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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Modifikation und Funktionalisierung
von Sacchariden.
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Modifikationen
an Sacchariden werden insbesondere durchgeführt, um für
die Verwendung von verschiedenen Analysemethoden, sowohl bei in
vivo- als auch bei in vitro-Techniken, chromophore Marker an den
Sacchariden anzubringen. Insbesondere können auf diese
Weise Fluoreszenzmarker-Moleküle für die Mikroskopie
an die Saccharide angebunden werden. Die Markierung von funktionellen
OH-Gruppen der Saccharide wird aufgrund der geringen Reaktivität
der OH-Gruppe in wässrigen Lösungen häufig
in organischen Lösungsmitteln durchgeführt. Somit
werden diese allgemeinen Markierungstechniken in organischen Lösungsmitteln
unter ”nicht-natürlichen” Bedingungen
angewandt, begleitet von möglichen irreversiblen strukturellen
Veränderungen des Polysaccharid-Zielmoleküls aufgrund
der harten Bedingungen. Außerdem sind viele natürlich
vorkommende Polysaccharide, wie zum Beispiel Glykosaminoglykane,
in organischen Lösungsmitteln schlecht löslich
und konnten unter solchen Bedingungen nicht modifiziert werden.
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Es
gibt mehrere Veröffentlichungen über die Markierung
von Glykosaminoglykanen und anderen Polysacchariden in wässrigen
Lösungen. Bei diesen Ansätzen werden in der Regel
drei verschiedene Techniken, wie die reduktive Aminierung, die Umsetzung
freier Amine mit NHS-Estern und die Reaktion von Carbodiimiden mit
freien Carboxylgruppen, angewendet. Der derzeitige wissenschaftliche
Stand in der Entwicklung und Anwendung dieser Techniken ist sehr
gut in Bioorganic & Medicinal
Chemistry 14 (2006) 2300–2313 und Carbohydrate
Research 341 (2006) 1253–1265 beschrieben. Die
reduktive Aminierung als Markierungstechnik wird in der Regel für das
Produkt der Spaltung von Glykosaminoglykanen mit salpetriger Säure
angewendet. Es folgt die Reaktion mit einem Marker, der ein primäres
Amin innerhalb seiner Struktur enthält. Der letzte Schritt
ist die Reduktion mit Natriumcyanoborhydrid oder einem ähnlichen
Reduktionsmittel. Dieser Prozess wurde im Detail bei der Markierung
von Glykosaminoglykanen mit 2-Aminopyridin untersucht [J.
Biochem. 95 (1984), 197–203; J. Biochem
110 (1991) 132–135]. Die wesentlichen Nachteile
bestehen in niedrigen Ausbeuten bei Polysacchariden mit höheren
Molekulargewichten und in der Aufwendigkeit dieses Verfahrens, was
seiner breiten Anwendung entgegensteht. Ein alternatives Verfahren
besteht in der Umsetzung der freien Amine der Polysaccharide durch
selektive Bindung der Zielmoleküle an die Amin-Gruppen über Hydroxysuccinimid(NHS)-Ester,
was in der Bioorganic & Medicinal
Chemistry 14 (2006) 2300–2313 offenbart ist. Diese
hochselektive Technik unterliegt umfangreichen Beschränkungen.
Insbesondere kann diese Technik nur auf Polysaccharide, die freie
Amino-Gruppen enthalten, angewendet werden. Eine weitere wesentliche
Einschränkung besteht darin, dass die Moleküle,
die chemisch an ein Polysaccharid gebunden werden sollen, eine NHS-Estergruppe oder
eine funktionelle Gruppe brauchen, die in einen NHS-Ester überführt
werden kann, was im Umkehrschluss wiederum die möglichen
funktionellen Reste der anzulagernden Moleküle dahingehend
beschränkt, dass keinerlei Amino-Gruppen oder ähnliche
nukleophile Gruppen vorhanden sein dürfen, die in der Lage
wären, selbst mit dem NHS-Ester zu reagieren. Somit wird
die Auswahl der für die chemische Modifizierung von Polysacchariden
(nach der zuvor beschriebenen Methode) anwendbaren Moleküle und
auch die biologische oder physikalische Vielseitigkeit der Endprodukte
erheblich eingeschränkt. Genauer gesagt ist diese Technik
vor allem auf Fluorescein, Cumarin, Dansyl und Biotin, die keine
freien Amino-Gruppen enthalten, beschränkt. Auf die Markierung
von Polysacchariden durch die Familie der üblichen chromophoren
Markierungen, wie AlexaTM Flour, HiLyteTM Flour, DyLightTM Flour
und andere, kann diese Chemie nicht angewendet werden.
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Die
Anwendung der Carbodiimid-Chemie für die Bildung einer
kovalenten Bindung zwischen den freien Carboxylgruppen des Ziel-Moleküls
und einer beliebigen Amino-Gruppe eines Markers ist eine weitere
Methode zur Funktionalisierung von Polysacchariden. Das Standardverfahren
umfasst die Verwendung von Ethyl-3-(3-Dimethylaminopropyl)-carbodiimid
(EDC) oder ähnlichen Aktivierungsreagenzien für
die Modifikation eines Polysaccharids im Gemisch mit einem Marker
in einem Ein-Schritt-Mechanismus. Hydroxysuccinimid (NHS) oder Hydroxysulfosuccinimid
(Sulfo-NHS) wird als Katalysator für die Erhöhung
der Ausbeute bei dieser Reaktion durch Bildung einer stabileren
Zwischenstufe, dem NHS oder s-NHS Ester der Carboxylgruppen, verwendet.
Allerdings ist die durchschnittliche Ausbeute in den bis jetzt beschriebenen
Verfahren im Bereich zwischen 30 bis 50%, was für den Einsatz
kostenintensiver Marker wie AlexaTM Flour
unrentabel ist. Weiterhin ist dieses Verfahren aufgrund der Struktur
der verwendeten Marker und funktionellen Moleküle auch
nur eingeschränkt anwendbar. Es dürfen beispielsweise keine
Carboxylfunktionen vorhanden sein, damit eine intermolekulare Vernetzung
verhindert wird.
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Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe besteht in der Bereitstellung
eines Verfahrens für die Durchführung von Modifikationen
an Sacchariden mit einer Vielzahl von Markern oder funktionellen
Molekülen, das auch unter wässrigen Bedingungen
kostengünstig und mit hohen Ausbeuten durchführbar ist.
Ein solches Verfahren sollte geeignet sein, eine Vielzahl von physikalisch
oder biologisch aktiven Molekülen für die Nutzung
im Tissue-Engineering und für die Entwicklung von Arzneimitteln
kovalent an die Saccharid-Einheiten anzubinden. In diesem Zusammenhang
sollte das Verfahren die Anwendung einer Vielzahl von veränderlichen
Molekülen für moderne in vitro- und in vivo-Tests
mit Polysacchariden, einschließlich Glykosaminoglykanen
und ihren Derivaten, ermöglichen.
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Die
erfindungsgemäße Lösung dieser Aufgabe
besteht in einem Verfahren zur Modifikation und Funktionalisierung
von Sacchariden, umfassend die einzelnen Verfahrensschritte:
- a) Aktivierung der Carboxylgruppen der Saccharide
durch eine primäre Reaktion der jeweiligen Carboxylgruppe
mit einem Carbodiimid oder einem Triazol als Aktivierungsreagenz
und eine anschließende Reaktion mit N-Hydroxysuccinimid (NHS)
oder einem von dessen Derivaten,
- b) Reaktion der aktivierten Carboxylgruppen mit primären
Aminogruppen von aminfunktionalisierten, optisch oder biologisch
aktiven Molekülen unter Ausbildung einer Amidbindung.
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Gemäß der
Konzeption der Erfindung wird diese kovalente Modifikation der Saccharide
in wässrigen Lösungen in einem Zwei-Stufen-Mechanismus durchgeführt,
um unerwünschte Nebenreaktionen zu vermeiden. In einem
ersten Schritt werden dabei NHS-Ester der freien Carboxylgruppen
am Saccharid gebildet. In einem zweiten Schritt erfolgt dann die Umwandlung
durch die Reaktion der NHS-aktivierten Saccharidcarboxylgruppen
mit primären Amino-Gruppen eines Markermoleküls
beziehungsweise eines anderen funktionellen Moleküls.
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Das
vorgeschlagene Verfahren kann für die Funktionalisierung
einer Vielzahl von Sacchariden durch Bildung einer Amid-Bindung
mit einer Vielzahl anderer Moleküle (zum Beispiel Signalmoleküle
und Marker) genutzt werden. Die Besonderheit dieses Verfahrens besteht
darin, dass fast alle Moleküle, die in wässrigen
Lösungen löslich sind und eine freie Amino-Gruppe
enthalten, kovalent an Saccharide angebunden werden können.
Diese Anforderung erfüllen beispielsweise fast alle Proteine.
Die Möglichkeit der kovalenten Anbindung in wässriger
Lösung verringert störende Nebenreaktionen, die
durch andere funktionelle Gruppen innerhalb des Markermoleküls beziehungsweise
des funktionellen Moleküls verursacht werden. Dieses Verfahren
erlaubt es, die Reaktion zwischen einem Saccharid und einem Marker oder
einem ähnlichen funktionellen Molekül für
die Bildung von einem kovalent markierten Produkt in der Form zu
kontrollieren, dass Ausbeuten größer als 90% erreicht
werden. Oft werden mit der erfindungsgemäßen Technik
auch Ausbeuten bis zu 95% (bezogen auf den Umsatz der Carboxylgruppen
an den Sacchariden) erreicht. Daher ist bei der Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens die Verwendung äquimolarer Mengen an Saccharid
und an Markermolekülen beziehungsweise biofunktionellen
Molekülen möglich, so dass Modifikationen sogar
mit kostenintensiven Markern, wie zum Beispiel Fluoreszenz-Farbstoffen,
oder maßgeschneiderten Proteinen wirtschaftlich vertretbar
sind.
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Markierung
beziehungsweise Modifikation durch die kovalente Anbindung einer
primären Amino-Gruppe von einem Marker oder einem funktionellen
Molekül an eine NHS-aktivierte Carboxylgruppe der Saccharide
erreicht. Die Reaktion findet in wässrigen Lösungen
statt, was die Funktionalisierung von sehr hydrophilen Sacchariden
wie Glykosaminoglykanen erlaubt. Als Saccharide beziehungsweise
Polysaccharide können in dem erfindungsgemäßen
Verfahren somit Polyglukosaminoglykane, wie insbesondere Heparin
oder auch Hyaluronsäure, modifiziert und funktionalisiert
werden.
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Als
Aktivierungsreagenzien, die im primären Aktivierungschritt
bei der Aktivierung von Carboxylgruppen eingesetzt werden, sind
insbesondere Verbindungen aus der Klasse der Carbodiimide vorgesehen,
vorzugsweise 1-Ethyl-3-(3-Dimethylaminopropyl)-carbodiimid (EDC),
wobei aber auch ähnliche Verbindungen, wie zum Beispiel
Dicyclohexylcarbodiimid (DCC) oder Diisopropylcarbodiimid (DIC),
eingesetzt werden können. Alternativ zur Verwendung von
Carbodiimiden sind als Aktivierungsreagenz für die primäre
Reaktion des Aktivierungsschritts a) auch Verbindungen aus der Klasse
der Triazole möglich. Dazu gehören 1-Hydroxy-benzotriazol
(HOBt) und 1-Hydroxy-7-aza-Benzotriazol (HOAt), aber auch andere ähnliche
Verbindungen.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens wird als N-Hydroxysuccinimid-Derivat für die
Aktivierung der Carboxylgruppen N-Hydroxysulfosuccinimid (s-NHS)
verwendet. Insbesondere reagieren mit 1-Ethyl-3-(3-Dimethylaminopropyl-)carbodiimid
(EDC) in der primären Reaktion und mit N-hydroxysulfosuccinimid (s-NHS)
in der anschließenden Reaktion aktivierte Carboxylgruppen
von Sacchariden mit den Amino-Gruppen von aminfunktionalisierten
funktionellen Molekülen beziehungsweise chromophoren Markern. Dies
erlaubt die Bildung von modifizierten oder markierten Sacchariden
mit einer breiten Palette von optisch und biologisch aktiven Einheiten
oder Funktionen, deren Eigenschaften in Biomaterialstudien sowie
in biologischen und medizinischen Untersuchungen von Nutzen sind.
In dieser Ausführungsform des Verfahrens werden in dem
ersten so genannten Aktivierungsschritt die Carboxylgruppen des
jeweiligen Saccharids beziehungsweise Polysaccharids in hochreaktive
Sulfo-NHS-Ester umgewandelt, die für die spätere
stöchiometrische Reaktion von annähernd 1:1 mit
primären Amino-Gruppen geeignet sind, welche zu dem jeweiligen
funktionellen Molekül oder chromophoren Marker gehören.
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Die
Besonderheit des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht darin, dass die spezielle Anbindung eines chromophoren Markers,
zum Beispiel eines Markers mit einer starken Fluoreszenz, aus einer Vielzahl
von optisch aktiven Molekülen auch in Anwesenheit von Carboxylgruppen
innerhalb der anzubindenden Moleküle selbst möglich
ist. Das Gleiche gilt auch für an den Carboxylgruppen der
Saccharide anzubindende biologisch aktive Moleküle, wie
zum Beispiel biologisch aktive Peptide und Proteine. Darüber hinaus
ermöglicht dieses Verfahren die kovalente Anlagerung von
Markern/funktionellen Molekülen an Saccharidmolekülen
in wässriger Lösung, ohne dabei komplizierte Markierungstechniken
in organischen Lösungsmitteln anwenden zu müssen,
wie sie zum Beispiel bei der Umsetzung (Markierung) von Hydroxylgruppen
(OH-) unter absolut wasserfreien Bedingungen notwendig sind. Daher
ist es auch möglich, stark geladene Glykosaminoglykane
wie Heparin zu markieren, die in organischen Lösungsmitteln aufgrund
ihrer schlechten Löslichkeit nicht modifiziert werden können.
In der Regel erlaubt dieses Verfahren eine ”sanftere” Markierung.
Aus diesem Grund können bioaktive Moleküle markiert
werden, ohne dass sie ihre biologische Funktionalität beziehungsweise
ihre strukturelle Integrität verlieren. Neben wirtschaftlichen
Vorteilen, die sich aus dem Umstand ergeben, dass die Reaktionsausbeuten
von mehr als 95% Abfälle von teuren Reagenzien vermeiden
und diese Reaktion sehr günstig für den industriellen
Einsatz gestalten, ermöglicht das Verfahren eine genaue Kontrolle
der Stöchiometrie zwischen den Sacchariden und den Markern,
was sehr wichtig ist, um die Eigenschaften des gebildeten Konjugats
präzise einzustellen.
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Weitere
Einzelheiten, Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus
der nachfolgenden Beschreibung von Ausführungsbeispielen
mit Bezugnahme auf die zugehörigen Zeichnungen. Es zeigen:
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1a: ein UV-Vis-Spektrum von Azur A;
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1b:
ein UV-Vis-Spektrum von Heparin;
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1c: übereinandergelegte
normalisierte UV-Vis-Spektren von Heparin und Heparin-Azur A;
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2a:
ein Hochdruck-Größenausschluss-Chromatogramm (HPSEC)
von Heparin bei Verwendung einer 8 μm-Säule PL-Aquagel-OH-Gemisch
und 100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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2b:
ein Hochdruck-Größenausschluss-Chromatogramm (HPSEC)
vom Heparin-Azur-A-Produkt bei Verwendung einer 8 μm-Säule
PL-Aquagel-OH-Gemisch und 100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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3a:
ein HPSEC-Chromatogramm von Heparin bei Verwendung einer 8 μm-Säule
PL-Aquagel-OH-Gemisch und 100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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3b:
ein HPSEC-Chromatogramm einer Heparin-AlexaTM Flour
488 Reaktionsmischung bei Verwendung einer 8 μm-Säule
PL-Aquagel-OH-Gemisch und 100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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3c:
ein HPSEC-Chromatogramm von gereinigtem Heparin-AlexaTM-Flour-488-Produkt
bei Verwendung einer 8 μm-Säule PL-Aquagel-OH-Gemisch
und 100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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4a:
ein HPSEC-Chromatogramm von AlexaTM Flour
488 bei Verwendung einer 8 μm-Säule PL-Aquagel-OH-Gemisch
und 100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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4b:
ein UV-Vis Spektrum von AlexaTM Flour 488
in Phosphatpuffer vom pH 7;
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4c:
ein UV-Vis-Spektrum von Heparin-AlexaTM Flour
488 in Phosphatpuffer vom pH 7;
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5a:
Emissions-Spektren von AlexaTM Flour 488,
Anregung bei 488 nm in Phosphatpuffer vom pH 7;
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5b:
Emissions-Spektren von Heparin-AlexaTM Flour
488, Anregung bei 488 nm in Phosphatpuffer vom pH 7;
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6a:
HPSEC-Chromatogramm der Hyaluronsäure bei Verwendung einer
8 μm-Säule PL-Aquagel-OH-Gemisch und 100 mM Phosphatpuffer
vom pH 7;
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6b:
HPSEC-Chromatogramm von AlexaTM Flour 488
bei Verwendung einer 8 μm-Säule PL-Aquagel-OH-Gemisch
und 100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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6c:
HPSEC-Chromatogramm von AlexaTM-Flour-488-
Hyaluronsäure-Produkt bei Verwendung einer 8 μm-Säule
PL-Aquagel-OH-Gemisch und 100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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7a:
HPSEC-Chromatogramm von Hyaluronsäure mit niedrigem Molekulargewicht
bei Verwendung einer Phenomenex®-BioSep-S-2000-Säule und
100 mM Phosphat-Puffer vom pH 7;
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7b:
HPSEC-Chromatogramm von AlexaTM-Hyaluronsäure-Produkt
bei Verwendung einer Phenomenex® BioSep
S-2000-Säule und 100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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8a:
HPSEC-Chromatogramm von Heparin bei Verwendung einer 8 μm-Säule
von PL-Aquagel-OH-Gemisch und 100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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8b:
HPSEC-Chromatogramm von cRGD bei Verwendung einer 8 μm-Säule
von PL-Aquagel-OH-Gemisch und 100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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9a:
HPSEC-Chromatogramm der Reaktionsmischung von Heparin-cRGD bei Verwendung einer
8 μm-Säule von PL-Aquagel-OH-Gemisch und 100 mM
Phosphatpuffer vom pH 7;
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9b:
HPSEC-Chromatogramm von dem gereinigten Heparin-cRGD bei Verwendung
einer 8 μm-Säule von PL-Aquagel-OH-Gemisch und
100 mM Phosphatpuffer vom pH 7;
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10a: ein UV-Vis-Spektrum von unmodifiziertem Heparin;
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10b: ein UV-Vis-Spektrum von Heparin-c-RGD-Produkt
und
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10c: ein UV-Vis-Spektrum von c-RGD-Peptid.
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Ausführungsbeispiel I:
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Das
Ausführungsbeispiel I bezieht sich auf die Markierung von
Heparin mit Azur A. Heparin wird häufig als Arzneimittel
genutzt. In jüngster Zeit wurde Heparin auch als aktive
Komponente von einigen Bio-Hybrid-Materialien angewendet, die ein
großes Potenzial sowohl in „Tissue-Engineering”-Anwendungen
als auch als Freisetzungsmedium für pharmazeutische Wirkstoffe
aufweisen. Heparin ist ein natürliches Polyglukosaminoglykan-Molekül.
Dieses Biopolymer weist eine sehr hohe negative Ladungsdichte auf,
die auf den starken Sulfatierungsgrad zurückzuführen
ist. Diese Charakteristik des Heparins ist entscheidend für
seine biologische Aktivität, daher ist die Anwendung der
reduktiven Aminierung zur Markierung wegen einer möglichen
Desulfatation seiner Amino-Gruppen nachteilig.
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Heparin
besitzt kein charakteristisches Absorptionsmuster im UV-Vis-Spektrum,
doch die Markierung mit einem starken Farbstoff ermöglicht
eine einfache Beobachtung und Quantifizierung des Heparins in Geweben
oder Biohybrid-Materialien. Die geringe Löslichkeit in
organischen Lösungsmitteln und hohe Hydrolyseempfindlichkeit
beschränkt die Chemie für die Modifikation. Heparin
variiert in seinem Molgewicht. Ein kommerziell verfügbares
Heparin hat ein mittleres Molgewicht von ca. 14 kDa und etwa 28
Carboxylgruppen pro Molekül, die mit Farbstoffen, die eine
primäre Aminogruppe enthalten, reagieren. Für
Azur A konnte gezeigt werden, dass es mit Heparin durch die Bildung
von Amidbindungen reagiert.
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Das
Verfahren wird folgendermaßen durchgeführt: 0655
mg EDC [10-facher Überschuss] und 0,45 mg NHS [5-facher Überschuss]
wurden zu einer Lösung von 5 mg Heparin in Boratpuffer
(pH = 8) hinzugegeben. Das Reaktionsgemisch wurde 10 Minuten lang
bei Raumtemperatur gehalten. Als Nächstes wurde die äquimolare
Lösung Azur A in Boratpuffer (pH = 8) hinzugefügt.
Das Gesamtvolumen des Reaktionsgemisches betrug 100 μl.
Die Reaktion wurde über Nacht bei 40°C fortgesetzt.
Die Reinigung des Heparin-Azur-A-Produkts erfolgte durch Dialyse
gegen 800 ml 1 M Natriumchloridlösung, gefolgt von der dreimaligen
Dialyse gegen 800 ml deionisiertem Wasser unter Verwendung einer
Membran mit einer Molmassenausschlussgröße (MWCO)
von 1000 Da. Dabei sollte unumgesetztes Azur A quantitativ entfernt
werden. Danach wurde das Produkt gefriergetrocknet und es wurden
4,8 mg amorpher blauer Rückstand gesammelt.
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Ergebnisse des Ausführungsbeispiels
I:
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Heparin
zeigt kein Absorptionsmuster im UV-Vis-Spektrum und daher auch gemäß 1b keine
Absorption bei 600 nm, wohingegen das Azur-A-Molekül gemäß 1a eine charakteristische Absorption bei
290 nm und bei 600 nm zeigt. Die UV-Vis-Spektren des gereinigten
Heparin-Azur-A-Konjugates zeigen die charakteristischen Absorptionen
bei 290 nm und 600 nm gemäß 1c.
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Der
Unterschied zwischen den UV-Vis-Spektren des Heparin-Azur-A-Konjugates
und Heparin ist deutlich zu erkennen:
Die Reinheit des Produktes
wird durch Hochleistungs-Größenausschlusschromatographie
(HPSEC) bestätigt. Heparin eluiert gemäß 2a als
ein Peak im HPSE-Chromatogramm mit einer Elutionszeit von 17 Minuten,
was sich durch das Auftreten der Absorption bei 210 nm zeigt. Das
HPSE-Chromatogramm des gereinigten Produktes zeigte, wie in 2b zu
sehen, nur einen Peak bei 17 Minuten, der charakteristisch für
Heparin ist. Das Produkt bewirkt eine starke Absorption bei 600
nm, wie in 1a und 1c zu
sehen ist, die eindeutig das Vorhandensein von Azur A innerhalb
der Struktur des Produktes anzeigt.
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Ausführungsbeispiel II:
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Das
Ausführungsbeispiel II betrifft beispielhaft die Verwendung
des erfindungsgemäßen Verfahrens für
die Markierung von Heparin mit nichtmodifiziertem AlexaTM-Flour-488-Farbstoff
unter Nutzung eines zweistufigen Verfahrens, basierend auf der Carbodiimidchemie.
AlexaTM ist eine US-Marke für molekulare
Sonden. Die aliphatische Amino-Gruppe in der Struktur des Farbstoffes
wird für die kovalente Anbindung dieses Farbstoffes an
eine Carboxylgruppe des Heparins durch Bildung einer Amid-Bindung
genutzt, wobei die Ausbeute mehr als 90% beträgt.
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Das
Verfahren wird wie folgt durchgeführt: 30 mg EDC [3,5-facher Überschuss]
und 0,17 mg NHS [2,0-facher Überschuss] wurden zu einer
Lösung von 5,4 mg Heparin (3,85·10–4 mmol)
in Boratpuffer vom pH = 8 hinzugegeben. Das Reaktionsgemisch wurde 15
Minuten lang bei 5°C gehalten. Als Nächstes wurden
0,25 mg AlexaTM Flour 488 (3,9·10–4 mmol) in Boratpuffer vom pH =
8 hinzugefügt. Das Gesamtvolumen des Reaktionsgemisches
betrug 50 μl. Die Reaktion wurde über Nacht bei
Raumtemperatur fortgesetzt. Das Heparin-AlexaTM 488-Produkt
wurde durch Dialyse gegen 800 ml 1 M Natriumchloridlösung
gereinigt, um unumgesetztes AlexaTM Flour
488 quantitativ zu entfernen, wobei eine Membran mit einer mittleren
Molmassenausschlussgröße von 1000 Da verwendet
wurde. Es folgte die dreimalige Dialyse gegen 800 ml Wasser. Danach
wurde das Produkt gefriergetrocknet und es wurden 5,35 mg amorpher orangefarbener
Rückstand gesammelt, was einer Ausbeute von 95% entspricht.
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Ergebnisse des Ausführungsbeispiels
II:
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Die
starke Absorption des Heparin-AlexaTM-Produktes
bei 488 nm gemäß 3c und
ihre Abwesenheit bei reinem Heparin, wie in 3a gezeigt,
ermöglicht eine einfache Überwachung der Reaktion
mittels Hochdruck-Größenausschluss-Chromatographie
(HPSEC). Die Elutionszeit des Heparins beträgt 17 Minuten,
was durch die Überwachung der Absorption bei 230 nm im
HPSE-Chromatogramm in 3a erkennbar ist. Das Reaktionsgemisch
liefert gemäß 3b mehrere
Peaks im HPSE-Chromatogramm bei 17, 19 und 20 Minuten, die dem Heparin (Peak
bei 17 Minuten), unumgesetztem AlexaTM Flour (Peak
bei 19 Minuten) und niedermolekularem Nebenprodukt von EDC und NHS
(Peak bei 20 Minuten) entsprechen. Das HPSE-Chromatogramm des gereinigten
Produktes sollte nur einen Peak bei 17 Minuten zeigen, welcher bei
der Überwachung der Absorption bei 230 nm charakteristisch
für Heparin ist. Dennoch hat das Produkt gemäß 3c auch
eine starke Absorption bei 488 nm, die auf das Vorhandensein von
AlexaTM Flour 488 in der Struktur des Produktes
hinweist.
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AlexaTM Flour 488 besitzt eine starke Absorption
bei 488 nm, die in UV-Vis-Spektren sichtbar ist und gemäß 4a durch
Hochdruck-Größenausschluss-Chromatographie (HPSEC) überwacht
werden kann. Für das Heparin-AlexaTM-Flour-488-Produkt
wurde erwartet, dass es ein ähnliches Absorptionsverhalten
wie AlexaTM Flour aufweist. Offenbar liefert
das Heparin-AlexaTM-Flour-488-Produkt fast identische
UV-Vis-Spektren wie AlexaTM Flour 488, was
durch einen Vergleich der 4b und 4c zu erkennen
ist.
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Ähnlich
verhält es sich beim Vergleich der wässrigen Lösung
von AlexaTM Flour 488, gezeigt in 5a,
und dem Heparin-AlexaTM-Flour-488-Produkt,
gezeigt in 5b. Das Reaktionsprodukt liefert gemäß 5b eine
starke Emission bei 530 nm, was auf die Emission des während
der Konjugationsreaktion in seiner Funktionalität nicht
veränderten AlexaTM-Farbstoffes
zurückzuführen ist.
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Ausführungsbeispiel III:
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Das
Ausführungsbeispiel III betrifft die Markierung von Hyaluronsäure
durch AlexaTM Flour 488. Hyaluronsäure,
auch bekannt als Hyaluronan, ist ein nicht sulfatisiertes Glykosaminoglykan,
das weithin als Arzneimittel und in der Kosmetik genutzt wird. Wie
die meisten Polysaccharide hat Hyaluronsäure kein charakteristisches
Absorptionsmuster im UV-Vis-Spektrum, weshalb eine Markierung mit
Fluoreszenzfarbstoffen notwendig ist, damit sie mit dieser Methode
nachweisbar ist. Jeder Disaccharidrückstand der Hyaluronsäure
enthält eine Carbonsäure-Gruppe, die mit Farbstoffen
modifiziert werden kann, welche jeweils eine primäre Amino-Gruppe
besitzen. AlexaTM Flour 488 reagiert mit
Hyaluronsäure (17 kDa) unter Bildung einer Amid-Bindung.
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Das
Verfahren wird wie folgt durchgeführt: Ähnlich
wie im Ausführungsbeispiel II wurden 0,14 mg EDC [2,0-facher Überschuss]
und 0,086 mg NHS [1-facher Überschuss (= äquimolare
Menge)] einer Lösung von 3,03 mg Hyaluronsäure,
die 3,85·10–4 mmol bei
einem Molekulargewicht von = 17.000 Da entsprechen, in Boratpuffer
(pH = 8) hinzugefügt. Das Reaktionsgemisch wurde 15 Minuten
lang bei 5°C gehalten. Als Nächstes wurden 0,25
mg AlexaTM Flour 488, die 3,9·10–4 mmol entsprechen, in Boratpuffer
(pH = 8) hinzugefügt. Das Gesamtvolumen des Reaktionsgemisches
betrug 50 μl. Die Reaktion wurde über Nacht bei
Raumtemperatur fortgesetzt.
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Das
AlexaTM-Flour-488-Hyaluronsäure-Produkt
wurde unter Nutzung einer Membran mit einer mittleren Molemassenausschlussgröße
von 1.000 Da durch Dialyse gegen 800 ml 1 M Natriumchloridlösung
gereinigt, um unumgesetztes AlexaTM Flour 488
quantitativ zu entfernen; es folgte eine dreimalige Dialyse gegen
800 ml Wasser. Danach wurde das Produkt gefriergetrocknet. Es wurden
3,0 mg eines amorphen orangefarbenen Rückstands erhalten, was
einer Ausbeute von 95,6% entspricht.
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Ergebnisse des Ausführungsbeispiels
III:
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Die
starke Absorption des AlexaTM-Hyaluronsäure-Produktes
bei 488 nm und ihre Abwesenheit für Hyaluronsäure
ermöglicht eine einfache Überwachung der Reaktion
durch Hochdruck-Größenausschluss-Chromatographie
(HPSEC). Die unumgesetzte Hyaluronsäure ergibt im HPSE-Chromatogramm
zwei Peaks, wobei der Hauptteil von jedem Peak bei 18 Minuten eluiert.
Der kleine Anteil im HPSE-Chromatogramm der Hyaluronsäure
gemäß 6a kann
auf niedermolekulare Saccharide zurückgeführt
werden. Unter ähnlichen Bedingungen eluiert AlexaTM Flour 488 bei 19 Minuten, wie in 6b sowohl
anhand der Absorption bei 210 nm als auch anhand der Absorption
bei 488 nm gezeigt wird. Das gereinigte Konjugat der Hyaluronsäure
mit AlexaTM Flour 488 zeigt gemäß 6c mehrerer
Peaks bei der Eluation, wobei der Hauptteil der Peaks bei 18 Minuten
auftritt, was dem Verhalten unumgesetzter Hyaluronsäure ähnlich
ist. Alle Anteile im HPSE-Chromatogramm des Produktes zeigen jedoch auch
eine starke Absorption bei 488 nm, was deutlich das Vorhandensein
von AlexaTM Flour 488 innerhalb der Struktur
des Produktes anzeigt.
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Ausführungsbeispiel IV:
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Das
Ausführungsbeispiel IV betrifft die Markierung von niedermolekularer
Hyaluronsäure mit AlexaTM Flour
488. Das Beispiel zeigt die Markierung niedermolekularer Hyaluronsäure
(4,7 kDa), die nur wenige Disaccharidrückstände
enthält. Ähnlich wie das Ausführungsbeispiel
III zeigt AlexaTM Flour 488 die Bildung
eines Amids mit der Carboxylgruppe von Hyaluronsäure bei
Anwendung der Standard-Carbodiimidchemie.
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Das
Verfahren wurde wie folgt durchgeführt: Ähnlich
wie in Ausführungsbeispiel III wurden 0,14 mg EDC [2,0-fachen Überschuss]
und 0,086 mg NHS [die äquimolare Menge] einer Lösung
von 0,84 mg Hyaluronsäure, die 3,85·10–4 mmol bei einem Molekulargewicht
von 4.700 Da entsprechen, in Boratpuffer vom pH 8 hinzugefügt.
Das Reaktionsgemisch wurde 15 Minuten lang bei 5°C gehalten.
Danach wurden 0,25 mg AlexaTM Flour 488,
die 3,9·10–4 mmol entsprechen,
in Boratpuffer vom pH 8 hinzugefügt. Das Gesamtvolumen
des Reaktionsgemisches betrug 50 μl. Die Reaktion wurde über
Nacht bei Raumtemperatur fortgesetzt.
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Das
AlexaTM-Flour-488-Hyaluronsäure-Produkt
wurde unter Verwendung einer Membran mit mittlerer Molmassenausschlussgröße
von 1.000 Da durch Dialyse gegen 800 ml 1 M Natriumchloridlösung
gereinigt, um unumgesetztes AlexaTM Flour
488 quantitativ zu entfernen. Es folgte die dreimalige Dialyse gegen
800 ml Wasser. Als Nächstes wurde das Produkt gefriergetrocknet.
Es wurden 0,8 mg an amorphem orangefarbenen Rückstand erhalten,
die einer Ausbeute von 84,4% entsprechen.
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Ergebnisse des Ausführungsbeispiels
IV:
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Ähnlich
dem Ausführungsbeispiel III eluiert die unumgesetzte niedermolekulare
Hyaluronsäure im HPSEC in Form von zwei Peaks, wobei der
erste Peak gemäß 7a sehr
breit und mit einem Maximum bei 16 Minuten ausgebildet ist. Das
gereinigte Konjugat der niedermolekularen Hyaluronsäure
mit AlexaTM Flour 488 zeigt gemäß 7b ein
sehr ähnliches Muster von Peaks im HPSE-Chromatogramm an,
die im Gegensatz zur Ausgangskomponente auch eine sehr starke Absorption
bei 488 nm liefern. Dies zeigt deutlich die Anwesenheit von AlexaTM Flour 488 innerhalb der Struktur des Produktes
an.
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Ausführungsbeispiel V:
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Das
Ausführungsbeispiel V betrifft die Funktionalisierung von
Heparin durch ein cRGD-Peptid. Die Modifikation von Sacchariden
mit biologisch aktiven Molekülen, wie den zelladhäsiven
Peptid-Sequenzen, sind von hohem wissenschaftlichem und technologischem
Interesse. Exemplarisch beschreibt das folgende Ausführungsbeispiel
die Modifikation des Polysaccharids Heparin mit dem Integrin bindenden
zyklischen RGD-Peptid, welches im Allgemeinen als häufig
angewendeter zelladhäsiver Ligand in der Biomaterialforschung
bekannt ist. Die Peptid-Sequenz ist KYRGD in zyklischer Form (cRGD).
Die Seitenkettenaminogruppe von Lysin wird für die kovalente
Kopplung von cRGD an Heparin-Carboxylgruppen unter jeweiliger Bildung
einer Amid-Bindung genutzt. Aufgrund der Tatsache, dass dieses Peptid sowohl
Carbonsäuren als auch primäre Amin-Gruppen innerhalb
seiner Struktur enthält, ist die kovalente Anlagerung an
Polysaccharide durch die Carbodiimidchemie eine Herausforderung,
da in einem einstufigen Mechanismus durch Nebenreaktionen zwischen
den Carboxyl-Gruppen der Peptide und den Amin-Gruppen von anderen
Peptid-Molekülen unerwünschte Aggregationsprodukte
produziert würden. Um diese Nebenreaktionen zu vermeiden
und die Menge des Peptids, das an ein Polysaccharid gebunden wird,
genau zu kontrollieren, wurde das erfindungsgemäße
zweistufige Konjugationsverfahren angewendet. Im Einzelnen konnte
die stöchiometrische Kopplung von cRGD an Heparin durch
Bildung von Amid-Bindungen zwischen den aktivierten Carboxyl-Gruppen
des Heparins und den Amino-Gruppen der Lysinmoleküle gezeigt
werden. Die Standard EDC-, Sulfo-NHS-Chemie wurde mit 2-fachem Überschuss
der Vernetzungsreagenzien angewendet. Die Menge des Peptids innerhalb
des Heparin-cRGD-Konjugats erwies sich durch die angewandte Chemie
als regulierbar.
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Das
Verfahren wurde wie folgt durchgeführt: 2,71 mg EDC [1,75-facher Überschuss]
und 1,75 mg NHS [1-facher Überschuss (äquimolare
Menge)] wurden zu den Lösungen von sowohl 29 mg als auch 19
mg Heparin (3,85·10–4 mmol)
in Boratpuffer vom pH 8 hinzugefügt. Das Reaktionsgemisch
wurde 20 Minuten lang bei 5°C gehalten. Als Nächstes
wurden 2,5 mg cRGD in Boratpuffer vom pH 8 zu jedem Reaktionsgemisch
hinzugefügt, was jeweils dem zweifachen oder dreifachen Überschuss
von cRGD entspricht. Das Gesamtvolumen der Reaktionsgemische betrug
etwa 100 μl. Die Reaktionen wurden über Nacht
bei Raumtemperatur fortgesetzt. Um jegliches unumgesetztes cRGD
zu entfernen, wurde das cRGD-Heparin-Produkt durch Dialyse gegen
1 M Natriumchloridlösung gereinigt. Es folgte die dreimalige Dialyse
gegen Wasser. Danach wurde das Produkt gefriergetrocknet und es
wurden 28 mg, was einer Ausbeute von 88,9% entspricht, beziehungsweise
18 mg, was einer Ausbeute von 87,2% entspricht, des amorphen weißen
Rückstands erhalten.
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Ergebnisse des Ausführungsbeispiels
V:
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Der
Tyrosin-Aminosäure-Rückstand innerhalb der cRGD-Struktur
hat eine charakteristische Absorption bei 274 nm mit einem Extensionskoeffizienten
von 1405. Diese Absorption des cRGD-Heparin-Produktes bei 274 nm
ermöglicht die Überwachung der Reaktion durch
die Hochdruck-Größenausschluss-Chromatographie
(HPSEC). Das HPSE-Chromatogramm von Heparin hat gemäß 8a nur
einen Peak bei 17 Minuten, der keine wesentliche Absorption bei
274 nm aufweist. Das cRGD eluiert gemäß 8b bei
21 Minuten unter den ähnlichen Bedingungen, liefert aber
eine relativ starke Absorption bei 274 nm.
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Die
Reaktionsgemische liefern gemäß 9a jeweils
drei Hauptpeaks im HPSE-Chromatogramm bei 17, 19 und 21 Minuten,
die im Einzelnen jeweils Heparin (17 Minuten), einem Nebenprodukt niedrigen
Molekulargewichts von EDC und NHS (19 Minuten) und unumgesetztem
cRGD-Peptid (21 Minuten) zugeordnet werden können. Nach
der Reinigung zeigten beide Reaktionsgemische nur einen Hauptpeak
im HPSE-Chromatogramm gemäß 9b mit
der Elutionzeit von 17 Minuten an, was dem Chromatogramm von unumgesetztem
Heparin ähnlich ist. Im Gegensatz zum Heparin lieferten
diese Produkte aber eine stärkere Absorption bei 274 nm, was
auf das Vorhandensein von cRGD innerhalb ihrer Strukturen schließen
lässt.
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Die 10a zeigt ein UV-Vis-Spektrum von unmodifiziertem
Heparin, die 10b ein UV-Vis-Spektrum vom
Heparin-c-RGD-Produkt und 10c ein
UV-Vis-Spektrum von c-RGD-Peptid. Der Gehalt an cRGD-Peptid innerhalb
des durch cRGD modifizierten Heparins (Heparin-cRGD) wird durch
Vergleich der Absorbanz von Lösungen gleicher Molarität
von unmodifiziertem Heparin in 10a einerseits
und dem cRGD-Heparin-Produkt gemäß 10b andererseits bei 274 nm bestimmt. Der Betrag
an cRGD-Peptid im Heparin-cRGD-Produkt (Konjugat) wird unter Anwendung
des Extinktionskoeffizienten von 1405 bei 274 nm von Tyrosin ermittelt.
Durch den Vergleich der berechneten cRGD-Peptid-Molarität
und der Gesamtmasse des Heparin-cRGD-Produktes wird der Gehalt des cRGD-Peptids
innerhalb des cRGD-Heparin-Produktes bestimmt.
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Beide
cRGD-Heparin-Proben, synthetisiert mit zwei- beziehungsweise dreifachem Überschuss des
cRGD-Peptids, zeigten eine starke Absorption bei 274 nm. Die Berechnung
des cRGD-Gehaltes hat gezeigt, dass beide Proben jeweils etwa ein
bis zwei Moleküle cRGD pro Molekül Heparin enthalten.
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LISTE DER ABKÜRZUNGEN
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- DCC
- Dicyclohexylcarbodiimid
- DIC
- Diisopropylcarbodiimid
- EDC
- Ethyl-3-(3-Dimethylaminopropyl)-carbodiimid
- HOAt
- 1-Hydroxy-7-aza-Benzotriazol
- HOBt
- 1-Hydroxy-benzotriazol
(HOBt)
- HPSEC
- Hochdruck-Größenausschluss-Chromatographie
- NHS
- Hydroxysuccinimid
- s-NHS
- Hydroxysulfosuccinimid
- RGD
- steht für
die Aminosäuresequenz Arginin, Glycin und Asparaginsäure
- cRGD
- zyklisches RGD
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - Bioorganic & Medicinal Chemistry
14 (2006) 2300–2313 [0003]
- - Carbohydrate Research 341 (2006) 1253–1265 [0003]
- - J. Biochem. 95 (1984), 197–203 [0003]
- - J. Biochem 110 (1991) 132–135 [0003]
- - Bioorganic & Medicinal
Chemistry 14 (2006) 2300–2313 [0003]