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Die
Erfindung betrifft ein Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystem,
das unter anderem einen Vliesstoff aufweist, dessen Verwendung,
ein Verfahren zu seiner Herstellung und eine aseptische Darreichungsform
des Mittels.
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Biomaterialien
in Form von Polymeren als Trägermaterialien für
das kontrollierte in vivo-Freisetzen von Arzneimitteln oder anderen
Wirkstoffen werden seit geraumer Zeit intensiv erforscht. Solche
Systeme bestehen üblicherweise aus im wesentlichen kugelförmigen,
polymeren Matrices (Mikropartikeln) als Trägermaterialien,
die einen Wirkstoff enthalten, der an einer definierten Stelle im
Körper eines Patienten zeitgesteuert freigesetzt werden
soll.
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Inzwischen
ist eine größere Anzahl von geeigneten Biomaterialien
zur Verwendung als ein solches Trägermaterial bekannt und
wird je nach Art der Verwendung eingesetzt. So werden bevorzugt
Polyurethane verwendet, wenn es um Verwendungen geht, bei denen
eine möglichst hohe Elastizität gefordert ist,
Polysiloxane werden aufgrund ihrer isolierenden bzw. abschirmenden
Eigenschaften eingesetzt, Polymethyl(meth)acrylate stehen für
Materialfestigkeit und Transparenz, Polyvinylalkohole zeigen eine
ausgeprägte hydrophile Eigenschaft und Festigkeit, Polyethylene
zeichnen sich für bestimmte Anwendungen durch ihre Belastbarkeit
und ihr fehlendes Quellvermögen aus und Polyvinylpyrrolidone
werden aufgrund ihrer guten Suspendierbarkeit eingesetzt.
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Als
bioresorbierbare Materialien für medizinische Anwendung
haben in der letzten Zeit vor allen Dingen Trägerstoffe
auf der Basis von Polylactiden (PLA), Polyglycoliden (PGA), Polylactid-co-glycoliden
(PLGA), Polyanhydriden und Polyorthoestern von sich reden gemacht.
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Wirkstoffe,
die in Kombination mit solchen bioresorbierbaren Polymeren an bestimmte
Stellen in einem Körper transportiert werden sollen, können
vielfältiger Natur sein. Dazu gehören z. B. Arzneimittel,
wie Schmerzmittel, Antibiotika, Zytostatika und/oder gerinnungshemmende
Mittel, um einige Arzneimittelgruppen exemplarisch zu nennen.
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Ein
weiteres Anwendungsgebiet findet sich im Bereich der osteoinduktiven
oder chondroinduktiven Wirkstoffe.
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Um
durch einen Unfall oder sonstige Einflüsse geschädigten
Knochen, Knorpel oder allgemein geschädigte Organe zu heilen,
sind im Stand der Technik bereits eine Vielzahl von bioresorbierbaren
Knochenersatzmaterialien zusammen mit unterschiedlichen Therapieansätzen
bekannt geworden, die in der Regel darauf abzielen, die körpereigenen
Heilungsmechanismen zu unterstützen und zu beschleunigen.
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Dabei
sind Trägermaterialien von Bedeutung, die am Ort des geschädigten
Knochens, Knorpels oder Organs implantiert werden, die das Einwandern
von für den Heilungsprozeß benötigten
Zellen ermöglichen und gegebenenfalls auch eine Struktur
vorgeben, welche die Knochen-, Knorpel- oder Organregenerierung oder
den Aufbau derselben erleichtern, und die dann aber nach einer bestimmten
Zeit vom Körper abgebaut, d. h. verstoffwechselt werden.
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Die
Erforschung von Trägermaterialien, einschließlich
der Entwicklung neuer Trägerstoffe oder der Verbesserung
bestehender Systeme, hat auf diesem Gebiet allgemein unter der Bezeichnung
Tissue Engineering Eingang in die Fachwelt gefunden.
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Durch
die
US-A-5,222,987 ist
ein Verbundwerkstoff bekannt geworden, der als Trägermaterial
für eine Knochenneubildung dienen soll. Dieser Verbundwerkstoff
wird als ein flächiges Gebilde bereitgestellt, das zumindest
eine Schicht eines faserähnlichen Vlieses oder Gewebes
aufweist und zumindest eine weitere Schicht einer Zusammensetzung,
die ein Polymer, ein härtbares Harz und einen Initiator
für eine Adhäsionspolymerisation aufweist. Das
so erhaltene Trägermaterial soll als Ersatz für
z. B. metallische Implantate auf der Basis von Tantal, Titan oder
Edelstahl dienen.
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Prothesenimplantate
dieser Art dienen dazu, fehlenden Knochen oder Knochenbereiche zu
ersetzen und Bruchstellen zu stabilisieren. Sie sind selbst nicht
in der Lage, Knochen zu bilden. Der fehlende oder schadhafte Knochenbereich
muß aus eigener Kraft regeneriert werden. Dies erfordert
oft eine zu lange Zeitspanne für die Rekonvaleszenz oder
die Knochenregeneration ist nur begrenzt möglich.
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Die
US-A-4,950,483 offenbart
eine poröse Kollagenmatrix für die Wundheilung,
die aus nicht quervernetzten Kollagenfasern besteht. Diese Wundheilungsmatrix
kann außerdem zur Freisetzung einer synergistischen Kombination
der Wachstumsfaktoren FGF und TGF-β dienen. Dadurch wird
der körpereigene Heilungsprozeß unterstützt
und beschleunigt.
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Davon
ausgehend lag daher der vorliegenden Erfindung die Aufgabe zugrunde,
ein Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystem bereitzustellen,
das vielfältig anwendbar ist, um Arzneimittel oder sonstige
Wirkstoffe in vivo an einen Ort im Organismus zu transportieren,
wo sie gezielt freigesetzt werden können, und das andererseits
im besonderen in der Lage ist, durch Ergänzung einer gezielten
Auswahl eines oder mehrerer Wirkstoff(e) die Knochenbildung in einem
Organismus zu fördern und zu induzieren, wobei es eine
Struktur vorgibt, die für eine definierte Zeitspanne in
den Bereich des Knochendefekts eingesetzt werden kann.
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Gelöst
wird diese Aufgabe durch ein Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystem,
das einen Vliesstoff und ein Kollagen aufweist und das bioresorbierbar
ist. Dabei kann der Vliesstoff als Gerüststoff dienen,
in den das Kollagen eingebaut und/oder an den das Kollagen angelagert
ist.
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Auf
diese Weise entsteht ein flächiges Gebilde, das ein äußerst
effizientes Trägersystem darstellt. Vorzugsweise weist
das Trägersystem und damit das erfindungsgemäße
Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystem zumindest eine poröse
Oberfläche auf. Ein solches System erlaubt das zeitverzögerte
Freisetzen von unterschiedlichsten Arzneimittelwirkstoffen genauso,
wie es bei einer Anwendung im Bereich der Osteogenese das Eindringen
von für das Knochenwachstum benötigten Zellen
aus der Umgebung, in die es implantiert worden ist, ermöglicht
und somit ein Gerüst für die Knochen(neu)bildung
darstellt.
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Besonders
zu erwähnen ist auch die Eignung des erfindungsgemäßen
Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystems als Hämostypticum,
z. B. als lokaler Lieferant von Schmerzmittel, aber auch zur Blutstillung
und Haut(neu)bildung. Bisher sind als solche Hämostyptica
im wesentlichen Kollagen-Vliese verwendet und untersucht worden.
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Wenn
das erfindungsgemäße Transport-, Weitergabe- und/oder
Wirksystem gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
zusätzlich zumindest einen osteoinduktiven oder chondroinduktiven
Wirkstoff aufweist, kann es als ein Wirksystem im Sinne eines das
Knochen- und/oder Knorpelwachstum fördernden Mittels verwendet
werden. Der osteoinduktive oder chondroinduktive Wirkstoff kann
dabei ausgewählt sein aus zumindest einem der Differenzierungs-
und/oder Wachstumsfaktoren der TGF-β-Superfamilie und besonders
bevorzugt ist er ausgewählt aus der Gruppe der Bone Morphogenic
Proteins (BMP), wobei hier besonders die Wachstumsfaktoren BMP-7,
BMP-2 und BMP-4 hervorzuheben sind. Der oder die ausgewählten
osteoinduktiven oder chondroinduktiven Wirkstoffe können
dabei vorzugsweise rekombinant hergestellt sein. Ergänzend kann
das erfindungsgemäße Mittel weiterhin wahlweise
zumindest ein Arzneimittel enthalten, das z. B. ausgewählt
sein kann aus der Gruppe der Schmerzmittel, Antibiotika, Zytostatika,
der gerinnungshemmenden Mittel oder aus Mischungen davon. Dabei
bewährt sich das erfindungsgemäße System
als kombiniertes Transport-, Weitergabe- und Wirksystem und erweist
sich als besonders effektiv, um eine über ein bestimmtes
Zeitintervall verzögerte Wirkstofffreigabe bzw. eine verzögerte
Wirkstoff- wie Arzneimittelfreigabe zu gewährleisten.
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Das
erfindungsgemäße Transport-, Weitergabe- und/oder
Wirksystem kann nicht nur zusätzlich zumindest einen osteoinduktiven
oder chondroinduktiven Wirkstoff aufweisen, es kann auch vorgesehen
sein, eine Vorstufe davon in Form eines genaktiviertes Materials
einzusetzen. Dann wird eine intrazelluläre Proteinsythese
dadurch in Gang gesetzt, daß lokal ein oder mehrere Gene
appliziert werden, wobei hier BMP-2 und BMP-7 codierende Plasmide
ausdrücklich erwähnt werden sollen.
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Das
Kollagen des erfindungsgemäßen Transport-, Weitergabe-
und/oder Wirksystems ist vorzugsweise ausgewählt aus Kollagen
vom Typ I. Außerdem sind als vorteilhafte Kollagene solche
vom Typ II, III, V und XI zu nennen, die alle als sogenannte fibrilläre
Kollagene bekannt sind.
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Der
Vliesstoff des Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystems weist
vorzugsweise Fasern auf, die ausgewählt sind aus Viskose,
Polyester, Polyacrylnitril, gegebenenfalls in Verbindung mit zumindest
einem Superabsorber oder als Kombination von zwei oder mehreren
der genannten Komponenten.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform ist der Vliesstoff ein
Vlies auf der Basis von Viskose- und Polyesterfasern.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform ist der Vliesstoff
ein Vlies auf der Basis von Viskose- und Polyacrylnitrilfasern,
wahlweise in Kombination mit einem Superabsorber.
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Durch
die wahlweise Verwendung eines Superabsorbers weist der genannte
Vliesstoff auf der Basis von Viskose- und Polyacrylnitrilfasern
die Fähigkeit zu einer besonders hohen Flüssigkeitsaufnahme
auf, die gemessen in bezug auf Wasser als Flüssigkeit zumindest
5000 g/qm, bevorzugt auch mehr als 5400 g/qm, beträgt.
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Besonders
bevorzugt ist das erfindungsgemäße Transport-,
Weitergabe- und/oder Wirksystem doppelschichtig aufgebaut und weist
ganz besonders bevorzugt eine Sandwich-Struktur auf. Die Doppelschichtigkeit
erweist sich im Hinblick auf die Knochenhaut als von Bedeutung.
Diese äußerste Schicht des Knochens, die hauptsächlich
Schutz- und Ernährungsfunktion für den Knochen
hat, ist äußerst dünn, dabei gut durchblutet
und mit vielen Nervenendungen versorgt. Es ist außerdem
bekannt, daß eine Knochenfrakturheilung von dieser Knochenhaut
ausgeht. Durch die erfindungsgemäße Doppelschichtigkeit
bzw. Sandwichstruktur wird die eine Seite des Transport-, Weitergabe-
und/oder Wirksystems, die vorzugsweise aus dem Vlies besteht, dieser
Knochenhaut zugewandt, während die andere Seite des doppelschichtigen
Systems, nach außen weist und so eine äußere
Oberfläche zur Abgrenzung und zum Separieren der verschiedenen
Komponenten von der Umgebung einerseits und der Freigabe von dem
oder den Wirkstoffen, wie z. B. dem Knochen- oder Knorpel bildenden
Mittel andererseits, ermöglicht. Das Vlies der so gebildeten
Sandwichstruktur wirkt damit wie eine Membran, als Grenzfläche
bzw. teildurchlässige Barriere, die z. B. zur Abschirmung
von Weichgewebe-Einwuchs dient.
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Die
vorzugsweise auf beiden Seiten des flächigen Vliesgebildes
poröse und damit zumindest teilweise durchlässige
Oberfläche des Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystems
dient einerseits dem Transfer von Zellen zu dem Ort, an dem die
Knochenneubildung erfolgen soll, und andererseits dient sie einer
verzögerten Wirkstofffreigabe, um die Knochenneubildung über
einen längeren Zeitraum zu stimulieren. Sie stellt aber
auch gleichzeitig eine Barriere zwischen den beiden verschiedenen
Geweben, nämlich dem Vliesstoff und dem Knochengewebe dar.
Und da der Vliesstoff -wie weiter oben erwähnt- gleichzeitig
als Trennschicht wirkt, sichert er einen geschützten Ort
für eine ungestörte und damit effiziente Knochenneubildung.
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Wie
gerade schon beschrieben, betrifft die Erfindung daher auch die
Verwendung des Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystems, das
zumindest einen osteoinduktiven oder chondroinduktiven Wirkstoff
aufweist, als Knochen induzierendes Mittel.
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In
Gegenwart des zumindest einem osteoinduktiven oder chondroinduktiven
Wirkstoff kann die die Knochenbildung stimulierende Wirkung des
erfindungsgemäßen Systems gezielt an einem vorherbestimmten Wirkort über
eine vorherbestimmte Zeitspanne eingesetzt werden.
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Die
Erfindung betrifft außerdem ein Verfahren zur Herstellung
des genannten Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystems gemäß einer
seiner erfindungsgemäßen Ausgestaltungen, bei
dem Kollagen aus einem natürlichen Ausgangsmaterial herausgelöst
oder eine Lösung oder Suspension eines handelsüblich
erhältlichen Kollagens hergestellt, das Kollagen durch Änderung
des pH-Werts ausfallen gelassen, auf einem Vliesstoff aufgebracht
und mit diesem zur Bildung eines Trägersystems gefriergetrocknet
wird, wobei sich dabei eine Kapillaren- oder Porenstruktur in dem
Trägersystem ausbildet.
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Dabei
kann die Qualität der sich ausbildenden Porenstruktur durch
die Wahl der Temperatur beim Gefriertrocknen und die Geschwindigkeit
beim Herunterkühlen gesteuert werden. Je schneller die
Temperatur abfällt und je weiter heruntergekühlt
wird, desto gleichmäßigere Poren entstehen. Erfindungsgemäß ist
es bevorzugt, daß zumindest teilweise eine gerichtete Porenstrukturen
gebildet wird. Dabei wird die gerichtete Porenstruktur durch Einstellung
eines definierten Temperaturgradienten erhalten.
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Wenn
das Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystem ein Arzneimittel
oder einen sonstigen Wirkstoff aufweisen soll, wird dem Kollagen
gemäß einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen
Verfahrens vor dem Ausfallen lassen ein solches Arzneimittel oder
ein sonstiger Wirkstoff durch Vermischen zugegeben. Ein Colyophilisieren
entfällt dabei.
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Der
Wirkstoff ist vorzugsweise ausgewählt aus zumindest einem
osteoinduktiven oder chondroinduktiven Wirkstoff, einem Arzneimittel
oder Mischungen davon.
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Eine
weitere Variante ist, daß zunächst das Kollagen
mit dem zumindest einen osteoinduktiven oder chondroinduktiven Wirkstoff
vermischt und aufgebracht und anschließend in einem weiteren
Schritt zumindest ein Arzneimittel auf das Trägersystem
des Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystems aufgebracht wird. Auf
diese Weise kann ein Mehrschichtsystem als Sandwichstruktur erhalten
werden. Es kann aber auch gezielt die Oberfläche ausgewählt
werden, auf der einerseits das mit dem osteoinduktiven oder chondroinduktiven Wirkstoff
vermischte Kollagen aufgebracht wird und andererseits das Arzneimittel,
bei dem es sich bevorzugt um ein Antibiotikum handelt.
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Des
weiteren ist es möglich, daß verschiedenartige
Arzneimittel auf den jeweils unterschiedlichen Oberflächen
des Trägersystems des Transport-, Weitergabe- und/oder
Wirksystems aufgebracht werden. Dann wird eine Arzneimittelspezies
bevorzugt mit dem Kollagen und dem osteoinduktiven oder chondroinduktiven
Wirkstoff vermischt und die andere Arzneimittelspezies, z. B. das
Antibiotikum, auf der anderen Oberfläche aufgebracht. Auf
diese Weise kann eine selektive Entfaltung der Wirksamkeit der verschiedenen
verwendeten Arzneimittel erreicht werden.
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Die
Erfindung betrifft außerdem ein Transport-, Weitergabe-
und/oder Wirksystem, dessen erfindungsgemäße Merkmale
weiter oben bereits dargestellt worden sind, in Form einer aseptischen
Darreichung. In diesem Fall befindet sich das System bzw. Trägersystem
in einem Behälter, der seinerseits mittels eines Kunststofffolienformteils
in Form einer membranartigen Folie abgeschlossen ist. Die Folie
wirkt dabei als Sterilbarriere, so daß das unter sterilen
Bedingungen in den Behälter eingebrachte Transport-, Weitergabe-
und/oder Wirksystem vor schädigenden Außeneinflüssen
in Form von bakteriellen oder sonstigen Verunreinigungen gesichert
ist.
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Gemäß einer
bevorzugten Ausführungsform ist die genannte Folie, die
für den Verschluß des Behälters verwendet
wird, dampfdiffusionsoffen.
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Damit
wird erreicht, daß Feuchtigkeit, z. B. in Form von Wasserdampf,
aus dem Behälter nach außen entweichen kann, ohne
die Sterilität des Innenraums zu gefährden.
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Der
Behälter ist vorzugsweise eine Sichtverpackung, die auch
als Blister bezeichnet wird. Diese Blister-Verpackung kann mit dem
Kunststofffolienformteil in Form einer Verschweißung unter
Ausbildung einer Schweißverpackung verbunden sein. Dann
wird das Kunststofffolienformteil mit den Kanten der für
das Befüllen des Behälters vorgesehenen Öffnung
verschweißt.
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Vorzugsweise
ist das Kunststoffmaterial der membranartigen Folie aus einem Polyolefin,
einer Kombination von Polyolefinen oder einer Kombination von einem
Polyolefin mit einem anderen Polymer ausgebildet. Als besonders
bevorzugtes Kunststoffmaterial ist Polyethylen hoher Dichte (HDPE)
oder Polytetrafluorethylen (PTFE), vorzugsweise expandiertes PTFE
(ePTFE) zu nennen. PTFE-Membranen sind unter der Bezeichnung „Gore-Tex"
bekannt.
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Ganz
besonders bevorzugt ist das Kunststoffmaterial der membranartigen
Folie ausgewählt aus einem PE-Spinnvlies, vorzugsweise
aus einem HDPE-Spinnvlies. Membranfolien aus HDPE sind im Fachhandel in
verschiedener Ausführung unter der Marke „Tyvek"
erhältlich. Tyvek-Folien sind reißfest, durchstoßfest
und von einer hohen Abrasions- sowie Chemikalienbeständigkeit.
Sie werden aus sehr feinen verwobenen Fasern gebildet, die unter
Wärme und Druck verschweißt werden. Allgemein
zeichnen sie sich durch eine leichte Verarbeitbarkeit aus, was dem
vorliegenden Verwendungszweck sehr entgegenkommt. Gegenüber
PTFE-Membranen hat die HDPE-Folie den Vorteil, daß sie
leichter verschweißbar ist. Die Wasserdampffusion der aus PTFE
hergestellten Membranen ist jedoch ausgezeichnet.
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Bevorzugt
enthält das Transport-, Weitergabe- und/oder Wirksystem
bei der aseptischen Darreichung zusätzlich ein Arzneimittel
und/oder einen osteoinduktiven oder chondroinduktiven Wirkstoff.
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Im
folgenden soll die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert werden.
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1. Herstellung einer Kollagen-Lösung
bzw. -Suspension
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Vorzugsweise
wird für die Kollagen-Suspension als Hauptbestandteil Kollagen
I verwendet, das ausgehend von Sehnen gewonnen wird, da diese einen
besonders hohen Anteil von Kollagen I aufweisen. Ersatzweise kann
auch Haut als Ausgangsmaterial für die Kollagengewinnung
verwendet werden.
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Ausgehend
von den Sehnen, (ersatzweise der Haut) eines jungen Rindes werden
die Sehnen (oder wird dessen Hautschicht) gereinigt und gegebenenfalls
von epidermalen Anteilen befreit. Das Ausgangsmaterial wird dann
mit Chloroform/Methanol 1:1 entfettet, in flüssigem Stickstoff
tiefgefroren und in einer Gefriermühle bis zu einer Partikelgröße
von 400–1000 μm gemahlen.
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Als
weitere Alternative werden Rinderknochen für die Herstellung
der Kollagen-Suspension verwendet. Dann wird entsprechend vorgegangen,
wie für die Rindersehnen bzw. -haut beschrieben. Es folgt
allerdings noch ein Demineralisierungsschritt durch Behandlung mit
ca. 0,1 N Salzsäure.
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Die
Sehnen bzw. die Haut- oder Knochenpartikel werden dann im Hochvakuum
bei etwa 0,05 Torr unter Kühlung getrocknet, in einer 4
M wäßrigen Lösung von Guanidiniumchlorid
suspendiert und etwa 12 Stunden lang bei Zimmertemperatur gerührt.
Der danach erhaltene lösliche Anteil enthält das
gewünschte Kollagen, das in einem weiteren Schritt mit
den gewünschten Wirkstoffen versetzt und dann in geeigneter
Weise ausgefällt wird.
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Als
weitere Alternative kann auch ein im Handel erhältliches
Kollagen eingesetzt werden, wie es z. B. unter der Bezeichnung „Vitrogen
100" vertrieben wird.
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Grundsätzlich
wurden alle weiter unten beschriebenen Versuche mit drei Kollagenvarianten
durchgeführt, dem Kollagen tierischen Ursprungs, das wie
gerade beschrieben erhalten worden ist, aus humanem Kollagen und
rekombinant erhaltenem Kollagen.
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2. Herstellung eines Knochenwachstum
induzierenden Mittels
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Die
so hergestellte Kollagen-Lösung wird nun mit einem rekombinant
hergestellten osteoinduktiven Wirkstoff versetzt und als ein solcher
osteoinduktiver Wirkstoff wird BMP-7 verwendet. Des weiteren wird
der Lösung ein Antibiotikum zugesetzt. Die so erhaltene
Lösung bzw. Suspension wird nun auf einen in geeigneter Größe
vorbereiteten Vliesstoff aufgebracht, dessen Fasern aus Viskose
und Polyester bestehen und das als Trockenvlies unter der Bezeichnung „Vilmed
M1550 Basis" von der Freudenberg Vliesstoffe KG in Weinheim, Deutschland,
erhältlich ist. Der Vliesstoff weist eine Dicke von etwa
2,9 mm und ein Gewicht von etwa 150 g/qm auf.
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Die
Menge an aufgetragener Lösung bzw. Suspension von Kollagen
mit Wirkstoffen wird gerade so gewählt, daß sich
nach der anschließenden Gefriertrocknung eine Anlagerung
des mit den Wirkstoffen versetzten Kollagens ergibt, die zur Ausbildung
einer Beschichtung des Vlieses führt. Bei der Gefriertrocknung
entstehen außerdem Poren, deren Größe
und Struktur durch eine gezielte Temperatureinstellung bei der Gefriertrocknung
variiert und eingestellt werden kann. Vorliegend werden ungerichtete,
ungleiche Poren bevorzugt. Die Gefriertrocknung wird deshalb durch
gezielte Einstellung eines Temperaturgradienten bis hin zu –30°C durchgeführt.
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Grundsätzlich
wurden Versuche in einem Intervall von –20°C bis –50°C
durchgeführt.
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Zusätzlich
oder alternativ wird der Kollagenlösung ein osteoinduktiver
Wirkstoff in Form von rekombinant hergestelltem BMP-2 durch Vermischen
mit dem Kollagen zugesetzt.
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Nach
der Gefriertrocknung weist das Vlies eine poröse Struktur
mit einer Beschichtung aus Kollagen, BMP-7 und/oder BMP-2 auf.
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In
einer anderen Versuchsführung wird eine Doppelschicht als
ein Sandwich hergestellt, indem zunächst das Vlies mit
der Kollagenlösung oder -Suspension, die BMP-7 und/oder
BMP-2 aufweist, versetzt und dann gefriergetrocknet wird. Anschließend
wird als weitere Oberfläche ebenfalls aseptisch ein Antibiotikum aufgebracht.
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Ein
weiteres Experiment wurde entsprechend durchgeführt, wie
oben geschildert. Es wurde jedoch als Vliesstoff ein Fasersystem
aus Viskose, Polyacrylnitril und einem Superabsorber gewählt.
Dabei handelt es sich auch um ein Trockenvlies, das unter der Bezeichnung „Vilmed
M66/031" ebenfalls von der Freudenberg Vliesstoffe KG in Weinheim,
Deutschland, erhältlich ist. Dieses Vlies zeichnet sich
durch eine besonders hohe Wasseraufnahmekapazität von mehr
als 5400 g/qm aus. Seine Dicke beträgt etwa 1,2 mm und
das Gewicht 270 g/qm. Die besonders hohe Wasseraufnahmekapazität
ist in der hier vorgesehenen Anwendung besonders bevorzugt.
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Die
vor genannten Experimente wurden wie geschildert durchgeführt,
doch an Stelle des osteoinduktiven Wirkstoffes BMP-7 ein für
die Knorpelbildung verwendeter Wirkstoff in Form von BMP-2 eingesetzt.
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Die
vor genannten Experimente wurden des weiteren wie geschildert durchgeführt,
doch an Stelle des osteoinduktiven Wirkstoffes BMP-7 ein Arzneimittel
in Form der Antibiotika Talcoplanin und Gentamicin eingesetzt. Dabei
wurden ausgehend jeweils von zumindest 10 Gew.-% des Antibiotikums
diverse Feldversuche durchgeführt, von denen die besten
Ergebnisse in der untenstehenden Tabelle angegeben sind.
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Aseptische Darreichung in
einer Blisterverpackung
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Das
gemäß einer der zuvor beschriebenen Varianten
hergestellte Knochen- bzw.
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Knorpelwachstum
fordernde Mittel wurde für den Gebrauch unter sterilen
Bedingungen in eine Blisterverpackung eingebracht und dann die Öffnung
des Blisters mit einer membranartigen Folie bedeckt, wobei die Kanten
bzw. Ränder des Blisters mit der Folie verschweißt
wurden. Als membranartige Folie wurde zum einen eine HDPE-Folie
verwendet, die unter dem Markennamen Tyvek erhältlich ist
und zum anderen eine aus PTFE bestehende Folie in Form einer Gore-Tex
Membran.
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Damit
eine sterile Zusammensetzung erhalten wird, muß das gesamte
Herstellungsverfahren unter aseptischen Bedingungen durchgeführt
werden, wobei die einzelnen zugesetzten Bestandteile, soweit möglich,
vorab steril gefiltert werden.
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In
der beschriebenen Weise werden erfindungsgemäße
Zusammensetzungen aus den folgenden Bestandteilen erhalten: Tabelle 1
Nr. | Kollagenmatrix | Zusatz | weitere
Zusätze |
1 | 5
mg Kollagen, aus Rindersehnen | 2
mg Teicoplanin | 0,01
mg rekombinantes BMP-7 |
2 | 5
mg Kollagen, aus Rindersehnen | 10
Gew.-% Gentamycin, bezogen auf Kollagen | 2
mg rekombinantes BMP-7 |
3 | 5
mg Kollagen, recomb. hergestellt | 2
mg Teicoplanin | |
4 | 5
mg Kollagen, aus Rindersehnen | 2
mg Teicoplanin | |
5 | 5
mg Kollagen, humanen Ursprungs | 2
mg Teicoplanin | |
4 | 5
mg Kollagen, humanen Ursprungs | 2
mg Teicoplanin | 0,01
mg rekombinantes BMP-7 |
6 | 100
mg Kollagen, aus Rindersehnen | 10
Gew.-% Gentamycin, bezogen auf Kollagen | |
7 | 100
mg Kollagen, aus Rindersehnen | 10
Gew.-% Gentamycin, bezogen auf Kollagen | 0,01
mg rekombinantes BMP-7 |
6 | 100
mg Kollagen, humanen Ursprungs | 40
mg Teicoplanin | |
7 | 100
mg Kollagen, recombinant hergestellt | 10
Gew.-% Gentamycin, bezogen auf Kollagen | 2
mg rekombinantes BMP-7 und BMP-2 |
8 | 100
mg Kollagen, recombinant hergestellt | 10
Gew.-% Gentamycin, bezogen auf Kollagen | 0,01
mg rekombinantes BMP-7 |
9 | 100
mg Kollagen, recombinant hergestellt | 40
mg Teicoplanin | |
10 | 100
mg Kollagen, aus Rindersehnen | 40
mg Teicoplanin | |
11 | 100
mg Kollagen, aus Rindersehnen | 40
mg Teicoplanin | 0,01
mg humanes BMP-2 |
12 | 100
mg Kollagen, recombinant hergestellt | 40
mg Teicoplanin | 2
mg humanes BMP-2 |
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In
Tierversuchen hat sich bei allen Proben unter Verwendung der rekombinant
hergestellten Wachstumsfaktoren BMP-7 und BMP-2 sowie bei den Wachstumsfaktoren
humanen Ursprungs nach ca. 5 Tagen eine deutlich sichtbare Osteogenese
mit erster Vaskularisation gezeigt.
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Durch
die Verwendung der beiden Antibiotika Teicoplanin und Gentamycin
konnte eine deutliche Reduktion Implantat-assoziierter Infektionen
erreicht werden, ob mit oder ohne zusätzlicher Verwendung
von Wachstumsfaktoren.
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Dabei
wurden nach ca. 6 Wochen in bezug auf das Bakterienwachstum Kontrolluntersuchungen durchgeführt,
die das positive Ergebnis der ersten Tage bestätigten.
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Das
erfindungsgemäße Transport-, Weitergabe- und/oder
Wirksystem eignet sich zur Applikation für alle Arten von
Wunden, d. h. sowohl solchen, die operativ erzeugt worden sind,
als auch solchen, die durch eine Erkrankung bedingt sind. Als Beispiele
für bevorzugte Anwendungen sollen hier noch der diabetische
Fuß und offene Wunden aller Art, die durch Mangeldurchblutung
entstehen, genannt werden.
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Das
erfindungsgemäße Transport-, Weitergabe- und/oder
Wirksystem kann z. B. auch auf blutenden Leberwunden verwendet werden
und ist durch das erfindungsgemäß vorgesehene
Vlies, z. B. in Kombination mit einem Superabsorber, für
diese Applikation besonders geeignet.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- - US 5222987
A [0010]
- - US 4950483 A [0012]