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Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Absorbierende Materialien sind besonders gut geeignet für die Verwendung in absorbierenden Einwegartikeln, z. B. Windeln, Inkontinenzeinlagen und dergleichen, da sie nachgiebig aber fest sind und dadurch ihren Trägern im Alltag eine große Bewegungsfreiheit ermöglichen.
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Eine derartige Materialart, die regelmäßig in absorbierenden Einwegartikeln Verwendung findet ist Zellstoffvlies, das Zellstofffasern bzw. Flocken aufweist, die über Ihre Oberflächen aneinander haften. Daher ist die Gefahr, dass das Material seine Integrität verliert, bei einem Vlies höher als beispielsweise bei gewebten oder gewirkten Stoffen, in denen die Fasern fest miteinander verbunden sind. Demgemäß war es stets bei der Vliesherstellung stets die Bestrebung, einen möglichst hohen Zusammenhalt der Fasern bzw. Flocken zumindest im trockenen Zustand des Vlieses zu erreichen.
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Aus der
DE 698 13 027 ist ein Verfahren zur Herstellung eines derartigen Vlieses bekannt. Allerdings hat sich herausgestellt, dass dieses Vlies beim Einsatz in Wundauflagen einen geringen Tragekomfort – insbesondere eine geringe Haut- oder Wundkompatibilität – aufweist.
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ZUSAMMENFASSUNG DER ERFINDUNG
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Hygiene- oder Wundpflegeprodukt bereit zu stellen, das die genannten Nachteile der Produkte aus dem Stand der Technik nicht aufweist.
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Vor allem ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung ein Verfahren bereitzustellen, das eine Erhöhung der Haut- oder Wundkompatibilität eines Zellstoffvlieses ermöglicht.
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Diese Aufgaben werden mit einem Hygiene- oder Wundpflegeprodukt gemäß dem vorliegenden Hauptanspruch gelöst; die Unteranspruche geben bevorzugte Ausführungsformen an. Dabei sind durch Zahlenwerte begrenzte Wertebereiche stets einschließlich der genannten Zahlenwerte zu verstehen
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KURZE BESCHREIBUNG DER ZEICHNUNGEN
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1 zeigt schematisch eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens 100.
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2 zeigt schematisch eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens 200.
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3 zeigt schematisch ein mehrlagiges in Bahnenform vorliegendes Hygiene- oder Wundpflegeprodukt 301 umfassend eine Deckvliesschicht 302, eine Kernschicht 303 und Superabsorber-Partikel 305 vor (3A) und nach (3B) Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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4 zeigt schematisch ein Vorläuferprodukt eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 401 und Umlenkrollen mit circumferentialen Stegen 402.
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5 zeigt schematisch ein Hygiene- oder Wundpflegeprodukt 501, das in seinem Randbereich mit einer umlaufenden Prägung 502 versehen ist.
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6 zeigt schematisch, dass ein Vorläuferprodukt eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 601 in zwei Richtungen 602 und 603 ausgelenkt wird.
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7 zeigt schematisch ein Vorläuferprodukt eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 701 und in mehr Detail als in 4 zwei mit circumferentialen Stegen 703 versehene Umlenkrollen 702.
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8 zeigt schematisch ein Vorläuferprodukt eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 801 und eine Umlenkrolle bzw. Rolle 802 mit Walkstempeln 803.
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AUSFÜHRLICHE BESCHREIBUNG DER ERFINDUNG
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Erfindungsgemäß wird ein Verfahren zur Erhöhung der Haut- oder Wundkompatibilität eines ein Zellstoffvlies aufweisenden, in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts, oder eines Vorläuferprodukts desselben bereitgestellt, wobei das Produkt unter Zug gebracht und in mindestens einer Richtung ausgelenkt wird, dergestalt, dass der Zusammenhalt von Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses mindestens abschnittsweise geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst wird.
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Der Begriff „Zellstoffvlies” bezeichnet ein textiles Flächengebilde aus einzelnen Zellstofffasern, das im Gegensatz zu Geweben, Gestricken und Gewirken nicht aus Garnen hergestellt wird. Ein Vlies besteht somit aus lose zusammenliegenden Fasern, die nicht miteinander verbunden sind. Die Festigkeit eines Vlieses beruht nur auf der fasereigenen Haftung. Diese kann durch Aufarbeitung beispielsweise durch dehnen, kneten, drücken oder ziehen beeinflusst werden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Aufarbeitung die Haftung der Fasern untereinander verringert, wodurch das Vlies insgesamt an Festigkeit verliert. Vliese werden auch als „Nonwovens” oder „Airlaids” bezeichnet, und z. B. durch walken der Fasern hergestellt.
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Unter dem Begriff „Bahnenform” wird im Folgenden die zwei bzw. dreidimensionale Form des Zellstoffvlieses verstanden. Es liegt als Stoffbahn als flaches, auf- bzw. abwickelbares Material von gleichbleibender Breite und Höhe (Dicke) vor. Selbstverständlich können die Breite und Höhe je nach Anwendung variieren, sie bleiben jedoch innerhalb einer Stoffbahn gleich.
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Der Begriff „Zug” bezeichnet im Folgenden die Kraft, die das Zellstoffvlies eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts, oder eines Vorläuferprodukts desselben zieht. Anders ausgedrückt wirkt die Zugkraft im Zellstoffvlies des in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts, oder eines Vorläuferprodukts desselben in der Richtung vom Befestigungspunkt zum Kraftangriffspunkt.
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Unter dem Begriff „auslenken” wird im Folgenden verstanden, dass der Zug das Zellstoffvlies eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts, oder eines Vorläuferprodukts desselben nicht horizontal bzw. waagerecht verläuft, sondern das Zellstoffvlies in einem bestimmten Winkel in Längsrichtung umgelenkt bzw. in Querrichtung gekippt wird.
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Das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt kann der absorbierenden Einlage entsprechen, die in einer Wundauflage der Anmelderin der vorliegenden Erfindung enthalten ist, wie sie beispielsweise in der
WO03094813 , der
WO2007051599 und der
WO0152780 offenbart ist und unter dem Handelsnamen „sorbion sachet” vertrieben wird. Der Offenbarungsgehalt der genannten Schriften sei dem Offenbarungsgehalt dieser Schrift vollumfänglich beigefügt.
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Das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt kann in einer anderen Ausgestaltung ebenso einen Kern bilden, der – ggf. flockenartige – Fasern oder Garne aus superabsorbierenden Polymeren sowie superabsorbierenden Polymeren in Granulatform aufweist, wobei die Granulate an die Fasern bzw. Garne in mehreren Höhen angeklebt bzw. angeschweißt sind, und die Granulate über mehr als 50% der gesamten Bauhöhe wenigstens eines Abschnitts des Kerns verteilt sind, wobei vermengte Bereiche von Granulat und Fasern vorliegen. Der Gewichtsanteil der superabsorbierenden Polymeren kann dabei bevorzugt im Bereich zwischen 10–25 Gew.-% liegen. Ähnliche Konstruktionen sind aus herkömmlichen Inkontinenzmaterialien bekannt und wie Hygienebinden für ihre polsternden Eigenschaften bekannt. Um besagten Kern herum kann eine Hülle angeordnet sein, die in Bereichen überlappend angeordnet ist, und der z. B. eine Klebenaht überdeckt bzw. Teil derselben ist.
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Das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt kann in einer anderen Ausgestaltung ebenso mindestens eine flache Lage aufweisend Fasern oder Garne aus superabsorbierenden Polymeren enthalten, an welche superabsorbierende Polymere in Granulatform geklebt sind. Dadurch ergibt sich in einer bevorzugten Ausgestaltung ein Aufbau, der wenigstens drei Schichten aufweist, wobei zwei Deckschichten eine Schicht aufweisend superabsorbierende Polymere umgeben. Vorzugsweise liegen dabei in der Ebene keine Vermengungen von Fasern und superabsorbierenden Polymeren vor; sondern lediglich fixierte Benachbarungen beider Materialien.
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Unter dem Begriff „Vorläuferprodukt” wird im Folgenden eine Vorstufe des Hygiene- oder Wundpflegeprodukts verstanden. Insbesondere, falls das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt für eine spezielle Anwendung z. B. in der Unterdrucktherapie geeignet sein soll, wird das erfindungsgemäße Verfahren an einer Vorstufe des eigentlichen Hygiene- oder Wundpflegeprodukts durchgeführt, welche anschließend noch weiter verarbeitet wird.
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Überraschend hat sich gezeigt, dass durch ein derartiges Verfahren, welches den Zusammenhalt von Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses mindestens abschnittsweise schwächt, reduziert, unterbricht oder auflöst, die Haut- oder Wundkompatibilität eines ein Zellstoffvlies aufweisenden, in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts oder des Vorläuferprodukts desselben erhöht wird.
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Vorzugsweise wird das Hygiene- oder Wundpflegeprodukts, oder das Vorläuferprodukt desselben, in zwei oder mehr Richtungen (siehe 6) ausgelenkt.
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens reduziert das Verfahren die Steifigkeit des in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts, oder des Vorläuferprodukts desselben.
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Dies geschieht, indem der Zusammenhalt der Fasern z. B. durch dehnen, kneten, drücken oder ziehen soweit verringert wird bzw. gelockert wird, so dass das Zellstoffvlies eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts oder des Vorläuferprodukts desselben nicht mehr als steif empfunden wird.
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Diese Ausgestaltung ist besonders für ein Vorläuferprodukt eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts oder das Vorläuferprodukt desselben vorteilhaft, das in einer Wundauflage eingesetzt werden soll, da es sich durch eine hohe Weichheit und Anschmiegsamkeit und somit durch einen hohen Tragekomfort ausgezeichnet.
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder das Vorläuferprodukt desselben, über wenigstens ein Umlenkrollen-Paar geführt.
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Der Begriff „Umlenkrolle” bezeichnet im Folgenden eine Rolle, die möglichst reibungsarm auf einer Achse gelagert ist. Sie dient der Führung des Zellstoffvlieses eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts oder des Vorläuferprodukts desselben. Die Umlenkrolle ist so befestigt, dass sie ihre Position während der Benutzung nicht ändert, aber grundsätzlich verstellbar sein kann.
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Dieser Schritt ist vorteilhaft, da sich so besonders effizient – kostengünstig und fertigungstechnisch einfach – der Zusammenhalt der Fasern bzw. Flocken eines Zellstoffvlies mindestens abschnittsweise schwächen, reduzieren, unterbrechen oder auflösen lässt, wodurch sich das Zellstoffvlies lockert und somit seine Haut- oder Wundkompatibilität erhöht wird.
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Vorzugsweise befindet sich am Rand der Umlenkrolle eine Abgrenzung, die ein Abrutschen des Zellstoffvlieses eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts oder des Vorläuferprodukts desselben verhindert.
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Umlenkrollen sind beispielsweise aus Kalandrierverfahren bekannt, in denen das Material über mehrere Umlenkrollen oder Walzen – einen sogenannten Kalander – geführt wird. Je nach Anordnung der Walzen und der Materialzuführung unterscheidet man zwischen I-, L-, F- und Z-Kalander. Ferner können Kalander Vliese aus thermoplastischen Polymeren zu Vliesstoffen verfestigen.
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Vorzugsweise erfolgt die Auslenkung des Hygiene- oder Wundpflegeprodukts oder des Vorläuferprodukts desselben über die Umlenkrolle in Längsrichtung (siehe z. B. 1).
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Dabei ist besonders bevorzugt vorgesehen, dass Zuggeschwindigkeit, Radien der Umlenkrollen und die durch Anordnung der Umlenkrollen etablierten Umlaufwinkel so gewählt sind, dass der Zusammenhalt von Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses mindestens abschnittsweise geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst wird.
Parameter | Wirkung |
Radius der Umlenkrolle | Je kleiner, desto stärker der lockernde Effekt |
Zuggeschwindigkeit | Je höher, desto stärker der lockernde Effekt |
An- und Abrollwinkel | Je größer, desto stärker der lockernde Effekt |
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder das Vorläuferprodukt desselben über mindestens eine mit circumferentialen Stegen versehen Umlenkrolle geführt (siehe 7).
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Dies ist vorteilhaft, da besagte Stege eine Wellenstruktur auf der Umlenkrolle ausbilden können, die den Zusammenhalt der Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses weiter mindert und somit die Haut- oder Wundkompatibilität des Zellstoffvlieses weiter erhöht Dabei ist besonders bevorzugt vorgesehen, dass Zuggeschwindigkeit, Radius und Höhe der Umlenkrolle, der Abstand der Umlenkrollen voneinander und die Form der Stege so gewählt sind, dass der Zusammenhalt von Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst wird.
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Darüber hinaus wird bevorzugt, dass die Auslenkung des Hygiene- oder Wundpflegeprodukts, oder des Vorläuferprodukts desselben in Querrichtung erfolgt.
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Diese Auslenkung kann die einzige vorhandene Auslenkung darstellen, sie kann selbstverständlich aber auch mit der Auslenkung in Längsrichtung kombiniert werden.
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Die zusätzliche Auslenkung ist vorteilhaft, da hierdurch der Zusammenhalt der Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses weiter verringert wird, das Vlies also lockerer wird und somit die Haut- oder Wundkompatibilität des Zellstoffvlieses vergrößert wird.
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Dabei ist besonders bevorzugt vorgesehen, dass Zuggeschwindigkeit, Radien der Umlenkrollen und die durch Anordnung der Umlenkrollen etablierten Umlaufwinkel so gewählt sind, dass der Zusammenhalt von Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses mindestens abschnittsweise geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst wird
Parameter | Wirkung |
Radius der Umlenkrolle | Je kleiner, desto stärker der lockernde Effekt |
Zuggeschwindigkeit | Je höher, desto stärker der lockernde Effekt |
Höhe der Stege | Je höher, desto stärker der lockernde Effekt |
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder das Vorläuferprodukt desselben, über eine Walkstation mit mindestens einer Rolle aufweisend Walkstempel geführt.
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Der Begriff „Walkstation” bezeichnet im Folgenden eine Einrichtung über die das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder das Vorläuferprodukt desselben geführt wird. Hierbei wirken die Walkstempel der Walkstation (siehe 8) auf das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder das Vorläuferprodukt desselben ein – sie kneten es – wodurch das Zellstoffvlies des in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts, oder des Vorläuferprodukts desselben zumindest teilweise aufgelockert wird. Besagte Walkstempel können federnd gelagert sein.
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Dabei ist besonderes bevorzugt vorgesehen, dass Zuggeschwindigkeit, Durchmesser und Höhe der Walkstempel so gewählt sind, dass der Zusammenhalt von Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst wird.
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Vorzugsweise erfolgt die Auslenkung des in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts oder des Vorläuferprodukts desselben in alle Richtungen, insbesondere in Längs- und in Querrichtung.
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder das Vorläuferprodukt desselben, einer Schneid- und/oder einer Umhüllungsstation zugeführt.
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Der Begriff „Umhüllungsstation” bezeichnet im Folgenden eine Vorrichtung, die das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder das Vorläuferprodukt desselben umhüllt z. B. mit einer Kaschierung, einer Folie etc.
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Die Umhüllung kann auf beiden Seiten aus unterschiedlichen Materialien bestehen.
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Der Begriff „Schneidstation” bezeichnet im Folgenden eine Vorrichtung, die das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder das Vorläuferprodukt desselben in der gewünschten Größe zurechtschneidet.
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Vorzugsweise enthält die Schneid- und/oder die Umhüllungsstation eine Einrichtung zum schließen bzw. fixieren der Umhüllung beispielweise durch vernähen oder verschweißen.
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Dieser Schritt kann vor dem ersten, zwischen verschiedenen Schritten oder nach dem letzten Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens erfolgen.
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder das Vorläuferprodukt desselben, vor dem ersten Schritt zur Erhöhung der Haut- oder Wundkompatibilität aus bzw. von einer Vorratseinrichtung gezogen.
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Bei besagter Vorratseinrichtung handelt es sich bevorzugt um eine Vorratsrolle (siehe 1).
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Dieser Schritt ist vorteilhaft, da er in Kombination mit den bereits beschriebenen Schritten, die vollautomatische Herstellung eines Hygiene- oder Wundpflegeprodukt mit erhöhter Haut- oder Wundkompatibilität ermöglicht.
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder das Vorläuferprodukt desselben zumindest abschnittsweise gelocht, geprägt und/oder gestanzt.
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Dieser Schritt ist vorteilhaft da so beispielsweise die Aufnahmekapazität des Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder des Vorläuferprodukts desselben verändert werden kann.
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Hygiene- oder Wundpflegeprodukt, oder das Vorläuferprodukt desselben, in seinem Randbereich mit einer linearen Prägung versehen.
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Bevorzugt ist hier eine umlaufende Prägung im Randbereich vorgesehen. Diese soll verhindern, dass bei dem bzw. den Schritten zur Erhöhung der Haut oder Wundkompatibilität mobilisiertes Material (insbesondere Zellstofffasern und/oder -flocken) aus dem Hygiene- oder Wundpflegeprodukt austreten kann.
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Diese Ausgestaltung macht insbesondere dann Sinn, wenn in den vorherigen Verfahrensschritten zur Erhöhung der Haut- oder Wundkompatibilität nur in einem inneren Bereich des Hygiene- oder Wundpflegeprodukts, oder des Vorläuferprodukt desselben, der Zusammenhalt von Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst wurde. Die besagte Prägung im Randbereich wirkt dann wie eine Versiegelung, die ein Austreten des ggf. mobilisierten Materials verhindern kann.
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens ist das in Bahnenform vorliegende Hygiene- oder Wundpflegeprodukt mehrlagig aufgebaut.
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens weist das in Bahnenform vorliegende Hygiene- oder Wundpflegeprodukt superabsorbierende Polymere auf.
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Unter dem Begriff „superabsorbierende Polymere” werden im Folgenden Kunststoffe verstanden, die in der Lage sind, ein Vielfaches ihres Eigengewichts – bis zum 1000-fachen – an Flüssigkeiten aufzusaugen. Chemisch handelt es sich dabei um ein Copolymer aus Acrylsäure (Propensäure, C3H4O2) und Natriumacrylat (Natriumsalz der Acrylsäure, NaC3H3O2), wobei das Verhältnis der beiden Monomere zueinander variieren kann. Zusätzlich wird ein so genannter Kernvernetzer (Core-Cross-Linker, CXL) der Monomerlösung zugesetzt, der die gebildeten langkettigen Polymermoleküle stellenweise untereinander durch chemische Brücken verbindet (sie ”vernetzt”). Durch diese Brücken wird das Polymer wasserunlöslich. Beim Eindringen von Wasser oder wässrigen Flüssigkeiten in den Polymerpartikel quillt er auf und strafft auf molekularer Ebene dieses Netzwerk, so dass das Wasser ohne Hilfe nicht mehr entweichen kann.
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Die Superabsorbierenden Polymere (SAP) können in Form einer Schüttung vorliegen, wobei der Begriff „Schüttung” sowohl Granulate und Pulver als auch Materialstücke, wie Schaumstücke, umfassen kann.
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Die Superabsorber-Teilchen können in Pulver- oder Granulatform in einer Partikelgröße zwischen 10 und etwa 5000 μm vorliegen.
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Ebenso ist jedoch bei Superabsorbierenden Polymeren die Faserform besonders bevorzugt, da es sich hierbei um ein sowohl im trockenen als auch im gequollenen Zustand sehr weiches Produkt handelt, das modellierbar und nicht steif ist und das im Gegensatz zu den in Granulat- oder Pulverform vorliegenden superabsorbierenden Polymeren überdies eine geringe Abrasivität aufweist. Dies gilt sowohl für Fasern als solches als auch für Fasergewirke, -gelege oder -vliese und/oder Faserwatte.
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Die besagten Eigenschaften machen superabsorbierende Polymere in Faserform insbesondere für erfindungsgemäße Produkte geeignet, die als Patientenunterlagen und Dekubituskissen ausgestaltet sind. Gerade bei diesen Anwendungsbereichen kommt es besonders auf hohe Weichheit an.
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens weist das in Bahnenform vorliegende Hygiene- oder Wundpflegeprodukt ein Flächengewicht von einschließlich 20 bis einschließlich 1000 g/m2 auf.
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens weist das in Bahnenform vorliegende Hygiene- oder Wundpflegeprodukt eine Dicke von einschließlich 0,7 bis einschließlich 60 mm auf.
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In einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens weist das in Bahnenform vorliegende Hygiene- oder Wundpflegeprodukt ein Verhältnis aus Gurley-Steifheit (mg) und Dichte (g/cm2) zwischen einschließlich 100 und einschließlich 5000 auf.
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Der Begriff „Gurley-Steifheit” bezeichnet ein Testverfahren das den Biegewiderstand eines Materials misst. Das Verfahren wird beispielsweise gemäß TAPPI Methode T 543 om-94 ausgeführt und in Milligramm gemessen; dabei wird häufig ein aus 5 Proben ermittelter Durchschnittswert angegeben.
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ZEICHNUNGEN
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1 zeigt schematisch eine Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens 100. Das Vorläuferprodukt eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 101 wird in Pfeilrichtung aus bzw. von einer Vorratseinrichtung 102, hier einer Vliesbahnrolle, gezogen und einer ersten Umlenkrolle 103 zugeführt. Die Umlenkrollen mit dem Bezugszeichen 103 haben alle den gleichen Durchmesser bzw. Radius. An der ersten Umlenkrolle 103 wird das Zellstoffvlies 101 in einem bestimmten Winkel umgelenkt und in Richtung einer zweiten Umlenkrolle 104 gezogen. Die Umlenkrollen mit dem Bezugszeichen 104 haben alle den gleichen Durchmesser bzw. Radius. Durch das wiederholte Umlenken unten bestimmten Winkeln über Umlenkrollen mit verschiedenen Durchmessern und die vorgegebene Zuggeschwindigkeit, bei der das der Verfahren erfolgt, wird erreicht dass der Zusammenhalt von Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses 101 mindestens abschnittsweise geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst wird.
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Generell gilt, das je kleiner der Radius einer Umlenkrolle 103, 104, je höher die Zuggeschwindigkeit und je größer der An- und Abrollwinkel des Zellstoffvlieses 101 an einer Umlenkrolle 103, 104 desto stärker wird der Zusammenhalt von Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses 101 mindestens abschnittsweise geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst.
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2 zeigt schematisch eine weitere Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens 200. Wiederum wird ein Vorläuferprodukt eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 201 in Pfeilrichtung aus bzw. von einer Vorratseinrichtung 202, hier einer Zellstoffvliesrolle, gezogen und einer ersten Umlenkrolle 203 zugeführt. Die Umlenkrollen mit dem Bezugszeichen 203 sind alle entlang einer Achse angeordnet. In diesem Beispiel haben alle Umlenkrollen den gleichen Durchmesser bzw. Radius. An der ersten Umlenkrolle 203 wird die Vliesbahn 201 in einem bestimmten Winkel umgelenkt und in Richtung einer zweiten Umlenkrolle 204 gezogen. Die Umlenkrollen mit dem Bezugszeichen 204 sind alle entlang einer Achse angeordnet. Nachdem das Zellstoffvlies 201 die Umlenkrollen 203, 204 passiert hat, wird es über Umlenkrollen mit circumferentialen Stegen 205 geführt, die eine Wellenstruktur auf der Umlenkrolle ausbilden. Durch das wiederholte Umlenken unten bestimmten Winkeln über Umlenkrollen, die vorgegebene Zuggeschwindigkeit bei der das der Verfahren erfolgt sowie die Führung über Umlenkrollen mit circumferentialen Stegen, wird erreicht dass der Zusammenhalt von Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses 201 mindestens abschnittsweise geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst wird. Sodann wird das Zellstoffvlies 201 von einem Schneidwerkzeug 206 in Abschnitte mit bestimmter Größe zerteilt. Die entstandenen Abschnitte des Zellstoffvlies eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts werden anschließend in einer Umhüllungsstation 209 mit einer Hülle aus zwei verschiedenen Materialen 207 bzw. 208 umhüllt wobei die Kanten der Hülle in diesem Beispiel durch Ultraschall-Schweißelektroden 210 verschweißt werden. Das Ergebnis des erfindungsgemäßen Verfahrens ist ein Hygiene- oder Wundpflegeprodukts umfassend ein Zellstoffvlies, das eine sehr hohe Haut- oder Wundkompatibilität aufweist.
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3 zeigt schematisch ein mehrlagiges in Bahnenform vorliegendes Hygiene- oder Wundpflegeprodukt 301 umfassend eine Deckvliesschicht 302, eine Kernschicht 303 und Superabsorber-Partikel 305 vor (3A) und nach (3B) Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens.
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3A zeigt schematisch, dass vor der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens die das mehrlagige in Bahnenform vorliegende Hygiene- oder Wundpflegeprodukt 301 relativ steif ist, da die Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses insbesondere der Kernschicht 303 fest zusammenhalten.
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3B zeigt schematisch, dass nach der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens das mehrlagige in Bahnenform vorliegende Hygiene- oder Wundpflegeprodukt 301 viel lockerer und flexibler ist, da die Fasern bzw. Flocken insbesondere der Kernschicht 303 mindestens in einigen Abschnitten 306 geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst wurden. Die resultierende Zellstoffvliesbahn 301 weist somit eine sehr hohe Haut- oder Wundkompatibilität auf.
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4 zeigt schematisch ein Vorläuferprodukt eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 401 und Umlenkrollen mit circumferentialen Stegen 402. Bei Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens liegen diese Umlenkrollen mit circumferentialen Stegen 402 so nahe aneinander, dass die Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 401 durch die Kräfte F1 und F2 mindestens abschnittsweise geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst werden, während das Zellstoffvlies eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 401 in Zugrichtung 403 über die Umlenkrollen mit circumferentialen Stegen 402 geführt wird.
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5 zeigt schematisch ein Hygiene- oder Wundpflegeprodukt 501, das in seinem Randbereich mit einer umlaufenden Prägung 502 versehen ist. Diese soll verhindern, dass bei dem bzw. den Schritten zur Erhöhung der Haut- oder Wundkompatibilität mobilisiertes Material 503 (insbesondere Zellstofffasern und/oder -flocken) aus dem Hygiene- oder Wundpflegeprodukt 501 austreten können. Die besagte Prägung im Randbereich wirkt demnach wie eine Versiegelung, die ein Austreten des ggf. mobilisierten Materials 503 verhindern kann.
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6 zeigt schematisch, dass ein Vorläuferprodukt eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 601 in zwei Richtungen 602 und 603 ausgelenkt wird. In diesem Beispiel kommt die Auslenkung in die erste Richtung 602 einem Kippen des Zellstoffvlieses eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 601 in Querrichtung gleich, während die Auslenkung in die zweite Richtung 603 einer Veränderung der Längsrichtung entspricht.
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Die Auslenkung in Quer- und Längsrichtung ist vorteilhaft, da hierdurch der Zusammenhalt der Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 601 stärker verringert wird, das Vlies also lockerer und somit hautverträglicher und wundkompatibler wird, als wenn nur in eine Richtung ausgelenkt wird.
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7 zeigt schematisch ein Vorläuferprodukt eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 701 und in mehr Detail als in 4 zwei mit circumferentialen Stegen 703 versehene Umlenkrollen 702. Die circumferentialen Stege 703 bilden eine Wellenstruktur auf der Umlenkrolle 702 aus, durch die der Zusammenhalt der Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 701 weiter gemindert und somit die Haut- oder Wundkompatibilität des Zellstoffvlieses stärker erhöht wird, als wenn das Zellstoffvlies lediglich über Umlenkrollen geführt wird. Dabei gilt, dass je höher die circumferentialen Stege 703 desto stärker wird der Zusammenhalt von Fasern bzw. Flocken des Zellstoffvlieses mindestens abschnittsweise geschwächt, reduziert, unterbrochen oder aufgelöst.
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8 zeigt schematisch ein Vorläuferprodukt eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 801 und eine Umlenkrolle bzw. Rolle 802 mit Walkstempeln 803. Wenn das Zellstoffvlies 801 während der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens über die Walkstempel 803 geführt wird, wirken die Walkstempel 803 auf das Zellstoffvlies eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts 801 ein, wodurch es zumindest teilweise aufgelockert wird.
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Bezugszeichenliste
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- 100, 200
- erfindungsgemäßes Verfahren
- 101, 201, 301, 401, 601, 701, 801
- Zellstoffvlies eines in Bahnenform vorliegenden Hygiene- oder Wundpflegeprodukts
- 102, 202
- Vorratseinrichtung
- 103, 203
- Umlenkrolle
- 104, 204
- Umlenkrolle
- 205, 402, 702,
- Umlenkrollen mit circumferentialen Stegen
- 206
- Schneidwerkzeug
- 207
- Hüllenmaterial
- 208
- Hüllenmaterial
- 209
- Umhüllungsstation
- 210
- Ultraschall-Schweißelektroden
- 302
- Deckvliesschicht
- 303
- Kernschicht
- 305
- Superabsorber-Partikel
- 306
- Abschnitte des Zellstoffvlieses mit geschwächten bzw. unterbrochenen Fasern
- 403
- Zugrichtung
- 501
- Hygiene- oder Wundpflegeprodukt
- 502
- umlaufende Prägung
- 503
- mobilisiertes Material
- 602
- erste Auslenkrichtung
- 603
- zweite Auslenkrichtung
- 703
- circumferentiale Stege
- 802
- Umlenkrolle bzw. Rolle mit Walkstempeln
- 803
- Walkstempel
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 6981302 [0004]
- WO 03094813 [0021]
- WO 2007051599 [0021]
- WO 0152780 [0021]