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Gebiet der Erfindung
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Verklebung von wenigstens zwei Schichten von flächigen Materialien, für dekorkaschierte Innenausstattungsteile in Kraftfahrzeugen.
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Stand der Technik
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Insbesondere Innenausstattungsteile von Kraftfahrzeugen werden üblicherweise als Aufeinanderfolge miteinander flächig verklebter Schichten dargestellt, wobei jede einzelne Schicht innerhalb des Verbunds eine bestimmte Aufgabe erfüllt. So ist es üblich, auf einen im Wesentlichen starren Dekorträger eine oder mehrere die Haptik beeinflussende Zwischenschichten aufzubringen und diesen Verbund aus Dekorträger und Zwischenschicht(en) mit einem Dekormaterial zu überziehen, welches die für den Fahrzeuginsassen sichtbare Oberfläche ausbildet.
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Als Materialien für die Zwischenschichten sind vor allem Schaumstoffe, Abstandsgewirke, Vliese oder dergleichen sowie alle denkbaren Kombinationen hiervon üblich. Als Dekormaterialien wiederum sind in Fahrzeuginnenausstattungsteilen vor allem Leder oder lederähnliche Materialien, PVC, Planware oder Textilien üblich.
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Wie bereits eingangs erwähnt, werden die einzelnen Schichten üblicherweise vollflächig miteinander verklebt, um einen innigen und nicht lösbaren Verbund der einzelnen Schichten herzustellen. Dabei muss der Hersteller derartiger Innenausstattungsteile von Kraftfahrzeugen berücksichtigen, dass der Verbund dauerhaft beständig ist und auch Temperaturwechselbeanspruchungen zwischen –50°C und +140°C sowie unterschiedlichen und intensiven Lichteinstrahlungen widerstehen muss. Nur hierdurch werden ein gleich bleibendes Erscheinungsbild und eine gleich bleibende Sicherheit des Fahrzeuginnenausstattungsteils, insbesondere bei darunter angeordnetem Airbagmodul, gewährleistet.
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Nach DIN EN 923 wird ein Klebstoff als „nicht metallischer Werkstoff, der Fügeteile durch Flächenhaftung (Adhäsion) und innere Festigkeit (Kohäsion) verbinden kann” definiert. Flächige Materialien insbesondere für dekorkaschierte Innenausstattungsteile in Kraftfahrzeugen werden mit chemisch härtenden Klebstoffen, auch Reaktionsklebstoffe genannt, miteinander verbunden, wobei die einzelnen chemischen Bausteine für den Klebstoff im richtigen Verhältnis in die Klebefuge eingebracht werden. Die Verfestigung erfolgt danach durch eine chemische Reaktion der Bausteine miteinander.
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Es hat sich in den letzten Jahren die Verwendung von so genannten Zweikomponenten(2K)-Klebstoffen (2K-Dispersionen) durchgesetzt, welche prinzipiell aus zwei voneinander getrennten Bestandteilen bestehen. Diese Bestandteile werden auch A-Teil und B-Teil oder Binder und Härter genannt. Beide Bestandteile müssen vor der Applikation im korrekten Verhältnis intensiv miteinander vermischt werden. Durch das Mischen startet die chemische Reaktion zwischen den zuvor separat vorliegenden Bausteinen zum Klebstoffpolymer. Dies bedingt, dass 2K-Klebstoffe nur innerhalb der so genannten Topfzeit verarbeitbar sind. Durch die fortschreitende Reaktion wird die angemischte Masse immer zäher und fester und kann schließlich nach Überschreiten der Verarbeitungszeit, d. h. die zu verbindenden Oberflächen nicht mehr benetzen.
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Nach dem Aufbringen des Klebstoffs auf die zu beschichtende Oberfläche des flächigen Materials folgt die Abbindezeit, in der sich die Endfestigkeit der Verklebung aufbaut.
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Bei so genannten Ein-Komponenten-Klebstoffen (1K-Klebstoffen) wiederum wird eine schon gebrauchsfertig vorliegende Klebemasse auf die zu beschichtende Oberfläche aufgebracht. Der Klebstoff härtet dann durch Veränderung der Umgebungsbedingungen aus. Dies können beispielsweise Temperaturerhöhungen, ein Zutritt von Luftfeuchtigkeit, der Ausschluss von Luftsauerstoff oder der Kontakt mit einer Substratoberfläche sein. Aus chemischer Sicht handelt es sich bei dem 1K-Klebsstoff (1K-Dispersion) jedoch auch um einen 2K-Klebstoff, da für die Aushärtung ebenfalls eine zweite Komponente benötigt wird.
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Gemäß dem in der Praxis häufig angewandten Verfahren zur Herstellung eines dekorkaschierten Innenausstattungsteils wird in einem ersten Schritt ein so genannten Nähkleid, bestehend aus dem Dekormaterial und einem Abstandsgewirke hergestellt. Auf die gegenüberliegenden Oberflächen des Dekormaterials und des Abstandsgewirkes wird jeweils eine 2K-Dispersion mittels Sprühauftragen aufgebracht. Nach einer Trocknung der 2K-Dispersion erfolgt die Kaschierung des Abstandsgewirkes mit dem Dekormaterial. In einem weiteren Schritt wird vorzugsweise die gleiche Zweikomponenten-Dispersion auch auf den Dekorträger und die noch nicht beschichtete Oberfläche des Abstandsgewirkes aufgebracht. Auch hier erfolgt die Kaschierung nach einer vorhergehenden Antrocknung der 2K-Dispersion.
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Hierbei ist nachteilig, dass sämtliche Kaschierungen innerhalb einer Verarbeitungszeit von üblicherweise vier Stunden durchgeführt werden müssen. Das Zeitfenster zur Herstellung derartiger dekorkaschierter Innenausstattungsteile ist daher ausgesprochen klein. Auch verbietet sich hierdurch weitestgehend jede Lagerhaltung bereits vorbeschichteter flächiger Materialien.
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Die
DE 198 15 115 C2 beschreibt darauf aufbauend ein lederkaschiertes Innenausstattungsteil sowie ein Verfahren zur Verklebung einer Echtlederschicht mit einem Substrat, bei dem ein wärmeaktivierbarer Schmelzkleber mittels eines Trägers in die Klebefuge eingebracht wird. Es liegt hierbei ein separater Werkstoff mit integriertem Klebstoff vor, der nicht direkt mit den zu verbindenden Materialien im Kontakt steht. Dieser Klebstoff wird gemäß der
DE 198 15 115 C2 als Feststoff auf den Träger appliziert und das Trägermaterial wird zwischen die zu verbindenden Materialien gelegt und zu einer Vorfixierung bei einer niedrigen Temperatur aufgeschmolzen. Zwar wird hierdurch ein Verfahren zur Verfügung gestellt, das die Probleme, die mit einer kurzen Verarbeitungszeit bei Verwendung von 2K-Dispersionen vorliegen, umgeht, der Verbund muss jedoch bei höherem Materialeinsatz bei hohen Temperatur von zwischen 120 und 130°C über mehrere Stunden getempert werden, um eine vollständige Aktivierung des Klebstoffs zu bewirken.
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Die
DE 103 15043 A1 wiederum beschreibt ein Verfahren zur Herstellung eines Innenverkleidungsteils, bei dem ein handelsüblicher 2K-Klebstoff auf Basis von Polyol und Isocyanat aufgebracht wird. Auf diese Klebstoffschicht, die auch in der Form eines Klebefilms aufgetragen werden kann, wird eine Schutzschicht aus Glasfasern oder ähnlichen Werkstoffen aufgebracht, wobei die Schutzschicht offen sein muss, damit ein anschließend aufgetragener Katalysator beim Thermoformen und durch die dadurch eingetragene Wärme bedingt in die Klebstoffschicht hineinwandert und die Härtung des 2K-Klebstoffs beschleunigt.
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Diesen Ansätzen gemäß dem Stand der Technik ist jedoch gemein, dass sie nicht in der Lage sind, ohne zusätzliche Anstrengungen und zusätzlichen Materialaufwand die Lagerfähigkeit vorbeschichteter flächiger Materialien zu ermöglichen und das Zeitfenster für die Kaschierung insbesondere von Innenausstattungsteilen für Kraftfahrzeuge gegenüber den bisher üblichen wenigen Stunden deutlich zu vergrößern.
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Die
EP 0 922 720 A1 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung und Verwendung von lagerstabilen latentreaktiven Schichten oder Pulvern aus oberflächendesaktivierten festen Polyisozyanaten und Dispersionspolymeren mit funktionellen Gruppen. Wässrige Dispersionen, Suspensionen oder Lösungen werden in geeigneter Form auf ein Substrat appliziert, anschließend wird das Wasser bei einer Temperatur unterhalb der Reaktionstemperatur der Isozyanate entfernt, wobei dies oberhalb der Erreichungstemperatur der Polymere erfolgen kann. Es entstehen bei Raumtemperatur im Wesentlichen wasserfreie trockene Schichten, die bei Temperaturen unterhalb der Reaktionstemperatur der Polyisozyanate mit den Polymeren lagerstabil sind und reaktionsfähig bleiben.
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Die
DE 102 10 477 A1 beschreibt ein Verfahren zum Herstellen von flächigen Formteilen, bei dem eine wässrige Klebstoff-Dispersion auf zumindest eine Grenzfläche zweier zu verbindender Formteile aufgebracht wird. Diese wässrige Klebstoffdispersion wird dann mit Hilfe elektromagnetischer Strahlung schonend getrocknet. Derartige beschichtete Formteile können zwischengelagert werden und anschließend kann die Klebstoffschicht aktiviert werden, so dass die Formteile gegebenenfalls unter Verpressen gefügt werden können.
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Die
DE 103 53 953 A1 offenbart Kaschierklebstoffe, enthaltend Polyurethan und Epoxidharz, und beschreibt insbesondere Verfahren zu deren Herstellung.
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Die
DE 21 312 56 A1 beschreibt ein Verfahren zum Verbinden zweier Werkstücke mittels eines aushärtbaren Zweikomponentenklebers. Die Zweikomponentenverklebung erfolgt dabei ohne vorherige Vermischung der Komponenten miteinander. Eine bestimmte Menge einer ersten Kleberkomponenten wird auf ein erstes Werkstück und eine bestimmte Menge einer zweiten Kleberkomponenten wird auf ein zweites Werkstück aufgebracht, die Vermischung der beiden Kleberkomponenten erfolgt dann durch die gegenseitige Kontaktierung der mit den jeweiligen Komponenten beschichteten Werkstücke.
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Die
DD 205 180 A1 beschreibt ebenfalls ein Verfahren zur Herstellung von Klebverbindungen, bei dem ein getrenntes Auftragen der Einzelkomponenten von zwei Komponenten-Reaktionsklebstoffen auf die jeweiligen Fügepartner und eine Vermischung der Komponenten nach dem Fügen in der Kelebefuge erfolgt. Diese Vermischung wird dadurch erreicht, dass einer Härterkomponente Füllstoffe bestimmter Art, Menge und Korngröße bzw. Korngrößenverteilung zugesetzt werden. Die Vermischung erfolgt insbesondere durch Einwirkung mechanischer Schwingungen auf die Klebefuge.
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Die
EP 0 721 837 A1 schließlich beschreibt ein Verfahren zur Verbindung eines Sitzbezugs auf ein Schaumkissen unter Verwendung eines Aktivators für eine beschleunigte Verklebung. Als Klebstoff wird ein Hotmelt verwendet, der auf die konturierte Oberfläche eines Sitzkissens aufgebracht wird und vor dessen Verwendung mittels Aufbringung einer erhöhten Temperatur aktiviert wird.
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Aufgabe der Erfindung
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Es war daher eine Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren anzugeben, mittels dessen flächige Materialien, bestehend aus wenigstens zwei Schichten, zuverlässig und dauerhaft miteinander verklebt werden können und die Verarbeitungszeit gegenüber bisher bekannten 2K-Dispersionen deutlich erhöht werden kann.
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Diese Aufgabe wird mit dem Verfahren gemäß Anspruch 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungsformen der Erfindung finden sich in den abhängigen Ansprüchen.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Gemäß der Erfindung wird ein Verfahren zur Verfügung gestellt, bei dem durch Einbringen einer Binder-Komponente aus einer üblichen 2K-Dispersion (so genannte A-Komponente), welche einen thermoplastischen Anteil enthält, eine Vernetzung der A-Komponente mit der 1K-Dispersion eintritt und eine Lagerung auch bei erhöhten Temperaturen für eine lange Zeitdauer von mehreren Monaten möglich wird. Anders als bei herkömmlichen Verfahren wird dabei die Beschichtung nur noch auf eine von zwei sich gegenüberliegenden Oberflächen zweier zu verbindender flächiger Materialien aufgebracht und getrocknet. Anschließend wird die Binder-Komponente (A-Komponente) einer üblichen 2K-Dispersion aufgebracht und nach nochmaliger Trocknung ein Zustand erreicht, bei dem eine Reaktion der A-Komponente mit der 1K-Dispersion ohne Aktivierung nicht eintritt. Somit wird die Verarbeitungszeit gegenüber herkömmlichen 2K-Dispersionen deutlich verlängert und das beschichtete flächige Material kann gegebenenfalls zwischengelagert werden.
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Das erfindungsgemäße Klebstoff-System kann hierdurch auch auf flexible Materialien, gegebenenfalls auch auf flexible Materialien mit ausgeprägt dreidimensionaler Gestalt aufgebracht werden. Der erfindungsgemäße Effekt wird ohne das Erfordernis der Verwendung eines Kleberträgermaterials oder eines Katalysators erzielt. Darüber hinaus kann die Beschichtung durch Aufsprühen der einzelnen Komponenten erfolgen. Insgesamt kann hierdurch ein nahezu konturunabhängiger und flexibler Auftrag des Klebesystems verwirklicht werden.
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Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens enthält die 1K-Dispersion ein langkettiges Polyol mit einem PH-Wert ≤ 7 als Diphenylmethandiisocyanat(TDI oder Carbodiinid)-Härterkomponente. Ganz besonders bevorzugt besteht die 1K-Dispersion dabei im Wesentlichen aus Polyol mit darin verteilt angeordnetem, mikroverkapseltem festem Isocyanat. Eine derartige lagerstabile Dispersion sowie ein Verfahren zu deren Herstellung ist beispielsweise in der
WO 00/37526 eingehend geschildert.
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Die lagerstabile Dispersion oder Lösung enthält wenigstens ein festes oberflächendesaktiviertes Polyisocyanat und wenigstens ein isocyanatreaktive Gruppen enthaltendes Polymer. Die minimale Filmbildungstemperatur der Dispersion oder Lösung wird dabei so eingestellt werden, dass nach Entweichen eines überwiegenden Teils des Lösungs- oder Dispersionsmittels und der Ausbildung eines geschlossenen Films eine Reaktion zwischen den Isocyanatgruppen des festen, oberflächendesaktivierten Polyisocyanat und der isocyanatreaktiven Gruppen des Polymers auslösbar ist. Der Begriff „lagerstabil”, wie er hierin verwendet wird, bedeutet Zustände, bei denen die reaktiven Gruppen beider Komponenten im Wesentlichen nicht miteinander reagieren und somit unverändert bleiben bzw. ihre Vernetzungsfähigkeit beibehalten, solange sie in wässriger Dispersion oder Lösung vorliegen.
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Die Vernetzung setzt vielmehr nach einem Verdunsten des überwiegenden Teils des Wassers ein. Wenn die Dispersion oder Lösung als Schicht appliziert wird, wie dies im erfindungsgemäßen Sinne erfolgt, bedeutet dies, dass der überwiegende Teil des Wassers entfernt ist, wenn sich nach einer erfolgten Trocknung ein geschlossener Film gebildet hat. Nach der Entfernung des überwiegenden Teils des Wassers bzw. nach Ausbildung eines geschlossenen Films setzt der Lösevorgang ein und die kompakte Desaktivierungsschicht wird zerstört, womit die Isocyanatgruppen für eine Reaktion mit den reaktiven Gruppen des Polymeren zugänglich werden.
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Bei der Kaschierung von insbesondere Dekorträgern mit ein- oder mehrschichtigen Dekormaterialien für Innenverkleidungsteile von Kraftfahrzeugen wird dabei der Umstand genutzt, dass die Anfangsfestigkeit bei der Kaschierung durch die applizierte A-Komponente erfolgt, die Vernetzung zur Ausbildung einer dauerhaften Verklebung zweier miteinander zu verbindender flächiger Materialien dagegen aus der 1K-Dispersion gestartet wird.
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Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens enthält die Binder-Komponente (A-Komponente) ein basisches, kurzkettiges und nicht vernetztes Polyol. Ebenso bevorzugt wird, wenn die Binder-Komponente wenigstens 40% Feststoff enthält. Derartige Binder-Komponenten sind beispielsweise als kurzkettiges nicht vernetztes Polyol mit einem pH-Wert von 7 bis 8 hinlänglich als A-Komponente einer aus einer A-Komponente und einer B-Komponente bestehenden 2K-Dispersion bekannt. Die Erfindung ersetzt somit die B-Komponente einer üblichen 2K-Dispersion durch die oben beschriebene 1K-Dispersion und bildet somit ein neues 2K-System zur Bildung eines Klebeverbunds zwischen zwei miteinander zu verbindenden flächigen Materialien aus.
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Hierdurch wird ein Verfahren zur Verfügung gestellt, das durch Verwendung dieser neuen Kombination von Klebstoff-Bestandteilen die mit üblichen 2K-Klebstoffsystemen verbundenen Nachteile überwindet und bei geeigneter Abstimmung der jeweiligen Bestandteilanteile aufeinander einen dauerhaften Verbund unter Einsatz von bereits auf dem Markt erhältlichen Bestandteilen ermöglicht.
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In einer bevorzugten Ausgestaltungsform der Erfindung wird die Beschichtung, bestehend aus der oben erläuterten 1K-Dispersion, vor der Aufbringung der Binder-Komponente und nach der Trocknung gelagert. Hierbei ist die Filmbildung zumindest auf der Oberfläche der Beschichtung soweit abgeschlossen, dass die Binder-Komponente sich nicht frei mit der 1K-Dispersion vermischt. Es wird eine deutlich höhere Verarbeitungszeit des Verbunds aus Beschichtung und Härter-Komponente erzielt. Durch diese Filmbildung wird die Verarbeitungszeit des Verbunds von einem Zeitraum von etwa 1 bis 2 Wochen auf einen Zeitraum von wenigstens zwischen 5 und 6 Monaten verlängert.
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In einer weiteren bevorzugten Ausgestaltungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens wird der Verbund aus Beschichtung und Binder-Komponente vor der Verbindung der beschichteten ersten und der unbeschichteten zweiten Oberfläche getrocknet, vorzugsweise getrocknet und gelagert. Ganz besonders bevorzugt wird ein Verfahren, bei dem sowohl vor der Aufbringung der Binder-Komponente auf die Beschichtung eine Trocknung der Beschichtung erfolgt ist und nach dem Auftrag der Binder-Komponente eine weitere Trocknung erfolgt. Somit wird ein Verbund aus 1K-Dispersion und Binder-Komponente zur Verfügung gestellt, der sich nach der Aufbringung auf das flächige Material besonders lang bis zu einer weiteren Verarbeitung lagern lässt. In diesem Fall kann auch eine Lagerung in Stapeln oder aufgerollt in Rollen erfolgen.
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Hierdurch wird ein Verfahren zur Verfügung gestellt, das sich besonders für die Beschichtung großer Flächen, beispielsweise von Endlosmaterialien, eignet. Dabei besteht für den Hersteller der besondere Vorteil einer reduzierten Lagerbedarfs und gleichzeitig einer höheren Flexibilität bezüglich der möglichen Lagerdauer.
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Es wird besonders bevorzugt, wenn der Verbund eine Verarbeitungszeit von wenigstens 5 Monaten, vorzugsweise von mehr als 6 Monaten bei einer Lagerung bei Temperaturen von bis zu 120°C besitzt. Somit entfällt die Notwendigkeit einer sofortigen Weiterverarbeitung einmal beschichteter flächiger Materialien und eine Aufbewahrung einmal beschichteter flächiger Materialien in klimatisierter Umgebung ist ebenfalls nicht erforderlich.
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Das erfindungsgemäße Verfahren dient besonders vorteilhaft zum Verbinden von wenigstens drei Schichten (ganz besonders bevorzugt von einem Dekorträger mit einem Dekormaterial und zwischen diesen angeordnete Haptikschicht). Dabei wird die Beschichtung jeweils auf maximal eine Seite jeder Schicht aufgetragen. In einem Innenausstattungsteil für ein Kraftfahrzeug, das beispielsweise aus einem Trägermaterial, einem darüber angeordnetem Abstandsgewirke und einem abschließenden Dekormaterial bestehen kann, wäre dies beispielsweise dann verwirklicht, wenn der Verbund auf 1K-Dispersionbeschichtung und Binder-Komponente auf der dem Abstandsgewirke zugewandten Seite des Dekorträgers und auf der dem Dekormaterial zugewandten Seite des Abstandsgewirkes aufgetragen wird.
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Hierdurch wird eine optimale Vereinfachung des Kleberauftrags erreicht und eine Verpressung der einzelnen Schichten zu einem Verbund erfolgt entweder in Aufeinanderfolge der Verbindung mit jeweils einer weiteren Schicht oder zusammen durch gemeinsames Einbringen der drei Schichten in ein Presswerkzeug. In jedem Fall aber wird das Verfahren durch die nur einseitige Beschichtung in optimaler Weise vereinfacht.
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Der Auftrag der Beschichtung kann in jeder dem Fachmann geläufigen Weise erfolgen. Ein gleichmäßiger Auftrag der Beschichtung kann beispielsweise mittels Rollenauftrag erfolgen. Bevorzugt wird jedoch ein Verfahren, bei dem die Beschichtung auf das flächige Material aufgesprüht wird. Ebenso bevorzugt wird, wenn die Binder-Komponente durch Aufsprühen auf die Beschichtung aufgetragen wird. Besonders bevorzugt wird ein Verfahren, bei dem sowohl die Beschichtung als auch die Binder-Komponente mittels Aufsprühen auf die zu beschichtende Oberfläche des flächigen Materials aufgetragen werden. Hierdurch wird ein Verfahren zur Verfügung gestellt, bei dem der Auftrag einer oder beider Schichten des Verbunds besonders gut und präzise steuerbar erfolgen kann und überdies ein Auftrag auch auf bereits vorgeformte Materialien mit ausgeprägter dreidimensionaler Struktur erfolgen kann. Weiter bevorzugt wird ein Verfahren, bei dem die 1K-Beschichtung die Binderkomponente enthält und mittels Aufsprühen auf die zu beschichtende Oberfläche aufgebracht wird.
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So wird beispielsweise ein Verfahren besonders bevorzugt, bei dem ein bereits vorgefertigtes Nähkleid aus Leder oder einem lederähnlichen Material der Beschichtung unterzogen wird. Ebenso können spritzgegossene Dekorträgermaterialien mit komplexer Oberflächengeometrie gleichmäßig und vollflächig mit der 1K-Dispersion und gegebenenfalls auch mit der Binder-Komponente beschichtet werden. Hierdurch wird die Flexibilität des Verfahrensablaufs besonders vorteilhaft erhöht.
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Das Dekormaterial zur Verwendung im erfindungsgemäßen Verfahren ist besonders bevorzugt ein Leder oder ein lederähnliches Material, PVC, Planware oder eine Textilie. Prinzipiell bestehen keinerlei Beschränkungen bei der Verwendung von Dekormaterialien im Erfindungsgemäßen Verfahren, sofern eine chemische Wechselwirkung mit der Beschichtung sicher unterbunden werden kann. Eine derartige Wechselwirkung kann selbstverständlich auch durch Einbringen einer geeigneten Zwischenschicht zwischen Dekormaterial und Beschichtung bewirkt werden.
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Die Haptikschicht innerhalb des Verbunds aus flächigen Materialien, der durch Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens hergestellt werden soll, besteht vorzugsweise aus einem Abstandsgewirke, wenigstens einem Vlies, wenigstens einer Schaumstoffschicht oder einer beliebigen Kombination von zwei oder mehreren der oben genannten Schichten. Hierdurch kann eine nahezu beliebige Vielfalt haptischer Eigenschaften eingestellt werden und ein dauerhafter Verbund dieser Materialien ist bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens regelmäßig sichergestellt.
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Kurze Beschreibung der Zeichnungen
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Die Erfindung wird im Anschluss unter Bezugnahme auf einige Zeichnungen näher erläutert, wobei diese zeichnerischen Darstellungen besonders bevorzugter Ausführungsformen der Erfindung lediglich zu illustratorischen Zwecken angegeben sind und keinesfalls zur Beschränkung des Schutzbereichs der Erfindung, der in den anhängenden Ansprüchen definiert ist, herangezogen werden können.
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1 zeigt, eine schematische Darstellung des Ablaufs eines Verfahrens gemäß dem Stand der Technik,
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2 zeigt, eine schematische Darstellung des Ablaufs eines Verfahrens gemäß einer Ausführungsform der Erfindung, und
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3 zeigt eine schematische Querschnittsansicht eines durch Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens beschichteten flächigen Materials.
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Wege zur Ausführung der Erfindung
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In 1 wird ein Verfahren zur Herstellung eines Dekorverbunds 1, bestehend aus einem Dekorträger 2, einem Dekormaterial 3 sowie zwischen dem Dekorträger 2 und dem Dekormaterial 3 angeordneter Zwischenschicht 4 gemäß dem Stand der Technik dargestellt. Das Verfahren gemäß dem Stand der Technik wird als Abfolge von Schritten A bis G dargestellt, wobei im Schritt A ein unbeschichtetes Abstandsgewirke als Zwischenschicht 4 unterhalb eines unbeschichteten Dekormaterials 3 angeordnet ist. In Schritt B werden die einander gegenüberliegenden Oberflächen von Dekormaterial 3 und Zwischenschicht 4 jeweils mit einer Zweikomponenten-Dispersion bestrichen. Im nachfolgenden Schritt C erfolgt eine Trocknung beider nicht miteinander verbundener und beschichteter Schichten 2, 3, gefolgt von einer Kaschierung im Schritt D. Die Kaschierung erfolgt üblicherweise in einem geeigneten Presswerkzeug und unter Aufbringung von Druck und gegebenenfalls Wärme. Anschließend wird der kaschierte Verbund aus Schritt D, insbesondere diejenige Oberfläche der Zwischenschicht 4, die dem Dekormaterial 3 abgewandt ist, wiederum mit einer 2K-Dispersion bestrichen. Gleiches erfolgt auf einer Oberfläche eines Dekorträgers 2. Im Schritt F erfolgt eine nochmalige Trocknung der aufgebrachten Beschichtungen aus 2K-Dispersionen 5. Im abschließenden Schritt G werden der Dekorträger 2 sowie der Verbund aus Zwischenschicht 4 und Dekormaterial 3 zu einem Innenausstattungsteil eines Kraftfahrzeugs verpresst.
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In 2 ist ein Verfahren gemäß einer Ausführungsform der Erfindung als Abfolge von Schritten a bis e dargestellt. Unterhalb eines Dekormaterials 3 ist ein Abstandsgewirke als Zwischenschicht 4 angeordnet. Auf der dem Dekormaterial 3 zugewandten Oberfläche der Zwischenschicht 4 wird eine 1K-Dispersion 6 zusammen mit der Binder-Komponente und dem verkapselten Isocyanat-Härter 7 aufgetragen. In Schritt b erfolgt eine Kaschierung von Dekormaterial 3 und Zwischenschicht 4. Zwischen dem Schritt a und dem Schritt b kann gegebenenfalls eine Lagerzeit von mehreren Monaten vorgesehen sein. Im Schritt c wird die Oberfläche des Dekorträgers 2, die dem Verbund aus Schritt b gegenüberliegt, ebenfalls mit einer 1K-Dispersion und anschließend mit der Binder-Komponente besprüht. Die Oberfläche des Verbunds aus Dekormaterial 3 und Zwischenschicht 4, die dem Dekorträger 2 gegenüberliegt, bleibt dagegen unbeschichtet. Im Schritt d erfolgt eine Trocknung der Beschichtung 6, 7 auf dem Dekorträger 2 und gegebenenfalls eine Lagerung bis zur endgültigen Kaschierung von Dekorträger 2, Dekormaterial 3 und Zwischenschicht 4 im Schritt e.
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In 3 ist eine Querschnittsansicht eines Dekormaterials 3 gezeigt, das unter Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens in einem ersten Schritt mit einer 1K-Dispersion 6 beschichtet wurde und bei dem nach erfolgter Trocknung der Schicht aus 1K-Dispersion 6 ein Auftrag der Binder-Komponente 7 erfolgt ist. In der hier dargestellten Ausführungsform ist auch die Schicht aus Binder-Komponente 7 weitestgehend getrocknet worden. Somit erfolgt nur eine sehr schwache Reaktion beider Feststoffe 6, 7 und das dargestellte beschichtete Dekormaterial 3 kann auf Rollen aufgewickelt bei Temperaturen bis zu 120°C für 6 Monate gelagert werden, bevor es mit einem (nicht gezeigten) Dekorträger oder einem (nicht gezeigten) Abstandsgewirke verklebt wird.
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In 4 ist eine weitere Querschnittsansicht eines Dekormaterials 3 gezeigt, das unter Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens in einem ersten Schritt mit einer 1K-Dispersion 6 beschichtet wurde und bei in einem zweiten Schritt die Beschichtung 6 einen Auftrag der Binder-Komponente 7 erfolgt. Durch die anschließende Trocknung diffundiert die Binder-Komponente 7 in die Beschichtung 6.