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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Bekämpfung von Schädlingen mit für die Schädlinge pathogenen Nematoden, nämlich eine Vorrichtung zur Bekämpfung der adulten Käfer des Dickmaulrüsslers (Otiorhynchus spp.) mit dem Nematoden Steinernema carpocapsae.
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Rüsselkäfer (Curculionidae) gehören zu den bedeutendsten Pflanzenschädlingen. Insbesondere die Familie der Dickmaulrüssler (Otiorhynchus spp.) richtet große Schäden an verschiedensten Ziersträuchern und Zierpflanzen und an den gängigen Beerenobstsorten (z. B. Erdbeeren, Blaubeeren, Himbeeren) an. Die Bekämpfung der Larven und Puppen dieses Käfers wird seit Mitte der 1980er Jahre erfolgreich mit insektenpathogenen Nematoden durchgeführt.
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Allerdings ist der Einsatz der Nematoden gegen die adulten Käfer bislang erfolglos, sodass die Bekämpfung der Käfer von Otiorhynchus, insbesondere von dem Gefurchten Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus), herkömmlich durch Absammeln und/oder durch (synthetische) Pestizide erfolgt. Nachteil dieser konventionellen Bekämpfungsmethoden sind einerseits der hohe Personal- und Arbeitsaufwand, andererseits die Umweltbelastung durch chemische Substanzen, deren Einsatz zu einer starken Bodenbelastung und möglicherweise auch zu einer Gefährdung des Grundwassers führt.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Anleitung zum technischen Handeln zu geben, mit der auch die adulten Käfer von Otiorhynchus sulcatus mit dem entomopathogenen Nematoden Steinernema carpocapsae bekämpft werden können.
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Diese Aufgabe wird durch die Vorrichtung mit den Merkmalen von Anspruch 1 gelöst. Die Unteransprüche geben vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung wieder.
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Der Erfindung liegt die Beobachtung zugrunde, dass adulte Rüsselkäfer im Labor unter geeigneten Bedingungen grundsätzlich von entomopathogenen Nematoden, insbesondere auch von Steinernema carpocapsae, befallen und getötet werden können. Allerdings ist die Art der Ausbringung der entomopathogenen Nematoden, die für die Bekämpfung gegen die Larven und Puppen von Otiorhynchus sulcatus verwendet wird, z. B. Ausbringen einer Nematoden enthaltenden Spritzbrühe auf die Anbaufläche, nicht geeignet, die Population an adulten Tieren merkbar zu verringern und damit nur wenig bis überhaupt nicht effektiv.
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In Versuchen konnte jedoch gezeigt werden, dass eine hoch effektive Infektion von adulten Dickmaulrüsslern dann erfolgen kann, wenn die entomopathogenen Nematoden im dorsalen Bereich der Käfer mit diesen in Kontakt kommen können. Dazu ist es lediglich notwendig, die Nematoden in ein Trägermaterial (hier Matrix genannt), z. B. aus Polyacrylat, einzubetten, in der über einen längere Zeitraum ein Feuchtigkeitsgehalt von > 95% sichergestellt werden kann und in dem sich die Nematoden frei bewegen können. Weiterhin sind dem Trägermaterial strukturgebende Bestandteile, z. B. Sand, beigemischt, die es den Nematoden ermöglichen, sich von der Oberfläche des Materials abzuheben und ihr arttypisches Winkverhalten auszuüben. Dabei bleiben die Nematoden lediglich mit dem Schwanzende auf dem Substrat, heben den Körper von der Matrix ab und führen damit kreisende Bewegungen aus. Sobald sie ein Wirtstier berühren, heften sie sich daran an und können unter Zurücklegen eines nur kurzen Wegs unter die Flügeldecken gelangen. Dort herrschen hinreichend feuchte Bedingungen für die Nematoden, sodass diese durch Körperöffnungen (z. B. Tracheen) oder durch die in diesem Bereich dünnhäutige Körperwandung in die adulten Käfer eindringen, in die Hämolymphe gelangen und die adulten Käfer schließlich abtöten können.
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Die Applikation auf den dorsalen Bereich der Wirtstiere der Nematoden kann einfach dadurch erfolgen, dass den Schädlingen ein Versteck angeboten wird, das die Schädlinge beispielsweise aus Schutz vor Sonneneinstrahlung aufsuchen, und an der Decke des Verstecks Nematoden vorgehalten werden, die mit dem Rückenbereich der Tiere in Kontakt treten können.
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Die Erfindung wird anhand eines in den beigefügten Zeichnungen besonders bevorzugt ausgestalteten Ausführungsbeispiels erläutert. Es zeigen:
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1 eine schematische Darstellung eines besonders bevorzugt ausgestalteten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung in Draufsicht von oben (a), in Draufsicht von unten (b) und in einer Seitenansicht (c); und
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2 eine grafische Darstellung des Versuchsergebnisses zur Effektivität der erfindungsgemäßen Vorrichtung bei der Bekämpfung von Otiorhynchus sulcatus mit Steinernema carpocapsae.
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1 zeigt eine schematische Darstellung eines besonders bevorzugt ausgestalteten Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung in Draufsicht von oben (1a), in Draufsicht von unten (1b) und in einer Seitenansicht (1c). Die Vorrichtung zum Bekämpfen von Schädlingen mit für die Schädlinge pathogenen Nematoden besteht aus einem bevorzugt sich flächig erstreckenden Körper 10, der eine untere Standfläche 20 aufweist, mit der der Körper 10 stabil und ohne umzukippen z. B. auf den Boden einer Anbaufläche gestellt werden kann.
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Die Standfläche 20 des Körpers 10 weist ein in 1a in Draufsicht gestrichelt dargestelltes Profil oder Relief auf, sodass die Standfläche 20 nicht plan, sondern mit Vertiefungen 30 und Erhebungen 20 ausgebildet ist, wobei die Erhebungen 20, sofern diese mit dem Boden in Berührung kommen, die Auflage der Standfläche 20 bilden.
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Wie 1c erkennen lässt, sind die bevorzugt mehreren Vertiefungen 30 des Reliefs zur Seite der Standfläche 20 geöffnet, sodass die Schädlinge auch unter der erfindungsgemäßen Vorrichtung, nämlich in dem von der im Körper 10 eingebrachten Vertiefung 30 und dem darunter liegenden Boden gebildeten Hohlraum Schutz finden können. Es kann aber auch nur eine seitliche Öffnung vorgesehen sein, die sich in mehrere Vertiefungen 30 bzw. Hohlräume aufteilt.
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Die wenigstens eine sich zum Rand der Standfläche 20 öffnende Vertiefung 30 ist an die jeweilige Schädlingsart angepasst, die mit der Vorrichtung 10 bekämpft werden soll. So muss die am Rand der Standfläche angeordnete Öffnung groß genug sein, damit die Schädlinge unter die Vorrichtung 10 schlüpfen können. Der von der Vorrichtung 10 mit dem Boden gebildete Hohlraum kann blindsackartig ausgebildet sein oder sich durch die gesamte Vorrichtung 10 erstrecken und zwei oder mehr seitliche Öffnungen aufweisen.
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Als besonders einfache Ausgestaltung des die Vorrichtung 10 bildenden Körpers 10 kann die Standfläche 20 sich aufwölbend, also konkav ausgebildet sein, sodass die Auflage der Standfläche 20 nur von zwei sich gegenüberliegenden Randabschnitten des Körpers 10 gebildet wird.
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Besonders bevorzugt ist der Körper 10 aus Holz gefertigt, wobei die Unterseite 20 des als „Fangbrett” bezeichneten Holzkörpers 10, also die Standfläche 20, eine Mehrzahl von parallel angeordneten Nuten 30 aufweist, die die gesamte Standfläche durchziehen und jeweils zwei Öffnungen besitzen. Hierdurch wird eine besonders einfache Herstellung der Vorrichtung ermöglicht, wobei alternativ auch auf bereits derart ausgebildete Profilhölzer für andere Bereiche (z. B. für den Terrassenbau) zurückgegriffen werden kann.
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In jedem Fall ist darauf zu achten, dass die in die Standfläche 20 eingebrachten Vertiefungen 30 gerade so tief sind, dass die zu bekämpfenden Schädlinge unter der Vorrichtung 10 bequem Unterschlupf finden können und das Versteck gut annehmen, und die pathogenen Nematoden aus der in die Vertiefungen 30 eingebrachten Matrix 40 noch mit den zu bekämpfenden Schädlingen in Kontakt treten können.
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Hierzu wird die Matrix 40 bevorzugt aus einem Feuchtigkeit speichernden Material, z. B. Polyacrylat, und einem strukturgebenden Bestandteil, z. B. Sand, hergestellt und zur Bekämpfung einer Schädlingsart geeignete pathogene Nematoden beigemengt. Ein geeignetes Volumen der Matrix 40 wird bei umgedrehter Einrichtung 10, d. h. mit der Standfläche 20 nach oben, in die Vertiefungen 30 eingegeben und festgedrückt, wobei die Matrix 40 so beschaffen sein muss, dass die Matrix 40 bei der in 1c dargestellten zur Verwendung eingerichteten Anordnung der Vorrichtung 10 an der Oberseite der Vertiefung 30 haftet.
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Sucht ein Schädling Schutz unter der in der Standfläche 20 angeordneten Vertiefung 30 der Einrichtung 10 besteht für den Schädling eine erhebliche Infektionsgefahr mit den für ihn pathogenen Nematoden, die an der Decke der Vertiefung 30 aus der Matrix 40 ihre kreisenden Bewegungen durchführen und leicht mit den dorsal ausgerichteten Körperteilen der Schädlinge, z. B. den Flügeldecken eines Käfers, in Berührung kommen. Eine erhöhte Infektionsgefahr bedingt damit aber auch eine erhöhte Mortalität der Schädlinge und ermöglicht somit eine effiziente Bekämpfung der Schädlinge.
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Der Vorteil dieser Art Schädlingsbekämpfung ist, dass die biologische Schädlingsbekämpfung gegenüber der Verwendung chemischer Pflanzenschutzmittel für Mensch und Natur völlig ungefährlich sind. Außerdem haben biologische Pflanzenschutzmittel den Vorteil, dass sie in ihrer Wirksamkeit oft sehr nachhaltig sind und nur einmal eingesetzt werden müssen, um den Pflanzenbestand über Jahre hinweg zu schützen. Diese Nachhaltigkeit beruht auch darauf, dass die natürlich vorhandenen Gegenspieler der Schädlinge verschont werden. Ein weiterer Vorteil biologischer Pflanzenschutzmittel ist außerdem, dass die Schädlinge gegen diese kaum Resistenzen entwickeln.
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Beispiel
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Die Effizienz der erfindungsgemäßen Vorrichtung wurde in einem Käfigversuch überprüft.
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Der Boden einer als Käfig verwendeten Frischhaltebox (20 cm × 20 cm × 5,5 cm) wurde 0,5 cm hoch mit einem Sand-Torf-Gemisch mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 15% bedeckt. Ein ca. 15 cm langer Trieb einer Eibe (Taxus) und ein feuchtes Zellstoffstück wurden auf dem Sand-Torf-Gemisch abgelegt und fünf adulte Käfer (n = 5) des gefurchten Dickmaulrüsslers (Otiorhynchus sulcatus) zusammen in einen Käfig eingesetzt.
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Die Käfer wurden im Gewächshaus bei natürlicher Tageslänge (±12:45 h Licht) und 19,2°C mittlerer Lufttemperatur (Standardabweichung: 3,9°C) gehältert, wobei die erfindungsgemäße Vorrichtung erst 24 h nach Einsetzen der Käfer in den Käfig derart eingesetzt wurde, dass die Käfer unter der Vorrichtung Schutz suchen konnten.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung bestand aus einem ca. 10 cm × 9 cm × 2 cm großen Profilbrett aus Holz, das auf seiner Unterseite drei parallel gefräste ca. 3 cm breite und ca. 1 cm tiefe Rillen aufwies, in die je 1 ml einer Matrix mit den für den gefurchten Dickmaulrüssler pathogenen Nematoden der Art Steinernema carpocapsae appliziert und angedrückt worden war.
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Parallel zum vorgenannten Ansatz wurde als Kontrolle ein weiterer Käfig unter identischen Bedingungen vorbereitet, mit dem einzigen Unterschied, dass die erfindungsgemäße Vorrichtung, insbesondere die in die Rillen des Profilbretts applizierte Matrix keine (entomopathogenen) Nematoden enthielt.
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Der Versuch wurde vierfach mit je 5 Käfern, vollständig randomisiert wiederholt.
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Nach 14 Tagen wurden die lebenden und die toten (parasitierten) Käfer nach dem Einsetzen der erfindungsgemäßen Vorrichtung sowie der Kontrollvorrichtung ausgezählt. Das Ergebnis des Versuchs ist grafisch in 2 dargestellt.
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Die Mortalitätsrate der Käfer in den Käfigen mit Steinernema carpocapsae aufweisenden Vorrichtungen betrug 100%, wohingegen alle 20 Käfer der Kontrollgruppe nach 15 Tagen Hälterung lebend vorgefunden wurden.