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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur beschleunigten Trocknung mindestens
eines, zumindest bereichsweise auf einem Bauteil befindlichen Polymers,
insbesondere mindestens einer auf einem Flugzeugbauteil mit einer
insbesondere unterschiedlichen Materialzusammenstellung aufgetragenen Lackschicht
und/oder eines Dichtmittels.
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Um
den zunehmend höheren
Anforderungen der Kunden hinsichtlich der farblichästhetischen
Gestaltung von Passagierflugzeugen zu genügen, erhalten diese vielfach
aufwändige
und individuell gestaltete Lackierungen und Beschriftungen. Derartige Flugzeuglackierungen
werden in der Regel mehrfarbig und mit komplexen Mustern und Strukturen
ausgeführt.
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Die
Flugzeuglackierungen müssen
darüber hinaus
erhöhten
Umweltbelastungen standhalten, so dass in der Regel nur epoxidharz-
oder polyurethanbasierte Lacke mit mindestens zwei Komponenten für diese
Anwendung in Frage kommen. Die Aushärtung der fertigen Lackierung
erfolgt im Anschluss an den Lackierprozess in der Lackierhalle bei
einer Raumtemperatur im Bereich von 20°C, so dass sich insbesondere
im Fall von Zweikomponentenlacken recht lange Aushärtungszeiten
ergeben.
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Für einfarbige
Lackierungen ist eine lange Aushärtungszeit
noch hinnehmbar, jedoch vervielfacht sich der zeitliche Aufwand
bei mehrfarbigen Lackierungen, da nicht alle Farbtöne zeitgleich
aufgetragen werden können.
Um die Trocknungsprozesse zu beschleunigen und die Durchlaufzeiten
zu verringern, wird daher teilweise die Raumtemperatur in der Lackierhalle
auf bis zu 35°C
angehoben. Diese Vorgehensweise bedingt jedoch einen signifikant
erhöhten
Energieeinsatz, so dass sich diese Vorgehensweise im Normalfall
verbietet. Darüber
hinaus erhöht diese
Vorgehensweise die Neigung zur Kocherbildung (Blasenbildung), die
zu nicht vertretbaren Qualitätseinbußen führt.
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Aufgrund
der vorstehend aufgezeigten Nachteile sind die bisher angewandten
Verfahren zur Herstellung von komplexen, insbesondere mehrfarbigen
und mehrschichtigen, Lackierungen bei kurzen Durchlaufzeiten ungeeignet.
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Aufgabe
der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur beschleunigten Trocknung
von zumindest bereichsweise auf Bauteilen von Passagierflugzeugen
aufgebrachten Polymeren, insbesondere von Lackschichten, Grundierungen
und Dichtmitteln, anzugeben.
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Diese
Aufgabe wird zunächst
durch ein Verfahren gemäß Patentanspruch
1 mit den folgenden Schritten gelöst:
- a)
zumindest bereichsweises Aufbringen des mindestens einen Polymers,
insbesondere einer epoxidharz- und/oder polyurethanbasierten Lackschicht
und/oder eines Dichtmittels, auf eine Oberseite des Bauteils, und
- b) zumindest bereichsweises Trocknen des Polymers in einer Trocknungsphase
mittels einer elektromagnetischen Strahlung mit einem Wellenlängenbereich
zwischen 0,28 µm
und 4,0 µm.
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Infolge
der Trocknung der auf das Bauteil aufgebrachten Polymere – bei denen
es sich insbesondere um Lackschichten und/oder Dichtungsmittel handelt – mittels
einer elektromagnetischen Strahlung in einem Wellenlängenbereich
zwischen etwa 0,28 µm
und 4 µm,
ist in der Regel eine beschleunigte Trocknung des beschichteten
Bauteils in weniger als einer Stunde möglich. Das Verfahren wird bevorzugt auf
eine abschließend
auf ein Bauteil aufgetragene Lackschicht im Zuge der Endlackierung
angewendet.
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Die
auf die Lackschicht einwirkende elektromagnetische Strahlung wird
zu einem Teil reflektiert, zu einem anderen Teil absorbiert und
zu einem weiteren Teil transmittiert, wobei die Summe dieser Teile der
Gesamtheit der eingekoppelten elektro magnetischen Strahlung entspricht.
Der innerhalb der Lackschicht absorbierte Anteil der elektromagnetischen Strahlung
bewirkt eine Erhöhung
der kinetischen Energie der in der Lackschicht enthaltenen Molekülgruppen,
so dass die Temperatur der Lackschicht durch Reibungsprozesse auf
molekularer Ebene ansteigt.
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Von
herausgehobener Bedeutung ist hierbei, dass die Trocknung der Lackschicht
nicht von der Außenseite
her erfolgt, sondern die Trocknung vielmehr von der Oberseite des
Bauteils, das heißt
vom Inneren der Lackschicht, ausgeht. Hierdurch ergibt sich eine
sehr hohe Oberflächengüte einer
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens
getrockneten Lackschicht bei zugleich signifikant verkürzten Aushärtungszeiten.
Gleichzeitig ist es möglich
Dichtfugen, die mit einem thermisch aushärtbaren Kunststoffmaterial
bzw. einem vernetzbaren Polymer gebildet sind, zusammen mit der
Lackschicht beschleunigt auszuhärten.
Dasselbe gilt für
etwaig vorab aufgebrachte Voranstriche bzw. Grundierungen (so genannte ”Primer”). Vorzugsweise
findet das Verfahren bei Endlackierungen Anwendung. Durch die Anwendung
des erfindungsgemäßen Verfahrens
verbessert sich insbesondere der so genannte T-Wert der Lackschicht, der ein Maß für die Narbigkeit
bzw. Welligkeit der getrockneten Lackschicht darstellt. Der dimensionslose
T-Wert wird bei zwei unterschiedlichen Wellenlängen einer elektromagnetischen
Messstrahlung ermittelt und kann Zahlenwerte zwischen 0 bis 24 erreichen,
wobei höhere
T-Werte eine geringere Welligkeit bedeuten und damit auf eine höhere Lackqualität hinweisen.
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Als
geeignete Strahler haben sich beispielsweise Quarzglasrohrstrahler
mit einer Glühwendeltemperatur
von 2.400 Kelvin bei einer Betriebsspannung von 235 Volt und einer
maximal abgegebenen Wellenlänge
von 1,2 µm
erwiesen, wobei ein solcher Strahler eine elektrische Leistung von
bis zu 12 kW aufnimmt. Mit einem derartigen Strahler ist es möglich, eine
Fläche
der Lackschicht von beispielsweise 1,25 m mal 0,4 m zeitgleich zur
beschleunigten Trocknung zu bestrahlen und hierbei eine hinreichend
homogene Temperaturverteilung im Bereich der Lackschicht zu erreichen.
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Eine
Weiterbildung des Verfahrens sieht vor, dass eine Temperatur im
Bereich des mindestens einen Polymers während der Trocknungsphase kleiner oder
gleich einer Maximaltemperatur von 100°C gehalten wird.
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Hierdurch
wird eine Beschädigung,
beispielsweise in Form einer unerwünschten Blasen- oder Narbenbildung,
der Lackschicht verhindert und dennoch eine optimale Trocknungsgeschwindigkeit erzielt.
Beispielsweise wird die Lackschichttemperatur nach dem Durchlaufen
einer linearen Aufwärmrampe
bis auf eine Trocknungstemperatur von 80°C aufgeheizt und diese während der
gesamten Trocknungsphase von etwa 30 bis 180 Minuten bis zur sich anschließenden Abkühlphase
hin konstant gehalten. In der Abkühlphase erfolgt die Abkühlung der
Lackschicht bis auf Raumtemperatur, was beispielsweise mit einer
linearen Abkühlrampe
mit 20°C/min
erfolgen kann. In der Regel ist die Abkühlphase bereits beim Unterschreiten
einer Bauteiltemperatur von 35°C
als beendet anzusehen.
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Nach
einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung des Verfahrens wird die
Temperatur im Bereich des mindestens einen Polymers während der
Trocknungsphase ausgehend von der Raumtemperatur, insbesondere linear
mit höchstens
20°C/min,
bis auf eine Trocknungstemperatur, die kleiner oder gleich der Maximaltemperatur
ist, erhöht.
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Durch
diesen langsamen, gleichmäßigen Temperaturanstieg
ergibt sich ein besonders schonender Trocknungsprozess, so dass
mit dem erfindungsgemäßen Trocknungsverfahren
qualitativ dieselben Lackierergebnisse erzielt werden, wie im Fall der üblicherweise
angewendeten passiven Langzeit-Trocknung. Insbesondere stellt sich
eine kleinere Welligkeit bzw. Narbigkeit der Lackschicht ein, das heißt deren
T-Wert steigt.
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Der
Temperaturanstieg kann durch eine Leistungsregelung der Strahler
mittels einer geeigneten Leistungselektronik und/oder durch eine
Verringerung des Abstands zwischen dem Strahler und der Lackschicht
erzielt werden. Ferner kann der Einfallswinkel der elektromagnetischen
Strahlung auf das Bauteil variiert werden.
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Eine
weitere Fortbildung des Verfahrens sieht vor, dass das mindestens
eine Polymer vor der Trocknungsphase in einer Ablüftungsphase,
insbesondere über
einen Zeitraum von etwa 5 Minuten bis 30 Minuten hinweg, ablüftet.
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Hierdurch
wird erreicht, dass eine frisch aufgebrachte Lackschicht in einem
geringen Maße ”anzieht”, wodurch
der Lack entspannt wird, die Filmbildung optimiert und eine Kocherbildung
verhindert wird.
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Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens sind in nachfolgenden
Patentansprüchen niedergelegt.
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Darüber hinaus
wird die erfindungsgemäße Aufgabe
durch eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens, insbesondere
nach Maßgabe
der Patentansprüche
1 bis 10, gelöst.
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Dadurch,
dass mindestens ein elektromagnetische Strahlung abgebender Strahler
vorgesehen ist, der Strahlung in einem Wellenlängenbereich zwischen 0,28 µm und 4,0 µm abgibt,
wobei der mindestens eine Strahler und das Bauteil in Relation zueinander
positionierbar sind,
ist eine beschleunigte und dennoch frei
von Qualitätseinbußen erfolgende
Trocknung der mindestens einen auf das Bauteil aufgebrachten Lackschicht
gewährleistet.
Als Strahler können
beispielsweise Quarzglasrohrstrahler verwendet werden. Rund 85% der
von diesen Strahlern emittierten elektromagnetischen Strahlung wird
in einem Wellenlängenbereich zwischen
0,48 µm
und 3,0 µm
(so genannte IR-A und IR-B-Strahlung) abgegeben, so dass auf diesen
Wellenlängenbereich
die entscheidende Trocknungswirkung zurück zuführen ist. Die auf die zu trocknende Lackfläche abgegebene
Strahlungsleistung in dem genannten Spektralbereich bewegt sich
in Abhängigkeit
von der elektrischen Anschlussleistung der für Versuchszwecke eingesetzten
Strahler zwischen ungefähr
75,1 W/m2 und 159,0 W/m2 bei
einem Abstand von jeweils 1 m zwischen dem Strahler und der Lackschicht.
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Eine
Weiterbildung der Vorrichtung sieht vor, dass mittels des mindestens
einen Strahlers eine Fläche
der Lackschicht gleichmäßig bestrahlbar
ist, derart dass sich im Bereich der Fläche eine im Wesentlichen gleichmäßige Temperaturverteilung
ergibt.
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Hierdurch
erfolgt über
die Fläche
der aufgetragenen Lackschicht hinweg eine gleichmäßige Aushärtung.
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Eine
weitere vorteilhafte Weiterentwicklung der Vorrichtung sieht vor,
dass der mindestens eine Strahler in Relation zum Bauteil mittels
einer Handhabungseinrichtung frei im Raum positionierbar ist und
die Handhabungseinrichtung von einer Steuer- und Regelungseinrichtung kontrolliert
ist.
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Infolge
dieser Ausgestaltung kann der Strahler automatisch über der
mindestens einen Lackschicht positioniert werden und nach dem Erreichen eines
vorgegebenen Trocknungsgrades auf vordefinierten Bahnkurven zur
vollständigen
Austrocknung der gesamten Lackschicht über das restliche Bauteil geführt werden.
Die Bahnkurven können
derart verlaufen, dass die zeitlich nachfolgend vom Strahler bestrichenen
Flächen
sich in Randbereichen, in denen die Flächen aneinander grenzen, zumindest
teilweise überlappen.
Diese Vorgehensweise ist insbesondere dann von Vorteil, wenn es
sich bei den lackierten Bauteilen um solche mit großen Abmessungen,
wie zum Beispiel vollständige
Flugzeugrümpfe,
Seitenleitwerke oder komplette Tragflügel handelt.
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Sind
die Abmessungen der lackierten Bauteile hingegen kleiner, kann es
von Vorteil sein, das Bauteil selbst in Relation zum Strahler zu
positionieren. Beispielsweise kann ein lackiertes Seitenleitwerk
mittels einer geeigneten Handhabungseinrichtung, wie zum Beispiel
einem Förderband,
mit einer geeigneten Vortrittgeschwindigkeit durch eine portalartige
Anordnung von Strahlern hindurchgeführt werden.
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Bauteile
mit sehr kleinen Abmessungen können
hingegen vollständig
in eine Trocknungsanordnung mit einer Vielzahl von allseitig matrixartig
angeordneten Strahlern eingebracht werden, so dass eine Positionierung
des Bauteils in Relation zu den Strahlern nicht mehr erforderlich
und eine zeitlich sehr schnelle, parallele Trocknung der auf das
Bauteil aufgebrachten Lackschichten möglich ist.
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Weitere
vorteilhafte Ausgestaltungen der Vorrichtung sind in nachfolgenden
Patentansprüchen niedergelegt.
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In
der Zeichnung zeigt:
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1 Eine
schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens,
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2 eine
prinzipielle Darstellung der Wirkweise der Infrarot-Lacktrocknung,
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3 eine
grafische Darstellung des Temperaturverlaufs bei der Verfahrensdurchführung, und
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4 eine
schematisierte Ausführungsvariante
der Vorrichtung zur beschleunigten Trocknung einer Lackschicht auf
einem großformatigen
Bauteil.
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In
der Zeichnung weisen dieselben konstruktiven Merkmale jeweils die
gleichen Bezugsziffern auf.
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Die 1 zeigt
eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Durchführung des
Verfahrens.
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Eine
Lackschicht 1 ist auf einem Bauteil 2 aufgetragen.
Bei der Lackschicht 1 handelte es sich um einen hochelastischen
Polyurethanlack (PUR) mit der Bezeichnung ”CA 8000” des Herstellers PPG®.
Dieser Lack enthält
eine Basis, einen Härter sowie
einen Verdünner.
Mittels des Verdünners
kann insbesondere die Reaktionsgeschwindigkeit der Lackschicht 1 variiert
werden. Mittels eines Strahlers 3, der elektromagnetische
Strahlung 4 mit hoher Intensität emittiert, wird eine Fläche 5 der
Lackschicht 1 selektiv schnell getrocknet. Die Fläche 5 beträgt 0,5 m2, kann aber zur Aushärtung großformatiger Bauteile auf mehrere
Quadratmeter erhöht
werden. Etwa 85% der vom Strahler 3 abgegebenen elektromagnetischen
Strahlungsenergie liegt in einem Wellenlängenbereich zwischen 0,48 µm und 3,0 µm (so genanntes
IR-A und IR-B).
Die eingestrahlte Leistung pro Fläche liegt im genannten Wellenlängenbereich zwischen
75,1 W/m2 und 83,9 W/m2 bei
einem bevorzugten Abstand zwischen 60 cm und 80 cm zwischen der
Lackschicht 1 und dem Strahler 3. Die genannten Parameter
erlauben zum Beispiel erstmals eine beschleunigte Aushärtung der
Lackschicht 1 des Bauteils 2 in der Gestalt eines
Seitenleitwerks eines Flugzeugs in einem einzigen Trocknungsgang,
obwohl das Seitenleitwerk mit einem Materialmix aus kohlefaser-
und glasfaserverstärkten
Duroplasten sowie mit Aluminium- und gegebenenfalls mit Titanlegierungen
gebildet ist. Die unterschiedlichen Materialien werden mit unterschiedlichen
Grundierungen bzw. Voranstrichen versehen, die in der Regel über verschiedene
Farben verfügen
und unterschiedliche technische Funktionen haben. Beispielsweise
ist ein Decklack für
ein mit einer Aluminiumlegierung gebildetes Seitenleitwerk grau,
während
ein Erosionsschutzlack weiß ist
und ein Antistatiklack für
Verbundmaterialien eine schwarze Farbgebung aufweist. Weitere optionale
Grundanstriche sind beige. Das Verfahren erlaubt erstmals – unbeschadet
der infolge dieser bereichsweise unterschiedlichen Farbgebung des
Bauteils unterschiedlichen Absorptions- bzw. Reflexionseigenschaften – eine simultane Trocknung
einer abschließend
aufgebrachten Endlackierung bei einem dennoch gleichmäßigen Trocknungsverlauf
der Endlackierung auf sämtlichen
Untergründen.
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Die 2 veranschaulicht
den grundlegenden Wirkmechanismus des Verfahrens. Die auf das Bauteil 2 bzw.
das Substrat aufgetragene Lackschicht 1 wird von einem
Strahler 3, insbesondere einem Hochenergie-IR-Strahler,
mit elektromagnetischer Strahlung 4 hoher Energiedichte
bestrahlt. Die mit punktierten Linien dargestellten Strahlungsanteile werden
jeweils unmittelbar in der Lackschicht 1 absorbiert, wodurch
die kinetische Energie der Molekülgruppen
erhöht
wird und demzufolge die Temperatur in der Lackschicht 1 steigt.
Die mit durchgezogenen Linien dargestellten Strahlungsanteile werden
hingegen unmittelbar von einer Oberseite 6 der Lackschicht 1 reflektiert
und können
somit keinen Wirkbeitrag zur Temperaturerhöhung der Lackschicht 1 leisten.
Die mit strichpunktierten Linien symbolisierten Strahlungsanteile
werden hingegen in einem Grenzbereich 7 zwischen der Lackschicht 1 und
dem Bauteil 2 bzw. im Bereich einer Oberseite 8 des
Bauteils 2 absorbiert, das heißt dieser Strahlungsanteil
wird von der Lackschicht im Wesentlichen transmittiert. Ein mit
einer gestrichelten Linie dargestellter weiterer Strahlungsanteil
wird zwar im Grenzbereich 7 bzw. von der Oberseite 8 des
Bauteils 2 in die Lackschicht 1 zurückreflektiert,
jedoch dann in der darüber
liegenden Lackschicht 1 absorbiert. Ein weiterer Strahlungsanteil 9 wird
im Grenzbereich 7 vollständig reflektiert, jedoch nicht
von der Lackschicht 1 absorbiert und tritt, ohne einen
Wirkbeitrag an der thermischen Erwärmung der Lackschicht 1 zu
leisten, im Bereich der Oberseite 6 der Lackschicht 1 wieder aus.
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Von
entscheidender Bedeutung für
das erfindungsgemäße Verfahren
ist in diesem Zusammenhang, dass die Trocknung der Lackschicht ausgehend
von der Oberseite 8 des Bauteils 2 ausgeht und dann
mit fortschreitendem Trocknungsprozess in Richtung der Oberseite 6 der
Lackschicht 1 gerichtet verläuft. Insbesondere im Falle
von gekrümmten Lackschichten
würde ein
umgekehrter Trocknungsverlauf, das heißt ein Trocknungsverlauf der
ausgehend von der Oberseite 6 der Lackschicht 1 in
Richtung der Oberseite 8 des Bauteils 2 verliefe,
zu Qualitätseinbußen, insbesondere
zu Faltenbildung in der ausgehärteten
Lackschicht 1 führen,
da die aushärtungsbedingte
Schrumpfung der Lackschicht 1 aufgrund der unterschiedlichen
Radien im Fall von gekrümmten
Bauteilen 2 im Bereich der Lackschichtoberseite und der
Bauteiloberseite zu geringfügigen Stauchungen
führt.
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Anhand
der 3 wird der Temperaturverlauf innerhalb der Lackschicht
während
des Verfahrensablaufs illustriert.
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Zunächst wird
auf das Bauteil 2 mit bekannten Technologien die Lackschicht 1 aufgebracht.
Dieser Vorgang ist im Zeitpunkt t = 0 Minuten abgeschlossen. Hieran
schließt
sich eine Ablüftungsphase 10 der
Lackschicht 1 an, in der die leicht flüchtigen Bestandteile aus der
Lackschicht 1 austreten und die Lackschicht ”anzieht” und ihre
mechanische Belastbarkeit geringfügig steigt. Die Ablüftungsphase 10 erfolgt
bei Raumtemperatur, das heißt
in der Regel bei 20°C.
Daneben sind in der Ablüftungsphase 10 noch in
geringem Maße
Fließprozesse
innerhalb der Lackschicht 1 möglich, so dass sich bereichsweise
unterschiedliche Lackdichten infolge schwerkraftbedingter Fließprozesse
in gewissem Maße
noch selbsttätig ausgleichen
können
und die Qualität
der Lackierung steigt. Darüber
hinaus ist die Lackschicht 1 nach dem Durchlaufen der Ablüftungsphase 10 aufgrund
ihrer dann leicht erhöhten
mechanischen Belastbarkeit weniger anfällig für Schmutzpartikel, die ansonsten sehr
leicht in die Lackschicht 1 eindringen und die Oberflächengüte stark
beeinträchtigen.
Die zeitliche Dauer der Ablüftungsphase 10 umfasst,
in Abhängigkeit
vom eingesetzten Lacksystem und der Raumtemperatur, einen Zeitraum
zwischen 5 und 30 Minuten.
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An
die Ablüftungsphase 10 schließt sich
eine Aufheizphase 11 an. in der Aufheizphase 11 wird
die Temperatur im Bereich der Lackschicht 1 bevorzugt auf
eine Trocknungstemperatur von etwa 80°C gebracht. Der Temperaturanstieg
verläuft
in der Form einer linearen Rampenfunktion mit einer positiven Steigung,
die bei ungefähr
20°C/min
liegt. Nach dem Erreichen der Trocknungstemperatur von 80°C wird in
einer sich anschließenden
Trocknungsphase 12 dieses Temperaturniveau über die
gesamte Dauer der Trocknungsphase 12 hinweg möglichst
konstant gehalten. Die zeitliche Dauer der Trocknungsphase 12 umfasst
ein zeitliches Intervall in einem Bereich zwischen 15 Minuten und
60 Minuten, vorzugsweise jedoch 30 Minuten. An die Trocknungsphase 12 schließt sich
eine Abkühlphase 13 an.
Im gezeigten Ausführungsbeispiel
der 3 wird die Lackschicht 1 mit einer linearen
Rampenfunktion in 30 Minuten auf Raumtemperatur von angenommenen
20°C abgekühlt, was
einer negativen Steigung von ungefähr 2°C/min entspricht. Das definierte
Abkühlen
der Lackschicht 1 erfolgt gegebenenfalls unter Einsatz einer
nicht dargestellten Kühleinrichtung,
beispielsweise eines Kaltluftgebläses. Nach dem Abschluss der
Abkühl phase 13 ist
der eigentliche Lackierprozess abgeschlossen und die Lackschicht 1 hat
nahezu ihre endgültige
mechanische Belastbarkeit erreicht.
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Zur
weiteren Verbesserung der Oberflächenqualität der schnell
getrockneten Lackschicht 1 können sich an die Abkühlphase 13 weitere
Verfahrensschritte anschließen.
Beispielsweise ist es möglich, die
Lackschicht 1 einer Oberflächenveredelung durch bekannte
Polierprozesse zu unterziehen. Die Verbesserung der Oberflächengeometrie
der Lackschicht 1 resultiert in diesem Fall durch vom Polieren hervorgerufene
kombinierte Verdichtungs- und Glättungseffekte
im Bereich der Oberseite 6 der Lackschicht 1.
Die Oberflächenveredelung
in Form der nachgeschalteten Oberflächenpolitur wird erst durch das
vollständige
Durchtrocknen bzw. die Aushärtung der
bevorzugt mit einem hochelastischen Polyurethanlack gebildeten Lackschicht 1 nach
Maßgabe
des erfindungsgemäß beschleunigten
Trocknungsverfahrens ermöglicht.
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Der
vollständige
Trocknungsprozess benötigt
im gezeigten Ausführungsbeispiel
nach Maßgabe der 3 nur
etwa 93 Minuten und ist demzufolge im Vergleich zu Trocknungsprozessen,
die bei der üblichen
Raumtemperatur von 20°C
ablaufen, deutlich schneller und besser automatisierbar. Darüberhinaus sind
die Trocknungsergebnisse besser reproduzierbar, da Schwankungseinflüsse des
Raumklimas nur noch einen geringen Einfluss haben.
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Die
perspektivische Darstellung der 4 zeigt
eine Vorrichtung zur bevorzugt vollautomatischen Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens
an großformatigen
Bauteilen.
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Ein
großformatiges
Bauteil 14, bei dem es sich im gezeigten Ausführungsbeispiel
um eine nur teilweise dargestellte Rumpfzelle 15 eines
Flugzeugs handelt, ist mit einer Lackschicht 16 versehen
worden
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Zur
Trocknung der Lackschicht 16 verfügt eine Vorrichtung 17 über einen
Strahler 18, der in einem Abstand 19 von vorzugsweise
zwischen 60 cm und 80 cm oberhalb der Lackschicht 16 mittels
einer nicht dargestellten Handhabungseinrichtung positioniert und
geführt
ist. Bei der Handhabungseinrichtung handelt es sich beispielsweise
um einen Standard-Knickarmroboter mit mindestens sechs Freiheitsgraden,
der von einer gleichfalls nicht dargestellten Steuer- und Regeleinrichtung
kontrolliert wird. Alternativ sind auch Portalroboter zur Positionierung des
Strahlers 18 denkbar, wobei das Portal als ein Kreissegment
oder als ein geschlossener Kreis ausgestaltet ist, so dass die Rumpfzelle 15 vom
Strahler 18 im Abstand 19 umfahren werden kann.
Der Strahler 18 ist mit einer Vielzahl von matrixförmig angeordneten
Einzelstrahlern aufgebaut, von denen lediglich ein Einzelstrahler 20 mit
einer Bezugsziffer versehen ist. Die Einzelstrahler 20 sind
jeweils mit nicht näher dargestellten
Quarzglasrohrstrahlern gebildet. Die Anordnung der Einzelstrahler 20 ist
vorzugsweise einer Oberflächengeometrie
des Bauteils 14 bzw. der gezeigten Rumpfzelle 15 angepasst.
Im gezeigten Ausführungsbeispiel
der 4 folgt die räumliche Anordnung
der Einzelstrahler 20 in etwa einem Zylindermantelabschnitt.
Weiterhin verfügt
der Strahler 18 über
einen Reflektor 21, der zur Vergleichmäßigung der von den Einzelstrahlern 20 abgegebenen
elektromagnetischen Strahlung dient. Infolge der Vielzahl von matrixförmig angeordneten
Einzelstrahlern 20 kann eine große Fläche 22 der Lackschicht 16 gleichzeitig
getrocknet werden. Die Fläche 22 kann
eine Ausdehnung von mehreren Quadratmetern aufweisen. Die Einzelstrahler 20 werden
von einer nicht dargestellten Leistungselektronik angesteuert, die
in Verbindung mit der Steuer- und Regeleinrichtung eine stufenlose
Regelung der Leistung der vom Strahler 18 auf die Lackschicht 16 abgegebenen elektromagnetischen
Strahlung ermöglicht.
In Folge der individuellen Ansteuerung der Einzelstrahler 20 ist
in Verbindung mit einer gegebenenfalls komplex gestalteten, abschnittsweise
unterschiedlich zweifach gekrümmten
Oberflächengeometrie
des Reflektors 21 eine weitgehende Homogenisierung des
vom Strahler 18 emittierten Strahlungsfeldes möglich, so dass
die Trocknungsgeschwindigkeit der Lackschicht 16 über die
gesamte Fläche 22 hinweg
annähernd konstant
ist.
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In
der Steuer- und Regeleinrichtung kann ferner eine Messeinrichtung
integriert sein, mittels der der erreichte, aktuelle Trocknungsgrad
der Lackschicht 16 unmittelbar messbar ist, so dass sich die Dauer
der Trocknungsphase 12 verändert. Hierdurch sind optimale
Trocknungsergebnisse unabhängig von
den klimatischen Umgebungsbedingungen und/oder des jeweils eingesetzten
Lacksystems erreichbar. Eine solche Messung des jeweils aktuell
erreichten Trocknungsgrades der Lackschicht 16 kann beispielsweise
durch eine diffuse Reflektionsmessung im nahen Infrarotbereich erzielt
werden, da sich diese Reflexionswerte in Abhängigkeit vom jeweils erreichten
Vernetzungsgrad und damit vom Trocknungsgrad der Lackschicht 16 messbar
verändern.
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Alternativ
kann die Steuer- und Regeleinrichtung auch nur mit einer Zeitmesseinrichtung
(so genannter ”Timer”) ausgestattet
sein. Im Fall einer reinen Zeitsteuerung ist jedoch eine manuelle
Anpassung der zeitlichen Dauer der Trocknungsphase 12 an
verschiedene Lacksysteme erforderlich.
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Die
nicht dargestellte Handhabungseinrichtung erlaubt das vollautomatische Überfahren
des Bauteils 14 mit dem Strahler 18 in einem exakt
definierten Abstand 19 auf genau festgelegten Bewegungsbahnen
und damit die Integration der Vorrichtung in eine vollautomatische
Lackieranlage. Eine Bewegung des Strahlers 18 ist hierbei
in Richtung der drei schwarzen Doppelpfeile 23 in Relation
zum Bauteil 14 möglich.
Umgekehrt kann auch das Bauteil 14 in Relation zu einem
dann feststehend ausgebildeten Strahler 18 beliebig im
Raum positioniert werden, um eine gleichmäßige Oberflächentrocknung der Lackschicht 16 zu
erreichen. Welcher Positionierung im Einzelfall der Vorzug zu geben
ist, hängt
vor allem von den geometrischen Abmessungen des Bauteils 14,
das heißt
insbesondere dessen Größe ab.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
sowie die dazugehörige
Vorrichtung sind zur Trocknung einer Vielzahl von Polymeren, insbesondere
von Epoxidlacken, Polyurethanlacken sowie Arcyllacken auf einer großen Bandbreite
von verschiedenen Untergründen geeignet.
Das Verfahren ist sowohl bei metallischen Untergründen als
auch bei kunststoffbasierten Untergründen, wie zum Beispiel CFK
oder GFK anwendbar.
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- 1
- Lackschicht
- 2
- Bauteil
- 3
- Strahler
- 4
- elektromagnetische
Strahlung
- 5
- Fläche
- 6
- Oberseite
(Lackschicht)
- 7
- Grenzbereich
(zwischen Bauteil und Lackschicht)
- 8
- Oberseite
(Bauteil)
- 9
- Strahlungsanteil
- 10
- Ablüftungsphase
- 11
- Aufheizphase
- 12
- Trocknungsphase
- 13
- Abkühlphase
- 14
- Bauteil
- 15
- Rumpfzelle
- 16
- Lackschicht
- 17
- Vorrichtung
- 18
- Strahler
- 19
- Abstand
- 20
- Einzelstrahler
- 21
- Reflektor
- 22
- Fläche
- 23
- Doppelpfeil