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Die Erfindung betrifft eine Orthese für ein Körpergelenk, insbesondere eine Knieorthese.
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Hintergrund der Erfindung
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Orthesen sind funktionssichernde, körperumschließende oder körperanliegende Hilfsmittel, die für unterschiedliche orthopädische Zwecke, zum Beispiel Stabilisieren, Immobilisieren, Mobilisieren, Entlasten, Korrigieren, Retinieren, Fixieren oder Redressieren, eingesetzt werden können und ausgefallene Körperfunktionen ersetzen oder verbessern. Da die Orthesen einerseits am verschiebbaren und kompressiblen Weichteilmantel befestigt und andererseits parallel zu den menschlichen Gelenken angeordnet werden, deren Bewegung sie nicht perfekt nachbilden können, entsteht eine Relativbewegung zwischen dem Körpersegment und der Orthese, die als Migration bezeichnet wird. Diese ist besonders bei Gelenken mit hochkomplexer physiologischer Kinematik und großen Bewegungsumfängen, wie das Kniegelenk, relevant.
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Die Migration einer Knieorthese wird als eine der Hauptursachen für die mangelnde Patientenakzeptanz (vgl.
Hiemstra et al.: "Knee Immobilization for Pain Control After a Hamstring Tendon Anterior Cruciate Ligament, Reconstruction: A Randomized Clinical Trial"; Am. J. Sports Med. 2009; 37; 56 veröffentlicht online 18. September 2008) und als limitierender Faktor für die biomechanische Leistungsfähigkeit der Knieorthesen angesehen (vgl.
Bähler: "Fundamental Biomechanical Principles in the Orthotic Treatment of the Knee", JPO 1992; Vol 4, Nummer 3, S. 157;
Berschin: "Anspruch und Wirklichkeit in der orthetischen Kniestabilisierung"; Orthopädie-Technik 12/04, 976–980;
Griffka; „Systematik der Kniegelenkorthetik"; Orthopädie-Technik 5/95, 389–397;
Beynnon et al.: „The effect of functional knee-braces on strain on the anterior cruciate ligament in vivo"; J Bone Joint Surg Am. 1992, 74:1298–1312). Die Migration führt nach Ansicht der Experten zu einer Erhöhung pathologischer Momente am Kniegelenk (vgl.
Griffka: „Systematik der Kniegelenkorthetik", Orthopädie-Technik 5/95, 389–397;
Berschin: "Anspruch und Wirklichkeit in der orthetischen Kniestabilisierung", Orthopädie-Technik 12/04, 976–980).
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Es existiert bis heute keine zusammenfassende Erklärung der Migration mit Berücksichtigung aller Faktoren. Von einigen Autoren (vgl.
Ulrich: Knieorthesen bei Kreuzbandverletzungen. Hefte zur Zeitschrift Der Unfallchirurg. Heft 236, 1994 Thomsen et al.: "Zur Biomechanik des Tibiofemoralgelenks und deren Umsetzung bei Knieorthesen", Orthopädie 2002 – 31, 914–920) wird in der periodischen Migration ein Ausgleichseffekt („Selbstjustierung”) für die Achseninkongruenz zwischen physiologischen Kniegelenksbewegung und der Kinematik des Orthesengelenkes gesehen. Es hat sich gezeigt, dass bei Flexion des Knies die Momentandrehachse der Knieorthese mit der Momentandrehachse des Patientenknies in Übereinstimmung gehalten wird. Dieser Achsenausgleich geschieht somit einhergehend mit Zwangskräften und Reibung.
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Die mit zunehmender Flexion stärker werdende Inkongruenz des Orthesengelenks mit der Kniekinematik führt zu einem Anstieg der auf das Weichgewebe ausgeübten Zwangskräfte. Werden diese größer als die durch mehrere Faktoren (Gurtspannung, Weichteilbeschaffenheit etc.) bedingte Haftkraft der Orthese, findet eine ausgleichende Migration statt. Vereinfacht dargestellt verbleibt ein Orthesensegment während der Migration weitgehend fest, während das andere entlang des Körpersegments wandert. Da es bei der am Bein angelegten Knieorthese um ein statisch überbestimmtes System handelt, sind mehrere Migrationsszenarien denkbar. Bei der in der Praxis immer auftretenden reversiblen periodischen Migration verbleibt das Unterschenkel-Segment weitgehend fixiert, was auf generell bessere Kraftübertragung und die besseren Möglichkeiten der Abstützung am Unterschenkel zurückzuführen ist und das Oberschenkelsegment wandert entlang der Beinachse. Ist die Haftung des Unterschenkel-Segments auf Grund verschiedener Ursachen jedoch herabgesetzt, findet eine irreversible Distalisierung (Herunterrutschen) der Orthese statt, die ein erneutes Anlegen erforderlich macht und eine der Hauptursachen für die Patientenunzufriedenheit ist.
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Eine der Möglichkeiten, die Migration und die entstehenden Zwangskräfte zu reduzieren, ist es, eine perfekte Übereinstimmung der Gelenkachse und der Orthesenachse anzustreben. Bis heute wurden viele Versuche unternommen ein physiologisches Kniegelenk nachzubilden (vgl. zum Beispiel
US 5,741,221 ,
WO 2005/032437 ,
EP 1 647 246 A1 ). Diese Versuche waren jedoch nicht erfolgreich. Derzeit liegt kein allgemein gültiges Modell der physiologischen Kniebewegung vor, da die physiologische Kniebewegung allein schon eine außerordentliche Komplexität mit erheblichen individuellen Unterschieden aufweist. Im Falle einer pathologischen Kniebewegung, wie sie bei einer Orthesenindikation vorliegt, kommt eine weitere Veränderung der Kniekinematik hinzu, die von der Art und dem Ausmaß der Instabilität bzw. des Funktionsdefizites abhängig ist. Aus diesem Grund ist im Individualfall bei konfektionierten Orthesen mit festen Gelenken prinzipiell keine perfekte Achsenübereinstimmung zu erreichen.
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Bei einer als unvermeidlich anzunehmenden Achseninkongruenz zwischen einem menschlichen Gelenk und einer Orthese besteht deshalb Bedarf für Orthesen, bei denen sich die schädlichen Folgen der Achseninkongruenz wie die Zwangskräfte und das Herunterrutschen, vermeiden lassen.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine Orthese für ein Körpergelenk zu schaffen, die verbessert an die Gelenkkinimatik angepasst ist. Insbesondere sollen auf Grund der Achseninkongruenz entstehende schädliche Zwangskräfte minimiert oder ganz vermieden werden.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Orthese für ein Körpergelenk nach dem unabhängigen Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind Gegenstand von abhängigen Unteransprüchen.
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Die Erfindung umfasst den Gedanken einer Orthese für ein Körpergelenk, insbesondere Knieorthese mit den folgenden Merkmalen:
- – ein erstes Orthesensegment, welches mit einer ersten Körperteilaufnahme und einer ersten Befestigungseinrichtung gebildet ist, die konfiguriert ist, das erste Orthesensegment an einem Körperteil auf einer ersten Körpergelenkseite zu befestigen,
- – ein zweites Orthesensegment, welches mit einer zweiten Körperteilaufnahme und einer zweiten Befestigungseinrichtung gebildet ist, die konfiguriert ist, das zweite Orthesensegment an einem Körperteil auf einer zweiten Körpergelenkseite zu befestigen,
- – eine Gelenkvorrichtung, welche dem Körpergelenk zugeordnet ist und über den das erste und das zweite Orthesensegment gelenkig verbunden sind, und
- – ein Ausgleichsmechanismus, welcher eine auf Grund einer Achseninkongruenz zwischen einer Körpergelenkachse des Körpergelenkes und einer Gelenkachse der Gelenkvorrichtung entstehende Relativbewegung wenigstens teilweise freigebend gebildet.
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Mithilfe des Ausgleichsmechanismus ist es ermöglicht, die Achseninkongruenz zwischen der Körpergelenkachse des Körpergelenkes und der Gelenkachse der Gelenkvorrichtung beim Beugen und Strecken des Körpergelenkes mittels Freigabe auszugleichen, sodass im Vergleich zum Stand der Technik an der Orthese in Folge der Achseninkongruenz auftretende Zwangskräfte teilweise oder ganz vermieden sind. Der Ausgleichsmechanismus ermöglicht eine Ausgleichsbewegung in der Orthese selbst, was deren Stabilitätseigenschaften in möglichst geringem Umfang beeinflusst.
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Zum Beispiel beim Knie wird so die mit zunehmender Flexion stärker werdende Inkongruenz zwischen Gelenkvorrichtung und Kniekinematik vermieden, die sonst zu einem Anstieg der auf das Weichgewebe ausgeübten Zwangskräfte führt. Es ist vermieden, dass die Zwangskräfte größer als die durch mehrere Faktoren wie Gurtspannung, Weichteilbeschaffenheit oder dergleichen bedingte Haftkraft der Orthese werden.
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Die mit Hilfe des Ausgleichs- oder Kompensationsmechanismus ermöglichte Bewegungsfreigabe umfasst bevorzugt eine den Abstand zwischen dem ersten und/oder dem zweiten Orthesensegment einerseits und der Gelenkachse andererseits verändernde Relativbewegung. Die Abstandsänderung erfolgt hierbei bezogen auf eine Verbindungsachse zwischen Gelenkachse und zugeordnetem Orthesensegment.
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Die Befestigungseinrichtung an dem ersten und/oder dem zweiten Orthesensegment ist beispielsweise mit sogenannten Orthesengurten gebildet, mit denen die Orthese an den zum Körpergelenk benachbarten Körperteilen befestigt wird, nachdem die Orthese am Körper des Nutzers angebracht wurde. Beispielsweise dienen die erste und die zweite Körperteilaufnahme als Ober- und Unterschenkelaufnahme oder als Ober- und Unterarmaufnahme.
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Es kann vorgesehen sein, dass mit Hilfe des Ausgleichs- oder Kompensationsmechanismus die Bewegung infolge der Freigabe der Relativbewegung aufgrund der Achseninkongruenz wegbegrenzt ausgeführt ist.
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Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass der Ausgleichsmechanismus an das erste und/oder das zweite Orthesensegment koppelnd gebildet ist. Auf diese Weise sind verschieden Ausführungsformen ermöglicht, bei denen der Ausgleich der Achseninkongruenz entweder am ersten Orthesensegment, am zweiten Orthesensegment oder an beiden Orthesensegmenten erfolgt. Eine Ausgleichsbewegung kann somit auch Relativteilbewegungen am ersten und am zweiten Orthesensegment umfassen. Im Fall einer Beinorthese erfolgt die Kompensation der Relativbewegung wegen der Achsenkongruenz bevorzugt mittels des Orthesensegmentes am Oberschenkel, welches zu diesem Zweck relativ zur Gelenkachse der Gelenkvorrichtung verlagerbar ist. Bei einer Armprothese wird bevorzugt das Oberarmsegment hierzu genutzt. Allgemein erfolgt die ausgleichende oder kompensierende und abstandsändernde Relativbewegung an der Orthese zwischen Orthesenteilen oberhalb eines die Gewichtskraft der Orthese aufnehmenden Punktes, was bei der Beinorthese zum Beispiel regelmäßig die Befestigung der Orthese am Unterschenkel ist.
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Bei einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass der Ausgleichsmechanismus mit zumindest einer Linearführung gebildet ist, bei der eine Ausgleichsbewegung entlang einer linearen Bewegungsbahn erfolgt. Linearführung bedeutet eine geradlinige Bewegungsbahn. Der Ausgleichsmechanismus kann mehrere Teillinearführungen umfassen, die an dem ersten und/oder an dem zweiten Orthesensegment gebildet sein können. Hierbei kann vorgesehen sein, dass mehrere Teillinearführungen an einem der Orthesensegmente um das zugeordnete Körperteil herum angeordnet sind, zum Beispiel vorn, hinten und/oder seitlich. In einer Ausgestaltung können Teillinearführungen paarweise gegenüberliegend gebildet sein. Eine Weiterbildung kann vorsehen, dass bei zwei oder mehreren Linearführungen die geradlinigen Bewegungsbahnen einen Winkel miteinander einschließen. Im Fall von mehr als zwei Teillinearführungen können die eingeschlossenen Winkel sich unterscheiden oder gleich sein. Schließen geradlinige Bewegungsbahnen von zwei Teillinearführungen einen Winkel ein, so sind diese gerade nicht parallel gebildet.
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Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass bei der zumindest einen Linearführung eine lineare Führungsrichtung einstellbar ist. Die Einstellbarkeit der linearen Führungsrichtung bezieht sich beispielsweise auf die Einstellbarkeit eines Winkels der linearen Bewegungsbahn bezogen auf eine Normalachse des zugeordneten Orthesensegmentes.
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Bevorzugt sieht eine Fortbildung der Erfindung vor, dass eine Zylinder-Kolbenstangen-Anordnung aufweist. Es können auch mehrere Zylinder-Kolbenstangen-Anordnungen vorgesehen sein.
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Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass die zumindest eine Linearführung eine Nut- oder Spaltführung aufweist. Auch bei dieser Ausführungsform können mehrere Linearführungen mit Nut- oder Spaltführung vorgesehen sein. Zur Anwendung können beispielsweise Nutstifte oder Kunststoffgleitbuchsen kommen, zum Beispiel aus Teflon. Bei anderen Ausgestaltungen können Schienen mit zugeordneten Rollelementen oder auch Kugelumlaufeinheiten eingesetzt werden. Auch eine Kombination mehrerer dieser Elemente kann vorgesehen sein.
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Eine Weiterbildung der Erfindung kann vorsehen, dass der Ausgleichsmechanismus mit zumindest einer Nichtlinearführung gebildet ist, bei der eine Ausgleichsbewegung entlang einer nichtlinearen Bewegungsbahn erfolgt. Die Bewegung zum Ausgleich der Achseninkongruenz umfasst bei dieser Ausführungsform eine Bewegung entlang einer nicht geradlinigen Bahn, also üblicherweise einer gekrümmten Bewegungsbahn. Auch bei dieser Ausführungsform können mehrere Teilnichtlinearführungen gebildet sein, die dem ersten und/oder dem zweiten Orthesensegment zugeordnet sind.
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Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass der Ausgleichsmechanismus konfiguriert ist, einen Ausgleich der Achseninkongruenz zwischen der Körpergelenkachse des Körpergelenkes und der Gelenkachse der Gelenkvorrichtung in einem Nutzungszustand zu sperren und in einem anderen Nutzungszustand, welcher von dem Nutzungszustand verschieden ist, freizugeben. Nutzungszustände der Orthese können anhand eines oder mehrerer Parameter unterschieden werden, wozu beispielsweise der Flexionswinkel oder eine auf die Gelenkvorrichtung eingeleitete mechanische Kraft zu deren Betätigung gehören. In Abhängigkeit von einem oder mehreren Parameter ist die Bewegung zum Ausgleich der Achseninkongruenz freigegeben oder gesperrt. Hierbei kann vorgesehen sein, dass eine weitergehende Ausgleichsbewegung gesperrt wird, wenn für einen oder mehrere Parameter ein Schwellwert erreicht ist. Alternativ oder ergänzend kann vorgesehen sein, dass eine Ausgleichsbewegung freigegeben wird, wenn für einen oder mehrere Parameter ein entsprechender Schwellwert erreicht ist. Das Sperren der Ausgleichsbewegung kann mit Hilfe einer Dämpfung, einer Bremsung und/oder einer Blockierung erfolgen.
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Bei einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen sein, dass der Ausgleichsmechanismus konfiguriert ist, den Ausgleich der Achseninkongruenz für einen Nutzungszustand zu sperren, in dem ein Flexionswinkel kleiner als 20°, bevorzugt kleiner als 30° und weiter bevorzugt kleiner als 40° ist. In einer Ausgestaltung sind dampfende Elemente vorgesehen, welche eine gegen die Ausgleichsbewegung wirkende Gegenkraft gelenkwinkelabhängig bereitstellen. So kann beispielsweise mit Hilfe der dämpfenden Elemente in Abhängigkeit vom Flexionswinkel eine Dämpfung und/oder Blockierung der Ausgleichsbewegung erfolgen.
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Eine bevorzugte Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass der Ausgleichsmechanismus konfiguriert ist, den Ausgleich der Achseninkongruenz für einen Nutzungszustand zu sperren, in dem ein mechanischer Orthesenbelastungsschwellwert oder ein mechanischer Orthesenbelastungsbereich nicht gegeben sind. Bei dieser Ausführungsform kann vorgesehen sein, dass eine Betätigung der Gelenkvorrichtung infolge des Beugens des Körpergelenkes eine dampfende oder bremsende Kraft entgegengesetzt wird, wobei eine Freigabe der Ausgleichsbewegung erst beim Erreichen eines mechanischen Orthesenbelastungsschwellwertes erfolgt.
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Eine vorteilhafte Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass der Ausgleichsmechanismus konfiguriert ist, den Ausgleich der Achseninkongruenz für einen Nutzungszustand zu sperren, in dem ein Geschwindigkeitsschwellwert oder ein Geschwindigkeitsbereich für eine Gelenkbewegung nicht gegeben ist. Bei dieser Ausführungsform wird die Ausgleichsbewegung gesperrt oder freigegeben, wenn bei der Betätigung der Gelenkvorrichtung infolge einer Körpergelenksbeugung oder Streckung ein Geschwindigkeitsschwellwert erreicht ist. In einer Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die zum Ausgleich erfolgende Relativbewegung zwischen den Orthesenteilen kontrolliert und gesteuert wird. Verschiedene Sensorelemente können vorgesehen sein, um Informationen zu erfassen, welche Aufschluss über Aktivitäten des Trägers der Orthese geben, zum Beispiel die Phase eines Gangzyklus oder die Belastung der Orthese. Als Sensoren können beispielsweise Beschleunigungssensoren, Drucksensoren, Sensoren zum Messen eines Winkels und/oder Dehnungssensoren eingesetzt werden. Die erfassten Sensorsignale werden an eine Steuereinrichtung weitergegeben, welche die erhaltenen Signale auswertet. In Abhängigkeit von der Auswertung wird dann auf die Ausgleichsbewegung Einfluss genommen, beispielsweise mittels Sperren, Freigeben, Bremsen und/oder Dampfen. Dieses erfolgt bevorzugt mit an die Steuereinrichtung gekoppelten Aktoren, zum Beispiel Dämpfungs- oder Bremsaktoren. Eingesetzt werden können beispielsweise Hydraulikzylinder. Ein in diese Zylinder hinein oder aus diesen Zylindern heraus strömendes Fluid kann mit Hilfe einer verstellbaren Drossel gesteuert werden. Die Beeinflussung der Drossel ermöglicht einen Einfluss auf die Ausgleichsbewegung.
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Bevorzugt sieht eine Fortbildung der Erfindung vor, dass der Ausgleichsmechanismus mit einer Sensor- und Steuereinrichtung gebildet ist.
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Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele der Erfindung
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf Figuren einer Zeichnung näher erläutert. Hierbei zeigen:
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1 eine schematische Darstellung einer Knieorthese nach dem Stand der Technik,
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2 eine schematische Darstellung einer Orthese, bei der ein Ausgleichsmechanismus mit einer Linearführung mit einer Zylinder-Kolbenstangen-Anordnung gebildet ist,
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3 eine schematische Darstellung einer Orthese, bei der ein Ausgleichsmechanismus mit einer Nut- oder Spaltführung gebildet ist,
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4 eine schematische Darstellung einer Orthese, bei der ein Ausgleichsmechanismus mit mehreren Linearführungen gebildet ist, die miteinander einen Winkel einschließen,
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5 eine schematische Darstellung einer Orthese, bei der ein Ausgleichsmechanismus mit mehreren Teillinearführungen an einem Orthesensegment gebildet ist,
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6 eine schematische Darstellung einer Orthese, bei der ein Ausgleichsmechanismus mit einer Linearführung gebildet ist,
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7 eine schematische Darstellung einer Orthese, bei der ein Ausgleichsmechanismus mit einer Nichtlinearführung gebildet ist, und
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8 eine schematische Darstellung einer Orthese, bei der ein Ausgleichsmechanismus mit einer Sensor- und Steuereinrichtung gebildet ist.
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1 zeigt eine schematische Darstellung einer Knieorthese nach dem Stand der Technik. Die Knieorthese umfasst ein oberes und ein unteres Orthesensegment 1, 2 die mit Hilfe einer jeweiligen Gelenkschiene 2, 3 an eine Gelenkvorrichtung 4 koppeln. Das obere und das untere Orthesensegment 1,2 sind jeweils für die Aufnahme von Körperteilen eines Körpergelenks ausgeführt, nämlich eines Ober- und eines Unterschenkels. Zur Befestigung an den Körperteilen sind Befestigungsgurte 5, 6 vorgesehen.
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Im Folgenden werden Ausführungsbeispiele für eine Orthese für ein Körpergelenk mit einem Ausgleichsmechanismus zum Ausgleichen einer Achseninkongruenz zwischen der Gelenkachse der Orthese und der Körpergelenksachse des zugeordneten Körpergelenkes unter Bezugnahme auf die 2 bis 8 beschrieben. Für gleiche Merkmale werden dieselben Bezugszeichen verwendet.
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2 zeigt eine schematische Darstellung einer Orthese mit einem oberen und einem unteren Orthesensegment 20, 21, an denen jeweils Befestigungsvorrichtungen 22, 23 gebildet sind, bevorzugt in Form sogenannter Orthesengurte. Das obere und das untere Orthesensegment 20, 21 sind in dem dargestellten Ausführungsbeispiel jeweils konfiguriert, einen Ober- und einen Unterschenkel 24, 25 aufzunehmen. Die Befestigung am Ober- und am Unterschenkel 24, 25 erfolgt mit Hilfe der Befestigungsvorrichtung 22, 23.
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Das obere und das untere Orthesensegment 20, 21 sind über eine Gelenkvorrichtung 26 gelenkig miteinander verbunden. Zum Ausgleich einer Achseninkongruenz zwischen der der Gelenkvorrichtung 26 zugeordneten Gelenkachse und der Körpergelenksachse eines Knies 27 ist ein Ausgleichsmechanismus mit einer Linearführung 28 gebildet, welche bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel eine Zylinder-Kolbenstangen-Anordnung 29 umfasst. Mit Hilfe der Linearführung 28 wird beim Beugen des Knies 27 der Abstand zwischen der Gelenkvorrichtung 26 und dem oberen Orthesensegment 20 verändert, indem eine geradlinige Relativbewegung zwischen Gelenkachse der Gelenkvorrichtung 26 und dem oberen Orthesensegment 20 ausgeführt wird. Diese Ausgleichsbewegung kompensiert die Achseninkongruenz wenigstens teilweise.
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3 zeigt eine schematische Darstellung einer Orthese, bei der eine Linearführung 30 mit mehreren Teillinearführungen 31, 32 gebildet ist, die in dem dargestellten Ausführungsbeispiel als Nut- oder Spaltführung ausgeführt sind.
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4 zeigt eine schematische Darstellung einer Orthese mit mehreren Teillinearführungen 40, 41, die hinsichtlich der jeweils zugeordneten geradlinigen Bewegungsbahnen einen Winkel einschließen, also nicht parallel verlaufen. Eine ähnliche Ausführungsform ist in 5 gezeigt, in welcher zwei Teillinearführungen 50, 51, die seitlich und auf der Vorderseite angeordnet sind, ebenfalls einen Winkel zueinander einnehmen.
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6 zeigt eine schematische Darstellung einer Orthese, bei der ein Ausgleichsmechanismus mit einer sehr einfachen Linearführung 60 gebildet ist, bei der ein Stift 61 in einer Linearführung 62 angeordnet ist.
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7 zeigt eine schematische Darstellung einer Orthese, bei der ein Ausgleichsmechanismus mit einer Nichtlinearführung 70 gebildet ist, die zwei Teilnichtlinearführungen 71, 72 mit jeweils gekrümmter Bewegungsbahn aufweist.
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8 zeigt eine schematische Darstellung einer Orthese, bei der ein Ausgleichsmechanismus mit einer Sensor- und Steuereinrichtung 80 gebildet ist, die an zwei Zylinder-Kolbenstangen-Anordnungen 81, 82 koppelt, um Nutzungsparameter für die Orthese zu erfassen und in Abhängigkeit hiervon die Zylinder-Kolbenstangen-Anordnungen 81, 82 für die Ausgleichsbewegung zum Ausgleichen der Achseninkongruenz zu steuern. Dieses erfolgt beispielsweise dadurch, dass zugeordnete Hydraulikzylinder hinsichtlich des in sie hinein fließenden bzw. des aus ihnen heraus fließenden Fluides eingestellt werden mit Hilfe der Sensor- und Steuereinrichtung 80.
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Die Erfindung wurde vorangehend anhand von verschiedenen Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf eine Orthese für ein Knie beschrieben. Die Ausgestaltungen der Orthese sind jedoch in ähnlicher Weise für Orthesen für andere Körpergelenke nutzbar, beispielsweise eine Ellbogenorthese.
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Die in der vorstehenden Beschreibung, den Ansprüchen und der Zeichnung offenbarten Merkmale der Erfindung können sowohl einzeln als auch in beliebiger Kombination für die Verwirklichung der Erfindung in ihren verschiedenen Ausführungen von Bedeutung sein.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 5741221 [0006]
- WO 2005/032437 [0006]
- EP 1647246 A1 [0006]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Hiemstra et al.: ”Knee Immobilization for Pain Control After a Hamstring Tendon Anterior Cruciate Ligament, Reconstruction: A Randomized Clinical Trial”; Am. J. Sports Med. 2009; 37; 56 veröffentlicht online 18. September 2008 [0003]
- Bähler: ”Fundamental Biomechanical Principles in the Orthotic Treatment of the Knee”, JPO 1992; Vol 4, Nummer 3, S. 157 [0003]
- Berschin: ”Anspruch und Wirklichkeit in der orthetischen Kniestabilisierung”; Orthopädie-Technik 12/04, 976–980 [0003]
- Griffka; „Systematik der Kniegelenkorthetik”; Orthopädie-Technik 5/95, 389–397 [0003]
- Beynnon et al.: „The effect of functional knee-braces on strain on the anterior cruciate ligament in vivo”; J Bone Joint Surg Am. 1992, 74:1298–1312 [0003]
- Griffka: „Systematik der Kniegelenkorthetik”, Orthopädie-Technik 5/95, 389–397 [0003]
- Berschin: ”Anspruch und Wirklichkeit in der orthetischen Kniestabilisierung”, Orthopädie-Technik 12/04, 976–980 [0003]
- Ulrich: Knieorthesen bei Kreuzbandverletzungen. Hefte zur Zeitschrift Der Unfallchirurg. Heft 236, 1994 Thomsen et al.: ”Zur Biomechanik des Tibiofemoralgelenks und deren Umsetzung bei Knieorthesen”, Orthopädie 2002 – 31, 914–920 [0004]