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1. Technisches Fachgebiet der Erfindung
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Die
asymmetrische Hydrierung spielt eine wichtige Rolle für
die Herstellung von chiralen Komponente und Intermediaten für
viele Industriezweige. Zum Beispiel stellt die asymmetrische Hydrierung
einen Schüsselschritt der Produktion von Pharmaka wie L-DOPA,
Naproxen oder β-Lactam dar. Weitere Einsatzbereiche der
asymmetrischen Hydrierung sind die Produktion von Agrochemikalien – wie
z. B. Metolachlor –, die Produktion von Nahrungsmittelzusätzen – wie
z. B. Aspartam, die Produktion von Duftstoffen oder die Produktion
von Feinchemikalien.
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Die
asymmetrische Hydrierung wird heute nach dem Stand der Technik als
katalytische Reaktion an Übergangsmetallkomplexen des Nickels,
Platins, Palladiums, Iridiums, Rhodiums oder Rutheniums durchgeführt,
wobei fast ausschließlich homogen gelöste Metallkomplexe
eingesetzt werden, die mit chiralen, enantiomeren-reinen Liganden
modifiziert sind. Technisch interessante Katalysatoren für die
asymmetrische Hydrierung müssen die hydrierende Bildung
eines der beiden möglichen Enantiomere in möglichst
hohem Überschuss bewirken, da nur so die sehr aufwendige
und kostspielige Trennung der enantiomeren Produkte vermieden werden kann.
Die asymmetrische Hydrierung wird allgemein als Reaktion mit einer
sehr komplexen Selektivitätproblematik betrachtet, da sich
das gewünschte und das unerwünschte Enantiomer
in der Regel nur durch die Anordnung der gleichen Substituenten
an einem Kohlenstoffatom unterscheiden und beide Enantiomere in
achiraler Umgebung die gleichen physiko-chemischen Eigenschaften
besitzen.
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2. Problemstellung
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Nach
dem Stand der Technik werden in der Industrie asymmetrische Hydrierreaktionen
in homogener Flüssigphasenreaktion durchgeführt.
Dabei kommen in der Regel batch-weise betriebene Hydrierreaktoren
oder Hydrierautoklaven zum Einsatz. Nach der Reaktion müssen
die Produkte durch thermische, extraktive oder chromatographische
Verfahren vom Lösungsmittel und vom gelösten chiralen Übergangsmetallkomplex
abgetrennt werden. Diese Verfahren führen in der Regel
zum Verlust oder zur Zersetzung des chiralen übergangsmetallkomplexes und
sind außerdem apparativ aufwendig und kostenintensiv.
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Ein
technischer Ansatz, der den Einsatz eines Lösungsmittels
vermeidet, ist die Durchführung einer katalytischen Reaktion
in Form einer kontinuierlichen Gasphasenreaktion mit einem festen
oder mit einem auf einem Feststoff immobilisierten Katalysator.
Dabei werden die gasförmigen Reaktanden im Reaktor mit
dem festen oder mit einem auf einem Feststoff immobilisierten Katalysator
kontaktiert und dort zur Reaktion gebracht. Nach der Reaktion verlässt
das gasförmige Produktgemisch den Reaktor und wird abgekühlt.
Dabei kondensiert das Produkt in lösungsmittelfreier Form
aus und kann unmittelbar weiter verarbeitet werden. Ein besonderer
Vorzug dieses technischen Ansatzes ist die Tatsache, dass der feste
oder der auf einem Feststoff immobilisierte Katalysator in sehr
einfacher Weise kontinuierlich vom gasförmigen Produktstrom
abgetrennt werden kann. Der abgetrennte Katalysator kann auch in
anderen Reaktoren wieder verwendet werden. Durch die dauerhafte
kontinuierliche Verwendung oder die mehrfache Wiederverwendung der
teuren chiralen Übergangsmetallkomplexe kann eine deutliche
Kostenreduktion bei Gasphasenreaktionen gegenüber homogenen
Reaktionen in der Flüssigphase realisiert werden.
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Leider
ist es nach heutigem Stand der Technik nicht möglich, asymmetrische
Hydrierungsreaktionen in effizienter Form in Form einer kontinuierlichen
Gasphasenreaktion durchzuführen. Dies liegt in der Tatsache
begründet, dass die asymmetrische Hydrierungsreaktion außerordentlich
hohe Ansprüche an Struktur und Eigenschaften des katalytisch
aktiven Zentrums stellt, damit dieses die Bildung eines der beiden
physiko-chemisch sehr ähnlichen Enantiomere ganz deutlich
bevorzugen kann. Versuche der Vergangenheit, asymmetrische Hydrierkatalysatoren in
fester oder immobilisierter Form in einer kontinuierlichen Gasphasenreaktion
einzusetzen scheiterten außerdem an der mangelnden thermischen
Stabilität der immobilisierten oder festen chiralen Katalysatoren,
an schädlichen Komplex-Träger Wechselwirkungen
oder an der thermischen Zersetzung der Edukte oder Produkte unter
den Bedingungen der katalytischen Reaktion.
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3. Stand der Technik
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Eine
erste Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung
einer katalytischen, asymmetrischen Hydrierreaktion im Gasphasenkontakt
ist die Bereitstellung eines festen oder eines auf einem Festkörper
immobilisierten chiralen und enantiomeren-reinen Hydrierkatalysators.
Dem Stand der Technik sind zur Immobilisierung von homogenen Übergangsmetallkomplexen
für die asymmetrische Hydrierung unterschiedliche Verfahren
bekannt.
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Ein
erstes Verfahren befasst sich mit der Verankerung von chiralen Metallkomplexen
an verschiedenen Polymergerüsten. Bayston et al.,
J. Org. Chem., 1998, 63, 3137-3140, und Ohkuma
et al., Adv. Synth. Catal., 2001, 343, 369-375, offenbarten beispielsweise
die Verknüpfung von BINAP-Ruthenium-Komplexen mit Polystyrol
und konnten die gebildeten Feststoffe in Testreaktion mit verschiedenen flüssigen
Substraten (β-Keto-Ester, Itakonsäure und Dehydroaminosäure)
in Form von gas (Wasserstoff) – flüssig (Substrat) – fest
(Ru-BINAP auf Polystyrol) – Reaktionen einsetzen. Der Katalysator
konnte nach der Reaktion abfiltriert und insgesamt zwölfmal
erneut eingesetzt werden. In einem weiteren Ausführungsbeispiels
dieses Verfahrens offenbarten Hérault et al., J.
of Mol. Catal. A: Chem., 2002, 182-183, 249-256, die erfolgreichen
Synthese eines an Polyvinylpyrrolidon verankerten Liganden, den
sie in der asymmetrische Hydrierung von Acetophenon in Form einer
gas-flüssig-fest-Reaktion einsetzten.
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Ein
zweites Verfahren zur Immobilisierung von homogenen Übergangsmetallkomplexen
für die asymmetrische Hydrierung befasst sich mit der Immobilisierung
der homogenen Übergangsmetallkatalysatoren auf anorganischen,
porösen Trägern. In zahlreichen Ausführungsbeispielen
dieses Verfahrens wurde zum Beispiel die Immobilisierung homogener Übergangsmetallkomplexe
auf Silika beschrieben. 1999 offenbarten Yin et al., J.
of Mol. Catal. A: Chem., 1999, 147, 93-98, beispielsweise
die Herstellung von Silika geträgerten Chitosan-Palladium-Komplexen.
Bei Testreaktionen in Form von gas-flüssig-fest Reaktionen
zur Hydrierung aromatischer Ketonen – z. B. von Acetophenon
und Propiophenon – und zur Hydrierung aliphatischen Ketone – z.
B. von Methylbutanon und Methylpentanone – konnten Enantiomerenüberschüsse
von 99,1% erreicht werden. Liu et al., Polym. Adv. Technol.,
2002, 13, 210-215, beschrieben die asymmetrische Hydrierung
von 2-Butanon und Itakonsäure mit Silika geträgerten Methylcellulose-Oxalsäure
Pt-Komplexen ebenfalls in Form einer gas-flüssig-fest-Reaktion.
Der geträgerte Komplex konnte viermal von der Reaktionslösung
abfiltriert und erneut in frischem Substrat dispergiert werden.
Allerdings wurde bereits über vier Reaktionszyklen ein
Rückgang des Enantiomerenüberschusses von absolut
13% beobachtet. Kesanli et al., Chem. Commun., 2004, 2284-2285,
untersuchten Ru-BINAP- Katalysatoren, die auf mesoporösen Silika
verankert waren. Diese konnten erfolgreich in der Hydrierung von β-Keto-Ester
in Form von gas-flüssig-fest-Reaktionen über fünf
Zyklen eingesetzt werden. Dabei zeigte der immobiliserte Katalysator
im fünften Zyklus einen um absolut 16% geringeren Enantiomerenüberschuss
als im ersten Versuch. Wagner et al., Journal of Catalysis,
2001, 203, 150-156, offenbarten die Trägerung
von Rhodium basierten Komplexen auf Zeolithmaterialen (Al-MCM-41).
Die Systeme wurden in Form von gas-flüssig-fest-Reaktionen
zur Hydrierung von Dimethylitaconat eingesetzt. P. N. Liu
et al., Chem. Commun., 2004, 2070-2071, verglichen die
Immobilisierung von chiralen Rutheniumkomplexen auf Zeolithträgern
mit der Immobilisierung der gleichen Komplexe auf Silikagel und
SBA-15-Trägern.
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Ein
weiteres bekanntes Verfahren zur Immobilisierung von homogenen Übergangsmetallkomplexen
für die asymmetrische Hydrierung befasst sich mit der Verankerung
von chiralen Komplexen an polymeren Liganden. Halle et al.,
Tetrahedron Letters, 2000, 41, 3323-3326, offenbarten beispielsweise
die Polymerisation von BINAP mit Diisocyanaten zu poly-NAP und den
Einsatz dieser Liganden in der Ruthenium katalysierten Hydrierung
von 2-Arylacrylsäure in Form einer gas-flüssig-fest-Reaktion.
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Weiterhin
ist dem Stand der Technik das Verankern von homogenen Katalysatoren
in Flüssigkeitsfilmen grundsätzlich bekannt, die
ihrerseits auf poröse Trägermaterialien aufgebracht
worden sind. Allerdings ist für eine solche Vorgehensweise
eine äußerst geringe Löslichkeit des
flüssigen Immobilisierungsfilms in der flüssigen
Reaktionsmischung notwendig, wenn die Reaktion in Form einer gas-flüssig-fest-Reaktion
durchgeführt wird. Vankelecom et al., Journal of
Membrane Science, 1999, 158, 289-297, offenbarten mit Polydimethylsiloxanfilmen beschichtete,
poröse Trägern, die später von Wolfson
et al., Chem. Commun., 2002, 388-389, mit chiralen Rhodiumkomplexen
beladen wurden und für die katalytische Hydrierung von
Methyl-2-acetamidoarcylat in Form einer gas-flüssig-fest-Reaktion
eingesetzt wurden.
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Seit
dem Jahr 2002 sind dem Stand der Technik sogenannten Supported Ionic
Liquid Phase(SILP)-Katalysatorsysteme bekannt. Dabei handelt es
sich um Systeme, bei denen ein sehr dünner Film einer ionischen
Flüssigkeit, die eine gelöste, katalytisch aktive
Komponente enthält, auf einen Träger mit hoher
Oberfläche aufgebracht wird und der homogen gelöste
Katalysator auf diese Weise auf einen Festkörper immobilisiert
wird.
Mehnert et al. offenbarte in
WO 2002098560 erstmals dieses Konzept,
das sich von früheren SILP-Alkylierungssystemen nach
Sherif
et al.,
WO 9903163 ,
1999, darin unterscheidet, dass in der ionischen Flüssigkeitsphase
ein homogenen gelöster Übergangsmetallkomplex
gelöst ist. In Form von gas-flüssig-fest Reaktionen
wurden SILP-Katalysatorsysteme bereits in der katalytischen Hydroformylierung –
Mehnert
et al., J. Am. Chem. Soc., 2002, 124, 44 –, in
der katalytischen Hydrierung –
Mehnert et al.,
Chem. Commun., 2002, 3010 –, in der katalytischen
Heckreaktion –
Hagiwara et al., Org. Lett., 2004,
6, 2325 –, in der katalytischen Hydroaminierung –
Breitenlechner
et al., J. Mol. Catal. A: Chem., 2004, 214, 175 –,
in der katalytischen Synthese von aromatischen Aminen – Wie
et al.,
CN 101045213 ,
2007 – und in der katalytischen Dihydroxylierung von Alkenen – Wie
et al.,
CN 101073783 – beschrieben.
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Wolfson
et al. offenbarten in Tetrahedron Letters, 2003, 44, 1195-1198 erstmals
den Einsatz eines SILP-Systems in der asymmetrischen Hydrierung
in Form einer gas-flüssig-fest-Reaktion. Das SILP-System,
bestehen aus dem Träger Poly(diallyldimethylammonium)chlorid,
der ionische Flüssigkeit [BMIM][PF6]
und Rhodium/Ruthenium-Übergangsmetallkomplexen wurde in
der Hydrierung von 2-Cyclohexen-1-on, 1,3-Cyclooctadien und Methylacetoacetat
erfolgreich eingesetzt. Weitere SILP-Systeme für die asymmetrischen
Hydrierung in Form einer gas-flüssig-fest-Reaktion offenbarten Xiao-Jie
et al., Proceedings of International Forum an Green Chemical Science & Engineering and
Process Systems Engineering, Tianjin, China, Oct. 8–10,
2006, 1, 195-198. Bei der beschriebenen Katalysatorpräparation
wird gemäß Catalysis Communications, 2008,
9, 1891-1893 der Träger mit der ionischen Flüssigkeit 1-Methyl-3-(3-triethoxysilylpropyl)imidazoliumtetrafluroborate
chemisch umgesetzt und der resultierende Imidazolium-modifizierte
Träger anschließend mit einem dünnen
Film an [BMIM][BF4] und dem darin gelösten
Rutheniumkomplex beschichtet. Der so erhaltene heterogenisierte
Katalysator wurde in der Hydrierung von Acetophenon im Lösungsmittel
Isopropanol eingesetzt. Der SILP-Katalysator wurde in fünf hintereinander
folgenden Zyklen eingesetzt und zeigte dabei einen starken Rückgang
der Reaktivität bei etwa gleichbleibenden Enantiomerenüberschüssen von
rund 75%. Auch Fow et al., Journal of Molecular Catalysis
A: Chemical, 2008, 279, 239-247, offenbarten eine SILP-katalysierte
Hydrierung in Form einer gas-flüssig-fest-Reaktion. Dabei
wurde Acetophenon gelöst in Hexan mit Rhodium und Ruthenium
basierten SILP-Systemen umgesetzt, die den chiralen Liganden BINAP
und Silikakügelchen als Trägermaterial verwendeten.
Als ionische Flüssigkeiten wurden Triisobutyl(methyl)phosphoniumtosylat,
Tributyl(methyl)phosphonium-dibutylphosphat und Tetradecyl(trihexyl)phosphoniumdecanoat.
Enantiomerenüberschüsse bis 74% wurde mit einem
Rhodium basierten SILP-System erhalten.
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Homogen
katalysierte Reaktionen finden üblicherweise in der Flüssigphase
statt. In SILP-Katalysatorsystemen wird jedoch der Katalysatorkomplex in
einer ionischen Flüssigkeit ge löst und in dieser Form
auf ein Trägermaterial aufgebracht. Es entsteht ein makroskopisch
festes Katalysatormaterial, dass in dieser Form auch einem gasförmigen
Reaktandenstrom ausgesetzt werden kann. Nach dem Stand der Technik
beschränken sich jedoch die Anwendungen von SILP-Katalysatoren
in der kontinuierlichen Gasphasenreaktion bisher auf solche Reaktionen,
die mit relativ einfachen Selektivitätsproblemen einhergehen.
Offenbart wurden Beispiele zum Einsatz von SILP-Systemen in Gasphasenreaktionen
zur katalytischen Carbonylierung von Methanol –
WO 2006122563 , 2006,
A.
Riisager et al., Chem. Com., 2006, 9, 994 –, zur
katalytischen Hydroformylierung –
A. Riisager et
al., J. of Catal., 2003, 219, 2, 452 –, zur katalytischen
Hydroaminierung –
O. Jimenez et al., Chem. Commun.,
2006, 2974 – und zur katalytischen Hydrierung –
M.
Ruta et al., J. of Catal., 2007, 247, 2, 269.
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Vergleicht
man die Versuche mit SILP-Katalysatoren im kontinuierlichen Gasphasenbetrieb
mit Versuchen mit SILP-Katalysatoren in gas-flüssig-fest-Systemen
so sind erhebliche Vorteile für die Verfahrensführung
im kontinuierlichen Gasphasenbetrieb unübersehbar. Die
Verfahrensführung im kontinuierlichen Gasphasenbetrieb
vermeidet nicht nur die Verwendung von Lösungsmitteln,
sie erlaubt zudem das Produkt lösungsmittelfrei direkt
am Reaktorausgang zu isolieren. Weiterhin vermeidet die geringe
Solvatationskraft der kontinuierlichen Gasphase im Vergleich zur
kontinuierlichen Flüssigphase das physikalische oder chemische
Abwaschen des Flüssigfilms oder des gelösten Katalysatorkomplexes vom
Träger. Auf diese Weise bleiben auch unpolare/polare Katalysatorkomplexe
im kontinuierlichen Gasphasenbetrieb stabil auf dem SILP-Material
erhalten, während sie durch Kontakt mit flüssigen
unpolaren/polaren Reaktionsgemischen aus dem Flüssigfilm
herausgelöst und ausbluten würden.
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Trotz
dieser offensichtlichen und erheblichen Vorteile der kontinuierlichen
Gasphasenreaktion gegenüber der batch-weise durchgeführten
gas-flüssig-fest-Reaktion wurden bisher noch keine Beispiele zur
asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen Gasphasenkontakt beschrieben.
Besondere Schwierigkeiten bereiteten offensichtlich die Prozessparameter
des Gasphasenversuches, die sich in der Vergangenheit als unvereinbar
mit den Anforderungen der asymmetrischen Katalyse erwiesen. So sind
zum Beispiel für das Verdampfen der meist hoch siedenden
Substrate der asymmetrischen Hydrierung erhöhte Temperaturen
nötig, die wiederum schnell zur Zersetzung der üblicherweise
labilen chiralen Liganden führen. Zusätzlich ist
dem Stand der Technik bekannt, dass hohe Temperatur eine Racemisierung der
Produkte – d. h. eine Umwandlung des Produktenantiomeren
in das unerwünschte Enantiomer unter Verlust des Enantiomerenüberschusses – begünstigt.
Außerdem stehen die kurzen Katalysatorenkontaktzeiten (Sekunden-/Minutenbereich)
im kontinuierlichen Gasphasenbetrieb in erheblichem Widerspruch
zu zahlreichen publizierten Beispielen zur asymmetrischen Hydrierung,
bei denen die Reaktionszeiten typischerweise mehrere Stunden oder
sogar Tagen betragen. Eine zusätzliche Schwierigkeit besteht
darin, dass in der traditionellen Litera tur zur asymmetrischen Hydrierung
bisher kaum Ansätze zur Prozessoptimierung beschrieben
werden, so dass das Wissen über optimale Reaktionsbedingungen
und die Kenntnis der kinetischen Vorgänge zur Katalysatoraktivierung
bzw. Katalysatordeaktivierung gering sind.
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Die
Liste der genannten Einschränkungen und Probleme soll hier
als Beleg dafür dienen, dass eine erfolgreiche Realisierung
der asymmetrischen Hydrierung in Form einer SILP-katalysierten,
kontinuierlichen Gasphasenreaktion für den Fachmann in keinster
Weise eine naheliegende Kombination bekannten Wissens darstellt,
sondern in besonderem Maße überraschend ist.
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4. Unsere Erfindung als Problemlösung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft neuartige Hybridmaterialien, die
als Katalysatoren verwendet, erstmals eine asymmetrische Hydrierung
in Form einer kontinuierlichen Gasphasenreaktion erlauben. Bei den
neuartigen Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung
handelt es sich um spezielle Supported Ionic Liquid Phase (SILP)-Katalysatormaterialien,
die ihre überraschenden und einzigartigen Eigenschaften
aus einer bestimmten Kombination der sie bildenden Komponenten Trägermaterial,
ionische Flüssigkeit und Übergangsmetallkomplex
ziehen. Die neuartigen Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung katalysieren erstmals eine asymmetrische Transformation
in einer kontinuierlichen Gasphasenreaktion und erschließen
damit Reaktionen mit komplexer Selektivitätsproblematik
für Supported Ionic Liquid Phase Katalysatoren. Die neuartigen
Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung erlauben
weiterhin erstmals die lösungsmittelfreie Produktion von
chiralen Molekülen in einem kontinuierlichen Syntheseverfahren. Im
Vergleich zur traditionellen Form der asymmetrischen Hydrierung
ergeben sich durch die Verwendung der neuartigen Hybridmaterialien
gemäß dieser Erfindung in Form einer kontinuierlichen
Gasphasenreaktion bedeutende Effizienz- und Kostenvorteile, da die
Kosten für das Lösungsmittel und die Aufreinigung
der Produktphase wegfallen. Zudem können durch die Immobilisierung
des chiralen Katalysatorkomplexes, des Edelmetallkomplexes oder
des chiralen Liganden in erheblichem Umfang Kosten eingespart werden.
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Die
neuartigen Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung
stellen auf Grund ihrer besonderen Kombination aus chiralem Übergangsmetallkomplex, ionischer
Flüssigkeit und Trägermaterial, Katalysatorsysteme
dar, die auch bei Temperaturen von über 50°C prochirale
Moleküle durch Hydrierung in selektiver Weise zu einem
Enantiomer des Produktes umwandeln können. Insbesondere
sind die neuartigen Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung durch drei Bestandteile gekennzeichnet, die alle drei
im Hybridmaterial gemäß dieser Erfindung vereint
sein müssen, um eine asymmetrische Hydrierung in einer
kontinuierlichen Gasphasenreaktion zu gestatten. Diese Bestandteile
sind
- a) ein festes Trägermaterial
mit hoher zugänglicher Oberfläche,
- b) eine ionischen Flüssigkeit, die eine thermische Stabilität
von mindestens 50°C aufweist und deren Anion nicht über
stark koordinierende Eigenschaften verfügt und die das
Trägermaterial a) benetzt, so dass die ionische Flüssigkeit
auf dem Trägermaterial a) haftet,
- c) ein Übergangsmetallkomplex der einen oder mehrere
Liganden trägt und dessen Ligandstruktur wenigstens ein
chirales Zentrum aufweist und der sich in der ionischen Flüssigkeit
b) in einem Massenanteil von wenigstens 20 ppm löst und
der – gelöst in der ionischen Flüssigkeit
b) – eine thermische Stabilität von mindestens
50°C aufweist,
oder
eine stöchiometrische
oder überstöchiometrische Mischung aus einem Liganden
und einem Übergangsmetallkomplexprecursor, wobei der Ligand wenigstens
ein chirales Zentrum aufweist, welche sich zusammen in der ionischen
Flüssigkeit b) in einem Massenanteil von wenigstens 20
ppm lösen und die – gelöst in der ionischen
Flüssigkeit b) einen chiralen Katalysatorkomplex bilden,
der – gelöst in der ionischen Flüssigkeit
b) – eine thermische Stabilität von mindestens
50°C aufweist.
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In
einer geeigneten Ausführungsform der Hybridmaterialien
gemäß dieser Erfindung handelt es sich bei dem
verwendeten festen Trägermaterial um ein anorganisches
Trägermaterial, wobei insbesondere SiO2-,
Al2O3-, TiO2-, ZrO2-, BN-, TiC-
oder SiC-basierte Materialien zum Einsatz kommen.
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In
einer besonders geeigneten Ausführungsform der Hybridmaterialien
gemäß dieser Erfindung kommen als anorganische
Träger silikatische oder zeolithische Materialien mit einer
inneren Oberfläche von mehr als 10 m2/g
zum Einsatz.
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In
einer weiteren besonders geeigneten Ausführungsform der
Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung kommen
als anorganische Träger poröse Gläser
zum Einsatz, deren Porenradien überwiegend größer
als 2 nm sind.
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In
einer weiteren geeigneten Ausführungsform der Hybridmaterialien
gemäß dieser Erfindung handelt es sich bei dem
verwendeten festen Trägermaterial um ein organisches Trägermaterial,
wobei insbesondere Aktivkohle, organische Polymere, feste Polyelektrolyte, Kohlenstoffnanotubes
oder andere kohlenstoffhaltigen Nanomaterialien zum Einsatz kommen.
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In
einer weiteren Ausführungsform der Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung kommen als ionische Flüssigkeiten Verbindungen
der allgemeinen Formel [A]n+[Y]n– zum
Einsatz,
wobei n = 1 oder 2 und
das Anion [Y]n– ausgewählt
ist aus der Gruppe bestehend
aus Tetrafluoroborat ([BF4]–), Hexafluorophosphat ([PF6]–), Dicyanamid
([N(CN)2]–),
Tricyanomethid ([C(CN)3]–,
Hexafluoroantimonat ([SbF6]–),
Thiocyanat ([SCN]–), [R'-COO]–, [R'-SO3]–, [R'PO4R'']
oder [(R'-SO2)2N]–, und R' und R'' gleich oder ungleich,
jeweils ein linearer oder verzweigter 1 bis 12 Kohlenstoffatome
enthaltender aliphatischer oder alicyclischer Alkyl- oder ein C5-C18-Aryl-, C5-C18-Aryl-C1-C6-alkyl- oder
C1-C6-Alkyl-C5-C18-Aryl-Rest ist,
der durch Halogenatome, insbesondere Fluoratome, substituiert sein
kann,
und das Kation [A]+ ausgewählt ist aus der Gruppe bestehend
aus
- – quarternären Ammonium-Kationen
der allgemeinen Formel [NR1R2R3R]+,
- – Phosphonium-Kationen der allgemeinen Formel [PR1R2R3R]+,
- – Imidazolium-Kationen der allgemeinen Formel wobei ein Wasserstoffatom
oder mehrere Wasserstoffatome des Imidazol-Kerns durch C1-C12-Alkyl-, C1-C12-Alkoxy-, C1-C6-Aminoalkyl-, C5-C12-Aryl- oder
C5-C12-Aryl-C1-C6-Alkylgruppen substitutiert
sein können.
- – Pyridinium-Kationen der allgemeinen Formel wobei ein Wasserstoffatom
oder mehrere Wasserstoffatome des Pyridin-Kerns C1-C12-Alkyl-, C1-C12-Alkoxy-, C1-C6-Aminoalkyl-, C5-C12-Aryl- oder C5-C12-Aryl-C1-C6-Alkylgruppen substituiert sein können,
- – Pyrazolium-Kationen der allgemeinen Formel wobei ein Wasserstoffatom
oder mehrere Wasserstoffatome des Pyridin-Kerns C1-C12-Alkyl-, C1-C12-Alkoxy-, C1-C6-Aminoalkyl-, C5-C12-Aryl- oder C5-C12-Aryl-C1-C6-Alkylgruppen substituiert sein können,
- – und Triazolium-Kationen der allgemeinen Formel wobei ein Wasserstoffatom
oder mehrere Wasserstoffatome des Pyridin-Kerns C1-C12-Alkyl-, C1-C12-Alkoxy-, C1-C6-Aminoalkyl-, C5-C12-Aryl- oder C5-C12-Aryl-C1-C6-Alkylgruppen substituiert sein können,
und
die Reste R1, R2,
R3 unabhängig voneinander ausgewählt
sind aus der Gruppe bestehend aus
- – Wasserstoff;
- – linearen oder verzweigten, gesättigten oder
ungesättigten, aliphatischen oder alicyclischen Alkylgruppen
mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen;
- – Heteroaryl-, Heteroaryl-C1-C6-Alkylgruppen mit 3 bis 8 Kohlenstoffatomen
im Heteroaryl-Rest und wenigstens einem Heteroatom ausgewählt
aus N, O und S, der mit wenigstens einer Gruppe ausgewählt
aus C1-C6-Alkylgruppen
und/oder Halogenatomen substituiert sein können;
- – Aryl-, Aryl-C1-C6-Alkylgruppen
mit 5 bis 12 Kohlenstoffatomen im Arylrest, die gegebenenfalls mit wenigstens
einer C1-C6-Alkylgruppen
und/oder einem Halogenatomen substituiert sein können;
und
der Rest R ausgewählt ist aus
- – linearen oder verzweigten, gesättigten oder
ungesättigten, aliphatischen oder alicyclischen Alkylgruppen
mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen;
- – Heteroaryl-C1-C6-Alkylgruppen
mit 4 bis 8 Kohlenstoffatomen im Arylrest und wenigstens einem Heteroatom
ausgewählt aus N, O und S, die mit wenigstens einer C1-C6-Alkylgruppen
und/oder Halogenatomen substituiert sein können.
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In
einer besonders geeigneten Ausführungsform der Hybridmaterialien
gemäß dieser Erfindung kommen als ionische Flüssigkeiten
Imidazoliumsalze des Bis(trifluoromethylsulfonyl)imids zum Einsatz.
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In
einer weiteren besonders geeigneten Ausführungsform der
Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung kommen
als ionische Flüssigkeiten Imidazoliumsalze des Trifluoromethylsulfonats
zum Einsatz.
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In
einer weiteren besonders geeigneten Ausführungsform der
Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung kommen
als ionische Flüssigkeiten Imidazoliumsalze des Hexafluoroantimonats
zum Einsatz.
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In
einer weiteren besonders geeigneten Ausführungsform der
Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung kommen
als ionische Flüssigkeiten Imidazoliumsalze des Hexafluorophosphats
zum Einsatz.
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In
einer weiteren besonders geeigneten Ausführungsform der
Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung kommen
als ionische Flüssigkeiten Imidazoliumsalze des Tetrafluoroborats
zum Einsatz.
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In
einer speziellen Ausführungsform der Hybridmaterialien
gemäß dieser Erfindung zeichnen sich die eingesetzten
ionischen Flüssigkeiten dadurch aus, dass sie selbst in
ihrem Kation, in ihrem Anion oder in beiden Ionen, die die ionische
Flüssigkeit bilden wenigstens ein chirales Zentrum besitzt.
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Das
Verhältnis von eingesetztem Volumen an ionischer Flüssigkeit
zum Porenvolumen des eingesetzten porösen Trägers
liegt geeigneterweise im Bereich von 0,01 bis 5, bevorzugt im Bereich
von 0,05 bis 0,6, am geeignetsten jedoch zwischen 0,1 und 0,5. Das
Verhältnis von IL zu Porenvolumen darf nicht 0 betragen,
da bei entsprechenden Vergleichsversuchen ohne ionische Flüssigkeit
keine asymmetrische Hydrierung in einer kontinuierlichen Gasphasenreaktion
durchgeführt werden konnte.
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In
einer weiteren geeigneten Ausführungsform der Hybridmaterialien
gemäß dieser Erfindung handelt es sich bei dem
eingesetzten Übergangsmetallkomplex oder den eingesetzten Übergangsmetallprecursoren
um Übergangsmetallkomplexe der Metalle der Gruppe VIII,
insbesondere Komplexe des Rutheniums, Iridiums, Rhodiums, Nickels,
Palladiums oder Platins.
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In
einer weiteren geeigneten Ausführungsform der Hybridmaterialien
gemäß dieser Erfindung handelt es sich bei dem
chiralen Liganden des eingesetzten Übergangsmetallkomplexes
oder bei dem Liganden, der gemeinsam mit dem Übergangsmetallprecursor
den chiralen Übergangsmetallkomplex im Film der ionischen
Flüssigkeit bildet, um einen ein- oder mehrzähnige
Liganden, der über Phosphor oder Stickstoff an das Übergangsmetall
koordiniert ist oder koordiniert und die wenigstens ein Chiralitätszentrum besitzt.
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In
einer besonders geeigneten Ausführungsform der Hybridmaterialien
gemäß dieser Erfindung handelt es sich bei den
eingesetzten Liganden um einen catASium BoT Liganden (= catASium X2/(2R,5R)-1-(4-(dio-tolylphosphino)-2,5-dimethylthiophen-3-yl)-2,5-dimethylphospholane).
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In
einer weiteren besonders geeigneten Ausführungsform der
Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung handelt
es sich bei den eingesetzten Liganden um einen MeO-BIPHEP Liganden.
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In
einer weiteren besonders geeigneten Ausführungsform der
Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung handelt
es sich bei den eingesetzten Liganden um einen Phenylphosphepin
Liganden.
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In
einer weiteren besonders geeigneten Ausführungsform der
Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung handelt
es sich bei den eingesetzten Liganden um einen BINAP Liganden.
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Der
Gewichtsanteil von eingesetztem Übergangsmetallkomplex
bzw. Übergangsmetallprecursor zu porösen Träger
liegt in den Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung
zwischen 0,001% und 10%, bevorzugt zwischen 0,005% und 5%, am geeignetsten
jedoch zwischen 0,05 und 1%. Das molare Verhältnis von
Ligand zu Metall liegt in den Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung zwischen 0,5:1 bis zu 50:1, bevorzugt im Bereich von 0,8:1
bis 20:1, am geeignetsten jedoch zwischen 1:1 und 10:1.
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Die
Hybridmaterialien gemäß dieser Erfindung kommen
insbesondere in Verfahren zur asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen
Gasphasenkontakt zum Einsatz.
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In
einer geeigneten Ausführungsform dieses katalytischen Verfahrens
beträgt der Wasserstoffdruck zwischen 1 bar und 500 bar,
bevorzugt im Bereich zwischen 1 bar und 50 bar, besonders bevorzugt
aber zwischen 1 bar und 20 bar.
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Die
Reaktionstemperatur liegt im Bereich zwischen –30°C
und 200°C, bevorzugt zwischen 25°C und 180°C,
besonders bevorzugt jedoch zwischen 50°C und 150°C.
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Das
katalytische Verfahren zur asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen
Gasphasenkontakt unter Verwendung der Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung kann in Festbett- oder Wirbelschichtreaktor mit integraler
oder gradientenfreier Fahrweise eingesetzt werden.
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In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform des Verfahrens
wird ein katalytischer Festbettreaktor eingesetzt.
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Das
katalytische Verfahren zur asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen
Gasphasenkontakt unter Verwendung der Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung kann zur Hydrierung unterschiedlichster, hydrierbarer
und prochiraler Moleküle eingesetzt werden.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des katalytischen
Verfahrens zur asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen Gasphasenkontakt
unter Verwendung der Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung werden prochirale Doppelbindungen hydriert.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform des katalytischen Verfahrens
zur asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen Gasphasenkontakt
unter Verwendung der Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung werden prochirale Ketone hydriert.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des katalytischen
Verfahrens zur asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen Gasphasenkontakt
unter Verwendung der Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung werden prochirale Imine hydriert.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des katalytischen
Verfahrens zur asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen Gasphasenkontakt
unter Verwendung der Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung werden prochirale Alkene hydriert.
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In
besonders bevorzugten Ausführungsformen des katalytische
Verfahren zur asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen Gasphasenkontakt unter
Verwendung der Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung zeichnen sich die zu hydrierenden, prochiralen Einsatzstoffe
des Verfahrens dadurch aus, dass sie einen Siedepunkt bei Normaldruck
von unter 300°C aufweisen.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des katalytischen
Verfahrens zur asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen Gasphasenkontakt
unter Verwendung der Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung wird eine Transferhydrierung, bevorzugt mit Verbindungen
mit einer oder mehrerer Hydroxygruppen, besonders bevorzugt mit
Isopropanol oder Ameisensäure, durchgeführt.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des katalytischen
Verfahrens zur asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen Gasphasenkontakt
unter Verwendung der Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung wird die Reaktion mit einem unter Reaktionsbedingungen
gasförmigen Additiv, bevorzugt Verbindungen mit einer oder
mehrerer Hydroxygruppen, besonders bevorzugt Methanol, durchgeführt.
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In
einer weiteren besonders bevorzugten Ausführungsform des
katalytischen Verfahren zur asymmetrischen Hydrierung im kontinuierlichen
Gasphasenkontakt unter Verwendung der Hybridmaterialien gemäß dieser
Erfindung werden alle Gasströme, die in den Reaktor eintreten
zuvor durch geeignete Maßnahmen von Sauerstoff und Wasser
gereinigt. Geeignete Reinigungsverfahren sind insbesondere die Adsorption
von Wasser und Sauerstoff an festen Materialien, wie Molsieben oder
Trocknungsmitteln sowie an mit Sauerstoff reagierenden Feststoffen.
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Das
Verfahren gemäß dieser Erfindung ist ferner dadurch
charakterisiert, dass der Austrag von Katalysatormetall, Ligand
oder ionische Flüssigkeit in die kondensierten Reaktionsprodukte < 30 ppm beträgt.
Der Nachweis erfolgt mittels ICP-AES-Methoden.
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5. Ausführungsbeispiele
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Beispiel 1: Hydrierung von Methylacetoacetat
katalysiert durch ein Hybridmaterial gemäß dieser
Erfindung
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Zur
Katalysatorpräparation wurde eine Mischung aus 0,01214
g [bis(2-methylallyl)(1,5-cyclooctadien)ruthenium(II)] und 0,0276
g catASium BoT (zweifacher Ligandenüberschuss) in einen Schlenkkolben
unter Argonatmosphäre eingewogen. Trockenes Aceton (5 ml)
und 0,33 ml einer methanolischen HBr-Lösung (0,29 molar)
wurden hinzugegeben und 30 min unter Argon gerührt. Die
Lösung wurde im Ölbad auf 30°C erwärmt
und das Lösungsmittel über 60 min mit Hochvakuum
entfernt. Nach dieser Präparation liegt der Katalysator
als festes Pulver vor.
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Zur
Herstellung des SILP-Systems wurde der Katalysator in 15 ml trockenem
und entgastem Methanol gelöst. Danach wurde zur Katalysatorlösung
kalziniertes, unter Argon gelagertes Silika (1 g) und die ionische
Flüssigkeit 1-Ethyl-3-methylimidazolium bis(trifluoromethylsulfonyl)imid
([EMIM][Tf2N] = 0,37 ml) zugeben und das
Gemisch unter Argon für 90 min gerührt. Im Anschluss
wurde das Lösungsmittel Methanol mit Hochvakuum langsam
abgezogen, um eine vollständige Imprägnierung
des Trägers zu erhalten. Das hergestellte SILP-System wurde
bis zum Einsatz im katalytischen Versuch unter Argon gelagert. Das
SILP-System wurde unter Luftausschluss in den Katalysatorkorb des
Berty-Reaktors gefüllt. Die Versuche fanden bei einem Druck
von 10 bar und einer Reaktortemperatur von 125°C statt.
Die Turbinendrehzahl des Berty-Reaktors wurde auf 5000 rpm eingestellt.
Als Volumenströme wurden für das Trägergas
Helium 200 nml/min, für das Reaktionsgas 75 nml/min und
für das Substrat Methylacetoacetat 0,25 g/h gewählt.
Die Analyse des Produktgemisches fand mittels offline-GC statt.
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Im
Einsatz in der kontinuierlichen Gasphase zeigte das SILP-System
eine anfängliche Aktivierungsphase. Dabei wurde in der
Anfangsphase erstaunlich hohe Spitzen in der Enantioselektivität
(ee = 95%) gemessen. Nach der Aktivierungsphase konnte ein hoher
Umsatz (> 25% bei
rund 5 min Verweilzeit) über einen Zeitraum von wenigstens
10 h konstant gehalten werden. Der ee nahm in dieser Zeit leicht
von 86% auf 79% ab.
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Vergleichsversuch: Adsorbierter Metallkomplex
auf Silika ohne ionische Flüssigkeit
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In
einem Vergleichsversuch wurde der Metallkomplex des Beispiels 1
in identischer Weise präpariert, in Methanol gelöst
und mit Silika kontaktiert. Allerdings wurde keine ionische Flüssigkeit
zugegeben. Nach Entfernen des Lösungsmittels wurde ein Feststoff
erhalten, der jedoch in der katalytischen Reaktion keinerlei Aktivität
zeigte.
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Beispiel 2: Hydrierung von Methylacetoacetat
katalysiert durch ein Hybridmaterial gemäß dieser
Erfindung mit MeO-BIPHEP- und BINAP-Ligand
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Zur
Katalysatorpräparation wurde eine Mischung aus 0,01214
g [bis(2-methylallyl)(1,5-cyclooctadien)ruthenium (II)] und zweifachen
molaren Überschuss an MeO-BIPHEP oder BINAP in einen Schlenkkolben
unter Argonatmosphäre eingewogen. Trockenes Aceton (5 ml)
und 0,33 ml einer methanolischen HBr-Lösung (0,29 molar)
wurden hinzugegeben und 30 min unter Argon gerührt. Die
Lösung wurde im Ölbad auf 30°C erwärmt
und das Lösungsmittel über 60 min mittels Hochvakuum
entfernt. Nach dieser Präparation liegt der Katalysator
als festes Pulver vor. Die Herstellung des SILP-Systems erfolgte
analog zu Beispiel 1. Allerdings wurde die Menge der ionischen Flüssigkeit
1-Ethyl-3-methylimidazolium-bis(trifluoromethylsulfonyl)imid ([EMIM][Tf2N] = 0,296 ml) reduziert.
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Die
Versuche fanden bei einem Druck von 10 bar und einer Reaktortemperatur
von 125°C statt. Die Turbinendrehzahl des Berty-Reaktors
wurde auf 5000 rpm eingestellt. Als Volumenströme wurden
für das Trägergas Helium 200 nml/min, für
das Reaktionsgas 75 nml/min und für das Substrat Methylacetoacetat
0,25 g/h gewählt. Die Analyse des Produktgemisches fand
mittels offline-GC statt.
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Beide
SILP-Systeme mit den Liganden MeO-BIPHEP und BINAP zeigten Aktivität
in der asymmetrischen Gasphasenhydrierung (MeO-BIPHEP: XMax = 18% und BINAP: XMax =
23%). Allerdings zeigte der catASium BoT Ligand deutlich höhere
Enantioselektivitäten (MeO-BIPHEP: eeMax =
55% und BINAP: eeMax = 33%).
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Beispiel 3: Hydrierung von Methylacetoacetat
katalysiert durch ein Hybridmaterial gemäß dieser
Erfindung bei einer Reaktionstemperatur von 105°C
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Die
Katalysatorpräparation erfolgte wie in Beispiel 1 beschrieben.
Die Herstellung des SILP-Systems erfolgte ebenfalls analog zu Beispiel 1.
Allerdings wurde die Menge der ionischen Flüssigkeit 1-Ethyl-3-methylimidazolium-bis(trifluoromethylsulfonyl)imid
([EMIM][Tf2N] = 0,296 ml) reduziert.
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Die
Versuche fanden bei einem Druck von 10 bar und einer Reaktortemperatur
von 105°C statt. Die Turbinendrehzahl des Berty-Reaktors
wurde auf 5000 rpm eingestellt. Als Volumenströme wurden
für das Trägergas Helium 200 nml/min, für
das Reaktionsgas 75 nml/min und für das Substrat Methylacetoacetat
0,125 g/h gewählt. Die Analyse des Produktgemisches fand
mittels offline-GC statt.
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Bei
105°C wurde eine sehr lang andauernde Aktivierungsphase
von 63 h (bei 125°C/MAA = 0,125 g/h 31 h) beobachtet. Die
niedrigeren Maximal-Umsätze (57,9% bei 125°C vs.
27,6% bei 105°C) lassen sich durch die geringere Aktivität
bei niedriger Temperatur erklären. Nach der Induktionsphase
zeigte der Katalysator deutlich länger stabile Umsätze
(15 h bei 125°C vs. 30 h bei 105°C). Signifikant
ist der sehr unterschiedliche Verlauf der Enantioselektivitäten
bei den beiden Reaktionstemperaturen. So wurden nicht nur höhere
ee-Werte bei 105°C (im Durchschnitt 88%) beobachtet, auch
der Abfall über 160 h war verhältnismäßig
gering (ee-Verlust = 14% bei 105°C, ee-Verlust = 26% bei
125°C).
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Beispiel 4: Hydrierung von Methylacetoacetat
katalysiert durch ein Hybridmaterial gemäß dieser
Erfindung mit Zusatz von gasförmigem Methanol
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Die
Katalysatorpräparation erfolgte wie in Beispiel 1 beschrieben.
Die Herstellung des SILP-Systems erfolgte ebenfalls analog zu Beispiel 1.
Allerdings wurde die Menge der ionischen Flüssigkeit 1-Ethyl-3-methylimidazolium-bis(trifluoromethylsulfonyl)imid
([EMIM][Tf2N] = 0,296 ml) reduziert.
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Die
Versuche fanden bei einem Druck von 10 bar und einer Reaktortemperatur
von 125°C statt. Die Turbinendrehzahl des Berty-Reaktors
wurde auf 5000 rpm eingestellt. Als Volumenströme wurden
für das Trägergas Helium 200 nml/min, für
das Reaktionsgas 75 nml/min, für das Additiv Methanol 0,152 g/h
und für das Substrat Methylacetoacetat 0,125 g/h gewählt.
Die Analyse des Produktgemisches fand mittels offline-GC statt.
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Bei
dem Umsatzverlauf des Versuchs mit kontinuierlicher Dosierung von
Methanol wurde eine steilere Aktivierungsphase und eine höhere
maximale Aktivität (XMax = 87,3%
vs. 57,8%) beobachtet. Die stabile Phase von 10 h konnte jedoch
durch Einsatz des Additivs Methanol nicht verlängert werden.
Erstaunlicherweise wurde ein deutlich flacherer Abfall der Aktivität
und eine wesentlich längere katalytische Aktivität
mit dem Additiv Methanol gemessen (X160 h = 5,7%).
Beim Verlauf der Enantioselektivitäten wurde kein Unterschied
zwischen den Versuchen mit und ohne Additiv Methanol beobachtet.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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