-
Die
Erfindung betrifft eine Mikrokapsel nach Anspruch 1, einen Verbundstoff
aufweisend ein Matrixmaterial und in dem Matrixmaterial verteilte
Mikrokapseln nach Anspruch 20 und ein Verfahren zur Herstellung
eines Verbundstoffs aus einem thermoplastischen Polymer und Mikrokapseln
nach Anspruch 24. Darüber
hinaus betrifft die vorliegende Erfindung ein Zwischen- oder Endprodukt
nach Anspruch 25 erhältlich
durch Extrudieren und/oder Spritzgießen und/oder Blasformen und/oder
Kalandrieren und/oder Tiefziehen und/oder Pressen eines Verbundstoffs.
-
Die
Mikroverkapselung befaßt
sich mit der Umhüllung
von flüssigen,
festen oder gasförmigen Stoffen
mit polymeren oder anorganischen Wandmaterialien. Dabei werden die
Eigenschaften des umhüllten
Kernmaterials mit denen des Wandmaterials vorteilhaft kombiniert.
Durch die vielseitigen Kombinationsmöglichkeiten von Kern- und Wandmaterialien
ergeben sich zahlreiche Zielstellungen und Anwendungsfelder für Mikrokapseln,
nämlich
insbesondere
- – die Trennung von Reaktionskomponenten,
Indikatoren oder dergleichen,
- – die
Langzeitstabilisierung von Wirkstoffen, Flammschutzmitteln oder
dergleichen,
- – die
Kompatibilisierung verschiedener Materialien,
- – die
Verbesserung des Fließverhaltens,
- – die
Vermeidung von Agglomeration,
- – die
Umwandlung von Flüssigkeiten
in Feststoffe,
- – die
Verbesserung der Dosierung,
- – der
Schutz vor einem störenden
Umgebungsmilieu und
- – die
Geschmacks- und/oder Geruchsmaskierung.
-
Zur
Erhöhung
der mechanischen Stabilität von
Mikrokapseln sind aus dem Stand der Technik Verfahren zur Mehrfachverkapselung
von Hilfs- und/oder Wirksubstanzen bekannt. Für die Additivierung vernetzbarer
Kunststoffe mit Mikrokapseln können
Polyacrylnitril oder Polyimide als thermisch stabile Wandmaterialien
verwendet werden. So lassen sich feste Zusätze, beispielsweise Keramiksubstrate, in
Kautschuk-Matrices einbringen. Ein weiterer Ansatz, der ebenfalls
auf die Anwendung in Kautschuk abzielt, ist die Mehrfachverkapselung
von festem Schwefel mit Melaminformaldehydharzen.
-
Die
aus dem Stand der Technik bekannten Verfahren der Mehrfachverkapselung
sind jedoch aufwendig und betreffen das Einbringen verkapselter fester
Substrate bzw. fester Hilfs- und/oder Wirksubstanzen in vernetzbare
Polymere. Die durch Mehrfachverkapselung erhältlichen Mikrokapseln weisen jedoch
eine geringe Festigkeit auf, so daß es nicht möglich ist,
die Mikrokapseln beispielsweise in thermoplastische Polymere einzuarbeiten,
ohne daß es dabei
zu einer Zerstörung
der Mikrokapseln kommt. Insbesondere ist es mit den bekannten Verfahren
der Mehrfachverkapselung nicht möglich,
mechanisch stabile Mikrokapseln für flüssige Substrate, wie beispielsweise Öle, herzustellen,
die in eine Polymermatrix ohne Zerstörung der Kapseln eingearbeitet werden
können.
-
Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, eine Mikrokapsel zur Verfügung zu
stellen, die eine hohe Festigkeit aufweist und in hohem Maße druckstabil
ist. Insbesondere ist es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine
Mikrokapsel zur Verfügung
zu stellen, die sich insbesondere in thermoplastische Polymere in
einfacher Weise und kostengünstig
einarbeiten läßt, ohne
daß es
dabei zur Zerstörung
der Mikrokapsel kommt. Darüber
hinaus soll die Mikrokapsel zum Einbringen von flüssigen Substraten
in insbesondere thermoplastische Polymere geeignet sein, ohne daß es beim
Einarbeiten der Mikrokapsel in das Polymer zur Zerstörung der
Mikrokapsel kommt.
-
Die
vorgenannten Aufgaben sind bei einer Mikrokapsel der eingangs genannten
Art dadurch gelöst,
daß wenigstens
ein festes Trägermaterial
für wenigstens
eine Hilfs- und/oder Wirksubstanz und wenigstens ein das Trägermaterial
umkapselndes bzw. umhüllendes
Wandmaterial vorgesehen sind, wobei das Trägermaterial mit der Hilfs-
und/oder der Wirksubstanz beladen ist. Vor zugsweise ist die Hilfs- und/oder
Wirksubstanz durch physikalische Kräfte an dem festen Trägermaterial
bzw. durch Adsorption gebunden. Die Hilfs- und/oder Wirksubstanz kann dabei auf
der inneren und/oder äußeren Oberfläche des Trägermaterials
als Film abgeschieden sein. Bei der Hilfs- und/oder Wirksubstanz
im Sinne der Erfindung kann es sich um jeden Stoff handeln, der
in ein Matrixmaterial eines Verbundstoffes als Additiv eingebracht
werden soll. Die erfindungsgemäße Mikrokapsel
weist aufgrund des festen Trägermaterials
für die Hilfs-
und/oder Wirksubstanz bei geeigneter Wahl des Wandmaterials eine
vergleichsweise hohe Stabilität
bzw. Festigkeit auf, die es zuläßt, die
Mikrokapsel in ein Matrixmaterial, wie beispielsweise in ein thermoplastisches
Polymer, mechanisch einzuarbeiten, wobei die erfindungsgemäße Mikrokapsel
druckstabil gegenüber
den beim Einarbeiten auftretenden (Druck-)Kräften ist und beim Einarbeiten
nicht zerstört
wird. Die erfindungsgemäßen Mikrokapseln
sind beispielsweise bei der Extrusion verarbeitungsstabil, was im
Sinne der Erfindung bedeutet, daß während des Extrusionsprozesses
beim Einarbeiten der Mikrokapseln in eine Polymermatrix oder auch
bei der Weiterverarbeitung des Verbundstoffes zu einem Endprodukt
keine Zerstörung
der Mikrokapseln durch die bei der Extrusion auftretenden Kräfte bewirkt wird.
Die Erfindung läßt es grundsätzlich jedoch
auch zu, daß ein
geringer Teil der Mikrokapseln beim Einarbeiten zerstört wird.
-
Vorzugsweise
wird das Wandmaterial bei der Verkapselung unmittelbar auf eine äußere Oberfläche des
Trägermaterials
aufgebracht, wobei das Trägermaterial
einen festen Kern zur Erhöhung
der mechanischen Stabilität
der Mikrokapsel bildet. Bei dieser Ausführungsform ist vorzugsweise
keine (flüssige)
Trennschicht zwischen dem Wandmaterial und dem Trägermaterial
vorgesehen, insbesondere ist eine Relativbewegung zwischen dem Trägermaterial und
dem Wandmaterial nicht möglich.
Vielmehr können
das Wandmaterial und das Trägermaterial
in der Art einer kraft- und/oder formschlüssigen Verbindung miteinander
verbunden sein. Unter die Erfindung sollen auch solche Ausführungsformen
fallen, bei denen physikalische und/oder chemische Bindungen zwischen
dem Wandmaterial und dem Trägermaterial vorhanden
sind. Darüber
hinaus sind von der Erfindung vorzugsweise auch solche Ausführungsformen erfaßt, bei
denen das Trägermaterial
zumindest bereichsweise einen äußeren von
der Hilfs- und/oder Wirksubstanz gebildeten Film aufweist bzw. zumindest
bereichsweise auf der Außenseite
mit der Hilfs- und/oder Wirksubstanz beschichtet ist, wobei dann das
Wandmaterial nach der Verkapselung des Trägermaterials unmittelbar gegen
den gebildeten Film oder die Beschichtung anliegt bzw. mit diesem
verbunden ist. Auch hier ist dann vorzugsweise eine Relativbewegung
zwischen dem Trägermaterial
und dem Wandmaterial nicht möglich.
Grundsätzlich
sind aber auch solche Ausführungsformen
von der Erfindung umfaßt,
bei denen eine Relativbewegung zwischen dem Trägermaterial und dem kapselbildenden Wandmaterial
möglich
ist, sofern die Mikrokapsel eine ausreichend hohe Stabilität bei mechanischer Beanspruchung
aufweist.
-
Bei
dem Trägermaterial
handelt es sich vorzugsweise um ein festes Agglomerat aus Einzelpartikeln
bzw. Primärpartikeln,
wobei zwischen den Einzelpartikeln Sinterbrücken gebildet sein können, die zu
einer hohen Festigkeit des Trägermaterials
führen.
Das Trägermaterial
kann dabei Primärpartikel mit
einer Größe von weniger
als 20 nm, vorzugsweise weniger als 10 nm, aufweisen, die sich zu
festen Agglomeraten anordnen. Insbesondere weisen die Einzelpartikel
und/oder die gebildeten Agglomerate und damit auch die Mikrokapseln
als solche eine hohe Sphärizität auf, was
zu einer hohen Stabilität der
Mikrokapsel führt.
Die Stabilität
der Mikrokapsel wird dabei im wesentlichen oder ausschließlich durch die
Eigenschaften des Trägermaterials
bestimmt. Die Mikrokapsel kann wenigstens einen sphärischen
Trägerkörper aus
dem Trägermaterial
aufweisen, wobei der minimale Durchmesser und der maximale Durchmesser
des Trägerkörpers vom
mittleren Durchmesser des Trägerkörpers nicht
mehr als 40%, vorzugsweise weniger als 25%, insbesondere weniger
als 10%, abweichen können.
-
Es
versteht sich, daß auch
eine Mischung von mehreren festen Trägermaterialien und/oder mehrere
Hilfs- und/oder Wirksubstanzen verkapselt werden können. Dabei
ist es erfindungsgemäß vorzugsweise
vorgesehen, daß das
Trägermaterial
einfachverkapselt ist, was im Sinne der Erfindung bedeutet, daß lediglich
ein singulärer
Verkapselungsvorgang bzw. -prozeß erforderlich ist, um das
Trägermaterial
mit dem Wandmaterial zu umhüllen.
Im Ergebnis weist die Mikrokapsel vorzugsweise eine einschichtige
das Trägermaterial
umhüllende
Kapsel auf. Dadurch ist eine einfache und kostengünstige Herstellung
von Mikrokapseln möglich.
Grundsätzlich sind
jedoch auch solche Mikrokapseln von der Erfindung erfaßt, die
mehrfachverkapselt sind.
-
Bei
einer weiter bevorzugten Ausführungsform
liegt die Hilfs- und/oder Wirksubstanz in einem flüssigen Zustand
vor. Insbesondere ermöglicht
es die Erfindung, Trägermaterialien
mit Flüssigkeiten, wie Ölen, zu
beladen und anschließend
die Trägermaterialien
zu ummanteln, wobei die so erhältlichen Mikrokapseln
aufgrund des Trägermaterials
eine ausreichende Festigkeit haben, um ohne Zerstörung der
Kapsel in ein Ausgangsmaterial für
einen Verbundstoff, wie eine Polymermatrix, eingearbeitet werden
zu können.
Grundsätzlich
ist es natürlich
auch möglich,
daß das
Trägermaterial
mit einer gasförmigen
oder festen Hilfs- und/oder Wirksubstanz beladen ist.
-
Die
erfindungsgemäße Mikrokapsel und/oder
das Trägermaterial
weisen bei punktueller Krafteinwirkung von wenigstens 30 mN, vorzugsweise
von mehr als 50 mN, insbesondere von mehr als 70 mN, eine reversible
Deformation auf, wobei die Druckstabilität bei punktueller Krafteinwirkung
wie folgt gemessen wird: Zur Ermittlung der Druckstabilität werden
Mikrokapseln der erfindungsgemäßen Art auf
dünn mit
einem Klebstoff präparierten
Objektträgern
gestreut. Nach einer mehrtägigen
Härtung
im Exsikkator werden einzelne Kapseln punktförmig und zentral mit einem
Vickersindenter belastet, der eine Diamantpyramide mit einem Steigungswinkel
von ca. 115° aufweisen
kann. Die Spitze der Diamantpyramide wird automatisch mit einer
Kapsel in Kontakt gebracht, wobei die Kapsel mit einer stetigen
Kraftrampe bis zu gewählten
Maximalkräften
von 50, 100 und 300 mN belastet wird. Nach Erreichen der Maximalkraft
wird die Last für
10 Sekunden gehalten und anschließend die Spitze der Diamantpyramide
mit der zur Kraftrampe komplementären Entlastungsrampe zurückgezogen.
Die Deformation der Mikrokapsel und/oder des Trägermaterials bei punktueller
Krafteinwirkung von wenigstens 30 mN, vorzugsweise von mehr als
50 mN, insbesondere von mehr als 70 mN, kann dabei weniger als 15 µm, vorzugsweise weniger
als 10 µm,
betragen.
-
Im
Zusammenhang mit der Erfindung hat sich gezeigt, daß die erfindungsgemäße Mikrokapsel und/oder
das Trägermaterial
bei einer Flächenbelastung
von wenigstens 0,25 N/mm2, vorzugsweise
von wenigstens 0,5 N/mm2, insbesondere von
wenigstens 0,75 N/mm2, eine reversibel Deformation
aufweisen können.
Zur Bestimmung der Druckstabilität wird
eine Probe von erfindungsgemäßen Mikrokapseln
in einen Preßzylinder
gefüllt
und mit definierten Drücken
bis 200 bar für
jeweils 10 Sekunden isostatisch belastet. Die Probe wird anschließend aus
dem Druckzylinder in ein geeignetes Gefäß überführt. Danach wir die Probe optisch
beurteilt, wobei darauf geachtet wird, ob die Probe pulverförmig vorliegt,
sich Klumpen gebildet haben und/oder ausgetretene Flüssigkeit
bzw. Feuchtigkeitsflecken sichtbar sind. Vorzugsweise zeigen die
erfindungsgemäßen Mikrokapseln
bei der optischen Beurteilung und bei einer Flächenbelastung von wenigstens
0,25 N/mm2, vorzugsweise von wenigstens
0,5 N/mm2, insbesondere von wenigstens 0,75
N/mm2, keine sichtbare Zerstörung der
Kapseln, wobei gegebenenfalls ein leichtes Verklumpen und/oder erste
Anzeichen ausgetretener Flüssigkeit
tolerierbar sind. Jedenfalls kommt es bei den vorgenannten Flächenbelastungen
nicht zu einem starken Verklumpen der Mikrokapseln und es treten
keine optisch sichtbaren Flüssigkeitsflecken auf.
-
Von
der Erfindung sind auch solche Ausführungsformen erfaßt, bei
denen die Mikrokapsel und/oder das Trägermaterial nicht elastisch
sind, wobei die Mikrokapsel und/oder das Trägermaterial bei punktueller
Krafteinwirkung von wenigstens 30 mN, vorzugsweise von wenigstens
50 mN, insbesondere von wenigstens 70 mN, bruchstabil und/oder rißstabil sind.
Dies bedeutet, daß bei
Belastung der Mikrokapsel und/oder des Trägermaterials mit den vorgenannten
Kräften
keine Abbrüche
und/oder Risse auftreten, die Mikrokapsel und/oder das Trägermaterial
letztlich also intakt bleiben. In diesem Zusammenhang können die
Mikrokapsel und/oder das Trägermaterial
bei einer Flächenbelastung
von wenigstens 0,2 N/mm2, vorzugsweise von
ca. 0,5 N/mm2, insbesondere von wenigstens
0,75 N/mm2, bruchstabil und/oder rißstabil
sein.
-
Um
eine ausreichend hohe Beladung des Trägermaterials mit der Hilfs- und/oder Wirksubstanz sicherzustellen,
kann das Trägermaterial
eine Porosität
von 40% bis 99%, vorzugsweise von 85% bis 95%, aufweisen.
-
Um
eine ausreichende Festigkeit der Mikrokapsel zu gewährleisten,
kann der Anteil des Trägermaterials
am Gesamtgewicht der Mikrokapsel 2 bis 98 Gew.-%, vorzugsweise 30
bis 70 Gew.-%, betragen. Der Anteil der Hilfs- und/oder der Wirksubstanz am Gesamtgewicht
der Mikrokapsel kann 0,1 bis 98 Gew.-%, vorzugsweise 10 bis 90 Gew.-%,
insbesondere 40 bis 70 Gew.-%, betragen. Der Anteil des Wandmaterials
am Gesamtgewicht der Mikrokapsel liegt dagegen vorzugsweise im Bereich
von 0,1 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise von 5 bis 25 Gew.-%.
-
Als
Mikrokapseln werden im Sinne der Erfindung Partikel verstanden,
die einen mittleren Durchmesser von 0,01 bis 2000 µm, vorzugsweise
von 0,1 bis 500 µm,
insbesondere von 1 bis 70 µm,
aufweisen.
-
Als
poröses
festes Kernmaterial bzw. Trägermaterial
können
sowohl anorganische oder organische als auch biogene Materialien
eingesetzt werden. Unter einem porösen festen Trägermaterial
wird insbesondere eine Substanz verstanden, die bei Raumtemperatur
fest ist und die in der Lage ist, eine oder mehrere weitere Substanzen
als Hilfs- und/oder Wirksubstanzen, die fest, flüssig oder gasförmig vorliegen
können,
physikalisch und/oder chemisch zu binden. Vorzugsweise ist die Hilfs-
und/oder Wirksubstanz durch Adsorption an das Trägermaterial gebunden. Als anorganische
Trägermaterialien
können
siliziumdioxidhaltige Stoffe, wie Silika, und/oder Titandioxid und/oder
Bentonit und/oder Ton und/oder Kieselgur zum Einsatz kommen. Organische
Trägermaterialien
können
beispielsweise Aktivkohle und/oder Ruß und/oder ein vorzugsweise
geschäumtes
Polymer sein. Als biogene Trägermaterialien
können
Kieselalgen oder Kork eingesetzt werden. Es versteht sich, daß auch Mischungen
aus anorganischen, organischen und/oder biogenen Trägermaterialien
im Kern der erfindungsgemäßen Mikrokapsel
vorgesehen sein können.
-
Bei
einer bevorzugten Ausführungsform
können
als poröses
Trägermaterial
pyrogene Kieselsäure,
als Wandmaterial Melaminformaldehydharz und als Hilfs- und/oder
Wirksubstanz eine Mischung von Sudangrün in geschmolzenem Paraffin
vorgesehen sein. Bei einer anderen vorteilhaften Ausführungsform
der Erfindung wird als poröses
Trägermaterial pyrogenes
Aluminiumoxid eingesetzt, das mit einer Mischung aus Sonnenblumenöl und Anethol
beladen und mit Methylmethacrylat als Wandmaterial umhüllt ist.
Im übrigen
kann als poröses
Trägermaterial
ein offenporiger PUR-Hartschaum eingesetzt werden, der mit einer
Mischung aus Polyethylenglykol und Kristallviolett als Hilfs- und/oder
Wirksubstanz beladen ist. Bei dem Wandmaterial handelt es sich dann vorzugsweise
um Titandioxid.
-
Der
erfindungsgemäße Verbundstoff
weist ein Matrixmaterial, vorzugsweise ein thermoplastisches Polymer,
und in dem Matrixmaterial verteilte Mikrokapseln auf. Zur Herstellung
der Mikrokapseln wird dabei zunächst
das poröse
feste Kernmaterial bzw. Trägermaterial
mit einer oder mehrerer Substanzen beladen. Dann wird der so beladene
Kern mit dem oder den gewünschten
Wandmaterial(ien) verkapselt. Dabei kann bei einer alternativen
Ausführungsform
der Erfindung vorgesehen sein, daß der Verbundwerkstoff erhältlich ist
durch Vermischen eines polymeren Matrixmaterials oder einer Vorstufe dieses
Matrixmaterials, nämlich
eines organischen oder anorganischen oder hybriden Monomers, eines Oligomers
oder Präpolymers,
mit den erfindungsgemäßen Mikrokapseln
und nachgelagertem Schmelzen und/oder chemischer Vernetzung bzw.
Polymerisation des Matrixmaterials bzw. der Vorstufe des Matrixmaterials.
Bei einer anderen Ausführungsform
der Erfindung ist der Verbundstoff erhältlich durch Aufschmelzen eines
thermoplastischen Polymers und Vermischen mit den Mikrokapseln mit
den für
den Prozeß des
Schmelzemischens üblicherweise
verwendeten satzweisen oder kontinuierlich arbeitenden Vorrichtungen,
wie Mischern, Knetern und/oder Extrudern, wobei die Mikrokapseln
in die Polymermatrix eingearbeitet werden. Anschließend können gegebenenfalls
weitere Verarbeitungsschritte folgen.
-
Der
Anteil von Mikrokapseln mit intakter Kapselung in dem Verbundstoff
beträgt
nach dem Einarbeiten der Mikrokapseln in das Polymer wenigstens 50
Gew.-%, vorzugsweise mehr als 80 Gew.-%, insbesondere mehre als
90 Gew.-%. Grundsätzlich
sind auch Verbundstoffe herstellbar, die einen Anteil von Mikrokapseln
mit intakter Kapselung von 98 Gew.-% oder mehr aufweisen. Der Verbundstoff
kann gegebenenfalls mit den aus dem Stand der Technik an sich bekannten
Verfahren der Thermoplastverarbeitung, beispielsweise durch Extrudieren
und/oder Spitzgießen
und/oder Blasformen und/oder Kalandrieren und/oder Tiefziehen und/oder
Pressen, zu einem Zwischen- oder Endprodukt weiterverarbeitet werden,
wobei, vorzugsweise, die Mikrokapseln weiterhin intakt bleiben.
-
Nachfolgend
werden bevorzugte Ausführungsbeispiele
zur Herstellung von erfindungsgemäßen Mikrokapseln beschrieben:
-
Beispiel 1
-
In
einem Becherglas wurden 15 g eines Paraffins mit der Handelsbezeichnung
RT 90 der Firma Rubitherm zusammen mit 0,5 g des Farbstoffes Sudangrün bis zur
Schmelze auf 125°C
erhitzt. Unter Rühren
wurden 15 g pyrogene Kieselsäure
mit dem Handelsnamen Aeroperl 300/30 der Firma Evonik zugegeben
und die Temperatur auf 145°C
erhöht.
Nach 15 Minuten unter starkem Rühren
lagen beladene Kieselsäure-Partikel
pulverförmig
vor. Zur Verkapselung wurden die so beladenen Kieselsäure-Partikel zusammen
mit 1 ml niedermolekularem Polyethylenglykol mit der Handelsbezeichnung
PEG 400 der Firma Fluka in 60°C
heißem
Wasser dispergiert und der pH-Wert durch Zugabe von Amidosulfonsäure auf
3 eingestellt. Es wurden 6 g Melaminformaldehydharz mit der Handelsbezeichnung
Cymel 328 der Firma Cytec zugegeben und für eine Stunde mit einem Flügelrührer bei
350 U/min bei 60°C
gerührt.
Die so erhältlichen
Mikrokapseln wurden abfiltriert, zunächst mit Wasser und anschließend mit
Isopropanol gewaschen und schließlich bei ca. 50°C und 200
mbar im Vakuumtrockenschrank getrocknet.
-
Beispiel 2
-
In
einem Becherglas wurden 15 g pyrogenes Aluminiumoxid mit der Handelsbezeichnung
Aeroperl Alu 100/30 der Firma Evonik vorgelegt und unter Rühren bei
Raumtemperatur langsam eine Mischung aus 23 g Sonnenblumenöl und 1
g Anethol zugegeben. Nach vollendeter Zugabe wurde die Mischung 15
Minuten stark gerührt,
woraufhin die beladenen Aluminiumoxid-Partikel pulverförmig vorlagen.
Die Verkapselung wurde gemäß Beispiel
1 durchgeführt.
-
Es
versteht sich, daß die
Erfindung nicht auf die beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt ist.
Insbesondere hat sich im Zusammenhang mit der Erfindung gezeigt,
daß die
Verkapselungstemperatur zwischen 10°C und 150°C, vorzugsweise zwischen 30°C und 100°C, insbesondere
zwischen 50°C
und 80°C,
betragen kann. Die Rührgeschwindigkeit
kann in einem Bereich zwischen 100 bis 1500 U/min, vorzugsweise
in einem Bereich zwischen 200 und 700 U/min, liegen.
-
Im übrigen läßt es die
Erfindung bedarfsweise zu, die beschriebenen und/oder in den Ansprüchen genannten
Merkmale miteinander zu kombinieren, auch wenn dies nicht im einzelnen
beschrieben ist. Die vorstehenden Werteangaben und die angegebenen
Intervalle erfassen jeweils sämtliche
Werte, also nicht nur die Untergrenzen bzw. bei Intervallen die
Intervallgrenzen, ohne daß dies
einer ausdrücklichen
Erwähnung
bedarf.
-
Die
Erfindung wird nachfolgend exemplarisch unter Bezug auf die Figuren
der Zeichnung beschrieben, wobei
-
1 eine
schematische Darstellung der Herstellung erfindungsgemäßer Mikrokapseln
und
-
2 eine
Darstellung der Ergebnisse von Druckstabilitätsmessungen bei punktueller
Krafteinwirkung auf erfindungsgemäße Mikrokapseln zeigen.
-
In 1 ist
schematisch die Herstellung einer erfindungsgemäßen Mikrokapsel 5 dargestellt. Zunächst wird
ein festes poröses
Trägermaterial 1 mit
einer flüssigen
Hilfs- und/oder Wirksubstanz 2 beladen, wobei die Hilfs-
und/oder Wirksubstanz 2 vorzugsweise durch physikalische
Kräfte
an der inneren und äußeren Oberfläche des
Trägermaterials 1 gebunden
wird. Das so erhaltene beladene Trägermaterial 1 wird
mit wenigstens einem gewünschten Wandmaterial 4 verkapselt,
so daß sich
die Mikrokapsel 5 bildet. Nicht dargestellt ist im einzelnen,
daß die
Kernphase der Mikrokapsel 5 durch eine Mehrzahl von (beladenen)
Trägermaterialien 1 gebildet sein
kann, wobei die äußere Wandphase
ebenfalls aus einem oder mehreren Wandmaterial(ein) 4 gebildet
sein kann. Bei dem Trägermaterial 1 und
dem Wandmaterial 4 handelt es sich jedoch um unterschiedliche
Materialien bzw. Stoffe.
-
In 2 sind
die Ergebnisse der Druckstabilitätsmessung
von erfindungsgemäßen Mikrokapseln bei
punktueller Krafteinwirkung dargestellt. Dazu wurden Mikrokapseln,
die mit Paraffin/Anethol beladene pyrogene Kieselsäure-Partikel als Trägermaterial
enthielten und mit Melaminformaldehydharz als Wandmaterial ummantelt
waren, auf einen dünn
mit Klebstoff präparierten
Objektträger
aufgeklebt. Nach mehrtägiger
Härtung
im Exsikkator wurden Mikrokapseln zentral mit einer Diamantpyramide
eines Vickersindenters belastet, wobei die Diamantpyramide einen
Steigungswinkel von 115° aufwies.
Die Diamantpyramide wurde automatisch in Kontakt mit einer jeweils
zu untersuchenden Mikrokapsel gebracht, wobei jede Mikrokapsel mit
einer stetigen Kraftrampe bis zu gewählten Maximalkräften von
50, 100 und 300 mN punktuell belastet wurde. Die Maximalkraft wurde
für 10
Sekunden gehalten und die Diamantpyramide dann wieder mit einer
entsprechenden Entlastungsrampe zurückgezogen.
-
Die
Abzissenwerte des in 2 dargestellten Diagramms geben
die auf eine Mikrokapsel bei der Druckstabilitätsmessung einwirkende Kraft
F [mN] wieder. Die Ordinatenwerte entsprechen der zur Kraft F korrespondierenden
Eindringtiefe c [µm].
Die Spalte (a) zeigt die Meßwerte
bei Belastung von Mikrokapseln mit einer Kraft F von 50 mN, die
Spalte (b) die Meßwerte
bei Belastung von Mikrokapseln mit einer Kraft F von 100 mN und
die Spalte (c) die Meßwerte
bei Belastung von Mikrokapseln mit einer Kraft F von 300 mN, wobei
die Mittelwerte der jeweiligen Meßreihen jeweils mit ”X” gekennzeichnet
worden sind. Ab einer Eindringtiefe c von ca. 10 µm zeigten die
untersuchten Mikrokapseln eine irreversible Deformation. Bis zu
einer punktuellen Belastung von mindestens 50 mN waren die untersuchten
Mikrokapseln druckstabil, das heißt, die Kapsel blieb intakt und
wurde bei der punktuellen Krafteinleitung nicht zerstört.