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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Nachweis des Todes eines Schlachttieres nach einem Tötevorgang durch Abstechen, wobei nach dem Abstechen das aus dem Schlachttier austretende Blut aufgefangen wird. Außerdem betrifft die Erfindung eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.
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Beim Schlachten von Tieren sind grundsätzlich Leiden für die Tiere so weit wie möglich zu vermeiden. Dies beinhaltet insbesondere, dass ein Tierkörper einer Verarbeitung erst zugeführt wird, wenn gewährleistet ist, dass das Tier tot ist. Bisher wird der Tod bzw. Nicht-Tod eines Schlachttiers durch Personen, die die Schlachtung durchführen, per Augenschein festgestellt. Hierbei kann es aber relativ leicht zu Fehlern kommen. Außerdem ist eine sichere Tötung eines Schlachttieres auf diese Weise nicht dokumentierbar und nachweisbar.
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Für die vorliegende Erfindung stellt sich daher die Aufgabe, ein Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art zu schaffen, mit denen ein sicherer, dokumentierbarer Tötenachweis beim Schlachten von Schlachttieren erbracht werden kann.
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Die Lösung des das Verfahren betreffenden Teils der Aufgabe gelingt erfindungsgemäß mit einem Verfahren der eingangs genannten Art, welches dadurch gekennzeichnet ist,
- – dass das aus dem Schlachttier austretende Blut in einem individuellen Blutauffangbehälter aufgefangen wird,
- – dass der Blutauffangbehälter mittels einer Kamera aufgenommen wird,
- – dass von der Kamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters auf das Erfüllen mindestens eines vorgebbaren, einen sicheren Tod des Schlachttieres bedeutenden Kriteriums ausgewertet werden und
- – dass das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung gesperrt wird, wenn das Kriterium nicht erfüllt wird.
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Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren wird über eine Bildauswertung festgestellt, ob ein Schlachttier tot ist oder nicht. Dabei kann vorteilhaft das Aufnehmen der Bilder des Blutauffangbehälters aus einer gewissen Entfernung erfolgen, sodass ein unmittelbarer Kontakt irgendwelcher Messelemente mit dem Blutauffangbehälter oder dem Schlachttier nicht nötig ist. Wenn durch die Auswertung das Erfüllen des Kriteriums nicht festgestellt wird, dann wird das betreffende Schlachttier auch für eine weitere Verarbeitung nicht freigegeben, sondern gesperrt. Damit das betreffende Schlachttier weiterverarbeitet werden kann, muss also positiv festgestellt werden, dass es tot ist. Das erfindungsgemäße Verfahren berücksichtigt aktuelle Forderungen der Tierschutzverordnung, insbesondere der EU-Verord-nung, sowie die Anforderungen aus dem "Status Animal Welfare" und der "Aktion Tierwohl" und auch die Forderungen von Seiten der Tierschutzorganisationen. In allen Anforderungen gilt es, den Tod des Schlachttieres vor der Weiterverarbeitung nachzuweisen, was mit dem erfindungsgemäßen Verfahren objektiv und zuverlässig gelingt.
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In einer ersten Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen, dass die von der Kamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters auf das Erreichen oder Nichterreichen eines vorgebbaren Blutpegels im Blutauffangbehälter ausgewertet werden und dass das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung gesperrt wird, wenn das Blut im Blutauffangbehälter den vorgebbaren, einen sicheren Tod des Schlachttieres bedeutenden Blutpegel nicht erreicht. In dieser Verfahrensvariante erfolgt also eine relativ einfache Auswertung der aufgenommenen Bilder mit einer Ja-/Nein-Entscheidung hinsichtlich des Kriteriums, ob in der Höhe des vorgebbaren Pegels im Blutauffangbehälter Blut anwesend ist oder nicht; abhängig davon wird das Schlachttier für seine weitere Verarbeitung freigegeben oder gesperrt.
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Eine zweite Ausgestaltung des Verfahrens sieht vor, dass die von der Kamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters auf die Menge des Blutes im Blutauffangbehälter ausgewertet werden und dass das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung gesperrt wird, wenn die Menge des Blutes im Blutauffangbehälter einen vorgebbaren, einen sicheren Tod des Schlachttieres bedeutenden Mengengrenzwert nicht erreicht. In dieser Verfahrensvariante erfolgt also eine Bestimmung der Blutmenge im Blutauffangbehälter, insbesondere in Form des Volumens und/oder Gewichts des aufgefangenen Blutes, und das Kriterium ist hier das Erreichen bzw. Nichterreichen eines Blutmengengrenzwertes. Der Mengengrenzwert kann ein für eine bestimmte Tierart fester Grenzwert sein; es ist aber auch möglich, den Grenzwert für Gruppen von Schlachttieren oder für jedes Schlachttier individuell festzulegen.
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Konkret ist in einer weiteren Verfahrensausgestaltung vorgesehen, dass vor dem Abstechen das Lebendgewicht des Schlachttieres erfasst wird, dass die von der Kamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters auf die Menge des Blutes im Blutauffangbehälter ausgewertet werden, dass das Verhältnis der Menge des ausgetretenen Blutes zu dem Lebendgewicht des Schlachttieres berechnet wird und dass das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung gesperrt wird, wenn das Verhältnis einen vorgebbaren, einen sicheren Tod des Schlachttieres bedeutenden Grenzwert nicht erreicht. In dieser Ausgestaltung kann das Verfahren auch bei unterschiedlich großen oder unterschiedlich schweren Schlachttieren eingesetzt werden, ohne dass dabei Fehler in der Feststellung des Todes des individuellen Tieres auftreten. Das Verfahren basiert in dieser Ausgestaltung auf der wissenschaftlichen Feststellung, dass ein Schlachttier als tot gilt, wenn dieses mehr als einen bestimmten, festgelegten Prozentsatz vom Lebendgewicht an Blut verloren hat. Bei z.B. einem Schwein beträgt dieser Prozentsatz etwa 2%.
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Da bei modernen Schlachtverfahren, wie sie in heutigen Schlachthöfen eingesetzt werden, das Ausbluten des Schlachttieres sehr schnell vor sich geht, und zur Gewährleistung von reproduzierbaren Ergebnissen erfolgt bevorzugt das Auswerten der von der Kamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters auf das den sicheren Tod des Schlachttieres bedeutende Kriterium zu einem vorgebbaren Zeitpunkt nach dem Zeitpunkt des Abstechens.
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Bevorzugt liegt der Zeitpunkt, zu dem das Auswerten der von der Kamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters erfolgt, 5 bis 30 Sekunden, besonders bevorzugt 5 bis 10 Sekunden, nach dem Zeitpunkt des Abstechens. Die Zeitspanne wird zweckmäßig in Abhängigkeit von der Art des Schlachttieres festgelegt, wobei allgemein bei größeren Tieren, wie Rindern, die Zeitspanne länger ist als bei kleineren Tieren, wie Schweinen. In jedem Fall ist die Zeitspanne so kurz, sodass keine Verzögerungen im laufenden Schlachtbetrieb verursacht werden.
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Weiterhin ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass das Schlachttier einem Nachstechen zugeführt wird, wenn das den sicheren Tod des Schlachttieres bedeutende Kriterium an dem vorgebbaren Zeitpunkt nach dem Zeitpunkt des Abstechens nicht erfüllt ist. Aufgrund der sehr schnellen Feststellung, ob das Schlachttier tot ist oder nicht, wird das Schlachttier im Falle eines nicht zum Tode führenden ersten Abstechens sehr schnell dem Nachstechen zugeführt, sodass keine unnötig lange Leidenszeit für das Tier entstehen kann.
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Bevorzugt schlägt die Erfindung vor, dass als den Blutauffangbehälter aufnehmende Kamera eine Wärmebildkamera eingesetzt wird, dass ein Blutauffangbehälter aus einem wärmeleitenden Material verwendet wird und dass der Blutauffangbehälter vor dem Auffangen des Blutes auf eine vorgebbare, unter der Bluttemperatur liegende Grundtemperatur abgekühlt wird. Die Kamera nimmt den jedem einzelnen Schlachttier zugeordneten Blutauffangbehälter, welcher nach dem Tötevorgang, üblicherweise mittels eines Hohlstechmessers, über einen Schlauch direkt mit dem Schlachttierkörper verbunden ist, auf. Die Kamera kann den Anstieg des Blutes im Behälter als von unten nach oben ansteigende Erwärmung der Behälterwand bildlich feststellen und das Bild kann hinsichtlich des Blutpegels und/oder der Blutmenge ausgewertet werden. Da das Blut erheblich wärmer ist als der zunächst auf eine niedrigere Grundtemperatur abgekühlte Blutauffangbehälter, ist bei Einsatz der Wärmebildkamera ein deutliches Bild gewährleistet, das eine sichere und genaue Auswertung erlaubt. Der Blutauffangbehälter kann z.B. aus Edelstahl bestehen.
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Um den bzw. jeden Blutauffangbehälter vor seinem Befüllen mit Blut schnell und einfach auf eine definierte Grundtemperatur zu bringen, ist vorgesehen, dass der Blutauffangbehälter vor dem Auffangen des Blutes mit kaltem Wasser ausgespült und/oder abgespült und dadurch auf die Grundtemperatur abgekühlt wird. Das kalte Wasser kann im einfachsten Fall Leitungswasser sein, das in der Regel eine ausreichend konstante, niedrige Temperatur hat. Bei Bedarf kann das Wasser auch in einer Temperiereinrichtung auf eine vorgebbare Temperatur gebracht werden, die ausreichend niedriger ist als die Bluttemperatur.
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Eine weitere Ausgestaltung des Verfahrens ist dadurch gekennzeichnet, dass das Auswerten der von der Wärmebildkamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters eine Bestimmung der Temperatur eines ausgewählten horizontalen Bereiches der äußeren Oberfläche des Blutauffangbehälters einschließt und dass das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung gesperrt wird, wenn die Temperatur einen vorgebbaren, eine Füllung des Blutsammelbehälters zumindest bis zur Höhe des ausgewählten Oberflächenbereichs bedeutenden Grenzwert nicht erreicht. Hier wird also die aus den Bildern der Wärmebildkamera ermittelte Temperatur eines ausgewählten Bereichs der Wand des Blutauffangbehälters als Auswertekriterium verwendet.
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Alternativ kann das Auswerten der von der Wärmebildkamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters eine Bestimmung des Temperaturverlaufs über einen ausgewählten vertikalen Bereich der äußeren Oberfläche des Blutauffangbehälters einschließen, wobei aus dem Temperaturverlauf ein Pegelstand des aufgefangenen Blutes im Blutauffangbehälter ermittelt wird, wobei anhand des Pegelstandes die Menge des aufgefangenen Blutes bestimmt wird und wobei das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung gesperrt wird, wenn die Menge des Blutes oder dessen Verhältnis zum Lebendgewicht den vorgebbaren Grenzwert nicht erreicht. Hier wird ausgenutzt, dass der Temperaturverlauf in Höhe des Blutpegels seine größte Änderung aufweist, woraus eine ausreichend exakte Bestimmung des Blutpegels erfolgen kann.
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Weiter bietet das Verfahren gemäß Erfindung die Möglichkeit, dass das Auswerten der von der Wärmebildkamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters eine Bestimmung der Temperatur des nach dem Abstechen aus dem Schlachttier austretenden Blutes einschließt und dass das Schlachttier ausgesondert und/oder einer besonderen veterinärmedizinischen Untersuchung zugeführt wird, wenn die Bluttemperatur einen vorgebbaren, einen fiebrigen Zustand des Schlachttieres bedeutenden Grenzwert erreicht oder überschreitet. Die Bluttemperatur kann zum Beispiel als Indikator für eine Erkrankung des Schlachttieres dienen und kann zur Qualitätsverbesserung der Untersuchungen an einen Tierarzt vor Ort weitergeleitet werden.
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Um Fehler bei der Erfassung der Bluttemperatur infolge von Schwankungen der Umgebungstemperatur zu vermeiden, ist vorgesehen, dass die Umgebungstemperatur am Aufstellungsort der Wärmebildkamera gemessen und für eine Temperaturkalibrierung und/oder -kompensation der Wärmebildkamera und/oder der Bildauswertung verwendet wird.
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Damit für jedes Schlachttier individuell ein Tötenachweis erfasst und dokumentiert werden kann, sieht das erfindungsgemäße Verfahren vor, dass für jedes Schlachttier eine Identifikationsnummer und der Schlachtzeitpunkt sowie weitere im Verfahrensablauf für das Schlachttier ermittelte Daten in einem Datenspeicher individuell erfasst und aufbewahrt werden.
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Neben dem vorstehend beschriebenen Verfahren betrifft die Erfindung auch eine Vorrichtung zum Nachweis des Todes eines Schlachttieres nach einem Tötevorgang durch Abstechen, insbesondere zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 14, mit einem das aus dem Schlachttier nach dem Abstechen austretende Blut auffangenden Blutauffangbehälter.
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Zur Lösung des die Vorrichtung betreffenden Teils der Aufgabe schlägt die Erfindung eine Vorrichtung vor, welche gekennzeichnet ist durch
- – je Schlachttier einen diesem zugeordneten individuellen Blutauffangbehälter,
- – eine den Blutauffangbehälter aufnehmende Kamera,
- – eine von der Kamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters auf das Erfüllen mindestens eines vorgebbaren, einen sicheren Tod des Schlachttieres bedeutenden Kriteriums auswertende Auswerteeinheit und
- – eine mit der Auswerteeinheit gekoppelte Sperr- und Freigabeeinrichtung, mit der das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung sperrbar ist, wenn das Kriterium nicht erfüllt ist.
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Mit dieser Vorrichtung ist das vorstehend beschriebene Verfahren technisch sicher und zuverlässig ausführbar.
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Für die Vorrichtung wird weiter vorgeschlagen, dass mittels der Auswerteeinheit die von der Kamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters auf das Erreichen oder Nichterreichen eines vorgebbaren Blutpegels im Blutauffangbehälter auswertbar sind und dass mittels der Sperr- und Freigabeeinrichtung das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung sperrbar ist, wenn das Blut im Blutauffangbehälter den vorgebbaren, einen sicheren Tod des Schlachttieres bedeutenden Blutpegel nicht erreicht.
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Eine alternative Ausgestaltung der Vorrichtung sieht vor, dass mittels der Auswerteeinheit die von der Kamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters auf die Menge des darin befindlichen Blutes auswertbar sind und dass mittels der Sperrund Freigabeeinrichtung das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung sperrbar ist, wenn die Menge des Blutes im Blutauffangbehälter einen vorgebbaren, einen sicheren Tod des Schlachttieres bedeutenden Mengengrenzwert nicht erreicht.
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Weiter ist bevorzugt eine vor dem Abstechen das Lebendgewicht des Schlachttieres erfassende Wiegeeinrichtung vorgesehen, wobei mittels der Auswerteeinheit die von der Kamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters auf die Menge des Blutes im Blutauffangbehälter auswertbar sind und das Verhältnis der Menge des ausgetretenen Blutes zu dem Lebendgewicht des Schlachttieres bestimmbar ist und wobei mittels der Sperr- und Freigabeeinrichtung das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung sperrbar ist, wenn das Verhältnis einen vorgebbaren, einen sicheren Tod des Schlachttieres bedeutenden Grenzwert nicht erreicht.
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In weiterer Ausgestaltung ist die Vorrichtung gekennzeichnet durch eine Zeitschalteinrichtung, mittels welcher die Auswerteeinheit zum Auswerten der von der Kamera aufgenommenen Bilder des Blutauffangbehälters auf das den sicheren Tod des Schlachttieres bedeutende Kriterium zu einem vorgebbaren Zeitpunkt nach dem Zeitpunkt des Abstechens aktivierbar ist.
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Dabei beträgt der Zeitabstand zwischen dem Zeitpunkt des Abstechens und dem Zeitpunkt des Aktivierens der Auswerteeinheit 5 bis 30 Sekunden, vorzugsweise 5 bis 10 Sekunden.
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Bevorzugt gehört zur Vorrichtung eine Nachstechstation, welcher das Schlachttier zu einem Nachstechen zuführbar ist, wenn die Auswerteeinheit das den sicheren Tod des Schlachttieres bedeutende Kriterium an dem vorgebbaren Zeitpunkt nach dem Zeitpunkt des Abstechens nicht als erfüllt festgestellt hat.
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Zweckmäßig ist die den Blutauffangbehälter aufnehmende Kamera eine Wärmebildkamera, wobei der Blutauffangbehälter aus einem wärmeleitenden Material besteht und wobei eine den Blutauffangbehälter vor dem Auffangen des Blutes auf eine vorgebbare, unter der Bluttemperatur liegende Grundtemperatur abkühlende Kühleinrichtung vorgesehen ist.
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Um die Vorrichtung technisch einfach zu halten, ist die Kühleinrichtung bevorzugt eine den Blutauffangbehälter vor dem Auffangen des Blutes mit kaltem Wasser ausspülende und/oder abspülende und dadurch auf die Grundtemperatur abkühlende Spüleinrichtung.
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Bei einer weiteren Ausgestaltung der Vorrichtung ist vorgesehen, dass mittels der Auswerteeinheit aus den von der Wärmebildkamera aufgenommenen Bildern des Blutauffangbehälters die Temperatur eines ausgewählten horizontalen Bereiches der äußeren Oberfläche des Blutauffangbehälters bestimmbar ist und dass mittels der Sperr- und Freigabeeinrichtung das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung sperrbar ist, wenn die Temperatur einen vorgebbaren, eine Füllung des Blutsammelbehälters zumindest bis zur Höhe des ausgewählten Oberflächenbereichs bedeutenden Grenzwert nicht erreicht.
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Eine alternative Ausführung der Vorrichtung sieht vor, dass mittels der Auswerteeinheit aus den von der Wärmebildkamera aufgenommenen Bildern des Blutauffangbehälters der Temperaturverlauf über einen ausgewählten vertikalen Bereich der äußeren Oberfläche des Blutauffangbehälters bestimmbar ist, dass mittels der Auswerteeinheit aus dem Temperaturverlauf ein Pegelstand des aufgefangenen Blutes im Blutauffangbehälter ermittelbar ist, dass mittels der Auswerteeinheit anhand des Pegelstands die Menge des aufgefangenen Blutes bestimmbar ist und dass mittels der Sperr- und Freigabeeinrichtung das Schlachttier für eine weitere Verarbeitung sperrbar ist, wenn die Menge des Blutes oder dessen Verhältnis zum Lebendgewicht den vorgebbaren Grenzwert nicht erreicht.
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Um mit der Vorrichtung zusätzlich eine Aussage über die individuelle Gesundheit des Schlachttieres zu gewinnen, ist vorgesehen, dass mittels der Auswerteeinheit aus den von der Wärmebildkamera aufgenommenen Bildern des Blutauffangbehälters die Temperatur des nach dem Abstechen aus dem Schlachttier austretenden Blutes bestimmbar ist dass das Schlachttier aussonderbar und/oder einer besonderen veterinärmedizinischen Untersuchungsstation zuführbar ist, wenn die Bluttemperatur einen vorgebbaren, einen fiebrigen Zustand des Schlachttieres bedeutenden Grenzwert erreicht oder überschreitet..
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Um Mess- und Auswertefehler zu vermeiden, ist zweckmäßig wenigstens ein die Umgebungstemperatur am Aufstellungsort der Wärmebildkamera für eine Temperaturkalibrierung und/oder -kompensation der Wärmebildkamera und/oder der Auswerteeinheit messender Temperatursensor vorgesehen.
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Vorzugsweise gehört zu der erfindungsgemäßen Vorrichtung ein Datenspeicher, in welchem für jedes Schlachttier eine Identifikationsnummer und der Schlachtzeitpunkt sowie weitere mittels der Auswerteeinheit für das Schlachttier ermittelte Daten individuell erfassbar und aufbewahrbar sind. Bei Bedarf kann auch ein Datenausdruck mittels eines zugeordneten Druckers erfolgen oder die Daten können auf einen dem geschlachteten Tier zugeordneten oder beizufügenden Datenträger übertragen werden.
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Die Auswerteeinheit der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist bevorzugt eine speicherprogrammierbare Steuerung (SPS), da diese einerseits kostengünstig und andererseits flexibel programmierbar ist.
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Schließlich ist für die erfindungsgemäße Vorrichtung vorgesehen, dass die Auswerteeinheit mit einer Anzeigeeinheit verbunden oder ausgestattet ist, mit der Auswerteergebnisse der Auswerteeinheit für Bedienungspersonen der Vorrichtung optisch und/oder akustisch anzeigbar sind. Hiermit können den Bedienungspersonen auf einfache und eindeutige Art und Weise Informationen und Handlungsanweisungen gegeben werden.
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Im Folgenden wird ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung anhand einer Zeichnung erläutert. Die einzige Figur (1) der Zeichnung zeigt in schematischer Darstellung die Vorrichtung in einer Draufsicht.
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Die Vorrichtung 1 zum Nachweis des Todes eines Schlachttieres 3 nach einem Tötevorgang durch Abstechen ist in der Figur als Abschnitt eines Schlachtbandes eines Schlachthofes dargestellt. Die einzelnen Schlachttiere 3, hier Schweine, werden mittels eines Förderers 10, zum Beispiel eine Förderkette mit Haken, transportiert. Vor dem Töten werden die Schlachttiere 3 in einer Betäubungsstation 11 beispielsweise mit CO2 betäubt. Daran anschließend wird jedes Schlachttier 3 in einer Einrichtung 12 gewogen, um das Lebendgewicht GL zu ermitteln. Die Einrichtung 12 kann z.B. eine in den Förderer 10 eingeschaltete Waage sein. Alternativ ist auch eine optisch arbeitende Einrichtung 12 denkbar.
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Im weiteren Verlauf des Förderers 10 gelangt jedes Schlachttier 3 zu einer Tötestation 20, wo das Schlachttier 3 von einer Bedienungspersonen 4.1 durch Abstechen, üblicherweise mittels eines Hohlstechmessers, getötet wird. Das Hohlstechmesser ist jeweils über einen Blutschlauch 22 mit einem bestimmten von mehreren Blutauffangbehältern 21 verbunden, wobei hier die Blutauffangbehälter 21 nach Art eines Karussells auf einer ovalen Bahn parallel zu dem Förderer 10 in dessen Förderrichtung und, auf der vom Förderer 10 entfernt liegenden Seite des Karussells, zurück verfahrbar sind.
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Die Vorrichtung 1 umfasst weiter eine die Menge MB des nach dem Abstechen des Schlachttieres 3 ausgetretenen, im Blutauffangbehälter 21 gesammelten Blutes bestimmende Messeinrichtung, die hier durch eine Wärmebildkamera 23 mit einer zugeordneten Auswerteeinheit 24 gebildet ist. Mit der Auswerteeinheit 24 wird das Verhältnis V der Blutmenge MB des ausgetretenen Blutes zu dem Lebendgewicht GL des Schlachttieres 3 berechnet. In Förderrichtung der Schlachttiere 3 gesehen am Ende der Vorrichtung 1 ist eine mit der Auswerteeinheit 24 gekoppelte Sperr- und Freigabevorrichtung 27 vorgesehen, mit der das Schlachttier 3 für eine weitere Verarbeitung sperrbar ist, wenn das Verhältnis V einen vorgebbaren, den sicheren Tod des Schlachttieres 3 bedeutenden Grenzwert VG nicht erreicht. Mit anderen Worten kann das Schlachttier 3 einer weiteren Verarbeitung erst dann und nur dann zugeführt werden, wenn das Verhältnis V den vorgebbaren, den sicheren Tod des Schlachttieres 3 bedeutenden Grenzwert VG erreicht oder überschreitet.
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Die Wärmebildkamera 23 nimmt den jedem einzelnen Schlachttier 3 zugeordneten Blutauffangbehälter 21, welcher durch den Tötevorgang mittels des Hohlstechmessers durch den Schlauch 22 direkt mit dem Körper des Schlachttiers 3 verbunden ist, auf. Die Kamera 23 stellt den Anstieg der Blutmenge im Blutauffangbehälter 21 bildlich fest, weil sich die Wand des zuvor abgekühlten Blutauffangbehälters 21 in dem Bereich, der mit Blut gefüllt ist, auf annähernd die Bluttemperatur erwärmt.
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Mittels eines entsprechenden Auswertungsprogramms ermittelt die Auswerteeinheit 24, an die die Kamera 23 angeschlossen ist, den Pegelstand des im jeweiligen Blutauffangbehälter 21 aufgefangenen Blutes und, bei bekannter Form des Blutauffangbehälters 21, die Menge des im jeweiligen Blutauffangbehälter 21 aufgefangenen Blutes. Die Auswertung der Aufnahmen der Wärmebildkamera 23 ist dabei ausreichend deutlich und mengenmäßig genau, weil das Blut erheblich wärmer ist als der üblicherweise aus Edelstahl bestehende Blutauffangbehälter 21. Um den Blutauffangbehälter 21 vor dem Aufnehmen von Blut auf eine definierte Grundtemperatur zu bringen, kann er in einer nicht dargestellten Spülstation mit kaltem Wasser ausund/oder abgespült werden.
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Wie im Beispiel gemäß der Zeichnung dargestellt, kann eine einzelne Kamera 23 mehrere Blutauffangbehälter 21 im Wechsel oder zeitgleich aufnehmen, indem die Kamera 23 entsprechend verschwenkt wird oder indem jeweils ein entsprechender Bild-Teilbereich mit einem ausgewählten Blutauffangbehälter 21 ausgewertet wird.
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Es werden die Menge MB des im zugehörigen Blutauffangbehälter 21 aufgefangenen Blutes und das Lebendgewicht GL des Schlachttieres 3 erfasst, als Messwerte an die Auswerteeinheit 24 weitergeleitet und von dieser dann ins Verhältnis gesetzt. Die Vorrichtung 1 sperrt, wenn das Verhältnis V = MB/GL nicht ausreichend groß ist, also einen vorgebbaren Grenzwert nicht erreicht, mittels der Sperr- und Freigabevorrichtung 27 ein Weiterfördern des Schlachttieres 3 zu den weiteren, nachfolgenden Verarbeitungs- und Produktionsabschnitten. Erst und nur dann, wenn die Auswerteeinheit 24 feststellt, dass das Verhältnis V = MB/GL ausreichend groß ist, also einen vorgebbaren Grenzwert erreicht oder überschreitet, wird die Sperr- und Freigabevorrichtung 27 in Freigabestellung umgestellt und gibt dann ein Weiterfördern des Schlachttieres 3 zu den weiteren, nachfolgenden Verarbeitungs- und Produktionsabschnitten frei. Der Grenzwert V ist dabei so gewählt, dass sein Erreichen den sicheren Tod des Schlachttieres 3 bedeutet, wobei entsprechende veterinärwissenschaftlich festgestellte Werte verwendet werden.
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Bei einem zu kleinen Verhältnis V positioniert und stoppt der Förderer 10 das betreffende Schlachttier 3 definiert an einer Nachstechstation 26, wo eine weitere Bedienungspersonen 4.2 ein Nachstechen des Schlachttieres 3 vornimmt. Über eine der Auswerteeinheit 24 zugeordnete Anzeigeeinheit 24' wird der Bedienungsperson 4.2 die Notwendigkeit des Nachstechens optisch und/oder akustisch angezeigt, sodass diese entsprechend tätig werden kann.
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Das Nachstechen geschieht durch ein gesondertes Messer, welches wiederum in Kontakt, zum Beispiel mittels eines Magnetkontakts, zur Auswerteeinheit 24 steht. Erst wenn die an der Nachstechstation 26 eingesetzte Bedienungsperson 4.2 das Schlachttier 3 nachgestochen hat und wenn danach das Nachstechmesser aus dem Schlachttier 3 entnommen und wieder zurückgelegt wurde, kann die Bedienungspersonen 4.2 eine Beendigung des Förderstopps quittieren, wonach dann eine Freigabe und weitere Förderung des nun definitiv toten Schlachttieres 3 erfolgt.
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Durch die Auswerteeinheit 24, die beispielsweise eine speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) ist, kann eine eindeutige Zuordnung jedes Schlachttieres 3 zu den Positionen Gewichtsbestimmung, Abstechen, Blutmengenerfassung und ggf. Nachstechen erfolgen. Mittels eines Datenspeichers 25 können für jedes Schlachttier relevante Daten, insbesondere eine Identifikationsnummer und der Schlachtzeitpunkt sowie weitere mit der Vorrichtung 1 gewonnene Daten jedes Schlachttieres 3 gespeichert und dokumentiert werden.
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Die Wärmebildkamera 23 ist weiterhin in der Lage, Bluttemperaturwerte TB zu liefern, welche bei Überschreiten eines Temperaturgrenzwertes TG als Indikator für eine Erkrankung des betreffenden Schlachttieres 3 gelten. Diese zusätzliche Information kann zur Qualitätsverbesserung der Untersuchungen an einen Tierarzt am Schlacht-band weitergeleitet werden.
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Da die Umgebungstemperatur Einfluss auf die Wärmebildkamera 23 haben kann, ist hier im Aufstellungsraum der Vorrichtung 1 ein Temperatursensor 28 installiert. Dieser Sensor 28 wird dazu genutzt, die Kamera 23 entsprechend der aktuellen Raumtemperatur TR zu kalibrieren und/oder zu kompensieren. Die Kompensation kann auch elektronisch in der Auswerteeinheit 24 erfolgen.
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Zudem kann autark zu der vorstehend beschriebenen Vorrichtung 1 mittels einer separaten Kamera jedes Schlachttier 3 gefilmt werden, um nochmals Daten gewinnen und dokumentieren zu können, die eine sichere und zweifelsfreie Tötung des Schlachttieres 3 belegen.
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Zweckmäßig müssen sich, um eine hohe Arbeitsqualität zu gewährleisten, die beiden Bedienungspersonen 4.1 und 4.2 der Vorrichtung 1 vor Produktionsaufnahme eindeutig an der Vorrichtung 1 anmelden, welche jedoch nur autorisierte Personen an diesem Arbeitsplatz zulässt. Hierfür kann vorzugsweise die elektronische Auswerteeinheit 24 genutzt werden.
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Die Vorrichtung 1 bietet zudem die Möglichkeit, den verschiedenen Bedienungspersonen die Entblutemenge je Schlachttier 3 sowie die Häufigkeit des Nachstechens zuzuordnen, um so die Qualifikation der einzelnen Bedienungspersonen zu prüfen und gegebenenfalls einen Schulungsbedarf festzustellen. Auch diese Datenerfassung kann mittels der Auswerteeinheit 24 vorgenommen werden.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Vorrichtung
- 10
- Förderer
- 11
- Betäubungsstation
- 12
- Wiegeeinrichtung
- 20
- Tötestation
- 21
- Blutauffangbehälter
- 22
- Blutschlauch
- 23
- Kamera
- 24
- Auswerteeinheit
- 24'
- Anzeigeeinheit
- 25
- Datenspeicher
- 26
- Nachstechstation
- 27
- Sperr- und Freigabevorrichtung
- 28
- Temperatursensor
- 3
- Schlachttier
- 4.1, 4.2
- Bedienungspersonen
- MB
- Blutmenge
- GL
- Lebendgewicht
- V
- Verhältnis MB/GL
- TB
- Bluttemperatur
- TG
- Temperaturgrenzwert
- TR
- Raumtemperatur