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Die
Erfindung betrifft die Verwendung von Hopfen zur Herstellung eines
Teeaufgusses gemäß Patentanspruch 1 sowie einen
entsprechenden Hopfentee nach Anspruch 5.
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Zum
Hintergrund der Erfindung soll kurz auf die Geschichte von Tee sowie
unterschiedliche Teearten und für die Gesundheit relevante
Eigenschaften von Tee eingegangen werden.
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So
stammt Tee ursprünglich aus China und wurde dort vor circa
4700 Jahren zum ersten Mal erwähnt. Anfang des 17. Jahrhunderts
kamen die Europäer erstmals in den Genuss von Tee. Zuerst
führten ihn holländische Kaufleute ein, im Jahr
1669 begannen die Engländer mit dem Import ihres heutigen
Nationalgetränks. Tee im engeren Sinn ist all das, was von
den Teestrauchgewächsen (Theaceae) abstammt.
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Kräutertees
dagegen sind Aufgussgetränke aus Kräutern und
Pflanzenteilen wie z. B. Pfefferminze, Salbei oder Kamille. Da sie
viele Vitamine und Mineralstoffe enthalten, können sie
positive gesundheitliche Wirkungen haben. Schon seit der Antike werden
Kräutertees wegen ihres wohltuenden Einflusses auf die
Nerven und inneren Organe geschätzt und empfohlen.
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Im
Handel erhältlich sind nun Kräutertees, die aus
Hopfen (Humulus lupulus) bestehen oder diesen enthalten. Ein Aufguss
mit Hopfen ergibt einen herb-würzigen Tee. Gemäß Rezeptur
sollte beispielsweise ein Teelöffel (0,4 g) Hopfen mit
150 ml Wasser überbrüht werden. Nach 15 Minuten
werden die Hopfenbestandteile ausgesiebt und der Tee ist genussfertig.
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Zum
Erhalt empfindlicher Inhaltstoffe sollte der Tee immer frisch zubereitet
werden.
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Der
Hopfentee eignet sich besonders zum Genuss während entspannender
Abendstunden. Hopfen besitzt eine sedative Wirkung und ist als Schlaf-
oder Beruhigungsmittel bekannt. Deshalb werden Teeaufgüsse
mit Hopfen als Hilfsmittel bei Nervosität, Angstzuständen,
Depressionen oder Einschlafstörungen verwendet.
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Ein
weiterer positiver Effekt von Hopfentee wird durch dessen Polyphenole
erzielt. Polyphenole sind aromatische Verbindungen, die zwei oder
mehr direkt an den aromatischen Ring gebundene Hydroxylgruppen enthalten
und zu den sekundären Pflanzenstoffen gerechnet werden.
Natürliche Polyphenole sollen die Pflanze vor Fressfeinden
schützen oder Insekten zur Bestäubung anlocken.
Weiterhin sind Polyphenole Grundbausteine wichtiger Biopolymere. Viele
Polyphenole gelten als gesundheitsfördernd. Auch die Hopfenpolyphenole
besitzen nachgewiesen antioxidative, antiinflammatorische und anticancerogene
Eigenschaften und zeichnen sich durch eine gute Löslichkeit
im Heißwasser aus. Ein Großteil der Polyphenole
ist also nach der Aussiebung der ungelösten Hopfenbestandteile
im fertigen Teewasser wieder zu finden.
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Durch
die antioxidativen Eigenschaften der Polyphenole besitzt der getrocknete
Hopfen eine gute Haltbarkeit. Ebenso kann durch Zumischung von Hopfen
in Teemischungen deren Lagerfähigkeit verbessert werden.
Hopfen dient somit als natürlicher Ersatz von Antioxidationsmitteln.
Ernährungsphysiologisch wird Hopfentee wegen seiner antibakteriellen Wirkung
bei Verdauungsbeschwerden zum Durchspülen des Verdauungstraktes
empfohlen.
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Bekannt
für seine anticancerogenen Eigenschaften ist das Polyphenol
Xanthohumol. Xanthohumol zeigt sich z. B. wirksam gegen Dickdarm-,
Brust-, Eierstock-, Prostatakrebs und Leukämiezellen. Es
ist zu erwarten, dass diese positiven Effekte auch in den Hopfentee übergehen.
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Ein
altes Heilmittel stellt die Behandlung von kleineren, äußeren
Verletzungen mit abgekochten oder aufgebrühten Hopfen dar.
Der Sud wirkt antibakteriell. Wegen der antiinflammatorischen Eigenschaften
von Hopfen gehen Schwellungen zurück.
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Hopfen
enthält mit 8-Prenylnaringenin ein Phytoöstrogen.
Phytoöstrogene sind sekundäre Pflanzenstoffe und
haben strukturelle Ähnlichkeiten mit dem weiblichen Sexualhormon Östrogen.
Diese Ähnlichkeit ermöglicht eine Bindung des
8-Prenylnaringenin an Östrogenrezeptoren, wodurch eine östrogene
oder auch antiöstrogene Wirkung erzielt werden kann. Durch
die empfängnisverhütende östrogene Wirkung üben
pflanzliche Phytoöstrogene einen negativen Einfluss auf
die Fruchtbarkeit der Fressfeinde aus. Dies ist allerdings nur ein ökologischer Sekundäreffekt,
da er die Pflanze selbst nicht vor dem Fressfeind schützt.
Die tatsächlich biologische Bedeutung liegt deshalb in
der Eigenart dieser Verbindungen als Farb-, Gerb- und Bitterstoff.
Viele Phytoöstrogene sind zudem Biozide: Sie schützen
die Pflanze vor Pilzen und Bakterien.
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Im
Falle des 8-Prenylnaringenin in Hopfen wurden positive Einflüsse
auf Menstruations- und Wechseljahrbeschwerden nachgewiesen. Auch
steht der Mangel körpereigener Hormone im Zusammenhang
mit dem Auftreten von Osteoporose-Erkrankungen. Die menschlichen
Hormone könnten durch pflanzliche Östrogene wie
dem 8-Prenylnaringenin im Hopfentee ersetzt werden und eine Vorbeugung von
Osteoporose bei Frauen in der Menopause mit Hilfe des Phytoöstrogens
wäre denkbar.
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Zur
Herstellung von Hopfentees werden üblicherweise getrocknete
Hopfendolden verwendet. Hopfen enthält drei wesentliche
Wirkstoffgruppen:
Die bitteren Hopfenharze, das aromareiche
Hopfenöl und die Polyphenole (Hopfengerbstoffe). Hopfenprodukte
sind hauptsächlich zur Bierbereitung im Gebrauch. Dabei
spielt besonders der Gittergeschmack und das Aroma eine wichtige
Rolle. Ein zu bitteres Aroma im Tee ist jedoch geschmacklich unerwünscht.
Dies schränkt den Einsatz und die Konzentration von unbehandelten
Hopfen in Teemischungen stark ein.
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Aus
dem Stand der Technik ist es in diesem Zusammenhang bekannt, zur Überdeckung
des bitteren Geschmacks von Hopfentee besser schmeckende Drogen,
wie Baldrian, Melissenblätter, Lavendelblüten
oder Passionsblumenkraut zuzumischen (siehe Internet-Seiten http//www.gruenetherapie.com/indikationen/physisch/bi_imsomnia.htm und http://arzneipflanze-hopfen.de/index.php?lang=de&folder=wissen...).
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Die
große Bandbreite der Verwendung von Hopfenprodukten wird
schließlich durch die
DE 696 29 117 T2 oder die
DE 691 31 296 T2 dokumentiert, wobei
diese Druckschriften sich nicht auf die Herstellung von Hopfentees
beziehen.
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Ausgehend
von den geschilderten Problemen des Standes der Technik liegt der
Erfindung nun die Aufgabe zugrunde, eine geschmacklich akzeptable
Darreichungsform von Hopfentee anzugeben.
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Diese
Aufgabe wird laut Kennzeichnungsteil der Ansprüche 1 bzw.
5 dadurch gelöst, dass entbitterter Hopfen bei der Herstellung
eines Teeaufgusses als Basismaterial oder Beimischung dazu verwendet wird.
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Ein
Entzug der Gitterstoffe aus dem Hopfen ermöglicht durch
die starke Reduktion geschmacklich unerwünschter Auswirkungen
die problemlose Verwendung von Hopfen in Teemischungen. Diese Erkenntnis
hat umso überraschender bisher keinen Einzug in die Nahrungsmittelbranche
gefunden, als dass bei der Herstellung von Hopfenextrakten für
die Bierherstellung jährlich große Mengen an entbittertem
Hopfenrückstand anfallen und verworfen werden.
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Damit
die Hopfenprodukte zur Weiterverarbeitung unbedenklich verwendbar
sind, eignen sich zur Extraktion von Hopfen solche Lösemittel,
die sowohl im Hopfenextrakt als auch im extrahierten Hopfen keine
bedenklichen Rückstände hinterlassen.
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Gerbstoffreiche,
entbitterte Hopfenprodukte erhält man z. B. als Hopfenrückstand
bei der Extraktion der Bitter- und Aromakomponenten für
die Brauindustrie aus Hopfen mit Lösemitteln. Dazu eignen sich
besonders unpolare Lösemittel wie z. B. flüssiges
oder überkritisches CO2, die zwar
Bitter- und Aromastoffe, aber keine Polyphenole lösen.
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Als
Darreichungsform bietet sich der entbitterte Hopfentee sowohl in
offener Form als auch eingefüllt in Teebeutel an.
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Weitere
Merkmale, Einzelheiten und Vorteile der Erfindung insbesondere im
Hinblick auf die Herstellung, Aufbereitung zur Darreichung und Zubereitung
eines entsprechenden Hopfentees ergeben sich aus der folgenden Beschreibung
eines Ausführungsbeispiels anhand der beigefügten
Zeichnung. Diese
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1 zeigt
ein Diagramm der Hopfenextraktion.
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Grundsätzlich
werden Doldenhopfen vor der Extraktion von Schwergut gereinigt,
grob vermahlen und pelletiert. Nach der Abkühlung werden
die Pellets verwogen und in flexible Container eingefüllt. Diese
Container werden zur jeweiligen Extraktionsanlage befördert,
die Pellets werden direkt in die Extraktionsbehälter eingeleert.
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Die
Extraktion läuft wie folgt ab: Unter überkritischen
CO2-Bedingungen bei 250 bar und 50°C durchströmt
das Lösemittel Kohlendioxid die Schüttung der
Hopfenpellets und belädt sich mit den wertgebenden Bestandteilen,
die beispielsweise für die Bittere des Bieres gebraucht
werden (α- und β-Säuren). In der nachfolgenden
Abscheidestufe werden bei niedrigem Druck die zuvor gelösten
Bestandteile vom Lösemittel abgetrennt und aus dem Druckbehälter
ausgeschleust. Bei Bedarf lässt sich durch eine stufenweise
Absenkung des Druckes der Extrakt in Fraktionen mit unterschiedlichen
Zusammensetzungen auftrennen. In einer ersten Stufe bei höherem Abscheidedruck
erhält man auf diese Weise eine ölarme, aber Alphasäuren
reiche Fraktion, während bei niedrigerem Druck in der nächsten
Stufe eine ölreiche Fraktion gewönnen werden kann.
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Mit
der Pumpe 1 wird das aus einem CO2-Tank 2 zur
Verfügung stehende Flüssig-CO2 auf Extraktionsdruck
und im nachgeschalteten Heizwärmetauscher 3 auf
die Extraktionstemperatur von z. B. 80°C gebracht. Anschließend
durchströmt das CO2 die Hopfenpelletschüttung
im Extrakti onsbehälter 4, es reichert sich hier
mit Hopfenharz und -öl an. Die homogene CO2/Extraktmischung
zerfällt durch Temperatur-Erniedrigung und Druckminderung
im Wärmetauscher 5 und CO2-Verdampfung
in eine CO2-Dampf- und eine Extraktphase
der 1. Stufe, die sich im Abscheider 6 der ersten Stufe
trennen. Dies kann in einer zweiten Extraktionsstufe mit einem Wärmetauscher 7 und
einem Abscheider 8 wiederholt werden.
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Der
gewonnene Harzextrakt kann aus dem Prozess in flüssiger
Form entnommen werden, während das CO2-Gas
im Prozess verbleibt. Letzteres erfährt im Kondensator 9 eine
Phasenveränderung zu Flüssig-CO2.
Es steht als unbeladenes CO2 wieder für
den Extraktionskreislauf zur Verfügung und tritt erneut
in die Pumpe 1 ein.
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Der
Extraktionsrückstand (Hopfentreber) stellt einen entbitterten
Hopfentee dar, der außer den oben angegebenen α-
und β-Säuren sowie den Aromaölen alle
anderen Inhaltsstoffe (Polyphenole, Proteine, Zucker, Mineralstoffe)
in unveränderter Form enthält. Dieser Hopfentee
wird aus dem Extraktionsbehälter abgesaugt, nachdem der
Behälter entspannt worden ist. Durch den Extraktionsvorgang zerfallen
die Pellets zu Pulver, welches zur Erhöhung der Schüttdichte
wiederum pelletiert wird.
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Ein
derart hergestellter, entbitterter Hopfen kann pur zur Teebereitung
verwendet werden. Ein Aufguss damit ergibt einen herb-würzigen
Tee. Gemäß Rezeptur ist ein Teelöffel
(0,4 g) Hopfen mit 150 ml Wasser zu überbrühen.
Nach 15 Minuten werden die Hopfenbestandteile ausgesiebt und der
Tee ist genussfertig.
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Die
empfohlene Dosis von drei Tassen Hopfentee täglich ist
nun mit mehr Genuss zu trinken. Zudem liegen nun durch den Entzug
der Gitterstoffe die Polyphenole und Phytoöstrogene konzentrierter vor.
Dadurch steigt der positive ernährungsphysiologische Einfluss
pro Tasse Tee.
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Neben
dem puren Genuss ist ferner eine Erhöhung des Hopfenanteils
in Kräuterteemischungen ohne geschmacklich negative Auswirkungen
möglich. Auch eine Anwendung mit Zugabe von natürlichen
Aromen zum entbittertem Hopfen ist denkbar. Der entbitterte Hopfen
liegt bereits in getrockneter und zerkleinerter Form vor. Somit
sind eine Untermischung, eine Auftragung von Aromen oder eine Abfüllung
für den Endverbraucher herstellerseitig einfach zu handhaben.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 69629117
T2 [0016]
- - DE 69131296 T2 [0016]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - http//www.gruenetherapie.com/indikationen/physisch/bi_imsomnia.htm [0015]
- - http://arzneipflanze-hopfen.de/index.php?lang=de&folder=wissen [0015]