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Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung olfaktorischer
Epithelzellen aus nicht-menschlichen embryonalen Stammzellen, olfaktorische
Epithelzellen, die mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens gewonnen wurden sowie Testsysteme für kosmetische
und/oder pharmazeutische Zubereitungen auf der Basis olfaktorischer
Epithelzellen, die mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens gewonnen wurden.
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Der
Geruchssinn eines Menschen beeinflusst seine Wahrnehmung der Umwelt
und die Lebensqualität in hohem Maße. Bestimmte
Gerüche können Erinnerungen an Situationen auslösen,
die zeitlich sehr lange zurückliegen. Der Verlust des Geruchssinns
beeinträchtigt die Lebensqualität deutlich: Die
geruchlichen Informationen der Umgebung können nicht mehr
wahrgenommen werden, und auch bestimmte Warnsignale sind ausgeschaltet.
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Der
erste Schritt der Wahrnehmung von Gerüchen in Säugetieren
findet auf der Ebene des Riechepithels oder olfaktorischen Epithels
statt. Das olfaktorische Epithel enthält hoch spezialisierte
Neuroepithelzellen, sog. olfaktorische Rezeptor-Neuronen (ORN),
die in der Membran ihrer Zilien Rezeptorproteine ausbilden, an die
Geruchstoffe spezifisch binden und eine biochemische Signalkaskade
auslösen. Dieses Signal wird elektrochemisch in den Olfaktorischen
Bulbus (Riechkolben) und anschließend in höhere
Hirnregionen weitergeleitet und zu einem Geruchseindruck verarbeitet.
Der erste Schritt der Bindung eines Geruchsmoleküls ist gerade
deshalb so bedeutsam, da hier die molekulare Identität
des Duftmoleküls in ein Muster aktivierter Rezeptorzellen übersetzt
wird. Dieser Vorgang, der als Kodierung der Geruchsinformation („odorant
coding” oder auch „odorant fingerprinting") bezeichnet
wird, ermöglicht einem Organismus, eine ganze Fülle
von Duftstoffen zu unterscheiden.
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Die
wohl beeindruckendste Eigenschaft des Geruchssinnes ist die extrem
hohe Trennschärfe, mit der das Riechorgan unterschiedliche
olfaktorische Sinnesreize unterscheiden kann. Das menschliche Riechsystem
beispielsweise ist in der Lage, ungefähr 10.000 Gerüche
zu differenzieren, andere Spezies überbieten diese enorme
Zahl noch.
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Forschungen
an Mäusen führten zur Entdeckung einer ganzen
Genfamilie, die die biochemischen Baupläne für
~1.000 Geruchsrezeptoren enthält. Beim Menschen ist die
Zahl funktioneller olfaktorischer Rezeptorproteine geringer, da
es sich bei mehr als 60% dieser Geruchsrezeptorgene um Pseudogene
handelt. Der Anteil der Gene, die für Geruchsrezeptorproteine
codieren, stellt die bislang größte Genfamilie
im Säugergenom überhaupt dar und reflektiert auf
diese Weise die Bedeutung olfaktorischer Informationen für
den Organismus.
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Jeweils
ein Geruchsrezeptorprotein wird exklusiv in einem individuellen
olfaktorischen Neuron exprimiert. Das bedeutet, dass das olfaktorische
System über ~1.000 getrennte Eingangskanäle in
Form von primären Geruchsstimuli verfügt, die
1.000 Subpopulationen der Millionen von olfaktorischen Neuronen
der Riechschleimhaut entsprechen.
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Die
primären Geruchsstimuli, die von den olfaktorischen Rezeptorproteinen
erkannt werden, stellt man sich als spezifische Oberflächenmerkmale
von Geruchsstoffen vor. Diese durch die Rezeptorproteine der Riechsinneszellen
detektierbaren Oberflächenmerkmale werden als Odotope bezeichnet.
Die Struktur eines Geruchsstoffs kann mehr als ein Odotop enthalten
und deshalb theoretisch von mehr als einem Geruchsrezeptor erkannt
werden. Die parallele Erkennung mehrerer Odotope eines Geruchsstoffes
führt zur Aktivierung eines individuellen Ensembles olfaktorischer
Neurone. Dieses spezifische Muster neuronaler Aktivität
repräsentiert den Geruchsstoff auf der Eingangsebene des
olfaktorischen Systems.
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Geruchsstoffe
sind Moleküle flüchtiger Substanzen, die sich
im Schleim über dem Riechepithel lösen. Auf diesem
Weg gelangen sie an die olfaktorischen Rezeptorproteine, die in
der Membran von Riechzilien eingelassen sind. Riech zilien sind Zellfortsätze
der olfaktorischen Neurone. 20–30 Riechzilien ragen, ausgehend von
einer knopfartigen Auftreibung an der Spitze des apikalen Dendriten
eines olfaktorischen Neurons, in den Riechschleim. Die Bindung eines
Odotops an ein Rezeptorprotein erzeugt ein Aktionspotenzial, das über
das Axon des olfaktorischen Neurons in den Bulbus olfactorius, die
erste zentrale Verarbeitungsstation der Geruchsinformationen, weitergeleitet
wird.
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Die
enorme Menge von Kombinationsmöglichkeiten der etwa 1.000
primären Geruchsstimuli setzt einen komplexen Verarbeitungsmechanismus
der olfaktorischen Informationen voraus.
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Obwohl
die zugrunde liegenden Mechanismen der Duftwahrnehmung bekannt sind,
existiert bisher kein experimentelles System, mit dem in vitro eine
umfassende Beschreibung der molekularen Signalmuster erfolgen und
die Situation in vivo an einem adäquaten Zelltyp, das heißt,
an einem Zelltyp, der olfaktorischen Rezeptor-Neuronen in vivo entspricht,
studiert werden kann.
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Primäre
neuronale Riechepithel-Zellen, die zum Aufbau eines Testsystems
für die molekulare Analyse von Duftmolekülen geeignet
sind, sind durch „klassische" Isolierungs- und Kultivierungsmethoden
(aus Nasenbiopsien) kaum zugänglich. Es steht nur wenig
geeignetes Material zur Verfügung, die Präparation
ist kompliziert, erfordert große Übung und ist
zeitaufwändig. Zudem ist die Zellausbeute sehr gering.
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Zum
Aufbau eines Screeningsystems sind solche Kulturen daher wenig geeignet:
Sie resultieren in einer Mischkultur verschiedener Zelltypen, die
eine sehr begrenzte Lebensdauer aufweisen. Die Zellen müssen immer
frisch aus Biopsiematerial eines Spenderorganismus präpariert
werden. Der Zugang zu diesem Material ist schwierig und mit einem
hohen bürokratischen Aufwand verbunden, zudem müssen
spenderabhängige Unterschiede der Zellpopulationen in Kauf
genommen werden. Ganz ähnliche Nachteile gelten für
die Ex-vivo-Kultivierung von olfaktorischem Gewebe.
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Zum
Aufbau einer Screeningtechnologie, mit der sich gezielt molekulare
Mechanismen der Duftkodierung sowie Möglichkeiten zur molekularen
Steuerung derselben finden lassen, benötigt man jedoch
regelmäßig eine ausreichende Menge an olfaktorischen
Epithelzellen.
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Aus
diesem Grund wurde in der Vergangenheit versucht, mittels alternativer
Ansätze, insbesondere Rezeptor-Transfektionsstudien an
Zell-Linien sowie Studien an immortalisierten Zell-Linien neuroepithelialen Ursprungs
die Erforschung molekularer Duftwirkung zu ermöglichen.
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Auch
diese experimentellen Techniken weisen Limitationen auf:
Um
die gesamte biologische Signalleistung des Riechepithels durch Rezeptor-Transfektionsstudien
abzubilden, müssen alle Rezeptoren eines Säugers
einzeln kloniert und gleichzeitig erfolgreich in Empfängerzellen exprimiert
werden. Diese Vorgehensweise ist aufwändig, und sehr oft
scheitert das Vorgehen an einer unzureichenden Einlagerung des Rezeptorproteins
in die Plasmamembran der Empfängerzelle, was auf einer
ineffizienten Protein-Translokation der membranständigen
Rezeptoren beruht.
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Immortalisierte
Zell-Linien neuroepithelialen Ursprungs haben eine längere
Lebensdauer, allerdings konnte in allen charakterisierten Linien
bisher keine bzw. nur eine limitierte endogene Expression von Rezeptorproteinen
nachgewiesen werden, so dass sich diese Zellen eher als Empfängersystem
für heterolog transfizierte Rezeptorproteine denn als Ausgangsmaterial
zum Aufbau eines Screeningsystems mit endogener Rezeptorexpression
eignen.
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Untersuchungen
der Bindung von Duftmolekülen an die entsprechenden Rezeptorproteine
und der ausgelösten Signalkaskade können Aufschluss
darüber geben, welche ligandenspezifischen Rezeptoren aktiviert
werden. Diese individuellen Aktivierungsmuster („odor codes")
können zur Charakterisierung des Duftstoffs, zur Optimierung
von Duftkompositionen auf biochemischer Ebene oder zur Suche nach
spezifischen Rezeptorantagonisten für die Blockierung unerwünschter
Gerüche verwendet werden.
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Voraussetzung
hierfür ist ein biologisches Testsystem, das die biochemischen
Komponenten des Säuger-Riechepithels widerspiegelt. Insbesondere
sind hierbei das (endogene) Vorhandensein einer repräsentativen
Anzahl verschiedener Duftrezeptoren sowie die Elemente der G-Protein-gekoppelten
Signalkaskade zu nennen. Daneben sollte das verwendete Testsystem
standardisierbare und reproduzierbare Ergebnisse liefern, die nicht
abhängig sind von der Verfügbarkeit von Spenderorganismen
und individuellen Expressionsschwankungen.
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Es
besteht daher ein Bedarf an Testsystemen, die dem Riechepithel von
Säugern möglichst weitgehend entsprechen und die
genannten Nachteile des Standes der Technik vermeiden.
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Überraschenderweise
wurde gefunden, daß sich embryonale Stammzellen in vitro
zu Zellen des Riechepithels differenzieren lassen, die geeignet
sind, in einem gewünschten Testsystem eingesetzt zu werden.
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Gegenstand
der vorliegenden Erfindung ist daher ein Verfahren zur Gewinnung
olfaktorischer Epithelzellen aus nicht-menschlichen embryonalen
Stammzellen, daß dadurch gekennzeichnet ist, daß man
- a) embryonale Stammzellen kultiviert,
- b) die embryonalen Stammzellen mit einem geeigneten Marker oder
einer geeigneten Kombination von Markern transfiziert,
- c) die embryonalen Stammzellen durch weitere Kultivierung in
Gegenwart inaktivierter stromaler Zellen sowie nachfolgende Aussaat
auf beschichtete Kulturträger und weitere Kultivierung
in Gegenwart eines geeigneten Wachstumsfaktors oder einer geeigneten
Kombination von Wachstumsfaktoren und/oder in Gegenwart von Retinsäure
zu Zellen des Riechepithels differenziert und
- d) die erfolgreiche Differenzierung in olfaktorischen Epithelzellen
anhand der in Schritt b) eingesetzten Marker oder Kombination von
Markern überprüft.
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Embryonale
Stammzellen (ES-Zellen) sind sich regenerierende, pluripotente Zellen,
die in der Lage sind, jeden Zelltyp eines Organismus zu bilden.
Vielfältige Differenzierungen in einen bestimmten Zelltyp
wurden in vitro beschrieben. Die jeweiligen ES-Zellen werden dabei
einem bestimmten Differenzierungsprotokoll unterworfen. Erstmals
beschrieben wurde die Differenzierung von ES-Zellen in neuronale
Vorläuferzellen und reife Neuronen im Jahr 2001 (Reubinoff
et al., Nature Biotechnology, 2001, 19, 1134–1140; Zhang
et al., Nature Biotechnology, 2001, 19, 1129–1133).
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Ein
erstes spezielles Differenzierungsprotokoll, das auf einer Verbesserung
der existierenden Protokolle für neuronale Vorläuferzellen
beruht, ist die Bildung verschiedener neuronaler Subtypen aus embryonalen
Stammzellen der Maus (Barberi et al., Nat. Biotechnol.,
2003, 21, 1200–1207). Eine gezielte Differenzierung
in Zellen des Riechepithels wurde bisher allerdings nicht beschrieben.
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Die
erfindungsgemäße Herstellung von olfaktorischen
Epithelzellen aus embryonalen Stammzellen der Maus bietet eine kostengünstige
und ressourcenschonende Alternative zu klassischen Kultivierungs-
und Überexpressionsverfahren.
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Die
In-vitro-Differenzierung ermöglicht vorteilhafterweise
die Bereitstellung von Ausgangsmaterial für ein echtes
Riechepithel in vitro, das die Situation in vivo besser wiedergibt
als andere Zellkulturmodelle, bzw. artifizielle Systeme, die auf
der heterologen Expression von olfaktorischen Rezeptorproteinen
(OR) beruhen. Aufgrund ihrer Herkunft besitzen die differenzierten
Zellen ein endogenes, für olfaktorische Epithelzellen zelltypisches
Proteinexpressionsmuster, d. h. alle wichtigen Komponenten des Signalapparates
sind endogen in den Zellen vorhanden und das natürliche
Rezeptorpotenzial wird ausgenutzt. Die Zellen eignen sich zum Aufbau
eines Screeningsystems, aber auch der Aufbau von Gewebemodellen
(evtl. auch zur Transplantation) ist möglich.
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Bei
der Verwendung von embryonalen Stammzellen aus Nagetieren ist man
nicht auf Primärmaterial angewiesen, da das Ausgangsmaterial
kommerziell erhältlich ist und im Labor differenziert werden
kann. Die Anreicherung eines bestimmten Zelltyps durch eine geeignete
Selektionsstrategie sorgt für die Minimierung individueller
Unterschiede.
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Die
in Schritt a) des erfindungsgemäßen Verfahrens
kultivierten embryonalen Stammzellen können grundsätzlich
beliebigen Ursprungs sein; bevorzugtermaßen setzt man Zellen
aus bereits verfügbaren embryonalen Stammzelllinien ein.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung sind menschliche embryonale
Stammzellen jedoch explizit ausgeschlossen. Vorzugsweise werden
in Schritt a) embryonale Stammzellen aus Säugetieren kultiviert,
insbesondere solche aus Mäusen, Hamstern, Ratten, Affen
oder Hunden, besonders bevorzugt aus Mäusen. Ganz besonders
bevorzugt sind erfindungsgemäß murine embryonale
Stammzellen aus der Zelllinie ATCC ES-D3 (CRL-11632).
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Die
Kultivierungsdauer in Schritt a) des erfindungsgemäßen
Verfahrens beträgt 1 bis 40 Tage, vorzugsweise 8 bis 12
Tage.
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Die
Transfektion der embryonalen Stammzellen in Schritt b) des erfindungsgemäßen
Verfahrens erfolgt vorzugsweise mit einem Reporterkonstrukt und
einer Antibiotikaresistenz unter einem OE-spezifischen Promotor,
wodurch die Herstellung einer Reinkultur ermöglicht wird,
die durch den Nachweis spezifischer Zellmarker auch als solche identifiziert
werden kann. Besonders bevorzugte Marker für die Transfektion
in Schritt b) sind erfindungsgemäß ausgewählt
unter folgenden Promotoren: „Olfactory Marker Protein"
(OMP), olfaktorisches G-Protein (G alpha olf oder GNAL), „Adenylat
Cyclase 3" (ADCY3) sowie olfaktorische Rezeptorproteine. Ganz besonders
bevorzugt ist im Rahmen der vorliegenden Erfindung das „Olfactory
Marker Protein" (OMP).
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Die
Kultivierungsdauer in Schritt c) des erfindungsgemäßen
Verfahrens beträgt 1 bis 40 Tage, vorzugsweise 11 bis 20
Tage.
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Die
in Schritt c) zum Einsatz kommenden stromalen Zellen sind vorzugsweise
Zellen des Typs PA-6 oder MS-5, insbesondere „MS-5 Bone
marrow stromal cells".
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Die
erfindungsgemäße Aussaat auf beschichtete Kulturträger
in Schritt c) erfolgt vorzugsweise auf Biopolymer-beschichtete Kulturschalen,
insbesondere auf Kulturschalen, deren Beschichtung ausgewählt
ist unter Beschichtungen mit Laminin/Poly-Ornithin, Fibronectin,
Laminin, Collagen Type IV, Collagen Type I, Poly-L-Lysin, Matrigel®, „reconstituted basal
membrane" (RBM) und Mischungen davon. Besonders bevorzugt ist die
Beschichtung mit Laminin/Poly-L-Ornithin.
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Erfindungsgemäß in
Schritt c) einsetzbare Wachstumsfaktoren sind vorzugsweise ausgewählt
unter
- • GDF7 (bmp-12, bone morphogenic
protein 12) in einer Konzentration von 1 bis 50 ng/mL, insbesondere 5
bis 15 ng/mL, besonders bevorzugt 10 ng/mL;
- • bmp-4 (bone morphogenic protein 4) in einer Konzentration
von 0,01 bis 0,5 ng/mL, insbesondere 0,05 bis 0,15 ng/mL, besonders
bevorzugt 0,1 ng/mL;
- • bFGF (Recombinant Human FGF-basic) in einer Konzentration
von 1 bis 50 ng/mL, insbesondere 5 bis 15 ng/mL, besonders bevorzugt
10 ng/mL;
- • EGF (Recombinant murine Epidermal Growth Factor)
in einer Konzentration von 1 bis 50 ng/mL, insbesondere 15 bis 25
ng/mL, besonders bevorzugt 20 ng/mL sowie
- • FGF8 (Recombinant Mouse Fiboblast Growth Factor 8b
in einer Konzentration von 1 bis 500 ng/mL, insbesondere 1 bis 200
ng/mL, besonders bevorzugt 100 ng/mL.
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Ganz
besonders bevorzugt wird in Schritt c) des erfindungsgemäßen
Verfahrens eine Kombination der Wachstumsfaktoren bFGF (Recombinant
Human FGF-basic) in einer Konzentration von 5 bis 15 ng/mL, besonders
bevorzugt 10 ng/mL und EGF (Recombinant murine Epidermal Growth
Factor) in einer Konzentration von 15 bis 25 ng/mL, besonders bevorzugt
20 ng/mL eingesetzt.
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Vorzugsweise
wird in Schritt c) des erfindungsgemäßen Verfahrens
Retinsäure in einer Konzentration von 0,01 bis 50 μM,
insbesondere 5 μM eingesetzt.
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Weitere
Gegenstände der vorliegenden Erfindung sind
- • olfaktorische Epithelzellen, die mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens gewonnen wurden;
- • Testsysteme für kosmetische und/oder pharmazeutische
Zubereitungen auf der Basis olfaktorischer Epithelzellen, die mittels
des erfindungsgemäßen Verfahrens gewonnen wurden;
- • Die Verwendung olfaktorischer Epithelzellen, die
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens gewonnen wurden
in Testsystemen für kosmetische und/oder pharmazeutische
Zubereitungen.
- • Systeme zur Identifizierung der Rezeptorcodes für
bestimmte Liganden auf der Basis olfaktorischer Epithelzellen, die
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens gewonnen
wurden;
- • Modelle für die Identifizierung von Geruchsinhibitoren
oder die Aufklärung der komplexen Muster aktivierter Rezeptoren,
mit denen sich Riechstoffe hinreichend beschreiben lassen, auf der
Basis olfaktorischer Epithelzellen, die mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens gewonnen wurden;
- • Systeme zur Identifizierung von „Geruchsverstärkern",
also Substanzen, die die Amplitude des biologischen Geruchssignals
erhöhen, auf der Basis olfaktorischer Epithelzellen, die
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens gewonnen
wurden;
- • Bio-elektrische Nasen bzw. Riechchips, erhältlich
durch die Kopplung olfaktorischer Epithelzellen, die mittels des
erfindungsgemäßen Verfahrens gewonnen wurden an
Bio-Chips.
- • Systeme zur Identifizierung von Rezeptoren bestimmter,
vorgegebener Liganden durch Aufbringung differenzierter Neuronen
olfaktorischer Epithelzellen, die mittels des erfindungsgemäßen
Verfahrens gewonnen wurden, auf eine Oberfläche, die die
genaue Lokalisation angeregter Neurone und anschließende
Analyse (z. B. durch Einzelzell-PCR) ermöglicht.
- • Dreidimensionale Gewebemodelle, erhältlich
durch Einbringung der differenzierten Zellen bzw. deren Vorstufen,
die mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens gewonnen
wurden, in oder auf eine 3D-Matrix, beispielsweise einen sphärischen
oder kugelförmigen Träger (z. B. Cultisphere®-Träger), oder durch Einbringung
der differenzierten Zellen bzw. deren Vorstufen, die mittels des
erfindungsgemäßen Verfahrens gewonnen wurden,
in einfache Gelmatrices (analog zum Aufbau eines Collagengels),
oder durch Einbringung der differenzierten Zellen bzw. deren Vorstufen,
die mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens gewonnen wurden,
in komplexe Matrices (z. B. gefriergetrocknete Matrices, wie sie
für Hautmodelle verwendet werden, typischerweise aus quervernetztem
Collagen bzw. anderen Bestandteilen der extrazellulären
Matrix).
- • Die Verwendung olfaktorischer Epithelzellen, die
mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens gewonnen wurden
zu Transplantationszwecken, beispielsweise als Xenotransplantate.
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Die
folgenden Beispiele beschreiben die Erfindung, ohne sie jedoch darauf
einzuschränken:
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Beispiel 1
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Kultivierung von murinen embryonalen Stammzellen:
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Standardmäßig
wird die Zelllinie D3 muriner embryonaler Stammzellen eingesetzt
(Stamm 129/Sv+c/+p, ATCC Katalog-Nr.: CRL-11632). Die embyonalen
Stammzellen (ES-Zellen) werden in DMEM (Dulbecco's Modified Eagle
Medium, Invitrogen, 41965039) mit 15% FCS (fötalem Kälberserum),
2 mM L-Glutamin (Invitrogen, 25030-024), 1% nicht essentiellen Aminosäuren
(Invitrogen, 11140-035) und 50 μM β-Mercaptoethanol
(Invitrogen, 31350-010), LIF 1 × 103 U/ml
(Chemicon, Cat. No. ESG1107) bei 37°C und 7% CO2 nach einem
Standardprotokoll von Torres und Kühn (Laboratory
protocols for Conditional Gene Targeting, 1997 (New York: Oxford
University Press) auf inaktivierten embryonalen Feederzellen
(z. B. MEF feeder cells, neomycin resistant, Cell Biolabs, CBA-311)
kultiviert.
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Während
der Kultivierungsdauer werden die Zellen alle 2 Tage nach Trypsinierung
gesplittet
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Beispiel 2
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Amplifizierung des OMP-Promotors aus genomischer
DNA:
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Olfactory
Marker Protein (OMP) wird in hohem Maße in terminal differenzierten
Riechepithelzellen gebildet und ist ein Hinweis auf deren Funktionalität.
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Amplifikation des OMP-Promotors:
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- Anterior region: Nukleotide 22.371 bis 27.731,
- Posterior region: Nukleotide 16.652–20.445;
- Nummerierungen gemäß GenBank Record NW_047561,
gi: 34857865, Version NW_047561.1.
- PCR Template: BAC-Klon CH230-43218 (Ratte)
- Annealing-Temperatur: 60°C, Long Range-PCR (Qiagen-Protokoll)
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Die
PCR-Produkte wurden durch Agarosegel-Elektrophorese analysiert.
und in den Vektor pPIG kloniert. Die Sequenzidentität des
resultierenden Konstrukts wurde durch Restriktionskartierung sowie
durch Sequenzierung der regulatorischen Regionen verifiziert (1).
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Beispiel 3
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Klonierung des OMP-PIG-Vektors und Etablierung
einer OMP-PIG-transgenen ES-Zell-Linie:
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Die
in Beispiel 2 gewonnenen Fragmente werden in Vektor pPIG ligiert.
Das 5.4 kb-Fragment der Anterior Region (2nd round) wird mit den
Restriktionsenzymen EcoRI/SalI gespalten. Die definierten Enden
werden für die Insertion in den Vektor benötigt.
Das 3.8 kb-Fragment der Posterior Region wird mit NotI/MunI gespalten.
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In
zwei Schritten werden die PCR-Fragmente in pPIG eingefügt.
Zum Einfügen der Posterior Region wird pPIG mit NotI/MunI
gespalten und mit dem 3.8 kb-Fragment ligiert. Analog wird das resultierende
Konstrukt zum Einfügen der Anterior region mit EcoRI/SalI
gespalten und mit dem 5.8 kb-Fragment ligiert. Die enstehende Vektorgröße
beträgt 14,4 kb (2), der
Vektor enthält die Antibiotikaresistenzen Kanamycin/Neomycin
sowie Puromycin. Darüber hinaus enthält der Vektor
die Kodierung für GFP (Green Fluorescent Protein) unter
Kontrolle des OMP-Promotors. Die führt dazu, dass erfolgreich
transfizierte Zellen in der Kultur fluoreszieren, sobald der OMP-Gen-Promotor
aktiviert wird.
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Die
embryonalen Stammzellen werden mit dem linearisierten Vektorkonstrukt
(EcoRI) mittels Elektroporation transfiziert und mit G418-Sulfat-halitgem
Medium kultiviert. Die resistenten Klone werden isoliert und zur
Weiterdifferenzierung verwendet.
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Beispiel 4
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Differenzierung in Zellen des Riechepithels
(siehe auch Tabelle 1):
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Zur
weiteren Differenzierung der stabil transfizierten ES-Zellen werden
die Zellen zusammen mit inaktivierten MS-5 Bone marrrow stromal
cells in Serum replacement medium (SRM) kultiviert (MS-5: DSMZ,
Cat. No. ACC441); SRM: DMEM (Invitrogen, 41965-039), 10 μM β-MeOH
(Invitogen, 31350-010), 2 mM L-Glutamin (Invitrogen, 25030024),
15% Knockout Serum replacement (Invitrogen, 10828028)). Die MS-5-Zellen
begünstigen als Feederzellen die Differenzierung der ES-Zellen
in Zellen des Riechepithels. Als Kulturschalen werden Kulturschalen
mit einem Durchmesser von 6 cm verwendet.
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Am
dritten Tag der Kultivierung wird das komplette Zellkulturmedium,
am fünften Tag das komplette des Zellkulturmediums gegen
frisches SRM ausgetauscht. Am 6. Tag werden die Zellen durch Trypsinisierung dissoziiert
(der Reaktionsstopp erfolgt durch einen Trypsin-Inhibitor) und im
24well-Format auf Poly-L-Ornithine/Laminin-beschichteten Zellkulturschalen
(Becton Dickinson, Cat. No. 354659) ausgesät. Dabei wird
die Zellpopulation einer 6 cm-Kulturschale auf insgesamt 8 wells
im 24er-Format verteilt.
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Ab
dem 6. Tag wird entweder Neurobasal/B27-Medium oder DMEM/F12-ITSF-Medium
und Kombinationen der Wachstumsfaktoren bFGF 10 ng/ml, EGF 20 ng/ml,
(FGF8) mit/(ohne) 100 nM Retinsäure verwendet. Alle zwei
Tage wird die Hälfte des Zellkulturmediums gegen frisches
Kulturmedium ausgetauscht. Die Kultivierung erfolgt über
einen Zeitraum von insgesamt 11 bis 18 Tagen (3 bis 5).
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Konzentrationen und Zusammensetzungen:
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- SRM:
- DMEM (Invitrogen,
41965), 15% Knockout SR (Invitrogen, 10828-028) 10 μM β-MeOH
(Invitrogen, 31350-010) 2 mM L-Glutamin (Invitrogen, 25030024)
- Neurobasal/B27-Medium:
- Neurobasalmedium (Invitrogen,
21103-049), mit 2% B27 supplement w/o RA 50× (Invitrogen,
12587-010), 0,5 mM L-glutamin (Gibco, 25030024)
- DMEM/F12-ITSF
- Dulbecco's Modified
Eagle Medium/F12 1:1-glu (Invitrogen, 21331020), 1% Insulin-Transferrin-Selenin
100× (Invitrogen, 51500-056) 1 μg/ml Fibronectin
(Sigma, F1141) 0,5 mM L-Glutamin (Invitrogen, 25030-024)
- trypsin
- Trypsin-EDTA (1×),
PAA Cat. No. L11-004
- Trypsin inhibitor
- Trypsin inhibitor
defined solution (1×) Sigma, Cat. No. T7659
- bFGF
- Recombinant Human
FGF-basic (Tebu, 100-18B), 10 ng/mL
- EGF
- Recombinant murine
Epidermal Growth Factor (Tebu, 315-09), 20 ng/mL
- FGF8
- Recombinant Mouse
Fiboblast Growth Factor 8b (R&D
systems, 423-F8), 100 ng/mL
- RA
- Retinoic Acid (Sigma,
R-2625), 100 nM
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Optional
ist es auch möglich, die Zellen zur Erhöhung der
Zellausbeute mit Puromycin zu behandeln und eine Reinkultur herzustellen.
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Beispiel 5
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Nachweis der Differenzierung durch Analyse
des Expressionsprofils:
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Zur
Entwicklung eines erfolgreichen Differenzierungsprotokolls wurde
die Expression wichtiger olfaktorischer Marker in vitro mit In vivo-Daten
und aus der Literatur bekannten Daten abgeglichen.
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Im
ersten Schritt der Differenzierung (s. Beispiel 4) wurde das Differenzierungsprotokoll
S auf murine embryonale Stammzellen der Maus angewendet. Die differenzierten
Zellen wurden hinsichtlich ihres Phänotyps auf die Expression
verschiedener Marker überprüft (s. a. 3 bis 5):
Marker
für neuronale Vorläuferzellen: Mash-1
Marker
für Bildung von „immidiate neuronal precursors":
Ngn-1
Marker für Bildung von unreifen olfaktorischen
Epithelzellen: Gap43
Marker für Bildung von reifen
olfaktorischen Eüpithelzellen: OMP, NCAM, olfaktorisches
G-Protein, olfaktorische Rezeptoren.
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Alle
relevanten Marker können in den differenzierten Zellen
nachgewiesen werden.
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Beispiele
für verwendete diagnostische Primerkombinationen
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Verzeichnis der Abbildungen (Figuren):
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1.:
Analyse der PCR-Produkte (1st round). Upstream entspricht dem 5.4
kb-Fragment der Anterior-Region, Downstream entspricht dem 3.8 kb-Fragment
der Posterior-Region des genomischen OMP-Promotors.
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2.:
Restriktionsanalyse Vektors OMP-PIG. Die theoretischen Fragmentgrößen
stimmen mit den experimentell bestimmten Größen überein.
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3.:
Immunfluoreszenzfärbung von Zellen nach Anwendung der angegebenen
Differenzierungsprotokolle (Differenzierungstag 11). A: Mikroskopische
Aufnahme eines Ausschnitts der differenzierten Zellpopulation (Phasenkontrast).
B: Immunfluoreszenzfärbung der Zellpopulation aus A) mit
Rabbit-Anti-OMP-Antikörper (Biosensis) und Detektion mit
einem Cy3-konjugierten Anti-Rabbit-Zweitantikörper. Die
Zelle zeigt die typische Morphologie einer gereiften olfaktorischen
Epithelzelle in vitro mit der charakteristischen zytoplasmatischen
Verteilung von OMP.
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4.:
RT-PCR-Analyse von differenzierten ES-Zellen nach Durchführung
verschiedener Differenzierungsprotokolle (L–S, Differenzierungstag
11). Alle Zellen zeigen eine mehr oder weniger starke Ausprägung
der neuronalen Marker Mash-1 und Ngn-1.
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5.:
RT-PCR-Analyse von differenzierten ES-Zellen nach Durchführung
verschiedener Differenzierungsprotokolle (L–S, Differenzierungstag
11). Die Bildung von OMP-mRNA sowie von G alpha olf mRNA ist bei
Anwendung der Protokolle N, O, R und S besonders prominent, wohingegen
Feeder-Zellen und undifferenzierte ES-Zellen praktisch keine Bildung
der Marker zeigen. Als Kontrolle diente RNA isoliert aus olfaktorischen
Epithelien erwachsener Mäuse.
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Es folgt ein
Sequenzprotokoll nach WIPO St. 25.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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-
Zitierte Nicht-Patentliteratur
-
- - Reubinoff
et al., Nature Biotechnology, 2001, 19, 1134–1140 [0022]
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