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Die
Erfindung betrifft die Herstellung einer ferro- oder ferrimagnetische
Magnesiumlegierung mit magnetisierbaren intermetallischen Phasen,
eine solche Legierung selbst und deren Verwendung sowie damit hergestellte
Bauteile.
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Magnesiumlegierungen
werden aufgrund ihrer geringen Dichte im Fahrzeugleichtbau verwendet.
Die Leichtmetalle Magnesium, Aluminium und Titan zeigen aufgrund
ihrer Elektronenkonfiguration paramagnetisches Verhalten und sind
daher nicht magnetisch und nicht magnetisierbar. Die Ausstattung
von Leichtmetalllegierungen mit magnetischen Eigenschaften ist jedoch
eine Möglichkeit, das Einsatzspektrum von Bauteilen aus
diesen modifizierten Werkstoffen erheblich zu erweitern. Sie ermöglichen
die Herstellung von magnetischen Sensorsystemen im Werkstoff selbst
und schaffen die Voraussetzung, diese Werkstoffgruppe als magnetische
Datenspeicher nutzbar zu machen und eine messtechnische Erfassung
von magnetischen Kennwerten, auch unter Bauteilbelastung, zu ermöglichen.
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Um
Magnesium mit magnetischen Eigenschaften auszustatten, wurde bereits
versucht, hartmagnetische Werkstoffe in Form kleinster Partikel
in eine Magnesiummatrix einzubringen. Hierfür stehen verschiedene hartmagnetische
(dauermagnetische) Werkstoffe zur Verfügung.
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Die
Einteilung der magnetischen Werkstoffe erfolgt anhand ihrer Koerzitivfeldstärke.
Weichmagnetische Werkstoffe mit einer Koerzitivfeldstärke
im Bereich von 10–1–103 A/m zeigen bei einem schwachen äußeren
Magnetfeld bereits hohe Flussdichten, die sie beim Abschalten des
Feldes weitestgehend wieder verlieren (so genannte „magnetische
Leiter"). Hartmagnetische Werkstoffe besitzen eine Koerzitivfeldstärke
von 104–107 A/m.
Durch Anlegen eines Magnetfeldes mit der materialspezifischen Sättigungsfeldstärke
Hs kann eine maximale Magnetisierung des
Werkstoffes erreicht werden. Nach Abschalten des äußeren
Feldes bleibt die magnetische Flussdichte Br erhalten.
Werden große Energieprodukte benötigt, wird auf
magnetische Stoffe aus Seltene-Erden-Elementen zurückgegriffen.
Diese werden benutzt, um kleine magne tische Systeme zu realisieren.
In der Sensortechnik sind jedoch die Anforderungen bezüglich
einer hohen Flussdichte geringer, weshalb auch ferritische Materialien
verwendet werden.
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Damit
sich die magnetischen Partikel in Form „kleinster Magnete"
gleichmäßig in der Matrix verteilen, werden bei
der Herstellung hartmagnetischer Werkstoffe in der Regel pulvermetallurgische
Verfahren eingesetzt.
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In
der japanischen Patentveröffentlichung Patent Abstracts
of
Japan 57051231 A wird
die preisgünstige Herstellung eines mit ferromagnetischen
Eigenschaften ausgestatteten Aluminiums vorgeschlagen, indem Aluminiumpulver
mit Pulver aus einem ferromagnetischen Metal vermischt, die Mischung
gepresst und bei niedriger Temperatur, d. h. unterhalb der Schmelztemperatur
des Aluminiums, gesintert und danach wärmebehandelt wird.
Der Ferromagnetismus des pulverförmig eingebrachten Materials
bleibt erhalten. Die Veröffentlichung Patent Abstracts
of
Japan 01008230 A beschreibt
Entsprechendes auch für Zink als Matrixmaterial.
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Die
JP 09-302325 A offenbart
ein pulvermetallurgisches Verfahren zur Herstellung eines magnetischen,
d. h. dauermagnetischen oder ferromagnetischen Magnesiummaterials
mit Hilfe feinster Partikel aus Eisen oder einer Eisenlegierung.
Die Formgebung von pulvermetallurgisch hergestellten Bauteilen ist
jedoch wesentlich durch das Sinterverfahren eingeschränkt.
Durch Herstellung im Pressverfahren und anschließendes
Ausformen sind nur einfache Geometrien möglich. Außerdem
erfordern die Press- und Sinterverfahren beim Kompaktieren erheblichen
energetischen und apparativen Aufwand. Die schlechteren mechanischen
Eigenschaften, insbesondere die geringe Bruchdehnung, verbunden
mit erhöhter Kantenbruchneigung, begrenzen das Anwendungsfeld
der mit diesen Verfahren hergestellten Bauteile erheblich.
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Der
Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, eine Magnesiumlegierung
mit magnetischen Eigenschaften zu schaffen, die bei Magnetisierung
von außen wenigstens bereichsweise dauerhaft magnetisch
gemacht werden kann, ohne die mechanischen Eigenschaften der Basislegierung
wesentlich zu verschlechtern. Die eingebrachten magnetischen Eigenschaften
sollen innerhalb der Legierung homogen und stabil vorliegen. Die
Herstellung soll mit gießtechnischen Methoden zu Bauteilen
gleich blei bend hoher Qualität führen. Die Aufgabe
bestand weiterhin darin, neue Bauteile zu schaffen, die in der Sensorik,
Datenspeicherung und Codierung einsetzbar sind.
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Die
Aufgabe wird mit dem Verfahren nach Anspruch 1 gelöst,
das ein gezieltes Ausscheiden magnetischer intermetallischer Phasen
im Gefüge bewirkt, sowie mit der Magnesiumlegierung nach
Anspruch 9, die derartige intermetallische Phasen in sich trägt.
Die Erfindung umfasst auch Bauteile aus der Legierung und die Verwendung
der Legierung.
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Durch
die Erfindung gelingt es, schmelzlegierungstechnisch bzw. gießtechnisch
magnetisierbare Bezirke in der Legierung zu erzeugen. Dies geht über
das Einbringen kleinster magnetischer Partikel durch pulvermetallurgische
Verarbeitung von Magnetpulvern mit einer Bindemittelmatrix hinaus.
Für die gezielte Ausscheidung magnetischer Phasen ist es
vielmehr erforderlich, dass sich alle beteiligten Komponenten in
der Schmelze lösen und sich die magnetbildenden Bestandteile
gemeinsam, im richtigen Verhältnis und Bezug zueinander
ausscheiden, damit die magnetischen Eigenschaften zustande kommen.
Dies ist durch die Erfindung gelungen.
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Die
Erfindung umfasst daher konkret ein Verfahren zur Herstellung einer
ferro- oder ferrimagnetischen Magnesiumlegierung mit magnetisierbaren
intermetallischen Phasen durch Auflegieren einer Magnesiumlegierung
oder von reinem Magnesium in der Schmelze mit den Legierungsbestandteilen
für die magnetischen – das heißt zunächst
magnetisierbaren und nach einem Magnetisierungsvorgang bleibend
magnetischen, wiederholt magnetisierbaren und entmagnetisierbaren – intermetallischen
Phasen bei einer Temperatur, bei der das Magnesium vollständig
schmilzt und sich diese Bestandteile vollständig darin
lösen, wobei als Bestandteile für die magnetischen
intermetallischen Phasen ausgewählt werden:
- a) wenigens ein Seltene-Erden-Element oder ein Seltene-Erden
Mischmetall einerseits und
- b) Cobalt und/oder Nickel aus der Gruppe der ferromagnetischen Übergangsmetalle
andererseits,
die Komponenten a) und b) in Form einer Mischung
der Einzelelemente, einer Vorlegierung oder einer Mischung von Vorlegierungen.
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Besonders
bevorzugt ist es, wenn die Komponenten a) und b) in einem bestimmten,
beispielsweise durch Vorversuche bestimmten Verhältnis
zueinander stehen. Als allgemein brauchbar hat sich ein Verhältnis von
Seltenen Erden (SE) zu Cobalt (Co) und/oder Nickel (Ni) von 1:9
bis 9:1 in Masse-% erwiesen.
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Der
Hauptlegierungsbestandteil Magnesium, der die Matrix bzw. Wirtsmatrix
für die übrigen Legierungsbestandteile bildet,
kann als Reinmagnesium oder Reinstmagnesium (high purity, hp Qualität)
oder in Form einer bekannten Magnesiumlegierung mit bekannten und
für den Anwendungsfall gewünschten Eigenschaften
eingesetzt werden. Es ist also möglich, eine bekannte Magnesiumlegierung
mit den für die Bildung der Magnetphasen (magnetischen
intermetallischen Phasen) erforderlichen Komponenten, nämlich
Seltenen Erden und ferromagnetischen Übergangsmetallen,
aufzulegieren. Hierfür ist es auch möglich, die
Bestandteile einer bekannten oder auch jeder beliebigen neu entwickelten
Magnesiumlegierung und die für die Magnetphasen notwendigen
zusätzlichen Komponenten als Mischungsbestandteile gemeinsam
gusstechnisch zu verarbeiten. Alle erfindungsgemäßen
Legierungen können daher (de novo) durch gemeinsames Erschmelzen
bzw. Legieren ihrer Einzelbestandteile, insbesondere Magnesium als
Hauptkomponente, falls gewünscht weiteren Legierungsbestandteilen,
Zuschlägen und den Bestandteilen a) und b) für
die magnetisierbaren intermetallischen Phasen gewonnen werden, wobei
wie in der Metallurgie üblich Mischungen und Vorlegierungen
der verschiedenen Komponenten (der Elemente) eingesetzt werden können.
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Die
Erfindung basiert auf der Erkenntnis, dass Ausscheidungen magnetischer
Phasen im Gefüge (bzw. solcher intermetallischer Phasen,
die dem Werkstoff insgesamt magnetischen bzw. zunächst
magnetisierbaren Charakter verleihen) mit Hilfe folgender Bestandteile
erzielt werden kann:
- a) wenigens ein Seltene-Erden-Element
oder ein Seltene-Erden Mischmetall einerseits und
- b) Cobalt und/oder Nickel aus der Gruppe der ferromagnetischen Übergangsmetalle
andererseits
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Bei
der Komponente a), den Seltene-Erden-Elementen, sind die Lanthanoide
(einschließlich Lanthan) und Yttrium bevorzugt. Da die
Eigenschaften der Seltenen Erden sich sehr ähneln und sie
auch häufig vergesellschaftet vorkommen, ist es ebenfalls
möglich allein oder in Kombination mit einem bestimmten
ausgewählten Einzelelement der Seltenen Erden Seltene-Erden-Mischmetall,
insbesondere Cer-Mischmetall einzusetzen. Vorzugsweise wird wenigstens
ein Element aus der Gruppe Samarium (Sm), Neodym (Nd), Yttrium (Y), Cer
(Ce), Praseodym (Pr) und Europium (Eu) eingesetzt, besonders bevorzugt
ist Samarium (Sm) in Verbindung mit anderen Seltenen Erden oder
als Einzelelement.
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Für
die Komponente b) werden aus den ferromagnetischen Übergangsmetallen
für die Erfindung Cobalt (Co) und/oder Nickel (Ni) ausgewählt.
Es hat sich gezeigt, dass diese in Kombination mit den Seltenen Erden
aus der Schmelze heraus Ausscheidungen im Gefüge, d. h.
an den Korngrenzen und/oder im Korninneren der Mg-Wirtsmatrix, in
der Weise bilden, dass die gewünschten magnetischen Eigenschaften
erzeugt werden. Besonders bevorzugt ist Cobalt (Co).
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Für
die Herstellung einer echten magnetischen bzw. magnetisierbaren
Legierung wie bei der Erfindung, die über das Vorhandensein
magnetischer Partikel in Bindemetall hinausgeht, ist es von entscheidender Bedeutung,
dass die Komponenten, die die Magneteigenschaften erzeugende intermetallische
Phase bilden, in der Schmelze in Lösung gehen. Nur dann
werden im Gussstück echte Ausscheidungen erzeugt. Die Schmelztemperatur
muss daher so eingestellt werden, dass sie wenigstens oberhalb der
Schmelztemperatur von Magnesium liegt und gegebenenfalls auch oberhalb
der Schmelztemperatur der Bestandteile der magnetischen intermetallischen
Phasen, wenn sich diese nicht leicht in Magnesium lösen.
Auch die Zusammenstellung der Komponenten für die magnetische
intermetallische Phase hat Einfluss auf die gleichmäßige
Auflösung aller Bestandteile, damit gute, im Sinne der
Erfindung funktionsfähige Ausscheidungen erhalten werden können.
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Um
die Elemente für die Ausscheidungsphasen einzubringen,
können die Komponenten a) und b) beispielsweise in Form
einer Mischung der Einzelelemente (z. B. pulverförmig),
einer Vorlegierung oder einer Mischung von Vorlegierungen eingesetzt
werden.
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Die
Legierung wird vorzugsweise durch Zugabe von 1 bis 12 Masse-% wenigstens
eines SE-Elements und/oder SE-Mischmetalls und 1 bis 15 Masse-%
Co und/oder Ni zur Magnesiumbasislegierung oder zu Reinstmagnesium
hergestellt.
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Weiter
bevorzugt ist die Zugabe der entsprechenden Menge Samarium (Sm)
zu der angegebenen Menge Cobalt und/oder Nickel, noch weiter bevorzugt
die Zugabe von 1,0 bis 12 Masse-% Samarium (Sm) zu 1,5 bis 14 Masse-%
Cobalt (Co).
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Zusätzlich
können, wie in der Metallurgie üblich und dem
Fachmann grundsätzlich bekannt, erstarrungssteuernde und/oder
feinkornbildende Zuschläge eingesetzt werden und in der
Legierung enthalten sein, jeweils von 0,1 bis 1,0 Masse-% pro Zuschlagsstoff.
Der Fachmann kann diese im Rahmen seines Fachwissens zweckentsprechend
auswählen. Besonders bevorzugte Zuschlagselemente sind
hier Mangan, Zirkon, Bor, Calzium und Beryllium, einzeln oder in
Kombination. Weiterhin kann vorteilhaft zwischen 0,1 bis 1,0 Masse-%
Eisen (Fe) als Nebenlegierungsbestandteil vorhanden sein.
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Es
kann auch vorteilhaft sein, als Magnesiumbasislegierung eine Magnesium-Lithium-Legierung
mit bis zu 15 Masse-% Lithium einzusetzen.
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Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren sollten wenigstens
die folgenden Verfahrensschritte nacheinander ausgeführt
werden:
- – Aufschmelzen der Ausgangsbestandteile
bis zu einer Temperatur, bei der wenigstens das Magnesium vollständig
schmilzt, sowie gegebenenfalls die Bestandteile für die
magnetischen intermetallischen,
- – Halten der Temperatur bis zum Vollständigen
Lösen oder Erschmelzen der Bestandteile der intermetallischen
Phasen,
- – gleichmäßiges Vermengen der Schmelze
durch Konvektion oder zusätzliches Rühren,
- – Gießen in eine Form zur Bildung eines Gussteils.
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Das
Gussteil kann anschließend einer Wärmebehandlung
unterzogen werden, wie als solches bekannt. Hierfür stehen
dem Fachmann verschiedene Methoden zur Verfügung. Die Wärmebehandlung
kann beispielsweise in Form eines Lösungsglühens und/oder
einer gestuften Wärmebehandlung durch Auslagerung erfolgen.
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Bei
dem Gießverfahren, mit dem der Legierungsrohling oder das
Bauteil erhalten wird, kann es sich beispielsweise um ein Kokillenguss-,
Niederdruckguss-, Schleuderguss-, Druckguss-, oder Meltspinningverfahren
handeln, insbesondere um ein solches mit einer hohen Abkühlgeschwindigkeit
größer 50°C/s. Eine höhere Abkühlgeschwindigkeit
bewirkt eine höhere Verteilungshomogenität. Abkühlgeschwindigkeiten
von wenigstens 10°C/s sind daher vorteilhaft.
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Das
Herstellungsverfahren bewirkt die Ausscheidung intermetallischer
Phasen, die mit Hilfe ausgewählter Komponenten erzeugt
werden und magnetische Eigenschaften in die so erhaltene Magnesiumlegierung
einbringen.
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Die
Erfindung bezieht sich daher ebenso auf eine ferro- oder ferrimagnetische
oder entsprechend magnetisierbare Magnesiumlegierung als solche,
mit wenigstens 65 Masse-% Magnesium, eingesetzt als Rein- oder Reinstmagnesium
(hp) oder mit Hilfe einer Magnesiumbasislegierung eingebracht, 1,0
bis 12 Masse-% wenigstens eines Seltene-Erden-Elements oder Seltene-Erden-Mischmetalls,
1,0 bis 15 Masse-% Cobalt und/oder Nickel, gegebenenfalls weiteren
Legierungsnebenbestandteilen im Anteil von in Summe 0 bis 20 Masse-%
sowie unvermeidbaren Verunreinigungen, wie z. B. Spuren aus der
Raffination der Ausgangsbestandteile, Spuren aus Kokillen und ähnlichem,
im Anteilsbereich bis je 200 ppm, vorzugsweise bis je 50 ppm. Dabei
weist die erfindungsgemäße Magnesiumlegierung
Ausscheidungen an den Korngrenzen und/oder im Korninneren der Wirtsmatrix
auf, die a) die oben angegebene Seltene-Erden-Komponente und b)
Cobalt und/oder Nickel enthalten, wobei diese Ausscheidungen magnetisierbar
sind bzw. die magnetischen Eigenschaften der neuen Legierung induzieren.
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Reines
Magnesium und Legierungen mit Magnesium als Hauptbestandteil kristallisieren
immer hdp, d. h. in hexagonal dichtester Packung. Auch die erfindungsgemäße
Legierung zeigt im Regelfall eine hdp Wirtsmatrix mit netzwerkförmigen
Ausscheidungen an den Korngrenzen sowie Ausscheidungen im Korninneren
der Wirtsmatrix. Die Ausscheidungen enthalten die Magnetizität
induzierenden Komponenten a) und b), d. h. Seltene Erden einerseits
und ferromagnetische Übergangsmetalle Co und/oder Ni andererseits.
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Nur
wenn Lithium als Nebenlegierungsbestandteil vorhanden war, wurde
ausnahmsweise eine krz, d. h. kubisch-raumzentrierte Wirtsmatrix
gefunden, bei der die magnetischen Phasen (siehe oben, Ausscheidungen,
die a) und b) enthalten) in einer Netzwerkform mit Ausscheidungen
an den Korngrenzen und im Korninneren kristallisieren.
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In
Weiterbildung der Erfindung ist daher für eine vorteilhafte
Ausführungsform vorgesehen, dass als Legierungsnebebestandteil
Lithium mit bis zu 15 Masse-% vorhanden ist.
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Sofern
kein Lithium vorhanden ist, beträgt der Magnesiumgehalt
der Legierung (bezogen auf die Gesamtmasse) vorzugsweise wenigstens
80 Masse-%.
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Ansonsten
kann die Legierung weitere Bestandteile enthalten, wie sie im Zusammenhang
mit dem Herstellungsverfahren schon genannt wurden.
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Die
Ausscheidungsphasen können unter anderem folgende ferro-
oder ferrimagnetische intermetallische Verbindungen enthalten: MgxSEy,
MgxCoy, SmxCoy, SmxCoyMgz. Es wurden auch Phasen der Zusammensetzung
SmxCoyMgz + A + B oder SmxCoy + A + B nachgewiesen. Dabei bedeuten
x, y und z natürliche Zahlen, insbesondere von 1 bis 20,
mit voneinander unabhängigen, ggf. unterschiedlichen Werten
für die einzelnen Phasenbeispiele, und „A" gleich
Co und/oder Ni und/oder Fe, und „B" gleich einem Element
der Gruppe der Seltenen Erden, insbesondere der Lanthanoide und/oder
Yttrium.
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Die
der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird weiterhin durch ein
neues Bauteil aus dem erfindungsgemäßen Werkstoff,
d. h. der erfindungsgemäßen Magnesiumlegierung,
gelöst. Moderne Bauteile unterliegen in der Werkzeugtechnik
ebenso wie im Fahrzeugbau und auf anderen Gebieten oft großen
Belastungen und werden stark beschleunigt. Deswegen werden leichte
Materialien benötigt, um diese Belastungen und Beschleunigungen
kontrollieren zu können. Für die Belastungssensorik
und die Informationsspeicherung werden oft Träger mit magnetischen
Eigenschaften benutzt. Magnesium hat herausragende gewichtsspezifische Materialeigenschaften
und wird daher hauptsächlich im Leichtbau und für
stark beschleunigte Teile eingesetzt. Durch das Hinzufügen
von magnetischen Eigenschaften werden die hervorragenden Eigenschaften
und die Anwendungsgebiete von Magnesiumlegierungen erweitert. Die
neuen Bauteile aus erfindungsgemäßen Magnesiumlegierungen
werden somit die Möglichkeit haben, Daten im Bauteil selber
zu speichern oder als Sensor verwendet zu werden. Durch die Sensoreigenschaften
ist es möglich Ort und Geschwindigkeit eines Bauteils zu
bestimmen. Unter Ausnutzung der inversen Magnetostriktion (auch
als Villari-Effekt bezeichnet) ist es möglich, eine Längenänderung
eines Bauteils zu bestimmen. Des Weiteren kann die Belastung eines
Bauteils mit Wirbelstromtests bestimmt werden. Das Bauteil insgesamt
oder ein Teil des Bauteils kann als Datenspeicher genutzt werden,
bzw. es stellt einen Datenspeicher dar. Es kann als Sensor genutzt
werden oder stellt einen Sensor, insbesondere einen Belastungssensor
dar. Für die neuen vorteilhaften Eigenschaften des Magnesiums
ist es erforderlich, dass die magnetisierbaren Phasen Teil einer
echten Legierung mit dem Magnesium sind. Andernfalls zeigen auf
Magneteffekten beruhende Tests nicht die wahren Magnesium-Werkzeugeigenschaften
an. Es genügt daher nicht, kleinste Magnetpartikel in einem
Magnesium-Werkstoff einzubetten, wie dies bei den pulvermetallurgischen
Verfahren der Fall wäre.
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Das
erfindungsgemäße Bauteil ist entweder aus einer
Legierung nach einem der Ansprüche gegossen oder es besteht
zu einem Teil aus dieser Legierung. Vorzugsweise ist dabei ein Teil
des Bauteils aus einer Legierung gemäß dieser
Erfindung an einen Grundkörper aus Magnesium oder einer
anderen, nicht erfindungsgemäßen Magnesiumlegierung
angegossen. Hierdurch ist eine besonders günstige Anbindung
des magnetischen Teilstücks an das restliche Bauteil gegeben.
Der Begriff „Bauteil" umfasst in diesem Sinne auch einstückige
Vorrichtungen, wie z. B. einstückige Sensoren. Ansonsten
können selbstverständlich mehrere Bauteile nach
der Erfindung zu Vorrichtungen und Geräten zusammengesetzt
werden, die dann insgesamt die erfindungsgemäßen
Eigenschaften besitzen.
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Die
Erfindung umfasst schließlich ebenfalls die Verwendung
der magnetischen Eigenschaften der Legierung oder des Bauteils zur
Datenspeicherung, Codierung und/oder Sensorik. Durch den kombinierten
Einsatz der erfindungsgemäßen Magnesiumlegierung,
bzw. erfindungsgemäßer Bauteile mit eingebauten
magnetischen Eigenschaften als Messwertgeber und von Hall-Sonden
als Detektoren, können eine Vielzahl mechanischer Sensoren
in Fahrzeugsystemen durch berührungsfrei arbeitende Sensoren
ersetzt werden (Hornbogen, E., Warlimont, H., in „Metallkunde,
Magnetische Werkstoffe", Springer Verlag, Berlin 1996).
Durch die Einbringung von magnetischen Codes in die Oberflächen
von Bauteilen ist es möglich, z. B. die Drehgeschwindigkeit
und den Drehwinkel von rotierenden Bauteilen zu bestimmen (Schmidtbauer,
A. in „Kunststoffgebundene Dauermagnete-Werkstoffe, Fertigungsverfahren
und Eigenschaften" (Ed. Ehrenstein, G. W., Drummer, D., Springer-VDI-Verlag,
Düsseldorf 2004). Unter Ausnutzung der inversen
Magnetostriktion (auch als Villari-Effekt bezeichnet) ist es möglich,
eine Längenänderung des Bauteils zu bestimmen.
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Im
Folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen und zugehörigen
Abbildungen näher erläutert. Dies dient allein
der Veranschaulichung der Erfindung ohne Beschränkung der
Allgemeinheit. In den Figuren zeigen:
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1:
Messung der magnetischen Feldstärke [A/m] winkelabhängig über
den Umfang des Probekörpers mit Teslameter gemessen, Zusammensetzung:
Magnesium + 20 m.-% SmCo;
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2: Wirbelstrommessungen an Rundprofilproben,
Messungen unter Zugbelastung, Amplitude bei Modulation der Messfrequenz
[V] gegen Belastungsdifferenz [MPa] aufgetragen, belastet und unbelastet, Messfrequenz
800 Hz,
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2a:
an einer Probe aus reinem Magnesium,
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2b:
an Beispielprobe 3;
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3:
Verteilung intermetallischer Phasen in der Mg-Matrix für
Mg-Proben mit 40 m.-% SmCo-Zuschlag,
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3a: metallographischer Schliff,
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3b: ESMA-Cobalt-Mapping
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3c: ESMA-Samarium-Mapping.
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BEISPIELE
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1.) Überprüfung magnetischer
Eigenschaften, Legierungsstruktur
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Für
die Experimente wurden hartmagnetische Materialien verwendet. Eine Übersicht über
die Eigenschaften einiger hartmagnetischer Stoffe ist in Tabelle
1 gegeben. Tabelle 1 Eigenschaften magnetischer Materialien
| Energieprodukt
BHmax [kJ/m3] | Koerzitivfeldstärke
Hc [kA/m] | Remanenz
Br [mT] | Curie-Temp.
T
[°C] |
Ba-Sr-Hexaferrite | 30 | 250 | 400 | 450 |
NdFeB | 330 | 950 | 1270 | 310 |
SmCo | 240 | 780 | 1100 | 825 |
AlNiCo | 75 | 150 | 1300 | 680 |
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Für
die Herstellung der Probegussstücke wurden magnetische
Pulver NdFeB (Vergleichsbeispiel), AlNiCo (Vergleichsbeispiel) und
SmCo (Erfindungsbeispiel) mit Partikelgrößen zwischen
200 und 300 μm eingesetzt (kommerziell erhältliche
hartmagnetische Pulver für die Herstellung von Dauermagneten).
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Die
Herstellung der Gussproben aus Magnesium mit magnetischen Eigenschaften
erfolgte durch Aufschmelzen von Reinmagnesium (hp Qualität)
in einem elektrisch beheizten Ofen. Die magnetischen Pulver wurden
dem Magnesium vor dem Aufschmelzen beigegeben, je nach Versuch zwischen
10 und 40 Masse-%. Die Tiegelgröße betrug 100
ml. Nach dem Schmelzen wurden die Schmelzen noch 20 min verrührt.
Bei einer Gießtemperatur zwischen 720 und 740°C
wurde die Schmelze in eine zylindrische Kokille vergossen. Die Kokillentemperatur
betrug je nach Versuch zwischen 200 und 300°C, die Abkühlgeschwindigkeit
betrug weniger als 10°C/s. Die stabförmigen Gussstücke
(Proben) hatten einen Durchmesser von ca. 30 mm und eine Höhe von
ca. 100 mm.
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Es
wurden alle Legierungsbeispiele (s. o. drei Legierungstypen, unterschiedliche
Konzentrationen der Komponenten für die intermetallischen
Phasen) auf ihre magnetischen Eigenschaften untersucht, ebenso wie Magnesium
als Referenzmaterial. Hierfür wurden zylindrische Proben
mit 30 mm Durchmesser und 60 mm Länge hergestellt. Vor
der Magnetisierung wies keine Probe magnetische Eigenschaften auf.
Die Proben wurden dann mittels magnetischer Felder mit einer Feldstärke
von 540 kA/m längs magnetisiert. Nach der Magnetisierung
wurde die in der Probe verbleibende magnetische Feldstärke
mit Hilfe einer Hall-Sonde bestimmt.
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In 1 ist
das Ergebnis der Messung für Magnesium, das mit 20 Massen-%
SmCo-Pulver auflegiert wurde, dargestellt.
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Wie
aus 1 zu erkennen ist, besitzt Magnesium mit einem
Zusatz von 20 m.-% SmCo nach der Magnetisierung eine verbleibende
magnetische Feldstärke von über 1000 A/m. Diese
Untersuchungen wurden auch für die Vergleichsproben mit
NdFeB und AlNiCo durchgeführt. Hier konnten allerdings
keine magnetischen Eigenschaften, d. h. keine verbleibende magnetische
Feldstärke, festgestellt werden. Es konnte somit gezeigt
werden, dass Magnesiumlegierungen mit einem schmelzlegierten Zusatz
von SmCo magnetische Eigenschaften besitzen.
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Des
Weiteren wurde gezeigt, dass nur das erfindungsgemäße
Beispiel mit dem System SmCo sich vollständig in der Magnesiumschmelze
löst und sich als magnetische Phase auf den Korngrenzen
ausscheidet. Die magnetischen Pulver aus AlNiCo und NdFeB lösten
sich nur anteilig auf und bildeten keine magnetischen Phasen. Die
in der Magnesiummatrix verteilten Partikel dieser Stoffe sind, wie
mittels ESMA-Line-Scans gezeigt wurde, an Ni bzw. Nd verarmt. Diese
Partikelreste weisen keine magnetischen Eigenschaften mehr auf,
ebenso wenig wie die neu gebildeten Phasen.
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3 zeigt
einen metallographischen Schliff (3a)
und ESMA-Mappings für eine Magnesiumprobe mit 40 m.-% SmCo.
Es ist zu erkennen, dass die SmCo-Phasen gleichmäßig
im Gussstück verteilt sind und sich auf den Korngrenzen
ausgeschieden haben (3b und 3c). Samarium und Cobalt haben sich praktisch vollständig
in der Schmelze gelöst und an denselben Stellen in der
Matrix ausgeschieden, was ent scheidend ist, um überhaupt
magnetische Phasen aus Samarium und Cobalt erhalten zu können.
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Bei
Magnesium mit NdFeB-Pulver hingegen wurde festgestellt, dass sich
die Bestandteile des Pulvers nur anteilig aufgelöst haben.
Während sich das Neodym gut in der Magnesiummatrix löst,
können Eisen und Bor nur in sehr geringen Mengen in der
Matrix nachgewiesen werden. Die Probe weist deshalb keine magnetischen
Eigenschaften auf. Bei der Mg-AlNiCo-Probe löst sich lediglich
Nickel in größeren Mengen in der Magnesiummatrix.
Hieraus kann geschlossen werden, dass gerade Cobalt und Nickel sich
in der gewünschten Weise verhalten und in ferro- oder ferrimagnetischen
Magnesiumlegierungen in Verbindung mit Seltenen Erden gut verwendet
werden können.
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2.) Beispiele für die Belastungssensorik,
zu Stabilität und Speichereigenschaften
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Es
wurden folgende Beispiellegierungen hergestellt: Tabelle 2 Zusammensetzungen der Beispiellegierungen
für die Belastungsversuche
Beispiel
Nr. | Gehalt in
Masse-% |
Beispiel
1 | 3,5
Co | 2,7
Sm | 0,1
Zr | ad
100 hp Mg |
Beispiel
2 | 4,65
Co | 3,72
Sm | 0,1
Mn | ad
100 hp Mg |
Beispiel
3 | 5,0
Co | 5,0
Sm | - | ad
100 hp Mg |
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Alle
Ausgangsmaterialien (Granulat) wurden gemeinsam bei 750°C
erschmolzen. Die Schmelze wurde jeweils in eine auf 200°C
vorgewärmte Stahlkokille im Niederdruckgussverfahren gegossen.
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Die
Beispiellegierungen wurden durch Strangpressen zu Rundprofilen mit
einem Durchmesser von 10 mm umgeformt, und anschließend
wurden Zugproben mit einem Durchmesser von 4 mm nach DIN
50125 aus dem Mittenlager in Pressrichtung entnommen.
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Die
Beispielproben wurden Zugversuchen nach DIN EN ISO 6892 unterzogen.
Die Zugeigenschaften wichen nur gering von denen deiner Magnesium-Standardlegierung
(ZE 10) ab.
Rp: 160–180 MPa; Rm: 220–240
MPa; A5: 3–10
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Zur
Untersuchung der magnetischen Eigenschaften wurden die Proben mit
einem Elektromagneten mit einer Feldstärke von 110 A/cm
bei einem Polabstand von 400 mm magnetisiert. Alsdann wurden die
Proben im Hinblick auf ihre Magnetisierung untersucht und Feldstärken
im Bereich von 53 mA/cm bis 61 mA/cm festgestellt.
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Daraufhin
wurden die Proben mit einer Zugkraft von 80 MPa beaufschlagt und
einer Wirbelstromanalyse unterzogen. Die Ergebnisse sind in 2 dargestellt (2a: Messung
an reinem Magnesium (hp), 2b: Messung
an Beispielprobe 3). Die Ergebnisse der Wirbelstrommessung zeigen,
dass die erfindungsgemäßen Legierungen für
die Belastungssensorik (mechanische Belastung, hier: Zug) grundsätzlich
gut geeignet sind. Im Gegensatz zu reinem Magnesium konnte man bei
dem erfindungsgemäßen Werkstoff eine deutliche
Veränderung des magnetischen Feldes erkennen, die auch
stetig ist und so eindeutige Rückschlüsse auf
die Belastung bei Feldstärkenmessung zulässt.
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Hiernach
wurden die Proben entmagnetisiert, indem die Proben im erwärmten
Zustand wechselnden Magnetfeldern ausgesetzt wurden. Danach konnte
keine magnetische Feldstärke mehr nachgewiesen werden.
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Dieselben
Proben wurden abermals mit dem oben angeführten Magnetisierungsverfahren
magnetisiert und hatten anschließend wiederum eine Feldstärke
von 54 mA/cm bis 62 mA/cm. Anschließend wurden die Proben
auf 300°C erhitzt und danach auskühlen gelassen.
Es konnten wiederum dieselben Feldstärken gemessen werden,
wie vor dem Erhitzen. In einem Dauerversuch von zwei Monaten verloren
die Proben ihre Feldstärke nicht. Auch bei nochmaligem
Erhitzen auf Temperaturen unterhalb 350°C behielten die
Proben ihre magnetische Feldstärke.
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Die
neue ferro- oder ferrimagnetische Magnesiumlegierung ist demnach
in ihren Magnetischen Eigenschaften stabil und kann reproduzierbar
in mehreren Zyklen magnetisiert und entmagnetisiert werden. Sie
ist damit auch für die Datenspeicherung grundsätzlich
geeignet.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - JP 57051231
A [0006]
- - JP 01008230 A [0006]
- - JP 09-302325 A [0007]
-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- - Hornbogen,
E., Warlimont, H., in „Metallkunde, Magnetische Werkstoffe",
Springer Verlag, Berlin 1996 [0036]
- - Schmidtbauer, A. in „Kunststoffgebundene Dauermagnete-Werkstoffe,
Fertigungsverfahren und Eigenschaften" (Ed. Ehrenstein, G. W., Drummer,
D., Springer-VDI-Verlag, Düsseldorf 2004) [0036]
- - DIN 50125 [0057]
- - DIN EN ISO 6892 [0058]