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Die
Erfindung betrifft eine Abschirmung zum Schutz gegen Korpuskularstrahlung,
insbesondere α-Strahlung,
bei Demontage- und/oder Montagearbeiten an innen kontaminierten
Rohrleitungen von kerntechnischen Anlagen, umfassend eine zeltartige Schutzfolie,
die im Gebrauchszustand mindestens einen Rohrleitungsdurchgang begrenzt.
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Beim
Rückbau
von kerntechnischen Anlagen macht die Demontage innen kontaminierter
Rohrleitungen einen hohen Anteil aus. Ein Öffnen bzw. Trennen solcher
Rohrleitungen ist stets mit einem Kontaminationsaustritt und der
Gefahr einer Inkorporation verbunden. Im medizinischen Sinne ist
Inkorporation die Aufnahme von Stoffen, im Besonderen von radioaktiven
bzw. giftigen Stoffen, in den menschlichen Körper. Dies kann über die
Atemwege durch Inhalation von Gas- oder Schwebstoffen sowie über die Haut,
z. B. die Schleimhaut oder an Wunden geschehen.
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Zur
Vermeidung einer Inkorporation wird beim Aus- und Einbau von Armaturen
aus innen kontaminierten Rohrleitungen sowie beim Heraustrennen
von innen kontaminierten Rohrleitungsabschnitten üblicherweise
ein sogenanntes Emissionsschutzzelt um die jeweilige Schnittstelle
der Rohrleitung gebaut. Herkömmliche
Emissionsschutzzelte bestehen aus einem Stahlrohrgerüst und einer
durch das Stahlrohrgerüst
getragenen Zeltbahn und weisen eine Material- und Personenschleuse
auf. Die in dem Emissionsschutzzelt arbeitenden Personen tragen
geeignete Schutz anzöge.
Der durch das Emissionsschutzzelt eingehauste Raum ist entsprechend
groß.
Der mit dem Auf- und Abbau herkömmlicher
Emissionsschutzzelte verbundene Zeit- und Kostenaufwand ist erheblich
und insoweit unbefriedigend.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Abschirmung
der eingangs genannten Art zu schaffen, die einen einfachen Aufbau
besitzt, sich relativ schnell auf- und abbauen lässt und hinsichtlich des Rückbaus verschiedener
Rohrleitungskomponenten kerntechnischer Anlagen besonders flexibel
ist.
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Gelöst wird
diese Aufgabe durch eine Abschirmung mit den Merkmalen des Anspruchs
1.
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Die
erfindungsgemäße Abschirmung
ist gekennzeichnet durch eine schienen- oder stangenförmige Aufhängung, an
der die Schutzfolie lösbar
befestigbar ist, und Anschlagmittel, zum Beispiel Seile oder Ketten,
mit denen die Aufhängung über der
jeweiligen Demontage- und/oder Montagestelle lösbar befestigt werden kann.
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Die
Erfindung sieht somit eine einfach herzustellende Aufhängung vor,
an welcher eine emissionsdichte Schutzfolie befestigt werden kann.
Die Aufhängung
kann leicht und in kurzer Zeit mittels geeigneter Anschlagmittel über der
Demontage- bzw. Montagestelle in ausreichender Arbeitshöhe angeordnet
werden. Das für
die Demontage einer innen kontaminierten Armatur bzw. Rohrleitung
einzuhausende Volumen lässt
sich mit der erfindungsgemäßen Abschirmung
auf einfache Weise minimieren bzw. auf das erforderliche Volumen
einstellen. Nach Erledigung der Arbeiten werden zunächst alle Öffnungen
der zeltartigen Schutzfolie versiegelt und die Schutzfolie anschließend von
der Aufhängung
getrennt. Die versiegelte Schutzfolie kann dann einfach zusammengerollt
und die Aufhängung
wieder verwendbar abgenommen werden. Die Erfindung schafft somit
eine flexible, einfache und kostengünstige Abschirmung zum Schutz
gegen Korpuskularstrahlung, insbesondere Alphastrahlung.
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Eine
vorteilhafte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Abschirmung besteht darin,
dass die Aufhängung
mit einer Klemmeinrichtung zur lösbaren Befestigung
der Schutzfolie versehen ist, wobei die Klemmeinrichtung ein beschädigungsfreies
Ablösen der
Schutzfolie von der Aufhängung
gestattet. Diese Ausgestaltung ermöglicht eine schnelle und bequeme
Befestigung der Schutzfolie an der Aufhängung sowie deren schnelle
und bequeme Trennung nach Abschluss der Arbeiten.
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Eine
andere vorteilhafte Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Abschirmung
besteht darin, dass die Schutzfolie mit einem Kleberand versehen ist.
Der Kleberand kann dabei den Rand der Schutzfolie vollständig umschließen. Es
ist jedoch ebenso ausreichend, wenn sich der Kleberand etwa über die Hälfte des
Umfangs des Schutzfolienrandes erstreckt. Der vorbereitete Kleberand
ermöglicht
eine bequeme und flexible Anpassung der Schutzfolie an verschieden
große
Demontagestellen und bietet dabei zugleich eine zuverlässige Abdichtung
insbesondere im Bereich eines Rohrleitungsdurchganges.
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Nach
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung ist vorgesehen, dass
der mindestens eine Rohrleitungsdurchgang durch einen zu einem Schlauchstutzen
form- oder wickelbaren Folienabschnitt gebildet wird bzw. ist, wobei
der Folienabschnitt vom Rand der Schutzfolie vorkragt. Vorzugsweise
ist der Rand dieses Folienabschnittes ebenfalls mit einem Kleberand
versehen. Hierdurch lässt
sich eine besonders zuverlässige
Emissionsdichtung an dem jeweiligen Rohrleitungsdurchgang erzielen.
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Im
Zusammenhang mit der Minimierung des eingehausten Volumens ist es
ferner zweckmäßig, wenn
die Schutzfolie der erfindungsgemäßen Abschirmung in weiterer
Ausgestaltung mindestens ein integriertes Handschuhpaar in Form
von Handeingriffen aufweist. Zur Erleichterung der Demontage- bzw. Montagearbeiten
ist es ferner günstig,
wenn die Schutzfolie in weiterer Ausgestaltung mindestens ein transparentes,
emissionsdichtes Beobachtungsfenster aufweist.
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Damit
die Schutzfolie eine relativ hohe mechanische Rissfestigkeit besitzt,
ist sie nach einer weiteren Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Abschirmung
faserverstärkt
ausgebildet. Insbesondere wird vorgeschlagen, die zeltartige Schutzfolie
innenseitig mit einem Verstärkungsvlies
zu versehen.
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Weitere
bevorzugte und vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen Abschirmung sind
in den Unteransprüchen
angegeben.
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Nachfolgend
wird die Erfindung anhand einer ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung näher
erläutert.
Die einzige Figur zeigt in schematischer Darstellung den Aufbau
einer erfindungsgemäßen Abschirmung
mit einem durch die Abschirmung eingehausten Rohrleitungsabschnitt
in Seitenansicht.
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Die
erfindungsgemäße Abschirmung 1 umfasst
eine Aufhängung 2 und
eine daran lösbar
befestigbare, zeltartige Schutzfolie 3. Die Aufhängung 2 besteht
im Wesentlichen aus einem schienen- oder stabförmigen Träger, der über einer Demontage- bzw. Montagestelle
in ausreichender Arbeitshöhe
mit Anschlagmittel 4 in Form von Seilen, Ketten oder dergleichen
versehen ist und an einer vorhandenen Einrichtung, z. B. einer Raumdecke
5, einem Gerüst oder
einem Brückenkran
abgehängt
werden kann.
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Die
Aufhängung 2 ist
mit einer Klemmeinrichtung versehen, die eine unbeschädigte Trennung
der Schutzfolie 3 von der Aufhängung 2 gestattet.
Die (nicht näher
dargestellte) Klemmeinrichtung besteht beispielsweise aus einer
oder mehreren federbelasteten Klemmleisten.
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Die
zeltartige Schutzfolie 3 besteht aus einer gasdichten,
für α-Teilchen
(Alphastrahlung) undurchlässigen
Polymer- und/oder
Elastomerfolie. Zur Verstärkung
der Schutzfolie 3 ist diese vorzugsweise innenseitig mit
einem Vlies versehen. Die Schutzfolie 3 hat einen im Wesentlichen
rechteckigen Grundriss und ist mit einem Kleberand 6 versehen.
Der Kleberand 6 erstreckt sich zumindest entlang der Hälfte des
Randes bzw. Umfanges der Schutzfolie 3 in deren nicht gefalteten
Zustand. Der Kleberand 6 besteht aus einem oder mehreren
Klebestreifen, der/die zu Transportzwecken sowie zur einfachen Handhabung
der Schutzfolie 3 mit einem abziehbaren Abdeckstreifen
(nicht dargestellt) abgedeckt ist/sind.
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Zur
zelt- oder beutelartigen Einhausung einer Demontagestelle wird die
Schutzfolie 3 doppellagig gefaltet, so dass die abziehbaren
Deckstreifen der Klebestreifen 6 einander zugewandt aufeinander liegen.
Die Schutzfolie 3 wird dann mit ihrer Falte in die Klemmeinrichtung
der Aufhängung 2 eingeklemmt
und mit ihren beiden Folienabschnitten so angeordnet, dass sich
die zu demontierende Armatur bzw. Rohrleitung 7 zwischen
den beiden Folienabschnitten befindet.
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In
dem dargestellten Ausführungsbeispiel begrenzt
die zeltartige Schutzfolie 3 zwei Rohrleitungsdurchgänge 8, 9.
Der jeweilige Rohrleitungsdurchgang 8, 9 ist durch
einen zu einem Schlauchstutzen form- oder wickelbaren Folienabschnitt 10, 11 gebildet,
der vom vertikalen bzw. seitlichen Rand der Schutzfolie 3 vorkragt.
Auch der zu einem Schlauchstutzen form- oder wickelbare Folienabschnitt 10, 11 ist
mit einem Kleberand 12 versehen, der für Transport- und Handhabungszwecke wiederum mit
einem abziehbaren Abdeckstreifen (nicht dargestellt) abgedeckt ist.
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Nachdem
die Schlauchstutzen aus den Folienabschnitten 10, 11 und
Kleberändern 12 gebildet sind
und die Rohrleitung 7 emissionsdicht umschließen, werden
auch die Abdeckstreifen an der aufgehängten Schutzfolie 3 entfernt,
so dass der Kleberand bzw. Klebestreifen 6 die Schutzfolie 3 nach
Art eines Beutels randseitig verschließt. Der jeweilige Schlauchstutzen 10, 11 weist
dabei einen radial nach außen
abstehenden Kragen 13 auf, an den die Schutzfolie 3 emissionsdicht
angelegt bzw. angeklebt wird. Der zu demontierende bzw. zu bearbeitende Bereich
der Rohrleitung 7 ist somit durch die an der Aufhängung 2 befestigte
Schutzfolie 3 emissionsdicht eingeschlossen.
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Das
Bezugszeichen 14 bezeichnet zwei Handeingriffe, an denen
Handschuhe angeformt sind. Die Handeingriffe bzw. Handschuhe 14 sind etwa
mittig auf der durch Faltung der Schutzfolie 3 definierten
Schutzfolienhälfte
angeordnet. Oberhalb der Handeingriffe 14 (bezogen auf
die Gebrauchslage der Abschirmung 1) ist in der Schutzfolie 3 ein Fenster 15 zur
Beobachtung des zu bearbeitenden Bereiches der Rohrleitung 7 angeordnet.
Die Fensteröffnung
ist durch eine transparente Folie oder Glasscheibe 16 emissionsdicht
verschlossen. Die Fensterfolie bzw. -scheibe 16 ist mit
der Schutzfolie 3 verschweißt, verklebt oder auf andere
Weise an der Fensteröffnung
dichtend eingefasst.
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Des
Weiteren ist die Schutzfolie 3 mit mindestens einer Materialschleuse 17 versehen.
Die Materialschleuse 17 ist unterhalb der Handeingriffe 14 (bezogen
auf die Gebrauchslage der Abschirmung) angeordnet und vorzugsweise
in Form einer Beutelschleuse ausgebildet.
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Ferner
ist die Schutzfolie 3 mit mindestens einem Absaugstutzen 18 versehen.
In dem dargestellten Ausführungsbeispiel
ist der Absaugstutzen 18 in einem unteren Eckbereich der
zeltartigen Abschirmung 1 angeordnet.
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Die
erfindungsgemäße Abschirmung 1 kann zum
Ein- und Ausbau von Armaturen aus innen kontaminierten Rohrleitungen,
zum Schneiden solcher Rohrleitungen sowie Behältern und Apparaten verwendet
werden. Zum Beispiel können
nach Demontage von Armaturen offene Rohrenden in der zeltartigen Abschirmung 1 abschließend versiegelt
und demontierte Armaturen in Behälter
eingepackt werden.
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Zur
Erledigung solcher Arbeiten können über die
Material- bzw. Beutelschleuse(n) 17 Gegenstände, insbesondere
Werkzeuge in und aus der zeltartigen Schutzfolie 3 befördert werden.
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Nach
Erledigung der Arbeiten werden zunächst alle Öffnungen der zeltartigen Abschirmung (d.
h. die der Rohrumschließung
dienenden Schlauchstutzen 10, 11 und der Absaugstutzen 18) versiegelt
und anschließend
getrennt. Alle anderen Teile können
emissionsdicht in der Zeltfolie 3 verbleiben.
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Vor
der Versiegelung wird jedoch vorzugsweise noch der von der zeltartigen
Schutzfolie 3 begrenzte Innenraum durch Absaugung evakuiert.
Hierzu wird an dem Absaugstutzen 18 eine entsprechende
Absaugeinrichtung (nicht gezeigt) mit integriertem Filter und/oder
Abscheidebehälter
angeschlossen. Nach der Versiegelung kann die von der Aufhängung 2 gelöste Schutzfolie 3 einfach
zusammengerollt und die Aufhängung 2 wieder
verwendbar abgenommen werden.
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Die
erfindungsgemäße Abschirmung 1 bietet somit
eine sichere, flexible und zugleich kostengünstige Möglichkeit, innen kontaminierte
Rohrleitungen 7 sowie darin eingebaute Armaturen zu demontieren und
die damit befassten Personen vor einer Inkorporation von radioaktiven
Stoffen zu schützen.
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Die
Ausführung
der Erfindung ist nicht auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. Vielmehr
sind zahlreiche Varianten denkbar, die auch bei abweichender Gestaltung
von der in den beiliegenden Ansprüchen gekennzeichneten Erfindung
Gebrauch machen. So kann die Schutzfolie 3 der Abschirmung 1 beispielsweise
auch mehr als zwei Handschuheingriffe 14 sowie mehr als
ein transparentes, emissionsdichtes Fenster 15 aufweisen.