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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Erzeugung eines auf
ein Fahrzeug wirkenden Differenzmoments nach dem Oberbegriff des
Anspruches 1.
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Stand der Technik
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Aus
der
DE 10 2006
031 511 A1 ist ein Verfahren zum Stabilisieren eines Fahrzeugs
in einer fahrdynamischen Grenzsituation bekannt, bei dem ein Fahrzeugregler
durch automatisches Betätigen wenigstens einer Radbremse
in den Fahrbetrieb eingreift. Um den Stabilisierungsvorgang schneller durchzuführen,
wird an wenigstens einem Rad ein zusätzliches Antriebsmoment
erzeugt, das ein zusätzliches Giermoment bewirkt, welches
die stabilisierende Wirkung des Bremseingriffs unterstützt.
Neben der Stabilisierungswirkung kann situationsbezogen auch die
Bremsverzögerung, welche durch Bremseingriff eintritt,
durch das zusätzliche Antriebsmoment teilweise oder vollständig
kompensiert werden.
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Die
Ansteuerung der Radbremsen erfolgt über ein Fahrzeugregelsystem
wie beispielsweise ein ESP-System (elektronisches Stabilitätsprogramm)
oder ein ABS (Anti-Blockiersystem). Bei dem Zusammenspiel von Bremsen
der Räder einerseits und Aufbringen eines Antriebsmomentes
andererseits ist darauf zu achten, dass die prinzipiell gegensinnigen
Einflüsse von der Radbremse und von dem Antriebsmoment
nicht zu Komforteinschränkungen führen. Zugleich
sollen sich die stabilisierenden Wirkungen in bestmöglicher
Weise ergänzen.
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Außerdem
ist darauf zu achten, dass die Verteilung von Antriebsmomenten auf
die Fahrzeugräder sowie das Abbremsen einzelner Räder üblicherweise
mit unterschiedlichen Fahrzeugregelsystemen durchgeführt
wird, die im Fahrzeug aufeinander abzustimmen bzw. zu integrieren
sind.
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Offenbarung der Erfindung
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Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Funktion einer Fahrzeugregeleinrichtung,
welche eine Radbremseinheit zum Aufbringen eines Differenzmomentes
beaufschlagt, in möglichst effizienter Weise mit einem
Stellglied zu kombinieren, welches separat von der Radbremseinheit
ausgebildet ist und ebenfalls ein Differenzmoment auf das Fahrzeug
erzeugt.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß mit den Merkmalen
des Anspruches 1 gelöst. Die Unteransprüche geben
zweckmäßige Weiterbildungen an.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren geht aus von einem
Fahrzeugregelsystem in einem Fahrzeug, bestehend aus einer Fahrzeugregeleinrichtung,
welche mindestens eine Radbremseinheit umfasst, sowie einem weiteren
Stellglied, über das separat von der Radbremseinheit ein
auf das Fahrzeug wirkendes Differenzmoment zu erzeugen ist. Damit
besteht die Möglichkeit, sowohl über die Fahrzeugregeleinrichtung
und die Ansteuerung der Radbremseinheiten als auch über
das weitere Stellglied jeweils ein Differenzmoment im Fahrzeug bereitzustellen.
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Dem
Differenzmoment kommen zwei wesentliche Aufgaben zu: Zum einen dient
das Differenzmoment zur Erzeugung eines stabilisierenden Giermoments
an mindestens einer Achse, beispielsweise zur Stabilisierung eines über/untersteuernden Fahrzeugs.
Zum andern dient das Differenzmoment zur Traktionsunterstützung
durch Erzeugung einer Sperrwirkung, indem ein Differenzbremsmoment
(aktives Bremsen des durchdrehenden Rades) oder ein Differenzantriebsmoment
an einer angetriebenen Achse zur Aufrechterhaltung der Traktion
auf einseitig glatten Untergründen (μsplit)
aufgebracht wird. Hierbei werden in der Regel im Traktionsfall im
Anfahrbereich deutlich grössere Differenzmomente als beim
Stabilisierungsfall des Fahrzeugs benötigt. Ein Diffenzmoment
an zumindest einer angetriebenen Achse übt eine beabsichtigte
Sperrwirkung im Fall von μsplit aus;
das dabei entstehende Giermoment wird billigend in Kauf genommen.
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Nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren ist vorgesehen,
dass das gewünschte Differenzmoment primär über
das weitere Stellglied erfolgt, welches unabhängig von
der Betätigung der Radbremseinheit funktioniert. Die Radbremseinheit
kommt nur für den Fall ergänzend zum Einsatz,
dass das gewünschte Differenzmoment nur zum Teil oder gar
nicht über das weitere Stellglied einzustellen ist.
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Auf
diese Weise wird eine Hierarchie bei der Einstellung des gewünschten
Differenzmomentes festgelegt. Das Differenzmoment wird bevorzugt über das
weitere Stellglied bereitgestellt, die Fahrzeugregeleinrichtung,
welche eine Regeleinheit sowie die Radbremseinheiten umfasst, kommt
nur ergänzend zum Einsatz. Diese hierarchische Struktur
weist verschiedene Vorteile im Hinblick auf die Integration verschiedener
Systeme und auch im Hinblick auf den Komfort auf. Es können
zum einen unterschiedliche und separat voneinander ausgebildete
Fahrzeugregeleinrichtungen und Stellglieder nach Art eines modular
aufgebauten Systems miteinander kombiniert bzw. im Fahrzeug integriert
werden. Diese Fahrzeugregeleinrichtungen bzw. Stellglieder können
somit als einzelne Module unabhängig voneinander gefertigt werden
und im Fahrzeug zu einem Gesamtsystem kombiniert werden. Der Fahrzeugregeleinrichtung, die
die Radbremseinheit beaufschlagt, kommt hierbei eine sogenannte
Watchdog- bzw. Überwachungsfunktion zu, da das Differenzmoment
primär über das weitere Stellglied und nicht über
die Radbremseinheiten erzeugt wird und die Radbremseinheiten nur für
den Fall aktiviert werden, dass die Erzeugung des Differenzmoments
allein über das weitere Stellglied nicht in hinreichender
Weise sichergestellt ist. Das bedeutet für den Regelfall,
dass das Differenzmoment ausschließlich über das
weitere Stellglied erzeugt wird, was zu einer Komfortverbesserung
beiträgt, da das weitere Stellglied üblicherweise
ein Antriebsmoment gezielt auf eines oder auf mehrere Fahrzeugräder
verteilt und somit keine im Prinzip gegenläufigen Momente
auf die Fahrzeugräder wirken.
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Die
Integration der verschiedenen Systeme lässt sich auch in
einfacher Weise bewerkstelligen, da beide Systeme momentenbasiert
sind und auf der Basis der Momente gemeinsame Regelstrategien durchführbar
sind. Beispielsweise wird eine Stellgröße eines
Systems dem anderen System als Eingangsgröße zugeführt.
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Grundsätzlich
können verschiedene Typen von weiteren Stellgliedern gemeinsam
mit der die Radbremsen beaufschlagenden Fahrzeugregeleinrichtung
zu einem Fahrzeugregelgesamtsystem integriert werden. Voraussetzung
ist lediglich, dass das weitere Stellglied in der Lage ist, ein
Differenzmoment im Fahrzeug zu erzeugen, wozu insbesondere aktiv
einzustellende Stellglieder mit einer asymmetrischen Verteilung
von Antriebsmomenten zählen. Hierunter fallen sogenannte
Torque-Vectoring-Systeme, die ein aktives Kupplungsglied zur Antriebsmomentenverteilung
zwischen den angetriebenen Rädern einer Achse bzw. zwischen
angetriebenen Rädern unterschiedlicher Achsen umfassen.
Darüber hinaus kommen auch elektromotorische Antriebe in Betracht,
beispielsweise Radnabenmotoren, über die unterschiedlich
hohe Antriebsmomente auf verschiedene Fahrzeugräder aufgebracht
werden können. Derartige Elektromotoren sind vorzugsweise
Bestandteil eines Hybridantriebs, zu dem neben den Elektromotoren
auch ein Verbrennungsmotor zählt. Gegebenenfalls erfolgt
der Antrieb des Fahrzeuges aber auch ausschließlich elektromotorisch.
Eine weitere Möglichkeit, ein zusätzliches Differenzmoment über
ein aktives Stellglied einzustellen, stellt beispielsweise eine
Hinterradlenkung dar.
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Das
zusätzliche Stellglied kann entweder mit einer eigenen
Reglereinheit versehen sein oder in die Regelstruktur der die Radbremsen
beaufschlagenden Fahrzeugregeleinrichtung integriert werden. Im ersten
Fall, also mit eigener Reglereinheit, ist das weitere Stellglied
Bestandteil eines eigenen Fahrzeugregelsystems, welches mit der
die Radbremsen beaufschlagenden Fahrzeugregeleinrichtung zusammengeführt
wird. Im zweiten Fall, also bei einem weiteren Stellglied ohne eigene
Regiereinheit, können verhältnismäßig
einfach aufgebaute Stellgliedsysteme verwendet werden, wobei die
Regelung zur Einstellung des gewünschten Differenzmoments
im weiteren Stellglied über die Reglerstruktur der die
Radbremsen beaufschlagenden Fahrzeugregeleinrichtung durchgeführt
wird.
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Die
genannte Struktur mit modular aufgebauter Fahrzeugregeleinrichtung
und weiterem Stellglied, bei der das Differenzmoment bevorzugt über das
weitere Stellglied eingesetzt wird, weist den Vorteil auf, dass
bei einem Ausfall des weiteren Stellglieds das gewünschte
Differenzmoment zumindest teilweise, vorzugsweise aber vollständig
von der die Radbremsen beaufschlagenden Fahrzeugregeleinrichtung
bereitgestellt werden kann, die aufgrund ihrer Überwachungsfunktion
sofort eintritt, wenn das gewünschte Differenzmoment nicht
oder nicht vollständig von dem weiteren Stellglied erzeugt
werden kann. Man erhält auf diese Weise eine zusätzliche
Sicherheit im Hinblick auf einen Systemausfall.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführung ist vorgesehen, dass die tatsächlich
realisierte Stellgröße des weiteren Stellgliedes
als Arbeitspunkt für die Reglereinheit bereitgestellt wird,
die der Radbremseinheit zugeordnet ist. Diese Vorgehensweise eignet sich
insbesondere in der Ausführung des weiteren Stellgliedes
als Bestandteil einer eigenständigen Fahrzeugregeleinrichtung,
die mit einer eigenen Reglereinheit ausgestattet ist. Die die Radbremsen beaufschlagende
Fahrzeugregeleinrichtung nutzt die tatsächlich realisierte
Stellgröße als Arbeitspunkt, so dass die Regelung
in der die Radbremsen beaufschlagenden Fahrzeugregeleinrichtung
auf einem besseren Ausgangswert aufsetzen und damit schneller bzw.
spontaner reagieren kann für den Fall, dass das gewünschte
Differenzmoment nicht vollständig von dem weiteren Stellglied
bereitgestellt werden kann. Sofern jedoch das weitere Stellglied
das Differenzmoment vollständig einstellt, ist der Arbeitspunkt,
auf dem die Reglereinheit der die Radbremsen beaufschlagenden Fahrzeugregeleinrichtung
aufsetzt, so bemessen, dass keine Regelabweichung entsteht und somit
die Radbremsen auch nicht ergänzend in Funktion treten
müssen, um das gewünschte Differenzmoment einzustellen.
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Gemäß einer
weiteren zweckmäßigen Ausführung ist
vorgesehen, dass ein von der Reglereinheit der die Radbremsen beaufschlagenden
Fahrzeugregeleinrichtung geliefertes Sollmoment dem weiteren Stellglied
als Eingangsgröße zugeführt wird. Diese
Ausführung eignet sich insbesondere für weitere
Stellglieder ohne eigene Reglereinheit, so dass die Regelung des
weiteren Stellglieds von der Regiereinheit der die Radbremsen beaufschlagenden Fahrzeugregeleinrichtung übernommen
wird. Das weitere Stellglied wird somit in die Reglerstruktur der Fahrzeugregeleinrichtung
eingebettet.
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Die
tatsächlich realisierte Stellgröße des
weiteren Stellglieds wird der die Radbremsen beaufschlagenden Fahrzeugregeleinrichtung
in jedem Fall zugeführt, also sowohl bei der Ausführung
des Stellglieds ohne eigene Reglereinheit als auch in der Ausführung
mit eigener Reglereinheit. Hierbei kann es aber zweckmäßig
sein, vor dem Eingang in die Fahrzeugregeleinrichtung eine Begrenzung
auf ein Stellgrößen-Maximum vorzunehmen, bei dem
es sich um eine feste Größe handeln kann, gegebenenfalls
aber auch um eine variable, von aktuellen Zustandsgrößen
des Fahrzeugs und/oder des weiteren Stellglieds abhängige
Größe, die beispielsweise von der Temperatur des
Stellglieds abhängt. Hiermit wird sichergestellt, dass
insbesondere bei einer Einbettung des weiteren Stellglieds in die
Reglerstruktur der die Radbremsen beaufschlagenden Fahrzeugregeleinrichtung
in dem weiteren Stellglied unter Beachtung von Randbedingungen und
Sicherheitsvorschriften nur ein maximal mögliches Differenzmoment
erzeugt wird. Sofern dies nicht ausreicht, um das gewünschte Differenzmoment
im Fahrzeug einzustellen, tritt ergänzend die die Radbremsen
beaufschlagende Fahrzeugregeleinrichtung in Kraft.
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Weitere
Begrenzungen können in der Fahrzeugregeleinrichtung vorgesehen
sein, vorzugsweise im Anschluss an die dort vorhandene Reglereinheit.
Das von der Reglereinheit gelieferte Sollmoment wird hierbei auf
ein Sollmoment-Maximum begrenzt, welches vorzugsweise ebenfalls
vom aktuellen Fahrzustand des Fahrzeugs abhängt, beispielsweise
von der Fahrzeuggeschwindigkeit, der Querbeschleunigung oder dem
Reibwert zwischen den Rädern und der Fahrbahn. Auf diese
Weise kann das Differenzmoment an den aktuellen Fahrzustand angepasst
werden, wobei aus Sicherheitsgründen, beispielsweise bei
sehr niedrigem Reibwert, eine Begrenzung durchgeführt werden
kann.
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Die
Fahrzeugregeleinrichtung zur Beaufschlagung der Radbremse ist insbesondere
ein ESP-Regelsystem (elektronisches Stabilitätsprogramm), über
dessen Stellsignale die Radbremsen an Fahrzeugrädern gegenüberliegender
Seiten beaufschlagt werden können. Grundsätzlich
kommt aber auch ein sonstiger Fahrzeugregler in Betracht, beispielsweise
eine Traktionskontrolle oder ein Anti-Blockiersystem.
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Weitere
Vorteile und zweckmäßige Ausführungen
sind den weiteren Ansprüchen, der Figurenbeschreibung und
den Zeichnungen zu entnehmen. Es zeigen:
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1 in
schematischer Darstellung ein Kraftfahrzeug, das mit einer Fahrzeugregeleinrichtung
zur Beaufschlagung von Radbremsen an den Fahrzeugrädern
sowie mit einem Torque-Vectoring-System zur aktiven Verteilung von
Antriebsmomenten auf unterschiedliche Fahrzeugräder ausgestattet
ist,
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2 ein
Blockschaltdiagramm, das die Gesamtstruktur von der Fahrzeugregeleinrichtung
zur Beaufschlagung der Radbremsen sowie dem Torque-Vectoring-System
darstellt.
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Das
in 1 dargestellte Kraftfahrzeug 1 weist
Vorderräder 2 und 3 an einer Vorderachse 16 sowie
Hinterräder 4 und 5 an einer Hinterachse 17 auf,
wobei jedem Rad eine Radbremseinheit 6, 7, 8, 9 zugeordnet
ist. Die Radbremseinheiten 6 bis 9 werden von
Stellsignalen eines Regel- bzw. Steuergerätes 10 eingestellt,
das beispielhaft Teil eines ESP-Regelsystems ist. Dem Regel- bzw.
Steuergerät 10 werden Sensorsignale einer Sensorik 11 zugeführt,
die sowohl eine Umfeldsensorik zur Detektierung des Fahrzeugumfeldes
als auch eine Zustandssensorik zur Detektierung des aktuellen Fahrzeugzustandes enthalten
kann. Die Umfeldsensorik umfasst beispielsweise Radarsensoren oder
optische Sensoren, mit den Zustandssensoren können Fahrzeugstandsgrößen
der Längs- und/oder Querdynamik wie beispielsweise Fahrzeuggeschwindigkeit,
Fahrzeugverzögerung, Querbeschleunigung oder Radschlupfwerte
ermittelt werden.
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Das
Kraftfahrzeug 1 ist darüber hinaus mit einem vorderen
und einem hinteren Torque-Vectoring-System 12 bzw. 13 ausgestattet,
bei dem es sich um ein aktiv einstellbares Kupplungsstellglied handelt
zur Verteilung von Antriebsmomenten zwischen einem linken und einem
rechten angetriebenen Rad einer Achse. Jedem Torque-Vectoring-System 12 bzw. 13 ist
eine Reglereinheit 14 bzw. 15 zugeordnet, wobei
die Reglereinheiten 14 und 15 mit dem zentralen
Regel- bzw. Steuergerät 10 kommunizieren. Die an
unterschiedlichen Achsen wirkenden Torque-Vectoring-Systeme 12 und 13 können
aber auch von einer gemeinsamen Reglereinheit eingestellt werden.
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Im
Ausführungsbeispiel ist jeder Achse 16, 17 des
Kraftfahrzeugs 1 jeweils ein Torque-Vectoring-System 12 bzw. 13 zugeordnet,
es handelt sich somit um ein Fahrzeug mit zwei angetriebenen Achsen.
Grundsätzlich ist es aber auch im Rahmen der Erfindung
ausreichend, lediglich an einer angetriebenen Achse ein Torque-Vectoring-System
vorzusehen.
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Darüber
hinaus ist es für die Erfindung auch ausreichend bzw. möglich,
kein Torque-Vectoring-System, sondern Radnabenmotoren in den Fahrzeugrädern
vorzusehen, wobei die Radnabenmotoren gegenüberliegender
Fahrzeugräder separat ansteuerbar sind, so dass auch auf
diese Weise unterschiedliche Antriebsmomente an gegenüberliegende
Fahrzeugräder aufgebracht werden können.
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Sowohl über
die Fahrzeugregeleinrichtung zur Beaufschlagung der Radbremse, die
das Regel- bzw. Steuergerät 10 sowie die Radbremseinheiten 6 bis 9 umfasst,
als auch über das Torque-Vectoring-System 12 bzw. 13 ist
jeweils ein auf das Fahrzeug wirkendes Differenzmoment erzeugbar.
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In 2 ist
die Gesamtstruktur mit der Fahrzeugregeleinrichtung 20 zur
Beaufschlagung der Radbremseinheiten 6 bis 9 und
des Torque-Vectoring-Systems 12, 13 dargestellt.
Die Fahrzeugregeleinrichtung 20 umfasst das Regel- bzw.
Steuergerät 10, das am Ausgang als Regelgröße
eine Regelabweichung ΔvDif der
Raddifferenzgeschwindigkeit vDif, die die
Geschwindigkeitsdifferenz zwischen den Rädern einer Achse
angibt, und/oder eine Regelabweichung Δvyaw der
Gierrate vyaw liefert. Die Regelgröße vDif bzw. vyaw geht
in eine Reglereinheit 21 der Fahrzeugregeleinrichtung 20 ein,
die als Stellgröße ein Differenzmoment MDif liefert. Das Differenzmoment MDif stellt ein Sollmoment dar, das zunächst
in einer nachfolgenden Begrenzungseinheit 22 auf ein Sollmoment-Maximum
MDif,Lim begrenzt wird, das zweckmäßigerweise
von den aktuellen Zustandsgrößen des Kraftfahrzeugs
abhängt, beispielsweise von der Fahrzeuggeschwindigkeit,
der Querbeschleunigung oder dem Reibwert zwischen den Rädern
des Fahrzeuges und der Straße.
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Im
Anschluss an die Begrenzungseinheit 22 wird in einer Differenzstelle
von dem gegebenenfalls auf das Sollmoment-Maximum MDif,Lim begrenzten Sollmoment
MDif zur Ermittlung einer Regelabweichung ΔMDif das aktuelle, tatsächlich realisierte
Differenzmoment MDif,Act als Stellgröße
subtrahiert. Die Regelabweichung ΔMDif geht
anschließend in eine ein dynamisches Modell des Torque-Vectoring-Systems 12, 13 enthaltende
Einheit 23 ein, die die Aufgabe hat, eine eventuelle Phasendifferenz
zwischen der Druckansteuerung in den Radbremseinheiten der Fahrzeugregeleinrichtung 20 und
in dem Stellglied des Torque-Vectoring-Systems 12, 13 auszugleichen.
Derartige Phasendifferenzen können aufgrund der schnelleren
Reaktion der Radbremsen im Vergleich zum Stellglied des Torque-Vectoring-Systems auftreten.
Mithilfe des dynamischen Modells in der Einheit 23 werden
derartige Phasendifferenzen ausgeglichen.
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Im
Anschluss an die Einheit 23 fließt die dynamisierte
Regelabweichung in eine weitere Begrenzungseinheit 24 ein,
in der analog zur Begrenzungseinheit 22 eine Begrenzung
vorzugsweise in Abhängigkeit der aktuellen Zustandsgrößen
des Fahrzeuges wie beispielsweise der Fahrzeuggeschwindigkeit durchgeführt
wird. Mit der Begrenzungseinheit 24 wird dem besonders
sensiblen Ansprechen des dynamischen Fahrzeugverhaltens auf einen
Eingriff über die Radbremsen Rechnung getragen.
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Die
Regelabweichung geht schließlich in den letzten Block der
Fahrzeugregeleinrichtung ein, der die Radbremseinheiten 6 bis 9 enthält, über
die der gewünschte Druck pL bzw.
pR in den Radbremseinheiten an den Fahrzeugrädern
unterschiedlicher Fahrzeugseiten eingestellt wird. Auf diese Weise
ist es möglich, über die Fahrzeugregeleinrichtung 20 und
die Beaufschlagung der Radbremseinheiten ein gewünschtes
Differenzmoment im Fahrzeug zu generieren.
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Das
in 2 dargestellte Gesamtsystem enthält zusätzlich
zu der Fahrzeugregeleinrichtung 20 auch das Torque-Vectoring-System 12, 13, über das
ebenfalls ein Differenzmoment im Fahrzeug durch eine unterschiedliche
Antriebsmomentenverteilung auf unterschiedliche Fahrzeugräder
einstellbar ist. Im Zusammenwirken mit der Fahrzeugregeleinrichtung 20 kommen
verschiedene, nachfolgend erläuterte Betriebsarten in Betracht.
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Die
verschiedenen Betriebsarten im Zusammenspiel von Fahrzeugregeleinrichtung 20 und Torque-Vectoring-System 12, 13 sind über
Schalter S1 und S2 symbolisiert. Der Schalter S1 befindet sich zwischen
dem Ausgang einer Begrenzungseinheit 26, die dem Torque-Vectoring-System 12, 13 zugeordnet
ist, und der Reglereinheit 22, die Bestandteil der Fahrzeugregeleinrichtung 20 ist.
Der Schalter S2 liegt in einem Rückführungsstrang
zwischen dem Ausgang der der Reglereinheit 21 nachgeschalteten Begrenzungseinheit 22 und
dem Eingang des Torque-Vectoring-Systems 12, 13,
und zwar vor einer weiteren Begrenzungseinheit 25, die
in diesem Rückführungszweig angeordnet ist. Die
Schalter S1 und S2 stehen symbolisch für das Vorhandensein
(geschlossener Schalter) bzw. Nichtvorhandensein (geöffneter
Schalter) einer entsprechenden Verbindung zwischen den genannten
Einheiten des Gesamtsystems.
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In
einer ersten Betriebsart ist der Schalter S1 geschlossen und der
Schalter S2 geöffnet. Diese Betriebsart wird vorzugsweise
für den Fall eingesetzt, dass das weitere Stellglied zum
Erzeugen eines Differenzmomentes – im Ausführungsbeispiel
das Torque-Vectoring-System – mit einer eigenen Reglereinheit
versehen ist, über die das gewünschte Differenzmoment über
das Torque-Vectoring-System einzustellen ist. In diesem Fall ist
die Rückführungsschleife zwischen dem Ausgang
der Reglereinheit 21 der Fahrzeugregeleinrichtung 20 und
dem Eingang des Torque-Vectoring-Systems 12, 13 nicht
zwingend erforderlich.
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In
der ersten Betriebsart mit geschlossenem Schalter S1 wird die tatsächlich
im Torque-Vectoring-System 12, 13 realisierte Stellgröße
MDif,Act, die in einer Begrenzungseinheit 26 gegebenenfalls
auf ein Stellgrößen-Maximum MDif,Pot begrenzt
wird, als Eingangsgröße der Reglereinheit 21 der
Fahrzeugregeleinrichtung 20 zugeführt. Die tatsächlich
realisierte Stellgröße MDif,Act,
dient als Arbeitspunkt in der Reglereinheit 21 zur Ermittlung
des Stellgrößen-Momentes MDif.
Bei einer Reglereinheit 21 mit einem I-Anteil, beispielsweise
einem PI-Regler, stellt die realisierte Stellgröße
MDif,Act den Arbeitspunkt des Regelkreises den
I-Anteil dar. Auf diesem Arbeitspunkt aufbauend ist ein besseres
Ansprechverhalten des Reglers bzw. eine schnellere Einstellung des
gewünschten Momentes durchführbar.
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Zusätzlich
wird die realisierte Stellgröße MDif,Act der
Differenzstelle als Eingangsgröße zugeführt,
und zwar auf der Ausgangsseite der Begrenzungseinheit 22,
die sich an die Reglereinheit 21 anschließt. In
der Differenzstelle wird, wie bereits oben beschrieben, die realisierte
Stellgröße MDif,Act von
der berechneten Stellgröße MDif subtrahiert,
wodurch man die Regelabweichung ΔMDif erhält.
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In
einer zweiten Betriebsart ist der Schalter S1 geöffnet
und der Schalter S2 geschlossen. Diese Betriebsart wird vorzugsweise
für Stellglieder 12, 13 ohne eigene Regiereinheit
eingesetzt. Bei geschlossenem Schalter S2 ist ein Rückführungszweig
zur Rückführung des Sollmoments MDif als
Eingangsgröße für das weitere Stellglied 12, 13 geschlossen.
Im Rückführungszweig ist die Begrenzungseinheit 25 zur
Begrenzung auf ein Maximum enthalten, die dem weiteren Stellglied 12, 13 zuzuführende
Stellgröße als Solleingangsgröße
ist mit MDif,Tar bezeichnet.
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In
den Begrenzungseinheiten 25 und 26, die sich im
Rückführungszweig bzw. im Zweig des weiteren Stellgliedes
befinden, erfolgt eine Begrenzung auf einen Maximalwert MDif,Pot, bei dem es sich um das über
das weitere Stellglied 12, 13 maximal einstellbaren
Moment handelt. MDif,Pot kann eine feste Größe
sein, gegebenenfalls aber auch variabel, beispielsweise in Abhängigkeit
von der aktuellen Temperatur im weiteren Stellglied.
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In
beiden Fällen, also sowohl bei geschlossenem Schalter S1
und geöffnetem Schalter S2 als auch bei geöffnetem
Schalter S1 und geschlossenem Schalter S2, dient die Fahrzeugregeleinrichtung 20 als
Sicherungsfunktion für den Fall, dass das gewünschte
Differenzmoment nicht über das weitere Stellglied 12, 13 im
Fahrzeug einstellbar ist. Nur in diesen Fällen erhält
man eine Regelabweichung ΔMDif ungleich
0, die zu einer Beaufschlagung der Radbremseinheiten 6 bis 9 führt.
Kann dagegen das gewünschte Differenzmoment vollständig
von dem weiteren Stellglied 12, 13 eingestellt
werden, so ist die in der Regeleinheit 21 gelieferte Stellgröße
MDif identisch mit der tatsächlich
realisierten Stellgröße MDif,Act aus
dem weiteren Stellglied 12, 13, so dass auch die
Regelabweichung ΔMDif zu null wird
und die Radbremseinheiten 6 bis 9 nicht betätigt
werden.
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Die
ergänzende Funktion der Fahrzeugregeleinrichtung 20 kommt
auch für den Fall zum Tragen, dass das weitere Stellglied 12, 13 vollständig
ausfällt. In diesem Fall wird das Differenzmoment komplett über
die Beaufschlagung der Radbremseinheiten eingestellt.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - DE 102006031511
A1 [0002]