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Die
Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren, mit dem Hautbereiche von
Zitzen mit einem Film während und zwischen den Melkvorgängen
geschützt werden können. Weiterhin bezieht sich
die Erfindung auf Filme, die in dem Verfahren zur Anwendung kommen
können.
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Die
wirksame Betreuung und Haltung von großen Milchtierherden
zur Erzeugung von Molkereiprodukten ist eine der Hauptaufgaben in
der Landwirtschaft. Erkrankungen sowie starke Abweichungen von der
Herdennorm einzelner Tiere werden so zu einem ernst zu nehmenden
Problem, da die Wirtschaftlichkeit heute größtenteils über
ein effizientes, reibungsloses Management sehr großer Herden
erreicht wird. Erkrankungen einzelner Tiere sowie Abweichungen von
der Herdennorm speziell im Bereich der Zitze stellen einen erheblichen
Störfaktor dar, der die Wirtschaftlichkeit, insbesondere
beim Einsatz von halbautomatischen und vollautomatischen Melkrobotern,
beeinträchtigt.
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Es
gibt eine Reihe unterschiedlicher Störungen im Bereich
der Zitze.
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Grundsätzlich
gilt, dass die Zitzen durch den Melkvorgang stark beansprucht werden,
was zu Reizungen bzw. dem Bruch insbesondere bereits gereizter Haut
führen kann. Selbst durch solche kleinen und kleinsten
Verletzungen kann durch mikrobiellen Angriff eine Mastitis ausgelöst
werden. Speziell solche Verletzungen müssen daher von Umgebungskeimen sicher
geschützt werden, da sie weniger offensichtlich sind, aber
nichts desto trotz gravierende Folgen haben können.
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Bei
Verletzungen gröberer Art oder bereits bestehenden Verletzungen,
die auch auf andere Ursachen, z. B. Weidezäune, zurückzuführen
sind, besteht die Gefahr, dass sich die Verletzungen während und
durch das Melken verschlimmern.
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Ist
die Haut der Zitze äußerlich verletzt, müssen
die Tiere i. d. R. getrennt gehalten und mit einem deutlichen Mehraufwand
versorgt werden.
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Schon
kleinste Verletzungen im Bereich der Zitze, die Sekret absondern
können, führen zwangsläufig zu einer
Absonderung des betroffenen Tieres, da andernfalls die Milch mit
Blut oder Wundsekret verunreinigt werden kann, was aufgrund der
nachgeschalteten Qualitätskontrolle insbesondere moderner automatisierter
Qualitätskontrollsysteme zum Verwerfen des Ermolkenen i.
d. R. aus allen gemolkenen Vierteln führt.
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Bei
etwas gröberen Verletzungen muss das der Zitze zugehörige
Euterviertel u. U. sogar trockengestellt werden, um eine Heilung
zu ermöglichen, da die Zitze durch den Melkvorgang ganz
erheblich belastet wird. Gebildeter Schorf wird durch die hohe Druck-
und Zugbelastung i. d. R. wieder aufgerissen. Im ungüns tigsten
Fall führt dies sogar zu einer Vergrößerung
einer ursprünglich kleinen Verletzung an der Zitze.
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Üblich
bei Verletzungen der Haut an der Zitze ist das Anlegen eines Zitzenverbandes.
Dies kann z. B. durch Tauchbäder, durch nicht auf der Haut
haftende, aber auf sich selbst haftende Verbände oder aber
auch durch flächige, selbstklebende Pflastermaterialien,
die grundsätzlich zur Abdeckung von Wunden geeignet sind,
erfolgen.
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Alle
diese heute gängigen Lösungen zum Schutz und zur
Versorgung der Zitze haben verschiedene Nachteile.
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Tauchbäder,
die z. B. natürlichen Kautschuk enthalten, können
sensibilisierend wirken. Verbände, die mit Hilfe von Tauchbädern
aufgebracht werden und i. d. R. sicher schützen, müssen
z. B. vor jedem Melkvorgang wieder entfernt werden, um den Melkvorgang überhaupt
zu ermöglichen. Der Aufwand für das Entfernen
des Verbandes ist zum Teil erheblich. So müssen die Verbände
z. B. eingeweicht werden, bevor sie wieder entfernt werden können.
Im schlimmsten Fall entstehen durch die Abnahme des Verbandes selbst
Reibe- und Quetschverletzungen. Wie aufwändig das Prozedere
ist, ergibt sich z. B. aus der Patentschrift
DE 699 14 751 für eine polyurethanbasierte
Tauchlösung. Darin werden auch die Nachteile bezüglich
der Haltbarkeit von wasserlöslichen Filmen beschrieben.
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Zitzenverbände
mit flächigen, selbstklebenden Pflastermaterialien werden
hauptsächlich zur Fixierung eingesetzt. Fixomull (BSN)
wird z. B. hierzu als elastischer Fixierverband häufig
genutzt. Der Verband ist nicht dafür konzipiert, in direkten
Kontakt mit der Wunde gebracht zu werden, sondern wird im Wesentlichen
zur Fixierung z. B. von Zitzenstiften angelegt und muss zum Melken
wieder abgenommen werden. Als dauerhafter Schutz, der auf der Zitze
auch während des Melkens verbleibt, ist ein derartiger
Zitzenverband daher ungeeignet. Die hier z. B. eingesetzten Acrylatklebeschichten
kleben bei der hohen Haftkraft so, dass sie die Haut bei Belastung
reizen. Da die Klebeschicht in einer nur sehr dünnen Schicht auf
dem flexiblen Träger aufgebracht ist, kann die Klebeschicht
selbst Zugbelastungen nicht gut in der Klebeschichtenschicht absorbieren,
sondern überträgt auftretende Zug- und Scherkräfte
direkt auf die Haut. Die Kräfte können auch nicht
in jedem Fall durch das flexible Trägermaterial kompensiert
werden, da die Flexibilität des Trägers nur in
einer Richtung und nicht in alle Richtungen gegeben ist. Mechanische
Belastungen z. B. durch Bewegung oder Zugbelastung werden so nicht
immer vollständig absorbiert, sondern großenteils
direkt auf die Haut übertragen, was zu einer Reizung, ggf.
Jucken oder dem Lösen der Klebeverbindung führen
kann. Speziell wegen des reizenden Effekts werden solche Verbände
von den Tieren oftmals heruntergeschleckt. Wird durch die Zug- und
Scherkräfte die Verklebung einmal gelöst, haftet
der Verband in aller Regel nicht mehr, da durch die Klebeschicht
die oberste Corneozytenschicht abgetragen wird und auf der Klebeschicht
haftet. So wird auch bei jedem Verbandswechsel jeweils immer die
oberste Hautschicht mit abgetragen. Dieser als Corneozytenstripping
bekannte Effekt tritt auf, da die Haftkraft zwischen den Corneozyten
auf der Haut i. d. R. nicht mehr ausreichend ist und sie mit dem
Verband abgerissen werden.
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Neben
Tieren mit Verletzungen bzw. Reizungen im Zitzenbereich gibt es
schließlich auch noch Tiere in einer Herde, deren Zitzendurchmesser
nicht zur Herdennorm passt. Ein Melken mit dem Standardmelkzeug
für die Herde ist dann nicht möglich.
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So
sind z. B. bei der Kuhrasse ”Holstein” durch züchterische
Einflüsse die Zitzen bei vielen Kühen so kurz
und dünn geworden, dass die Melkzeughaftung zunehmend schlechter
wird. Wegen der starken Streuung der Zitzenmaße ist ein
opti males Anpassen der Zitzengummis an die Zitzen in einer Herde
oft nicht mehr befriedigend möglich. So kann z. B. bei
zu dünnen oder zu kurzen Zitzen das Melkzeug unerwünscht
abfallen oder nicht richtig halten. Im schlimmsten Fall kann das
Tier in der Herde nicht mehr zur Milchproduktion herangezogen werden
und muss abgegeben oder geschlachtet werden.
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Es
besteht daher ein Bedürfnis, insbesondere überbeanspruchte,
oder verletzte Zitzen während des Melkvorgangs zu schützen,
bzw. Abweichungen bei nicht Herdennorm-gerechten Zitzen zu kompensieren.
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Gelöst
wird diese Aufgabe mit einem Verfahren gemäss Anspruch
1 sowie einem in dem Verfahren einsetzbaren Film gemäss
Anspruch 6.
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Erfindungsgemäß ist
vorgesehen, dass insbesondere verletzte oder gestresste Hautbereiche
einer Zitze speziell während des Melkvorganges überlappend
mit einem auf sich selbst haftenden und über eine elastische
Klebeschicht auf der Haut haftenden Film umwickelt wird, welcher
für die Dauer mehrerer Tage auch zwischen den wiederkehrenden
Melkvorgängen zum Schutz auf der Zitze verbleiben kann. Mit
Film soll im Folgenden ein Verbund aus einem flächigen
Träger und der Klebeschicht bezeichnet werden. Über
die Klebschicht haftet der Film auf sich selbst und an der Haut.
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Grundsätzlich
geeignete Filme sind dem Fachmann aus z. B. dem Gebiet der Pflaster-
oder Verbandmaterialien bekannt. Grundsätzlich können unter
Berücksichtigung der nachfolgenden Ausführungen
alle in diesem Zusammenhang bekannten Träger- bzw. Klebematerialien
im Rahmen der Erfindung zum Einsatz kommen.
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In
einer ersten Variante des erfindungsgemässen Verfahrens
ist die Klebeschicht mit einer Dicke und Verformbarkeit gewählt,
derart, dass sie bei Dehnung der Zitze während des Melkvorgangs
von dem mit dem Melkgeschirr in Kontakt kommenden Träger
auf die Haut wirkende Scherkräfte kompensiert.
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Alternativ
oder ergänzend kann die Klebeschicht in einer zweiten Variante
des erfindungsgemässen Verfahrens so gewählt sein,
dass sie sich bei einer in Längsrichtung der Zitze auf
sie wirkenden Kraft von der Haut ohne wesentliche Verletzung der Corneozytenschicht
ablöst.
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Es
hat sich überraschend herausgestellt, dass das erfindungsgemässe
Verfahren, nicht Herdennorm-gerechte, gestresste oder verletzte
Zitzen während des Melkvorgangs effektiv schützt.
Das Verfahren lässt sich nicht nur auf verletzten bzw.
gereizten Zitzen anwenden, sondern kann selbstverständlich
auch auf intakten nicht gestressten oder gereizten Zitzen angewendet
werden. In allen Fällen kann der zum Schutz aufgebrachte
Film problemlos über mehrere Tage und Melkintervalle an
der Zitze verbleiben.
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In
einer Variante ist der in dem erfindungsgemässen Verfahren
eingesetzte Film mit einer Klebeschicht vorkonfektioniert, die eine
Dicke und Verformbarkeit aufweist, die gewährleistet, dass
die Klebeschicht bei Dehnung der Zitze während des Melkvorgangs
von dem Melkzeug auf den Film wirkende Scherkräfte kompensiert,
sodass diese die Haut nicht zusätzlich belasten.
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Bevorzugt
ist die Klebeschicht dergestalt elastisch ausgebildet, dass sie
sich nach Wegfall der auf sie wirkenden Scherkräfte im
wesentlichen wieder auf ihre Ausgangsform, d. h. die Form, die sie
vor Einwirkung der Scherkräfte hatte, rückverformt.
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Bevorzugt
ist die Klebeschicht bei dieser Variante weiterhin so gewählt,
dass sie sich während des Melkvorgangs nicht von der Haut
ablöst. Bei dieser Ausgestaltung wird die Haut besonders
geschont.
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Alternativ
oder in Kombination mit den oben genannten Eigenschaften kann die
in dem Film vorgesehene Klebeschicht so gewählt sein, dass
sie sich bei Streckung des Films bzw. Trägers in Richtung
der Zitzendehnung inkrementell und entgegengesetzt zur Streckrichtung
von der Haut löst und anschließend wieder mit
der Haut verklebt. Erfindungswesentlich ist, dass sich die Klebschicht
ohne wesentliche Verletzung der Corneozytenschicht von der Haut
löst.
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Klebschichten
mit solchen Eigenschaften sind im Bereich von Wundpflastern bekannt.
Sie erlauben eine schmerzfreie Entfernung von Pflastermaterialien
von der Haut. Aus dem
US-Patent 4224313 ist
z. B. ein entsprechender selbsthaftender, dehnbarer und flexibler
Verband bekannt, der durch Längsstreckung parallel zu Verklebungsfläche
einfach und weitgehend schmerzfrei von der Hautoberfläche
gelöst werden kann. Durch Streckung wird am ersten Kontaktpunkt
die Haftkraft zwischen Klebeschicht und Oberfläche die
Haftkraft durch die Zugkraft überschritten. In der Regel
löst sich die Klebeschicht von der Haut ohne Corneozyten
abzunehmen.
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Bei
beiden Varianten sind die Klebepunkte dicht an dicht auf der Haut
der ungedehnten Zitze und überspannen auch i. d. R. vorhandene
Faltungen der Haut und es ist gewährleistet, dass die durch
den Film abgedeckte Haut während des Melkvorganges nicht
zusätzlich durch die klebende Verbindung gereizt wird.
Im ersten Fall macht der Klebstoff die Bewegung der Haut mit, d.
h. die Verbindungen zwischen Haut und Klebeschicht in den einzelnen
Klebepunkten bleiben erhalten.
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Im
zweiten Fall löst sich der Klebstoff inkrementell von der
Haut ab, sodass die Corneozytenschicht nicht oder nur wenig beschädigt
wird und egalisiert über das Lösen und Wiederverkleben
auftretende Spannungen automatisch. In diesem Fall ist es zwar vorteilhaft
aber nicht zwingend erforderlich, dass die Klebeschicht die einwirkenden
Zugkräfte kompensiert, da bei beginnender Dehnung die Verklebung
sich inkrementell löst, sodass sich während des
Melkprozesses der Film zu großen Teilen lösen kann,
aber anschließend sofort wieder spannungsfreier verklebt,
wenn der Massagedruck des Melkzeugs auf Verband und Zitze einwirkt.
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Vorteilhaft
ist die Klebeschicht in einer Ausgestaltung der Erfindung so gewählt,
dass sie bis zu einem vorgegebenen Wert Scherkräfte kompensiert und
sich oberhalb des Werts weitgehend verletzungsfrei von der Haut
ablöst und Unterschreiten des Wertes wieder mit der Haut
verklebt. Mit dieser Ausgestaltung, die beide Effekte miteinander
kombiniert, kann man auch extreme Bedingungen, z. B. wenn die Zitze
stärker gedehnt wird als üblich, bzw. eine nicht optimale
Anordnung des Films etc. kompensieren.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausgestaltung des Verfahrens ist vorgesehen,
dass die Zitze mehrfach mit dem Film umwickelt wird. Man erreicht
so einen besonders effektiven Schutz gegen von aussen einwirkende
traumatische Ereignisse.
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Weiterhin
kann man über die Dicke der Wicklung, wie in einer weiteren
bevorzugten Ausgestaltung vorgesehen, falls erforderlich den Durchmesser einer
nicht Herdennorm-gerechten Zitze an ein Melkgeschirr anpassen.
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Wie
erwähnt bezieht sich die Erfindung nicht nur auf ein Verfahren
sondern auch auf ein in dem Verfahren einsetzbaren Film zum Schutz
von Hautbereichen einer Zitze während des Melkvorgangs.
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Ein
erfindungsgemässer Film ist ein auf sich selbst haftend
ausgebildeter Verbund aus einer Klebeschicht mit einem einseitig
darauf angeordneten flächigen Träger. Die Klebeschicht
weist in einer ersten Variante eine Dicke und plastische und/oder
elastische Verformbarkeit auf, die gewährleistet, dass
die Klebeschicht bei Dehnung der Zitze während des Melkvorgangs
von dem Film auf die Haut wirkende Scherkräfte kompensiert.
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Alternativ
oder ergänzend ist die Klebeschicht in einer zweiten Variante
so ausgebildet, dass sie die sich bei einer in Längsrichtung
der Zitze auf sie wirkenden Kraft von der Haut ohne wesentliche Verletzung
der Corneozytenschicht ablöst.
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Bevorzugt
werden bei der ersten Variante des erfindungsgemässen Films
Dicke und Verformbarkeit der Klebeschicht so gewählt, dass
sie bei Dehnung der Zitze während des Melkvorganges nicht
oder nur geringfügig von der Haut gelöst wird. Dies
ist möglich, da ein Großteil der durch das Melkzeug
auf den Film übertragenen Scherkräfte nicht auf die
Haut übertragen, sondern in der Klebeschicht durch Verformung
derselben egalisiert werden, bevor sie auf die Haut wirken können.
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Vorzugsweise
beträgt die Dicke der eingesetzten Klebeschicht 150–3000 μm,
bevorzugt 200–2000 μm, besonders bevorzugt 250–1000 μm. Die
Verformbarkeit der Klebeschicht sollte bevorzugt so beschaffen sein,
dass sich der Träger eines auf Stahl flächig verklebten
Filmes um mindestens 100% seiner Höhe bevorzugt mehr 300%
besonders bevorzugt mehr als 500% vom Rand des Pflasters zur Mitte des
Pflaster hin zurückschieben lässt, ohne dass sich die
Klebeschicht von der Stahlplatte löst. Mit anderen Worten
der Träger lässt sich bei einer 1 mm dicken Klebeschicht
in dieser Ausgestaltung um mindestens 1 mm, bevorzugt um >3 mm, besonders bevorzugt um >5 mm zurückschieben.
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Weiterhin
bevorzugt ist vorgesehen, dass die Klebeschicht mit einer Elastizität
ausgestattet ist, die besonders bevorzugt so eingestellt ist, dass
sich nach Freigabe des Trägers bei der oben angegebenen
Untersuchungsmethode, die Klebeschicht wieder in ihre ursprüngliche
Form rückverformt.
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Bei
Befestigung des Films mittels einer Klebeschicht liegen die Klebepunkte
der Klebeschicht üblicherweise dicht an dicht auf der Haut
(entsprechend der Oberflächenstruktur der Haut an den erhabenen
Bereichen der Hautoberfläche) der ungedehnten Zitze und überspannen
auch i. d. R. tiefer liegende Bereiche oder vorhandene Falten auf
der Haut. Bei zu geringer Verformbarkeit bzw. Elastizität,
kann die Klebeschicht die einwirkenden Zugkräfte nicht vollständig
kompensieren, und in den Zugbereichen wird die Haftkraft der Klebeschicht
zur Haut überschritten. Die Folge ist, dass sich während
des Melkprozesses der Film zu großen Teilen löst.
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Diese
Neigung der Klebeschicht sich unter Zugbelastung von der Zitze zu
lösen nimmt zu, je dünner die Haftschicht ausgebildet
ist. Je dicker die Haftschicht ist, desto mehr der Zugkraft kann
in der Klebeschicht durch deren Verformung absorbiert werden.
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Dicke,
Elastizität und ggf. plastische Verformbarkeit der Klebeschicht
sind daher vorteilhaft so aufeinander abgestimmt, dass bei den während
des Melkprozesses einwirkenden Kräften die Klebeschicht
mindestens die Streckung der Zitze mitmachen kann, ohne sich signifikant
von der Zitzenhaut zu lösen.
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Besonders
vorteilhaft ist weiterhin, wenn nicht nur die Klebeschicht sondern
der Film insgesamt so ausgebildet ist, dass er bei üblichen
in Melkgeschirren auftretenden Zugkräften um mind. 50% seiner
Erstreckung in Richtung der Zitze dehn bar ist. Bevorzugt kann sich
der Film entsprechend der auftretenden Längung der Zitze
dehnen.
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Beide
Bestandteile des Films sind erfindungswesentlich. Im folgenden soll
insbesondere auf weitere Details der Klebeschicht eingegangen werden,
da diese in direkten Kontakt mit der zu schützenden Haut
der Zitze kommt. Im wesentlichen gelten die folgenden Ausführungen
für beide Varianten der Erfindung.
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Eine
wesentliche Eigenschaft von selbsthaftenden Klebschichten ist die
Fließfähigkeit ihrer Gerüststruktur.
Hier kann grob unterschieden werden zwischen Klebeschichten, die
in physiologischen Temperaturbereichen und insbesondere unter Druck zu
fließen beginnen (sog. kalter Fluß) und Klebeschichten,
die dies nicht zeigen.
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Klebeschichten
die kalten Fluss zeigen, haften i. d. R. einige Zeit nach Applikation
auf der Haut deutlich fester, da sie sich der unregelmäßigen
Oberflächenstruktur durch das Verfließen anpassen
und um feine Härchen herumfließen können
und sich damit die Klebefläche, die letztendlich mit der
Haut in Kontakt kommt, pro Flächeneinheit deutlich vergrößert.
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Gut
haftende Klebeschichten mit 1,5–4 N/cm Klebkraft auf Stahl,
die kalten Fluss zeigen, neigen daher zum sogenannten Corneozytenstripping
und reißen in der Regel die jeweils oberste Hautschicht beim
Ablösen von der Haut ab.
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Klebeschichten,
die keinen kalten Fluss zeigen, haften nur durch den Andruck bei
und ggf. auch während der Applikation. Bei Klebeschichten
ohne kalten Fluss beobachtet man ein Corneozytenstripping auch bei
den zuvor genannten Klebkraftwerten i. d. R. nicht. Die Klebeschichten
lassen sich auch nach dem Entfernen von der Haut wieder mit dieser
verkleben, wobei ggf. die Haftkraft auf der Haut dann etwas reduziert
sein kann.
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Im
Rahmen der Erfindung bevorzugt sind daher Klebeschichten, die aufgrund
ihrer in der Regel weitestgehend kovalent vernetzten Gerüststruktur per
se keinen kalten Fluss bzw keinen die erfindungsgemässe
Anwendung beeinträchtigenden kalten Fluss zeigen, aber
dennoch eine hohe Klebkraft aufweisen. Hierzu zählen Polyurethanklebschichten,
z. B. dreidimensional vernetzte Polyurethanklebeschichten, Silikonklebeschichten,
Acrylatklebeschichten, synthetische Kautschulkkebeschichten sowie
Hydrogele. Es handelt sich um eine nicht abschließende
Aufzählung einiger Beispiele für geeignete Klebeschichten.
Im Rahmen der Erfindung können selbstverständlich
auch weitere einem Fachmann bekannte Klebeschichten eingesetzt werden.
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Im
Rahmen der Erfindung bevorzugte Klebeschichten ohne kalten Fluss
weisen Klebkräfte auf Stahl >0,5 N/cm, bevorzugt, >0,7 N/cm, besonders bevorzugt >1 N/cm auf. Die angegebenen
Klebkräfte beziehen sich auf Klebkraftmessungen auf standardisierten
Stahlplatten, da ein Kleben auf der Haut nur unter erheblichem Aufwand
direkt gemessen werden kann. Es handelt sich dabei um ein dem Fachmann bekanntes
Standardverfahren.
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Es
ist weiterhin für das erfindungsgemässe Verfahren
und auch den Film wichtig, dass die eingesetzten Klebeschichten
unter Einwirkung von Druck auf einer hautwarmen Oberfläche
ausreichend formstabil sind. Die Klebeschicht sollte sich durch
Einwirkung des Massagedrucks des Melkzeuges in Verbindung mit der
physiologischen Hauttemperatur auf der Zitze nicht dauerhaft verformen.
Wenn sich die Klebeschicht und damit der Film entsprechend der Druckverhältnisse
dauerhaft verformt, kann bei wiederholtem Anlegen des Melkzeuges
die Effizienz des Melkprozesses über die Zeit beeinträchtigt
werden, da die glatte Ober fläche des Melkzeuges beim wiederholten
Anlegen nicht mehr auf einer glatten Oberfläche des Films
anliegt, sondern auf einer entsprechend den Druckverhältnissen
des ersten Melkdurchgangs verformten Oberfläche.
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Bevorzugt
sind daher solche Klebeschichten, die sich unter Druck nicht dauerhaft,
sondern elastisch verformen, so dass sie nach Abnehmen des Melkzeuges
ihre ursprüngliche Form wieder nahezu vollständig
annehmen.
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Weiterhin
sollte die erfindungsgemäss eingesetzte Klebeschicht ausreichend
wasserdampfdurchlässig sein, damit die darunter liegende
Haut insbesondere nach längerer Tragedauer nicht mazeriert.
Mazeration ist nicht erwünscht, da hierdurch die die Haut
gegenüber dem Angriff von Keimen deutlich anfälliger
wird. Nicht wasserdampfdurchlässige oder feuchtigkeitsabsorbierende
Klebeschichten können zwar durch Perforation durchlässig
gemacht werden. Zeigen sie jedoch kalten Fluss, dann können
sich die Poren speziell bei längerer Anwendung und unter Druck
leicht wieder schließen. Speziell luftperforierte Kautschuk-
und Acrylatklebeschichten zeigen ein solches Verhalten.
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Geeignet
sind Klebeschichten, die per se wasserdampfdurchlässig
sind, Poren enthalten, die sich während der Anwendung nicht
schließen können, oder in die feuchtigkeitsabsorbierende
Füllstoffe eingearbeitet sind.
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Denkbar
wären auch Hydrogelklebeschichten. Problematisch ist jedoch,
dass sie befeuchtend wirken und somit durch ihre Anwendung auf der
Haut zur Mazeration führen können.
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Als
Klebeschichten werden daher insbesondere Polyurethanklebeschichten,
Silikonklebeschichten oder partiell vernetzte Hydrokolloidklebeschichten
bevorzugt, die zusammen mit dem Träger eine Wasserdampfdurchlässigkeit
von mind. 300 g/m2 in 24 h, bevorzugt 500
g/m2 in 24 h aufweisen und/oder mindestens
eben diese Mengen an Feuchtigkeit von der Hautoberfläche
innerhalb dieses Zeitraumes aufnehmen und in der Klebeschicht und
oder dem Träger zu binden vermögen.
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Weiterhin
sollte die Klebeschicht bei beiden Varianten bevorzugt trotz hoher
Klebkraft so beschaffen sein, dass an den Rändern des Verbandes
anhaftender Schmutz ohne viel Aufwand zu entfernen und die Oberfläche
zu desinfizieren ist. Dies ist besonders wichtig, da durch die erheblichen
Stärken der Klebeschichten (150–3000 μm)
speziell beim Stanzen von Filmen aus flächigem Material
die einzelnen Filmabschnitte einen relativ hohen klebenden Rand aufweisen,
an dem Schmutz haften bleiben kann. Das leichte Ablösen
anhaftenden Schmutzes ist faktisch möglich, wenn die Klebeschicht,
wie erfindungsgemäss bevorzugt, nur geringfügigen
oder keinen kalten Fluss zeigt, so dass anhaftender Schmutz nur oberflächlich
haftet und nicht von der Klebeschicht umflossen werden kann und
bei feuchter mechanischer Reinigung, wie sie beispielsweise bei
der Desinfektion der Zitzen üblich, leicht abzulösen
ist.
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Im
Falle einer Verletzung der Haut wird durch das Auflegen und Abnehmen
des Films zusätzlich zum Melkvorgang jedes Mal die Wundruhe
gestört und ein ggf. bestehender Schorf in aller Regel
wieder mit der Entfernung des Verbandes abgerissen. Hierdurch wird
die Wundheilung ganz erheblich verzögert und verhindert
eine schnelle Wiedereingliederung in den standardisierten Ablauf,
was den wirtschaftlichen Schaden weiter erhöht.
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Daher
ist weiterhin bevorzugt vorgesehen, dass die erfindungsgemäße
Klebeschicht auf der Umgebungshaut einer Wunde gut haftet, in Kontakt mit
feuchter Wundoberfläche aber nicht klebt. Vielmehr erhält
sie stattdessen ein Feuchtigkeitsmilieu auf der Wundoberfläche
vergleichbar dem unter einem natürlichen Schorf. Der Film
verklebt so nicht im Wundbett und fördert damit eine beschleunigte
Abheilung der Wunde. Idealerweise ist dies ein rein physikalischer
Effekt, der ohne den Zusatz von Wirkstoffen beobachtet werden kann.
Es schließt aber keinesfalls den Einsatz von Wirkstoffen
mit z. B. desinfizierender (z. B. Silberionen), heilender (z. B.
Dexpanthenol) oder schmerzstillender (z. B. Lidocain) Wirkung aus,
die üblicherweise bei derartigen Verletzungen angewendet
werden und die in den Film, insbesondere die Klebeschichteingebracht
oder auf ihn aufgebracht worden sind.
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Die
Klebeschicht sollte darüber hinaus ein möglichst
geringes Sensibilisierungspotential aufweisen.
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Auch
die Sauerstoffdurchlässigkeit des Films ist eine vorteilhafte
Größe, damit auch die mehrere Tage abgedeckte
Haut auch durch den Verband hindurch weiterhin atmen kann. Andernfalls
könnte die Zitzenhaut hierdurch gereizt werden und das
Tier versuchen, den Film abzulecken. Dies trägt mit dazu bei,
dass man den Film längere Tage auf der Zitze belassen kann,
was wiederum den Schutz der Zitze erhöht.
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Wie
oben bereits ausgeführt, ist das erfindungsgemäße
Verfahren bzw der Film dazu gedacht, auch verletzte Hautbereiche
einer Zitze während des Melkvorganges zu schützen.
Um hier den Heilungsverlauf beobachten zu können, sieht
eine weitere vorteilhafte Ausgestaltung der Erfindung vor, dass
Film und Klebeschicht transparent ausgebildet sind, sodass der Anwender
in der Lage ist, den Zustand der Zitze durch den Film hindurch inspizieren
zu können.
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Eine
weitere erfindungsgemäße Ausführung sieht
vor, dass angezeigt wird, wann die Wunde unter dem Verband weitgehend
abgeheilt ist. Werden beispielsweise in die Klebeschicht Partikel
eingearbeitet, die in der Lage sind Flüssigkeit zu bin den,
so verändern diese Partikel durch die Aufnahme von Flüssigkeit
ihre Korngröße und ihren Brechungsindex, wobei
der an sich transparente Film an der Stelle, an der der Film die
Flüssigkeit aufgenommen hat, milchig trüb wird.
Ist nun der Film in seiner Gesamtheit wasserdampfdurchlässig,
so wird die in den Partikeln zwischenzeitlich gebundene Feuchtigkeit über
die von der Haut abgewandten Seite des Film an die Umgebung abgegeben.
Die Feuchtigkeit wird, wie zuvor bereits beschrieben, durch den
Film hindurch transportiert. Solange Wundsekret und damit Feuchtigkeit aus
der Wunde nachgeliefert wird, bleibt der Verband an der Stelle,
unter der sich der die Wunde befindet, milchig trüb. Sobald
sich allerdings neues Epithel gebildet hat wird keine Körperflüssigkeit
vom Körper mehr nachgeliefert. Dennoch wird bereits im
Verband gebundene Feuchtigkeit weiterhin an die Umgebung abgegeben,
wobei der Verband langsam seine milchige Eintrübung verliert
und wieder transparent zu werden beginnt. Dies kann als sicheres
Zeichen dafür gewertet werden, dass die durch den Verband
abgedeckte Wunde abgeheilt ist und der Verband entfernt werden kann.
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Ein
erfindungsgemäß ausgestalteter Verband verändert
sich optisch, wenn er mit Wundsekret in Berührung kommt
und dieses aufnimmt, sodass er sich deutlich von Bereichen, die
nur mit der Haut in Berührung kommen, unterscheidet. Diese
optische Veränderung bildet sich zurück, sobald
kein Wundsekret mehr fließt.
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In
Verbindung hiermit ist von wesentlicher Bedeutung, dass ein erfindungsgemäßer
Film aufgenommenes Wundsekret unter Druck nicht wieder abgibt, sprich,
dass er durch den Melkvorgang ausgeübte Druck nicht ausreicht,
um Wundsekret aus dem Film herauszudrücken. Dies kann man
erreichen, indem man der Klebstoffschicht Superabsorber-Partikel
beimischt, wie sie z. B. aus der Windelherstellung bekannt sind.
Geeignete Partikel sind z. B. unter dem Namen FAVOR T 5233 im Handel
erhältlich.
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Weiterhin
ist schließlich vorgesehen, dass der Film farblich gestaltet
oder gekennzeichnet sein kann. Auf diese Weise kann der Tierhalter
bei Bedarf die Tiere im Stall schnell identifizieren, die versorgt worden
sind und damit unter besonderer Beobachtung stehen, auch wenn sie
weiterhin mit dem Rest der Herde gehalten werden.
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Optimiert
werden können das erfindungsgemässe Verfahren
bzw. der erfindungsgemässe Film durch vorteilhafte Ausgestaltungen
des Trägers.
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Grundsätzlich
geeignete Träger können alle aus allen flexiblen
flächigen Materialien bestehen, die einen flächigen
Zuschnitt erlauben und z. B. die aus dem Gebiet der Pflaster- oder
Verbandtechnik bekannten Eigenschaften aufweisen. Hier zum Einsatz
kommende Träger sind beispielsweise Gewebe, Gewirke, Vliese
und Folien sowie Kombinationen aus den Materialien. Geeignete Folien
sind z. B. Polyethylenfolien, Polyurethanfolien, Copolyesterfolien, Polyamidfolien
und Coextrudierte Folien. Geeignete Vliese sind z. B. Celluloseacetate,
Polyestervliese oder Polyamidvliese. Es handelt sich bei den vorstehenden
Angaben um eine nicht abschließende Aufzählung
einiger Beispiele. Selbstverständlich sind noch eine Reihe
weiterer dem Fachmann bekannte Materialien zur Herstellung als Träger
geeignet.
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Gemäss
einer vorteilhaften Ausgestaltung wird ein Träger eingesetzt,
der seinerseits ebenfalls in Richtung der Zitze dehnbar ausgebildet
ist. Die Dehnung sollte so gewählt sein, dass der Träger
mit der Klebeschicht sich bei üblichen in Melkgeschirren auftretenden
Kräften in Richtung der Längsachse der Zitze auf
mindestens auf >50%
bevorzugt >100% seiner
Erstreckung in dieser Richtung dehnen lässt. Besonders
bevorzugt ist, wenn sich Träger und Klebeschicht im wesentlichen
synchron entsprechend der Längung der Zitze dehnen lassen.
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Die
Dehnung des Trägers kann sowohl durch Recken als auch elastisches
Dehnen mit allen dazwischen liegenden prozentualen Verhältnissen
zwischen Reckung und Elastizität erfolgen.
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Bevorzugt
ist vorgesehen, dass der Träger auch quer zur Längsachse
der Zitze dehnbar ist. Auch hier kann die Dehnung wieder auf Elastizität oder
Reckung zurückzuführen sein.
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Als
Faustregel kann man festhalten, dass eine Kraft von ca. 50 kPa in
der Lage ist, die Zitze einer Kuh auf einen zum Melken erforderlichen
Wert von 140–150% der ursprünglichen Länge
zu dehnen. In etwa bei dieser Kraft sollte auch die Dehnung des Trägers
auf ähnliche Längen erfolgen. Dies sind nur Beispielswerte.
Je nach Melksystem und gemolkenem Tier können die Werte
erheblich abweichen, wobei die jeweiligen auftretenden Kräfte
dem Fachmann hinlänglich bekannt sind.
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Die
der Klebeschicht abgewandte Oberfläche des Trägers
sollte so beschaffen sein, dass im Stall üblicher Schmutz
nicht oder nur in geringem Maße an der Oberfläche
des Trägers haften oder in ihn eindringen kann. Geringfügig
anhaftender Schmutz muss sich problemlos entfernen lassen. Auch
muss die Oberfläche mit gängigen Mitteln desinfizierbar
sein, sodass nach der Entfernung von grobem Schmutz eventuell noch
an der Oberfläche vorhandene Keime abgetötet werden
können. Als Träger bevorzugt sind daher makroskopisch
glatte Folien wie z. B. Polyurethan-, Polyethylen oder Polyesterfolien
oder Verbünde aus mehreren unterschiedlichen Materialien,
die sichtbar glatt, keimdicht und flexibel sind. Weniger geeignet,
aber gleichfalls möglich sind aus diesem Grunde stärker
strukturierte Oberflächen wie z. B. Gewirke, Gewebe oder
Vliese, auch wenn sie hydrophobiert sind.
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Der
Träger ist idealerweise selbst oder in Verbindung mit der
Klebeschicht keimdicht und bleibt dies auch bei Dehnung bzw. Reckung.
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Vorteilhaft
vorgesehen ist, dass der Träger durch die stetige Druck-
und Zugbelastung, die sich im Millisekundenbereich ändert
und mehr als einmal pro Sekunde einen kompletten Cyclus durchläuft, nicht
plastisch verformt wird und stets wieder in der Lage ist seine ursprüngliche
Form anzunehmen. Sollte im Extremfall nur die Klebeschicht elastisch, der
Träger aber nur reckbar sein, so entstehen durch die Rückstellkraft
der Klebeschicht Falten im abdeckenden Träger, die die
Funktionsfähigkeit des Films zwar nicht beeinträchtigen,
jedoch nicht ideal sind, da sich darin zusätzlich Schmutz
verfangen kann.
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Erfindungswesentlich
ist dass der Film überlappend und auf sich selbst haftend
angelegt wird. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Klebeschicht
nicht nur auf der Haut haftet sondern auch auf der nach aussen weisenden
Oberfläche des Trägers. Die Haftverbindung sollte
so fest sein, damit sich der Film nicht von selbst oder durch mechanische
Einflüsse wie z. B. das Melken oder Schlecken der Tiere
trennt und abwickelt.
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In
einer vorteilhaften Ausgestaltung ist vorgesehen, dass der Film
mindestens 5% bezogen auf den Zitzenumfang mit sich selbst überlappt.
Es ist insbesondere bei dieser Ausgestaltung wichtig, dass die Klebeschicht
mindestens so gut wie auf der Haut auf dem sie abdeckenden Träger
haftet.
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Im
Rahmen der Erfindung kann der Film aber auch mehrfach um die Zitze
gewickelt werden. Man kann so einerseits einen besonders guten Schutz
von gestressten Hautbereichen erreichen. Andererseits lassen sich
auf diese Weise Zitzen mit zu geringem Durchmesser problemlos an
vorhandene Melkgeschirre an passen, was überhaupt erst das
Melken solcher vom Herdenstandard abweichender zu kleiner Zitzen
möglich macht.
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Ein
besonders bevorzugter Film weist einen Träger auf, beschichtet
mit einer selbstklebenden Polymermatrix, die keinen oder nur geringfügigen
kalten Fluss zeigt. Als Beispiel einer für die Anwendung
relevanten Ausführungsform einer Klebeschicht gelten Qualitäten,
wie sie in Patent
EP 0 897 406 hinreichend
beschrieben sind. Der für die erfindungsgemäße
Anwendung bevorzugte Vernetzungsgrad, charakterisiert als Isocyanatkennzahl
wie beschrieben in Patent
EP
0 897 406 , liegt bevorzug in Bereich von 41–47,
ohne jedoch die im vorgenannten Patent genannten Kennzahlbereiche
ausschließen zu wollen. Der in diesem Patent beschriebenen
Polymermatrix werden bevorzugt 5–20% eines Füllstoffes
bezogen auf die eingesetzte Menge an Polyol zugesetzt, der in der
Lage ist wässrige Flüssigkeiten zu absorbieren und
zu binden, ohne jedoch die im vorgenannten Patent sowie in Patent
EP 0 665 856 genannten Füllstoffmengen
und -Qualitäten ausschließen zu wollen. Die so
charakterisierte Klebeschicht ist mit einem hochflexiblen, wasserdampf-
und sauerstoffdurchlässigem Polyurethanfilm abgedeckt,
ohne jedoch die in den vorgenannten Patenten genannten alternativen Filme
ausschließen zu wollen. Abgedeckt wird das Produkt mit
handelsüblichem, dem Fachmann für selbstklebende
Produkte geläufigen Trennpapieren oder Trennfolien, die
vor der Anwendung entfernt werden müssen, um die Klebeschichtenseite
bis zum Zeitpunkt der Anwendung zu schützen.
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Das
Produkt für die erfindungsgemäße Anwendung
kann aus flächigem Material heraus gestanzt oder geschnitten
als Einzelpflaster oder von einer Rolle abgeschnitten angewendet
werden. Letzteres ermöglicht durch Abschneiden eines der
Zitzengröße angemessenen Pflasterstücks
die einfache Anpassung an unterschiedliche Zitzenumfänge.
Pilaster können aber auch einzeln gegossen werden Beispielhaft
seien Verfahren genannt, wie sie in der Patentanmeldung
EP 1 695 721 beschrieben
sind.
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Überraschend
für den Fachmann ist, dass der im Rahmen der Erfindung
beschriebenen Film bei der hohen Belastung, der das Material beim
Reinigungs- und Melkprozess der Zitze sowie den hygienischen Bedingungen
einer Milchviehhaltung ausgesetzt ist, sicher sitzt, nicht verrutscht
und mehrere Tage auf der Zitze verbleibt, ohne Tendenz zu zeigen, sich
abzulösen. Dies ist sowohl gegeben beim Handmelken, beim
Einsatz halbautomatischer Melkmaschinen sowie beim Einsatz vollautomatischer
Melkroboter. Selbst beim Extrembeispiel Melkroboter wird sowohl
die Desinfektion, das Reinigen mit rotierenden Bürsten,
das Melken als auch die Nachreinigung problemlos mehrfach überstanden.
Zusammengefasst wird dies im Wesentlichen erreicht durch den Einsatz
eines flexiblen Trägers, der mit einer flexiblen Klebeschicht
beschichtet ist, die keinen kalten Fluss aufweist, wobei der Film überlappend
aufgeklebt ist, so dass er zu einem gewissen Teil auf sich selbst
klebt.
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Überraschenderweise
lässt sich ein solcher Film auch trotz der exzellenten
Haftung auf der Zitze durch Abrollen leicht entfernen. Weiterhin überraschend
zeigen die Tiere, die den Film tragen, nur geringe Tendenz den Film
abzuschlecken.
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Angewendet
werden kann das erfindungsgemässe Verfahren bzw. der Film
bei allen Nutztieren, die zur Milchproduktkion herangezogen werden,
wie z. B. Kühe, Schafe, Ziegen, Yaks, Kamele, Pferde etc.
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Im
Folgenden soll die Erfindung anhand eines Beispiels für
einen geeigneten Film und einer Figur näher erläutert
werden.
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BEISPIEL:
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Ein
geeigneter Film ist aufgebaut aus einer etwa 40 μm starken
hochflexiblen, wasserdampf- und sauerstoffdurchlässigen
sowie keimdichten Polyurethanfolie (Applica, Smith & Nephew) als Träger,
der beschichtet ist mit einer selbstklebenden 300 μm dicken
hochflexiblen Polyurethanklebeschicht.
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Die
Klebeschicht wurde hergestellt, indem man 100 Gew.-Anteile an Polyol
(Levagel VP KA 8732; OH-Zahl 35) mit 12 Gew.-Teilen an Superabsorber
(Favor T 5233), 0,1 Gew.-Teilen Katalysator (Coscat 83) und 0,8
Gew.-Teilen Vitamin E (Irganox E 201) in einer 1-l-Apparatur 2 h
bei Raumtemperatur homogenisiert. Zu 100 Gew.-Teilen dieser Mischung wurden
dann 6,6 Gew.-Teile an Vernetzer (Desmodur E 305, NCO-Gehalt 12,2%)
gegeben und diese intensiv mit einem Glasstab 1 Minute vermischt.
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Diese
Mischung wird dann auf ein handelsübliches, silikonisiertes
Trennpapier gegossen, mit der als Träger dienenden Polyurethanfolie
abgedeckt und mit Hilfe eines Rakels flächig verteilt,
sodass der Verbund eine Dicke von etwa 300 μm aufweist
und dann in einem Trockenschrank 18 Minuten bei 80°C gehärtet.
Es entsteht ein transparenter Film.
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Aus
dem entstehenden flächigen Gebilde werden Streifen von
z. B. 4 cm Breite herausgeschnitten. Die Breite kann natürlich
variieren und abhängig von der Länge der Zitzen
gewählt werden. Ein Streifen mit einer Breite von 4 cm
ist beispielweise geeignet für eine Zitzenlänge
von 4,5–6 cm.
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Ist
die Zitze nun deutlich länger als die 4,5–6 cm,
so kann entweder ein Streiefen mit größerer Breite
zugeschnitten werden oder man umwickelt mit einem 4 cm breiten Streifen
erst den unterer Teil der Zitze und anschließend den oberen
Teil oder umgekehrt, wobei die beiden Wicklungen sich überlappen müssen.
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Die
Länge des Streifens sollte bei einem üblichen
Zitzendurchmesser von 2,6 cm mit etwa etwa 12 cm gewählt
werden. Das Trennpapier wird abgezogen und der Film ohne Spannung
um die Zitze herum gelegt und angedrückt, sodass der Film
die Zitze einmal vollständig umfängt und zu etwa
50% noch auf sich selbst klebt.
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Der
Film kann nun einmal so angelegt über mehrere Tage auf
der Zitze verbleiben, vor dem Melken gereinigt werden, das Melkgeschirr
angelegt, das Tier gemolken und das Melkgeschirr wieder abgenommen
werden, ohne das der Verband sich löst.
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Ist
die Zitze zu dünn, um mit dem Standardmelkzeug für
die Herde gemolken zu werden, kann ein entsprechend längeres
Stück mehrfach um die Zitze herumgewickelt werden. So kann
mit drei Schichten des Films der Zitzendurchmesser z. B. von 2,6
auf 2,8 cm vergrößert werden. Das Melkzeug haftet
im vorliegenden Beispiel dann wieder sicher.
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Da
der Film transparent ausgebildet ist, kann der Anwender jederzeit
die Zitzenhaut durch den Verband hindurch inspizieren.
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Wenn
die Zitze eine Verletzung aufweist, so wird der Film, genau wie
oben beschrieben, angelegt. Hierbei übernimmt der Film
die Funktion eines Schorfes und schützt die Wunde vor Verunreinigung
und Keimen. Überschüssige Wundflüssigkeit
wird langsam durch den Film absorbiert. An der Stelle, an der der
Film das Sekret absorbiert, verliert der Film seine Transparenz
und wird milchig trüb. Auch jetzt kann noch gemolken werden.
Wundsekret wird nicht aus dem Film herausgepresst und das Euterviertel
muss nicht trockengestellt werden. Ist die Wunde unter dem Film
abgeheilt, so verliert der Film sein milchig-trübes Aussehen
wieder und wird transparent. Der Film kann nun, wenn er zur Versorgung
der Wunde aufgebracht worden ist, einfach und praktisch ohne Kraftaufwand
wieder entfernt werden. Dies erfolgt durch einfaches Abrollen von
der Zitze von oben nach unten.
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Auf
der Figur dargestellt ist schematisch ein Euter mit einer Zitze 13.
Die Zitze ist in einem üblichen Melkbecher 10 aufgenommen,
der aus einer äußeren Stahlhülse 12 und
einem darauf aufgesetzten Zitzengummi 11 besteht.
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Durch
abwechselndes Anlegen von Vakuum in dem Zitzengummi bzw. dem den
Zitzengummi umgebenden Bereich zwischen Gummi 11 und Hülse 12 wird
einerseits der Melkvorgang und andererseits eine Massage der Zitze
durchgeführt. Diese Vorgänge sind dem Fachmann
bekannt. Es wird an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen.
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Wie
schematisch angedeutet, ist die Zitze 13 links einlagig
und rechts zweilagig mit einem Film 15 umwickelt. Der Film 15 ist
ein Verbund aus einem Träger 16 und einer Klebeschicht 17,
mit der er auf sich selbst haftet auf der Zitze 13 befestigt
ist.
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Während
des Melkvorganges wird die Zitze 13 in Richtung des Pfeils
nach unten gestreckt.
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Erfindungsgemäß ist
vorgesehen, dass die Klebeschicht 17 entweder diese Dehnung
toleriert, also mitmacht, oder aber in dem Moment, wo über die
nach unten gedehnte Zitze eine Kraft auf die Klebeschicht 17 ausgeübt
wird, tangential abschert, wobei sie beim nächsten Andruck
durch den Zitzengummi wieder ausreichend fest verklebt.
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Im
ersten Fall ist vorgesehen, dass der Träger 16 die
Dehnung vorteilhafterweise ebenfalls mit ausführt, da ansonsten
Scherkräfte über die Klebeschicht auf die Zitze
wirken würden. Im zweiten Fall ist dies nicht erforderlich.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
-
- - DE 69914751 [0011]
- - US 4224313 [0026]
- - EP 0897406 [0077, 0077]
- - EP 0665856 [0077]
- - EP 1695721 [0078]