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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Dekorgewebe, welches wenigstens ein flächiges Drahtgewebe umfasst, das auf einer Vorderseite eine wenigstens teilweise sichtbare Dekorfläche zur Verfügung stellt. Ein solches Dekorgewebe eignet sich beispielsweise als Fahrzeug-Innenverkleidungsteil oder für den Einsatz an einem Gehäuse oder als Blende mit einem Dekorationselement.
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Im Stand der Technik sind verschiedenste Dekorationselemente bekannt geworden, die beispielsweise zur dekorativen Verkleidung des Innenraums eines Kraftfahrzeuges oder der Oberflächen von Möbeln oder dergleichen dienen. Insbesondere für die Gestaltung der Innenräume von Kraftfahrzeugen, aber auch der Gehäuseaußenseiten von Möbeln oder Haushaltsgeräten werden zunehmend hochwertige Dekorationselemente gesucht, die ein hochwertiges Äußeres und eine angenehme und wertige Haptik ermöglichen.
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Solche hochwertigen Dekorationselemente weisen beispielsweise gebürstete oder glatte Edelstahloberflächen auf, die über eine Haftvermittlungsschicht mit einer dahinter liegenden Kunststoffschicht verbunden sind. Es sind ebenfalls Dekorationselemente bekannt geworden, bei denen ein Drahtgewebe aus Edelstahl oder anderen Metallen eine haptisch hochwertige und angenehme Oberfläche bietet. Das Drahtgewebe wird mit einer Kunststoffschicht hinterspritzt, die den tragenden Teil des Dekorationselementes bildet. Dabei durchtritt die Kunststoffschicht das Drahtgewebe nicht vollständig, sondern wird durch eine zwischen der Kunststoffschicht und dem Drahtgewebe aufgebrachte Sperrschicht zurückgehalten.
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Obwohl eine ganze Reihe verschiedener Dekormöglichkeiten und optisch ansprechender Drahtgewebeoberflächen bekannt geworden sind, werden dennoch weiterhin neue Gestaltungsmöglichkeiten für hochwertige Oberflächen gesucht.
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Es ist deshalb die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Dekorgewebe zur Verfügung zu stellen, welches weitere Gestaltungsmöglichkeiten bietet.
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Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Dekorgewebe mit den Merkmalen des Anspruchs 1. Das erfindungsgemäße Verfahren ist Gegenstand des Anspruchs 12. Bevorzugte Weiterbildungen der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche. Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der allgemeinen Beschreibung und der Beschreibung der Ausführungsbeispiele.
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Ein erfindungsgemäßes Dekorgewebe umfasst wenigstens ein flächiges Drahtgewebe, welches eine wenigstens teilweise sichtbare Dekorfläche zur Verfügung stellt. Es ist wenigstens teilweise wenigstens eine hinterspritzte Kunststoffschicht vorgesehen. Dabei ist auf der Dekorfläche in dem flächigen Drahtgewebe wenigstens eine dreidimensionale Prägungsstruktur eingebracht.
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Das erfindungsgemäße Dekorgewebe hat viele Vorteile, da es eine optisch ansprechende und haptisch hochwertige Ausgestaltung ermöglicht. Dadurch, dass auf der Dekorfläche wenigstens eine dreidimensionale Prägungsstruktur vorgesehen ist, kann eine noch größere Vielzahl an Erscheinungsformen ermöglicht werden.
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Die dreidimensionale Prägungsstruktur kann dabei von der Vorderseite der Dekorfläche aus nach oben abstehen und/oder die dreidimensionale Prägungsstruktur steht von der Rückseite aus nach hinten ab. In allen Fällen ist es möglich, geometrische Formen, Muster, Bilder, Logos, Kennzeichen, Marken oder Symbole oder sonstige Informationen auf der Dekorfläche des Dekorgewebes anzuordnen. Damit wird eine noch hochwertigere Gestaltung eines solchen Dekorelementes ermöglicht.
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Vorzugsweise ist das Drahtgewebe wenigstens teilweise mit wenigstens einer Sperrschicht versehen. Eine Sperrschicht verhindert beim Spritzgießen den Durchtritt von Kunststoffmaterial durch das Drahtgewebe. Bei bestimmten Materialkombinationen und/oder geringen Spritzgussdrücken und/oder geringen Gießtemperaturen bzw. Viskositäten kann gegebenenfalls auf eine Sperrschicht verzichtet werden.
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In allen Ausgestaltungen ist es bevorzugt, dass die Dekorfläche auf einer Vorderseite des Drahtgewebes vorgesehen ist. Die Sperrschicht ist dann vorzugsweise wenigstens abschnittsweise auf der Rückseite des Drahtgewebes vorgesehen. Dahinter wiederum ist vorzugsweise die Kunststoffschicht angeordnet.
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Möglich ist es auch, dass die Sperrschicht auf der Vorderseite angeordnet wird. Eine transparente Sperrschicht ermöglicht beispielsweise ein hochwertiges Aussehen des Dekorgewebes.
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In bestimmten Fällen kann die Sperrschicht auf der Vorderseite angeordnet werden und nach dem Spritzgießen wieder entfernt werden, sodass als Endprodukt das Drahtgewebe mit dem hinterspritzten Kunststoff verbleibt. In bestimmten vorteilhaften Ausgestaltungen wird eine transparente Kunststoffschicht eingesetzt, sodass als Dekorfläche sowohl die Vorderseite und auch die Rückseite in Frage kommt.
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In bestimmten Ausführungsformen, wird die Höhe so gewählt, dass durch Tasten mit den Fingern die Kontur erfühlt werden kann.
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Vorzugsweise beträgt eine Höhe der Prägungsstruktur wenigstens ein Fünftel und insbesondere wenigstens ein Drittel der Dicke des Drahtgewebes. Die Höhe der Prägungsstruktur kann auch geringer und insbesondere auch größer sein. Abweichungen der Abmessungen um +/–20% sind möglich und bevorzugt.
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Möglich ist es auch, dass die Höhe der Prägungsstruktur wenigstens halb so hoch wie die Dicke des Drahtgewebes ist.
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Das Drahtgewebe besteht besonders bevorzugt im Wesentlichen aus metallischen Drähten. Dabei bestehen vorzugsweise im Wesentlichen die Kettdrähte und/oder die Schussdrähte zum Teil und insbesondere im Wesentlichen aus metallischen Drähten. Möglich ist beispielsweise eine Drahtgewebe aus Edelstahldrähten. Die Drähte können vor dem Weben galvanisch oder sonst wie beschichtet sein. Möglich ist es auch, dass das fertige Gewebe beschichtet wird, bevor es in das Dekorgewebe eingearbeitet wird. Möglich und bevorzugt ist es auch, dass ein Teil der Kett- und/oder Schussdrähte aus einem nicht-metallischen Werkstoff besteht. Möglich sind auch zwei oder mehr unterschiedliche metallische Werkstoffe und zwei oder mehr unterschiedliche nicht-metallische Werkstoffe für unterschiedliche Drähte.
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Die Drahtdurchmesser können grundsätzlich beliebig sein. In bestimmten Ausgestaltungen werden speziell Drähte mit Durchmessern zwischen etwa 15 μm und 500 μm und bevorzugt Drähte mit Durchmessern zwischen etwa 25 μm und 200 μm eingesetzt. Die Kettdrähte und die Schussdrähte können gleich dick sein oder aber auch erhebliche Dickenunterschiede aufweisen.
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Besonders bevorzugt ist wenigstens eine Höhe wenigstens einer Prägungsstruktur so hoch oder höher wie eine Dicke des Drahtgewebes.
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Insbesondere ist ein Radius an einer Kante der Prägungsstruktur kleiner als eine Hälfte der Kantenhöhe und insbesondere kleiner als ein Viertel oder ein Achtel der Kantenhöhe. Das bedeutet, dass die Prägungsstruktur z. B. rechtwinklige oder spitze Kanten aufweisen kann. Wird beispielsweise ein geometrisches Muster wie beispielsweise ein Zylinder oder dergleichen als Prägungsstruktur auf der Dekorfläche aufgeprägt, so kann die Kante des Zylinders nahezu rechtwinklig ausgebildet sein, sodass der Übergangsradius an der Kante im Verhältnis zu der Kantenhöhe klein ist. Möglich ist es aber auch, dass abgerundete Strukturen wiedergegeben werden können.
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In allen Ausgestaltungen ist es möglich und bevorzugt, dass die Dekorfläche wenigstens abschnittsweise eine Bedruckung und/oder wenigstens einen Ausschnitt aufweisen kann. Beispielsweise kann auf der Dekorfläche ein Logo oder ein Farbmuster oder dergleichen aufgedruckt sein. Möglich und bevorzugt ist es auch, dass einzelne Bereiche der Dekorfläche Ausschnitte oder Ausstanzungen aufweisen und beispielsweise zur Aufnahme von Bedienknöpfen, Anzeigen oder Sensortasten oder dergleichen dienen. Damit kann das fertig montierte Dekorgewebe an einem Ausschnitt eine entsprechende Sensortaste, Lichtquelle, einen Bedienknopf oder dergleichen aufweisen, mit dem ein Benutzer das Gerät oder die Maschine bedienen kann. Werden solche Ausschnitte beispielsweise mit Lichtleitern verbunden, so kann auch eine entfernte Lichtquelle zur Beleuchtung des Dekorgewebes oder der Umgebung dienen.
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Ebenso kann durch das Prägen eine Form gestaltet werden, in der später weitere Elemente angeordnet werden können, z. B. können dekorativen Elementen aufgeklebt werden.
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Das Drahtgewebe oder ein Teil davon oder ein Drahtgewebesegment kann als Taster oder Schalter dienen. Beispielsweise kann ein (separates) Gewebesegment mit einem elastischen und/oder flexiblen Kunststoff oder einem Silikon hinterspritzt sein, sodass bei Druck auf die entsprechende Stelle ein elektrischer Schalter oder ein Sensor ausgelöst wird, der entsprechende Aktionen bewirkt.
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In allen Ausgestaltungen ist es möglich, dass die hinterspritzte Kunststoffschicht wenigstens teilweise transparent ausgebildet ist, um für das sichtbare Licht insgesamt oder einen Teil des sichtbaren Lichtes optisch durchlässig zu sein. Vorzugsweise besteht die Kunststoffschicht oder wenigstens eine Kunststoffschicht wenigstens teilweise aus wenigstens einem thermoplastischen Material. Möglich ist es auch, dass wenigstens eine Kunststoffschicht wenigstens teilweise aus wenigstens einem duroplastischen Material besteht.
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In allen Ausgestaltungen ist es bevorzugt, dass das Drahtgewebe im Bereich der Prägungsstruktur vorgeformt ist. Das bedeutet, dass bei der Herstellung des Dekorgewebes ein vorgeformtes Drahtgewebe eingesetzt wird, welches schon die Grundform der einzubringenden Prägungsstruktur aufweist. Dann kann im nachfolgenden Prozess des Hinterspritzens der Kunststoffschicht die endgültige Struktur der Prägung eingebracht werden. Durch einen solchen zweistufigen Prozess kann ein besonders hohe Sicherheit des Prozesses und eine hohe und zuverlässige Ausbeute erzielt werden. Je nach Ausgestaltung der einzubringenden Prägungsstruktur ist es aber auch möglich, die Prägungsstruktur beim Hinterspritzen direkt einzubringen. Gegebenenfalls kann das Drahtgewebe auch vor dem Hinterspritzen vollständig umgeformt werden.
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Die Sperrschicht kann wenigstens teilweise eine Bedruckung aufweisen. Es ist möglich, dass wenigstens abschnittsweise eine Hinterleuchtung vorgesehen ist. Die Hinterleuchtung kann hinter der Sperrschicht und/oder hinter der Kunststoffschicht vorgesehen sein. Die Hinterleuchtung kann zum Sichtbarmachen der Bedruckung und/oder von Symboliken dienen.
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Das erfindungsgemäße Verfahren dient zur Herstellung eines Dekorgewebes. Dazu wird wenigstens ein flächiges Drahtgewebe verwendet, welches eine wenigstens teilweise sichtbare Dekorfläche zur Verfügung stellt. Das Drahtgewebe wird wenigstens teilweise mit wenigstens einer Kunstoffschicht hinterspritzt. Auf der Dekorfläche wird in das flächige Drahtgewebe wenigstens eine dreidimensionale Prägungsstruktur eingebracht. Das erfindungsgemäße Verfahren hat ebenfalls viele Vorteile, da es auf einfache Art und Weise ein ansprechendes Dekorgewebe zur Verfügung stellt, welches eine haptisch angenehme Oberfläche mit einem wertigen Äußeren verbindet.
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Es kann auf das Drahtgewebe wenigstens teilweise eine Sperrschicht aufgebracht werden. Insbesondere wird die Dekorfläche wenigstens teilweise auf der der Vorderseite des Drahtgewebes vorgesehen. Die Sperrschicht kann auf der Rückseite oder aber auf der Vorderseite aufgebracht werden.
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Es ist möglich, dass das Drahtgewebe im Bereich der Prägungsstruktur vorgeformt wird. Beim anschließenden Hinterspritzen kann die Prägungsstruktur noch weiter verfeinert ausgebildet werden. Bei einer solchen Ausgestaltung kann eine feine Prägungsstruktur beim Hinterspritzen ausgebildet werden.
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Das Drahtgewebe kann auch im Bereich der Prägungsstruktur vorgeformt werden. Anschließend kann dann die Sperrschicht aufgebracht werden. Bei einer solchen Reihenfolge der Bearbeitungsschritte wird insgesamt eine große Verformung ermöglicht, da durch die Vorverformung ein Aufreißen der Sperrschicht besser vermieden werden kann. Bei stark verformbaren Sperrschichten und entsprechenden Materialien des Drahtgewebes kann die Verformung auch in einem Schritt beim Hinterspritzen mit der Kunststoffschicht erfolgen.
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Vorzugsweise wird beim Spritzvorgang zunächst das Füllvolumen bei einem Fülldruck im Wesentlichen gefüllt. Anschließend kann der Druck auf einen Prägedruck erhöht werden. Der Prägedruck kann gleich hoch gewählt werden, kann aber auch höher als der Fülldruck sein.
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Beispielsweise kann der Füllprozess mit einem gegenüber dem Umgebungsdruck leicht erhöhten Fülldruck erfolgen. Wenn die Füllform ganz gefüllt ist, kann der Druck auf einen höheren Prägedruck erhöht werden, der vorzugsweise mehr als doppelt so hoch und insbesondere 10-mal so hoch ist wie der Fülldruck. Besonders bevorzugt wird ein Prägedruck eingesetzt, der höher als 50 bar und insbesondere höher als 100 bar ist. Der Fülldruck ist hingegen vorzugsweise kleiner als 20 bar und insbesondere kleiner als 10 bar. Möglich ist es auch, dass ein Prägedruck von 200, 300, 400 oder 500 bar oder noch mehr eingesetzt wird.
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Die Füllform kann beim Spritzvorgang Umgebungstemperatur aufweisen. Es ist aber auch bevorzugt, dass die Füllform beim Spritzvorgang auf eine erhöhte Temperatur temperiert wird. Möglich und bevorzugt sind auch Temperaturen von 100°, 120° oder 140°. Besonders bevorzugt wird die Füllform beim Prägevorgang und/oder danach gekühlt.
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Einzelne Teile, Bereiche oder Abschnitte können mit unterschiedlichen Materialien hinterspritzt werden. Dabei können einzelne Bereiche mit harten und anderen mit weichen oder elastischen Materialien hinterspritzt werden. Möglich ist es auch, mehrere Kunststoffschichten aufzutragen, die z. B. eine unterschiedliche Transparenz und/oder Farbe aufweisen.
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Bei dem Hinterspritzen können auch Befestigungselemente eingesetzt werden, wie z. B. Schrauben, die dann ein späteres Fügen des Bauteils mit einem Anderen erlauben. Es hat sich als vorteilhaft erwiesen, das Produkt auf der Rückseite so auszuprägen, dass Formelemente erstehen, wie z. B. Rasten die ein Verbinden mit weiteren Elementen erlauben. Die Formelemente können auch auf andere Verbindungselemente abgestimmt sein, so dass sie mit diesen eine Verbindung eingehen können.
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Für die Platzierung der Dekorelemente ist es hilfreich Formelemente z. B. Stifte auf der Rückseite so auszugestalten, dass diese eine gezielte Positionierung erlauben, so dass ein verschieben des Dekorelementes nicht möglich ist.
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Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der Beschreibung des Ausführungsbeispiels, welches mit Bezug auf die beiliegenden Figuren im Folgenden erläutert wird.
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In den Figuren zeigen:
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1 eine stark schematische Draufsicht auf ein erfindungsgemäßes Dekorgewebe;
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2 einen schematischen und vergrößerten Querschnitt durch einen Abschnitt des Dekorgewebes nach 1;
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3 eine schematische Draufsicht auf das Drahtgewebe für das Dekorgewebe nach 1; und
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4 ein vorverformtes Drahtgewebe in einer Herstellform.
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1 zeigt ein erfindungsgemäßes Dekorgewebe, welches auf seiner Vorderseite ein Drahtgewebe 2 umfasst. Das Drahtgewebe 2 bildet die Dekorfläche 4 des Dekorgewebes und stellt eine haptisch angenehme und hochwertige Oberfläche zur Verfügung.
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Das Drahtgewebe 2 besteht hier aus Drähten aus Spezialstahl wie beispielsweise Edelstahl. Das Drahtgewebe 2 kann über unterschiedliche Webarten gewebt werden. Möglich ist es auch, dass ein Teil der Drähte aus einem Nichtmetall besteht.
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Auf der Dekorfläche 4 des Dekorgewebes 1 ist hier eine dreidimensionale Prägungsstruktur 8 vorgesehen, die drei Erhebungen 21, 22 und 23 und/oder Vertiefungen und zwei Ausstanzungen 24 umfasst. Die Anzahl und Art der geometrischen Figuren der Prägungsstruktur ist grundsätzlich nicht begrenzt.
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Die Erhebung 21 ist der besseren Erläuterung wegen im Querschnitt auf der Dekorfläche 4 des Dekorgewebes 1 noch einmal eingezeichnet. Dabei entspricht die Höhe 10 der Prägungsstruktur auch der Kantenhöhe 13 der Prägungsstruktur 8. Die Kanten 12 der hier rechteckigen Erhebung 21 weisen eine hohe Kantensteilheit auf. Der Radius 11 an der äußeren Seite der Kante 12 ist hier ähnlich wie der Radius 11 auf der Oberfläche des Drahtgewebes 2 klein und erheblich kleiner als die Höhe 10 der Prägungsstruktur. Dadurch werden nahezu rechtwinklige oder auch spitzwinklige Prägungsstrukturen ermöglicht, die eine feine Auflösung geometrischer Formen ermöglicht. Gleichzeitig wird durch die vorzugsweise rund ausgebildeten Kett- und Schussdrähte 14 und 15 die Kante 12 an sich selbst abgerundet, sodass eine Verletzungsgefahr aufgrund von spitzen Kanten zuverlässig vermeidbar ist. Es sind auch andere und z. B. rechteckige oder mehreckige, flache oder abgeflachte, ovale oder abgerundete Querschnittsformen möglich. Es können auch Multifilamente eingesetzt werden.
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Während als Erhebung 21 hier ein rechteckiger Bereich vorgesehen ist, kann in anderen Ausgestaltungen auch eine andere geometrische Form gewählt werden. Möglich sind Ornamente, organische und anorganische Formen und Abbildungen sowie Buchstaben und sonstige Schriftzeichen oder Schriftzüge.
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Die Erhebungen 22 und 23 können auf ihrer Rückseite mit Sensortasten versehen sein oder aber ebenfalls als optisch ansprechende Ornamente dienen. An den Ausstanzungen 24 können Schalt- oder Drehknöpfe oder dergleichen angeordnet werden.
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2 zeigt einen vergrößerten Querschnitt durch das Dekorgewebe 1 nach 1. Dabei wird der Schichtaufbau deutlich. Auf der Vorderseite 3 des Dekorgewebes 1 ist die Dekorfläche 4 vorgesehen, die hier durch das Drahtgewebe 2 gebildet wird. Das Drahtgewebe 2 besteht aus Kettdrähten 14 und Schussdrähten 15, die sich längs bzw. quer zur Dekorfläche 4 erstrecken. Möglich ist es auch, die Kett- und Schussdrähte unter beliebigen anderen Winkeln zur Dekorfläche anzuordnen.
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Auf der Rückseite 5 schließt sich an das Drahtgewebe 2 eine dünne Sperrschicht 6 an. Die Sperrschicht 6 ist vorzugsweise als dünne Kunststoffschicht ausgeführt und kann beispielsweise wenigstens teilweise aus Polycarbonat bestehen. Zusätzlich kann eine einseitige oder beidseitige Klebe- und/oder Haftkaschierung vorgesehen sein, um den Zusammenhalt des Drahtgewebes und der unterspritzten Kunststoffschicht zu erhöhen. Eine solche Haftkaschierung kann z. B. auch als Lack oder Kleber aufgetragen werden.
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Die Sperrschicht 6 dient auch dazu, den Durchtritt von Kunststoffmaterial zu verhindern, welches im Spritzgussverfahren von der Rückseite 5 aus aufgebracht wird. Die Dicke der Kunststoffschicht 7 kann unterschiedlich sein und hängt von den konkreten Anwendungserfordernissen ab.
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Die Form der Kunststoffschicht 7 und des Drahtgewebes 2 kann eben ausgebildet oder aber dreidimensional gestaltet sein. Beispielsweise ist im Innenraum eines Kraftfahrzeugs oft eine leicht gebogene Oberfläche vorgesehen. Von einer solchen leicht gebogenen Oberfläche stehen dann die dreidimensionalen Prägungsstrukturen 8 hervor oder zurück.
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Möglich ist es auch, dass die Rückseite die Dekorfläche aufweist. Dazu wird das Drahtgewebe mit z. B. einem wenigstens teilweise transparenten Kunststoff hinterspritzt. Das Drahtgewebe 2 kann durch die transparente Kunststoffschicht 7 hindurch optisch wahrgenommen werden. Die Dekorfläche 4 wird auf der Rückseite vorgesehen.
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3 zeigt eine schematische Draufsicht auf ein Drahtgewebe 2, wie es für ein Dekorgewebe 1 eingesetzt werden kann. Möglich ist aber auch der Einsatz von Drahtgeweben, bei denen nicht alle Kettdrähte 14 und alle Schussdrähte 15 aus Edelstahl oder Metall oder dergleichen bestehen, sondern bei denen jeder zweite oder dritte oder vierte Draht aus einem anderen Material besteht.
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4 zeigt in einer stark schematischen Ansicht eine Füllform 19 mit einem darin angeordneten vorgeformten Drahtgewebe 2 vor dem Hinterspritzen mit einer Kunststoffschicht.
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Dabei ist hier zur Erleichterung des Umformens das Drahtgewebe 2 schon teilweise umgeformt, um einen möglichst senkrechten Verlauf der Kanten 12 zu ermöglichen.
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An der Erhebung 21 wurde die Vorform 27 des Drahtgewebes hier so gewählt, dass nicht die vollständige Höhe erreicht wurde. Beim Hinterspritzen wird nach dem Füllen der Füllform 19 der Druck auf einen Prägedruck erhöht, der zur weiteren und endgültigen Verformung des Drahtgewebes 2 führt. Dabei verformt sich das Drahtgewebe in dem Bereich der Vorform 27 so, dass sich das Drahtgewebe lokal an die Erhebung 21 in der Füllform 19 anlegt. Diese Gestalt bleibt auch nach dem Aushärten der Kunststoffschicht 7 erhalten.
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Möglich ist es auch, dass bei der Vorverformung des Drahtgewebes das Drahtgewebe schon praktisch bis zur Höhe 10 der Prägungsstruktur vorgeformt wird, so wie es bei der Vorform 28 an der Erhebung 22 dargestellt ist. Möglich ist es auch, dass das Drahtgewebe lokal schon soweit verformt wird, dass es nahezu die Endform erreicht hat. Ein solches Beispiel zeigt die Vorform 29 des Drahtgewebes 2 in der Erhebung 23.
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In anderen Ausgestaltungen ist es auch möglich, dass ein Drahtgewebe 2 in die Füllform 19 eingelegt wird, welches keine Vorverformung aufweist. Das ist beispielsweise dann bevorzugt, wenn nur eine relativ geringe Verformung erzielt werden muss oder aber wenn die Drahtdurchmesser des Drahtgewebes relativ gering sind. Eine vorgeschaltete Vorverformung des Drahtgewebes ist hingegen sinnvoll, wenn insgesamt eine hohe Verformung erzielt werden soll oder aber wenn die eingesetzte Sperrschicht nur bestimmte Verformungen zulässt. Dann ist es möglich, zunächst das Drahtgewebe vorzuformen und anschließend erst die Sperrschicht aufzubringen.
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In allen Ausgestaltungen ist es möglich, dass die Sperrschicht für das gesamte oder Teile des sichtbaren Lichtspektrums durchlässig ist. Damit kann beispielsweise eine Beleuchtung von hinten erfolgen, um die dreidimensionale Prägungsstruktur entsprechend zu beleuchten.
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Die Sperrschicht hinter dem Drahtgewebe selbst kann bedruckt sein und Logos, Muster oder geometrische Raster oder dergleichen enthalten oder aufweisen, um Muster darzustellen oder Farbeffekte zu bewirken. Möglich ist es auch, dass das Gewebe galvanisch vorbehandelt und/oder lackiert ist. Es kann auch bedruckt sein oder andere Arten von Beschichtungen, wie beispielsweise für einen Lotuseffekt, aufweisen. Denkbar ist es auch, das System zur Schalldämmung einzusetzen. Im Rahmen der Entwicklung hat es sich überraschend gezeigt, dass in der Kombination bestimmter Gewebe mit bestimmten Kunststoffen eine Schalldämmung erreicht werden kann.
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In allen Ausgestaltungen kann die Sperrschicht 6 transparente und nicht-transparente Bereiche aufweisen, um z. B. eine gezielte Hinterleuchtung zu bewirken. Darüber ist auch eine Ambientebeleuchtung in Kraftfahrzeugen oder Wohnräumen möglich. Die Sperrschicht 6 kann bedruckt sein, um bestimmte Muster- oder Farbeffekte zu bewirken. Ein solches Muster kann z. B. bei eingeschalteter Hintergrundbeleuchtung sichtbar sein.
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Das Drahtgewebe 2 kann Prägungsstrukturen mit Symbolik aufweisen, die teilweise oder vollständig hinterleuchtet sind. An den äußeren Kanten des Drahtgewebes 2 kann einen Kantenschutz vorgesehen sein.
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Die Dekorfläche kann vorn oder auch hinten vorgesehen sein. Ein transparenter Kunststoff als Kunststoffschicht 7 ermöglicht eine Oberfläche mit besonderer Tiefenwirkung.
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Das Dekorgewebe kann Montage- oder Stabilisierungselemente in Form von z. B. Stabilisierungsrippen zum Befestigen, Verstärken, Positionieren oder Justieren aufweisen. Es können auch Rasthaken oder Rastösen, Rastnasen, Rastnuten oder Schraubösen oder Befestigungslaschen vorgesehen sein, um das Dekorgewebe als Dekorelement mit anderen Bauteilen zu verbinden. Diese Montage- oder Stabilisierungselemente werden vorzugsweise beim Spritzvorgang mit angebracht.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Dekorgewebe
- 2
- Drahtgewebe
- 3
- Vorderseite
- 4
- Dekorfläche
- 5
- Rückseite
- 6
- Sperrschicht
- 7
- Kunststoffschicht
- 8
- Prägungsstruktur
- 9
- Dicke des Drahtgewebes
- 10
- Höhe der Prägungsstruktur
- 11
- Radius
- 12
- Kante
- 13
- Kantenhöhe
- 14
- Draht, Kettdraht
- 15
- Draht, Schussdraht
- 16
- Bedruckung
- 17
- Ausschnitt
- 18
- Bereich
- 19
- Füllform
- 20
- Logo
- 21
- Erhebung
- 22
- Erhebung
- 23
- Erhebung
- 24
- Austanzung
- 25
- Höhenverlauf
- 26
- Vorverlauf
- 27
- Vorform
- 28
- Vorform
- 29
- Vorform