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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Einstellen von Betriebsparameter eines Hörhilfegerätes sowie ein Anpassgerät zur Durchführung des Verfahrens.
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Die oftmals nur geringe Akzeptanz von Hörhilfegeräten ist ein bekanntes Problem in der Hörgeräteindustrie. Einer der Hauptgründe für die mangelnde Akzeptanz und die erforderliche langwierige Feinabstimmung von Hörhilfegeräten sind die gegensätzlichen Forderungen nach Klangqualität und Sprachverständlichkeit. Vereinfacht ausgedrückt erfordert eine gute Klangqualität eine eher breitbandige Verstärkung, wohingegen eine gute Sprachverständlichkeit eine hohe Verstärkung nur im Bereich des Sprachsignalspektrums erfordert.
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Es ist bekannt, dass bestimmte geistige Fähigkeiten schwerpunktmäßig in bestimmten Gehirnregionen, insbesondere bestimmten Hirnhälften (Hemisphären), stattfinden. Gemäß einem Hemisphärenmodell sind beide Gehirnhälften unterschiedlich (für hauptsächlich rationale bzw. hauptsächlich emotionale Prozesse) spezialisiert. So wird davon ausgegangen, dass vor allem die linke Gehirnhälfte Zugang zum „wachen Bewusstsein“ hat und rationale, sprachliche, analytische, zeitlich lineare und logische Prozesse verarbeitet, während die rechte Gehirnhälfte eher ganzheitlich, bildhaft, musisch, kreativ, intuitiv, zeitlos, räumlich, emotional und körperorientiert ist.
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Die Audiologie betreffend ist die linke Hemisphäre für detaillierte, kurzzeitige Integrationsfenster und hochfrequente Inhalte (Sprache, Struktur, Details) zugänglich, während in der rechten Hemisphäre eher eine Verarbeitung ganzheitlicher, langzeitlicher und weniger breitbandiger Inhalte (Musik, Prosodie, Emotionen) erfolgt.
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Weiterhin ist bekannt, dass die Sinnesorgane des rechten Ohres eher mit der linken Hirnhälfte und die Sinnesorgane des linken Ohres eher mit der rechten Hirnhälfte verknüpft sind. Es liegt demnach eine anatomische Überkreuzung vor.
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Bei der Anpassung von Hörhilfegeräten mittels einer geeigneten Anpasssoftware ist bekannt, dass an einer Benutzeroberfläche der Anpasssoftware angegeben werden kann, ob ein am bzw. im linken Ohr oder ein am bzw. im rechten Ohr eines Benutzer getragenes Hörhilfegerät angepasst wird. In der Regel sind bei einem Schwerhörigen nicht beide Ohren gleichermaßen von einem Hörverlust betroffen, so dass das am oder im linken Ohr getragene Hörhilfegerät zum Ausgleich des am linken Ohr vorliegenden Hörverlustes einer anderen Einstellung bedarf als das am oder im rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät zum Ausgleich des am rechten Ohr vorliegenden Hörverlustes. Die Einstellung an der Benutzeroberfläche dient dazu, die beiden Hörhilfegeräte zu unterscheiden und jeweils an das richtige Ohr anzupassen.
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Aus der
EP 1 073 314 A1 sind ein Verfahren zum Ermitteln von Werten für Betriebsparameter eines Hörhilfegerätes sowie eine Anpasseinrichtung zur Durchführung eines derartigen Verfahrens bekannt. Dabei werden zur Anpassung eines am Körper getragenen oder implantierten Hörhilfegerätes einem Hörhilfegeräteträger Stimuli zugeführt. Eine mit dem Hörhilfegeräteträger verbundene Messeinrichtung erfasst durch die Stimulation evozierte Körpersignale und führt sie einer Auswerteeinheit zu, die daraus hörhilfegerätespezifische Anpassparameter generiert. Diese werden an die Signalverarbeitungseinheit des Hörhilfegerätes zur Anpassung der Signalverarbeitung an den individuellen Hörverlust des Hörhilfegeräteträgers übertragen.
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Aus der Offenlegungsschrift
DE 3205685 A1 ist ein digitales Hörgerät bekannt, das einen Mikrorechner zur Festlegung der Übertragungsfunktion aufweist. Zur Selbstkorrektur der Übertragungsfunktion durch den Hörgeräteträger ist eine Korrekturvorrichtung vorgesehen, durch die nacheinander Messtöne erzeugbar sind. In Abhängigkeit der Reaktion des Hörgeräteträgers, also in Abhängigkeit seiner Hörschwelle bezüglich des jeweiligen Messtons im Vergleich zu einer gespeicherten Hörnorm, wird eine Korrektur der entsprechenden Übertragungsdaten vorgenommen und in einem nichtflüchtigen, veränderbaren Speicher abgelegt. Die Reaktion des Hörgeräteträgers kann dabei entweder subjektiv über eine Taste oder objektiv durch Stapedius-Reflex-Messungen über einen Drucksensor am Trommelfell erfasst werden.
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Die
EP 2 305 117 A2 beschreibt ein Verfahren zur Einstellung von Hörhilfegeräteparametern, das auf der Auswertung verschiedener Testverfahren beruht, die zur Ermittelung der auditiven Wahrnehmung einer Person dienen. Ergebnis des Verfahrens ist eine Übertragungsfunktion, deren Parameter je nach Ausgang der verwendeten Testverfahren entsprechend gewichtet werden.
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Aus der
US 2,952,748 A ist es bekannt, wenn ein Hörgeräteträger in beiden Ohren ein Hörgerät trägt, die Charakteristik separater Verstärker bzgl. des Hörverlustes der Ohren individuell einzustellen. Wenn die Beeinträchtigung eines Ohres in einem Frequenzbereich und diejenige des anderen Ohres in einem anderen Frequenzbereich vorliegen, so können für die Hörgeräte korrespondierende Korrekturcharakteristika zur Wiederherstellung der Hörfähigkeit in beiden Ohren bereitgestellt werden.
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Nachteilig bei bekannten Verfahren zur Anpassung von Hörhilfegeräten, d. h. beim Einstellen von Betriebsparametern für die Hörhilfegeräte, ist, dass diese nicht alle Möglichkeiten zur Bestimmung optimaler Werte ausschöpfen.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zum Einstellen von Betriebsparametern eines Hörhilfegerätes anzugeben, welches zu optimierten Werten für die Betriebsparameter führt sowie ein Anpassgerät hierfür zu schaffen.
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Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren mit den Verfahrensschritten gemäß Patentanspruch 1 bzw. durch ein Anpassgerät nach Patentanspruch 15 gelöst.
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Während in bekannte Algorithmen zum Einstellen von Betriebsparametern eines Hörhilfegerätes lediglich den Hörverlust des Ohres, an das das betreffende Hörhilfegerät angepasst wird, kennzeichnende Größen eingehen, sieht die Erfindung vor, dass in die Ermittlung der Werte auch eingeht, ob die Anpassung per se für ein am oder im linken Ohr oder für ein am oder im rechten Ohr eines Benutzers getragenes Hörhilfegerät erfolgt, wobei diese Zuordnung auch per se Auswirkungen auf die ermittelten Werte hat, unabhängig vom jeweiligen Hörverlust des betreffenden Ohres. Dies führt dazu, dass selbst wenn ein linkes Ohr sowie ein rechtes Ohr identische Hörverluste hätten, unterschiedliche Werte der Betriebsparameter der Hörhilfegeräte ermittelt werden würden. Es wird somit für ein am oder im linken Ohr getragenes Hörhilfegerät zur Ermittlung von Werten von Betriebsparametern prinzipiell eine andere Anpassstrategie verfolgt bzw. ein anderer Anpassalgorithmus ausgeführt wie für ein am oder im rechten Ohr getragenes Hörhilfegerät.
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Die Erfindung macht sich die Erkenntnis zunutze, dass ein dem linken Ohr zugeführtes akustisches Signal überwiegend in der rechten Gehirnhälfte und ein dem rechten Ohr zugeführtes akustisches Signal überwiegend in der linken Gehirnhälfte wahrgenommen bzw. verarbeitet wird. Da jedoch beispielsweise bei Sprache eher die linke Gehirnhälfte und bei Musik eher die rechte Gehirnhälfte aktiv ist, lassen sich in Erkenntnis dieser Tatsachen bessere Werte für Betriebsparameter von Hörhilfegeräten finden. Beispielsweise können so von einem am oder im linken Ohr getragenen Hörhilfegerät bevorzugt musikalische Signale und von einem am oder im rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät bevorzugt Sprachsignale weitergeleitet werden. Dies wird durch entsprechende Werte der Betriebsparameter gesteuert.
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Selbstverständlich erfolgt auch im Zusammenhang mit der Erfindung die Ermittlung geeigneter Werte der Betriebsparameter unter Berücksichtigung des individuellen Hörverlustes des betreffenden Ohres eines Benutzers. Dies geschieht in an sich bekannter Weise, nur dass gemäß der Erfindung nicht nur versucht wird, den reinen Hörverlust möglichst gut auszugleichen, sondern dass zusätzlich berücksichtigt wird, in welcher Gehirnhälfte ein von einem betreffenden Hörhilfegerät erzeugtes akustisches Ausgangssignal verarbeitet wird. So soll beispielsweise ein Sprachsignal bevorzugt über das rechte Ohr (bzw. das rechte Hörhilfegerät) der linken Gehirnhälfte zugeführt werden. Entsprechend werden die Werte der Betriebsparameter so gewählt, dass ein am oder im rechten Ohr betriebenes Hörhilfegerät - im Vergleich zu einem am oder im linken Ohr betriebenen Hörhilfegerät - Sprachsignale hervorhebt.
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Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass durch die unterschiedlichen Algorithmen unterschiedliche Werte von Betriebsparametern für ein am oder im linken bzw. ein am oder im rechten Ohr getragenes Hörhilfegerät bei einem sog. „First-Fit“ erzeugt werden. Dabei wird unter einem „First-Fit“ die Gesamtheit der Werte der Betriebsparameter verstanden, mit denen der Hörhilfegeräteträger seine Hörhilfegeräte erstmalig benutzt. In der Regel wird der „First-Fit“ bei einer ersten Anpasssitzung bei einem Akustiker oder Audiologen erzeugt. Gewöhnlich handelt es sich dann beim First-Fit um den Parametersatz, den das Anpassgerät zum Ausgleich des individuellen Hörverlustes des Hörhilfegeräteträgers nach einem Hörtest automatisch ermittelt. Es sind jedoch auch Verfahren bzw. Hörhilfegeräte bekannt, durch die ein Hörhilfegeräteträger seine Hörhilfegeräte selbst anpassen kann. Auch dadurch kann ein „First-Fit“ erzeugt werden.
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Außer beim „First-Fit“ können unterschiedliche Algorithmen zur Anpassung eines am oder im linken Ohr getragenen Hörhilfegerätes sowie eines am oder im rechten Ohr getragenen Hörhilfegerätes selbstverständlich auch bei einer Feinanpassung verwendet werden. Die Feinanpassung nimmt in der Regel einen längeren Zeitraum (Wochen oder gar Monate) in Anspruch und führt zu einer optimierten Einstellung der Betriebsparameter.
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Bei einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung unterscheiden sich die Algorithmen hinsichtlich der Bestimmung von Werten für Parameter, die für eine Kompression relevant sind. Allgemein versteht man unter der Kompression die Anpassung der Verstärkung eines Hörhilfegerätes an den Signalpegel eines Eingangssignals. In der Regel wird ab einem bestimmten Eingangssignalpegel (Kniepunkt) die Verstärkung reduziert. Das Kompressionsverhältnis, das ist die Änderung des Eingangssignalpegels bezogen auf die Änderung des Ausgangssignalpegels, zeigt an, wie stark die Kompression in einem bestimmten Pegelbereich ist. Ein größeres Kompressionsverhältnis bedeutet demnach einen flacheren Verlauf der Kompressionskennlinie in einem Diagramm, in dem der Ausgangssignalpegel über dem Eingangssignalpegel aufgetragen ist.
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Vorteilhaft führen die erfindungsgemäßen Algorithmen bei einem am oder im linken Ohr getragenen Hörhilfegerät zu einem niedrigeren Kompressionsverhältnis als bei einem am oder im rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät bei gleichem Hörverlust. Gleichzeitig wird bei dem am oder im rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät gegenüber dem am oder im linken Ohr getragenen Hörhilfegerät die Verstärkung erhöht. Ein höheres Kompressionsverhältnis zusammen mit einer höheren Verstärkung führt insgesamt zu einer höheren Verstärkung mittlerer und lauterer Eingangssignale und damit zu einem besseren Sprachverstehen bei einem am oder im rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät. Ähnlich verhält es sich bei den Kompressions-Kniepunkten. Ein niedrigerer Kniepunkt in Verbindung mit einer höheren Verstärkung bewirkt, dass die Kompression früher (d.h. bei niedrigerem Eingangssignalpegel) einsetzt und somit auch hier beispielsweise Sprachsignale durch das rechte Hörhilfegerät besser übertragen werden.
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Eine andere Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass bei einem am oder im linken Ohr betriebenen Hörhilfegerät tendenziell eine stärkere Kanalkopplung bei der Kompression als bei einem am oder im rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät vorgesehen wird. So wird festgelegt, dass insbesondere in den für Sprachsignale relevanten Frequenzbereichen (Kanälen) die zuvor beschriebenen Maßnahmen hinsichtlich der Kompression durchgeführt werden, während sich die Hörhilfegeräte in anderen Frequenzbereichen nach einer erfindungsgemäßen Anpassung weniger stark unterscheiden. Eine starke Kanalkopplung ist insbesondere für das linke Hörhilfegerät vorteilhaft.
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Die unterschiedlichen Anpassstrategien bzw. Algorithmen zur Anpassung eines am oder im linken bzw. eines am oder im rechten Ohr getragenen Hörhilfegerätes führen dazu, dass bestimmte auditorische Informationen bevorzugt der Gehirnhälfte zugeführt werden, die für die betreffenden Informationen besser zugänglich ist. Bei einem Benutzer führt dies dazu, dass dieser eine hohe Klangqualität erfährt und er dennoch Sprache gut versteht. Dies erhöht die Akzeptanz von Hörhilfegeräten insgesamt.
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Eine weitere Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass sich die Algorithmen hinsichtlich der Bestimmung der bei einer Kompression relevanten Zeitkonstanten unterscheiden. So werden vorzugsweise für das am oder im rechten Ohr getragene Hörhilfegerät kurze Zeitkonstanten im Bereich von 0 bis 50 ms für die Kompression gewählt, um leise Sprachsignale besser hörbar zu machen. Bei dem linken Hörhilfegerät werden dagegen vorzugsweise lange Zeitkonstanten, beispielsweise im Bereich zwischen 100 und 2000 ms eingestellt, um die Prosodie und die Wahrnehmung ganzer Sätze zu betonen bzw. zu erleichtern.
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Eine weitere Ausführungsform der Erfindung sieht vor, einzelne Frequenzbänder bei einem am oder im linken Ohr im Vergleich zu einem am oder im rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät unterschiedlich zu betonen. Insbesondere werden bei dem am oder im rechten Ohr getragenen Hörhilfegerät die für Sprachsignale wesentlichen, mittleren Frequenzbänder, ggf. auch die im oberen Frequenzbereich liegenden Frequenzbänder, angehoben. Auch dies kann beispielsweise dazu verwendet werden, um Sprachinformationen gezielt der linken Gehirnhälfte und Musik gezielt der rechten Gehirnhälfte zuzuführen.
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Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen näher erläutert. Dabei zeigen:
- 1 ein Anpassgerät zur Anpassung eines am oder im linken Ohr sowie eines am oder im rechten Ohr getragenen Hörhilfegerätes.
- 2 unterschiedliche Anpassstrategien bei der Versorgung eines linken Ohres und eines rechten Ohres.
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1 zeigt ein Anpassgerät 1 in Form eines PC-Systems, auf dem eine bestimmte Anpasssoftware installiert ist. Das Anpassgerät 1 umfasst übliche PC-System-Komponenten wie Recheneinheit, Bildschirm, Tastatur, Maus etc. Das Anpassgerät 1 ist über Wireless-Verbindungen mit den beiden anzupassenden Hörhilfegeräten L-HG und R-HG verbunden. Diese umfassen jeweils ein Mikrofon 11 bzw. 21 zur Aufnahme eines akustischen Eingangssignals und Wandlung in ein elektrisches Eingangssignal, eine Signalverarbeitungseinheit 12 bzw. 22 zur Verarbeitung und frequenzabhängigen Verstärkung des elektrischen Eingangsignals und zur Erzeugung eines elektrischen Ausgangssignals, welches schließlich zur Wandlung in ein akustisches Ausgangsignal einem Ausgangswandler (Hörer) 13 bzw. 23 zugeführt ist. Die Signalverarbeitung in den Signalverarbeitungseinheiten 12 bzw. 22 der Hörhilfegeräte L-HG und R-HG kann durch die Einstellung von Betriebsparametern, insbesondere durch das Anpassgerät 1, individuell angepasst werden.
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Gemäß 2 wird in einem ersten Verfahrensschritt in der Anpasssoftware zunächst festgelegt, ob ein Hörhilfegerät zur Versorgung eines linken Ohres oder ein Hörhilfegerät zur Versorgung eines rechten Ohres angepasst werden soll. Nachfolgend wird zur Anpassung eines Hörhilfegerätes L-HG zur Versorgung eines linken Ohres eine Anpassstrategie SL verfolgt, wohingegen zur Anpassung eines Hörhilfegerätes R-HG zur Versorgung eines rechten Ohres eine Anpassstrategie SR verfolgt wird. Die beiden Anpassstrategien unterscheiden sich z.B. hinsichtlich der prinzipiellen Ermittlung von Werten, die bezüglich der Kompression relevant sind. In der Figur sind zum Vergleich eine Kompressionskennlinie SL1 für ein linkes Hörhilfegerät und eine Kompressionskennlinie SR1 für ein rechtes Hörhilfegerät dargestellt. Gezeigt ist jeweils der Ausgangssignalpegel OL (Output Level) über dem Eingangssignalpegel IL (Input Level). Es ist ersichtlich, dass bei dem rechten Hörhilfegerät ein niedrigerer Kompressionskniepunkt KR, ein höheres Kompressionsverhältnis CRR (Compression Ratio) (zu erkennen an dem flacheren Verlauf der Kompressionskennlinie oberhalb des Kompressionskniepunktes KR) sowie eine höhere Verstärkung VR als bei dem linken Hörhilfegerät (Kompressionskniepunkt KL, Kompressionsverhältnis CRL, Verstärkung VL) eingestellt sind.
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Weiterhin unterscheiden sich die beiden Anpassstrategien hinsichtlich der frequenz- und insbesondere kanalabhängigen Verstärkung. Dargestellt ist die Verstärkung G des linken Hörhilfegerätes L-HG im Vergleich zu der Verstärkung G des rechten Hörhilfegerätes R-HG über der Frequenz f in den beiden Verstärkungskennlinien SL2 bzw SR2. Insbesondere ist jeweils die Verstärkung G (gain) über der Frequenz f gegenüber einer „normalen“ Verstärkung (strichlierte Linie) für die (Frequenz-) Kanäle K1 bis K8 dargestellt. Wie aus den Schaubildern ersichtlich ist, sind bei der Kennlinie SL2 die niedrigen Frequenzbänder gegenüber der normalen Verstärkung leicht angehoben und die mittleren und höheren Frequenzbänder gegenüber der normalen Verstärkung leicht abgesenkt. Anders hingegen bei der Kennlinie SR2 für das rechte Hörhilfegerät. Dort sind die niedrigen Frequenzbänder leicht abgesenkt und die mittleren und höheren Frequenzbänder leicht angehoben.
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Darüber hinaus unterscheiden sich die beiden Anpassstrategien hinsichtlich der für die Kompression relevanten Ein- und Ausschwingzeiten. Dies ist in den Kennlinien SL3 bzw. SR3 veranschaulicht. Die Kennlinie SL3 zeigt eine verhältnismäßig lange Einschwingzeit atL (Attack Time) und eine verhältnismäßig lange Ausschwingzeit rtL (Release Time) des linken Hörhilfegerätes L-HG im Vergleich zu der Einschwingzeit atR und der Ausschwingzeit rtR der rechten Kennlinie SR3 für das rechte Hörhilfegerät R-HG.
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Die durch die unterschiedlichen Anpassstrategien bewirkten unterschiedlichen Hörhilfegeräte-Einstellungen für ein linkes gegenüber einem rechten Hörhilfegerät bewirken insbesondere eine Betonung von Sprachsignalen durch das rechte Hörhilfegeräte, dessen Ausgangssignale überwiegend in der linken Gehirnhälfte verarbeitet werden, in der das Sprachzentrum verankert ist. Im Unterschied hierzu führt ein von dem linken Hörhilfegerät erzeugtes Ausgangssignal eher zu einem positiven Klangeindruck, wobei das Ausgangssignal des linken Hörhilfegerätes überwiegend in der rechten Gehirnhälfte verarbeitet wird, in der das Klangempfinden verankert ist.
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Die im Ausführungsbeispiel tendenziell dargestellten Unterschiede der Anpassstrategien zur Ermittlung von ParameterWerten, die die Signalverarbeitung in dem betreffenden Hörhilfegerät beeinflussen, lassen den individuellen Hörverlust eines Benutzers unberücksichtigt. Selbstverständlich erfolgt jedoch auch bei Anwendung der erfindungsgemäßen Anpassstrategien eine Anpassung der betreffenden Hörhilfegeräte an den individuellen Hörverlust des Benutzers und insbesondere an den individuellen Hörverlust des betreffenden Ohres. Die tatsächlich ermittelten Werte der betreffenden Parameter ergeben sich sowohl in Abhängigkeit der zum Ausgleich des individuellen Hörverlustes ermittelten Parameter als auch unter Berücksichtigung der prinzipiell unterschiedlichen Anpassstrategien für ein linkes bzw. ein rechtes Hörhilfegerät gemäß der Erfindung.