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Die Erfindung betrifft einen Rahmen für einen Rollstuhl mit Vorderrädern und Hinterrädern, welche jeweils am Rahmen drehbar gelagert sind, sowie mit einer auf dem Rahmen montierten Sitzeinheit, wobei der Rahmen zur Höhenverstellung wenigstens zwei Scherenelemente aufweist, welche im mittleren Bereich mittels einer Gelenkachse gelenkig miteinander verbunden sind, wobei der untere Bereich des hinteren Scherenelementes drehbar am Rahmen gelagert ist, wobei die Sitzeinheit einen Tragrahmen aufweist, an welchem die oberen Bereiche der beiden Scherenelemente gelagert sind, und wobei eine Einrichtung zur Verschwenkung der Scherenelemente vorgesehen ist.
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Ein Rahmen für einen Elektrorollstuhl dieser Art ist aus
DE 689 02 824 T2 bekannt. Die Höhenverstellung des Rahmens und damit des Sitzträgers des Rollstuhles wird durch verschwenkbare Scherenelemente erreicht. Der Sitzträger kann zwischen einer horizontalen obersten und einer horizontalen untersten Position verfahren werden. Der Zweck dieser Höhenverstellbarkeit des Rahmens ist in erster Linie, einen Rollstuhl mit darauf sitzendem Rollstuhlfahrer in ein Kraftfahrzeug transportieren zu können. Bei diesem bekannten Elektrorollstuhl, wie auch bei weiteren aus dem Stand der Technik bekannten Rollstühlen dieser Art, besteht jedoch das Problem, dass in der untersten Position des Rahmens die Kopfhöhe des Rollstuhlfahrers sich noch auf einem Niveau befindet, das oberhalb des Fahrzeugdaches von Kleintransportern oder Minivans liegt. Dies macht es bisher erforderlich, derartige Fahrzeuge aufwendig umzubauen, etwa durch Eingriffe in die Karosserie, insbesondere die Bodengruppe, oder auch die Dachkonstruktion, um die notwendige lichte Höhe im Kraftfahrzeug zu schaffen.
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Ein weiteres Beispiel für einen mit dieser Problematik behafteten Rahmen für einen Rollstuhl ist aus
DE 198 21 021 C2 bekannt. Weitere Lösungen sind in
DE 198 42 618 B4 und
DE 10 2005 005 829 B4 beschrieben. Aus
US 2 592 025 ist ebenfalls ein Rahmen mit den Merkmalen des Oberbegriffes des Patentanspruchs 1 bekannt. Aus
DE 298 08 584 U1 ist ein Rahmen mit Scherenelementen bekannt, welcher im Bewegungsablauf neben einer Höhen- auch eine Neigungsverstellung ermöglicht. Diese Neigungsverstellung wird jedoch beim Anheben eines Sitzes oder Sessels aktiv, um als Aufstehhilfe zu dienen, in abgesenkter Stellung ist der dortige Tragrahmen horizontal angeordnet.
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Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, einen Rahmen für einen Rollstuhl zu schaffen, bei dem die Sitzeinheit soweit abgesenkt werden kann, dass der Transport einer im Rollstuhl sitzenden Person in ein Kraftfahrzeug (z. B. Minivan oder Kleintransporter) ohne Umsetzen des Rollstuhlfahrers und ohne Umbau an der Karosserie des Fahrzeuges möglich ist. Gleichzeitig soll der Rollstuhl alltagstauglich im Außenbereich und im Innenbereich einsetzbar sein.
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Diese Aufgabe wird mit einem Rahmen für einen Rollstuhl der eingangs bezeichneten Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass der untere Bereich des vorderen Scherenelementes in einer aufsteigend bogenförmigen Kulissenführung des Rahmens gelagert und bei der Abwärtsbewegung der Scherenelemente aufsteigend in der bogenförmigen Kulissenführung geführt ist, derart, dass der Tragrahmen beim Absenken, gegenüber der im Wesentlichen waagerechten Ausrichtung in höchster Sitzposition, nach hinten gekippt wird.
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Durch die erfindungsgemäße Rahmengestaltung wird, anders als beim Stand der Technik, die auf dem Rahmen montierte Sitzeinheit nicht nur abgesenkt, sondern es erfolgt auch automatisch eine Kippbewegung der Sitzeinheit nach hinten, so dass sich der auf dem Rollstuhl befindliche Rollstuhlfahrer nach hinten in eine Rückenlage bewegt. Dadurch wird die Gesamthöhe des Rollstuhls mit Rollstuhlfahrer deutlich verringert, so dass der Rollstuhl mit Rollstuhlfahrer in ein herkömmliches Kraftfahrzeug (z. B. Minivan oder Kleintransporter) einfahren kann, ohne dass dazu irgendwelche kostenintensive Umbauten an der Karosserie des Fahrzeuges oder am Dachbereich des Fahrzeuges notwendig sind. Vielmehr können herkömmliche Kraftfahrzeuge verwendet werden. Die niedrige Sitzposition in abgesenkter Position ermöglicht es dem Rollstuhlfahrer zudem, ohne fremde Hilfe Gegenstände vom Boden aufzuheben. Die höchste Sitzposition dient gleichzeitig als Aufstehhilfe. Durch die Kippbewegung der Sitzeinheit beim Absenken wird außerdem das Körpergewicht des Rollstuhlfahrers so verlagert, dass sein Gesäß entlastet wird, so dass besonders bei Schmerzpatienten mit Dekubitus eine Linderung erreicht wird.
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In bevorzugter Ausgestaltung ist vorgesehen, dass die aufsteigend bogenförmige Kulissenführung des Rahmens einen horizontal verlaufenden Randbereich aufweist. Dies bietet den Vorteil, dass am Beginn der Absenkbewegung sich die Sitzeinheit nicht sofort nach hinten neigt, was den Komfort für den Rollstuhlfahrer erhöht.
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Zur Erhöhung der Stabilität des Absenkmechanismus des Rahmens ist in bekannter Ausgestaltung vorgesehen, dass zwei Paare von Scherenelementen vorgesehen sind, welche jeweils in einer Seite des Rahmens und des Tragrahmens gelagert sind. Jede Seite des Tragrahmens weist dann eine aufsteigend bogenförmige Kulissenführung für den jeweiligen unteren Bereich des vorderen Scherenelementes auf.
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Um die Bewegung der beiden Scherenelemente auszulösen, ist bevorzugt vorgesehen, dass die Einrichtung zur Verschwenkung der Scherenelemente einen elektrischen Linearmotor aufweist.
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Dabei ist besonders bevorzugt die Linearschiene des Linearmotors nur oberseitig am hinteren Bereich des Tragrahmens angelenkt und eine entlang der Linearschiene verfahrbare Hülse ist mit einer quer zur Linearschiene angeordneten stangenförmigen Schiebereinrichtung verbunden, deren beidseitige Endbereiche jeweils an einem Paar der Scherenelemente anliegt. Das Schieberelement ist dadurch nicht fest mit den Scherenelementen verbunden, was zusätzlich eine sehr niedrige Bauform der Scherenelemente zulässt.
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Dabei weisen die Endbereiche der stangenförmigen Schiebereinrichtung jeweils bevorzugt zwei Paare von Rollenlagern auf, die jeweils an einem Scherenelement anliegen.
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Bei der Aufwärtsbewegung (nach hinten fahrende Schiebereinrichtung) werden die Scherenteile auseinandergedrückt, bei der Abwärtsbewegung (nach vorne fahrende Schiebereinrichtung) falten sich die Scherenelemente durch ihr Eigengewicht und das Gewicht der Sitzeinheit inklusive Rollstuhlfahrer zusammen.
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Dabei ist in weiterer vorteilhafter Ausgestaltung vorgesehen, dass im unteren Bereich jedes vorderen Scherenelementes eine Steuerkurve vorgesehen ist, an der das jeweilige Rollenlager anliegt. Diese Steuerkurve beschreibt ausgehend vom Schwenkgelenk des vorderen Scherenelementes bis zum unteren Anlenkpunkt gegenüber dem eigentlichen geradlinigen Scherenelement eine bogenförmig erhabene Kurve, auf welcher das Schieberelement mit dem jeweiligen Rollenlager abrollt. Durch diese Steuerkurve am unteren Bereich jedes vorderen Scherenelementes lässt sich die Hubgeschwindigkeit gezielt beeinflussen.
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Die Erfindung ist nachstehend anhand der Zeichnung beispielhaft näher erläutert. Diese zeigt in
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1 in perspektivischer Darstellung einen Rahmen für einen Rollstuhl in höchster Sitzposition,
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2 ebenfalls in perspektivischer Darstellung den Rahmen nach 1 in abgesenkter Position,
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3 eine Seitenansicht des Rahmens nach 1 ohne Darstellung der bogenförmigen Kulissenführung in höchster Sitzposition,
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4 eine weitere Seitenansicht des Rahmens nach 1 in höchster Sitzposition mit Darstellung der bogenförmigen Kulissenführung und ohne Einrichtung zur Verschwenkung der Scherenelemente und in
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5 den Rahmen nach 4 in Seitenansicht in abgesenkter Position.
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Ein Rahmen für einen Rollstuhl, insbesondere einen Elektrorollstuhl, ist in den Figuren allgemein mit 1 bezeichnet. An diesem Rahmen 1 sind zwei Hinterräder 2, welche vorzugsweise durch einen nicht dargestellten Elektromotor antreibbar sind, und zwei, vorzugsweise lenkbare, Vorderräder 3 gelagert.
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Auf dem Rahmen 1 ist eine Sitzeinheit montiert, welche einen Tragrahmen 4 aufweist. Dieser Tragrahmen 4 dient zur Befestigung eines nicht dargestellten Rollstuhlsitzes. Die Sitzeinheit mit ihrem Tragrahmen 4 ist höhenverstellbar, dazu weist der Rahmen 1 zwei Paare von Scherenelementen auf, welche jeweils von einem vorderen Scherenelement 5 und einem hinteren Scherenelement 6 gebildet sind. Dabei sind die jeweiligen oberen Enden 5a bzw. 6a drehbar an einer Längsstrebe 4a bzw. 4b des Tragrahmens 4 gelagert, wobei entweder das jeweilige Scherenelement 5 oder das jeweilige Scherenelement 6 nicht nur drehbar, sondern auch in Längsrichtung verschiebbar gelagert ist. Beim Ausführungsbeispiel ist das hintere Scherenelement 6 mit seinem oberen Bereich 6a drehbar und in einer Führung 7 des Tragrahmens 4 in Längsrichtung verschiebbar gelagert (5).
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Wesentlich ist nun die Anlenkung der Scherenelemente 5 und 6 im unteren Bereich, d. h. an den Längsstreben 1a bzw. 1b des Rahmens 1. Der untere Bereich 6b des hinteren Scherenelementes 6 ist drehbar am Rahmen 1 bzw. an der jeweiligen Längsstrebe 1a bzw. 1b gelagert. Der untere Bereich 5b des jeweiligen vorderen Scherenelementes 5 ist demgegenüber in einer aufsteigend bogenförmigen Kulissenführung 8 des Rahmens gelagert. Diese aufsteigend bogenförmige Kulissenführung 8 ist im vorderen Bereich beider Längsstreben 1a bzw. 1b des Rahmens 1 vorgesehen, wie am besten aus den 1 und 2 hervorgeht.
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Die jeweiligen Scherenelemente 5 und 6 selbst sind in üblicher Weise im mittleren Bereich mittels einer Gelenkachse 9 gelenkig miteinander verbunden.
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Wie am besten aus einem Vergleich der in den 1 und 2 bzw. 4 und 5 dargestellten Positionen der Sitzeinheit in höchster und abgesenkter Stellung hervorgeht, erfolgt bei der Abwärtsbewegung der Scherenelemente 5, 6 nicht nur eine einfache Hubbewegung, sondern der vordere untere Bereich 5b der Scherenelemente 5 wird durch die Kulissenführungen 8 in eine Kippbewegung gezwungen, welche die Sitzeinheit beim Absenken zusätzlich nach hinten kippt. Dadurch wird der nicht dargestellte Sitz des Rollstuhles und die darauf sitzende Person ebenfalls nach hinten in eine Rücklage verschwenkt, so dass sich die gesamte Bauhöhe des Rollstuhles mit Person gegenüber herkömmlichen Verstellmechanismen bei höhenbeweglichen Rollstühlen deutlich verringert. Um die Hubbewegungen des Rahmens 1 auszulösen, weist der Rahmen 1 eine Einrichtung zur Verschwenkung der Scherenelemente 5, 6 auf, welche nur in den 1 bis 3 dargestellt ist.
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Diese Einrichtung weist zunächst einen elektrischen Linearmotor mit einer Linearschiene 10 auf. Diese Linearschiene 10 ist nur mit ihrem oberen Endbereich 10a am hinteren Bereich 4c des Tragrahmens 10 gelenkig angelenkt und weist eine entlang der Linearschiene 10 verfahrbare Hülse 11 auf. Mit dieser Hülse 11 ist eine quer zur Linearschiene 10 angeordnete stangenförmige Schiebereinrichtung 12 verbunden. Diese Schiebereinrichtung 12 liegt mit ihren beidseitigen Endbereichen jeweils an einem Paar der Scherenelemente 5, 6 an. Dabei weisen die Endbereiche der stangenförmigen Schiebereinrichtung 12 jeweils zwei Paare von Rollenlagern 13, 14 auf, die jeweils abrollbar an einem Scherenelement 5, 6 anliegen.
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Um die Hubgeschwindigkeit gezielt beeinflussen zu können, ist im unteren Bereich jedes vorderen Scherenelementes 5 eine Steuerkurve 15 vorgesehen, an der das jeweilige Rollenlager 13 anliegt und abrollen kann. Die Form dieser Steuerkurve 15 geht am besten aus 3 hervor. Sie hat ausgehend vom Bereich der Gelenkachse 9 einen absteigend bogenförmigen Verlauf und endet am Ende des unteren Bereiches 5b des Scherenelementes 5.
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Der Linearmotor mit Linearschiene 10 ist somit nur einseitig am Tragrahmen 4 angelenkt und nicht direkt mit den Scherenelementen 5, 6 verbunden, was zusätzlich die gewünschte flache Bauweise ermöglicht. Bei der Aufwärtsbewegung (nach hinten fahrende Schiebereinrichtung 12) werden die Scherenelemente 5, 6 auseinander gedrückt, bei der Abwärtsbewegung (nach vorne fahrende Schiebereinrichtung 12) falten sich die Scherenelemente 5, 6 durch ihr Eigengewicht und das Gewicht der Sitzeinheit sowie der darauf befindlichen Person zusammen. Damit sich der Sitz bzw. die Sitzeinheit nicht anheben lässt, z. B. im Falle eines PKW-Unfalles, sind die Enden der stangenförmigen Schiebereinrichtung gesichert, was durch ein Sicherungselement 16 angedeutet ist.
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Neben der geringen Bauhöhe des Rahmens in abgesenkter Position müssen auch nicht dargestellte Beinstützen des Rollstuhles beim Absenken im Kniewinkel nicht verstellt werden, da durch das Kippen der kompletten Sitzeinheit die Bodenfreiheit der Beinstützen gegeben bleibt. Die bogenförmige Kulissenführung 8 an den beiden Rahmenlängsstreben 1a, 1b kann, was zeichnerisch nicht dargestellt ist, am hinteren Randbereich zunächst einen horizontal verlaufenden Bereich aufweisen. Beim Beginn der Absenkbewegung findet dann nicht sofort ein nach hinten Kippen statt.