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Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Bauindustrie und betrifft eine Rohrdurchführung durch Schüttgüter, wie dies insbesondere bei Holzbalkendecken der Fall ist, die in historischen und/oder unter Denkmalschutz stehenden, älteren Gebäuden, vorkommen und die dann im Zuge einer Sanierung mit Rohrdurchführungen versehen werden sollen.
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Bekanntermaßen sind in älteren, vor allem historischen und/oder unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden oft Holzbalkendecken vorhanden. Derartige Holzbalkendecken zeichnen sich dadurch aus, dass ein Gerüst aus Holzbalken vorliegt. Dieses Holzbalkengerüst wird mit Brettern verschlossen, die dann nach unten die Decke und für das darüber liegende Stockwerk den Fußboden bilden. Aus Gründen des Brand- und Schallschutzes ist der Zwischenraum zwischen dem Einschub und den Fußboden bildenden Brettern mit einem brandhemmenden Material gefüllt. Der Einschub sind die Bretter, die zwischen den Balken, auf Leisten liegend, eingeschoben worden sind und auf denen das Schüttgut liegt. Dies ist in den meisten Fällen ein Schüttgut in Form von Asche, Sand oder Ähnlichem. Es können aber auch andere Dämmstoffe, wie Glaswolle oder Ähnliches, aus früheren Sanierungen vorhanden sein. Insbesondere Schüttgüter in den Zwischenräumen erschweren die Erstellung von Rohrdurchführungen mit den bekannten Bohrtechnologien, da dabei die Schüttgüter herausrieseln und dann die Brandschutzerfordernisse nicht mehr erfüllt sind.
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Aus der
DE 2 539 372 A1 ist ein Verfahren zur Herstellung von Rohrdurchführungen in Holzbalken- oder anderen Decken oder Wandkonstruktionen bekannt, bei dem eine Hülse aus Kunststoff oder Metall im Bohrvorgang mitgeführt wird. Die Bohrmaschine weist eine Befestigungsplatte auf, die mit einem Kragen ausgerüstet ist, um ein Abgleiten der Hülse zu vermeiden. Eine Bohrkrone wird durch die Hülse verlängert und durch das sie verbindende Grobgewinde ist die Bohrkrone leicht entfernbar. Die Hülse verbleibt im Durchbruch und verschließt das Bohrloch direkt, wodurch das Austreten von Füllgut der Decke oder der Wand verhindert wird. Der an der Hülse befindliche Kragen liegt an der Deckenoberseite auf und die Hülse wird bis Oberkante Fertigboden überstehend eingebracht.
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Den bekannten Lösungen des Standes der Technik ist gemeinsam, dass sie noch keine ausreichend sichere und gleichzeitig einfache Lösung bilden, die problemlos auf jeder Baustelle und für alle Holzbalkendecken mit den unterschiedlichsten Füllmaterialien einsetzbar sind. Ebenso erfüllen nicht alle Lösungen die notwendigen Brandschutzerfordernisse.
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Aufgabe der vorliegenden Lösung ist es, eine Rohrdurchführung durch Schüttgüter anzugeben, mit der auf einfache Art und Weise eine gut dichtende Durchführung realisiert werden kann.
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Die Aufgabe wird mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Die erfindungsgemäße Rohrdurchführung durch Schüttgüter, die sich in einem geschlossenen Volumen befinden, besteht aus einer Bohrhülse aus Metall, die gleichzeitig selbstschneidender Bohrer und Rohrdurchführung ist, wobei die Bohrhülse so bemessen ist, dass sie mindestens den Bereich mit dem Schüttgut ausfüllt und so das Austreten von Schüttgut aus dem geschlossenen Volumen im Wesentlichen verhindert, wobei am anderen Ende der Bohrhülse innen angeschweisste Laschen vorhanden sind, die zur Verringerung der Wärmeübertragung gelocht sind und nach Einbringung der Bohrhülse in das geschlossene Volumen als Befestigungselement an der Ummantelung des geschlossenen Volumens fungieren.
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Vorteilhafterweise ist das geschlossene Volumen ein Teil einer Holzbalkendecke.
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Weiterhin vorteilhafterweise weist die Bohrhülse eine selbstschneidende Bohrkrone auf, wobei noch vorteilhafterweise die Bohrhülse mit einer Sollbruchstelle zur Entfernung der Bohrkrone versehen ist.
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Ebenfalls vorteilhafterweise weist die Bohrhülse Aussparungen und/oder Mitnahmezapfen auf, die für die mindestens formschlüssige Verbindung zu einer Bohraufnahme vorhanden sind
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Und auch vorteilhafterweise sind die Abmessungen der Bohrhülse hinsichtlich Durchmesser und Länge den tatsächlichen Erfordernissen des jeweiligen geschlossenen Volumens angepasst.
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Es ist auch von Vorteil, wenn die Bohrhülse direkt unter der Ummantelung des geschlossenen Volumens endet, wobei noch vorteilhafterweise die Bohrhülse in eine Holzbalkendecke eingeführt ist, wobei die Bohrhülse direkt unterhalb der Fußbodenbretter in der Holzbalkendecke endet.
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Weiterhin ist es von Vorteil, wenn die Bohrhülse aus Stahl, Edelstahl, Kupfer besteht.
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Ebenfalls ist es von Vorteil, wenn die Innen- und oder Außenseite der Bohrhülse beschichtet ist, wobei noch vorteilhafterweise die Beschichtung aus einem Gleitmittel, einem Lack oder einem intumeszierenden Anstrich besteht.
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Mit der erfindungsgemäßen Lösung wird es erstmals möglich, Rohrdurchführungen durch Holzbalkendecken anzugeben, die einfach herstellbar, gut dichtend, sowie brandschutzsicher sind.
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Auf eine handelsübliche Bohrmaschine wird eine Aufnahme aufgesetzt. Eine solche Aufnahme kann beispielsweise der Mitnahmekopf eines Kernlochbohrgerätes sein. Auf diese Aufnahme wird die erfindungsgemäße Bohrhülse aufgesteckt oder aufgeschraubt oder in anderer Art und Weise befestigt. Die Verbindung zwischen Aufnahme und Bohrhülse kann formschlüssig sein, muss aber so stabil sein, dass sie eine problemlose Kraftübertragung von dem Bohrgerät auf die Bohrhülse realisiert. Dabei darf die Verbindung sich aber auch nicht schon dadurch lösen, dass die Bohrung insgesamt von oben nach unten realisiert wird. Die erfindungsgemäße Bohrhülse wird also mit der einen Seite mit der Aufnahme verbunden und am anderen Ende befindet sich eine selbstschneidende Bohrkrone. Die gesamte Bohrhülse besteht aus Metall, wobei die Bohrkrone durchaus aus einem anderen metallischen Material als die restliche Bohrhülse bestehen kann. Die Bohrkrone kann beispielsweise auch gehärtet sein und/oder die Schneidkanten können mit einem gut schneidenden metallischen Material versehen sein. Nachfolgend erfolgt der Bohrvorgang von oben nach unten durch das geschlossene Volumen, insbesondere durch eine Holzbalkendecke.
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Nach dem Bohrvorgang kann die Bohrhülse beispielsweise auch mit der Ummantelung des geschlossenen Volumens form- und/oder kraftschlüssig verbunden werden. Ebenfalls kann die Bohrkrone entfernt werden, sofern sie für die weitere Nutzung störend ist. Dies kann durch Abschneiden der Bohrhülse oder durch Nutzung einer Sollbruchstelle realisiert werden.
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Als Material für die Bohrhülse kommen alle Metalle oder Metallverbindungen in Frage, die die während des Bohrvorganges auftretenden Kräfte aushalten und nicht zu Verformungen oder gar zur Zerstörung der Bohrhülse führen. Zur Verbesserung des Bohrvorganges können die Außenseiten der Bohrhülse beschichtet sein. Dies können beispielsweise ein Gleitmittel oder eine Lackschicht sein.
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Auch die Innenseite der Bohrhülse kann in Abhängigkeit von der späteren Anwendung beschichtet sein. Dies kann insbesondere auch ein Lack oder ein intumeszierender Anstrich sein.
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Die Länge und der Durchmesser sowie die Wandstärke und das Material der Bohrhülse können nach den jeweils konkreten Anforderungen variabel sein.
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Der besondere Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht darin, dass eine Rohrdurchführung durch Schüttgüter in einem geschlossenen Volumen realisiert werden kann, und gleichzeitig gegebenenfalls notwendige Brandschutzverordnungen eingehalten werden können. Die Schüttgüter in dem geschlossenen Volumen sind in der Regel aus Brandschutzgründen dort vorhanden. Würden diese beispielsweise durch Bohren nach anderen bekannten Verfahren für eine Rohrdurchführung herausfallen, so wäre für dieses geschlossene Volumen dann der Brandschutz nicht mehr im notwendigen Maße gegeben. Daher ist es von besonderer Bedeutung, dass die Schüttgüter in dem geschlossenen Volumen nahezu vollständig verbleiben, außer selbstverständlich in dem Volumen, dass zukünftig durch die Rohrdurchführung ausgefüllt wird. Weiterhin können mit der erfindungsgemäßen Lösung die notwendigen Brandschutzbestimmungen ebenfalls eingehalten werden. Beispielsweise kann dies erfolgen, indem die Bohrhülse soweit durch die Ummantelung des geschlossenen Volumens hindurchgeführt wird, dass sie jeweils mit dem Rand der Ummantelung in Richtung zum Schüttgut hin abschließt. Damit steht die metallische Bohrhülse nicht über die Ummantelung hinaus und kann die Wärme im Falle eines Brandes auch nicht so gut weiterleiten.
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Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Lösung besteht darin, dass die Bohrung durch das geschlossene Volumen nicht nur in einem Winkel von 90° von oben realisiert werden kann, sondern dass auch schräge Bohrungen von oben möglich sind.
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Zum Herstellen der Bohrung ist der alleinige Zugang von der Deckenoberseite und/oder von einer Wandseite her ausreichend. Es ist also möglich, die Durchführung in zeitgleich nicht zugängliche Bereiche, wie z. B. in abgehängten Zwischendecken, herzustellen.
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Nachfolgend wird die Erfindung an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert.
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Beispiel
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Ein Rohr aus Edelstahl mit den Abmessungen: Länge = 340 mm, äußerer Durchmesser = 160 mm, Wandstärke = 1 mm, besitzt an einem Ende im Inneren der Bohrhülse 2 gegenüberliegend angeschweißte Laschen von 170 mm Länge, wobei nur 100 mm über den Rand der Bohrhülsenöffnung überstehen. Die Laschen sind 15 mm breit, 1 mm dick und besitzen am unteren Ende in der Hülse je einen Mitnahmezapfen 15 mm breit, 25 mm lang und 3 mm dick. Die Laschen sind zur Verringerung der Wärmeübertragung 10mal eng gelocht, so dass nur noch Materialstege von 1,5 mm Breite vorhanden sind. Am entgegengesetzten Ende der Bohrhülse ist eine selbstschneidende Bohrkrone mit 34 Zähnen aus einem Trägerband aus hochlegiertem Federbandstahl, wobei die Zahnspitzen aus legiertem Schnellarbeitsstahl (HSS) mit Kobaltanteil bestehen, angeschweißt. Die Charakteristik der Zahnung ist gewählt für den Einsatz in trockenem Holz. Der gewählte Schrank der Zähne ist verantwortlich für einen ausreichenden Freischnitt oder Abtransport des Sägemehls und gleichzeitig für einen so geringen Ringspalt zum Umfassungsmaterial, dass das Schüttgut nahezu vollständig im Schüttraum verbleibt. Diese Bohrhülse wird mit den Laschen und Mitnahmezapfen in entsprechenden Aussparungen einer Bohraufnahme befestigt, so dass für den Bohrvorgang ein formschlüssiger Verbund vorliegt. Dann wird von oben durch eine Holzbalkendecke von insgesamt 255 mm Dicke hindurchgebohrt. Dabei sind die Dielungsbretter des Fußbodens, die Einschubbretter und die Deckenbretter jeweils 24 mm dick. Die Holzbalkendecke ist zwischen den Dielungs- und Einschubbrettern mit trockenem Quarzsand gefüllt. Die Bohrhülse wird bis zur Unterkante der Fußboden – Dielungsbretter geschoben und ragt dann noch 85 mm aus der Holzbalkendecke unten hervor. Dieser Überstand mit der Bohrkrone wird bis auf 10 mm abgeschnitten. Auf der Oberseite der Holzbalkendecke werden die Laschen auf die Dielungsbretter umgeschlagen und dort mittels Schrauben befestigt.
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Eine derartige Rohrdurchführung erfüllt die Feuerwiderstandsklasse für Holzbalkendecken, wenn der Hülseninnenraum oder der Raum zwischen hindurchgeführten Rohren und Kabeln feuer- und rauchdicht verschlossen ist.