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Die Erfindung betrifft eine Gassackanordnung gemäß Anspruch 1.
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Gassackanordnungen mit einem Gassack, der zum Schutz eines Fahrzeuginsassen im Kollisionsfall aufgeblasen wird, sind aus dem Stand der Technik bekannt.
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Aus der
JP 06 278 559 A ist eine Gassackanordnung mit einem Gassack bekannt, der einen Aufprallbereich mit einem erhöhten Reibungskoeffizienten aufweist. Darüber hinaus beschreibt die
DE 197 20 622 A1 einen Gassack für ein Zweirad, der mit einer an einem Fahrzeugführer anhaftenden Schicht versehen ist.
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Das von der vorliegenden Erfindung zu lösende Problem besteht darin, die Position des aufgeblasenen Gassacks relativ zum zu schützenden Fahrzeuginsassen zu stabilisieren, um den Rückhalt des Fahrzeuginsassen zu verbessern.
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Dieses Problem wird durch die Gassackanordnung mit den Merkmalen gemäß Anspruch 1 gelöst. Weiterbildungen der Erfindung sind in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
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Danach wird eine Gassackanordnung für ein Fahrzeuginsassen-Rückhaltesystem bereitgestellt, die einen zum Schutz eines Fahrzeuginsassen aufblasbaren Gassack aufweist. Zudem umfasst die Gassackanordnung Mittel zum Erhöhen der Reibung zwischen dem Gassack und dem im Kollisionsfall auf den Gassack auftreffenden Fahrzeuginsassen und/oder zwischen dem Gassack und einer benachbart zu dem aufgeblasenen Gassack angeordneten Fahrzeugstruktur, mit der der Gassack im Kollisionsfall in Kontakt kommt, wobei der Gassack einen aufblasbaren Schutzabschnitt aufweist, auf den der zu schützende Fahrzeuginsasse im Kollisionsfall aufprallt, und die Mittel zum Erhöhen der Reibung mindestens ein reibungserhöhendes Element umfassen, das mit dem Schutzabschnitt verbunden ist und wobei sich das reibungserhöhende Element nach dem Aufblasen des Gassacks zwischen dem Fahrzeuginsassen und einer in den Fahrzeuginnenraum eindringenden Fahrzeugstruktur befindet, und wobei das reibungserhöhende Element vom aufgeblasenen Schutzabschnitt des Gassacks so absteht, dass es sich zumindest abschnittsweise nicht zwischen dem Fahrzeuginsassen und dem Schutzabschnitt und nicht zwischen dem Schutzabschnitt und der benachbarten Fahrzeugstruktur erstreckt.
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Die Mittel zum Erhöhen der Reibung sind zusätzlich zu dem eigentlichen Gassack angeordnet, so dass ein (im Vergleich zum Gassack ohne die Mittel) erhöhter Reibungskoeffizient zum Fahrzeuginsassen bzw. zu der benachbarten Fahrzeugstruktur realisiert wird. Durch die erhöhte Reibung wird die Lage des Gassacks insbesondere nach seinem Entfalten relativ zur Position des Fahrzeuginsassen stabilisiert, d. h. einer Relativbewegung zwischen dem Fahrzeuginsassen und dem Gassack wird entgegengewirkt bzw. diese ganz vermieden.
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Insbesondere wird durch die Mittel zum Erhöhen der Reibung ein Reibungskoeffizient (insbesondere ein Gleitreibungskoeffizient) zwischen dem Gassack und dem Fahrzeuginsassen bzw. zwischen dem Gassack und einer zum Gassack benachbarten Fahrzeugstruktur erzeugt, der höher ist als der Reibungskoeffizient zwischen einem Gassackmaterial, das einen aufblasbaren Schutzabschnitt des Gassacks bildet, und dem Fahrzeuginsassen bzw. zwischen dem Gassackmaterial und der Fahrzeugstruktur.
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Mit dem Begriff „Fahrzeuginsasse” bzw. „Fahrzeugstruktur” ist insbesondere ein bestimmtes Material gemeint, das der Fahrzeuginsasse bzw. die Fahrzeugstruktur aufweist.
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Beispielsweise kann sich die „Reibung zwischen dem Gassack und dem Fahrzeuginsassen” auf die Reibung zwischen dem Gassack und einem Baumwollmaterial, mit dem der Fahrzeuginsasse bekleidet ist, beziehen. Der „Schutzabschnitt” des Gassacks ist der zum Schutz des Fahrzeuginsassen aufblasbare Bereich des Gassacks (d. h. der „eigentliche” Gassack, der eine oder mehrere aufblasbare Kammern aufweist), auf den der Fahrzeuginsasse im Kollisionsfall aufprallen soll und der Aufprallenergie dissipieren kann. Die Mittel zum Erhöhen der Reibung sind zusätzlich zu dem Schutzabschnitt vorhanden und dienen insbesondere ausschließlich zur Reibungserhöhung.
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In einer Ausgestaltung der Erfindung weisen die Mittel zum Erhöhen der Reibung eine am Gassack angeordnete reibungserhöhende Lage auf. Beispielsweise umfasst die reibungserhöhende Lage Gummi oder ein Klettmaterial oder sie ist gummiartig gestaltet. Insbesondere ist die reibungserhöhende Lage so gestaltet, dass sie eine gegenüber der unbeschichteten Gassackoberfläche erhöhte Rauhigkeit aufweist.
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Das reibungserhöhende Element ist an einem Gassackmaterial, das den aufblasbaren Schutzabschnitt des Gassacks begrenzt, angeordnet. Das reibungserhöhende Element weist z. B. eine oder mehrere Gewebelagen auf, beispielsweise aus einem Gassackmaterial, die mit einer reibungserhöhenden Beschichtung versehen sind.
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Beispielsweise ist das reibungserhöhende Element ein flächiges, insbesondere aus einem Gewebe gebildetes Materialstück, das eine gegenüber dem Gassackmaterial des Schutzabschnittes erhöhte Reibung zum Fahrzeuginsassen bzw. zu einer Fahrzeugstruktur aufweist und das über Verbindungsmittel (z. B. eine Nähnaht oder eine Klebnaht) mit dem Schutzabschnitt verbunden ist. Es ist aber auch denkbar, dass das reibungserhöhende Element aus einem Stück mit dem übrigen Gassack (dem Schutzabschnitt) ausgebildet ist, d. h. zwar aus demselben Gassackmaterial wie der Schutzabschnitt des Gassacks besteht, aber zusätzlich mit einer reibungserhöhenden Beschichtung und/oder Imprägnierung versehen ist.
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Zumindest mit einem Abschnitt erstreckt sich das reibungserhöhende Element über den Schutzabschnitt des Gassacks hinaus und verläuft beispielsweise entlang zumindest eines Abschnittes des äußeren Umfanges des Schutzabschnittes.
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Gemäß einer anderen Variante verläuft das reibungserhöhende Element – bezogen auf den im Fahrzeug eingebauten Zustand der Gassackanordnung – zumindest abschnittsweise vor dem aufgeblasenen Schutzabschnitt des Gassacks (bezogen auf die Fahrzeuglängsrichtung) und/oder oberhalb des aufgeblasenen Schutzabschnitt des Gassacks (bezogen auf die Fahrzeughöhenrichtung). Insbesondere ist das reibungserhöhende Element so angeordnet, dass es sich bei aufgeblasenem Gassack im Bereich einer Schulter und/oder eines oberen Armabschnittes des zu schützenden Fahrzeuginsassen erstreckt.
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Das reibungserhöhende Element kann z. B. nicht aufblasbar gestaltet sein, etwa in Form einer einzelnen Gewebelage. Dies kann auch dann der Fall sein, wenn es mit den Gassacklagen des Schutzabschnittes des Gassacks aus einem Stück ausgebildet ist, wobei z. B. ein Abnäher vorgesehen sein kann, der ein Einströmen von Gas in das reibungserhöhende Element verhindert.
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In einer anderen Variante ist das reibungserhöhende Element so ausgebildet, dass es verglichen mit dem Gassack nur mit einem geringeren Innendruck oder nur abschnittsweise aufblasbar ist. Beispielsweise kann hierfür ein unterbrochener Abnäher oder eine Ventilvorrichtung zwischen Gassack und dem reibungserhöhenden Element vorgesehen sein. Insbesondere ist das reibungserhöhende Element so ausgestaltet, dass es sich bei aufgeblasenem Gassack gut an eine Körperkontur des Fahrzeuginsassen anlegen kann, um eine möglichst Kontaktfläche mit dem Fahrzeuginsassen zu realisieren.
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Denkbar ist auch, dass es sich bei dem reibungserhöhenden Element um ein Materialstück aus unbeschichtetem Gassackgewebe handelt, das allein aufgrund seiner Fläche, die zusätzlich zu dem Schutzabschnitt in Kontakt mit dem Fahrzeuginsassen oder der Fahrzeugstruktur kommt, für eine Erhöhung der Reibung sorgt.
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Die Mittel zum Erhöhen der Reibung sind darüber hinaus insbesondere so beschaffen, dass sich für die Reibung zwischen dem Gassack und dem Fahrzeuginsassen und/oder zwischen dem Gassack und der zu dem aufgeblasenen Gassack benachbart angeordneten Fahrzeugstruktur ein Gleitreibungskoeffizient von wenigstens 0,5 ergibt. Hierbei ist der Gleitreibungskoeffizient als das Verhältnis zwischen einer Gleitreibungskraft, die tangential zu den betrachteten Flächen gerichtet ist, und einer senkrecht zur betrachteten Fläche wirkenden Auflagekraft definiert. Beispielsweise bezieht sich der angegebene Gleitreibungskoeffizient auf die dem Fahrzeuginsassen oder auf die der Fahrzeugstruktur zugewandte Seite des aufgeblasenen Gassacks.
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Insbesondere sind die Mittel zur Erhöhung der Reibung so beschaffen, dass sich zwischen dem Gassack und Baumwolle (d. h. einem Kleidungsstück des Fahrzeuginsassen) ein Gleitreibungskoeffizient von wenigstens 0,5, insbesondere von wenigstens 0,6, 0,7 oder 0,8, ergibt. Insbesondere ergibt sich dieser Gleitreibungskoeffizient zwischen Baumwolle und der Seite des Gassacks, die dem Fahrzeuginsassen zugewandt ist, oder zwischen Baumwolle und einem Bereich des Gassacks, in dem die Mittel zum Erhöhen der Reibung angeordnet sind.
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Die erfindungsgemäße Gassackanordnung ist beispielsweise in einen Sitz, in eine Tür oder in ein Dach eines Kraftfahrzeuges eingebaut.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Figuren näher erläutert. Es zeigen:
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1 ein nicht erfindungsgemäßes Beispiel einer Gassackanordnung; und
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2 ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Gassackanordnung.
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Gemäß 1 weist ein Gassack 1 einer beispielhaften Gassackanordnung Mittel zum Erhöhen der Reibung zwischen dem Gassack 1 und dem durch den Gassack zu schützenden Fahrzeuginsassen 2 (Rumpf 21 und oberer Armabschnitt 22 des Fahrzeuginsassen angedeutet durch gestrichelte Linie) in Form einer reibungserhöhenden Beschichtung 3 auf, die auf einer Seite eines Gassackmaterials aufgebracht ist.
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Die reibungserhöhende Beschichtung 3 sorgt dafür, dass die Reibung zwischen dem Gassack 1 und dem Fahrzeuginsassen im Vergleich zum Gassackmaterial ohne Beschichtung höher ist. Durch die erhöhte Reibung wird einer Relativbewegung zwischen Fahrzeuginsassen und Gassack während oder nach einem Aufprall des Fahrzeuginsassen auf den Gassack entgegengewirkt.
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Im Beispiel der 1 ist die Beschichtung 3 nur in einem oberen Abschnitt des aufgeblasenen Gassacks 1 vorgesehen, so dass sie beim Auftreffen des Fahrzeuginsassen auf den Gassack mit einem Schulterbereich und dem oberen Armabschnitt 22 des Fahrzeuginsassen in Kontakt kommt.
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Als Material für die Beschichtung kommt z. B. Silikon in Frage, das unmittelbar auf das Gassackmaterial des Gassacks 1 aufgetragen wird. In einer anderen Ausgestaltung wird anstelle der Beschichtung ein mit dem Gassack 1 verbundenes reibungserhöhendes Element verwendet, das aus einem mit einer reibungserhöhenden Beschichtung versehenen Trägermaterial besteht.
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Obwohl in 1 nur der obere Bereich des Gassacks 1 mit der reibungserhöhenden Beschichtung versehen ist, ist auch denkbar, dass zusätzlich oder alternativ andere Bereiche des Gassacks mit einer reibungserhöhenden Beschichtung oder einem sonstigen reibungserhöhenden Mittel versehen sind. Es ist insbesondere auch möglich, dass die gesamte Oberfläche des Gassacks oder zumindest die im aufgeblasenen Zustand dem Fahrzeuginsassen zugewandte Seite des Gassacks mit einem reibungserhöhenden Mittel, insbesondere in Form einer Beschichtung, versehen ist.
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Auch kann der in 1 gezeigte Gassack zusätzlich oder alternativ auf der dem Fahrzeuginsassen abgewandten, d. h. beispielsweise der Türinnenseite des Fahrzeugs zugewandten, Seite mit einer reibungserhöhenden Beschichtung versehen sein.
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Ein Ausführungsbeispiel für eine erfindungsgemäße Gassackanordnung zeigt 2. Danach ist ein Schutzabschnitt 12 des Gassacks 1 mit einem reibungserhöhenden Element in Form einer beschichteten Gewebelage 4 verbunden. Die Verbindung erfolgt entlang eines Teilabschnittes eines äußeren Umfanges des Schutzabschnittes 12, wobei ein Rand der Gewebelage 4, der der oberen Kontur des Schutzabschnittes angepasst ist, mit dem Schutzabschnitt verbunden, z. B. vernäht oder verklebt, ist.
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Die Gewebelage 4 steht vom Schutzabschnitt 12 nach oben und zum Teil nach vorne ab (bezogen auf die Vorwärtsfahrtrichtung bzw. die Fahrzeughöhenrichtung), so dass sie sich nicht zwischen dem aufgeblasenen Schutzabschnitt und den auf den Schutzabschnitt aufprallenden Fahrzeuginsassen 2 erstreckt.
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Insbesondere erstreckt sich die Gewebelage 4 so vom Schutzabschnitt weg, dass sie bei aufgeblasenem Gassack mit einer Schulterregion und einem oberen Armabschnitt des Fahrzeuginsassen 2 in Berührung kommt und dadurch diese Körperpartien des Fahrzeuginsassen über die reibungserhöhende Gewebelage 4 gewissermaßen an dem Gassack 1 fixiert werden. Genauer weist die Gewebelage 4 einen hinteren Abschnitt 41 auf, der sich oberhalb des Schutzabschnitts 12 von dessen hinteren Rand bis zu einer schräg nach unten verlaufenden Vorderseite 11 des Schutzabschnittes 12 erstreckt. Vor dem hinteren Abschnitt 41 der Gewebelage 4 erstreckt sich ein vorderer Abschnitt 42, der angepasst an die Vorderseite 11 des Schutzabschnitts 12, zum Teil schräg nach unten verläuft und so dem Armverlauf des im Fahrzeugsitz sitzenden Fahrzeuginsassen angepasst ist.
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Nach dem Aufblasen des Gassacks befindet sich die Gewebelage 4 zwischen dem Fahrzeuginsassen und einer in den Fahrzeuginnenraum eindringenden (nicht dargestellten) Fahrzeugstruktur (z. B. einer Fahrzeugtür oder eines sonstigen Teiles einer Fahrzeuglängsseite), beispielsweise ist die Gewebelage zwischen dem Fahrzeuginsassen und der Fahrzeugstruktur eingeklemmt. Der Fahrzeuginsasse liegt etwa mit seiner Schulter oder seinem Arm über die Gewebelage 4 an der Fahrzeugstruktur an, so dass der Gassack 1 einerseits relativ zum Fahrzeuginsassen und andererseits relativ zur Fahrzeugstruktur fixiert ist.
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Zusätzlich zu der Gewebelage 4 kann eine reibungserhöhende Beschichtung an dem Schutzabschnitt des Gassacks vorhanden sein.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Gassack
- 2
- Fahrzeuginsasse
- 3
- Beschichtung
- 4
- Gewebelage
- 11
- Vorderseite
- 12
- Schutzabschnitt
- 21
- Torso des Fahrzeuginsassen
- 22
- oberer Armabschnitt Fahrzeuginsassen
- 41
- hinterer Abschnitt
- 42
- vorderer Abschnitt