liest sich die Beschreibung des ersten Ausführungsbeispiels gemäß 1 auch auf das zweite Ausführungsbeispiel gemäß 2 (mit gleichen bzw. korrespondierenden mit Hochstrichen versehenen Bezugszeichen).
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Im ersten Ausführungsbeispiel gemäß 1 weist die Ventileinrichtung 102 ein als 4/2-Wege-Elektromagnetventil ausgebildetes erstes Aussteuerventil 104 auf. Im bestromten Zustand verbindet das erste Aussteuerventil 104 den Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang 96 mit einem Steuereingang des Betätigungsventils 98. Ein evtl. Überdruck wird automatisch durch ein Druckbegrenzungsventil 106 reduziert.
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Weiter sind in 1, wie auch in 2, Sensoren 108, 110 und 112 dargestellt, die alle die Aufgabe haben, eine Betätigung des Bremspedals 4 direkt oder indirekt zu sensieren und eine, insbesondere nicht permanent elektrische Leistung aufnehmende, Aufweckelektronik 114, insbesondere durch einen Schaltimpuls, einzuschalten bzw. entsprechende Sensordaten an die Aufweckelektronik 114 weiterzuleiten. In Erwiderung auf das Einschalten bzw. in Erwiderung auf eine sensierte Bremsbetätigung versetzt die Aufweckelektronik 114 die Steuereinrichtung 20 oder Teile der Steuereinrichtung 20 oder eine andere Steuereinrichtung von ihrem Ruhezustand in ihren Betriebszustand, insbesondere wenn sich diese jeweilige Steuereinrichtung in ihrem Ruhezustand befindet, bspw. im Fall einer ausgeschalteten Zündung am Fahrzeug. Für das Aufwecken der Steuereinrichtung braucht bevorzugt lediglich einer der Sensoren 99, 100, 108, 110, 112 vorgesehen sein und einen Schaltimpuls liefern. Die Aufweckelektronik 114 nimmt bevorzugt keine elektrische Leistung auf, bis sie einen Schaltimpuls erhält bzw. bis ein elektronischer Kontakt durch die Bremspedalbetätigung geschlossen wird. Gemäß einer alternativen Ausführungsform fragt die Steuereinrichtung einen oder mehrere der Sensoren 108, 110, 112 und/oder den Kraftsensor 99 ab und entscheidet anhand von Sensordaten bzw. Sensorsignalen eines oder mehrerer der Sensoren 108, 110, 112 und/oder Daten bzw. Signalen des Kraftsensors 99, ob ein Aufwecken erfolgt.
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Der Sensor 108 ist ein mit dem ersten Betriebsbremskreis 22 verbundener Druckschalter, der in Erwiderung auf das Erreichen eines bestimmten Mindestdrucks im ersten Verbindungskanal 32 schaltet. Die Sensoren 110 und 112 sind ein erster elektromechanischer Schalter und ein zweiter elektromechanischer Schalter, die mechanisch mittels des Bremspedals 4 betätigt werden, wobei die Verstärker-Betätigungseinrichtung 6 den ersten elektromechanischen Schalter 110 aufweist, wohingegen der zweite elektromechanische Schalter 112 außerhalb der Verstärker-Betätigungseinrichtung 6 angeordnet ist. Alternativ zum ersten elektromechanischen Schalter 110 bzw. zum zweiten elektromechanischen Schalter 112 könnte auch ein erster bzw. zweiter Wegsensor vorgesehen sein.
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2 zeigt eine Bremsanlage 1' mit einer Bremseinrichtung 2' gemäß einem zweiten Ausführungsbeispiel der Erfindung. Die Bremsanlage 1' gleicht in weiten Teilen der Bremsanlage 1 des ersten Ausführungsbeispiels gemäß 1. Insbesondere bezeichnen gleiche Bezugszeichen gleiche oder zumindest ähnliche bzw. funktionsgleiche Teile.
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Die Bremseinrichtung 2' weist eine Ventileinrichtung 102' auf, die teilweise innerhalb eines Gehäuses einer Verstärker-Betätigungseinrichtung 6' und teilweise innerhalb eines separaten Gehäuses eines Feststellbremsmoduls 116 angeordnet ist. Insbesondere weist die Verstärker-Betätigungseinrichtung 6' ein zweites Aussteuerventil 118 auf, das als 3/2-Wege-Elektromagnetventil ausgebildet ist und elektromagnetisch gegen die Kraft einer Feder schaltbar ist. Ferner weist die Ventileinrichtung 102' im Feststellbremsmodul 116 ein elektromagnetisch gegen die Kraft einer Feder betätigbares als 3/2-Wege-Elektromagnetventil ausgebildetes Feststellbremsventil 120 auf. Im Feststellbremsmodul 116 ist ferner ein Druckspeicher 122 angeordnet. Alternativ zum gezeigten Ausführungsbeispiel kann das Feststellbremsmodul 116 auch in die Verstärker-Betätigungseinrichtung 6' integriert sein.
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Die Bremseinrichtung 2' bzw. die Verstärker-Betätigungseinrichtung 6' weist eine Drossel 124 und ein Rückschlagventil 126 auf, über welche der Druckspeicher 122 mit der am Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang 96 bereitgestellte Hydraulikflüssigkeit befüllt werden kann. Der im Druckspeicher 122 aufgebaute Druck wird mittels eines in der Verstärker-Betätigungseinrichtung 6' angeordneten Drucksensors 128 sensiert. Der Druckspeicher 122 ermöglicht ein schnelles Zuleiten von Hydraulikflüssigkeit durch das in seiner ersten Schaltstellung befindliche bzw. bestromte Feststellbremsventil 120 zu einer Feststellbremse 130. Die Feststellbremse 130 weist bspw. mehrere Federspeicherbremszylinder auf, wobei die durch das Feststellbremsventil 120 eingeleitete Hydraulikflüssigkeit die Federspeicherbremszylinder gegen die Kraft ihrer Feder entspannt und somit die Feststellbremse 130 löst. Im unbestromten Zustand des Feststellbremsventils 120 bzw. in seiner zweiten Schaltstellung fließt hingegen Hydraulikflüssigkeit von der Feststellbremse 130 zurück durch das Feststellbremsventil 120, so dass die Feststellbremse 130 mittels der Federkräfte der Federspeicherbremszylinder eingelegt wird. Das Feststellbremsventil 120 steuert somit einen Feststellbremslösedruck, welcher der Feststellbremse 130 bereitgestellt wird, mittels der Hydraulikflüssigkeit aus dem Hydraulikkreis 90 aus.
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Das zweite Aussteuerventil 118 steuert hingegen den Hauptbremszylinderbetätigungsdruck aus, wobei dieses zweite Aussteuerventil 118 über einen ersten Anschluss mit dem Steuereingang des Betätigungsventils 98 verbunden ist. Im unbestromten Zustand des zweiten Aussteuerventils 118 erfolgt ein Druckabbau des Steuereingangs des Betätigungsventils 98 durch das zweite Aussteuerventil 118. Im bestromten Zustand des zweiten Aussteuerventils 118 ist hingegen der Steuereingang des Betätigungsventils 98 durch das zweite Aussteuerventil 118 mit dem Druckspeicher 122 und somit mit einer Druckquelle verbunden, so dass das Betätigungsventil 98 aktiv für einen aktiven Bremseingriff betätigt werden kann.
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Die Verstärker-Betätigungseinrichtung 6' weist weiter ein Flussbegrenzungsventil 132 auf, das als 2/2-Wageventil ausgebildet ist und mittels der Kraft einer Feder sowie hydraulisch über einen ersten Steuereingang 134 und einen zweiten Steuereingang 136 steuerbar ist. Der erste Steuereingang 134 ist mit dem Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang 96 verbunden, wobei der am ersten Steuereingang 134 anliegende Druck der Kraft der Feder entgegenwirkt. Der zweite Steuereingang 136 wird hingegen über ein Vorsteuerventil 138 vorgesteuert. Der am zweiten Steuereingang 136 anliegende Druck wirkt zusammen mit der Kraft der Feder des Flussbegrenzungsventils 132. Gegen die Kraft dieser Feder nimmt das Flussbegrenzungsventil 132 seine Durchgangsstellung ein, in der es den Eingang des Betätigungsventils 98 mit dem Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang 96 verbindet. Mit der Kraft der Feder ist diese Verbindung gedrosselt.
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Das Vorsteuerventil 138 ist wie das zweite Aussteuerventil 118 als 3/2-Wege-Elektromagnetventil ausgebildet, das im unbestromten Zustand mittels der Kraft seiner Feder einen Druckabbau am zweiten Steuereingang 136 des Flussbegrenzungsventils 132 bewirkt. Im bestromten Zustand ist hingegen der zweite Steuereingang 136 durch das Vorsteuerventil 138 und durch die Drossel 124 mit dem Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang 96 verbunden, so dass das Abfließen von Hydraulikflüssigkeit vom Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang 96 zum Betätigungsventil 98 gedrosselt wird und sich der Druck im Druckspeicher 122 erhöht. Die Ventile 132 und 138 und die Drossel 124 sorgen als Druckwaage für eine Ladedruckregelung des Druckspeichers 122.
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3 zeigt ein vereinfachtes Blockschaltbild zur Darstellung eines erfindungsgemäßen Bremsverfahrens 140 gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung. Das Bremsverfahren 140 wird bspw. mittels der Bremseinrichtung 2 bzw. der Bremsanlage 1 des ersten Ausführungsbeispiels gemäß 1 oder mit der Bremseinrichtung 2' bzw. mit der Bremsanlage 1' gemäß dem zweiten Ausführungsbeispiel gemäß 2 ausgeführt.
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Das Bremsverfahren 140 startet in einem Schritt 142, wobei angenommen ist, dass bei einem die Bremsanlage 1 bzw. 1' aufweisenden Fahrzeug die Zündung eingelegt bzw. aktiviert ist. Daher folgt eine Abfrage 144, ob die Zündung eingelegt ist. Falls dies nicht der Fall ist, ist das Verfahren, soweit dargestellt, gemäß einem Schritt 146 beendet Andernfalls folgen Schritte 148, 150 und 152. Gemäß dem Schritt 148 erzeugt der Hauptbremszylinder 26 in Erwiderung auf seine Betätigung in den Betriebsbremskreisen 22 und 24 einen Betriebsbremsdruck und stellt diesen Betriebsbremsdruck zur Betätigung der Betriebsbremse 10 bereit. Gemäß dem Schritt 150 wird über den Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang 96 Hydraulikflüssigkeit mit dem Hydraulikkreisdruck bereitgestellt. Gemäß dem Schritt 152 verstärkt der Bremskraftverstärker 88 eine zur Betätigung des Hauptbremszylinders 26 aufgebrachte Hauptbremszylinderbetätigungskraft mittels der über den Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang 96 mit dem Hydraulikkreisdruck bereitgestellten Hydraulikflüssigkeit.
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Gemäß einem Schritt 154 werden Fahrzustände des Fahrzeugs ermittelt. Insbesondere werden zur Ermittlung der Fahrzustände ohnehin vorhandene Informationen, wie die Geschwindigkeit des Fahrzeugs, und Drehzahlinformationen der Drehzahlsensoren 58, 60, 62 und 64 sowie Daten bzw. Messwerte von Beschleunigungssensoren, bspw. zum Erfassen einer Querbeschleunigung oder Gierratensensoren zum Erfassen einer Gierrate, erfasst und ausgewertet. Anhand dieser Informationen wird erkannt, ob ein Fahrzustand vorliegt, der einen aktiven Bremseingriff erfordert. Falls ein aktiver Bremseingriff nicht erforderlich scheint, wird abgesehen von die Feststellbremse betreffenden Verfahrensschritten das Verfahren mit dem Schritt 144 fortgesetzt, so dass die Betriebsbremse 10 weiterhin gemäß den Schritten 148, 150 und 152 betätigt werden kann. Wenn jedoch gemäß der Abfrage 156 der ermittelte Fahrzustand einen aktiven Bremseingriff erforderlich zu machen scheint, wird zunächst gemäß einem Schritt 158 der Kraftsensor 99 abgefragt. Gemäß einer Abfrage 160 fragt bzw. entscheidet die Steuereinrichtung 20 nachfolgend mittels Daten des Kraftsensors 99, ob die am Kraftsensor 99 sensierte Betätigungskraft über einem bestimmten Grenzwert liegt. Nur wenn dies nicht der Fall ist, aktiviert die Aktivierungsfunktion bzw. aktivieren die mittels der Steuereinrichtung 20 bereitgestellten Aktivierungsmittel 100 das aktive Aussteuern des Hauptbremszylinderbetätigungsdrucks und somit einen aktiven Bremseingriff. Andernfalls verhindert die Deaktivierungsfunktion bzw. verhindern die Deaktivierungsmittel 101 gemäß einem Schritt 164 das aktive Aussteuern des Hauptbremszylinderbetätigungsdrucks.
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Dem Schritt 162 folgen beim aktiven Bremseingriff ein Schritt 166, gemäß dem die Ventileinrichtung 102 bzw. 102' den Hauptbremszylinderbetätigungsdruck aktiv aussteuert, sowie ein Schritt 168, gemäß dem der Hauptbremszylinder 26 mittels des Hauptbremszylinderbetätigungsdrucks für den aktiven Bremseingriff hydraulisch betätigt wird. Den Verfahrensschritten, welche die Betriebsbremse 10 betreffen, sind noch Verfahrensschritte, welche die Feststellbremse 130 betreffen, nachgeordnet, die jedoch vorzugsweise auch gleichzeitig stattfinden können. Insbesondere folgt der Abfrage 156 bzw. dem Schritt 164 oder 168 das aktive Betätigen der Feststellbremse 130 gemäß einem Schritt 170, wobei ein Feststellbremsdruck erhöht oder erniedrigt oder auch gehalten wird. Bezogen auf die Bremsanlage 1 bzw. die Bremseinrichtung 2 des ersten Ausführungsbeispiels gemäß 1 entfällt der Schritt 170.
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Der Schritt 170 weist eine Abfrage 172 auf, ob die Feststellbremse gelöst bzw. der Feststellbremslösedruck erhöht werden soll. Sofern dies der Fall ist, folgt ein Schritt 174, gemäß dem das Feststellbremsventil 120 seine bestromte Schaltstellung einnimmt, so dass gemäß einem Schritt 176 die Feststellbremse 130 gelöst wird. Falls die Feststellbremse 130 gemäß der Abfrage 172 nicht gelöst werden soll, wird gemäß einer Abfrage 178 festgestellt, ob die Feststellbremse 130 eingelegt werden soll bzw. ob der Feststellbremslösedruck gesenkt werden soll. Ist dies nicht der Fall, wird der Schritt 170 verlassen. Andernfalls wechselt das Feststellbremsventil 120 gemäß einem Schritt 180 in seine unbestromte Schaltstellung, so dass gemäß einem Schritt 182 die Feststellbremse 130 eingelegt wird.
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4 zeigt ein Blockdiagramm mit Verfahrensschritten 202, mit denen das Bremsverfahren des Ausführungsbeispiels von 3 gemäß einer besonderen Ausgestaltung der Erfindung erweitert sein kann, gemäß einem Ausführungsbeispiel der Erfindung. Nach dem Start 204 des Verfahrens folgt daher zunächst eine Abfrage 206, ob die Zündung eingelegt bzw. betätigt ist. Sollte dies der Fall sein, ist das Verfahren bzw. sind die dargestellten Verfahrensschritte 202 gemäß einem Schritt 208 beendet. Es können sich die Verfahrensschritte gemäß 3 anschließen. Andernfalls folgt eine Abfrage 210, ob das Bremspedal 4 betätigt ist. Insbesondere wird eine Bremsbetätigung bspw. mittels des elektromechanischen Schalters 110 oder 112 sensiert, wobei durch die Bremsbetätigung ein elektrischer Kontakt geschlossen wird, der die Aufweckelektronik 114, insbesondere einen Prozessor der Aufweckelektronik 114, bestromt bzw. zur elektrischen Leistungsaufnahme veranlasst und somit aufweckt. Die Abfrage 210 ist dabei als durch den Zustand des Schalters 110 bzw. 112 gegebene Weiche zu verstehen, wobei in Abhängigkeit vom jeweiligen Zustand (geschlossen oder offen) entweder im Zweig ”ja” oder im Zweig ”nein” fortgefahren wird.
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Gemäß einer alternativen Ausführungsform, bei der die Aufweckelektronik 114 dauerhaft bestromt ist bzw. elektrische Leistung aufnimmt, können Sensordaten an die Aufweckelektronik 114 geliefert werden, wobei die Aufweckelektronik 114 aktiv entscheidet, ob das Bremspedal 4 betätigt ist.
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Solange keine Bremsbetätigung sensiert wird und sich die Steuereinrichtung 20, durch eine Abfrage 212 angedeutet, im Ruhezustand befindet, nimmt auch die Aufweckelektronik 114 keine elektrische Leistung auf bzw. ist unbestromt bzw. schlafend und es wird wieder mit der Abfrage 206 fortgefahren.
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Wenn gemäß der Abfrage 210 eine Bremsbetätigung sensiert wird, nimmt die Aufweckelektronik 114 elektrische Leistung auf bzw. ist bestromt und somit aufgeweckt. Insbesondere ist die Aufweckelektronik 114 mittels des Schalters 110 bzw. 112 eingeschaltet.
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Wenn sich, durch eine Abfrage 214 angedeutet, die Steuereinrichtung 20 noch im Ruhezustand befindet, wird diese Steuereinrichtung 20 gemäß einem Schritt 216 mittels der Aufweckelektronik 114 vom Ruhezustand in den Betriebszustand versetzt bzw. aufgeweckt. Der Schritt 216 beinhaltet optional einen Schritt 218, gemäß dem der Druckaufbau zumindest im Hydraulikkreis 90 gestartet wird, so dass zumindest der Bremskraftverstärker 88 funktionsfähig ist, insbesondere dann, wenn der Druckaufbau im Hydraulikkreis 90 mittels einer elektrisch angetriebenen Pumpe erfolgt.
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Nach dem Aufwecken bzw. dann, wenn der Betriebszustand erreicht ist, folgt auf die Abfrage 214 die Abfrage 206. Wenn nun gemäß der Abfrage 210 keine Bremsbetätigung sensiert ist, jedoch der Betriebszustand der Steuereinrichtung 20 gemäß der Abfrage 212 (bei ausgeschalteter Zündung) noch vorliegt, d. h., wenn der Schalter 110 bzw. 112 (bei ausgeschalteter Zündung) geöffnet wird, wird, insbesondere nach einer Nachlaufzeit, gemäß einem Schritt 220, insbesondere mittels der Aufweckelektronik 114, die Steuereinrichtung 20 wieder vom Betriebszustand in den Ruhezustand versetzt bzw. schlafen gelegt. Bevorzugt wird zugleich auch die Aufweckelektronik 114 wieder schlafen gelegt. Der Schritt 220 beinhaltet optional einen Schritt 222, gemäß dem somit der Druckaufbau im Hydraulikkreis 90 beendet wird.
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Alle in der vorstehenden Beschreibung und in den Ansprüchen genannten Merkmale sind sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination miteinander einsetzbar. Die Offenbarung der Erfindung ist somit nicht auf die beschriebenen bzw. beanspruchten Merkmalskombinationen beschränkt. Vielmehr sind alle Merkmalskombinationen als offenbart zu betrachten.
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Bezugszeichenliste
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- 1 und 1'
- Bremsanlage
- 2 und 2'
- Bremseinrichtung
- 4
- Bremspedal
- 6 und 6'
- Verstärker-Betätigungseinrichtung
- 8
- Betriebsbremsmodulator
- 10
- Betriebsbremse
- 12
- erster Bremszylinder
- 14
- zweiter Bremszylinder
- 16
- dritter Bremszylinder
- 18
- vierter Bremszylinder
- 20
- Steuereinrichtung
- 22
- erster Betriebsbremskreis
- 24
- zweiter Betriebsbremskreis
- 26
- Hauptbremszylinder
- 28
- Vorratstank
- 30
- erster Boosterausgang
- 32
- erster Verbindungskanal
- 34
- erster Betriebsbremsmodulatoreingang
- 36
- zweiter Boosterausgang
- 38
- zweiter Verbindungskanal
- 40
- zweiter Betriebsbremsmodulatoreingang
- 42
- erstes Einlassventil
- 44
- zweites Einlassventil
- 46
- drittes Einlassventil
- 48
- viertes Einlassventil
- 50
- erster Betriebsbremsmodulatorausgang
- 52
- zweiter Betriebsbremsmodulatorausgang
- 54
- dritter Betriebsbremsmodulatorausgang
- 56
- vierter Betriebsbremsmodulatorausgang
- 58
- erster Drehzahlsensor
- 60
- zweiter Drehzahlsensor
- 62
- dritter Drehzahlsensor
- 64
- vierter Drehzahlsensor
- 66
- erstes Auslassventil
- 68
- zweites Auslassventil
- 70
- drittes Auslassventil
- 72
- viertes Auslassventil
- 74
- erste Rückförderleitung
- 75
- erster Rücklauftank
- 76
- erste Rückförderpumpe
- 78
- zweite Rückförderleitung
- 79
- zweiter Rücklauftank
- 80
- zweite Rückförderpumpe
- 82
- Pumpenmotor
- 88
- Bremskraftverstärker
- 90
- Hydraulikkreis
- 92
- Lenkhilfepumpe
- 94
- Lenkhilfe
- 96
- Hydraulikflüssigkeitsdruckeingang
- 98
- Betätigungsventil
- 99
- Kraftsensor
- 100
- Aktivierungsmittel
- 101
- Deaktivierungsmittel
- 102 und 102'
- Ventileinrichtung
- 104
- erstes Aussteuerventil
- 106
- Druckbegrenzungsventil
- 108
- Sensor/Druckschalter
- 110
- Sensor/erster elektromechanischer Schalter
- 112
- Sensor/zweiter elektromechanischer Schalter
- 114
- Aufweckelektronik
- 116
- Feststellbremsmodul
- 118
- zweites Aussteuerventil
- 120
- Feststellbremsventil
- 122
- Druckspeicher
- 124
- Drossel
- 126
- Rückschlagventil
- 128
- Drucksensor
- 130
- Feststellbremse
- 132
- Flussbegrenzungsventil
- 134
- erster Steuereingang
- 136
- zweiter Steuereingang
- 138
- Vorsteuerventil
- 140
- Bremsverfahren
- 142
- Start des Verfahrens
- 144
- Abfrage: Zündung betätigt?
- 146
- Ende des Verfahrens
- 148
- Hauptbremszylinder erzeugt Betriebsbremsdruck und stellt diesen bereit
- 150
- Bereitstellen von Hydraulikflüssigkeit mit dem Hydraulikkreisdruck
- 152
- Bremskraftverstärker verstärkt Hauptbremszylinderbetätigungskraft
- 154
- Fahrzustände ermitteln
- 156
- Abfrage: Erfordert Fahrzustand aktiven Bremseingriff?
- 158
- Kraftsensor abfragen
- 160
- Abfrage: Liegt Bremspedalbetätigungskraft über Grenzwert?
- 162
- Aktivierungsmittel aktivieren aktiven Aussteuern des Hauptbremszylinderbetätigungsdrucks
- 164
- Deaktivierungsmittel deaktivieren aktives Aussteuern des Hauptbremszylinderbetätigungsdrucks
- 166
- Ventileinrichtung steuert Hauptbremszylinderbetätigungsdruck aktiv aus
- 168
- Betätigen des Hauptbremszylinders
- 170
- Betätigen der Feststellbremse
- 172
- Abfrage: Feststellbremse lösen?
- 174
- Feststellbremsventil nimmt erste Schaltstellung ein
- 176
- Lösen der Feststellbremse
- 178
- Abfrage: Feststellbremse einlegen?
- 180
- Feststellbremsventil nimmt zweite Schaltstellung ein
- 182
- Einlegen der Feststellbremse
- 200
- aktives Erhöhen des Ausgangsbremsdrucks
- 202
- Verfahrensschritte
- 204
- Start
- 206
- Abfrage: Zündung betätigt?
- 208
- Ende des Verfahrens
- 210
- Abfrage durch Aufweckelektronik: Bremspedal betätigt?
- 212
- Abfrage: Ruhezustand?
- 214
- Abfrage: Ruhezustand?
- 216
- in Betriebszustand versetzen
- 218
- Druckaufbau im Hydraulikkreis starten
- 220
- in Ruhezustand versetzen